Viel Lärm um ... Nichts? von abgemeldet (Eifersüchteleien nach einem Shakespeare Stück) ================================================================================ Kapitel 5: Romeo und Julia -------------------------- Final Chapter 5. Kapitel Romeo und Julia Die Wochen der Proben waren nun endlich vorbei. Jetzt war der Tag angebrochen, an dem das Theaterstück Romeo und Julia aufgeführt werden sollte. Elaine stresste ein wenig, sie hatte Johan noch einmal über Nacht bei sich gelassen um mit ihm den Plan ein weiteres Mal durchzugehen. „Beruhige dich Elaine! Wir kommen noch zu spät wenn du so weiter machst! Zieh deine Schuhe an und komm!“, bat Johan wobei er die Tür öffnete und Elaine hinausschob. Sie konnte nichts gegen ihre aufgebrachten Gefühle tun. In wenigen Momente würde es sich entscheiden ob Manjoume die Chance bekam sich Juudai gefügig zu machen, ihm einen Kuss zu rauben, ihm seine Liebe zu gestehen oder worauf ihr Schwarm auch immer aus war, die Chance hatte seine Absichten durchzuführen oder nicht. Elaine war sich klar darüber dass sie Manjoume zuvor kommen musste. Nervös sah sie auf die Uhr. Das Stück würde in nur zwei Stunden aufgeführt werden. „Johan? Kannst du deinen Text?“, wollte sie wissen. „Natürlich, den habe ich dir doch gestern unzählige Male vorgeplappert!“, Johan seufzte, „Ich bin auch beunruhigt Elaine, das muss ich offen zugeben.“ „Du schaffst das schon“, sagte sie lächelnd und stieg mit Johan in die Bahn ein. Sie saßen schweigend neben einander, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend. Johan fragte sich, ob er wirklich richtig handelte. In den letzten Wochen wäre er schon öfter gern zwischen Manjoume und Juudai gegangen. Jedes Mal wenn er Juudai spielen sah hätte er ihn am liebsten an sich gerissen um diese vollen, roten Jungenlippen zu küssen. Mit jeder Minute die Juudai nicht ihn beachten konnte sondern gezwungen war sich voll auf Manjoumes Spiel zu konzentrieren, wurde Johan ein bisschen eifersüchtiger und wünschte sich an die Stelle seines Freundes zu treten. Bisher war es aber noch zu keinem einzigen Kuss zwischen den beiden Hauptdarstellern gekommen. Juudai hatte sich mit Jun darauf geeinigt, dass sie es bei einer einmaligen Vorstellung versuchen sollten. In den Proben blieb Juudais Romeo bei einem vorgetäuschten Kuss an den Wangen des Kleineren. „Ich würde dich auf so manche Weise küssen, Juudai...“, dachte sich Johan während er aus dem Fenster blickte, „Wüsste ich nur dass du es als angenehm empfindest, würde ich dir so manchen Kuss stehlen und dich aufseufzen lassen!“ Von seinen eigenen wahren Gedanken erschrocken, errötete er heftigst. Schon eine ganze Weile hatte er seine Vorstellungen nicht unter Kontrolle halten können. Ein Seitenblick aus den Augenwinkeln sagte ihm allerdings, dass Elaine nichts von seinen äußerst delikaten Gedanken mitbekam, denn auch sie starrte zum Fenster hinaus. In ihrem Herzen ging es ähnlich zu. Sie wusste weder ein noch aus. So manches mal hätte sie gern angefangen zu weinen. Nur um sich etwas Luft vor der Ungewissheit zu machen. Vor ein paar Wochen hatte sie ihn gefragt, warum Manjoume die Sache so gelassen gesehen hatte. Auf einer Seite konnte sie ihn schon verstehen, immerhin war es doch nur ein einfacher schnöder Theaterkuss. Auf der anderen Seite aber bedeutete er viel für Juudai, der noch nie jemanden zuvor geküsst hatte. Die Sache hatte ihn sogar so sehr beschäftigt, dass er ohnmächtig geworden war. „Ob Manjoume etwas gemerkt hat? Vielleicht hat er ja mitbekommen, dass ich mich in ihn verliebt habe... das wäre wirklich schlecht, vor allem wenn er versucht nur vorzugeben, dass er etwas für Juudai empfindet um mich fern zu halten“, ging es ihr durch den Kopf, „Natürlich da gäbe es auch noch die andere Möglichkeit. Manjoume-kun und schwul? Er kommt mir nicht so vor... aber Johan ist auch nicht gerade das typische Beispiel! Und wenn er sich jetzt doch in Juudai verliebt hat? Was mache ich dann?“ Eine weibliche Stimme ertönte im Zug und weckte die beiden aus ihren Tagträumen, denn sie teilte ihnen mit, dass sie hier aussteigen mussten um zur Schule zu gelangen. Mit schnellen Schritten machten sie sich auf den Weg ins Schulgebäude und gingen ohne Umwege in die Versammlungshalle hinunter. Die Darsteller waren schon in ihren Kostümen und Ayukawa legte Juudai den letzten Lidstrich auf. Als Johan sich zu ihm gesellte, strahlte er ihn an. Natürlich war der Junge stolz auf dass was er sich in der kurzen Zeit eingeprägt hatte. Juudai stand auf und umarmte seinen Freund herzlich. „Bitte drück mir die Daumen ja? Damit ich mich auch ja nicht blamiere!“, bat er Johan und ließ sich fest umarmen. „Natürlich drücke ich dir die Daumen, Juudai!“, entgegnete Johan, „Ich werde dir zuhören und ganz in deiner Nähe bleiben, vertrau mir!“ Juudai nickte und sah sich um. Jun saß gelassen auf seinem Stuhl und starrte ins Leere. Johan folgte dem Blick seines Freundes und spürte wieder die brodelnde Eifersucht in sich aufkommen. Kurz sah er zu Elaine hinüber um festzustellen, ob sie mitbekam wie sich die beiden Hauptdarsteller verhielten. Noch immer hatte sie ihm nicht erklärt, wie sie Manjoume dazu bewegen wollte sich von der Rolle fern zu halten. Sie hatte Johan zwar Anweisung gegeben, er solle sich den Kopf nicht darüber zerbrechen sondern sich auf Romeo konzentrieren, doch jetzt wollte er ihren ganzen ominösen Plan hinterfragen. Ayukawa nickte nun kurz. Sie sah zwischen Manjoume und Juudai hin und her, nahm noch kleine Änderungen an deren Aussehen vor und blickte auf die Uhr: „Es dauert jetzt nicht mehr lange. Macht euch schon mal bereit, Momoe-chan wird jeden Moment auf die Bühne gehen!“ Ein kleiner Schauer lief Juudai den Rücken hinunter. Er konnte das Scheinwerferlicht auf der dunklen Bühne sehen und dann Momoe erkennen, die mit einem Mikrophon auf der Bühne stand. Johan lächelte seinen Freund an und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Ich schaff das schon!“, sagte Juudai mit klarer Stimme und lief Manjoume entgegen, der schon bereit stand. Der Dunkelhaarige legte seinen Arm um Juudai und wollte ihn hinausführen. Johans Miene verdunkelte sich schlagartig, ihm war so als ob Manjoume ihm mit Absicht einen frechen Blick zuwarf, der ihm sagen sollte „er gehört mir“. Oder bildete er es sich in seinem Liebeswahn einfach nur ein? Elaine trat an Johans Seite. Ihre Miene sagte ebenfalls, dass ihr dieser hinterhältige Blick nicht entgangen war. Sie stemmte verärgert ihre Hände in die Hüften, sie spürte Empörung in ihrer Brust aufkommen, sie war rasend und genau diesen Gefühlen wollte sie sich nun Luft machen: „Warum bist du nicht dazwischen gegangen!?“ Johan hatte nicht mit so einer Anfuhr gerechnet, er selbst verschränkte nun seine Arme vor der Brust: „Und wie soll ich das bitte machen? Manjoume-kun hat seien Auftritt!“ „Ich weiß, trotzdem hättest du ihm wenigstens etwas sagen können, hast du gesehen wie er seinen Arm um Juudai gelegt hat!? Das ist doch wohl nicht zu fassen, als seien sie ein Liebespaar!“, fauchte Elaine ungehalten wobei ihr ein paar Haarsträhnen ins Gesicht fielen. „Im Stück sind sie es ja auch. Vielleicht ist es für sie leichter in ihren Rollen zu bleiben wenn sie so freundlich miteinander umgehen!“, schlug Johan als Erklärung vor, allerdings spürte er tief in seinem Inneren, dass er selbst nicht recht zufrieden mit dieser Ausflucht war, „Auf jeden Fall müssen wir bis zum Fest der Capulets warten, denn Romeos Text am Anfang kann ich nun mal nicht.“ Juudai folgte Jun mit auf die Bühne. Sie beide machten zunächst eine kleine Verbeugung, als Momoe die beiden als Romeo und Julia vorstellte. Durch das Publikum ging ein unruhiges Raunen, für sie war es unerklärlich warum Juudai die Rolle der Julia übernommen hatte, doch jeder von ihnen musste zugeben, dass er als Mädchen verkleidet wirklich süß aussah. Das pechschwarze Lange Haar dass über das nachtblaue Kleid fiel passte gut zu ihm, denn seine strahlendbraunen Augen leuchteten umso mehr. All dies sorgte dafür, dass die Menge wieder still wurde und die Vorstellung mit Spannung verfolgten. „Ich glaub mir wird langsam schlecht“, murmelte Juudai leise, doch spürte er, dass er sanft von Manjoume an sich gedrückt wurde. Der Schwarzhaarige grinste. „Aber fall mir nicht wieder in Ohnmacht, sonst versaust du alles, hast du verstanden?“, fragte er mit heiterer Miene, die man selten auf seinem Gesicht sah. Juudai nickte, eigentlich war er in der Stimmung gewesen zu protestieren, denn immer hin waren die Umstände für seinen Anfall ein wenig anders gewesen. Mittlerweile hatte er sich sogar an die leichten Küsse gewöhnt, die er manchmal doch auf seiner Wange gespürt hatte. Es war nicht unangenehm, also würde es sicher auch nicht so schlimm sein, wenn sich ihre Lippen in Zärtlichkeit berührten. Nach der kurzen Verbeugung und dem kleinen heimlichen Gespräch während Momoe noch einige Ankündigungen machte, ging Juudai zur Seite und setzte sich in einen abgedunkelten Bereich, denn noch hatte er keinen Auftritt. Zunächst wurden einige Randfiguren eingeführt. Die beiden verfeindeten Familien, die Capulets und die Montagues, Benvolio Romeos Vetter und auch Julias Vetter Tybalt, der von Shou gespielt wurde. Juudai trat zum ersten Mal auf, als Julia erfuhr sie solle einen Mann aus reichem Hause heiraten, dessen Name Paris war. Juudai hatte während des Übens oft überlegt wie er sich wohl gefühlt hätte, wenn er mit vierzehn einen wild fremden hätte heiraten müssen. Bei jeder neuen Szene, die er und die anderen vortrugen gab es Applaus für die Darsteller. Auch Johan war begeistert und fühlte sich kaum würdig auf die Bühne zu gehen, allerdings wollte er das Problem mit Manjoume ein für alle Male aus dem Weg räumen um ihn für immer von Juudais Seite loszureißen. Endlich wurde eine kleine Pause gemacht um die Bühne umzugestalten, denn nun würde das Fest bei den Capulets stattfinden. Juudai folgte Manjoume wieder hinter die Bühne. Es herrschte eine unangenehme Stille in der Garderobe, die hauptsächlich von Elaine und Johan ausging. Alle anderen unterhielten sich, Junko war noch immer etwas zittrig, denn sie konnte sich überhaupt nicht mit dem Rampenlicht anfreunden. Juudai setzte sich neben Johan und stützte seinen Kopf auf den Händen ab. Er seufzte tief. „Was ist denn mit dir los, Juudai? Verliert dich jetzt der Mut? Bisher hast du’s doch ganz gut hinbekommen!“, meinte Manjoume mit einem schelmischen Grinsen. „Ich bin trotzdem noch nervös, Manjoume! Wir haben das zwar hundert Mal durchgespielt aber... vor so viel Publikum fühlt es sich ganz anders an“, meinte er mit murrenden Unterton. Natürlich war er trotzdem noch aufgeregt wenn er an die Kussszene dachte. „Hm...“, Manjoumes Gesichtsaudruck gefiel weder Elaine noch Johan, und den folgenden Satz hätte er auch besser nicht ausgesprochen, „Willst du vielleicht vorher ein bisschen üben?“ Juudai lief schlagartig scharlachrot an und hatte eigentlich etwas sagen wollen, doch zu mehr als seinen Mund zu öffnen kam er nicht mehr. Elaine tat ein paar Schritte auf den schwarzhaarigen Jungen zu und packte ihn am Kragen. Sie funkelte ihn durch ihre blauen Augen an wobei ihrem Freund langsam der Mut verließ. „Ich habe mit dir zu reden!“, sagte sie in barschem Ton. Sie sorgte dafür, dass Manjoume leicht zusammenzuckte, er war überrascht Elaine nun doch das Wort ergriff und wahrscheinlich wollte sie ihn wieder zurecht weisen nicht so frech zu Juudai zu sein. Langsam erhob sich der großgewachsene, schlanke Junge und rückte den Kragen seines altertümlichen Gewandes wieder zurecht, den das Mädchen ihm erfolgreich zerknittert hatte. Jun hatte nun eine Maske dabei, die er zum Andeuten des Maskenballs tragen sollte. Manjoume wandte Elaine seinen Rücken zu, er dachte nicht daran sich vor dem Gespräch zu drücken, allerdings verstand seine Klassenkameradin diese Geste völlig falsch. Geschwind packte sie Manjoume am Ohr, kniff mit Kraft zu, so dass ihm ein gequälter Laut entglitt und zog ihn mit sich aus der Tür. Juudai blickte die beiden verwirrt an. Er warf Johan einen fragenden Blick zu, kam aber nicht mehr dazu nach dem Grund dieses Aufruhrs zu fragen, denn der Norweger hatte sich von seinem Platz erhoben und folgte Elaine nach draußen. Johan konnte noch Juns Wehklagen hören, als Elaine ihn brutal den Korridor entlang zerrte. „Stell dich nicht so an, du bist ein Mann!“, keifte sie und kniff ihm noch einmal unsanft ins Ohr. „Elaine!?“, Johan wollte sich nur noch einmal vergewissern, ob er die restlichen Details des Plans auch wirklich richtig verstanden hatte. Das junge Mädchen wandte sich mit ihrer Geisel um, während Jun jammerte und vergeblich versuchte sich von ihrem Griff zu befreien, nickte sie Johan zu: „Zieh dich schon mal um. Du kriegst das hin, Johan, ich weiß das!“ Daraufhin wandte sich der Türkishaarige um und lief in die entgegengesetzte Richtung des Korridors. Elaine blieb dagegen eisern und zog Manjoume hinter sich her, allerdings löste er sich mit einem groben Handgriff von ihr. Seine Augen funkelten nun mindestens genauso wütend wie Elaines Saphire, dennoch ließ er sich weiter in einen verlassenen Klassenraum treiben, aber nicht ohne sie gleich zur Rede zu stellen: „Würdest du mir Freundlicherweise erklären warum zur Hölle du mich brutal mit dir schleppst, ich kann dir auch so folgen!“ Es war ihm anzusehen, dass er sehr missgelaunt war. Der Schwarzhaarige behielt seine Klassenkameradin fest im Blick wobei er allerdings seine Arme verschränkt hatte. „Was das soll!? Du fragst im Ernst warum ich es total kindisch finde wie du Juudai angehst!?“, meckerte sie wutentbrannt. So aufgebracht hatte Manjoume sie nur selten erlebt, wenn überhaupt. Ihre Haltung war überzeugend und machte ihm sogar ein wenig Angst. Ihre Augen waren noch immer fest auf seine gerichtet, was ihm sagte, dass Elaine eine zufriedenstellende Antwort wünschte. Er aber war weniger gewillt ihr diese zu geben, mit dieser Wut und ihrer groben Handlungen erreichte Engländerin eigentlich nichts weiter als Widerstand von seiner Seite. Manjoume grinste, noch immer hatte er seine Arme vor der Brust verschränkt: „Genau, ich will wissen warum du dich so aufregst. Juudai tut’s nicht weh und du verhältst dich als würde ich ihn erschlagen wollen oder so was. Kann es sein, dass du ein persönliches Problem damit hast das Juudai die Julia spielt? Du hättest dich doch melden können!“ Er wandte sich nun von Elaine ab um wieder in die Garderobe und dann auf die Bühne zu gehen: „Entschuldigen Sie mich jetzt, Miss Coldwell, ich werde mich jetzt wieder zurückziehen.“ „Hohlpfosten!! Brain-dead!! Du verdammter Idiot! Du kapierst auch wirklich gar nichts, Manjoume Jun!“, schrie sie und packte den Jungen am Kragen. Manjoume wusste gar nicht wie ihm geschah als er sich fest an einer Wand gepresst wieder fand, seine Augen weiteten sich vor Überraschung da er etwas ungewöhnliches auf seinen Lippen fühlte. Es brauchte ein paar Sekunden bis Manjoume seine Gedanken wieder geordnet hatte. Er versuchte die eben geschehenen Bewegungsabläufe noch einmal genau zu verfolgen. Zunächst hatte er sich den Hinterkopf leicht an der Wand hinter sich gestoßen. Dann legte sich etwas weiches auf seine Lippen das er zunächst noch nicht einordnen konnte. Elaine hatte ihre Lippen sanft auf seine gepresst. Sie fühlten sich bestimmt an, so als ob sie ihm mit diesem Kuss sagen wollte was sie wirklich für ihn empfand. Langsam schloss Manjoume seine Augen um das warme Gefühl besser spüren zu können, sowie den süßen Geschmack ihrer Lippen in sich aufzunehmen. Ebenso behutsam legte er seine Arme um Elaines Taille und drängte sie vorsichtig an seinen Körper. Es war sie selbst die den Kuss wieder löste und ihm in die dunklen Augen sah. Ihr Gesicht war errötet, gleichzeitig zeigten ihre Augen immer noch wie verärgert sie eigentlich war. Manjoume aber hatte diese deutliche Aktion ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Man hatte ihn wohl selten mit einem solch warmherzigen Gesichtsausdruck gesehen wie in eben jenem Moment. „Elaine?“, fragte er leise. „Ach halt den Mund du Dummkopf!“, sie schimpfte noch immer mit ihm obwohl ihre momentane Entrüstung wohl eher auf sich selbst zurückzuführen war, „Ich werde dich nicht wieder auf die Bühne gehen lassen. Tut mir echt leid für dich, Herr Brain-dead!“ „Elaine, was soll das!?“, fragte er mit erzürnter Stimme, doch seine Mimik sagte etwas ganz anderes, er sah eher ruhig aus als ob er es ihr erklären wollte, „Das ganze Stück wird zerstört, weißt du wie Ayukawa Sensei wüten wird, wenn ich nicht mehr auftrete? Und was ist mit Juudai!?“ Elaine zeigte ein hinterhältiges Grinsen: „Keine Sorge. Für Ersatz ist gesorgt worden, Manjoume!“ „Wie bitte!?“, er war sichtlich verwirrt. „Weißt du ich habe das Gefühl, dass Johan auch nicht so richtig einverstanden war dass Juudai die Julia spielt, wenn du den Romeo darstellen sollst. Deshalb wird Johan ab jetzt deine Rolle übernehmen!“, entgegnete sie als ob es das Natürlichste war, dass man hätte unternehmen können. „Ihr beiden seid ganz schön ausgefuchst! Glaubst du denn ich bin in Juudai verliebt? Also noch bin ich nicht geschlechtsverirrt, da sei dir mal ganz sicher!“, nörgelte Manjoume mürrisch und verschränkte seine Arme. Elaine ergriff darauf sofort wieder das Wort und sie klang wenig freundlich: „Ach... du meinst also Johan ist verwirrt weil er sich in Juudai verliebt hat? Na du bist mir ein Freund!“ „So war das nicht gemeint, aber ich steh’ nun mal nicht auf Jungs!“, verteidigte er sich sofort wieder, „Außerdem würde ich jetzt mal gern eine Frage an dich stellen, Elaine! Jetzt vergiss mal das ganze Bühnenstück, Juudai und Johan! Was ist mir dir!?“ „Was soll schon mit mir sein?“, belferte sie zurück und hatte nun ebenfalls ihre Arme vor der Brust verschränkt. „Was hatte der Kuss zu bedeuten?“ Elaine wurde ruhiger, ebenso wie Manjoume es nun war. Sein Ton war während der Frage abgeflaut und kam ihr schon fast ein wenig schüchtern vor. Ihre Wangen glühten vor Scham, einen Augenblick hatte sie sich nicht mehr retten können und ihn einfach geküsst. „Wieso fragst du?“, sie wandte lieber eine Gegenfrage ein als ihm sofort und wahrheitsgemäß zu antworten. Manjoume verstand diesen Trick selbstverständlich, aber anstatt eine erneute Diskussion zu riskieren gab er ihr eine schnelle Antwort und erklärte: „Weil ich etwas für dich gefühlt habe während des Kusses.“ Elaines Abwehrhaltung verlor sich schnell, ihre Wangen waren noch immer errötet, allerdings sprach sie nun mit leiser Stimme: „Ich wollte dir zeigen, dass ich dich liebe. Außerdem bin ich schrecklich eifersüchtig wenn du Juudai küssen willst und nicht mich!“ Johan war fertig umgezogen. Nun steckte er in der Rolle des Romeo und betrachtete sich noch kurz im Spiegel. Das Äußere war perfekt. Er hatte ein ähnliches Kostüm gefunden, außerdem verdeckte eine schwarze Perücke seine türkisfarbenen Haare und die wenigen Zentimeter die er Manjoume an Größe übertraf würden Juudai sicher auch nicht weiter auffallen. Ihm war allerdings klar, dass er sich durch seine Augen und seine im Vergleich zu Manjoumes hellen Jungenstimme verraten würde. Die Maske die er nun tragen musste verdeckte nur die Hälfte seines Gesichtes. Johan wusste nicht genau ob Juudais Nervosität so groß war, dass er nicht mehr so genau auf seinen Gegenüber achtete. Der Norweger befürchtete allerdings, dass Juudai sich gerade durch die innere Unruhe auf ihn konzentrieren würde. Aber das würde er dann sehen. Langsam betrat Johan die Bühne und stand nun im Rampenlicht. Juudai, als Julia verkleidet, stand schon mit anderen Darstellern auf der Bühne und tanze einen alten Tanz aus früheren Zeiten. Johan wusste genau, was er nun zutun hatte, Augenkontakt mit Juudai bekommen, was auch nicht sehr lange dauerte, denn Juudais Augen suchten verzweifelt nach seinem Romeo. Juudai, der in einem Kreis aus anderen Schauspielern gefangen war, schlich sich langsam in den Hintergrund. Er hatte dem, Julia noch unbekannten Romeo, in Augenschein genommen, allerdings war ihm dabei aufgefallen, dass etwas mit dem anderen nicht stimmte. Es waren kleine Dinge, die Juudai verwirrten. Einen kurzen Moment lang hatte er das Gefühl gehabt, dass sich nicht mehr Manjoume unter der Maske befand. Der verkleidete Japaner schüttelte schnell den Kopf. Er bildete es sich sicher nur ein, weil er nervös war und keine Ruhe fand. Als nächstes hieß es, sich so unauffällig von der Menge zu entfernen wie es nur ging, Johan lockte Juudai in eine Ecke, der Scheinwerfer folgte ihnen und die tanzende Gruppe Nebendarsteller zog wieder hinter die Bühne. Juudai befand sich neben einer Säule. Johan stand auf der anderen Seite und ergriff zärtlich die Hand seines Freundes. Mit leisem Ton begann der Norweger nun Romeos Text zu sprechen: „If I profane with my unworthiest hand this holy shrine, the gentle fine is this: my lips, two blushing pilgrims, ready stand to smooth that rough touch with a tender kiss.*1” Juudai erschrak. Es war ganz sicher nicht Manjoume, der ihm die Worte leise zuflüsterte. Die Stimme die leise zu ihm sprach, so dass auch das Publikum leichte Probleme bekam ihn zu verstehen, gehörte nicht zu Manjoume. Sie klang heller, feiner als die des immer mürrischen Jungen. Es dauerte auch nicht lange, bis Juudai erkannte, dass es sich eigentlich um Johan handelte. Als Julia wandte sich der Kleine um und blickte seinem Romeo in die smaragdgrünen Augen. Ein merkwürdiges Gefühl durchfuhr den Jungen als er Johans liebevolle Miene bemerkte, Juudai wusste, dass er Julias Gesichtsausdruck wohl noch nie so überzeugend hinbekommen hatte: „Johan!?“ “Sei still... sag deinen Text, ich werde dein Romeo sein!“, flüsterte er seinem Freund zu, so dass es niemand anderer hören konnte. Juudai nickte nur stumm und fuhr dann als Julia fort: „Good pilgrim, you do wrong your hand too much, which mannerly devotion shows in this; tor saints have hands that pilgrims' hands do touch, and palm to palm is holy palmers' kiss.*2” Johans bedächtige Stimme drang nun an seiner geliebten Julia Ohr, er klang sinnlich, bereit seinen Gegenüber in Sünde zu stürzen: „Have not saints lips, and holy palmers too?“ „Ay, pilgrim, lips that they must use in prayer”, entgegnete Juudai sofort mit einer Engels Miene und musste sich beherrschen keinen erschrockenen Laut auszustoßen als Johan ihn mit einer Ruckartigen Bewegung zu sich zog und ihn ergeben anflehte: „O, then, dear saint, let lips do what hands do; they pray, grant thou, lest faith turn to despair!” „Saints do not move, though grant for prayers' sake”, Julia musste ihn enttäuschen, für sie gab es kein Pardon, wenn sie ihm wie eine Heilige erschien, so sollte sie sich auch gebührend verhalten und ihre Keuschheit beweisen. „Then move not, while my prayer's effect I take”, Johan zog Juudai an sich. Einen Augenblick kreuzten sich ihre Blicke und der Norweger ließ seine Smaragde auf den unschuldigen braunen Augen ruhen. Zärtlich streichelte er mit seinen Daumen über Juudais Wange und näherte sich den verführerischen roten Lippen. Langsam berührten sie sich. Juudai, zunächst noch überrascht, weitete seine Augen. Johan war allerdings zu leidenschaftlich für ihn. Als ob ein Feuer den Norweger ergriffen hätte, verschaffte er sich Einlass in die Mundhöhle des Kleineren und erforschte sie sanft aber neugierig. Inzwischen, hatte Juudai sich an das leichte, beflügelnde Gefühl gewöhnt und gab ihm nach, bis sich sein Freund, nun selbst errötet, von ihm löste und auch weiterhin in seiner Rolle blieb: „Thus from my lips, by yours, my sin is purged!*3” Das Publikum war seltsam still. Johan konnte sich nicht genau erklären ob es Faszination war oder ob sie ein wenig schockiert von dieser Leidenschaft waren. Juudai schien ebenfalls noch ein wenig benommen durch die Berührung ihrer Lippen zu sein und fuhr beinahe atemlos fort: „Then have my lips the sin that they have took.” Johan lächelte liebevoll, der Anblick des verwirrten Juudai in der Rolle der Julia war unwiderstehlich und doch sollte ihm der nächste Kuss laut Stück genauso gehören wie der erste: „Sin from thy lips? O trespass sweetly urged! Give me my sin again!” Von Neuem eroberte Johan die Lippen des kleineren im Sturme und verwirrte Juudai umso mehr. Er hatte sich die ganze Zeit gewünscht Johan zu fragen, warum er nun plötzlich Romeo war und nicht mehr Manjoume. Er konnte sich den Grund eigentlich schon denken, aber um ganz sicher zu gehen, wollte er es dennoch wagen die Angelegenheit zu hinterfragen. Dieser Zeitpunkt kam ihm allerdings erst wieder in einer Umbaupause. Johan nahm Juudai an die Hand und zog ihn mit hinter die Bühne, wo auch schon Ayukawa Sensei mit verschränkten Armen stand. Johan grinste frech drein, als seine Augen schließlich auch noch auf Elaine und Jun fielen. „Also, ich würde mal sagen, jetzt gibt’s Ärger Elaine!“, scherzte Johan, setzte sich auf einen Stuhl und zog den noch immer erröteten Juudai auf seinen Schoß. „Das ist nicht mehr nötig, Johan“, wandte Manjoume ein, „Lain und ich haben die ganze Situation schon erklärt, wenn wir das nicht getan hätten, dann wäre sie wohl auf die Bühne gesprungen!“ Ayukawa hielt sich die Hand an die Stirn: „Kinder... hättet ihr das nicht anders klären können? Ihr habt ganz schön viel Lärm gemacht...“ „Da haben Sie Recht, Sensei! Viel Lärm um Nichts!“, kicherte Elaine und gab Jun einen Kuss auf die Wange. Johan lächelte Juudai seicht an und drehte den Kopf des Jungen leicht zu sich, um ihn besser ansehen zu können. Juudai errötete von Neuem heftig, er wusste genau was Johan nun von ihm wollte. „Und? Was sagst du dazu?“, fragte der Norweger leise. „Uhm ich...“, der Kleinere stotterte etwas, „Ich weiß nicht genau... lass mir noch ein bisschen Zeit mich daran zu gewöhnen, Johan!“ Der Türkishaarige nickte mit einem warmherzigen Lächeln: „Soviel Zeit du brauchst, Juudai!“ ~Ende des 5. Kapitels~ PS: Es gibt noch einen Epilog ____________________________________________________ Fußnoten: 1: Wenn meine unwürdige Hand diesen heiligen Leib entweiht hat, so lass dir diese Busse gefallen: Meine Lippen, zwei errötende Pilgrime, stehen bereit den Frevel, mit einem zärtlichen Kuss abzubüssen. 2: Ihr tut eurer Hand unrecht, mein lieber Pilgrim; sie hat nichts getan, als was die bescheidenste Andacht zu tun pflegt; Heilige haben Hände, die von den Händen der Wallfahrenden berührt werden, und Hand auf Hand ist eines Pilgrims Kuss. 3: O so rühre du dich auch nicht, indem ich mich der Wirkung meines Gebets versichre (er küsst Julia) Die Sünde meiner Lippen ist durch die deinige getilgt. 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