Kieran von MrsYam0s ================================================================================ Kapitel 14: Personal low point ------------------------------ Kapitel 14: Personal low point Ein Stummer Blickaustausch folgte, bis Kieran sich schließlich ab wand. „Ich wollte nicht stören!“, meinte er knapp und begab sich aus der Einfahrt. „Kieran, warte!!“, schnell lief Lan ihm nach und griff nach dem schmalen Handgelenk des Schwarzhaarigen. „Wir sollten reden!!“ Der Älter hielt inne und drehte sich zu Lan. Violett sah in Braun. „Du willst reden?! Gut, dann sag dir alle Fakten die wichtig wären! Vor dir steht ein achtzehnjähriger Stricher, der seit seinem dreizehnten Lebensjahr die Beine für Geld spreizt, weil er damals dazu gezwungen wurde. Des weiteren ist Angelo Milano nicht mein Ex-Mitbewohner sondern mein Ex-Zuhälter, an den ich, auch wenn ich es nicht will, immer gebunden sein werde, da ich sein Symbol in meinem Nacken trage. Mit sechs Jahren hab ich meine Mutter erstochen, die nebenbei bemerkt psychisch gestört war oder es korrekt auszudrücken am Borderline-Syndrom litt. Ich hab ziemliche Schlaf- und Essstörungen und bekomme bei jedem Gewitter einen halben, wenn nicht sogar ganzen, Nervenzusammenbruch. Jetzt weißt du alles... Bist du zufrieden?!“ Kieran riss sich los und ging. Schluckend sah ihm Lan nach, das war dann doch viel, viel mehr, als er erwartete hatte. Der Rothaarige senkte den Blick und ging, an Miquel vorbei, zurück ins Haus. Der Spanier ging ihm nach und schloss die Haustür hinter sich. „Lan? Alles okay?!“, fragte er vorsichtig doch der Jüngere wank ab und ging in die Küche. Wortlos setzte er sich an die Theke und öffnete die Schachtel mit den Donuts. Seufzend ging Miquel ihm nach und stellte sich ihn gegenüber. „Lan, sag doch was!“ - „Fresse, Blondie!“, zischte der Jüngere, nahm sich einen der Donuts heraus und biss ab. Angewidert verzog er seinen Mund und warf das Gebäck dem Spanier an den Kopf. „Das schmeckt zum kotzen!“, fauchte er und fegte die ganze Schachtel vom Tisch. Seine braunen Augen glitten über den Blonden und schließlich erhob er sich. „Wir waren duschen nicht?!“, fragte er, die Antwort schon kennend, verließ die Küche und ging die Treppen nach oben. „Oh jaaa!“, schnurrte der Spanier und folgte Lan nach oben. Tief in Gedanken versunken, lehnte Kieran an seinem Stammplatz an der Wand. Die Zigarette, die er in seiner Hand hielt, war mittlerweile bis zum Filter abgebrannt, doch das merkte er nicht, etwas anderes beschäftigte ihn viel mehr. Wie konnte er eigentlich nur so töricht sein?! Wie hatte er auch nur einen Moment daran denken können, dass mal wieder etwas in seinem Leben gut lief?! Der Schwarzhaarige seufzte, ließ den Filterrest in seiner Hand fallen und trat die restliche Glut aus. Wann hatte er wieder angefangen Naiv zu sein?! Wann hatte er angefangen sich Hoffnungen zu machen?! Und warum tat das gerade so beschissen weh?! Einzelne Tropfen begannen vom Himmel zufallen, trafen auf den Stoff des Mantels, den der Schwarzhaarige so wie immer trug, und begannen langsam ihn zu durchnässen. Kieran interessierte das nicht, er hatte schon oft im Regen gestanden und darauf gewartet, dass ein Freier vorbei kam und ihm Geld für Sex anbot und mittlerweile wusste er wie die halbe männliche Bevölkerung der Stadt fickte. Er war und würde immer minderwertiger sein als andere und das wusste er. Wieder seufzte er, sah nach oben direkt in den immer stärker werdenden Regen und schloss seine Augen. Es war nicht an der Zeit in Selbstmitleid zu zerfließen oder sich Gedanken um etwas zu machen, was nicht hatte sollen sein, er brauchte dringend Geld, die Miete stand an. Elliot konnte den Betrag unmöglich allein tragen und Angelo konnte er genauso wenig anpumpen, das tat er eh schon zu oft. Da sollte mal noch einer sagen mit 300$ pro Freier kam man weit, das stimmte nämlich nicht. Es gab immer einen Grund das Geld auszugeben, sei es für Essen oder einen Freund. Kieran lachte leise auf. Für Essen. Bei dem was er so an Nahrung zu sich nahm, wenn Elliot ihn nicht gerade wieder das Essen wortwörtlich in den Mund stopfte, könnte er locker die Miete und was wusste er sonst noch begleichen. Plötzlich brach das Gefühl, dass der Regen auf Kierans auslöste ab und er öffnete seine Augen. Er sah den schwarzen Stoff eines Schirm und sah nach vor. Murrend schloss er wieder seine Augen. „Geh weg, ich arbeite!!“ - „Du stehst im Regen, Kleiner!“ Der Schwarzhaarige rollte die Augen und öffnete sie wieder. „Wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, dass du mich nicht Kleiner nennen sollst?!“ - „Öfters?!“, meinte der Brünette belustigt und strich Kieran durchs Haar. „Die sind triefend nass!“, stellte Angelo fest und strich schließlich über die Wange des Jüngeren. „Und deine Haut kalt, wie der Tod!“ - „Ich hab nun mal eine niedrige Körpertemperatur, das müsstest du eigentlich mittlerweile wissen, denn die hatte ich schon immer!“ Murrend schlug er die sonnengebräunte Hand weg. „Jetzt sein nicht wieder kratzbürstig!!“ - „Ich bin nicht kratzbürstig!“, knurrte der Jünger, hob sein Knie an und drückte es fest in Angelos Schritt. „Und an deiner Stelle würde ich mich jetzt in Ruhe lassen oder ich sorge dafür, dass du mich mindestens zwei Wochen lang nicht mehr zum humpeln bringen kannst.“ Kierans Stimme klang nur halb so fest, wie sie hätte klingen sollen, denn sie zitterte ziemlich. Der Italiener zog eine seiner Augenbrauen nach oben. „Kieran?!“, fragte er, doch dieser ließ stumm, sein Knie sinken und drückte Angelo von sich. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren lief der Stricher die Straße entlang und schlang seine Arme fest um seinen Oberkörper. „Kieran?“, fragte der Ältere, packte den Schwarzhaarigen am Oberarm und zog ihn zurück. Der Regenschirm fiel unbeachtet auf den Boden. „Was hast...“, Angelo stockte und schluckte schwer. „K...“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf und ein leises Schluchzen verließ unterdrückt seine Kehle. Er umarmte den Älteren und drückte seinen Kopf an dessen Brust. Angelo schien sichtlich verwirrt, so hatte sich der Kleinere schon seit Jahren nicht mehr benommen, zu mindestens ihm gegenüber nicht. Noch immer irritiert legte er vorsichtig die Arme um Kieran und drückte ihn leicht an sich. „Bringst du mich nach Hause?! Bitte!!“, nuschelte der Jüngere leise und drückte sich fester an den Sonnengebräunten. „Zu dir und der Kleinen?“, fragte Angelo und Kieran nickte. Stumm nickte der Ältere, griff in Kieran Kniekehlen und hob ihn an. Der Italiener trug den Schwarzhaarigen zu seinem BMW und steuerte die hinteren Türen an. „Nicht loslassen...“, flüsterte der Jüngere und sah nach oben. In seinen violetten Augen schimmerten Tränen und wieder nickte Angelo nur. Zusammen mit Kieran ließ er sich hinter dem Fahrersitz nieder und fuhr zum östlichen Rand der Stadt, wo der Kleinere zusammen mit Elliot wohnte. Noch immer mit Kieran auf dem Arm klingelte Angelo an besagter Wohnung. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und Elliot panischer Aufschrei war zu hören. „Oh Gott!! Kieran, was hast du!“ Erst jetzt realisierte sie den Milano und ihre Züge verfinsterten sich. „Was hast du mit ihm gemacht? He?! Los sag schon!!!“ - „Hör mal, Zwerg, ich habe nichts mit ihm gemacht!“ - „Warum schleppst du ihn dan-“ Kieran pattete Elliot auf den Kopf und lächelte gekünzelt. „Weil ich ihn darum gebeten habe.“, sprach er leise und signalisierte Angelo, dass er runter wollte. Dieser setzte ihn ab und mustertet ihn stumm. „Danke.“, hauchte der Schwarzhaarige, schob Elliot zur Seite und verschwand schließlich in seinem Zimmer am Ende des Flures. Die Rotschwarzhaarige musterte den Größeren, der noch immer in der Tür stand und auf die geschlossene Tür starrte. „Er ist weg, du kannst dich also verpissen, Milano!“ - „Ich gehe wann ich das will, Wanze! Billy nimmt dich anscheint nicht richtig ran, so wie du dein, für deine Größe viel zu großes, Maul soweit auf reisen kannst!!“ - „Wüsste nicht was das ein mieses Arschloch wie dich angeht!“, fauchte die Kleinere und wollte die Tür zuschlagen, doch Angelo hinderte eben jene mit den Fuß am zufallen. „Nur zu deiner Information, Wanze. Ohne mich wäre Kieran jetzt nicht hier!“ - „Stimmt, ohne dich würde er wahrscheinlich irgendwo ein ein behütetes und vor allem glückliches Leben führen!!“, knurrte die Kleinere, trat dem Zuhälter gegen das Schienbein und schloss die Tür schließlich lautstark. Murrend fuhr sie sich durch das kurze Haar und begab sich zu Kierans Zimmer. Sie konnte nicht verstehe, warum dieser Angelo nach allem trotzdem noch ab und an in Schutz nahm, sie würde ihm an seiner Stelle wahrscheinlich den Tod wünschen. Aber K war so oder so ein ganz andere Typ Mensch als sie. Vorsichtig klopfte sie an die Tür und öffnete sie einen Spalt. Im Raum war es dunkel. Die Vorhänge waren zugezogen und leise lief Kierans Lieblingsband, deren Songs Elliot jedes mal einen Schauer über den Rücken jagten, denn die Texte waren, wie sie fand, einfach nur gestört. „K?!“, fragte sie behutsam und trat in den Raum. Sie konnte den Schwarzhaarigen nur dank seiner Silhouette aus machen und wusste deshalb, dass er auf dem Bett lag. Sie durchquerte den Raum und zog einen der Vorhänge zurück, damit sie ihren besten Freund sehen konnte. „Ich hab das nicht grundlos zugezogen!“, beschwerte sich der Größere und zog sich die Decke über den Kopf. El seufzte und setzte sich zu ihm auf das Bett. „Was ist los mit dir? Du hast dich noch nie von dem Arschlo-“ - „Angelo!“ Die Rotschwarzhaarige ließ die Augen rollen und setzte neu an. „Du hast dich noch nie von Angelo herbringen lassen. Normalerweise bist du froh darum, wenn er einen weiten Bogen um unsere Wohnung macht!“ - „Ich war einfach down, okay?!“, meinte Kieran und schlug die Decke zurück. Erst jetzt zog er seine Stiefel aus, stellte sie fein säuberlich vor sein Bett und verkroch sich anschließen wieder unter der Bettdecke. Die Kleinere seufzte. „Kieran, rede doch mal mit mir!!“ - „Nein, ich bin müde! Lass mich bitte allein!“ Die junge Frau nickte stumm, zog den Vorhang wieder zu und ging zur Tür. Dort hielt sie inne und warf einen letzten Blick auf Kieran, der in seinem Bett lag. Sie wusste genau, dass mit Kieran etwas nicht stimmte. Beim gehen war er geschwankt und seine Stimme war zittrig und vor allem leise, dabei war er jemand, der gerne mal laut und ausfallend wurde. Ja, sie war sich sicher, dass etwas nicht stimmte, doch was konnte sie nicht sagen. Sie kannte ihn so nicht, sie kam sich vor wie auf Neuland. Seufzend verließ Elliot den Raum und ging in die Küche. Sie kannte Kieran eigentlich genau, sie wusste wie er auf ein Wort oder eine Betonung reagierte und doch stellte sie seit kurzen immer wieder fest, dass es Momente gab in denen er sie überraschte. Dieser Lan zum Beispiel war eine der Sachen, die sie bei Kieran nie für möglich gehalten hätte. Stumm füllte sich El Kaffee in eine Tasse. Sie würde den Schwarzhaarigen jetzt einmal eine Weile in Ruhe lassen, er würde schon reden, wenn er sich erst einmal beruhigt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)