Gegen alle Regeln von BurglarCat ================================================================================ Kapitel 7: Am Anfang steht Vertrauen ------------------------------------ Nami musste nicht lange warten, bis die Tür geöffnet wurde. Nun stand eine mehr als überraschte Frau Linton vor ihr, die mit Nami wohl als letztes gerechnet hätte. Doch diese Überraschung hielt nicht lange an, denn kurz nachdem sie in der Tür erschienen war hielt Nami es einfach nicht mehr aus und fing einfach an zu weinen, wobei sie sich etwas nach vorne gegen Frau Linton sinken ließ. Diese legte, nachdem sie sich gefasst hatte, einen Arm um ihre Schülerin und zog sie in die Wohnung, schloss hinter ihr noch die Tür. Vorsichtig führte sie Nami ins Wohnzimmer, wo sie sie sanft aber bestimmt auf das Sofa drückte und setzt sich neben sie. Beruhigend strich sie Nami über den Rücken, diese zuckte zwar kurz zusammen, wehrte sich aber nicht weiter dagegen. Viel mehr war sie damit beschäftigt sich wieder zu beruhigen. "Was ist passiert, Orange?" fragte sie vorsichtig, als Nami etwas ruhiger geworden war. Diese spielte schweigend mit ihren Fingern, während der eine Teil von ihr einfach alles erzählen wollte, weigerte sich der andere vehement dagegen. Das einzige indem sie sich wirklich sicher war, war die Tatsache, dass Frau Linton wohl der einzige Mensch war dem sie alles erzählen konnte. Nojiko wollte sie nicht weiter mit ihren Problemen belasten und ihr so nur mehr Sorgen zu machen und mit ihren Freunden konnte und wollte sie nicht darüber reden. Mit einer Hand strich Nami sich die Haare zurück und holte noch einmal tief Luft, bevor sie anfing ihr alles, wirklich alles zu erzählen. Sie fing damit an, wie vor einem halben Jahr der Betrug ihres Vaters aufgeflogen war, wie sie ihre Mutter tot in der Badewanne gefunden hatte, dann die Sache wie sie ständig mit der Polizei reden musste, wie kurz danach die Probleme in der Schule angefangen hatten, wie sie sich bei alledem fühlte, das sie ihre Schwester nicht länger mit Problemen belasten wollte, warum sie das alles vor ihren Freunden verheimlichte und zuallerletzt die Sache mit O'Connor. Es sprudelte einfach nur so aus ihr heraus, ohne das sie dabei wirklich nachdachte. Frau Linton schwieg die ganze Zeit über, bis Nami fertig war und ihr Gesicht in den Händen vergrub. "Du hast eine schlimme Zeit durchgemacht, aber gerade deshalb darfst du auf die Forderungen dieses Anwalts nicht eingehen." "Und was soll ich Ihrer Meinung nach dann tun? Der Kerl hat jede Menge Einfluss, es wäre ein leichtes für ihn uns Gesellschaftlich fertig zu machen." "Ich weiß, es klingt nach einer ausweglosen Situation aber es gibt immer einen Weg." "Es klingt nicht nur so, es ist eine.." "Wenn du es willst und es zulässt, werde ich für dich da sein und dir helfen so gut ich kann." "Danke.. könnte ich vielleicht eine Dusche nehmen?" "Sicher, du kannst schon mal ins Bad gehen, ich hole dir dann ein paar Sachen und lege sie dir rein. Wenn du willst kannst du später ruhig hier bleiben." Nami nickte kurz und stand dann auf. Gefolgt von Frau Linton machte sie sich auf den Weg nach oben, wo sie im Badezimmer verschwand und Frau Linton ins Schlafzimmer ging um Nami ein paar saubere Sachen heraus zu suchen. Derweil zog Nami ihre Sachen aus, legte sie ordentlich über den Rand der Badewanne und stieg in die Dusche. Schon alleine das Badezimmer von Frau Linton war fast so groß, wie ihr Zimmer. Es gab eine Eckbadewanne, ein großes Waschbecken, eine Toilette und natürlich eine Dusche. Die Duschwanne war in den Boden eingelassen und die beiden Glasscheiben waren in der Mitte milchig, sodass man nur die Beine abwärts der Knie und den Kopf und die Schultern sehen konnte, wenn jemand darin stand. Als Nami das Wasser aufdrehte, schloss sie die Augen und ließ das Wasser über ihr Gesicht laufen. Insgeheim hatte sie die Hoffnung, dass sie dadurch endlich das Gefühl von O'Connors Berührungen los wurde. Sie war so in ihre Gedanken versunken, dass sie nicht merkte, wie Frau Linton an die Tür klopfte und herein kam. Unbemerkt legte diese die Sachen auf den Wannenrand und ging wieder zur Tür. Dort hielt sie kurz inne und sah zu Nami, die mit dem Rücken zu ihr stand. Kurz darauf drehte Nami sich um, doch da war Frau Linton schon wieder verschwunden. Noch einen Moment stand sie einfach nur da und sah zu der Tür, dann entdeckte sie die sauberen Sachen auf dem Badewannenrand und kurz bildete sich ein leichter Rotschimmer auf Namis Wangen. Dann zwang sie sich aber an etwas anderes zu denken und sich nicht weiter darum zu kümmern. Sie musste sich überlegen, ob sie heute wieder hier bleiben sollte oder nicht. Eigentlich war das hier schon zu viel für eine normale Lehrer-Schüler-Beziehung, aber das Verhältnis zwischen ihr und Frau Linton war von Anfang an schon nicht ganz normal gewesen. Nachdem sie sich geduscht hatte machte Nami die Dusche noch sauber, bevor sie hinaus trat, sich abtrocknete und sich die sauberen Sachen anzog, kurze Shorts und wieder das Hemd, dass sie schon am Freitag getragen hatte. Vor dem Spiegel trocknete Nami sich noch kurz die Haare etwas ab, bevor sie ihr Handtuch über die Heizung hing und das Bad wieder verließ. "Frau Linton?" Suchend sah Nami sich um und fand sie schließlich im Arbeitszimmer. Lächelnd drehte Frau Linton sich zu ihr um. "Kann ich noch etwas für dich tun?" "Es tut mir Leid, dass ich Ihnen solche Umstände mache." Nami vergrub ihre Hände in ihren Hosentaschen und kam langsam ein Stück auf Frau Linton zu. "Du musst dich nicht entschuldigen, du hattest wohl die letzte Zeit niemanden zum reden, was?" Kopfschüttelnd stellte Nami sich an die Abgrenzung und sah hinunter ins Wohnzimmer. "Nein nicht wirklich. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich ausgerechnet mit einer Lehrerin mal darüber reden würde." Schmunzelnd drehte Frau Linton sich wieder um und widmete sich wieder ihren Unterlagen. "Du kannst wohl nicht viel mit Lehrern anfangen." "Wundert Sie das etwa?" "Nachdem, was du mir vorhin erzählt hast nicht, aber deine Abneigung uns Lehrern gegenüber ist auch begründet." "Ich bin bestimmt das Gesprächsthema Nummer 1 im Lehrerzimmer." Nami grinste etwas vor sich hin. "Nicht immer, aber ich werde oft genug gefragt, ob du wieder etwas angestellt hast." Frau Linton sah einige Dokumente durch und machte sich Notizen. "Vielleicht solltest du einfach mal etwas machen, was niemand von dir erwartet." "Sie meinen ich soll das Projekt bearbeiten, weil alle erwarten, dass ich genau das nicht tun werde?" "Vielleicht, es könnte sein, das dies zumindest ein paar deiner Probleme lösen könnte, wenigstens das, was einige der Lehrer Vorurteile angeht." "Ich soll mich also wieder danach richten, was andere von mir verlangen." Frau Linton drehte sich wieder zu Nami um, die inzwischen die Hände auf die Abgrenzung gelegt hatte und lehnte sich etwas darüber um hinunter zu sehen. "Nein, ich glaube dann würdest du dich nur verstellen, aber versuch doch es dir nicht unnötig schwer zu machen." Nami sah zu ihr hinüber und schien darüber nachzudenken. "Vielleicht, ich werde sehen, was sich machen lässt. Aber was mich wirklich interessieren würde wäre, wieso Sie sich überhaupt dafür interessieren wie es mir geht. Jeder andere hätte mich da auf der Bank einfach sitzen gelassen." "Eine sehr gute Frage." Frau Linton stand auf und verließ das Arbeitszimmer, Nami folgte ihr nach kurzem Zögern. Sie folgte ihr bis in die Küche, wo Frau Linton sich einen Kaffee aufschüttete. "Ich werde dir deine frage beantworten, wenn du mir verrätst, wieso du Geschichte gewählt hast, obwohl du scheinbar nichts für dieses Fach übrig hast." Nami lehnte sich in den Türrahmen und seufzte kurz. Neugierig war sie schon, aber über dieses Thema sprach sie nur ungern, genauso, wie über ihre anderen Probleme. Vorhin hatte sie der Vorfall mit O'Connor soweit aus dem Konzept gebracht, dass sie einfach nicht mehr anders konnte, als darüber zu reden. Jetzt, wo sie sich wieder gefasst hatte, war sie so verschlossen, wie eh und je. "Hast du dich schon entschieden?" Etwas verwirrt sah Nami zu Frau Linton, die an der Spüle lehnte und zu ihr herüber sah. "Was meinen Sie?" "Ob du heute hier bleibst oder nicht. Du siehst immer noch etwas mitgenommen aus." "Ich weiß nicht, ich sollte eigentlich gar nicht hier sein." Nami sah noch einmal zu ihrer Lehrerin, bevor sie zurück in das Wohnzimmer ging und dort an die Fenster heran trat. Von hier aus hatte sie einen fantastischen Überblick über die Stadt, den sie erst einmal bewunderte. "Weil ich deine Lehrerin bin?" Kurz schwieg Nami und beobachtete einige Autos unter sich. Von hier oben sahen sie aus, wie Spielzeugautos. Auch ihre Probleme schienen fast schon in weite Ferne gerückt zu sein. "Auch, aber auch weil ich nichts über Sie weiß, ich kenne Sie ja noch nicht einmal eine Woche und schon berichte ich Ihnen von meinen Problemen. Das geht irgendwie zu schnell." "Du solltest diesen Aspekt vielleicht ausblenden, solange du hier bist. Außerdem denke ich nicht, dass irgendetwas dagegen spricht, das du hier bist, solange du es aus freien Stücken tust. Schüler-Lehrer-Beziehung ist auch nur eine Bezeichnung für ein Verhältnis zwischen zwei Berufsgruppen. Aber es gibt viele Möglichkeiten wie sich ein solches Verhältnis ausdrückt und auf welcher Ebene es sich bewegt." "Heiß das, es ist Ihnen egal, dass.." Nami wurde von dem Klingeln ihres Handys unterbrochen. Sie sah noch einmal zu Frau Linton, bevor sie zu ihrem Rucksack ging und ihr Handy heraus holte. "Ja?" "Hey Süße, wie geht es dir? Ich habe dich heute gar nicht in der Schule gesehen." Vivis fröhliche Stimme am anderen Ende der Leitung war unverkennbar. "Mir geht es gut und dir? Ich musste nach der Schule noch etwas wichtiges erledigen, deshalb bin ich nicht mehr vorbei gekommen." "Mir geht es auch gut, aber was musstest du denn noch erledigen?" Wenn es eine Sache gab, die Ruffy und Vivi gemeinsam hatten, dann die Tatsache, dass sie beide recht neugierig waren, wobei dies bei Ruffy wohl noch ausgeprägter war, als bei Vivi. "Nichts besonderes, ich.. musste nur etwas besorgen." "Aha,.. sag mal kommst du heute noch mit in die Stadt?" Kurz überlegte Nami und sah sich dabei um, doch Frau Linton war nicht mehr da, aus der Küche hörte sie leise Geräusche, wahrscheinlich war ihr Kaffee fertig. "Tut mir Leid, aber ich habe noch etwas vor." "Hast du etwa eine Verabredung mit dem Typ aus der Bar?" "Ähm..." Nami war recht unentschlossen, sollte sie Vivi jetzt anlügen? Allerdings wäre es auch nicht gerade günstig ihr die Wahrheit zu sagen. "Also doch, ich wusste das der zu dir passen würde." "Ja Vivi, aber hör mal ich muss jetzt Schluss machen du weißt ja.." "Natürlich hoffentlich wird etwas daraus, bis morgen dann." Nami legte auf und steckte ihr Handy wieder weg. Kurz danach kam Frau Linton wieder mit einer Tasse Kaffee zurück ins Wohnzimmer. "Ist irgendetwas passiert?" "Nein, alles bestens, es war nur eine Freundin, die wissen wollte, was ich mache." Frau Linton nickte nur kurz und setzte sich auf das Sofa, schlug ein Bein über das andere. "Du wolltest mich eben etwas Fragen." "Äh.. was?" Nami sah sie etwas verwirrt an, als sie sich zu ihr in einen Sessel setzte. "Bevor dein Handy geklingelt hat, wolltest du mich etwas fragen," erklärte Frau Linton und nahm noch einen Schluck von ihrem Kaffee. "Ach so ja.. ich wollte fragen, ob es Ihnen egal ist, dass ich eine Ihrer Schülerinnen bin. Die meisten Lehrer halten eigentlich eher Abstand von Schülern, vor allem von solchen wie mir." "Man kann nicht sagen, dass es mir egal ist. Das Problem ist, dass viele die gleiche Einstellung wie du zu einer Lehrer-Schüler-Beziehung haben. Insofern muss ich aufpassen, dass ich dir am Ende nicht schade anstatt dir zu helfen. Ich sehe es einfach so, dass es jedem Lehrer selbst überlassen sein sollte, wie er mit seinen Schülern umgeht, solange es ihnen nicht schadet." Nami sah wieder aus den Fenstern und dachte über ihre Worte nach, woraufhin ein schweigen zwischen den beiden Frauen entstand. Zwar sagte ihr Verstand ihr immer noch, dass es falsch war hier zu bleiben, aber irgendwie hatte sie auch das Gefühl, dass es richtig war. Nami wusste nicht genau was es war aber irgendetwas an dieser Frau zog sie an. "Woran denkst du?" Frau Linton sprach leise, während sie ruhig zu Nami sah, die etwas abwesend wirkte. "An vieles, es gibt so vieles, was mich beschäftigt und ich habe das Gefühl, als ob es nicht weniger sondern mehr wird." Frau Linton stand auf und ging langsam zu Nami. Ihre leere Tasse hatte sie zuvor auf dem Tisch abgestellt. Eine Hand legte sie auf Namis Nacken, die andere an ihren Kopf und zog sie so an sich. "Denk nicht zu viel über das alles nach. Versuch jetzt erst einmal wieder Sicherheit in deinem Leben zu finden und mit der Vergangenheit abzuschließen. Es wird nicht immer so schlecht bleiben, wie jetzt, du wirst sehen.." Mit einer Hand strich sie über Namis Nacken, die bei ihren Berührungen die Augen schloss und tief durch atmete. "Du musst wieder lernen zu vertrauen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)