Love Hurts von Noah_Shiro (Supernatural Slash- Dean/Sam) ================================================================================ Kapitel 4: Falling Down (4a) ----------------------------- Titel: falling down Part: 4a/vermutlich 6 oder 7 Autor: Noah Shiro Pairing: Sam/Dean Rating: NC-17 Warnings: Incest!!, Angst, viel Depri -_- Spoiler: Auf alle Fälle einige Fakten und Szenen aus der 2. Staffel! Wer also noch nicht so weit geguckt hat und sich die Spannung bewahren will, sollte lieber nicht weiter lesen. Disclaimer: Wenn die Jungs von SPN mir gehören würde, würde ich keine Fics schreiben sondern gerade mit ihnen spielen! *hrhr* Ergo: Mit gehört nix! Ich verdiene nix! Son Mist… *grummel* Summary: Die Winchester sind bei Missouri und Dean muss stärker als je zuvor in seinem Leben sein. Kommentar: TUT MIR LEID!!!!!! Ich wollte nicht so lange für diesen Teil brauchen!! Aber mein Studium spannt mich echt enorm ein und da war ich meist zu müde um weiter zu tippen -_- Hoffentlich hab ich damit keine Leser vergrault X__x *sorry-kekse verteilt* Packe diesmal gleich ein paar Songs für das Kapitel mit hinzu: http://rapidshare.com/files/120515040/Love_Hurts_OST-2-_Part_1.zip !!!WICHTIG!!! : Dieser Teil ist verdammt lang! Aber da noch etwas am Ende fehlt und ich euch nicht noch länger warten lassen wollte, cutte ich Teil 4 in a und b! ^_^ Ich hoffe das stört euch nicht. Dafür gibt’s im nächsten Kapitel auch den von vielen gewünschten Rückblick auf Sams und Deans Beziehungsanfang! ^.~ Widmung: cole_el_diabolos, die einfach nur furchtbar lieb ist, meine Spn Obession mit mir teilt (Und gewisse ‚Fetische‘*lol*) und sich geduldig mein Gejammer übers programmieren anhört XD danke!! X333 Und natürlich meiner lieben Freundin und Betalein Kuschelmausi!!!!! *umflausch* Viel Glück bei deinem Fan-Support Projekt!!!! ^_______^ In dieser Nacht hatte Dean fast gar nicht geschlafen. Wie auch? Jedes Mal wenn er kurz wegnickte, wachte er nur wenige Minuten später wieder verschwitzt auf und fixierte sofort lauernd das friedliche Gesicht seines kleinen Bruders. Bereit anzugreifen bei der noch so kleinsten Bewegung. Sein Huntermodus hatte wieder einmal automatisch übernommen, aufgrund der womöglich drohenden Gefahr die von Sam ausging. Egal wie sehr er sich dagegen wehrte, aber sein Körper sah den Anderen momentan als Feind an. Dean war zum Heulen zumute. Er war so verdammt erschöpft und ausgelaugt wie lange nicht mehr, fast alles tat ihm weh und von seinem geistigen Zustand wollte er erst gar nicht anfangen. Wie gerne würde er sich jetzt einfach an seinen Bruder kuscheln, Schutz und Geborgenheit bei ihm suchen, wie es auch der Jüngere so oft bei ihm tat. Doch das war leider unmöglich. Weder wollte er Sam wecken, da unklar war, welche Seite aufwachen würde, noch wollte er seine momentane Schwäche so weit nach außen zeigen. Was ihr Dad jetzt von ihm erwartete, war ihm klar: stark sein, um jeden Preis und Sammy helfen. Und wenn er das nicht konnte, dann… Ob John so eine Tat fertig bringen könnte, wenn er noch leben würde? Wahrscheinlich schon. Immerhin war er der Superhunter gewesen, der mehr Drillsergeant als Vater für sie war. Warum sollte er also davor zurückschrecken einen seiner Söhne eigenhändig umzubringen, wenn er augenscheinlich böse wurde? Gott, er hasste diese Bürde, die sein Vater ihm vor seinem Tod aufgeladen hatte. Gegen sechs Uhr konnte Dean einfach nicht mehr ruhig daliegen. Je mehr er versuchte zu schlafen, umso hoffnungsloser wurde die Aussicht auf diese kurze Erlösung. Somit löste er sich so vorsichtig wie möglich von Sam, stand auf und schlich sich leise in das Bad. Jetzt, wo er lief, tat sein Unterleib erst richtig weh, aber was sollte er schon großartig dagegen tun außer Zähne zusammen beißen? Sie hatten noch eine lange Fahrt nach Lawrence vor sich. /Das wird ein Spaß./ dachte er sich sarkastisch. Die Dusche tat so unglaublich gut. Deans Muskeln entspannten sich zumindest etwas und was das wichtigste war, er konnte die Spuren der Nacht beseitigen. Behutsam wusch sich der Hunter Sperma und Blut vom Körper. Zog immer wieder zischend Luft durch die Zähne, wenn er direkt über die Wunden strich. Wie lange sie wohl brauchten um zu heilen? Dean wusste ehrlich nicht was er sagen würde, wenn jemand durch Zufall die vielen Verletzungen bemerkte. Langsam stieg er wieder aus der Dusche und griff nach einem großen dunklen Handtuch. Sein Blick streifte kurz den Spiegel und blieb dort erschrocken hängen. Fuck, er sah wirklich schrecklich aus! Sein Oberkörper war übersät mit Kratzern, Bisswunden und einigen bläulichen und roten Flecken. Gar nicht erst zu reden von der aufgerissenen Unterlippe und der kleinen Platzwunde neben seinem linken Auge und den tiefen dunklen Augenringen. „Holy…!” Dean sah fast aus wie nach einer sehr langen und gefährlichen Jagd. Eine Ausrede musste für diese offensichtlichen Verletzungen her. Bobby dürfte keinen Verdacht schöpfen. Vielleicht die allseits beliebte Hausfrauenausrede: Ich bin gegen das Treppengeländer gestürzt. Ziemlich bescheuert, aber effektiv. Schon allein weil er ein Mann war, und von ihm so eine Aussage kaum als Lüge angesehen wurde. Zurück im Zimmer zog er sich nur schnell frische Sachen an, stellte sicher, dass Sam noch schlief und ging dann hinaus auf Bobbys Schrottplatz. Es war kurz nach halb sieben. Eigentlich eine tödliche Zeit für ihn als Langschläfer. Auf Frühstück hatte er keinerlei Lust gehabt. Stattdessen setzte er sich lieber soweit entfernt von dem kleinen Haus wie es ging, auf eine der vielen kaputten Motorhauben der zerlegten Autos. Die Schmerzen in seinem Hintern ignorierte er schon längst. Es war ein schöner Morgen. Die warmen Sonnenstrahlen glitten sanft über seine Haut. Alles um ihn herum war ruhig, so verdammt friedlich. Und trotzdem konnte Dean jetzt, wo er völlig allein war, nur mit viel Kraft die Tränen in seinen bereits feuchten Augen halten. Wieso? Wieso tat das Schicksal ihm das nur alles an? Wieso verflucht nahm es Stück für Stück alles von ihm, das ihm etwas bedeutete? Was hatte er denn so verdammt Falsches dafür getan? Zuerst seine Mum. Durch ihren Tod rutschten die Winchesters erst in dieses harte, so komplett andere Leben, als das jeder normalen Familie. Doch Dean war noch klein gewesen. Er konnte es verkraften, immerhin hatte er ja noch zwei Familienmitglieder. Dann Dad. Sein starkes Vorbild und Stützpfeiler. Der Mann, der sein gesamtes Leben prägte. Sein Tod konnte er einfach noch nicht überwinden. Würde es wohl nie wirklich können. Aber mit Sam an seiner Seite ging bisher immer alles irgendwie. Durch ihn fand er immer wieder die Kraft, zurück auf die Straße zu gehen und weiter zu fahren. Sam war seine Konstante, sein Lebensinhalt, seine Luft zum Atmen. Nahm das Schicksal ihm auch seinen kleinen Bruder weg, war alles vorbei. Dean wäre komplett allein und zurück gelassen. Zusammen mit Sam würde jegliches Gefühl in ihm verschwinden, sein Sinn zu Leben. Das ließ Dean nicht zu. Niemand würde ihm seinen Bruder entreißen! Egal was es ihn kostete, er würde es bezahlen. Alles aufgeben, nur um weiter bei dem Jüngeren sie zu dürfen. Und dann geschah es doch, was der Hunter so krampfhaft vermeiden wollte. Eine einzelne Träne rollte seine rechte Wange langsam hinab. Reflektierte zart das frühe Sonnenlicht. Erschrocken wischte Dean sie sofort weg. „Fuck!“ Voller angestauter Wut schlug er mit der geballten Faust hinter sich in die bereits eingerissene Frontscheibe des Autos. Sofort zerbrach diese mit lautem Klirren, ließ nur ein paar kleine Scherben in Deans Hand zurück. Was machte schon eine Wunder mehr oder weniger? Nichts schmerzte so sehr, wie die Ungewissheit was mit seinem Bruder geschehen würde. Die drei Hunter waren bereits auf dem Weg nach Lawrence. Der Impala fuhr vor, Bobby hinter her. Dean war nach einem weiteren kleinen Wutausbruch auf dem Schrottplatz zurück in das Gästezimmer von Bobby gegangen um darauf zu warten, dass Sam aufwachte. Die Waffe steckte abschussbereit in seinem hinteren Hosenbund, aber ob seine zitternden Hände überhaupt getroffen hätten wusste er bis jetzt nicht. In dem Moment in dem Sammy seine müden braunen Augen langsam aufschlug, hielt Dean augenblicklich lauernd den Atem an. Doch dieses einfache sanfte ‚Guten Morgen‘ Lächeln des Jüngeren rief ein großes Gefühl der Erleichterung in ihm wach, wie er es seit langem nicht mehr hatte. Sein Bruder war diesmal wieder er selbst. Das hieß, das Ding in Sammy blieb immer nur temporär und die Chance es zu vernichten stieg erheblich. Die einzige wirklich gute Nachricht an diesem Morgen. Die gesamten beschissenen Rocky Mountains waren Dean vom Herz gefallen, schon allein weil er die Gedanken wie es mit Sam weitergehen sollte zumindest für ein paar weitere Stunden hinauszögern konnte. Die Frage, die stark und schmerzend in seinem Inneren pulsierte: Musste er Dad’s letztem Willen folgen und seinen kleinen Bruder tatsächlich umbringen, weil er ihn nicht hatte beschützen können? Der morgendliche Kuss, den sie über Monate hinweg jeden Tag vollzogen hatten und der ihnen beiden immer ein gutes Gefühl für das kommende mitgab, fiel bereits seit mehreren Tagen aus. Zum Glück, denn so fiel es nicht weiter auf, dass es Dean heute vermutlich nicht geschafft hätte ohne dabei leicht zu zittern. Diese verdammte Schwäche wollte ihn einfach noch nicht verlassen. Sie hatte sich in sein Herz hinein gebohrt wie ein tödlicher Virus. Der Versuch seinen verletzten Zustand vor den beiden Huntern zu kaschieren, war leichter gewesen als vermutet. Da sie keine Lust und keine Zeit hatten, sich mit der Sturheit eines Winchesters auseinander zu setzen, akzeptierten sie vorläufig seine knappe Ausreden vom „nach dem Duschen im Flur ausgerutscht und gegens Geländer geprallt.“. Aber das er ihnen später näheres erklären musste, schloss sich damit nicht aus. Jetzt war es zunächst am wichtigsten zu Missouri zu kommen. Natürlich fuhr Dean, egal wie sehr sein Hintern schmerzte. Alles andere wäre nur noch auffälliger gewesen. Schlimm genug, dass er auf der ganzen Fahrt ständig in seine dunklen Gedanken versank und es vermied Sam länger als wenige Sekunden anzusehen. Die Stimmung zwischen ihnen wurde immer bedrückender. Erst als sie in Lawrence ankamen, wurde Dean wieder zuversichtlicher. Er mochte Missouri noch nie besonders. Sie war alt, schräg drauf und mobbte ihn permanent. Doch sie war gut in dem, was sie tat. Das konnte auch der ältere Winchester nicht abstreiten. Und wenn sie auch nichts herausfand bezüglich Sams Zustand gingen ihm wirklich allmählich die Ideen aus. Eine ungefähre Definition was mit seinem kleinen Bruder los war, würde ihm ja schon reichen, denn das würde sie bestimmt um einiges weiter bringen. Sag mir was es ist und ich töte es. So einfach war das. Gut, Dean wusste, dass es irgendeine Form von Dämon war. Das hatte er ja letzte Nacht auf schmerzhafte Weise herausgefunden. Aber wie konnte dieser Bastard sich nur dermaßen gut in Sams Körper verstecken? Noch während die zwei Autos einparkten, kam die kleine dickliche schwarze Frau bereits aus ihrem Haus gelaufen. Es erstaunte Dean immer wieder, wie sehr sich manche Leute doch über Besuch freuen konnten. Da sie fast immer nur Besucher waren, konnte er das nicht wirklich nachvollziehen. Bobby wurde als erster in eine Umarmung gezogen, die er lachend erwiderte. Als nächstes wandte sie sich den Brüdern zu, die den Fehler gemacht hatten wie üblich nebeneinander zu laufen und so gleichzeitig von der kleinen Frau umarmt wurden. Doch so schnell wie sie die Arme um die zwei gelegt hatte, zog sie sie wieder von ihnen weg. Aus ihrem Lächeln war eine ernste, seltsam forschende Miene geworden. Dean ließ sich von seiner Unsicherheit nichts anmerken und ging im Kopf zur Ablenkung alle Songs von Blue Oyster Cult durch und sortierte sie alphabetisch. „Du hast 'After Dark' vergessen.“ bemerkte Missouri mit ihrem üblichen schelmischen Grinsen, dass sie gerne Dean zukommen ließ. Sie drehte sich um und bewegte sich wieder auf ihr Haus zu. „Nun kommt schon, oder wollt ihr hier campen?“ „Verdammt!“ murmelte der ältere Winchester leise und folgte ihr zusammen mit Bobby und Sam, der ungewöhnlich ruhig war. Im Gegensatz zu ihm, mochte er Missouri immerhin. Missouri setzte ihnen Tee auf, auch wenn die Hunter Kaffee bevorzugen würden. Wenn sie länger hier bleiben würden, mussten sie definitiv einkaufen gehen. Die drei gingen derweil ihre Sachen in den Gästezimmern verstauten. Da Missouri in einem viel zu großen Haus für sich alleine lebte, hatte sie sogar zwei Zimmer für sie mit jeweils einem mittelgroßen Bett darin, Bobby hatte zwar angeboten auf der Couch zu schlafen, doch die Brüder verneinten dankend. Es würde schon irgendwie gehen, bei ihm hatte es schließlich auch gut funktioniert. Zwar wäre das eine gute Gelegenheit gewesen Abstand zu Sam zu bekommen und einen eventuellen weiteren Ausbruch dieses Dämons, oder was auch immer, zu verhindern, aber das wollte Dean nicht. Weglaufen hat noch nie Probleme dauerhaft gelöst und den Jüngeren würde er sowieso nie verlassen können. Beim Auspacken der wichtigsten Sachen, fühlte Dean sich auf eine seltsame Art von Sam beobachtet. Ihre bisherigen Notizen über die Tests mit dem Jüngeren und die wenigen Fakten die sie besaßen, legte er auf dem Bett ab und drehte sich zu seinem Bruder um. „Was?“ fragte er schließlich, sah in das undefinierbare Gesicht seines Bruders. „Dean, ich- Diese ganzen Verletzungen-“ begann der jüngere Winchester, wurde jedoch sofort von Dean unterbrochen. „Ich sagte doch schon: Bin beim Geländer ausgerutscht! Gott, ich bin nicht aus Glas!“ „Dean!“ Sams Ton war bitterernst, seine Augen sahen ihn durchdringend an. „Was?!“ „Ich erinnere mich.“ Dies war der Moment in dem die sorgfältig aufgebaute Barriere aus Verdrängung und Schönreden in sich zusammenbrach. Einfach so, durch drei kleine Worte. Geschockt sah Dean seinen kleinen Bruder an, welcher erstaunlicherweise so unglaublich ruhig vor ihm stand. Er- aber... Wieso sagte er es erst jetzt? Und wieso beunruhigte ihn diese Tatsache nur noch mehr? Vermutlich weil er den Jüngeren genau kannte und wusste, dass es nun nur eine Frage der Zeit war, bis er ausbrach. So waren die Winchesters halt. Probleme wurden so lange in sich hinein gefressen, bis es nicht mehr geht. Dean bekommt dann immer einen simplen Wutausbruch, wohingegen Sam als emotionalster von ihnen einfach von seinen Gefühlen überflutet wird und zusammenbricht. Verdammt! Wieso erinnerte er sich?! Als sein Bruder auf ihn zu kam und wieder etwas sagen wollte, hob Dean leicht die Hand und lächelte schwach. „Nicht. Lass gut sein.“ Das eben noch so ernste Gesicht Sams, veränderte sich nun in eine bizarre Mischung aus Fassungslosigkeit und tiefer Reue. „Aber wir können doch nicht-!“ Erneut wurde er unterbrochen. Diesmal von Missouri, die die zwei in ihrer üblichen freundlichen Art hinunter rief. Die braunen Augen Sams verrieten, dass er jetzt nicht gehen wollte. Das er erst mit Dean reden wollte. Nur wollte dieser hingegen dieses Thema nur schnell vergessen. Kurz schüttelte er seinen Kopf und ging zur Zimmertür, seine Notizen hatte er wieder in der Hand. „C’mon dude, du hast Missouri gehört.“ Schnell verschwand der ältere Hunter im Flur, ehe der andere widersprechen konnte. Doch am Treppenansatz musste er doch für einen Moment stoppen und sich wieder etwas sammeln. Die Augen geschlossen atmete er tief durch, wirklich helfen tat es aber wie immer nicht. Ihm war plötzlich so verdammt schlecht und schwindelig. Sammy erinnerte sich… Das hieß, er wusste wie schwach Dean doch war und ihm nicht helfen konnte, wenn er seine Hilfe am stärksten brauchte. Sein großer Bruder war ein Versager. Und da hätten wir es wieder: Das Schicksal spuckte ihm ein weiteres Mal lachend ins Gesicht. Unten im Wohnzimmer saßen Bobby und Dean zusammen auf der Couch, jeder eine Teetasse vor sich, während Missouri und Sam sich in zwei Sesseln gegenüber saßen. Sie hielt die Hände des Jüngeren in den ihren, die Augen waren konzentriert geschlossen und nur ab und zu zuckte sie seltsam mit den Mundwinkeln oder den Lidern. Sam sah einfach nur emotionslos auf die übereinander liegenden Hände und ließ die Prozedur schweigend über sich ergehen. Man merkte sofort, dass er gerade jetzt etwas seiner Meinung nach wichtigeres tun wollte. Doch sein Bruder war mehr als froh, dem Thema fürs erste zu entkommen. Abwartend nahm er einen Schluck des seltsam schmeckenden Kräutertees, als Missouri plötzlich abrupt ihre Hände von Sams wegriss und ihn entsetzt ansah. Augenblicklich wurden dessen Gesichtszüge besorgt, furchtsam und Dean war alarmiert von seinem Platz aufgesprungen. Dass er dabei die Teetasse auf den Fußboden schmiss, war ihm mehr als egal. „Oh Sammy…“ seufzte sie bitter auf. In ihrem Blick lag auf einmal so viel Sorge und Mitgefühl, dass es Dean den Magen umdrehte. Was zum Teufel hatte sie gesehen? „Setz dich wieder Junge!“ Wie er es hasste von ihr so behandelt zu werden. Allein Bobbys beruhigende Hand an seinem Unterarm ließ ihn diesem Befehl Folge leisten. „Du hast dich da in etwas wirklich Schlimmes reinmanövriert Sammy. Ich will ehrlich sein… Ich weiß nicht, ob wir das wieder richten können…“ Im Gegensatz zum völlig geschockten Dean wurde der jüngere Winchester plötzlich noch ruhiger als sowieso schon. Irgendwie ergebend. Etwas, dass Deans Sorgen nur weiter verstärkte. „Was ist mit mir?“ „Ein starker, sehr alter Zauber wurde kürzlich an dir ausgeübt. Ich spüre noch immer seine dunkle Restenergie. Etwas Vergleichbares habe ich erst einmal wahrgenommen“, begann die schwarze Frau zu erzählen. Ihre Gesichtszüge waren stark verzogen durch ihre Sorge und Angst. Mit ihrer Formulierung wollte sie sich offensichtlich noch schonend ausdrücken und trotzdem so präzise wie möglich. Ein bisschen fühlte Dean sich, als wären sein Bruder und er in einem Krankenhaus und man würde ihnen gleich sagen, dass der Jüngere nur noch einen Monat zu leben hatte. „Also ist dieses Ding in Sam was? Ein Zauber? Ein Fluch?“ “Wenn das so einfach wäre…“ Leicht schüttelte Missouri den Kopf. „Es ist Sam selbst.“ Zum zweiten Mal sprang Dean auf. Hätte Bobby ihn nicht festgehalten, hätte er vermutlich auch noch den Couchtisch umgeschmissen. „Unmöglich!“ „Lass mich ausreden Junge! Dieser Zauber, er dient dazu große Kräfte freizusetzen und zu verstärken. Egal welcher Quelle sie entstammen.“ „Sams psychic Kräfte… Das Dämonenblut…!“ Schweigend nickte sie und ließ den Männern Zeit, diese belastende Information sacken zu lassen. Erst als Sam anfing unruhig auf seinem Sessel zu werden, fuhr sie fort. Aber anscheinend zog sie es vor, lieber den älteren Winchester und Bobby dabei anzusehen. Niemand überbrachte gerne schlechte Nachrichten. „Durch eure Berichte und meine Analyse konnte ich Sams Energien weitestgehend verfolgen. Wie es scheint, hat sich sein Geist… unterbewusst gegen diesen Zauber gewehrt und wollte ein Übergreifen der dämonischen Energien verhindern… Ihr seid halt beide seit Kindesbeinen an Hunter…“ „Just fuckin say it!!“ raunte Dean ihr ungeduldig entgegen. Seine Welt würde jeden Moment zusammenbrechen. Er wusste es. Ein nicht zu reparierender Scherbenhaufen wartete auf ihn. Trotzdem wollte er es hören. „Sam hat irgendwie die dämonischen Energien in sich abgespalten, um ihnen zu entkommen. Mit anderen Worten: hat eine Multiple Persönlichkeit entwickelt.“ Und da war er. Der Todesstoß für seine kleine mehr oder weniger heile Welt, die er sich über die letzten Monate so mühsam aufgebaut hatte. All seine Hoffnungen für ihre Zukunft, vernichtet. Es war wirklich Sam. Dieser Bastard von einem Dämon war wirklich Sam! Er hatte es nicht glauben wollen und jetzt- … Fuck!! Was sollten sie denn dagegen bitte ausrichten? Dad hatte ihnen beigebracht gegen Kreaturen zu kämpfen, die grausamer als die schlimmsten Albträume waren. Doch wie zum Teufel sollten sie eine zweite Persönlichkeit vernichten?!Besonders wenn sie eine solch enorme Kraft besaß? Schwäche und Übelkeit überfielen den Hunter erneut. Ihm war, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Doch sein kleiner Bruder kam ihm zuvor. Mit einem leise geflüsterten „Dean-„ rutschte Sam plötzlich bewusstlos vom Sessel herunter. Noch ehe die anderen beiden überhaupt realisierten, was eben geschehen war, geschweige denn reagieren konnten, war der ältere Winchester bereits mit einem Satz über den niedrigen Tisch gesprungen und kniete neben seinem Bruder. „Sammy.“ In diesem einen gehauchten Wort, waren alle Sorgen und alle Liebe für diesen so gefühlvoll eingebettet. Dass Missouri die Augenbrauen deswegen leicht zusammenkniff, bemerkte er gar nicht mehr. Behutsam stützte er Sams Oberkörper ab, umarmte ihn eigentlich mehr als dass er ihn hielt und versuchte wie schon so oft in den letzten Tagen seine Angst um den Jüngeren nicht zu sehr nach außen dringen zu lassen. Gefühle behinderten einen Hunter nur bei seinem Job. Etwas dass ihnen immer und immer wieder gepredigt wurde und Dean immer schwerer fiel einzuhalten. Die ganze Maske des starken Hunters aufrecht zu erhalten. Plötzlich kniete Bobby neben den Brüdern und lockerte vorsichtig Deans Griff um den Anderen. „Hilf mir ihn auf die Couch zu legen.“ Beim letzten Mal musste er Sams leblosen Körper alleine tragen, von daher war er über die Hilfe des älteren Hunters sehr froh. Auch wenn er Sam gerade jetzt nur ungern losließ. Die Information, dass sein kleiner Bruder wegen eines beschissenen Zaubers plötzlich eine zweite dunkle Persönlichkeit entwickelt hatte, musste erst einmal völlig in seinem Kopf ankommen. Warum Sam ohnmächtig geworden ist, wusste Dean ganz genau: Es war einfach zu viel für ihn gewesen. Er kam damit noch weniger klar, als er selber und vermutlich war auch seine Hoffnung rapide in den Keller gesunken. „Vielleicht sollten wir es mit einer Austreibung versuchen“, schlug Bobby vor, während sie Sam auf der Couch ablegten. Dean nickte nur schwach. Von ihm aus, auch wenn er nicht glaubte, dass es half. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, als er sich wieder vor Sam hinknien wollte. Es war Missouri. Ihre dunklen Augen durchbohrten ihn mit ungewohnter Schärfe und ließen ihn unsicher werden. „Ich muss mit dir reden. Allein.“ Sein Blick fiel auf den schlafenden Sam, dann zu Bobby der ihm zunickte. “Ok.” Trotzdem etwas skeptisch folgte er der kleinen Frau in die Küche, welche im hinteren Teil des Hauses lag. Als sie dann auch noch die Schiebetür hinter ihnen schloss, war das Misstrauen perfekt. Offensichtlich sollte Bobby nicht erfahren worum es ging. Ihre Blicke trafen sich, beide voll bitteren Ernst. “Ihr zwei seid verdammte Idioten. Und du ganz besonders!” “Was? Wovon redest du?” “Von eurer Beziehung, Herr Gott! Wovon sonst? Verflucht Dean, wie kannst du nur mit deinem kleinen Bruder schlafen?!” Der ältere Winchester war nicht halb so überrascht, wie man vermuten könnte. Schon auf der Herfahrt hatte er geahnt, dass sie ihr lang gehütetes Geheimnis direkt in Missouris Arme spielen würde. Mit ihrer Gabe hatte sie schon all möglichen anderen Mist in Erfahrung gebracht, wieso also nicht auch diesen? “Aus dem gleichen Grund, warum ich morgens aufstehe und seit ich denken kann diesen beschissenen Job mache! Weil ich ihn liebe, darum!” “Ihr seid Brüder, natürlich liebt ihr euch. Aber ihr solltet es niemals so weit kommen lassen!” Im Gegensatz zu der immer noch ernsten Missouri, ging Dean zur Küchenzeile und lehnte sich etwas entspannter als eben noch dagegen. “Für so eine Predigt kommst du um einiges zu spät.” “Dieses unnatürlich starke Band schadet euch nur Dean. Das ganze grenzt schon an Abhängigkeit! Siehst du das denn nicht?” Noch ein Grund warum er Missouri nicht mochte: Sie schonte zwar jeden anderen, wenn sie schlechte Nachrichten hatte, aber ihm knallte sie immer alles was sie dachte an den Kopf. Und wirklich ein Gegenargument liefern konnte er auch nicht, denn ja: Er war abhängig von Sam. Wie sollte er auch nicht, wenn er seit dieser ein halbes Jahr alt war zu Deans gesamten Lebensinhalt wurde? Vielleicht wäre ja alles anders gekommen, wenn John sich weniger um die Jagd als um seine Söhne gekümmert hätte. Doch so war es nun einmal nicht. Selbst jetzt bereute Dean es keine Sekunde, damals Sam geküsst zu haben, kurz bevor dieser nach Stanford ging. Dieser eine kleine Kuss, der ihre ganze Beziehung zueinander geändert hatte. “Wir sind ein Team verdammt! Je stärker das Band, umso besser!” “Nein, nicht bei euch Kindsköpfen.” Die kleine Frau holte tief Luft. Ihre Augen wanderten zur Schiebetür, wie um sicher zu gehen, dass wirklich nur Dean sie hören konnte. Sobald sie wieder zurück sah, wirkte sie plötzlich um einiges mitfühlender als eben noch. “Ich weiß von der Vergewaltigung. Ich konnte es in Sams Gedanken lesen.” Na super. Noch eins ihrer kleinen Geheimnisse, dass nun keines mehr war. Das machte ihren Aufenthalt in Lawrence doch gleich noch einmal viel angenehmer. “Es war nicht seine Schuld.” “Du kannst so etwas nicht einfach verdrängen!” “Warum nicht?!” “Sam leidet genauso wie du darunter und das weißt du! Rede mit ihm!” Dean schwieg. Wie so oft, wenn er wusste, dass sein Gegenüber Recht hatte und er es müde wurde eigentlich sinnlose Argumente dagegen zu bringen. Ihm war bewusst wie ernst diese Lage war und wie sehr sie besonders an Sam nagte. Doch wie könnte er nur mit diesem darüber reden? Er war noch nie besonders geschickt in so etwas gewesen. Zudem war der Jüngere sowieso schon ein emotionales Wrack und wurde die gesamte Schuld auf sich laden. Mit einem Schlag spürte Dean die ganze Müdigkeit, die Erschöpfung der letzten Tage. Für einen Moment schloss er die Augen. Er musste ruhig bleiben und einen kühlen Kopf bewahren. Dabei war es egal wie er sich wünschte auch einfach mal nur zusammenzubrechen und jeglichen Mist hinter sich zu lassen. “Ich kann nicht Missouri.” Seine Stimme war brüchig, kaum mehr als ein Flüstern. “Dean...” “Nein!” Kurz kehrte die altbekannte Stärke zu ihm zurück. Etwas, das die Winchesters immer ausgemacht hatte. Dean stieß sich von der Küchenzeile ab und lief an Missouri vorbei zur Schiebetür. “Er ist mein kleiner Bruder. Ich beschütze ihn, egal vor was. Auch wenn es er selber ist.” Die folgenden tadelnden Worte der kleinen Frau blendete Dean aus. Es war ihm egal, was sie dachte oder was sie für angemessen hielt, um Sam zu helfen. Sie war nicht mit ihnen aufgewachsen. Hatte nicht durchgemacht, was ihnen über die Jahre widerfahren war. Ihre Aufgabe war es, etwas gegen die dämonische Seite zu finden und nicht Dr. Sommer für sie zu spielen. Und wenn sie es nicht konnte, würde Dean bestimmt eine andere Möglichkeit finden. Sie hatten bisher immer eine Lösung gefunden. Immer. Es hatte eine weitere halbe Stunde gebraucht, ehe Sam wieder zu sich gekommen war. Auch wenn ihre Zeit vermutlich knapp bemessen war, hatten sie an diesem Tag nichts weiter gegen das Problem unternommen. Alle vier mussten sich der Tragweite einer Multiplen Persönlichkeit bewusst werden. Besonders Sam fiel es schwer zu verstehen, wie so etwas mit ihm passieren konnte. Als ob er sich nicht sowieso schon zig Vorwürfe wegen seiner psychic Kräfte gemacht hatte. Und jetzt so etwas. Missouri hatte Bobby offensichtlich nichts von ihren anderen neuen Erfahrungen erzählt, denn der Jüngere dürfte sich weiterhin frei im Haus bewegen. Trotzdem alle wussten, wie nah und drohend die Gefahr über ihnen schwebte. Doch gesprochen wurde kaum noch an diesem Tag. Bobby war wohl einerseits zu betreten und andererseits hatte er sich mit ein paar alten seltsamen Büchern auf die Couch verzogen. Zwischen den Winchesters und Missouri herrschte ohnehin eine gewisse Spannung, denn nicht nur Dean wusste, dass die Frau alles mitbekommen hatte. Sam ahnte es ebenso. Wie es schien, fürchteten beide eine Konfrontation mit der kleinen Frau, allein weil beide im Moment wirklich keine Moralpredigt gebrauchen konnten. Und die beiden Brüder selber schwiegen sich auch fast gänzlich für den Rest des Tages an. Seit Sam wieder wach war, war auch Dean wieder mehr auf Abstand gegangen. Es war keine Absicht, doch sein Körper reagierte trotz seiner Verdrängungsversuche immer noch etwas schreckhaft auf Berührungen des Jüngeren. Von Stunde zu Stunde wurde es bedrückender im Haus. Schlussendlich saß Dean Bobby gegenüber ebenfalls mit einem Stapel Bücher neben sich und Sam hatte sich nach oben in das Gästezimmer zurückgezogen. Erst spät nachts war der Ältere ebenfalls nach oben gegangen, um den Anderen zusammengekugelt, von der Decke fest umschlungen und schlafend im Bett vorzufinden. Eine Pose die Sam seit Kindheitstagen einnahm, wenn ihn etwas bedrückte und er beim Nachdenken müde wurde. Es war fast so, als würde sie ihn davor schützen, zu sehr von seinen Problemen angenagt zu werden oder von ihnen auch noch zu träumen. Die Illusion vom Behütet sein. Damit kannten sie sich wohl am besten aus. Bei Missouri verbrachten sie nun mittlerweile geschlagene vier Tage. Es gab wieder Vor- noch Rückschritte. Ihr Wissensstand hatte sich seit Missouris Analyse kein bisschen erweitert. Aber Sam war die ganze Zeit über auch ohne Veränderung geblieben. Und das trotzdem seine Tendenz für seine andere Persönlichkeit zuvor gestiegen war. Alles erinnerte so stark an die vorherigen Zeit bei Bobby. Viel Recherche, haufenweise Tests mit Sam und stetig sinkende Hoffnung. Wenn Dean und der ältere Hunter in Bücher vergraben waren, saßen Missouri und Sam zusammen und versuchten die Energien in Sams Körper abzuleiten oder genauer gesagt, noch weiter abzukapseln, so dass sie komplett von seinem Bewusstsein gelöst werden. (Dean hatte nur im groben verstanden, was Missouri ihm über die Prozedur erklären wollte) Sie hofften anscheinend dadurch die dämonische Seite ihre Macht über den Körper des Jüngeren zu entreißen, was natürlich genauso wenig funktionierte wie ihre Exorzismusversuche. Sie hatten es zweimal probiert und beide Male hatte sich gar nichts bei Sam getan. Keine einzige Regung. Nicht einmal seine andere Seite zeigte sich, obwohl sie definitiv noch genauso stark und präsent war wie vorher. Dies warf natürlich die Frage in Dean auf, ob Sam erst eine Art Auslöser brauchte, um seine Persönlichkeit zu wechseln oder ob dieses Mistvieh einfach mal so intelligent war und sich erst wieder zeigte, wenn es ruhiger wurde und ihre Schutzmaßnahmen nachließen. Und dann war es passiert: Dean hatte einen riesen Fehler gemacht. Die Anspannung zwischen den beiden Brüdern war ohnehin schon sehr groß gewesen und sie schwiegen sich beinahe nur noch an. Warfen sich nur hier und da schuldbewusste oder besorgte Blicke zu. Sam hatte nicht einmal mehr versucht über die Vergewaltigung zu reden. Weil Dean es so gewollt hatte, versuchte wohl auch der Jüngere zu verdrängen und wieder etwas Normalität zwischen sie zu bringen. Was kläglich misslang. Jegliche Nähe zwischen ihnen war völlig auf Eis gelegt worden. Nicht weil Dean traumatisiert war und nichts mehr mit seinem Bruder zu tun haben wollte. Ganz und gar nicht. So schwach war er auch wieder nicht. Aber seine Befürchtung bestand darin, dass es gerade ihre Nähe zueinander war, die den Dämonenhebel im Sam umlegte. Dean hatte lange darüber nachgedacht. Jedes Mal kam die dämonische Hälfte bisher nur zum Vorschein, wenn es um sie beide ging. Es tat weh, sich von Sam fernhalten zu müssen. Doch er glaubte, dass es vorerst zu seinem Besten war. Doch trotzdem er seinem kleinen Bruder davon erzählt hatte, dass er damit nur das Beste für ihn wollte und es einfach nur eine andere Art des Beschützens war, zog sich Sam seit dem immer mehr in sich zurück. Das war wieder so typisch für ihn! Aber Dean hatte weder Lust noch die Nerven sich deswegen jetzt zu streiten. Andere Dinge hatten Vorrang. Wenn ihre Beziehung leiden musste, damit Sam vielleicht wieder normal sein könnte, nahm der Ältere das in Kauf. Die Schmerzen in seiner Brust konnte er noch aus alter Gewohnheit gut ignorieren. An sich waren sie doch sowieso nur wegen ihm zusammen gekommen. Er hatte seinen Bruder nahezu angebettelt ihn nicht noch einmal zu verlassen, nachdem sich ihre Wege bei dem Scarcrow-Fall kurze Zeit getrennt hatten. Seine Angst war riesig gewesen, dass Sam sich jeder Zeit wieder von ihm abwand und zurück nach Stanford ging. Diese Obsession für seinen Bruder trug er nun schon so lange in sich und in einem Punkt hatte Missouri wirklich Recht: Sie tat keinem von beiden gut. Es war am späten Nachmittag des fünften Tages, als der Jüngere einen weiteren Versuch startete die von Dean aufgestellte Barriere zu überwinden und mit ihm zu reden. Sie waren unterwegs um ein paar Lebensmittel zu kaufen, die Missouri dann nachher wieder zu einem ihrer obskuren Gerichte verarbeiten konnte. Da der kleine Laden nicht besonders weit weg lag, lediglich etwas weiter draußen im Grünen, gingen die Winchesters zu Fuß hin. Diese kleinen Spaziergänge taten Sam gut. Einfach mal raus aus dem immer enger werdenden Haus, weg von der bedrückenden Stille, den überwachenden Blicken von Bobby und der Überfürsorge Missouris. Vor dem Zwischenfall hatten sie öfters Händchen gehalten, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. Ziemlich kitschig und besonders für den Älteren sehr untypisch, aber gerade diese kleinen intimen Gesten hatten ihre Beziehung ausgemacht. Vermutlich des guten Willens wegen und um Sam nicht zu extrem von sich zu stoßen, hatte Dean soeben nach der größeren Hand seines Bruders gegriffen. Für einen kurzen Moment hatte er die Augen geschlossen, doch dann lächelte er ihn auf einmal wieder genauso liebevoll an wie er es sonst immer tat. Altbekannte und doch so sehnlichst vermisste Wärme durchflutete beide Winchester. Es war vielleicht nicht viel, aber Sam verzehrte sich so sehr nah dem Älteren, dass er jeden Krümel wie ein Verhungernder dankend entgegen nahm. Ein paar Meter weiter fing Dean an sanft mit seinem Daumen über die Hand in der seinen zu streicheln. Trotzdem der Jüngere diese Geste so sehr genoss, war ihm zum Heulen zu Mute. Für ihn wirkte alles so gezwungen, als wollte der Andere zumindest ab und zu wieder den Schein von Normalität zwischen ihnen einbringen. „Du musst das nicht tun...“ flüsterte er deshalb leise. Sein Blick war zur Seite abgewandt auf das weite Feld neben ihnen. Dean brauchte das Gesicht seines Bruders nicht zu sehen, um zu wissen, dass dieser ebenso um Selbstbeherrschung rang, wie er selber. „Was tun?“ „Das hier. Unsere Hände. Wir zwei ....“ Ein Seufzen entfuhr dem Jüngeren. Kurz drückte er Hand des Anderen etwas fester, dann ließ er sie los und vergrub sie wie üblich in seiner Hosentasche. Egal wie wenig er dieses Thema mochte, er musste darüber mit ihm reden. Es gab hier nicht viele Momente in denen sie komplett ungestört und halbwegs locker waren. „Dean, glaubst du etwa, ich merke nicht, wie du mich ansiehst? Wenn du mich überhaupt mal richtig ansiehst....“ Dean schluckte. Es war klar gewesen, dass es nicht lange so weiter gehen konnte. Er hasste solche Gespräche, schon deshalb weil sie meistens aneinander vorbei redeten. Sonst verstanden sie sich blind, aber wenn ihre Beziehung, das besondere Band zwischen ihnen irgendwie in Gefahr schien, gab es nur noch Missverständnisse und Verletzungen. „Und wie sehe ich dich an?“ Diesmal sah Sam vom Feld weg zu seinem Bruder hin. Ganz automatisch erwiderte er den Blick. Beide schienen in diesem Moment ungewöhnlich gefestigt und ruhig. Aber in Wahrheit würde er seinem großen Bruder am liebsten einfach nur um den Hals fallen und sich solange bei ihm ausweinen, bis alles wieder gut war. So wie früher, als sie noch Kinder waren. Damals als noch alles so einfach war und Probleme mit einem einfachen „Alles wird gut Sammy.“ behoben werden konnten. „Ablehnung, Verachtung. So wie du halt jeden Dämonen ansiehst. Außer der Angst, die hast du nur bei mir...“ Was? Dachte er wirklich so über ihn? Dean war sich sicher, dass er den Jüngeren auf viele Arten ansah, aber bestimmt nicht so. Das war die pure Unsicherheit die aus Sam sprach. Ein ähnliches Gespräch hatten sie bereits schon einmal geführt. Mehrmals sogar. Immer wenn es um die Kräfte des Anderen ging. Klar mochte Dean sie nicht, aber das neben ihm war doch immer noch sein Bruder. Sein kleiner Sammy! “Sam, ich habe keine Angst vor dir. Nur um dich.” „Lügner“ erwiderte Sam ohne zögern. „Sam, bitte. Vertraust du mir nicht mehr?“ Der Jüngere schwieg. Vertrauen. Diese Frage stellte er ausgerechnet ihm. An Sam gerichtet war sie völlig fehl platziert. Dean sollte sie sich lieber selber stellen, denn dann würde er zu dem Schluss kommen, dass er Sam überhaupt nicht mehr traute. Warum auch? Doch damit wäre der wichtigste Teil ihres Bandes durchtrennt. Vielleicht sollte Sam wirklich endlich loslassen. „Warum hast du mich noch nicht erschossen Dean? So wie Dad es wollte. So wie es vermutlich sogar am besten ist.“ Abrupt blieb Dean stehen. Er wandte sich zu Sam um und bohrte seinen grünen Auen in die braunen. Wieder musste er in ihnen diese verhasste Resignation sehen. „Das Thema hatten wir bereits. Du weißt, dass ich darauf pfeife was Dad wollte! Ich werde dich -nicht- töten, verstanden?!“ Sein Stimme war mit jedem Wort lauter und eindringlicher geworden. Doch das war egal. Nur auf der linken Seite der Straße standen Einfamilien-Häuser und außer ihnen war niemand draußen zu sehen. „Du weißt wie gefährlich ich bin! Ich habe es nicht unter Kontrolle!“ Das Gesicht des Älteren wurde zu der verkniffenen ernsten Miene, die er immer machte, wenn er ein Problem nicht wahrhaben wollte. „Du musst einfach nur weiter dagegen ankämpfen!“ Vielleicht hätten sie einfach nur schweigend einkaufen gehen sollen. Aber diese Dinge brannten jetzt schon seit vielen Tagen auf Sams Seele und er musste sie mit Dean besprechen. Auch wenn Streit wirklich das letzte war, was er momentan mit dem Älteren haben wollte. „Ankämpfen? Gott Dean, was muss denn noch passieren, ehe du merkst, das ich diese Seite nicht verdrängen kann! Nicht für immer! Mir fehlt einfach die Kraft dazu, zu ändern, was ich bin!“ „Doch du kannst!“ „Wie?!!“ Immer mehr aufgestaute und verdrängte Gefühle wühlten sich langsam ihren Weg zurück an die Oberfläche. Ihr ersten richtigen Gespräch seit Tagen und sie stritten wieder darum, um den beschissenen letzten Willen von Dad. Dean verehrte diesen Mann ja wirklich, aber allein wegen diesem allerletzten abgewrackten Befehl würde er am liebsten runter in die Hölle gehen und ihn noch einmal umbringen. Hatte der Mann überhaupt eine Ahnung, was er damit zwischen seinen Söhnen anrichtete? Was er seinem Ältesten damit aufbürdete? Garantiert nicht. „Keine Ahnung! Wir finden einen Weg! Ich geb dich nicht auf Sammy! Niemals!“ „Dean, bitte…!” Wieder dieser flehende Ausdruck in Sams Augen, den Dean bei diesem Thema nie sehen wollte. Natürlich wollte der Jüngere auch nicht, dass alles so enden musste. Aber er ertrug es nicht, seinen Bruder weiter wegen ihm leiden zu lassen. Ihn immer mehr zu verletzten. Dann die Sorgen und Probleme, die er damit auch bei Bobby und Missouri auslöste. Diese Lösung wäre das Beste für alle. „Nein Sam!!“ Die verdammt Sturheit der Winchesters. In ihrem Job war sie vielleicht ganz gut, aber in privaten Dingen verstärkte sie vorhandenen Ärger nur. Sam verstand den Standpunkt des Älteren ja. Er würde sich nicht anders verhalten in seiner Lage, aber er wusste nicht was Sam wusste. Was er fühlte, sah, hörte. Er wollte es ihm wirklich nicht erzählen, aber anders sah dieser vermutlich nicht ein, dass ihr Vater recht behalten hatte. Das Böse hatte seinen Jüngsten übernommen und dieser kam damit nicht mehr zurecht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es wieder in ihm ausbrach und andere verletzte. „Dean verflucht, ich höre ihn! Er redet mit mir!“ Sam klang nicht wütend wie es für einen Streit typisch wäre. Er klang verzweifelt. Abrupt fiel alle Anspannung ansteigender Wut von eben von Dean ab, wurde ersetzt durch einen weiteren Schock. Mittlerweile hatte er aber so viele davon in der letzten Zeit gehabt, dass er sich sofort wieder im Griff hatte. Irritiert sah er zu dem Jüngeren auf, tat einen Schritt auf ihn zu, doch dieser ging parallel dazu einen zurück. „....Was....?“ Wie schlimm konnte ihr Lage eigentlich noch werden? Die braunen Augen bekamen einen feuchten Schimmer. Sam rang um seine Fassung. Schon länger wollte er dem Älteren davon erzählen. Doch konnte er es wirklich verantworten ihm auch noch die Bürde aufzuladen? Noch mehr Sorgen zu verursachen? Andererseits musste er es ihm doch erzählen. War er es ihm denn nicht schuldig, wenn dieser schon so krampfhaft versuchte, ihm mit allen Mitteln zu helfen? „Diese dämonische Seite, sie spricht zu mir. Über mich und meine Schwächen... Über meine Bestimmung... Über andere Dämonen.... Über dich... Gott, ich habe das Gefühl ich verliere langsam den Verstand!“ Sam fuhr sich mit der Hand über Gesicht in die Haare hinein, strich sich die störenden Strähnen hinters Ohr. Das tiefe Durchatmen dabei sollte ihn eigentlich ruhig halten, aber eigentlich half so etwas doch wirklich nur sehr selten. Der Dämon konnte mit Sam reden. Oh man... Er wusste nur zu gut, wie überzeugend sie sein konnten. Wie sie einen mit psychologischer Präzision Stück für Stück fertig machten. Aber was hätte der Dämonen-Sam davon? Braucht er ihn denn nicht zum leben? Er war immerhin trotz allem noch Sam und kein eigenständiger Dämon, der den Jüngeren nur besetzt hatte. Leider. So wie sein kleiner Bruder gerade vor ihm stand, wartete Dean schon fast darauf, dass dieser vor ihm weinend zusammen sackte. Der starke unbeugsame und vor allem unerschütterlich zuversichtliche Sam verschwand immer mehr. Zurück blieb der kleine ängstliche Junge, der er einst war, als Dad und er ihn über Kreaturen der Dunkelheit aufgeklärt hatten. Wie sollte er ihm denn helfen, wenn Sam sich selber jetzt schon aufgab? Gerne würde Dean den Anderen jetzt in den Arm nehmen, aber er war sich nicht sicher, ob es diesen beruhigen oder nur noch mehr aufbringen würde. „Du verlierst nicht deinen Verstand Sammy... Nicht solange ich da bin, hörst du? Ignorier' den Bastard einfach! ... Oder von mir aus reden wir auch jeden Tag über alles was er dir weismachen will! Ganz egal! Und du weißt, wie sehr ich solchen Chick-flick Kram hasse, aber wenn es dir hilft, okay. Nur lass dich verdammt nochmal nicht von dir selber niedermachen!“ So ein verflucht verzweifelter Kitsch. Solche Gedanken sprach er wirklich nur Sam gegenüber aus, und selbst bei diesem nur, wenn ihm nichts anderes mehr einfiel als solche typischen Phrasen. Das zaghafte Lächeln auf Deans Lippen, war mit soviel Zuversicht aufgefüllt wie er noch aufbringen konnte. Diesmal hielt er Sam gleich am Arm fest, ehe dieser ihm wieder auswich und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die leicht zitternden Lippen. „Alles wird gut, versprochen...“ Sam lehnte seine Stirn gegen die Deans. Es tat so gut, den Älteren bei sich zu haben. Zu spüren, dass dieser ihn noch nicht aufgegeben hatte oder ablehnte. Ewig konnte das trotzdem nicht so weiter gehen. Die Stimme in ihm ruhig zu halten wurde immer schwieriger und Sam war erschöpft und müde. Vielleicht sollte er lieber heimlich verschwinden, ehe wieder etwas passierte. Und hier ist leider Cut! Tut mir leid Leute!!! >___< Aber Teil b kommt ja noch!! *sich anstrengt schnell zu sein* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)