Despair of the heart von -K ================================================================================ ... hold on to those who you can trust -------------------------------------- Er fühlte sich schrecklich, als er am nächsten Morgen erwachte. Kopfschmerzen quälten ihn und in seiner Brust war ein Stechen, das sich anfühlte, als hätte ihm jemand während der Nacht ein Messer dort hin gerammt. Zudem glaubte er, jeden Moment in Tränen ausbrechen zu müssen und konnte sich doch nicht recht erklären, wieso. Außerdem verspürte er eine seltsame Art von Wut… hilflose Wut, die sich gegen nichts Bestimmtes richtete und die er nicht einordnen konnte. Toshiya lag dicht an ihn geschmiegt und er hatte beide Arme um den dünnen Körper geschlungen, zog ihn in diesem Moment noch etwas näher. Der Jüngere gab ein leises Stöhnen von sich, schien aber weiter zu schlafen und Kaoru holte zitternd Atem. Die Geschehnisse des letzten Abends kamen nur langsam zurück in sein Gedächtnis. Nach dem Telefonat mit Die hatte er noch den Tee ausgetrunken, zwei Zigaretten geraucht und hatte sich dann zu Toshiya gelegt. Es hatte Stunden gedauert, bis er endlich eingeschlafen war und ein kurzer Blick zur Seite auf den Wecker zeigte ihm, dass er nicht besonders lange geschlafen hatte. Vielleicht fühlte er sich deswegen so scheiße. Wäre zumindest eine schöne Erklärung gewesen. Versonnen begann er durch die schwarzen Haarsträhnen zu streicheln, die auf seiner Brust lagen. Das alles tat ihm so schrecklich leid. Toshiya tat ihm leid. Und Die. Und Kyo, der sich bestimmt große Sorgen um Shinya machte. Und der tat ihm auch leid, wenngleich aus anderen Gründen. Es gab nichts, das er mehr hasste, als wenn es denjenigen, die er gern hatte, schlecht ging. Es war so typisch für ihn. Er achtete immer mehr auf andere als auf sich selbst. Aber es war oft leichter, sich mit den Problemen anderer auseinander zu setzen als mit den eigenen. Ein erneutes Stöhnen, das von irgendwo unter dem schwarzen Haarschopf kam, ließ ihn sich wieder Toshiya zuwenden, der sich ein wenig zu bewegen begann und dann noch einmal ächzte. „’hayou“, begrüßte er den Jüngeren leise und dieser antwortete mit einem undeutbaren Murren, kuschelte sich näher an ihn heran und schluchzte auf einmal ein ziemlich wehleidiges „Kopfweeeeeh!“ und sprach Kaoru damit irgendwie aus der Seele… Der Gitarrist seufzte leise, befreite sich vorsichtig von der Umarmung des Schwarzhaarigen und rutschte aus dem Bett, rieb sich müde über die Augen und zog die Decke wieder ordentlich über Toshiya, nachdem sie ihm bis zur Hüfte hinunter gerutscht war. Dieser hatte inzwischen das Gesicht im Kopfkissen vergraben und jammerte leise unverständliches Zeug. „Ich hol dir ne Tablette“, informierte er den anderen und tappte dann in die Küche, durchwühlte die Schränke und wurde dann endlich fündig. Eine der kleinen Dinger würgte er gleich selbst hinunter, drückte dann noch eines für Toshiya aus der Packung und füllte ein Glas mit Wasser. Als er zurück ins Schlafzimmer kam, hatte der Bassist sich die Decke ganz über den Kopf gezogen. Deshalb setzte Kaoru sich an den Bettrand und zog sie ihm vorsichtig weg, strich ihm ein paar wirre Haarsträhnen aus dem Gesicht und half ihm, sich auf zu setzen. Toshiya hielt die Augen dabei fast völlig zusammen gekniffen, denn obwohl es noch recht dunkel im Schlafzimmer war, brannten sie wirklich schmerzhaft. Außerdem war ihm kotzübel und seine Wange tat weh, dort wo Kyo ihn geschlagen hatte… „Sonst alles klar mit dir?“, erkundigte sich Kaoru ein wenig besorgt und nach kurzem Zögern nickte der Jüngere, ließ sich das Glas Wasser wieder aus der Hand nehmen und lehnte sich dann an den Gitarristen. Dieser schlang die Arme um ihn und hielt ihn eine Weile einfach nur fest. „Weißt du, wie es Shinya geht?“, vernahm er nach einiger Zeit ein leises Flüstern an seiner Schulter. „Ich habe gestern Abend noch mit Die telefoniert… er hat nur gesagt, sie hätten ihm was gegen die Schmerzen und Schlaftabletten gegeben… ich werde ihn dann gleich noch mal anrufen“ „Hmm… Die hasst mich bestimmt, oder?“ „Ach Unsinn…“ „Aber gestern… hat er gesagt…“ Dann brach der Jüngere ab und erschauderte in einem heftigen Weinkrampf. Kaoru antwortete nicht, zog nur nach einer Weile die Decke um ihre Schultern und hielt Toshiya weiterhin dicht bei sich, streichelte seinen Rücken und hätte sich am liebsten selbst jemanden um den Hals geworfen und sich ein wenig trösten lassen. Aber das ging jetzt nicht… außerdem kam im Moment einfach niemand dafür in Frage. Yoshiki war wieder einmal tausende Kilometer weit weg und Daisuke… tja, das war ein anderes Kapitel. Und Kyo hatte im Moment wohl selber genug Probleme. „Lass uns was frühstücken… dann geht’s uns bestimmt besser“, schlug er schließlich vor, schob Toshiya sanft von sich und hob sein Kinn an um ihn aufmunternd anzulächeln. Er hätte einen begnadeten Schauspieler abgegeben, wirklich. Der Jüngere schniefte leise und nickte dann wenig begeistert. Aber Kaoru schien auch das schon zu würdigen und hauchte ihm einen sanften Kuss auf den Mundwinkel, drückte ihn dann noch einmal kurz und half ihm beim Aufstehen. Wie er vermutet hatte, schwankte der Jüngere gefährlich und so musste er ihn sogar stützen, als dieser sich anzog. Dann setzte er ihn kurz auf den Bettrand, schlüpfte selbst in gemütliche Sachen und führte Toshiya anschließend in die Küche. Bereits vorhin war er auf eine Packung Oyaki gestoßen und es war irgendwie genau das was sie beide jetzt brauchten. Das mit Vanillecreme gefüllte Gebäck wirkte fast wie Schokolade… es machte einfach glücklich. Also öffnete er die Packung und schob die Dinger in die Mikrowelle um sie zu wärmen. Zwei Minuten und ein leises ‚Pling’ später standen zwei Teller mit der leckeren Süßspeise auf dem Tisch und Toshiya starrte versonnen darauf. „Bitte… iss zumindest eines“, bat Kaoru inständig und der Schwarzhaarige betrachtete ihn kurz mit ausdruckslosem Blick, ehe er leise seufzte und sich Kaoru zu liebe dazu durchrang in das süße Ding zu beißen. Die Vanillecreme war wirklich unwiderstehlich… und spätestens nach dem dritten Bissen hatte er keinen Zweifel mehr daran, dass er seine Portion nicht aufessen würde. Als er schließlich den Teller von sich schob, hatte er sogar ein sachtes Lächeln auf den Lippen und sobald Kaoru ebenfalls fertig war, huschte er auf dessen Schoß und schmiegte sich an ihn. „Kuschelbedürftig?“, lächelte der Ältere sanft und kraulte ihn im Nacken. Toshiya nickte und seufzte leise. „Gehen wir wieder ins Bett? Ich bin müde…“ „Geh schon mal vor. Ich räum nur eben ab und ruf dann noch mal Die an, ja?“ Nachdem er die Küche wieder halbwegs in Ordnung gebracht hatte – viel hatte es ja nicht aufzuräumen gegeben, holte er sein Handy aus dem Wohnzimmer und zog sich dann auf den Balkon zurück um eine Zigarette zurauchen und mit Die zu telefonieren. Es klingelte eine halbe Ewigkeit und gerade als er meinte, der Anrufbeantworter würde einspringen, wurde abgehoben. „’hayou Kao“ „’hayou. Alles klar bei dir?“ „Hält sich in Grenzen…“ „Bist du noch im Krankenhaus?“ „Fuck ja… weißt du wie gut es sich auf diesen Plastikstühlen im Warteraum schlafen lässt?“ „Hmm… wie geht’s Shin?“ „Sie haben mich heute noch nicht zu ihm gelassen… Kyo dreht hier gerade einen Horrorfilm deswegen… ich konnte ihn eben noch davon abhalten eine Schwester mit einer Zeitung zu attackieren“, erklärte Die und seufzte müde. „Aaah… hmm… ist es ok, wenn ich heute Nachmittag mal vorbeischaue?“ „Ja… klar. Aber lass bloß Toshiya zuhause!“, kam es prompt zurück aber es klang nicht mehr so feindselig wie am letzten Abend. Definitiv ein gutes Zeichen. „Hm… okay, bis später dann“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)