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Love is watching someone die

[Season 1/bashing/death/AU]
von

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A tiny prayer to father time

Und als du hier stehst, in diesem weißen sterilen Gang, fällt dir plötzlich auf, das jeder Moment, der verstreicht ein kleines Gebet an Väterchen Zeit ist. Das jeder Augenblick, gut oder schlecht, ein Geschenk ist.

Und das du dieses Geschenk meistens nie richtig wertschätzt.
 

Du starrst auf deine Schuhe, Prada, die so garnicht in dieses Krankenhaus passen. Dein Anzug, blutverschmiert, Armani. Der Seidenschal. Der verdammte Seidenschal... der dich eigendlich hätte umbringen sollen. Du hättest in dieser Nacht sterben sollen.
 

Du bemerkst die Leute um dich herum, nimmst die Ärzte wahr und die Schwestern. Und Mikey, der neben dir lang geht. Debbie, die weinend auf einem weißen Plastikstuhl sitzt. Daphne, in ihrem orangen Ballkleid... mit Blut besprenkelt. Jennifer Taylor, die dich ansieht, als hättest du mit dem Baseballschläger, auf ihren Jungen eingeschlagen.
 

Und du fragst dich, wo Lindsay ist. Du brauchst sie, brauchst sie mehr als Mikey... Denn sie liebt Justin, und Mikey liebt ihn nicht. Und du liebst Justin und willst ihm so vieles sagen, so vieles wieder gut machen. Aber du hast keine Zeit, weißt nicht wo er ist und hast nicht den Mut zu ihm zu gehen.
 

Und alle sehen dich an, als ob du verletzt wärest. Doch, als du an dir herunter blickst, siehst du nur sein Blut. Sein gottverdammtes Blut. Und du denkst, das dieses Blut in ihm sein sollte und nicht auf deiner Kleidung, auf deinen Schuhen, deinem Seidenschal. Überall. Und du siehst den Gang runter und dann steht eine Schwester neben Jennifer. Und sie sagt ihr etwas, aber du kannst es nicht verstehen. Du hörst nichts mehr.Und du willst Mikey sagen, das er Lindsay anrufen soll, aber kein Wort kommt über deine Lippen, es geht nicht.
 

Und in dir flüstert eine Stimme, das du ruhig bleiben sollst. Das das nur eine Panikattacke ist, die bald vorüber geht. Und du bekommst keine Luft und alles richt nach Blut. Und dir wird schwindelig. Du hörst ein ‚Es tut mir leid.’
 

Und dann wird alles schwarz.
 

---
 

Als du wieder aufwachst, liegst du in einem sterilem Raum, ähnlich wie der Gang, aber es ist ein Raum mit einer Tür. Und du siehst dich um. Und dann siehst du Lindsay. Und ihre Augen sind geschwollen und rot und sie weint. Und sie sagt ‚Es tut mir so leid.’ Und du weißt nicht, warum sie sich entschuldigt. Du willst zur ihr gehen, deine Arme um sie schließen, sie trösten, irgendwas. Aber als du dich aufrichten willst, fällst du wieder zurück auf die Liege.
 

Nach zwei erneuten Versuchen, lässt du es. Auch weil Lindsay sagt, du sollst dich beruhigen. Bis sie es gesagt hatte, war dir nicht aufgefallen, das du angefangen hattest zu fluchen. Also legst du dich zurück und versuchst zu entspannen, deinen Körper wieder unter deine Kontrolle zu bringen.
 

Nach etlichen Minuten fühlst du ihn wieder. Und du kannst dich aufrichten. Und dann gehst du zu ihr. Und sie sieht dich an und weint weiter. Und du legst deine Arme um sie, und sie ihre um dich. Und du spührst die ersten Tränen, die deine Wangen hinuter laufen. Du willst nicht weinen, aber sie weint, und Debbie und Daphne und bestimmt auch alle anderen.
 

Und sie flüstert dir zu, das es ihr so unheimlich Leid tut. Und du flüsterst zurück, das du nicht schnell genug gewesen bist, das du es versucht hast, wirklich versucht. Aber du warst nicht schnell genug. Bist nicht schnell genug gerannt, hast nicht schnell genug den Krankenwagen gerufen. Alles war zu langsam. Und das alles hier ist deine Schuld.
 

Und dann betritt Daphne den Raum und sie starrt dich an. Sie weint nicht und du fragst dich wieso. Und du willst sie auch fragen, aber plötzlich meint sie das du mitkommen sollst. Und du willst nicht, aber du stehst trotzdem auf und lässt Lindsay alleine.
 

Und als ihr auf dem Flur entlang geht, flüstert Mutter Taylor ´nein, nein, nein.´ Und sie erinnert dich an die Tiefgarage und das knacken eines Knochens, und Blut, viel Blut. Aber Daphne lässt dich nicht anhalten. Sie zieht an deinem Hemdärmel und du folgst ihr.
 

Dann steht ihr vor einem Raum. Und es richt eklig. Nach Kotze und Desinfektionsmittel, nach Tod. Und du siehst durch das Fenster in der Tür, wie Justin da liegt. Ganz ruhig, mit etwas getrocknetem Blut auf den Lippen und dem Haar. Und du siehst Daphne an und jetzt weint sie. Doch du kannst sie nicht trösten, du bist die falsche Person. Du hast ihm das angetan.
 

Und du starrst auf den Monitor, mit dieser grünen Linie und du spürst wie jede dieser grünen Spitzen flacher wird, wie jede, aber auch jede, Justin zu einem Ort bringt, an dem du nicht sein kannst. Und du kannst nichts tun, denn du bist zu langsam. Und die Welt bewegt sich zu schnell. Und dein ganzes Leben läuft in Zeitlupe vor dir ab, während er sich auf den Weg macht und dich zurück lässt.
 

Und Daphne sagt dir, du sollst reingehen, aber du kannst nicht. Und du drehst dich um und läufst. Vorbei an deiner Familie, deinen Freunden, der Mutter des Mannes, den du liebst. Du läufst am Warteraum vorbei, siehst die hoffnungslosen Gesichter, dessen Augen auf den Boden gerichtet sind, statt auf den Fernseher, der an der Decke hängt und sich selbst unterhält. Und die Krankenschwestern, die Ärzte, die nur schlechte Nachrichten bringen.
 

Und du willst nicht mehr hier sein.
 

Und dann hörst du Lindsay’s Stimme hinter dir. Und du bleibst stehen. Und du verstehst, das die anderen vielleicht auch nicht hier bleiben wollen. Das sich keiner von euch ausgesucht hat, heute hier zu stehen und darauf zu warten, ob sein Herz versagt, oder nicht.
 

Und du weißt, das du dich selbst belügst, denn sein Herz schlägt nicht mehr, kann nicht mehr schlagen. Du spührst es. Mit einer Heftigkeit, die dir den Atem raubt. Und du wünscht dir, du würdest mit ihm sterben, denn ein Teil von dir, ist bereits tot und du weißt nicht, wie du ohne diesen Teil weiterleben sollst.
 

Du kannst dich nicht bewegen, weil alle Kraft aus deinem Körper gewichen zu sein scheint. Und dann fällst du auf die Knie, schlägst auf den Boden ein. Und du weißt nicht mehr, wann du angefangen hast soviel für ihn zu empfinden. Aber du weißt, dass du jetzt nicht mehr aufhören kannst ihn zu lieben. Und es tut weh, es tut so verdammt weh, etwas totes zu lieben.
 

Und du hast es ihm nicht gesagt. Du wolltest, aber da war ein ‚Bis später’, und ein Lächeln und dann ein Baseballschläger. Und du konntest es ihm nicht sagen.
 

Und du liegst am Boden und wünscht dir, du hättest es ihm gesagt. Vielleicht während ihr getanzt hattet, oder hinterher, bevor er sich umdrehte und dem Tod entgegenlief. Vielleicht wäre er in deinen Jeep gestiegen, vielleicht wärt ihr nach dir gefahren und vielleicht wäre alles anders gekommen.
 

Und er würde leben und du würdest leben.

Aber jetzt ist alles vorbei.
 

Lindsay ist zu dir gerannt, hat sich neben dich gekniet, dich fast brutal in ihre Arme gezogen und drückt dich an sich. Und du willst sie wegschubsen, sie anschreien das er tot ist, das er nicht mehr zurück kommt. Aber sie weint an deiner Schulter und sie liebt ihn und du liebst ihn.
 

Und weißt nicht wie es weiter gehen soll.

6 months...

Du erinnerst dich an eine Zeit - war es im College gewesen? – als Lindsay, nach einem ganzen Abend Liebensschnulzen, die du dir nur ihrzuliebe angesehen hattest, dir versucht hatte einzubläuen, das es die wahre Liebe wirklich gibt. Das du einen Menschen so sehr brauchen kannst, das du nichts anderes mehr wahrnimmst, das er zu jedem Gedanken in deinem Kopf wird.
 

Und dann hatte sie dir etwas gesagt das dich zum Lachen gebracht hatte, auch wenn es jeglicher Ethik wiedersprach, über so ein Thema zu lachen. Du konntest nicht anders. Schon alleine deswegen nicht, weil Ghost – Nachricht von Sam, der schlimmste Heten-Film ist, der je gedreht wurde.

„Die Liebe ist das letzte was du siehst, wenn du stirbst.“
 

Und auch jetzt kannst du nicht anders als lachen, als sie in der Mitte deines Loft’s steht und dir sagt, das Justin’s Mutter sich dazu entschieden hat, die Maschienen, die ihn seit 6 Monate am Leben erhalten hatten, abzustellen. Und du lachst so laut und so voll Gefühl, wie schon lange nicht mehr. Aber das Gefühl ist vollkommen falsch.

Und du weißt nicht, was dich zum Lachen bringt, würdest du doch am liebsten schreien, etwas zertrümmern. Und wäre sie nicht da...
 

Sie schaut dich an, als seiest du verrückt. Du weißt, sie will diesen Blick eigendlich unterdrücken, aber das hat sie die letzten 6 Monate schon versucht und nicht geschafft. Also, warum sollte es jetzt gehen? Gerade jetzt, wenn du einsiehst, das sie Recht hat. Das sie mit allem was sie sagte, Recht gehabt hatte. Jedes Wort, war die Wahrheit gewesen.
 

Das er gefehlt hatte, nachdem du ihn rausgeworfen hattest und er nach New York ging, um Gogo-Boy zu werden. Das du ihn wirklich geliebt hattest.
 

Du willst sie beglückwünschen, das sie dich so gut kennt, doch du bringst nur ein ‚Ich wäre jetzt gern allein’ über deine Lippen, nachdem das Lachen verhallt ist. Und du bist dir sicher, sie will dich nicht allein lassen, aber sie geht zur Tür und sagt ‚Ich komme morgen wieder vorbei.’ Und dann bist du allein.
 

Und du fühlst dich wieder wie an diesem Abend im Krankenhaus. Nur sind ihre Arme nicht um dich geschlungen, ihre Tränen mischen sich nicht mit deinen, als du dich wenige Sekunden später, wieder auf dem Boden befindest.
 

Und du schließt deine Augen. Lässt den Tränen freien Lauf und bleibst liegen.
 

**
 

Der Gedanke dich umzubringen, verfolgt dich in den letzten 6 Monaten täglich. Ist dein ständiger Begleiter. Und wenn du nicht darauf hoffen würdest, das ein Wunder geschieht, hättest du diesen Gedanken schon lange in die Tat umgesetzt. Aber was, wenn er aufwacht und du bist nicht mehr da? Was, wenn du tot bist und er lebt weiter? Du bist dir sicher, das er das nicht schafft, also lebst du weiter.
 

**
 

Am nächsten Morgen steht Lindsay wieder vor dir. Ihre Augen sind blutunterlaufen und angeschwollen, rot und nass. Genau wie deine. Und sie sagt nichts, als sie reinkommt und dich einfach in ihre Arme zieht. Melanie und Michael treten nach ihr ein und beide wirken sehr reserviert auf dich, als wollten sie überall sein, nur nicht hier.
 

Und du kannst sie verstehen. Denn du willst auch überall sein, weit weg von hier.
 

**
 

Die Fahrt zum Krankenhaus verläuft ruhig, zu ruhig. Du wünscht dir, jemand würde etwas sagen, Musik anmachen, oder einfach laut los lachen. Doch niemand tut dir diesen Gefallen und du selbst kannst es nicht.
 

**
 

Soviel zum 2.Teil...

Break down...

Mutter Taylor’s Züge verändern sich, als sie dich bemerkt. Sie sieht dich nicht mehr an, als seie das alles deine Schuld. Sie weint und sie sagt nicht ‚nein, nein, nein’ so wie bei eurer letzten Begegnung. Versucht sogar ein kleines Lächeln um ihre harten Züge zu legen.
 

Und du nickst ihr zu und wieder rollen Tränen deine Wangen hinab.

Und sie stöhren dich nicht.
 

Und du wundest dich, warum sie dir nicht mehr die Schuld dafür gibt. Du hast ihrem Jungen das angetan. Du, ein Baseballschläger und dieser Junge. Du kennst seinen Namen nicht, willst ihn auch irgendwie nicht wissen, denn wenn du ihn wüsstest... Du würdest ihn umbringen, eiskalt. Lang und so schmerzhaft wie möglich. Denn seine Hand hat den Schläger geführt, seine Hand hat den Sonnenschein aus deinem Leben gerissen.
 

Er lebt eigendlich noch, ja. Medizinisch gesehen lebt er noch. Er atmet, sein Herz schlägt aber er ist schon lange nicht mehr da. Er ist weg und du weißt nicht, wie du ihn wiederfinden kannst. Du siehst ihn nur noch in deinen Träumen, jede Nacht. Und jede Nacht stirbt er auf ein Neues, wenn du deine Augen öffnest.
 

Das was da in diesem Zimmer liegt, das ist nicht er. Das ist nur eine Hülle, die durch Maschienen am Leben gehalten wird. Die Schläuche, die an den verschiedensten Stellen in seinen Körper eintreten haben das Leben, das noch in ihm war, ersetzt.
 

Und heute sollt ihr Abschied nehmen von dieser Hülle.

Und Lindsay hatte dir gesagt, das es dein verdammtes Recht ist, dabei zu sein. Ob du nun wolltest oder nicht.
 

***
 

Ihr steht in diesem weißem, sterilem Raum und der Arzt sagt, das ihr noch etwas Zeit habt. Zeit, wofür? Du weißt nicht was er meint und niemand erklärt es dir.
 

Jennifer beschließt, das jeder noch einmal allein sein darf mit ihm, um sich zu verabschieden. Und nachdem Michael, Debbie, Emmett, Melanie, Daphne, sie selbst und dann Lindsay das Zimmer einzeln betreten und danach wieder verlassen, nimmt Lindsay deine Hand und zieht dich mit sich.
 

***
 

Und jetzt stehst du hier und starrst ihn an. Versuchst in der Hülle, die dort ruhig auf dem Bett liegt, Justin zu sehen. Aber es ist alles so falsch. Er lächelt nicht. Er sagt dir nicht, das er dich in den letzten Monaten vermisst hat, obwohl du doch jede Nacht hergekommen bist. Das ist nicht Justin, das kann er nicht sein.
 

Und du denkst, das er nur ein Fremder ist, ein Mensch dem du noch nie zuvor begegnet bist. Ein Gesicht unter Tausenden und nicht das Gesicht, das du so sehr sehen willst.
 

Und du siehst das Heben und Senken seines Brustkorbes und versuchst dich daran zu erinnern, ob es bei Justin auch so ruhig und rythmisch war. Justin war immer so voller Leben gewesen.
 

Du wünscht dir, du könntest dem Jungen, der dort liegt, sagen, das du ihn liebst. Das du ihn schon so lange liebst, aber du kannst es nicht. Denn das ist nicht Justin. Justin ist fort, er hat dich zurückgelassen.
 

Für dieses Ding, das dort liegt, empfindest du nichts. Für die Welt um dich herum empfindest du nichts. Und du fühlst dich kalt, hilflos und kalt. Und allein.
 

***
 

Als die Tür wieder aufgeht, tritt der Arzt ein. Und er sieht dich an und nickt. Und du verstehst nicht. Und du willst weg. Und in deinem Kopf hallt deine Stimme wider. "Nein, nein, nein, nein, nein... Oh Gott!..."
 

Und du stürzt zum Bett und reißt den leblosen Körper in deine Arme, schreist ihn an, das er aufwachen soll, das es genug Theater war, das du ihm verzeihst, das er dir verzeihen soll. Das er die Augen öffnen soll.
 

Du wiegst den blassen Jungen in deinen Armen, doch er beachtet deine Worte nicht. Hällt die Augen geschlossen.
 

Du merkst wie sich zwei Arme um deinen Körper legen, fühlst etwas nasses, feuchtes in deinem Nacken und hörst eine Stimme an deinem Ohr.
 

"Lass ihn gehen, Brian... lass ihn gehen..."

Thinking in circles

"Nein," flüsterst du leise. Du wirst ihn nicht gehen lassen, selbst wenn er es wollte. Er kommt von dir nicht mehr weg, genauso wenig wie du von ihm. Du hattest niemals richtig die Chance ihn loszulassen und er will sich klammheimlich davonstehlen, aber das lässt du nicht zu.
 

Jennifer.. Du musst mit Jennifer reden. Du musst ihr erklären das er noch nicht sterben kann, das du ihn nicht sterben lässt. Sie ist seine Mutter verdammt, sie darf das nicht zulassen.
 

Und du hörst wieder Lindsay's Stimme, in die sich nun auch langsam Michael's mischt, dann Debbie, Emmett, Melanie und Daphne. Sie weint. Und alles was du in diesem Stimmen wirrwarr hören kannst, ist ihr Schluchzen. Und es schnürt dir die Kehle zu.
 

Du drückst den leblosen Körper fester an dich. Schreist den Arzt an, er soll euch nicht zu nahe kommen. Du bringst ihn um, wenn er ihm zu nahe kommt. Und Debbie flüstert, das es jetzt soweit ist. Du verlierst den Verstand. Und du glaubst ihr. Warum solltest du auch nicht?
 

Und du küsst die kühle Stirn, versuchst sie mit deinen Küssen aufzuwärmen. Aber es geht nicht. Sie ist nicht wirklich kalt, aber auch nicht warm. Und du bist dir nicht sicher, wieviel Leben noch in diesem Körper ist.
 

Und es ist dir egal. Denn wenn auch nur noch der kleinste Funken Hoffnung besteht, wirst du ihn nicht gehen lassen. Er wird für dich wieder aufwachen und wenn du Jahre warten musst. Du bist bereit dazu.
 

Denn das erste Mal in deinem Leben, bist du bereit, dich auf dieses Abenteuer einzulassen, das sich Liebe nennt. Du bist bereit Jahre darauf zu warten, das er dir diese Liebe wieder zeigen kann. Du hast so lange gebraucht um zu verstehen und das alles soll vorbei sein? Einfach weg? Das kannst du nicht akzeptieren. Denn ohne ihn geht es nicht mehr. Ohne ihn macht nichts mehr Sinn.
 

Und dann spührst du eine warme Hand an deiner Wange und bemerkst, das du so in gedanken versunken warst, das sich jemand nähern konnte, ohne das du in wilde Raserei verfällst. Und du blickst langsam hoch und siehst in die dunklen Augen Jennifer's, die dich mit Tränen in den Augen und einem sanften Lächeln ansieht.
 

Und sie sagt dem Arzt und dem Rest der Familie, sie sollen den Raum verlassen und setzt sich, etwas entfernt von dir, auf einen Stuhl. Und du fühlst dich wie eine Laborratte, denn sie wendet den Blick nicht ab und studiert dich mit einer solchen Genauigkeit, das es dir fast Angst macht.

Not yet...

"Lass ihn los, Brian." Sie sagt es dir mit einer unbelegten Stimme und bevor du die Chance hast, richtig zu realisieren, was sie von dir will, legst du den Körper in deinen Armen wieder richtig auf das Bett. Legst die Decke über ihn und streichst über seine Wange.
 

"Er kann nicht sterben." Und auch wenn du es so leise gesagt hast, das nicht einmal du selbst die Worte richtig verstanden hast, weißt du, sie hat sie gehört. Denn im nächsten Moment, steht sie auf und holt einen Stuhl, stellt diesen an das Fussende des Bettes und deutet darauf. Und wie als hättest du darauf gewartet, bewegt sich dein Körper und einige Sekunden später sitzt du ihr gegenüber.
 

"Brian, ich möchte das du verstehst, das dies kein leichter Schritt ist. Und ich möchte, das du weißt... wennn es einen Weg geben würde... irgendeinen... ich würde ihn gehen. Er ist mein Sohn. Mein Kind." Eine einzelne Träne rinnt ihre Wange hinab und du starrst gebannt darauf. Beobachtest sie, als hättest du niemals etwas interessanteres gesehen, siehst wie sie langsam immer weiter hinabrinnt. Über die Wange, den Hals und dann nur noch einen dunklen Fleck hinterlässt.
 

Er ist grün, dunkelgrün. Und die Bluse Jennifer's ist hellgrün. Und du spührst, wie sich deine Stirn in Falten legt. Dunkelgrün. Und sie redet weiter, aber du verstehst sie nicht. Siehst aus dem Augenwinkel, das sich ihre Lippen bewegen, aber kein Ton verlässt ihre Lippen. Kein Wort ist laut genug, um bis an dein Ohr zu reichen. Und du willst gern wissen was sie sagt, es ist bestimmt wichtig, aber du hörst nichts. Und du fühlst nichts. Und alles ist leer.
 

Und dann ist da doch etwas. Etwas kaltes, eisiges etwas hartes. Und du reißt deine Augen von diesem Dunkelgrün los und blickst auf deine Hand. So als gehöre sie nicht zu dir. So als wäre diese Hand, die sich um das Gestell des Bettes gelegt hat und so fest drückt, das du weiße Stellen erkennen kannst, nicht deine. Und du fragst dich, wer sie bewegt hat. Du warst es nicht.
 

Und plötzlich schmerzt dein Gesicht und Jennifer steht vor dir. Bewegt aufgebracht die Lippen, die Hand noch immer in der Luft. Und dann ist da so ein Rauschen. Erst ganz leise, dann lauter. Und dann hörst du deinen Namen. Es wird wärmer, dein Körper fühlt sich wieder an, als wäre es deiner und Jennifer sagt deinen Namen noch einmal. Dicht gefolgt von einem "Reiß dich zusammen."
 

Und sie streicht mit der Hand, die dich eben noch mitten ins Gesicht geschlagen hat, über deine Wange. Und du kannst ihr nicht böse sein, denn du weißt, du hast es verdient. Egal was dir gesagt wird.
 

Du warst so dumm und wolltest versuchen, etwas für Justin zu sein, was du nicht sein konntest. Hattest alles auf eine Karte gesetzt und mehr verloren, als du überwinden kannst. Dein Leben, sein Leben. Eure Zukunft. Du hast das alles kaputt gemacht, weil du mit ihm tanzen wolltest. So hingerissen von ihm warst, das du ihn küssen musstest. Und so leichtsinnig, das du ihn hast zurück gehen lassen, allein.
 

Und du wünscht dir, du wärest an seiner Stelle gewesen. Der Schläger hätte deinen Kopf getroffen. Denn damit könntest du leben, auch wenn du wahrscheinlich daran gestorben wärest. Die Hauptsache ist doch, ihm geht es gut, oder nicht? Das Wichtigste ist doch, das er lebt, lächelt, liebt.
 

Und Jennifer... Jennifer sollte wütend auf dich sein. So wütend, das sie nicht aufhören sollte dich zu schlagen, dich anzuschreien. Denn du hast ihm das alles genommen. Du hast Ihr ihren Sohn genommen, ihr Kind. Und dir selbst die Chance darauf glücklich zu werden.

They don't know the truth

.::They don't know the truth::.
 

Du sitzt in deinem Wagen, einem typischen SUV und fluchst über den gottverdammten Verkehr. Jeder Einwohner Pittsburghs scheint gerade irgendwohin zu wollen, die Straßen sind so zugestopft, das es nur sehr, sehr stockend vorangeht. Und du erwischst dich dabei, wie du zum fünften Mal ungeduldig auf das Lenkrad einschlägst.
 

Aber es ist ja auch deine eigene Schuld, oder? Warum fällt dir auch gerade heute auf, das du das Rezept vom Arzt bei eurem letzten Besuch vergessen hast einzureichen? Wo hast du nur wieder deine Gedanken?
 

Als du den Wagen, nach 30 Minuten am Straßenrand parkst, die Praxis von Dr. Green betrittst und die Sprechstundenhilfe, du glaubst sie heißt Sally, dich freundlich anlächelt, dich mit deinem Namen anspricht und dich bittet kurz platz zunehmen, musst du leise lachen.

Früher hast du Ärzte, wie die Pest gemieden. Außer für den halbjährlichen HIV- und Gesundheitstests hast du nie freiwillig eine Arztpraxis betreten. Und jetzt kennt dich die Sprechstundenhilfe schon mit Namen, kann dich sofort zuordnen.
 

Was so ein bisschen Zeit doch ausmachen kann...
 

Du sitzt kaum zehn Minuten, als der großgewachsene, aber leicht rüstige ältere Mann im weißen Kittel, auf dich zukommt und dir seine Hand entgegen streckt. "Brian, schön dich zu sehen. Was kann ich denn heute für dich tun?" sagte er mit beruhigender Stimme und er erinnert sich irgendwie an die ganzen Fernsehopas, die Sonntags mit ihrem liebevollem Lächeln und den Süßigkeiten in der Tasche, irgendeine Nebenrolle in einem Film spielen.
 

Was so ein bisschen Zeit die Weltansicht verändern kann...
 

Als du nach einem fast halbstündigem Gespräch, die Praxis mit einem neuem Rezept verlässt, was heißt, das du nun auch noch zur Apotheke musst und in deinen Wagen steigst, ist der Verkehr auf einmal nicht mehr ganz so stockend, die Welt sieht alles in allem etwas freundlicher aus.
 

Du steigst in deinen Wagen, fährst zur Apotheke, besorgst das Muskelentlähmende Mittel und machst dich auf den Weg nach Hause.
 

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Du betrittst das Haus und sofort steigt dir dieser wohlbekannte Geruch in die Nase. Einen Geruch den du mitlerweile mit 'Zuhause' assoziierst. Und es macht dir nichts mehr aus, diesen Anfangs so fremden Ort dein zuhause zu nennen.
 

Dein Loft, das jahrelang als deine persönliche Fickhöhle gedient hat, ist schon lange nicht mehr. Vor vier Jahren hast du dir ein kleines Häuschen zugelegt. Wobei klein, wie Lindsay zu sagen pflegt, eher Ansichtssache ist. Aber du hast dir gedacht, das es seinen Zweck schon erfüllen wird, als Jennifer Taylor eines Morgens mit dem Prospekt in der Tür gestanden hatte.
 

Kopfsteinpflaster Auffahrt, ein großer Garten... es fehlen zwar der Tennisplatz und die Reitställe, aber du glaubst nicht wirklich, das diese Tatsache deinem Mitbewohner auf den Magen geschlagen ist. Deine italienischen Import-Möbel sind einer eher rustikalen Einrichtung gewichen. Das komplette Gegenteil zu deinen früheren Möbeln. Und für einen kurzen Moment streift dich der Gedanke, das du alt wirst.
 

Maria, die seit geraumer Zeit eine große Hilfe darstellt und ein gewohnter Anblick geworden ist, sieht auf, als du die Tür schließt. Bewaffnet mit einer Schüssel, einem Handtuch und einem Fast-1000-Watt Lächeln, geht sie an dir vorrüber, wirft dir ein "Hey Brian, wie war die Arbeit?" entgegen und verschwindet in einem der unzähligen Räumen. Und du weißt wieder, warum du sie nicht in den Wind geschossen hast, als der Arzt dir die quirlige, immerzu lächelnde Krankenschwester ans Herz gelegt hat.
 

Du legst deine Aktentasche auf die Kommode neben der Tür, hängst dein Jacket auf einen Bügel an der Gaderobe und folgst ihr in das Zimmer.
 

Der Geruch von Medizin liegt in der Luft, aber er stört dich schon lange nicht mehr. Genauso wenig, wie das leise, regelmäßige Piepsen, das eher eine Randerscheinung ausmacht.

Maria ist gerade dabei das Handtuch in die Schüssel zu tauchen, als dein Blick den allzu bekannten Raum durchschweift. "Remson haben ein paar Probleme gemacht, weil ihnen das neue Design, ich zitiere, 'etwas zu sexdürchtränkt' ist." Du lachst leise, fährst dir mit der Hand durchs Haar und schiebst deine Zunge, in Kinney-Manier, in die Backentasche.
 

"Was ist bei dir denn nicht, ich zitiere 'etwas zu sexdürchtränk'?" lacht die ältere Frau und wringt das Handtuch aus, lässt das überschüssige Wasser zurück in die Schüssel tropfen.

Du zuckst mit den Schultern, bevor du dich dann zu ihr bewegst und vor dem Gitterbett zum Stehen kommst.
 

"Und? Wie war er heute?"

Deine Hand legt sich auf eine blasse Wange, streicht liebevoll darüber. Bevor du dich vorbeugst und einen leichten Kuss, auf eine ebenso blasse Stirn hauchst, deine Hand über die Schläfe in das blonde Haar wandern lässt.
 

"Ein bisschen bockig, aber das ist man von ihm ja gewöhnt..," meint Maria leicht beleidigt und fährt mit dem feuchten Handtuch über die Arme des schlafenden Mannes. "Manchmal denke ich mir wirklich, er will mich ärgern."
 

Ein Grinsen legt sich um deine Züge. Und auch wenn jeder Andere es besser zu wissen scheint, bist du dir sicher, das sich die unbeweglichen Lippen in ein kleines Lächeln verwandeln, als Maria das ausspricht.
 

Und du beugst dich wieder hinab, hauchst einen Kuss auf die weichen Lippen und flüsterst leise: "Hey Sunshine, ich bin wieder Zuhause."

Ancient history

Du hast dir geschworen zu warten. Du willst solange warten, bis er es aus eigener Kraft schafft, irgendwann einmal wieder aufzuwachen. Du wirst warten, bis sich diese blauen Augen wieder öffnen und dich das typische Sonnenschein Lächeln begrüßt. Bis dieses Geschöpf, das seit vier Jahren in Schweigen gehüllt ist, den Mund vor lauter Neuigkeiten nicht mehr zu kriegt.
 

Du hast viel dafür aufgegeben, aber mitlerweile trauerst du dem Verlust nicht mehr nach. Was sind schon ein Loft, das dich schlappe 3000$ monatlich gekostet hat und ein Jeep, der eher zum Prahlen, als seinem Zweck, der einfachen Fortbewegung, genutzt hat, wert? Wenn du jetzt hast, was du willst. Nunja, nicht ganz. Aber dieser kleine Makel, der noch über dir weilt, wird sich verflüchtigen, sobald Justin die Augen wieder öffnet.
 

Noch immer stehst du vor dem weißem Gitterbett, hast dich gerade wieder aufgerichtet, nachdem du einen Kuss auf die, vielleicht nicht ganz so warmen Lippen, gedrückt hast. Du siehst ihn dir jeden Tag genau an. Immer in der Hoffnung, das er sich regt, vielleicht deine Berührung erwiedert, irgendetwas macht. Aber die letzten vier Jahre hast du vergeblich gewartet.
 

Aber... Rom wurde auch nicht an einem Tag gebaut, oder?

Wie soll sich sein Körper dann, ganz von allein, in so kurzer Zeit erholen?

Du weißt, das vier Jahre eine lange Zeit sind, aber wenn er nun einmal so lange braucht, um wieder ins Leben zu finden, dann gibst du ihm diese Zeit auch.
 

Du wirst wirklich alt.
 

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Du weißt noch genau, wie Jennifer dich angesehen hatte, als du leise vor dich hingeflüstert hast: "Es geht um Geld, oder?" und du erinnerst dich auch noch genau daran, das ihre Hand ein zweites Mal an diesem Tag, den Weg auf deine Wange fand und einen eher unvorteilhaften roten Fleck auf ihr zurück ließ.
 

Jennifer hatte dich angeschrieen, das sie das Leben ihres Sohnes niemals von Geld abhängig machen würde und du hast ihr beteuert, das du für alle Kosten aufkommen würdest, noch ehe ihr Statement bis in dein Hirn vorgedrungen war.
 

Für eine kleine Ewigkeit hattet ihr euch einfach nur angesehen und dann schlich sich ein kleines, zaghaftes Lächeln um ihre Züge. Und sie hatte ihren Stuhl, auf dem sie noch wenige Sekunden zuvor gesessen hatte, näher an deinen Platz gerückt, dir leicht eine Hand auf deine schmerzende Wange gelegt und sanft darüber gestrichen.
 

"Wir sind wohl alle mit den Nerven am Ende, hm?"

Sie sagte es nicht fürsorglich oder dergleichen, aber es beruhigte dich ungemein, das sie aussprach, was dir durch den Kopf ging. Und so langsam und vorsichtig, als hättest du befürchtet, jeden Moment einen Faustschlag in deinem Magen oder Gesicht zu spühren, lehntest du dich in die leichte Berührung. Bis ihr euch ein paar Minuten später in den Armen gelegen und bittere Tränen geweint hattet.
 

Als der Doktor kaum fünf Minuten später, nach einem recht lautem klopfen wieder eingetreten war, stand die Mutter deines - was genau war er eigendlich? Dein Stalker? Dein Mehr-als-One-Night-Stand?... Justin hätte bestimmt soetwas wie: "Fester Freund" oder "Lover" benutzt, um das was euch verband zu beschreiben, aber du selbst konntest es nicht so betiteln. Also begnügtest du dich mit dem Wort "Partner". Erwachsen, aussagekräftig und nicht zu schnulzig - Jennifer stand auf und ging mit dem Arzt wieder nach draußen.
 

Du hast die Welt nicht mehr verstanden und du wolltest nur noch weg. Weg aus diesem Krankenhaus, mit den laut piepsenden Maschienen und dem Gestank nach Desinfektionsmitteln. Weg aus der Stadt, in der ein einzelner Abschlussball, dein ganzes Leben aus den Fugen gehoben hatte. Weg, weit weg. Irgendwohin.

Aber du rührtest dich nicht vom Fleck.
 

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Wenn du heute darüber nachdenkst, weißt du garnicht mehr, warum du weg wolltest. Das Piepsen der Maschienen und der Geruch nach Desinfektionsmitteln, der dir in die Nase steigt, sobald du das Haus betrittst, sagt dir doch nur, das alles in Ordnung ist. Das Justin in seinem Bett liegt, das sein Herz schlägt und er nur darauf wartet, wieder aufwachen zu können.
 

Oh ja, du wirst alt... und sentimental.
 

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Die Verhandlungen mit dem Arzt, zu denen dich Jennifer kurze Zeit später, hatte rufen lassen, waren alles andere, als ein Picknick im Park gewesen. Der Arzt gab Justin keine Chance mehr. 6 Monate seien zuviel. Und selbst wenn er erwachen würde, würde er höchstwahrscheinlich Folgeschäden davontragen.
 

Jennifer hatte zwischenzeitlich eingeworfen, dass das egal seie, solange ihr Kind am Leben bliebe und du hattest ihr in gedanken dafür gedankt.
 

Und dann hatte sie etwas gesagt, das dich mehr als erstaunt hatte.

"Ich möchte nicht, dass mein Sohn in diesem Krankenhaus bleibt."
 

Der Arzt hatte sie nur unverständig angesehen und leicht ungläubig den Kopf geschüttelt.

"Mrs. Taylor, Ihr Sohn befindet sich in einem komatösem Zustand. Ich denke nicht, das es eine gute Idee ist...," doch weiter war der Arzt nicht gekommen, denn im nächsten Augenblick, sprudelten die Worte geradezu aus dir heraus.
 

"Sie denken was nicht? Das er wieder aufwacht? Das er Zuhause sein sollte, wenn er die Augen wieder öffnet?... Wenn Mrs. Taylor denkt, das es eine gute Idee ist, ihn häuslich pflegen zu lassen, dann wird sie das doch wohl tun dürfen. Er ist ihr Sohn, verdammt nochmal..."
 

Jennifer hatte dir beruhigend eine Hand auf den Arm gelegt, so wie Justin es vorher öfter getan hatte, wenn du kurz davor gewesen warst, irgendjemandem seine Unkompetenz aufzulegen, oder dich einfach nur in Rage geredet hattest. Und ob du wolltest oder nicht, diese kleine, simple Berührung ließ den Hauptanteil der Wut von dir abfallen.
 

"Es muss ja auch nicht sofort sein. Aber wenn es gesundheitlich bedingt keine Bedenken mehr gibt, werde ich dafür sorgen, das er häuslich gepflegt wird," meinte sie ernst und sah den Arzt unnachgiebig an.
 

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Du fragst dich, ob Jennifer Taylor, schon immer so eine Person gewesen war, so mit dem Kopf durch die Wand. Oder ob es nur ein Ausnahmefall gewesen war, weil sie eingesehen hatte, das Justin zwar nicht wirklich am Leben teilnehmen, aber trotzdem weiterleben konnte. Und dich beschleicht das sichere Gefühl, das du mitlerweile weißt, von welchem Elternteil Justin seine Sturrheit und seine Willenskraft geerbt hat.
 

Maria macht sich mit einem leichtem Räuspern bemerkbar und erst jetzt fällt dir auf, das du dich viel zu lange deinen Erinnerungen hingegeben hast.
 

"Ich wäre dann soweit fertig," meint sie dann leicht lächelnd und wendet sich der Tür zu. "Kaffee?"
 

Und du dankst allen Mächten dieser Welt, die sich in einem Himmel befinden, an den du nicht glaubst, für diese Frau.

Like a faulty camera in our minds

Du erinnerst dich noch an einen Tag, vor gut 3 1/2 Jahren, als eine blonde Frau, in ihren Mittvierzigern, vor der Tür deines Lofts gestanden und dir eine Idee unterbreitet hatte, die dich, kaum das sie ausgesprochen war, dazu veranlasste, auf schnellstem Wege, die Tür wieder zu schließen.
 

Und wenn du heute daran zurückdenkst, musst du leise über Jennifer lachen. Was hatte sie denn erwartet? Das du ihr freudestrahlend in die Arme springst, deine Augen beginnen, wie Scheinwerfer zu leuchten, du es nicht erwarten kannst Verantwortung zu übernehmen? Also bitte...
 

Bei dem Gedanken, an ihren Gesichtsausdruck, der dich 5 Minuten später empfing, -ja, du hattest ganze fünf Minuten gebraucht, um die Tür nach erneutem hämmern, wieder zu öffnen- wird das kleine, zaghafte Lachen, ein fast brüllendes Gelächter und du hast Mühe, den Kaffee nicht zu verschütten, den Maria dir, vor wenigen Minuten in die Hand gedrückt hatte.

Wenn Blicke töten könnten, du wärest ohne Umschweife, an Ort und Stelle, gestorben.
 

"Können wir nicht versuchen, das als erwachsene, reife Menschen zu besprechen?" fragte sie dich dann in einem Tonfall, der dich zunehmend an Debbie erinnerte und ohne weiteres überlegen tratst du beiseite und ließest die Frau eintreten.
 

"So reif und erwachsen scheinst du ja nicht zu sein, wenn du mir mit sowas kommst." Es war vielleicht nicht ganz so ernst gemeint, wie du es sagtest und wahrscheinlich, hatte sie es sowieso als kläglichen Versuch gesehen, die Stimmung aus ihrem vorherigem Tief empor zu hieven, als sie nur mit den Augen rollte und dich mit einem Blick bedachte, von dem du glaubtest, du hattest ihn schon einmal bei Justin gesehen. Justin...
 

Als Jennifer sich auf deine weiße Designer-Couch setzte und ihre Beine überschlug, führte dein Weg dich an den Kühlschrank. "Wasser, Bier, Poppers?" fragtest du nach einem kurzen Blick in eben diesen und für einen kleinen Augenblick, dachtest du, soetwas wie Unglauben in ihren Augen sehen zu können. Bevor sie leise auflachte und mit einem Kopfschütteln, alle drei angebotenen Dinge ablehnte. Was dich aber bei zuletzt genanntem nicht sonderlich überraschte.
 

Du zucktest nur leicht mit den Schultern, nahmst dir eine Flasche Bier und gingst zur Couch um dich zu ihr zu setzen. Immer darauf bedacht, weit genug von ihr entfernt zu sitzen, das dich ihre Hand unter keinen Umständen ein drittes Mal erwischen könnte. Zweimal waren schon zweimal zuviel, da musste sie dir nicht auch noch eine dritte Backpfeife verpassen, wenn du wiedermal etwas komisches von dir gabst, oder nicht ansprechbar warst. Die Frau wurde langsam so schlimm wie Debbie, ging es dir durch den Kopf, als du die Flasche anhobst und einen ersten Schluck daraus nahmst.
 

"Also... wie ich bereits erwähnt hatte, bevor du mir die Tür vor der Nase zugeschlagen hast, habe ich mir über die jetzige Situation mehr als nur einen Gedanken gemacht. Und ich bin zu dem Entschluss gekommen, das es für dich, wie auch für Justin besser wäre, wenn er bei dir bleibt." Ein zweiter und dritter Schluck folgten, bevor du sie ansahst und leicht den Kopf schütteltest.
 

"Wie lange hat Debbie gebraucht, um dich zu überreden?" Du lehntest dich leicht in die Kissen und bedachtest sie mit einem Blick, der ihr unmissverständlich klarmachen sollte, das du genau wusstest was hier gespielt wurde und nicht einsahst ein Opfer der überschwenglichen Fantasie, der beiden, zu werden.
 

"Was?" In ihrem rechten Auge zuckte es leicht und sie sah dich unverständig an. "Das hier hat nichts mit Debbie zutun."
 

"Natürlich nicht. Mutter Taylor, die neue Mutter Theresa, ist einfach so mal auf den Gedanken gekommen, ihr Kind einem Mann anzuvertrauen, dem sie nicht weiter traut, als sie ihn werfen kann." Ein leichter Seufzer krabbelte deine Kehle hinauf. "Jennifer, ich bin der letzte, der dazu im Stande wäre, sich vernünftig um Justin zu kümmern."
 

"Junger Mann, du weißt genauso gut, wie ich, dass das totaler Schwachsinn ist."
 

***
 

Wie sie dich letztendlich dazu rumgekriegt hatte, ist dir bis heute noch nicht wirklich klar.
 

Ihr hattet circa zwei Stunden geredet und irgendwann im Verlaufe des Gesprächs, war dir der Gedanke gekommen, das es garkeine so abspenstige Idee war. Das es vielleicht mehr Vor- als Nachteile gab.

Einerseits würdest du sicher deine Freiheiten verlieren, wärest häuslich mehr gebunden und gefordert, als du für gut befinden würdest. Aber andererseits wüsstest du immer, was mit ihm los war, wie es ihm ging... das er noch lebte. Du bräuchtest nicht bis zum Haus der Taylor's zu fahren, um dich nach den neusten Ergenissen zu erkundigen.

Niemand könnte, ohne dein Einverständnis über sein Leben entscheiden, niemand könnte ihn dir wieder wegnehmen, weil er es für richtig hielt.
 

Wie nebenbei bemerkst du, das die Tasse in deiner Hand langsam kalt geworden ist und du legst die Stirn leicht in Falten, nimmst einen Schluck Kaffee und verziehst das Gesicht.

Vielleicht solltest du nicht mehr so oft über vergangene Dinge nachdenken und dich mehr auf die Gegenwart konzentrieren.
 

Ein Geschirrtuch landet, eher unsanft, in deinem Gesicht und du wendest deinen Blick an die Frau, dessen Anwesenheit du noch garnicht bemerkt hattest.

"Mach dich nützlich," kommt es lachend aus Richtung Spüle und dir entfährt ein leichtes Lachen, als Jennifer Wasser in die Spüle einlässt und die Kaffeetassen vom Morgen hineinlegt.
 

Welcher Teufel hatte dich geritten, als du Jennifer Taylor das Recht zugesprochen hattest, die obere Etage deines Hauses zu beziehen?

Du weißt es bis heute nicht, aber ehrlich gesagt bereust du es nicht wirklich.

Feeling real

Vorwort: Nach reichlicher Überlegung, hab ich mich für ein Ending entschieden, wobei dieses Kapitel natürlich nicht das letzte sein wird. Die POV ändert sich für dieses Kapitel, sodass Brian nicht wirklich im Vordergrund steht. Sorry ^^;
 

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Du bist ganz still. Die einzigen Bewegungen die du zulässt sind atmen -leise und flach, sodass dein Brustkorb sich kaum hebt oder senkt- und das flattern deiner Augenlider -als du in eine tiefe Dunkelheit starrst-. Das leere Gefühl in deiner Brust erdrückt dich fast, versucht dich dazu zu bringen tief einzuatmen, doch du wehrst dich dagegen, ignorierst das gelegendliche Zucken in deinen Armen und Beinen, das dich dazu bringen will, dich zu bewegen.
 

Alles was dich umgibt ist Dunkelheit und selbst wenn alles um dich herum hell erleuchtet und Licht durchstöhmt wäre, bist du sicher, du könntest es nicht sehen.
 

Deine Gedanken versuchen sich an etwas fest zu klammern. Aber jedesmal, wenn du dir sicher bist, das es so nah ist, dass du danach greifen könntest, ist es wieder weg. Rinnt aus deinem Kopf, wie Sand in einer Uhr. Du weißt, das du es weiter probieren musst, das der Versuch allein dich am Leben erhällt, das dieses Etwas dich am Leben erhalten wird.
 

Und da ist weiß und rot und Schmerz. Und du bildest dir ein, dass du Haut sehen kannst. Haut und Haar und Lippen und ein Name. Du weißt das es wichtig ist, das es alles bedeutet, aber du kannst dich nicht erinnern.
 

Und du weißt, dass du Schmerzen hast, auch wenn du keinen Schmerz spühren kannst. Alles was du fühlst ist Leere und alles was du siehst ist schwarz.
 

Und du willst den Mund nicht öffnen, um zu reden. Denn wenn du auch nur einen Laut über deine Lippen kommen lässt, kannst du dich nicht weiter an diesem Etwas festhalten und stürzt ins Nichts. Du weißt nicht warum, wie oder was du damit los lassen würdest, aber du weißt, dass du es damit verlierst.
 

Also bleibst du ganz still. Läst dich einlullen von Dunkelheit und Leere und versuchst weiter dieses Etwas zu berühren, an dich heran zu ziehen.
 

Und nach einer Ewigkeit ist da plötzlich ein Geräusch. Ganz leise, kaum hörbar. Tick, Tick, Tick. Und zu dem Geräusch gesellt sich ein komisches, warmes Gefühl. Etwas warmes, das über deine Stirn streicht, ein Lufthauch, der deine Wange streift und Wortfetzen, die du nicht verstehen kannst.
 

Und dann sind da Hände -du glaubst das es Hände sind-, die dich langsam auf die Seite drehen, auch wenn du dich nicht bewegen willst und dagegen ankämpfst. Und deine Augen öffnen sich einen Spalt breit und du kannst trotzdem nichts erkennen. Nur einen hellen, stechenden Fleck. Und du willst deine Augen wieder schließen, aber es geht nicht. Die leise Stimme spricht immernoch, aber du verstehst die Worte, die sie sagt nicht.
 

Und du willst, das sie ruhig ist, denn deine Gedanken driften dahin und du kannst ihnen nicht folgen. Du versuchst nicht hin zu hören, die Stimme auszublenden, willst nicht, das sie dir das letzte nimmt, was dir noch geblieben ist. Das sie dir das letzte nimmt, das dich am leben erhällt.
 

Und plötzlich, gerade als du es geschafft hast, die fremde Stimme auszublenden, bricht ein Wort durch deine mentale Abwehr.
 

"Justin?"
 

Die Vertrautheit, die dich bei diesem simplen Laut umhüllt, lässt dich tief nach Luft schnappen und deine Hände verkrampfen.
 

Du fühlst dich, als hätte jemand Eiswasser über deinen Körper laufen lassen und dann, bist du wach. Und du riechst die Luft, die dich umgibt und nach Krankenhaus schmeckt, siehst weißes, grelles Licht und spührst Schmerz. Nicht so wie vorher, als du nur erahnen konntest, das da wirklich Schmerz ist. Jetzt ist er real, fährt durch jede Faser deines Körpers und lässt dich erzittern.
 

Dann greifen Hände nach deinem Gesicht, legen sich an deine Wangen und drängen dich dazu den Kopf zu drehen. Und du siehst ein Gesicht, braunes Haar und blasse Lippen. Siehst wie diese Lippen sich bewegen, hörst wie sie dir leise Worte zuflüstern. Und dieses Mal kannst du die Worte verstehen, weißt was sie bdeuten.
 

"Oh mein Gott..."
 

Du fühlst wie sich Tränen in deinen Augen sammeln, kalt und nass. Und dein Mund öffnet sich, aber du hast Angst etwas zu sagen, einen Laut von dir zu geben. Denn du weißt, alles was deinen Mund verlassen wird, wird ein Schrei sein. Und wenn er heraus ist, wirst du nicht mehr aufhören können zu schreien.
 

Es ist zuviel. Zuviel Wärme, zuviele Worte, zuviele Eindrücke. Zuviele Leere, die langsam beginnt sich zu füllen.

Und dann verlässt etwas deine Lippen. Ein kleines Wort und alles wird schwarz.

"Brian."



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