montage stinken
Es war genau zehn nach vier. Ich hatte mich seit Schulende durch drei überfüllte Busse gedrängelt, mehrere Fotos von jungen Touristinnen gemacht und festgestellt, das meine Eltern die Frühwarnung nicht unterschrieben hatten, weshalb ich bei meiner Oma vorbeigefahren war und sie unterschreiben lies; nicht ohne mit ihr zu Mittag zu essen und darüber den Anfang der achten Stunde zu verpassen, wohlgemerkt; und nun, schlussendlich stand ich vor einem lachsfarben gestrichenen Mehrfamilienhaus, mitten im Bahnhofsviertel. Nummer 29, okay, hier bin ich richtig, dachte ich mir; aber wo soll ich klingeln?
Wahllos drückte ich eine Nummer und wurde herein-gesummt. Innen roch es modrig; nach zu viel Putzmittel und zu wenig Biomüll oder andersherum. Ein Stiegenhaus im Stracciatella-design begrüßte ich. Alles in allem kein Ort an dem ich mich heimisch fühlte.
Ich schielte auf den Zettel; Der Reflexion.... Aha, Interferenzmuster war die Antwort, schade das mir das nicht weiterhalf. Also Zettel umdrehen und nochmal- Nummer 29e; besser.
Vor mir öffnete sich allerdings 'Tür c' und ein älterer Herr sah mich aus wässrig blauen Augen an. Ich lächelte ihm zu und wollte weitergehen; sein himmelblaues Outfit verstörte mich, doch er hob dramatisch die Hand: „Niemand, du wirst mich nicht täuschen!“ und fuchtelte mit wie tot schlackernden Fingern in meine Richtung. „Deine Existenz verschmutzt unsere Welt!“
Mir wurde mulmig: „Ja... danke.“ -Murmelnd zog ich mich zurück. Was war heute los? Machte der Alte etwa bei Axel und Zexion mit?!
Fahrig fuhr ich mir durch die Haare und stellte fest, dass ich sie waschen musste. Dringend.
Hinter mir fiel die Türe ins Schloss und der Gang war wieder frei. Auf ein Neues!
Ganz leise schlich ich an 29c vorbei und erreichte e, sehr zu meiner Erleichterung. Ich strich mir das Shirt glatt und klopfte. Drinnen fluchte etwas... meine Aufregung stieg. Sollte ich jetzt gehen, würde es niemandem auffallen. Bis auf den Alten von nebenan, natürlich.
In jenem Moment wurde die Türe aufgerissen und ich sah mich tiefschwarzen Augen gegenüber. „Ja?“ Die Frage klang kalt und ein wenig nach: Wenn Sie von einer Sekte/Glaubensgemeinschaft bzw Vertreterfirma sind, verpissen Sie sich, bitte. Und all das in einem Wort!
Vorsichtig schielte ich auf schwarze, fast bodenlange Rastalocken und ein dunkles Ledertop. Wenn hier jemand von einer Sekte ist, dann bin das sicher nicht ich.
„Oh.. Ich bin Demyx und soll Professor Xigbar etwas geben.“ Auf einen äußerst skeptischen Blick fügte ich hinzu: „Sind Sie Lu?“ und rette mich damit vor weiteren Todes-blicken.
Ein fast-Lächeln. „Ja Xig ist nicht da, aber er sollte gleich kommen. Nach dir?“ Ein Kopfnicken bedeutete mir einzutreten und ich stahl mich an hautengem schwarzen Leder und heller Haut vorbei, obwohl mir eher nach weglaufen und verstecken war. Lu war scary und allein der Name Lu war definitiv ein Fehlgriff. Sollte Xigbar etwa auf soetwas stehen...? Ach du meine Güte!
Ich folgte der dunklen Gestalt in ein hell bemaltes Esszimmer, in dem sie so deplaziert aussah wie ein Rocker auf einem Spice girls Konzert und setzte mich auf ein oranges Sitzkissen. Es roch nach Zimt.
Lu setzte sich mir gegenüber, Beine gekreuzt und musterte mich. „Demyx sagst du heißt du?“ Ich nickte vorsichtig. „Ja, bin in seinem Physik-kurs.“ Besser nicht zuviel Konversation machen, Lu könnte mich fressen.
„Möchtest du was trinken? Wasser? Tee?“ Ohne zu überlegen verneinte ich.
Mein Gegenüber blieb sitzen und sah finster aus. Wir schwiegen, dann versuchte Lu es tapfer noch einmal:
„Was musst du abgeben, wenn es so dringend ist?“
„Meine Physik-Frühwarnung.“
„Und die kommt erst jetzt? Kann's sein das du sehr spät dran bist?“
Ich schluckte. „Ja...“
„Weißt du, Xigbar hat dich schon mal erwähnt. Er redet gern über seine Schüler.“ Ein Lächeln. „Und ich muss mir das dann immer anhören...“
Mein Herz setzte kurz aus; Xigbar redet über mich! Zwar mit Leder-Mensch aber immerhin!
Die Türe wurde aufgeschlossen und man hörte: „Lu, ich bin zu Hause.“ Kurze Zeit später stand Xigbar in der Küche und nickte mir zu. „Hallo Demyx.“, gerade so, als wäre es alltäglich das ich am Esstisch sitze. Dann ging er zu Lu und wuschelte durch die Rastalocken.
„Wie geht's meinem Schatz?“ und an mich gewandt fügte er an: „Ihr kennt euch? Aber falls Lu es wieder vorgezogen hat bissig zu sein: Demyx, mein Sorgenkind und Lulu, meine Tochter. Sie hat dir was zu trinken angeboten?“
Ich nickte perplex. Tochter? Xigbar hatte eine Tochter? Noch dazu eine so... gut, wenn ich sie mir genauer ansah, weniger alte. Auf den zweiten Blick wirkte sie wie 20 und ich verwünschte mich, nicht genauer aufgepasst zu haben. Die Augen und die Haare – es war eindeutig.
Als ich zwanzig Minuten und eine Tasse Tee später ging, war ich komplett neben der Spur.
Ich beschloss, Axel anzurufen.
Schade nur, dass er nicht abhob. Er verliert seine Handys häufiger, als Hirsche ihr Geweih und ist deshalb ständig pleite.
Seufzend wählte ich die Nummer von seinem Haustelefon, dann die von seiner Mutter. Irgendjemand musste mir doch sagen können, wo Axel war?! Denn, wenn ich mit jemandem reden wollte, dann doch mit ihm! Es klingelte dreimal, dann hob seine Mutter ab.
„Hallo?“ Sie klang nicht gut und mir schwahnte Übles.
„Hallo, ich wollte fragen wo Axel ist, er geht nicht an sein Handy.“
„Oh, Demyx, du weißt es also noch gar nicht?“
Ein Schluchzer. Verdammt, doch bitte nicht auch noch ein Unfall! Oh Bitte!
„Was weiß ich noch nicht?!“
„Er... hat sich verletzt. Beim Training. Eine Luxation am rechten Knie. Ich bin gerade von da weg, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe...“
Mir wurde übel. Was war bitte ein Luxation? Klingt wie Lux – Licht; also Spontan-Entzündung am rechten Knie?
„Wird er es überleben?!“ Sie stockte.
„Ob er... natürlich, er kann nur die nächsten Tage nicht laufen. Er beschwert sich ständig wie weh das tut und wie ihn das Mädchen im Nebenbett nervt, das ständig Gerichts-Shows schaut. Er tut mir leid, aber ich kann nichts für ihn tun...“
Ich atmete auf. Wenn er sich beschwert kann er nicht so schwer verletzt sein. „Wie lang wird er dort bleiben? Im Krankenhaus meine ich...“
„Morgen kommt er aus der Unfallambulanz weg, aber er sollte nächste Woche wieder zu Hause sein. Danke das du dich sorgst!“
Ich nickte dem Handy zu und verabschiedete mich. Tolles Ende für den Tag.
Kurzfristig beschloss ich, ihn morgen besuchen zu gehen und ihm einen Strauß Rosen mitzunehmen. Das Mädchen im Nebenbett sollte ihr Fett wegkriegen! Aber nicht mehr am selben Tag, ich war zu fertig um auch noch mit einem verletzten Axel richtig umzugehen. Ich massierte meine Schläfen und lehnte mich kurz am nächsten Laternenpfahl an.
Der einzige Mensch auf dieser Welt, der es schafft sich beim Tischtennis-training zu verletzen und er ist mein bester Freund. Armer Axel! Und armer Demyx, weil sich alle gegen ihn verschwören. Die Woche kann gar nicht mehr besser beginnen.
AN.
neues Kaptiel. ^^
Da hat jetzt niemand mit gerechnet! Danke allen Leser und Kommentatoren bzw den 30 favs. ihr rockt!
Endlich hab ich Lulu wo einbauen können. Geniales Gefühl. :3
~baba daxin