Rude Awakening
Wieder einmal ein freudiges Hallo!
Wow, das ist wohl mein längstes Kapitel bis jetzt *stolzgeschwellteBrust*
Vielleicht kommen ja noch einige solche, aber hoffentlich mit mehr Geschehnissen *g*
Hat aber auch lange gedauert :/
Aber gut, dann zurück in die Welt der Wachen lieber Lord Sesshoumaru ^^
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Kapitel 4: Rude Awakening
Das Erste, das er bemerkte, waren die Gerüche oder besser gesagt deren Fehlen. Noch nie in seinem Leben hatte er je so wenig gerochen. Praktisch gar nichts. Das Zweite war, dass sein Gehörsinn nicht besser funktionierte. Sein Herz schien einen Schlag auszusetzen, als ihm der Gedanke kam, er wäre taub. Entsetzt zog er die Luft zwischen seinen Zähnen durch... und konnte das Zischen hören. Immerhin seine Ohren kamen ihrem Job nach, wenn auch nur – wie seine Nase – erbärmlich schlecht. Als hätte jemand einen Schal um seine Sinne gelegt. Moment mal, erbärmlich... da war doch etwas.
Ein kalter Schauer lief ihm über den ganzen Körper, als die Erinnerungen wieder zu ihm zurückkehrten, einer Sturzflut gleich. An Narakus Abkömmling, die Maulwurfdämonen und zum Schluss die Verwandlung. Entsetz stieß er die Luft aus, ballte seine Hände zu Fäusten. Wie? Nur dieses eine Wort drang durch den Schleier aus purer Wut bis zu seinem Bewusstsein vor. Wie konnte er, Sesshoumaru, ein Daiyoukai, in diese erbärmliche, schwächliche Kreatur verwandelt werden. Allein einen Hanyou zu einer solchen zu machen, erforderte enormes magisches Wissen und Können, war in der Regel ja nur durch Gegenstände wie das Juwel der vier Seelen überhaupt möglich, doch einen vollwertigen Dämon wie ihn… Das war doch unmöglich.
Das plötzliche Geräusch der Schiebetür, die aufgeschoben wurde und das Eintreten, nein, Einspringen eines Kindes, schreckte den ehemaligen InuYoukai aus seinen Gedanken.
„Denkst der Mann ist schon wach, Mama?“
Eine eifrige, erwartungsvolle Jungenstimme rief durch das Zimmer.
„Nicht so laut Youtaka! Sonst weckst du den Herrn noch auf. Er ist schwer verletzt und braucht seinen Schlaf“, tadelte eine wohlwollend klingende Frau. „Aber Opa hat ihm doch Medizin gegeben. Geht es ihm denn jetzt nicht besser?“, fragte Youtaka nun neugierig nach. Er wollte unbedingt mehr von diesem seltsamen Mann wissen, der urplötzlich vom Fluss angeschwemmt worden war und dazu auch noch ohne Kleidung und übersäht mit Wunden, scheinbar Verätzungen.
Während seiner Grübeleien starrte der Junge auf den vermeidlich Schlafenden hinab, bis er sich auf einmal zwei schwarzen ausdruckslosen Augen gegenüber sah. Für einen Moment war er sprachlos, doch das hielt bei ihm nie lange an. Kaum war er über den ersten Schreck hinweg, donnerte er schon mit seinen Fragen los: „Oh, hallo! Ihr seid wach! Was ist denn mit Euch geschehen? Wo sind denn Eure Kleider? Waren das Dämonen? Habt Ihr gekäm…“ „Youtaka! Also wirklich, es gehört sich nicht jemanden so auszufragen! Schon gar nicht, wenn er verletzt ist!“ Der strenge Blick seiner Mutter ließ ihn beschämt zu Boden sehen und kleinlaut eine Entschuldigung murmeln.
Mit einem entschuldigenden Lächeln wandte sie sich ihrem Gast zu: „Verzeiht meinem Sohn. Er hat leider noch nicht gelernt seine Neugierde zu zügeln.“
Bei diesen Worten schmollte der Junge leicht, ließ den Mann vor ihm jedoch nicht einen Augenblick aus den Augen.
„Mein Name ist Akina und das ist mein Sohn Youtaka. Mein Vater, Hiroshi, hat Euch aus dem Fluss gezogen, verarztet und hier her gebracht“, fuhr die etwa dreißig jährige Frau fort, wobei Sesshoumaru erst jetzt die Verbände, die beinahe seinen gesamten Körber bedeckten, bewusst wurden. Zudem trug er ja noch gar keine Kleidung.
Das schien auch Akina eingefallen zu sein, denn sie erklärte schnell, dass ihr Vater ihm Kleidung hier gelassen hatte, die gleich links neben ihm lagen.
„Und das hier ist ein Tee mit Medizin gegen die Schmerzen und damit Eure Verletzungen schneller verheilen. Ich habe Euch auch etwas zu essen mitgebracht“, schloss seine Gastgeberin während sie das Tablett vor ihm hinstellte.
Da konnte es der hibbelige Junge nicht mehr aushalten: „Wie lautet denn Euer Name? Was ist denn mit Euch passiert?“
„Youtaka, ich denke Großvater würde sich sehr über deine Hilfe beim Kräutersammeln freuen.“
Obwohl der Ton beherrscht war – oder vielleicht gerade deswegen – ließ er keinen Zweifel, dass es sich um einen Befehl handelte und so schlurfte der Sohn beleidigt aus dem Zimmer.
„Ihr solltet Euch nicht zu viel bewegen. Ihr braucht Ruhe“, wies Akina den bandagierten Mann an, als dieser sich aufrichtete. Sesshoumaru hielt in seiner Bewegung inne. Hatte er sich da gerade verhört? Ein Menschenweib wagte es IHM Anweisungen zu geben? Doch noch bevor er seine Gedanken Ausdruck verleihen konnte, fuhr sie auch schon fort: „Wollt Ihr mir sagen wie Euer Name lautet?“
Das war diplomatisch, das musste der Fürstensohn zugeben. Sie gab ihm damit die Möglichkeit das für sich zu behalten.
„Se…Ikasu“, gerade noch rechzeitig konnte er sich korrigieren. Ein Mensch mit dem Namen Sesshoumaru war sicherlich ungewöhnlich. Trotzdem kam der frühere Dämon nicht umhin sich der Ironie seines gewählten Namens bewusst zu werden. Ikasu, der der das Leben schenkt bzw. es zurückgibt. Zog man andererseits Tensaiga in Betracht war dieser Name gar nicht mal so unpassend. Das Gefühl der Vertrautheit, die ihm dabei aufkam, schob er geflissentlich in die hintersten Ecken seines Verstandes.
„Es freut mich Euch kennen zu lernen, Ikasu“, holte ihn Akina aus seinen Gedanken. „Ich sollte jetzt besser nach Youtaka sehen. Später komme ich noch einmal mit der Medizin. Fühlt Euch wie zuhause.“ Lächelnd verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Abwertend musterte der ehemalige Daiyoukai das Essen. Er würde keine Menschennahrung zu sich nehmen, das war unter seiner Würde. Ein Grummeln, kommend von seinem Magen, sagte ihm aber nur zu deutlich, dass er wohl keine andere Wahl hatte. Er war nun ein Mensch und musste sich demnach auch deren schwächlichen Bedürfnissen beugen.
So machte sich Sesshoumaru schnell ans Essen, trank den Tee, der sofort seine Wirkung zeigte und jegliches Kribbeln oder Ankündigen von Schmerzen im Keim erstickte und zog die hinterlassenen Kleider an. Bauernkleidung, die bereits von einem Menschen getragen worden war. Das fiel nicht gerade in die Kategorie: "wollte ich immer schon mal anziehen", doch im Moment war das sein geringstes Problem. Trotz der Medizin fielen ihm die Bewegungen schwer.
Nachdem der nun schwarzhaarige Mann angezogen war, verließ er rasch das Haus und ging Richtung Wald, der sich auf der linken Seite des Hauses befand. Auf der rechten Seite waren Wiesen, ein Feld mit Kräutern und ein Weg der allem Anschein nach zu einem Dorf führte. Das Haus lag auf einem Hügel und so ging Sesshoumaru abwärts und erreichte bald den Fluss, der ihn hier hergebracht hatte. Dort setzte er sich und dachte nach.
Die Frage nach dem Wie hatte er ja schon gehabt und war zu dem Schluss gekommen, dass es eigentlich unmöglich sein musste. Doch das würde sich klären, wenn er denjenigen erwischte, der ihn in diese Lage gebracht hatte. Also wer? Naraku! Wer sonst. Diese verdammte Ansammlung von Dämonenresten konnte es einfach nicht lassen. Verdammt, er hätte aber auch besser aufpassen müssen. Der Geruch dieses Abkömmlings war ihm ja gleich so seltsam vorgekommen. Doch er war sich zu selbstsicher gewesen. Nun im Nachhinein sein eigenes Verhalten zu bereuen brachte ihn aber auch nicht weiter. Er brauchte eine Lösung. Und die war bei Naraku zu suchen.
Im nächsten Augenblick durchfuhr ihn blankes Entsetzen, als ihn ein anderer Gedanke durchzuckte. Naraku war auf seine Kräfte aus. Was wenn er diese bei der Verwandlung aus seinem Körper gesogen, sich so diese inzwischen einverleibt hatte. Wenn sie Teil seines Körpers waren, würde der rechtmäßige Besitzer sie dann wieder zurück erlangen können?
Doch! Das konnte er. Jeder Zauber ging in zwei Richtungen, konnte also umgekehrt werden. Zumindest die meisten und Sesshourmaru wäre verdammt wenn er nicht alles geben würde seine dämonischen Kräfte zurück zu erlangen. Dieser Naraku wusste gar nicht, mit wem er sich da anlegte. Wenn er glaubte, er wäre der einzige, der sich mit Magie auskannte, hatte er sich gehörig geschnitten. Blieb nur noch das Problem diesen Hanyou zu finden, doch irgendwie beschlich ihn das Gefühl, das würde sich von alleine lösen.
Während diesen Überlegungen hatte sich die Sonne gen Westen geneigt und langsam fühlte der grübelnde junge Mann, wie die Kälte zu ihm durchdrang. Er fror. Noch nie in seinem Leben hatte er gefroren. Er hatte überhaupt nicht gewusst, dass die Temperatur zwischen Tag und Nacht so schnell und tief abfiel. Das war irgendwie seltsam. Aber nun gut. Er war lange genug hier draußen gewesen und hatte untätig herum gesessen.
Für einen Moment sah er Flussaufwärts, dachte darüber nach Jaken und die anderen aufzusuchen. Er verwarf diese Idee aber schnell wieder. Er wusste nicht wie weit er geschwemmt wurde, geschweige denn wo sich die Lichtung befand. Zudem spürte er mit jeder verstreichenden Sekunde die Schmerzen in seinem Körper immer deutlicher. Nein, es war besser, wenn er zurück zu dem Haus ging und sich diese Medizin nahm. Zudem fühlte er schon wieder seinen Magen knurren. Wahrscheinlich musste er auch noch Schlafen. Bei diesem Gedanken ließ er seine Zähne knirschen. Diese vollkommen sinnlosen, schwächlichen und vor allem zeitraubenden Bedürfnisse eines Menschen waren wirklich nervend.
Damit drehte er sich um und machte sich auf den Weg zurück. Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass dieser aufwärts anstrengender werden könnte, was er leider tat. Bald keuchte er, wobei die Schmerzen auch nicht gerade hilfreich waren. Wenn er vorher keinen Grund gehabt hätte, Naraku zu vernichten, jetzt hätte er einen. Und zwar einen, der ihm vor Wut förmlich das Blut pulsieren ließ.
Vollkommen ausgelaugt kam der verwandelte Youkai am Haus an und setzte sich erst einmal auf die Veranda zum Ausruhen, die dem Kräuterfeld zugewandt war.
Er war so fix und fertig, dass er den etwa fünfzig jährigen Mann, der sich ihm näherte, erst bemerkte, als dieser schon fast vor ihm stand und ihn anlächelte. Das war dann wohl Hiroshi.
„Guten Tag mein Junge. Ich bin Hiroshi, der Zuständige für die Kräuter in diesem Teil des Landes. Du bist wohl ein wenig erschöpft von dem kleinen Aufstieg, den du da machen musstest.“
Die Augen des ältlichen Mannes blitzten bei diesen Worten amüsiert und schadenfroh auf. Unwillkürlich fühlte Sesshoumaru sich an seinen Vater erinnert, wenn dieser ihm subtil zu verstehen gab, er wäre selbst an seinem Problem schuld und es geschehe ihm nur recht. Er konnte sich gerade noch davon abhalten beschämt wie ein kleines Kind zu Boden zu blicken. Das wäre ja noch schöner gewesen. Sich von einem Menschen belehren zu lassen.
Mit einem großväterlichen Lächeln hielt der wohl hundertfach jüngere Herr dem Mann vor ihm eine Pflanze hin.
„Dies hier ist die Medizin, nach der du dich sicherlich gerade sehnst. Zu einem Tee verarbeitet schmeckt sie zwar besser, doch irgendwie beschleicht mich das Gefühl du möchtest nicht solange warte.“
Sesshoumaru hätte diesem selbstgefälligen alten Greis liebend gerne seine Meinung zum Besseren gegeben, aber er war damit beschäftigt, die heilende Pflanze in seinem Mund zu behalten. Wieso musste Medizin auch immer so ekelhaft schmecken.
Stur blickte er gerade aus und verzog keine Miene, um so seinem Gastgeber nicht auch noch diese Genugtuung zu liefern. Einen Vorteil hatte diese Einnahme des Krauts. Die Wirkung setzte schneller ein und so waren die Schmerzen fast im selben Moment verschwunden.
Als der ehemalige Daiyoukai den Hügel hinab zu dem Dorf sah, glaubte er auf der Straße Leute zu erkennen, war sich allerdings nicht ganz sicher.
Diese menschlichen Augen sind aber auch für gar nichts zu gebrauchen, mehr Trug als Hilfe, schoss es dem Kauenden bitter durch den Kopf.
Lange musste er sich aber nicht fragen, ob nun jemand auf sie zukam, denn bald schon konnte er Soldaten auf Pferden ausmachen, die im Galopp den Weg entlang ritten. In der Mitte befand sich allem Anschein nach der Ranghöchste von ihnen, womöglich sogar der Gebieter über dieses Land selbst.
Nach wenigen Sekunden stand der Trupp auch schon vor Gast und Gastgeber, die inzwischen beide auf der Veranda standen, den Ankommenden gegenüber, die sie mit identischen dreckigen Grinsen musterten.
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Wuhu, geschafft. Das war viel gerede um...eigentlich nicht so viel. aber ja... XD