Kapitel 4
Für Saspi der diese FF so wichtig ist.
Hoffe dir gefällts.
danke an alle leser.
lg cole
Kapitel 4
Die Wohnung von Alex ist riesig. Ich stehe erst mal mit offenem Mund in der Eingangstür, bis mich der Braunhaarige am Handgelenk packt und nach drinnen zieht. „Hast du noch nie eine Wohnung gesehen?“ fragt er sarkastisch. „Doch, aber noch nie so eine Große.“ Antworte ich ziemlich kleinlaut. Mir steckt immer noch die Angst in den Knochen, sodass von meiner sonst so großen Klappe nicht besonders viel übrig ist. „Komm, setzen wir uns...“ Er deutet auf eine Tür hinter der sich wohl das Wohnzimmer verbirgt. Ich streife mein Turnschuhe ab, stelle sie ordentlich zu den anderen Schuhen und folge Alex. Er deutet auf die Couch und setzt sich selbst auf den gegenüberliegenden Sessel. Die ganze Garnitur besteht aus schwarzem Leder und ist verdammt bequem. „Also, ich höre.“ Fordert Alex und sieht mich herausfordernd an. Meine Gedanken raßen. Wie soll ich ihm die Sache erklären ohne ihn hineinzuziehen. „Ich will nicht das du wegen mir ärger kriegst.“ Gebe ich kläglich zu und vermeide es ihn anzusehen. „Kleiner, wenn das Profis waren, haben sie mein Nummernschild und wissen bestimmt auch schon wo ich wohne. Also Ärger habe ich so oder so.“ Ich seufze und gebe mich geschlagen. Natürlich erzähle ich ihm nicht alles, nur, dass ich für Big Daddy anschaffen war, die Sache mit Sam und das sie jetzt hinter mir her sind um mich zu töten.
Alex sieht mich so an, als wolle er abschätzen ob ich lüge oder die Wahrheit sage. Gott, es war wirklich nicht einfach ihm das alles zu erzählen. „Das ist eine ziemlich üble Geschichte. Wieso gehst du anschaffen Ray.“ Ich habe ihm meinem Namen, währenddem Gespräch gesagt, doch mich überkommt trotzdem eine Gänsehaut, wenn ich ihn aus seinem Mund höre. Er betont das ganz toll. „Ich... ich will nicht drüber reden.“ Ich verschränke die Arme vor der Brust und funkele ihn warnend an. „Das ist aber wichtig, wenn ich dir helfen soll.“ Alex erwidert meinen Blick und das ohne mit der Wimper zu zucken. „Warum machst du dir eigentlich so eine Mühe. Du könntest mich einfach rauswerfen und denen sagen, dass ich dich bedroht habe und du deshalb losgefahren bist.“ Alex schüttelt den Kopf. „Es ist so wie es ist. Also gut, ich ruf jetzt einen Freund von mir an, dem erzählst du die ganze Sache und dann schauen wir weiter. Sollte es an der Tür klingeln, oder sonst etwas passieren, rührst du dich nicht von der Stelle.“ Mit diesen Worten verlässt der Braunhaarige den Raum. Stillschweigend sehe ich mich um. Mein Blick gleitet über den großen Flachbildfernseher, zu der Bücherwand und bleibt dann bei einem Bild hängen. Ich stehe auf und knie mich vor die Holztruhe auf der, der Rahmen steht. Vier Männer sind dort abgebildet und ich habe sie alle damals im Cafe gesehen. „Eine richtige Clique...“ murmle ich und seufze. Ich werde nie solche Freunde haben. Das ist schon mal ziemlich sicher. „Wir kennen uns schon seit über 15 Jahren.“ Ich zucke zusammen, verliere das Gleichgewicht und lande auf meinen vier Buchstaben. „Musst du mich so erschrecken?“ fahre ich ihn an und sehe zu ihm auf. „Tja, nennt man wohl schlechtes Gewissen, ergo habe ich nicht gesagt, du sollst sitzen bleiben?“ meint er nur und ich schnaufe tief durch. Gott, seine Augen sind echt der Hammer, aber sein Charakter lässt zu echt wünschen übrig. „Mein Freund kommt gleich vorbei. Er meint, wenn du aussagst, hast du gute Aussichten auf ein Zeugenschutzprogramm. Das andere ist, dass wir wissen müssen, wo deine Eltern sind, die machen sich doch Sorgen. Bist du abgehauen?“ Ich reiße meine Augen auf und sehe ihn ungläubig an. „Meine Eltern sind seit sechs Jahren tot. Mein Onkel, also mein Vormund, hat mich an Big Daddy verkauft. Zu ihm geh ich sicher nicht zurück. Da bringen mich keine zehn Elefanten hin.“ Meine Stimme ist laut und zittrig. Auch mein Körper fängt an leicht zu zucken. Panik macht sich in mir breit und Bilder steigen in meinem Geist auf. Ich schließe meine Augen, fühle die aufkommende Kälte und würde mich am liebsten in das nächste Mäuseloch verkriechen. Doch dann fühle ich wärme. Sanft werde ich hin und her gewiegt. Ich lehne mich gegen die starke Schulter und genieße das Gefühl. Alex sagt nichts. Ob es ihm wohl unangenehm ist... „Es passt schon wieder.“ Flüstere ich und er lässt mich ohne Widerwort los. Eine unangenehme Atmosphäre des Schweigens baut sich auf und ich habe das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben. Derweil hat er mich doch gelöchert und ich habe ihm vorher gesagt, dass ich nicht drüber reden will. In diesem Moment klingelt es an der Tür und wir sind erlöst. „Ich mach auf und du setzt dich.“ Schnell nicke ich und tue wie geheißen. Hoffentlich ist es sein Freund und nicht einer von Big Daddy’s Leuten.
Wenige Sekunden später kommt Alex zurück. Ihm folgt der schwarzhaarige Typ aus dem Cafe, den ich schon auf dem Bild wieder gesehen habe. „Ray, das Derek Burd. Ein ziemlich guter Freund von mir und Leiter des 34. und 35. Reviers.“ Stellt der Braunhaarige den Fremden vor und ich schlucke. Das heißt Mr. Burd beschäftigt sich hauptsächlich mit Drogen, Prostitution und dem Organisierten Verbrechen. Also alles in dem ich auch drin stecke. Ich sehe zweifelnd zu Alex, doch dieser nickt mir nur auffordernd zu. Na ja, schlimmer kann es ja nicht mehr werden. „Tag, ich bin Ray.“ Stelle ich mich also vor, reiche ihm die Hand und der Typ lächelt nur dumm. „Wie schon gesagt, Derek.“ Boa, der kann ja reden. Gereizt kuschle ich mich in das Sofa. „Alex meinte, du wüsstest etwas über die toten Jungen.“ Ich stutze. „Was heißt hier die? Ich weiß nur das von Sam...“ stelle ich die Sache richtig, doch Derek bringt mich mit einer Handbewegung zum Schweigen. Er zieht aus seiner Jackentasche zwei Bilder hervor und zeig mir eins davon. „Den hier kennst du doch auch, oder?“ Ich nicke. Es ist das Bild, dass man Mike gemacht hatte, als man uns wegen Prostitution aufgegriffen hat. „Tja, dieser Junge ist auch tot. Wir haben ihn in einem Abbruchhaus an der North Street seine Leiche gefunden. Wären da nicht die vielen Abwehrspuren gewesen, hätte es wie eine Überdosis gewirkt.“ Ich schüttle den Kopf. Das darf nicht wahr sein. „Aber... aber... er hat doch gestern noch gelebt.“ Vereinzelte Tränen rinnen über mein Gesicht. „Hey, ist schon gut.“ Derek setzt sich neben mich und klopft mir kurz auf die Schulter. „Jetzt erzähl mir was passiert ist, vielleicht kann ich dann die Leute hinter Gitter bringen die dir und deinen Freunden das angetan haben. Ich nicke abwesend. Irgendwie fühlt sich das alles so unwirklich an. Kurz schaue ich auf, blicke in die erwartungsvollen Gesichter der beiden Erwachsenen und fange dann an zu erzählen.
Als ich ende, bin ich wieder ziemlich gefasst. Es sitzt mir schon immer noch in den Knochen, aber in erster Linie bin ich froh noch am Leben zu sein. „Ok.“ Derek steht auf, nimmt den Block, auf dem er mitgeschrieben hat und geht noch mal alle Punkte durch. „Das Problem ist, dass wir keine stichhaltigen Beweise haben... Ich werde sehen was sich machen lässt. Alex, kann der Junge erst mal bei dir bleiben? Ihr werdet natürlich bewacht.“ Alex sieht ziemlich unentschlossen aus. „Ich kann auch verschwinden.“ Biete ich an, doch da schütteln beiden den Kopf. „Du kannst hier bleiben, vorübergehend.“ Der Braunhaarige ist sichtlich begeistert. Doch Derek klopft mir auf die Schulter. „Mach dir nichts draus, er ist immer so wenn irgendwas seinen Urlaub stört. Ich verschwinde dann. Geht heute lieber nicht mehr aus dem Haus, ok.“ Ich nicke, von Alex kommt nur ein Murren. „Da hab ich mir ja was eingebrockt. Willst du was essen?“ fragt er mich dann und ich schüttle den Kopf. „Du musst mich nicht verpflegen, ich komm schon zurecht.“ „Klar doch. Willst du dir was jagen gehen? Ich mach was, also deck den Tisch.“ Nach dieser Ansage bin ich ziemlich kleinlaut und tue das um was er mich so charmant gebeten hat. Schlussendlich, ja es hat ziemlich gedauert, bis ich alles gefunden habe, sitzen wir zusammen am Tisch und frühstücken Eier mit Speck, wobei die Eier ziemlich versalzen sind. Ich spare mir aber jeglichen Kommentar, schließlich lässt er mich hier wohnen. Als wir fertig sind räume ich die Teller ab und stelle sie in die Spülmaschine. Danach stehe ich etwas hilflos in der Gegend rum und weiß nicht was ich machen soll. „Ray, du kannst im Gästezimmer schlafen.“ Meint Alex und zieht mich am Handgelenk hinter sich her. „Mein Schlafzimmer ist direkt gegenüber, sollte also irgendwas sein rühr dich, verstanden.“ Nickend betrete ich das Zimmer. Es ist schön eingerichtet, wenn auch ein bisschen zu konservativ für meinen Geschmack. „Danke, und schlaf gut.“ Wünsche ich dem Braunhaarigen noch. Zur Antwort wird mir einmal durch die Haare gewuschelt. „Komm ich zeig dir noch kurz das Bad, du willst doch sicher duschen.“ Ich nicke und folge ihm.
Frisch geduscht betrete ich, gehüllt Alex’ Bademantel, den Gang und steuere auf das Gästezimmer zu, als ich ein Geräusch aus dem Schlafzimmer höre. Vorsichtig öffne ich die Tür einen Spaltbreit und spähe hindurch. Der Braunhaarige sitzt mit offener Mähne am Bettrand. In seinen Händen hält er etwas, vielleicht ein Bild und... er schluchzt leise. Tränen rinnen über sein Gesicht und ich bin erst versucht zu ihm zu gehen und ihn zu trösten, doch dann halte ich inne. Er ist nur ein Fremder für mich, genau wie ich für ihn. Ich schließe die Türe wieder und gehe ins Bett. Als ich die Augen schließe taucht sein trauriger Anblick erneut vor meinem geistigen Auge auf. Was ihn wohl so traurig macht. Ich versuche mich zu konzentrieren, aber nach kurzer zeit nimmt mich die Müdigkeit gefangen und ich falle in einen unruhigen Schlaf.