Daddy? (sobald mir was besseres einfällt kommt ein neuer titel^^') von Pamimi ================================================================================ Kapitel 1: Einlass ------------------ „Oh mein Gott! Nur noch 10 Minuten bis Einlass!“, schrie Sophie ihr ins Ohr, „Kannst du's glauben? Wir zwei! Auf dem Ärzte-Konzert! Und dann auch noch Backstagekarten...“, setzte sie etwas leiser, immer noch an Mimi gerichtet hinzu. Mimi's Herz raste und sie konnte vor Aufregung fast nicht Atmen. Und dann ging's los. Alles zerrte und drückte. Ein Ellbogen rammte sich ihr in die Rippen, aber sie spürte weder den stechenden Schmerz unterhalb ihrer Brust, noch das Schieben, dass sie gegen die Stangen der Einlassbereiche quetschte, etwas anderes machte ihr Sorgen, sie konnte ihre beste Freundin nicht mehr finden, die eben noch neben ihr gestanden hatte. Zwar hielt sie Ausschau nach einem schwarz haarigen, 1,75,m großem Mädchen das ihr „Rebell“-T-shirt trug, doch Schwarzhaarige gab es viele und Ärzte-T-shirts trug so ziemlich jeder. „SOPHIE?!!!“, schrie sie nun schon zum dritten Mal in die Menge. „Hier!“, rief es von der Seite. Da war sie, sie stand an dem Einlass direkt neben ihr. Man sah ihr die Aufregung wirklich an: Ihre schwarzen Haare fielen zwar wie immer über ihr lächelndes Gesicht, doch vor lauter Vorfreude, hatte sie noch rötere Wangen als sonst und vom ewigen Reiben an den Augen war kaum noch Schminke zu sehen. Dennoch sah sie hübsch aus wie immer. Doch sie konnte nicht länger über die Aufregung ihrer besten Freundin nachdenken, ihre eigene Nervosität war schon schlimm genug, nun fingen die Sicherheitsleute an die Karten zu kontrollieren und die Leute zu durchsuchen und sie waren die Ersten! Kaum waren die zwei Mädchen durch die Kontrolle stürmten sie auch schon los: An der Garderobe vorbei – nur mir Jacken bewaffnet brauchten sie dort nicht zu halten – und, auch wenn sie kleine Schwierigkeiten hatten den Eingang nach unten zu finden, ab in den Innenraum der Olympiahalle! Da standen sie nun: In der zweiten Reihe in der Mitte! Innerhalb von 20 Minuten war die ganze Halle gefüllt. Nun hieß es warten. Kapitel 2: Ein komisches Gefühl ------------------------------- „Noch 30 Minuten bis zum Auftritt“, rief es vor der Tür. Normalerweise wäre der Schlagzeuger jetzt noch am Haarestylen, aber da er nun kurze Haare hatte, die nicht so viel Aufwand brauchten, hatte, war er schon seit 10 Minuten fertig. Er saß in seinem „V.I.P.“- Bereich und dachte nach. Etwas was er aus irgendeinem unerfindlichen Grund schon den ganzen Tag machte. So war er doch sonst nicht. Was war heute nur los mit ihm. Lag es an München? Tonk, tonk, tonk. Es klopfte. „Bela? Bist du schon fertig?“, dröhnte eine fröhliche Stimme von draußen ins Zimmer herein, doch noch bevor er irgendeine Antwort geben konnte stürmte der Große schon in die Garderobe, als brauche er gar keine Zustimmung. „Na meine Kleine?“, witzelte Farin und nahm ihn breit grinsend in den Schwitzkasten. „Warste schon kacken? Du wehst dat geht beim Konzert nich mehr. “, fügte er immer noch grinsend hinzu, während er Bela mit der rechten Faust auf dem Kopf herum rieb. „Du weißt doch ich bin Gott. Ich kack nich'.“, mit diesem Satz befreite sich Bela lächelnd und rammte Farin dazu seinen Ellenbogen in die Seite. Auch wenn Farin ihn normalerweise immer zum Grinsen brachte, konnte er heute nicht richtig lachen. Irgendwie hatte er schon den ganzen Tag diese komische Gefühl im Bauch. Obwohl, wenn er recht überlegte schon seit sie in München angekommen waren. Er wusste selber nicht woher dieses Gefühl kam, aber er wusste, dass sich heute irgendetwas ändern würde... „Beeeeeelaaaa!“, surrte Farin mit seiner quietschigsten Stimme, um Bela zu ärgern. Bela schreckte aus seinen Gedanken hoch. „Man Bela“, sagte Farin jetzt wieder normal, „was hast du denn? Du bist den ganzen Tag schon so komisch. Du hast nicht mal dein Essen angerührt.“ Farin zeigte auf einen Teller der auf einem kleinen runden Tisch stand. Auf diesem Teller lag ein silbernes Päckchen, was man normalerweise vom Inder oder Chinesen geliefert bekommt. Ja sein chinesisches Essen, dass ihm Farin vor knapp einer Stunde gebracht hatte, hatte er wirklich noch nicht angerührt, doch Bela wusste, dass nicht Hunger sein Problem war. „Ja du hast recht. Ich sollte vielleicht was Essen, daher könnten auch die Bauchschmerzen kommen.“ „Braver Junge, ich geh mich dann mal noch ein bisschen fertig machen, schauen ob die Gitarre richtig gestimmt ist und so. Bis gleich.“, sagte Farin, der schon wieder über das ganze Gesicht grinste, und ging aus Bela's Garderobe. Um Farin nicht noch mehr Sorgen zu machen werde ich noch ein bisschen Essen...aber ob das was bringt?, dachte sich Bela und zog den Tisch mit dem chinesischen Essen zu sich heran. Kapitel 3: Ohnmacht ------------------- Oh mein Gott! Oh mein Gott, war alles was Sophie denken konnte. Das Licht ging aus und alle fingen an zu schreien. Zwar wurde davor schon gedrückt und gepresst, aber nun ging das ganze erst richtig los, erst recht die 4 Betrunkenen vor ihr lehnten sich wahllos in die Masse. Überall Hände, Arme, Ellbogen, Fäuste, Bäuche, Rücken. Man konnte die Bühne vor lauter Körpern nicht mehr sehen. Überall kreischende Fans. Überall Leute die einen erst nach rechts, dann nach links zerrten. Überall Gekreische. Dort ein Haarziehen, dort ein Ellbogenstoß. Und dann fiel der Vorhang. Alle wollten so nah wie möglich an die Bühne, kaum waren die Ärzte zu sehen wurden sie auch schon von der breiten Masse verdeckt. Mimi hatte sie schon längst aus den Augen verloren, sie sah weder ihre orangeroten Haare noch ihre grünen Augen und nach einem „Ich-bin-nicht-allein-ich-bin-die-ärzte-Fan“- T-shirt konnte sie lange Ausschau halten, die gab es hier wie Sand am Meer. Und schon fiel sie zu Boden! Gott sei Dank half ihr ein Mann wieder auf die Beine doch so richtig betrachten konnte sie ihn nicht, denn kaum war sie wieder auf den Beinen, fiel sie in Ohnmacht. Ihr letzter Gedanke war: „Hoffentlich ist Mimi nichts passiert.“ ... „Das blendet...“, murmelte sie während sie langsam die Augen öffnete. Leise hörte man, dass der Anfang von „Hurra“ gespielt wurde. Sie war im Sanitätsraum. „Na? Endlich wieder unter den Lebenden?“, fragte sie eine freundliche Stimme rechts neben ihr. Ein junger Mann Mitte 20 lächelte sie herzlich mit seinen grünen Augen an. Sein haselnussbraunes, kurzes Haar bewegte sich sacht im Wind der Klimaanlage. Sie setzte sich ruckartig auf. „MIMI! WO IST SIE?“, entfuhr es ihr, „Ist ihr was passiert? Oh bitte sagen sie, dass ihr nichts passiert ist. Ihr darf nichts passiert sein, sie ist doch meine beste Freundin, mein Ein und Alles.“ Tränen schossen ihr in die Augen. „Schschsch...“, beruhigte sie der Sanitäter, „Immer mit der Ruhe. Erstmal musst du dich beruhigen. Du bist umgekippt und wir mussten dich sogar beatmen. Hier trink einen Schluck Wasser.“ Sie nahm dankend den Becher, den er ihr reichte entgegen. „Ist sogar Mineralwasser. Weil du die erste warst.“ Sie sah sich um, außer ihr lag nur ein Mädchen in dem schneeweißen Raum. Dessen ganzes T-shirt war rot sowie ihre Arme und die ihres Freundes der fürsorglich neben ihr saß. „Das Mädchen hat einen Ellbogen an die Nase bekommen.“, erzählt ihr der junge Mann ruhig. Sie trank den Becher aus drückte ihn dem Mann in die Hand und sagte: „Tut mir Leid, aber ich muss jetzt da raus und meine Freundin suchen. Was ist wenn ihr auch jemand einen Ellbogen auf die Nase geschmettert hat? Sie hat da niemanden draußen der sie hier her bringt.“ Schon wieder diese verdammten Tränen. Sie stand langsam auf und ging in Richtung Bühne. „Aber halte dich am Rand, wenn du rein gehst findest du sie sowieso nicht.“, sagte er mit besorgter Mine und ließ sie gehen. Kapitel 4: Pannenpause ---------------------- (anm.: sry wenn das alles komisch klingt, aber ich hab mir das was sie am Konzert original gesagt haben auf geschrieben und versucht das hier alles möglichst normal einzubauen^^' also sorry wenn's doof klingt >.<) „Halt! Stopp!“, rief Farin laut ins Mikrofon, nachdem er per Ohrstöpsel erfahren hatte, dass die vorderen Gitter gebrochen waren, was er natürlich auch sah, und dass schon ein Junge gestorben sei. „Stopp! Stopp! Stopp!“, unterstütze ihn Bela um das Publikum, dass noch total in „Hurra“-Stimmung war, unter Kontrolle zu bekommen. „Die Gitter sind kaputt...Sollt ihr denn so drücken?“, fragte er das Publikum, dass mit einem Lauten „JA!“ antwortete, doch das fand Farin gar nicht komisch er bat „alle mal zwei Schritte zurück“ zu gehen, wobei er an die Sitzplätze gerichtet meinte, sie können stehen bzw. sitzen bleiben. Mit der rechten Hand strich er sich über die schweißnasse Stirn. „Auch hier vorne. Geht mal bitte zwei Schritte zurück. Hallo? HALLO? Könnt ihr mich höööören? Zwei Schritte das war nur einer.“, trotz der brenzligen Situation war er immer noch in der Lage Witze zu reisen, was das Publikum natürlich erfreute, ihn aber dennoch etwas stresste. Warum mussten diese dummen Gitter jetzt brechen? „Das Problem ist, wenn ihr so drückt, haben wir nachher ein paar Fans weniger, das wollen wir nicht, und das wollt ihr nicht.“, erklärte Bela der jubelnden Menge. „Und eure Eltern haben ein paar Kinder weniger, wäre auch blöd, oder?“, setzte Farin hinzu und spielte ein paar Töne auf der Gitarre, „So was machen wir jetzt Team?“ Bela war genauso ratlos wie Farin. Farin schlug vor neue Gitter rein zu stellen, was natürlich keine dumme Idee war. „Neue Gitter schweißen...“,warf Bela nebenbei ein. Nachdem Farin mit den Organisatoren geredet hatte schrie er erschrocken auf: „10 Minuten Pause?!! Biste irre?“, bei dieser Antwort konnte das Publikum ihm mit einem lauten Grölen nur zu Stimmen, „Wat sollma machen?“, fragte er ratlos und wendete sich dann zum Publikum um die ganze Sache zu erklären : „Also wenn wir zynisch wären, dann würden wir weiter spielen. Dann stehen wir morgen in der Zeitung, verkaufen ganz viele Platten, aber ihr seid tot. Ist auch blöd. Deswegen machma jetzt einfach mal 10 Minuten...tja was machma denn? Instrumente weglegen oder?“ Rod antwortete darauf nur mit einem einfachen „Joa, würde ich sagen“. Bela richtete sich nochmal genervt zum Publikum: „Ach ja...und ey lass das jetzt mal bitte kurz mit dem Surfen, okay? Das ist scheiße. Das geht im Moment nicht, die Jungs haben hier richtig Ärger, hier vorne. Das Problem ist, die Gitter, die hier vorne stehen, die sind nicht für uns, die sind für euch und wenn irgendjemand ohnmächtig wird oder es irgendjemandem schlecht geht, dann brauchen die diesen Gang, um die Leute raus zu bringen und wir haben von den Toten Hosen gehört ,dass man immer aufpassen muss, ok?“ „Jetzt wissen wir, dass die Gitter hier anscheinend richtig scheiße sind.“, meinte Rod an Farin gerichtet. „Ja sind se...“, war alles was er antwortete während er Bela's Ansage ans Publikum zuhörte. „ Hätten wir doch die Krokodilgräben mitgebracht...“, äußerte sich Rod noch beiläufig. „Ok“, fuhr Bela fort, „und sobald das hier geregelt ist, das...das Problem gelöst ist, in dem Moment spielt die BESTE BAND DER WELT HIER IN MÜNCHEN“, schrie er noch. Daraufhin fing das Publikum natürlich an wie verrückt zu jubeln. „Ist schon ziemlicher cuitus interruptus (anm.: bedeutet kurz vor dem Samenerguss unterbrochener Geschlechtsakt)“, fing Farin wieder an, „aber für uns auch. Ja...verdammt, also geht nochmal alle weiter zurück, sonst kriegen wir das überhaupt nicht in den Griff. Ganz weit zurück, genau, so weit ihr könnt...jetzt...jetzt fällt das Mischpult wahrscheinlich gleich um, aber das sind ja unsre Leute die sind alt genug, die können sterben...Don du hast nichts dagegen wenn du stirbst, oder? Du bist ja schon über 30.“ Da musste sogar Bela lachen. „Alles gut? Okay!“, versicherte sich Farin dann doch nochmal bei Don, schließlich wollte er nicht, dass ihm was passiert. An Rod gerichtet meinte er dann noch: „Ne, ne Rod die können wir doch jetzt nicht alleine lassen.“ Während Bela die Leute weiterhin zurücktrieb, besprachen Rod und Farin was sie denn jetzt tun sollten. Schließlich kam Farin zu dem Schluss, dass sie einfach von der Bühne gehen würden und dann wieder von vorne anfangen würden als wäre nichts passiert. Bei dieser Ansicht stimmte das Publikum jubelnd zu. Zu einem der Securitymänner witzelte er noch: „Ich freu mich schon, wir machen menschlichen Vorhang, Magnus stellt sich dann vor mich...und du fällst dann auch, ja?“ Bela richtete sich nun noch ein letztes Mal ans Publikum: „Das ist nur ein kleines Problem, wenn das gelöst ist, dann spielen die ärzte hier 3, 4, 5, 6, 7 Stunden, kein Problem!“ Und nach dem Jubeln und Klatschen des Publikums verabschiedeten sie sich noch mit einem „Ciao, bis gleich!“ und verschwanden in den Backstagebereich. Leise hörten sie wie angesagt wurde, dass die ersten drei Reihen sich setzten sollten. „Ach du scheiße!“, fluchte Rod, „dass heute was schief geht, dachte ich mir schon, aber dass es so schlimm wird...“ „Ja...immerhin ist schon einer gestorben...“, murmelte Farin während er sein Gesicht in seine großen Hände legte, „Verdammter Mist! Die armen Eltern...Warum müssen die denn auch so drücken? Wir spielen sowieso so laut, dass man es bis zur nächsten U-Bahn hört. Man. Das versteh ich einfach nicht...Ein Konzert soll doch Spaß machen. Man geht hin um zu pogen, zu springen und sich's einfach gut gehen zu lassen...“ Er stand auf und ging unruhig wie ein Tier im Käfig hin und her. „Beruhige dich...das wird schon wieder...“, sagte Bela in leisem, abwesendem Ton mit einem ins Leere starrenden Blick. „DAS WIRD SCHON WIEDER?!!!“, Farin war völlig außer sich, „HALLO?! EIN MENSCH IST HEUTE GESTORBEN! AUF UNSEREM KONZERT!“ Rot im Gesicht stürmte er aus dem Raum, wobei er noch „Ich geh aufs Klo...“ nuschelte und die Tür hinter sich zu zog. Auf dem Klo angekommen klatschte er sich 3 Hände voller eiskaltem Wasser ins Gesicht. Danach hatte er wenigstens wieder einen klaren Verstand. Mit müden Augen starrte er sein Gesicht im Spiegel an. „Was ist nur aus dir geworden alter Junge? Seit wann schreist du deinen besten Freund so an?“, sagte er zu sich selbst, wobei er seine unzählige Male benutzen Lachfalten betrachtete, „Und alt geworden bist du auch noch...“ Bei diesem Satz musste er grinsen. „Naja wenigstens hab ich in meinem Alter noch alle Zähne...“ Und mit etwas besserer Laune und einem Lächeln auf den Lippen verließ er die Toilette. Kapitel 5: Stumme Blindheit --------------------------- Wo Sophie nur hin ist, fragte sich Mimi besorgt. Vor ihr saßen, auf Grund der Aufforderung irgendeiner Dame, alle. Zwar hätte sie sich auch setzten müssen, doch sie hatte im Gedränge kaum noch Luft bekommen und auf dem Boden war die Luft nicht viel klarer, als dort wo sie nun stand. Puh, es ist sauheiß hier, dachte sie sich, während sie sich ihr „Ich-bin-nicht-allein-Ich-bin-die-ärzte-Fan“-T-shirt etwas am Hals auflockerte, ich sterbe noch vor Hitze. Und bevor sie sich weiter nach Sophie umschauen konnte, begannen ihre Augen von beiden Seiten aus langsam schwarz zu werden. Zu erst dachte sie sich das ginge schon wieder weg, wie damals im Erdkundeunterricht, wo ihr für fünf Sekunden schwarz vor Augen gewesen worden war. Doch zu dem Gefühl von Blindheit kam noch, dass sie kaum noch Luft bekam. Es war, als schnürte ihr jemand oder etwas die Kehle zu. Sie hustete. „Lass...Lasst mich bitte durch...“, noch ein Husten, ihre Stimme war vom Schreien und Husten nicht mehr als ein leises Wispern, „Bitte darf ich mal...“ Keiner bewegte sich. Vor ihr stand eine Masse an Menschen und niemand kümmerte nicht darum, was hinter ihnen passierte. „Bitte...“, sie brach ab und schwankte, um sie drehte sich alles. Sie wäre hart auf dem Boden aufgeschlagen, wenn sie nicht ein junger Mann aufgefangen und gestützt hätte. „Hey? Alles okay? Was ist mit dir?“, fragte er sie besorgt. „Ich...ich seh nichts mehr...“, stammelte sie während sich ihr immer noch der der Kopf drehte. „HEY MACHT PLATZ UND LASST SIE DURCH1“, rief der Mann mit seiner kräftigen Stimme, die gar nicht müde vom Schreien klang, viel eher als ob er öfters irgendwo rumschrie und schon bildete sich ein kleiner Gang im Publikum. Der Mann der ihr geholfen hatte, führte sie noch ein ganzes Stückchen stützend den Gang entlang und übergab sie schließlich einigen helfenden vorne an den Gittern, die sie stützten, bis ein schrankähnlicher, muskulöser Securitymann sie über die Gitter hinweg aus dem Publikum heraus hob. Da lag sie nun, in den Armen eines Securitymannes. Mist ich bin dem sicher zu schwer, wie peinlich, dachte sie sich, nachdem sie dank der frischen Luft vor der Bühne wieder normal Atmen und Sehen konnte. „Was ist mit dir?“, fragte sie der Mann, der sie immer noch auf dem Arm hielt. „Ich...Ich hab nichts mehr gesehen, aber es geht schon wieder...ich will mich nur hier hinsetzen...bitte ich will mich nur hier hinsetzen...“, antwortete sie so laut sie konnte mit ihrer immer noch heiseren Stimme. „Ich bring dich zu den Sanitätern!“ Und bevor sie wieder sprechen konnte, wurde sie schon in Richtung Santitätsraum getragen. Kapitel 6: Bei den Sanitätern ----------------------------- Jetzt stand sie schon knapp 10 Minuten hier an der Absperrung rechts von der Bühne. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht einmal gemerkt hatte, dass die Ärzte aufgehört hatten zu spielen. Wo ist sie? Wo ist sie nur?, war alles was in ihrem Kopf vorging. Dieser Gedanke unterdrückte wenigstens einen anderen, den sie nicht denken wollte: Was ist wenn Mimi auch gestorben ist? Sie unterdrückte sich tapfer die Tränen und starrte stur gerade aus. Zuvor hatte sie sich mit einem Mädchen unterhalten, die ein genauso großer Farin-Fan war wie sie und Mimi. Sie hatte Sophie erzählt, dass auch sie umgekippt war, doch im Gegensatz zu Sophie wurde ihr nicht geholfen. Als sie mitten drinnen im Gedränge gewesen war, knickte sie um und fiel zu Boden. Anstatt Hilfe hatte sie nur noch Füße gesehen. Sie hatte ihre Hände über ihren Kopf gestülpt, doch die Tritte trafen sie dennoch am Bauch, den Armen, den Beinen. Sie war froh, dass sie es geschafft hatte aus der unkontrollierten Menge heraus zu kriechen. Sie hatte sich neben die Seitengitter auf die Treppen gesetzt um ihre Tränen zum Stillstand zu bekommen, doch es gelang ihr kaum. Seit diesem Gespräch mit dem Mädchen hatte sich Sophie immer wieder eine Frage gestellt: „Was ist, wenn Mimi auch umgekippt ist und ihr auch niemand geholfen hat?“ Und dann sah sie sie. Getragen von einem muskulösen Securitymann. Vorne an der Bühne entlang trug er sie, direkt auf Sophie zu. Sie sah so anders aus, als vor dem Konzert: Ihre Augen starrten leer hin und her, ihre Haare sahen sehr zerzaust aus und ihr Gesicht war rot. Außerdem fiel ihr auf, dass sie schneller atmete als sonst. Und sobald sie Sophie erkannt hatte, sah sie wie Mimi die Tränen vom Gesicht liefen. Endlich, Gott sei Dank, ihr ist nichts passiert, Sophie war so erleichtert. „MIMI!“, schrie Sophie außer sich. „Sind sie eine Freundin von ihr?“, fragte der Mann. „Ja, ja! Was ist mit ihr?“, antwortete Sophie hysterisch. Der Mann setzte Mimi kurz vor dem Sanitätsraum ab und übergab sie der Stütze von Sophie. „Bring sie bitte in den Sanitätsraum, sie ist umgekippt.“ „Ja natürlich.“, und damit nahm Sophie Mimi's Arm auf ihre Schulter und führte sie in den Raum, in dem sie vor 15 Minuten noch um ihr Leben gekämpft hatte. Vorsichtig legte sie sie auf eine der freien, weißen Baren die am Boden lagen. Sie half Mimi, ihren Kopf stützend, sich nicht zu schnell hin zulegen. Sie sah so furchtbar fertig aus. Tränen liefen ihr über das ganze Gesicht, ein leises Schluchzen kam aus Mimi's Kehle mit dem sie ihr zu verstehen geben wollte was passiert war. „Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist.“, war alles was Sophie ihr darauf antworten konnte. Doch bevor sie noch etwas sagen konnte wurde sie von einer blonden Sanitäterin weg gedrängt. Diese fragte Mimi erstmal nach ihren Symptomen und ihren Daten. Trotz Schluckauf von der ganzen Aufregung schaffte sie es der Frau zu erklären was passiert war. „Okay alles klar. Hast du heute schon was gegessen?“, fragte sie. „Nein, also doch...etwas...hicks...von einer Laugenstange und Frühstück...hicks“, antwortete Mimi ihr. „Kann ich bitte was zu trinken bekommen?“, setzte sie noch klein laut hinzu. „Ja klar, aber du bleibst hier trotzdem noch etwas liegen und dann gehst du raus und kaufst dir was zu trinken. Hast du verstanden?“, ermahnte sie die Sanitäterin während Mimi ein Glas Wasser reichte. „Warte am besten bis das nächste Lied vorbei ist. Du bist wirklich nicht die erste die aus Wassermangel umgekippt ist, also pass auf“, erinnerte sie Mimi noch einmal. Draußen spielten sie schon längst weiter. Nie mehr Krieg, nie mehr Las Vegas, ich liebe dieses Lied, dachte sich Sophie, aber wichtiger ist, dass Mimi nichts passiert ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)