Despair of the heart von -K ================================================================================ ... and I know, what I have to do --------------------------------- Nach Hause gehen und sich ausruhen! Kyo schnaubte verärgert und stopfte die Hände tief in die Hosentaschen. Die war wirklich ein Spaßvogel. Wie sollte er jetzt denn bitte ausruhen, von Schlafen einmal ganz zu schweigen? Immerhin hatte der kleine Sänger noch viel zu viel Wut tief in sich und letztendlich hatte er auch schlicht und ergreifend zu viel Kaffee getrunken in den letzten Stunden. Er war total aufgekratzt und unruhig, da war an Schlaf nun wirklich nicht zu denken. Zuhause angekommen lag seine Wohnung entsetzlich still und das Erste, was er tat, war die Stereoanlage aufzudrehen. Im nächsten Augenblick wurde ihm aber klar, dass er unmöglich den restlichen Abend einfach zuhause rumsitzen und nichts tun konnte. Dann hätte er nämlich gleich im Krankenhaus bleiben können, also kramte er sein Handy aus der Hosentasche um Gara anzurufen. Dieser sagte zum Glück sofort zu und stand nur zwanzig Minuten später vor seiner Haustür. „Setz dich“, murmelte Kyo und drückte seinem Gast eine der beiden Bierflaschen in die Hand, die er bereits aus dem Kühlschrank geholt hatte. Dann saßen sie sich eine Weile schweigend gegenüber, bis Gara das Wort ergriff. „Na, genießt du schon deine neue Freiheit? „Neue Freiheit? Wovon redest du?“, fragte Kyo etwas verwirrt nach und zog die Augenbrauen zusammen. „Von deinem kleinen Verehrer Toshiya natürlich – habt ihr ihn schon rausgeworfen?“ „Woher weißt du das denn schon wieder?“ „Haaaa – Gara weiß ALLES, okay?“ Der Jüngere grinste selbstgefällig und legte den Kopf leicht schief, als er Kyo ein wenig verständnislos ansah. „Nein, mal im Ernst. Kannst du dir das nicht denken?“ „Tut mir ja leid, aber ich steig grad voll nicht durch. Erklär’s mir als wär ich fünf Jahre alt, ja?“, seufzte der Kleinere hörbar genervt. Konnte Gara denn nicht einmal Klartext reden? Es war wirklich anstrengend, ihm immer alles aus der Nase ziehen zu müssen. „Denk doch mal nach Kyo. Shinya ist eifersüchtig auf Toshiya...“ „Warum das denn?“ „Sag mal, bekommst du denn gar nichts mit? Er glaubt, dass Die was von Toshiya will“, eröffnete Gara ihm mit einem breiten Grinsen. „Meine Güte… seit wann bist du so eine Tratschtante, Gara?“ „Hey, du hast mich danach gefragt, also! Na jedenfalls… er will Toshiya loswerden, klar soweit?“ „… ach fuck… bedeutet es das, was ich gerade denke?“ „Kann schon sein, bin ich Hellseher?“, zuckte der Größere mit den Schultern und trank einen Schluck aus seiner Flasche. „Und du hattest deine Finger auch im Spiel?“ „Shinya hat mich um meine Hilfe gebeten… sollte ich ablehnen? Außerdem wollte ich dir auch einen Gefallen tun“ „Große klasse, Gara! Wie konntest du so hinterhältig sein?“ „Aber…“, setzte der Sänger von Merry zu einer Erklärung an, wurde dann aber scharf von Kyo unterbrochen. „Nichts aber! Gott… was hast du getan? Los, sag’s mir! Wie hast du das eingefädelt?“ „Jetzt bleib mal ruhig. Shinya hat das alles geplant, ich hab ihm nur dabei geholfen. Ich hab die Drogen besorgt und alles ein wenig… echter aussehen lassen. Das war alles“ Kyo konnte nicht fassen, was er da gerade hörte. Es war als stünde er völlig neben sich und würde sich dabei beobachten müssen, wie er einfach tatenlos herumsaß und all diese widerwärtigen Informationen auf ihn einprasselten. Gara hatte Shinya Drogen besorgt. Shinya hatte Toshiya Drogen gegeben. Gara hatte… Nein, das durfte doch alles nicht wahr sein. Er schüttelte den Kopf, in der Hoffnung gleich aufzuwachen und sich in seinem Bett wieder zu finden, zu erkennen, dass das alles nur ein ekelhafter Albtraum gewesen war. „Nein! … Das… hast… du… nicht… getan!“ „Hm… doch, war so“, zuckte der andere gleichgültig mit den Schultern. „Noch mal von vorne. Erklär mir das, los“, verlangte der Ältere und strich sich über die Stirn, hinter der sich ordentliche Schmerzen zusammenbrauten. War das denn alles zu fassen? „Ist ja gut, reg dich nicht gleich so auf. Shinya hat mich angerufen und mich um Hilfe gebeten. Er wollte Toshiya loswerden weil er eifersüchtig auf ihn ist“ „So weit waren wir schon, Makoto!“ „Wenn du mich nicht immer unterbrechen würdest…“, murmelte Gara, jedoch ein wenig kleinlauter als vorhin. Wenn Kyo ihn bei seinem richtigen Namen nannte, dann war die Kacke meistens ordentlich am Dampfen und er wusste, dass er an den Punkt gelangt war, an dem der Welpenbonus bei seinem Mentor nicht mehr zog. „ …also, ich habe Shinya das Zeug besorgt und er hat es Toshiya ins Glas gekippt. Dann sind sie zusammen raus und damit es echt aussieht, hab ich ein wenig nachgeholfen. Dann hat Shinya sich platziert und – la boom, die Bombe ist geplatzt, Shinya hat seinen Willen und du deine Ruhe – ist das nicht klasse?“ Einige Momente herrschte Stille im Wohnzimmer des Älteren, der versonnen auf die Bierflasche in seinen Händen starrte. Gara indessen sah ihn mit schief gelegtem Kopf an und schien auf irgendeine Reaktion zu warten. Aber es kam keine… überhaupt nichts. Es schien, als wäre Kyo festgefroren. „Kyo?“, fragte Gara vorsichtig nach und lehnte den Kopf leicht zur Seite um den Blick des anderen Sängers einzufangen, der irgendwo im Nirvana hing. „Du intrigantes Miststück“, hauchte der Ältere auf einmal und Gara zuckte überrascht zurück. „Was?“ „DU INTRIGANTES MISTSTÜCK!“, brüllte Kyo nun erheblich lauter und warf im selben Atemzug die noch fast volle Bierflasche nach Gara, der im letzten Moment ausweichen konnte, sodass das Geschoß an ihm vorbei flog und an der Wand in tausend Scherben zerbrach. Bier spritzte auf das helle Stoffsofa und alle anderen umliegenden Möbel, aber das zählte für Kyo im Moment gar nicht. Zitternd vor Wut stand er Gara gegenüber, der sich erschrocken ein wenig tiefer in das Sofa drückte. Nur noch der Couchtisch trennte sie und das war wohl das Glück des Jüngeren, sonst wäre Kyo ihm in dieser Sekunde wahrscheinlich auch noch an die Gurgel gegangen. „DU HAST SHINYA DAS ANGETAN?“ „Es war doch seine Idee! Außerdem…“, verteidigte sich Gara trotzig, aber Kyo schnitt ihm mit einer scharfen Handbewegung das Wort ab. „Raus, sofort!“ „Aber Kyo…“ „VERSCHWINDE!“ Noch einen Moment sah Gara den Älteren mit großen Augen an, aber dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck, zeugte von Verärgerung und Enttäuschung. „Also gut“, knurrte er nur noch, wandte sich dann ab und verließ die Wohnung des anderen Sängers. Als dieser die Tür ins Schloss fallen hörte, warf er sich mit einem Aufschrei herum und trat voller Zorn gegen sein Sofa. Im selben Moment breiteten sich heftige Schmerzen in seinem Fuß aus, die jedoch völlig unbemerkt blieben. Das was in ihm vorging, war tausend Mal schlimmer. Es ließ sich noch nicht einmal bezeichnen, war eine absurde Mischung aus Ratlosigkeit, Schrecken, Verständnislosigkeit, Enttäuschung, Fassungslosigkeit und… Wut. Auf Gara, auf Shinya, auf Toshiya… und auf sich selbst. Wie hatte das alles geschehen können? Wie hatte er das zulassen können? Die Band war doch alles, was er im Leben hatte… und nun musste er zusehen wie dir en grey langsam zwischen seinen Fingern zerbröckelte wie nasser Sand. Verärgert wischte er sich über die brennenden Augen und stieß einen verzweifelten Fluch aus, als er bemerkte, wie seine Fingerspitzen nass wurden. Das alles konnte nur ein schlechter Traum sein… aber kein Traum der Welt hätte es geschafft, sein Herz so schmerzhaft zu zerreißen wie es gerade geschehen war. Er war wie betäubt, stand völlig fassungslos neben sich und hätte am liebsten ein Fenster eingeschlagen und sich weinend auf sein Sofa geworden gleichzeitig. Einige Sekunden lang konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen, aber dann zwang er sich zur Ruhe, atmete tief durch und ein heftiger Schauer durchlief dabei seinen Körper. Sein Herz schlug viel zu schnell, als er vor der Wohnung ihres Bassisten ankam und ohne zu zögern den Klingelknopf drückte. Er musste nicht lange warten, bis geöffnet wurde, aber nicht Toshiya, sondern Kaoru stand vor ihm, sodass er einen Moment lang etwas verwirrt blinzelte. „Was machst du denn hier?“, begrüßte der Ältere ihn verwundert „Ist Toshiya da?“ „Ja, drüben im…“ So weit kam Kaoru noch, dann wurde er von dem Kleineren schon zur Seite geschoben und er rief ihm nur noch ein „Hey, warte mal!“ nach, weil er befürchtete, Kyo würde Toshiya nichts Gutes wollen. Dann warf er die Tür zu und eilte dem Sänger hinterher ins Wohnzimmer. „Kyo…“, murmelte Toshiya erschrocken, als er bemerkte, wer da auf ihn zugestürmt kam und sank sichtbar tiefer in sein weiches Sofa, weil auch er nichts Gutes erwartete. Und als der Kleinere sich vor ihm auf die Knie fallen ließ und seine rechte Hand in die eigenen beiden nahm, fielen sowohl ihm als auch Kaoru beinahe die Augen aus dem Kopf. „Toshiya, es tut mir leid… unendlich leid“ „Nani?“, fragte Angesprochener mehr als verwirrt nach. Wollte Kyo ihn auf den Arm nehmen oder was? Seit wann entschuldige sich der Kleinere für irgendetwas? Und warum? Weshalb gerade jetzt und bei ihm? Ratlos suchte er den Blick ihres Leaders, der im Türrahmen stehen geblieben war und die Szene völlig verdattert beobachtete. „Das, was ich zu dir gesagt habe… und dass ich dich geschlagen habe, es tut mir wirklich sehr leid. Ich glaube dir jetzt, Toshiya“ Waren die beiden anderen nicht schon zu diesem Zeitpunkt mehr als erstaunt… nun, spätestens jetzt. „Du glaubst mir?“, fragte der Bassist verwundert nach und konnte nicht anders, als verdutzt zu blinzeln und den Kopf zu schütteln. „Wie… wieso?“ „Ich weiß jetzt, wie es wirklich war“, gab Kyo ruhig zurück und stand langsam auf, behielt Toshiyas Hand aber in seinen und setzte sich neben diesen auf die Sofakante. „Und wie war es wirklich?“, stieg nun auch Kaoru in ihr Gespräch ein, ernst dabei klingend, während er sich den beiden näherte und sich in den einzelnen Ledersessel sinken ließ. „Ich… ich kann es selber noch nicht glauben…“, murmelte der Sänger, den Blick auf seinen Schoß gerichtet, wo seine Finger ganz unbewusst damit begonnen hatten, die Hand des Bassisten zu massieren. „Ich kann es noch gar nicht aussprechen… aber… mein Gott, nein, ich will nicht daran denken… bitte, nehmt es einfach so an…“ Kaoru nickte langsam und presste die Lippen aufeinander. Was hatte Kyo nur in Erfahrung gebracht? Sollte dies vielleicht die Bestätigung seines Verdachtes sein? Toshiya indessen war völlig überrumpelt von den Geschehnissen und starrte Kyo an, als würde er ein rosa Hasenkostüm tragen. War er beim Fernsehen eingeschlafen und hatte gerade einen ziemlich abgefahrenen Traum? Nahm ihr Sänger neuerdings Drogen? Was war hier los und was hatten die mit Kyo getan? „Toshi… bitte… verzeih mir“, riss der Sänger ihn aus seinen Gedanken und er nickte völlig perplex. Wie hätte er Kyo auch böse sein können? Keinen Moment hatte er Wut dem Kleineren gegenüber verspürt. Er liebte ihn doch… und genau das wurde ihm in diesem Moment bewusst und die sanften Berührungen ließen ihn beinahe innerlich verbrennen. Wie oft hatte er davon geträumt, dass Kyo ihn ein Mal… nur ein einziges Mal… liebevoll anfassen würde? Und jetzt war es endlich so weit. Sanft lächelnd verhakte er seine Finger mit denen des Älteren, der ruckartig den Kopf hob und ihn ansah. „Ist schon vergessen“, wisperte der Bassist und blickte dann etwas verlegen zur Seite. Wie gerne hätte er sich jetzt von Kyo in den Arm nehmen lassen. Sich eingeredet, dass nun endlich alles gut wurde. Aber noch ehe er überhaupt die Chance dazu hatte auch nur noch länger darüber nachzudenken, löste der andere ihre Finger voneinander und stand auf. „Ich… ich muss jetzt wieder“, murmelte er nur, hob noch kurz die Hand zum Gruß und verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Mit großen Augen starrte Toshiya ihm nach, nicht wissend, was er von dieser Aktion halten sollte, während er von Kaoru mit äußerst besorgter Miene beobachtet wurde. „Was… was war das eben?“, flüsterte Toshiya ungläubig und blickte auf seine Hand, die seltsam kribbelte von der Berührung des Sängers. „Sieht so aus, als wäre noch nicht alles verloren“, gab Kaoru mit einem schmalen Lächeln zurück und ließ sich neben den Bassisten aufs Sofa fallen um ihm den Arm um die Schultern zu legen. „Vielleicht wird ja doch noch alles gut…“ Er hoffte es so sehr… alles was er wollte war doch nur, Toshiya glücklich zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)