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Herbstmelodie

[NejiTen]
von

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~ Herbstmelodie ~

~ Herbstmelodie ~
 


 

Es war einer dieser Tage, die man am besten im Wohnzimmer vor dem Kamin verbrachte. Das Grau des Himmel verursachte eine düstere Stimmung und es ging ein starker Wind, der bunte Blätter durch die Luft wirbelte. Schon seit ein paar Tagen war die Temperatur merklich heruntergegangen und langsam aber sicher hielt der Herbst Einzug.
 

Die kleine Stadt war zu dieser Stunde gerade erst erwacht. Die Zeiger der großen Kirchturmuhr des Gotteshauses zeigten elf Uhr an und die meisten Menschen gingen ihrer Arbeit nach. Die frühmorgendliche Hauptverkehrszeit lag bereits einige Stunden zurück, der größte Verkehrsstau war überstanden. Eigentlich ein Zeitpunkt an dem man sich nach einer kurzen Ruhepause zwischen der Arbeit, oder des Unterrichts wünschte.
 

Sie sah durch das mit Wasserschlieren verschmutzte Fenster und betrachtete nachdenklich den grauen Himmel draußen. Unruhig tippte sie mit dem Zeigefinger auf ihren Notizblock, dessen oberstes Blatt erst halb beschrieben war. Schon seit einer halben Stunde hatte sie auf Durchzug geschaltet, der Vortrag schien von Mal zu Mal langweiliger zu werden. Eine ganze Zeit schon fehlte ihr einfach die nötige Motivation. Die Brünette stützte ihr Kinn auf ihre linke Hand und brachte somit ihr Missfallen zum Ausdruck. Ihr Blick wanderte zurück zu den Notizen, die vor ihr lagen. Einfache Worte von einfachen Menschen, von solchen, die das Leben womöglich anders sahen, als der gewöhnliche Rest. Zitate von Goethe, Schiller, Freud und anderen bedeutenden Theologen und Schriftstellern waren fein säuberlich auf das Blatt geschrieben. In Gedanken verdrehte sie die Augen, es war doch sowieso immer das gleiche: Professor Umino hielt ihnen einen Vortrag und verlangte anschließend die Meinungen und Interpretationen der jungen Studenten. Literatur. Ihre Stimmung wurde noch eine Oktave verdrießlicher, warum eigentlich hatte sie sich noch einmal für dieses Studium entschieden?

Gut, irgendetwas musste sie machen, schließlich konnte sie doch nicht, um es mit den Worten ihres Vaters zu sagen ‚irgendwo ihr Talent verkommen lassen’. Talent! Was sie in Richtung Literatur für ein Talent hatte, hatte sie noch nie verstanden. In der Schule war Deutsch schließlich nie ihr Lieblingsfach gewesen und ihre Texte hatten eher Ähnlichkeit mit einer Schlagzeile aus der Bildzeitung, als mit einer ausgeklügelten Interpretation. Zu dem Missfallen manch eines Lehrers hatte sie eigentlich immer genau das geschrieben, was sie gedacht hatte. Nicht umschrieben und in schöne Worte gekleidete, einfach die schlichte Wahrheit.
 

Gut zwei Semester hatte sie sich nun schon mit diesem poetischen Kram rumgeschlagen. Oft schoss ihr zwar durch den Kopf, dass es ja eigentlich gar nicht so falsch wäre, ihren Eltern gegenüberzutreten und klar zu sagen was sie wollte. Allerdings war gerade das ihr Problem: Sie hatte schlicht keine Ahnung was sie wollte. Für Naturwissenschaften, Sprachen und Kunst hatte sie sich noch nie interessiert und nachdem ihr bester Freund Lee, der ein fast fanatischer Sportler war, sich bei dem Versuch auf einem Hochseil einen Durchhalterekord aufzustellen, einige Knochenbrüche zugezogen hatte, war Sport auch auf die Liste ihrer Abneigungen gewandert. Blieb nur Literatur, denn ihre Aufsätze, das konnte so ziemlich keiner ihrer damaligen Lehrer verleugnen, waren stets einwandfrei gewesen, wenn auch teilweise ein wenig eigensinnig. Doch irgendwie ließ sie das Gefühl nicht los, das ihnen etwas ganz Entscheidendes fehlten.
 

Vorn am Rednerpult unterstrich ihr Professor für Literatur, Iruka Umino, nochmals seine soeben vorgetragene Interpretation eines großen Schriftstellers. Nachdem er die Studenten und Studentinnen durch eine harte Wiederholungszeit gebracht hatte, waren sie nun endlich zu den Lebensweisheiten der Schriftsteller gelangt.
 

„Weiß vielleicht jemand, was Picard mit diesem Zitat gemeint haben könnte?“, fragte er und seine dunklen Augen huschten auffordernd von einem Gesicht zum nächsten. Die meisten wichen seinem Blick aus, denn dieses Zitat des großen Dichters war zwar schlicht, es versteckten sich aber meist noch einige Gedanken hinter den Worten. Enttäuscht wanderte Irukas Blick durch den stillen Raum. „Ich muss doch sehr bitten, jeder von Ihnen sollte bereits soweit sein, sich seine eigenen Meinung zu bilden. Keine falsche Scheu, hier wird niemand bloßgestellt.“ Zögernd streckten sich einige Hände empor, was der Professor mit einem Lächeln bedachte. „Na bitte, sehen Sie, es ist gar nicht so schwer. Was wollte Picard uns also damit sagen? Kiba, was ist Ihre Vorstellung?“
 

Erschrocken sah die junge Frau auf, als sich am Nebentisch ein Junge ihres Alters aufrecht hinsetzte und seine Zettel ordnete. Schließlich begann er noch einmal das Zitat des Schriftstellers Picard vorzulesen. Er begann erst leise, jedoch deutlich, wurde lauter und betonte die richtigen Stellen. Nicht wenige lauschten ihm voll Bewunderung.
 

„Jemand hat mir mal gesagt, die Zeit würde uns wie ein Raubtier ein Leben lang verfolgen. Ich möchte viel lieber glauben, dass die Zeit unser Gefährte ist, der uns auf unserer Reise begleitet und uns daran erinnert, jeden Moment zu genießen, denn er wird nicht wiederkommen. Was wir hinterlassen ist nicht so wichtig wie die Art, wie wir gelebt haben. Denn letztlich [...] sind wir alle nur sterblich. Jean-Luc Picard.“
 

Der Braunhaarige räusperte sich: „Ich denke, er will damit aussagen, dass manche Menschen die Zeit als etwas Negatives ansehen, während er selbst die Zeit als ein Geschenk betrachtet, welches wir nicht als selbstverständlich hinnehmen sollten. Picard ist nach meiner Auffassung der Ansicht, dass wir die Zeit nicht als einen Sachverhalt deuten sollen, denn wir werden niemals in der Lage sein sie vollkommen und ganz zu verstehen. Gerade, weil uns nur ein Leben zur Verfügung steht.“ Er blickte auf. „So ähnlich hätte ich mir ihre Meinung vorgestellt, sehr gut. Weitere Meinungen!“
 

Die junge Studentin war längst wieder in ihre Gedanken abgedriftet, als Kiba geendet hatte. Gut, ihr Kollege hatte vielleicht seine Ansichten, aber letztlich waren diese Poeten doch alle gleich. Irgendetwas Tiefsinniges hatten sie alle zu bieten, allerdings wurde sie das Gefühl nicht los, dass diese in einer ganz anderen Weise die Welt betrachteten, als sie es tat. Sie hatten allesamt kluge, nachdenkliche Geschichten geschrieben über ‚besondere Dinge’, Außergewöhnliches, es gab kaum Erzählungen, die sie wirklich ansprachen.
 

„ ...“ „Gut überlegt Temari. Nun, gibt es noch jemanden, der sich äußern möchte? Sie vielleicht Tenten, welche Auffassung haben Sie zu Picard?“ Tenten zuckte zusammen, sah sich einen Moment orientierungslos um und stammelte dann: „Ich... ich weiß nicht Professor, ich habe mir über die Zeit noch nie so genau Gedanken gemacht und -“ Schrill schellte die Klingel und rettete die junge Frau, die verzweifelt eine Erklärung zu Stande bringen versuchte. „Nun gut, wir fahren das nächste Mal fort. Bitte fertigen Sie noch eine Stellungnahme von mindestens achthundert Wörtern zu Borcherts Kurzgeschichte ‚An diesem Dienstag’ an“, rief Iruka über die bereits aufgelöste Stimmung hinweg.
 

Seufzend erhob sich Tenten, stopfte ihren Notizblock und ihren Stift in ihre Stofftasche und zog sich den dunkelbraunen Mantel über. Endlich vorbei! Sie schob den Stuhl zurück und machte sich zum Gehen auf, eilig hatte sie es nicht besonders. Zu Hause erwartete sie nur ihre leere Wohnung, außerdem hatte sie nicht gerade große Lust sich mit der gegebenen Stellungnahme zu Borchert herumzuschlagen. Sie knöpfte den langen Mantel zu und warf sich die Tasche über die Schulter, bevor sie an den Reihen entlang schlenderte.
 

„Warten Sie doch bitte noch einen Augenblick Tenten, ich möchte noch mit Ihnen reden.“ Tenten drehte sich um, als der Professor gerade bei ihr ankam. „Natürlich, was gibt es denn?“

„Nun ...“, er wartete einen Moment, die meisten Studenten hatten bereits den Raum verlassen, schließlich waren sie allein. „Glauben Sie mir, es fällt mir nicht leicht Ihnen dies zu sagen, aber Ihre Leistungen sind in letzter Zeit stark abgesunken. Bei Klausuren erreichen Sie kaum die Hälfte der zu erwarteten Punktzahl und leider ist es um Ihre Beteiligung auch nicht gerade besser bestellt. Was ich Ihnen eigentlich damit sagen will, ist, dass Sie es sich nicht leisten können weiterhin auf diesem Tief zu verharren. Aus Ihren Akten konnte ich ein Talent für literarische Texte heraushören, allerdings scheinen Sie bei meinen Vorlesungen nie wirklich bei der Sache zu sein, dabei ist Ihr Niveau recht fortgeschritten, wie ich erfahren habe.“ Nachdenklich sah er seine Schülerin an. „Was wollen Sie mir damit sagen, Professor?“

„Wie gesagt ist es sehr schwer für mich Ihnen dies mitzuteilen, aber wenn Sie nicht bald erhebliche Verbesserungen vorweisen können, kann ich Sie beim besten Willen im nächsten Semester nicht zulassen. Sagen Sie, haben Sie vielleicht Sorgen ?“
 

Ungläubig sah Tenten den Professsor an. Ihre Versetzung war gefährdet? Als wenn sie nicht schon genug Sorgen hatte, jetzt kam auch noch schulischer Leistungsdruck dazu. Die Frage nach ihrem Wohlbefinden könnte sie getrost mit ‚Ja’ beantworten. Sorgen waren ihr ständiger Schatten. Aber sie wäre wohl nicht sie selbst gewesen, wenn sie ihre Gefühle nicht wiedereinmal überspielt hätte. „Nein es ist nichts Professor Umino. Ich werde mich bemühen mein Bestes zu geben.“
 

Noch immer war sein Blick leicht besorgt. Viele Studenten litten manchmal unter hohem Druck, sei es wegen ihrer Karriere, der Familie oder ihrer Noten. Teilweise artete dies in Überbelastung und extrem mangelndem Selbstwertgefühl aus. Sein Blick wurde weicher. „Hören Sie Tenten, es war meine Pflicht Sie auf ihren Stand hinzuweisen, aber ich hoffe, dass Sie von nun an nicht krankhaft versuchen besser zu werden. Nehmen Sie sich öfter mal Zeit für sich selbst und leben Sie einfach.“
 

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Der Schlüsselbund klimperte leise, als sie ihre Wohnung aufschloss; natürlich war diese nichts Besonderes. Ihr Geld, das sie sich nebenbei verdiente, reichte gerade mal für ein viel zu kleines Schlafzimmer, ein Bad und ein kleines Wohnzimmer in das eine Kochstelle integriert war. Tenten schloss die Tür, ließ ihre Tasche auf den nächsten Stuhl fallen und hängte ihren Mantel auf. Als erstes ging sie zu ihrem Kühlschrank, wobei sie feststellte, dass ihr nichts als Tiefkühlpizza blieb. Die Zeiger ihrer Küchenuhr tickten und zeigten ihr die Uhrzeit von exakt vierzehn Uhr und neunzehn Minuten an.
 

Sie riss die Plastikverpackung der Pizza ab und schob sie in den Ofen. Zwanzig Minuten Wartezeit. Sie sah sich um: der kleine Raum war mit einer Küchenfläche, einem kleinen Sofa und einem Schrank möbliert. Allerdings hatte sie noch nie wirklich viel auf Ordnung gegeben und so sah der Raum ein wenig chaotisch aus. Die neunzehnjährige Studentin ließ sich auf das Sofa fallen, legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Nochmals ließ sie sich Professor Uminos Mahnungen durch den Kopf gehen; es war fast unmöglich jetzt noch viel auszugleichen und das Gefühl etwas Großes zu vollbringen hatte sie auch nicht gerade. Was tat sie, wenn sie ihr Studium nicht schaffte? Müsste sie wieder zu ihren Eltern zurück und diese um Unterstützung bitten? Seit etwa einem halben Jahr war sie von zu Hause ausgezogen; was ihr auf jeden Fall mehr behagt hatte, als ständige Streitereien bezüglich ihrer Zukunft.
 

Von der Mikrowelle ging ein abschließendes ‚Pling’ aus und Tenten öffnete die Augen. Noch nicht mal in ihrem eigenen Reich gab es einen ruhigen Moment den sie für sich hatte, nicht einmal hier konnte sie sich ein wenig entspannen. Sie hatte einfach keine Zeit für irgendetwas.
 

Seufzend stand sie auf und nahm die noch dampfende Pizza aus der Mikrowelle. Sie sollte sich wirklich mal Gedanken machen, wie sie sich ihre Zeit besser einteilte, so kam sie vielleicht auch mal dazu sich etwas zu kochen, dass nicht der Tiefkühltruhe entstammte. Aber was sollte sie schon machen? Tenten schob sich die erste Gabel Pizza in den Mund. Es war ... wie immer, ein Tag wie jeder andere, wie es noch tausende geben würde... Sie hasste diese Eintönigkeit.
 

Kurze Zeit später lag der schmutzige Teller im Waschbecken, wo sich schon eine Menge Geschirr stapelte. Die Studentin hatte sich schließlich doch der Vernunft gebeugt und war in Borcherts Kurzgeschichte vertieft, die sie sorgfältig interpretieren versuchte. Sie schrieb eine Zeile, dann kaute sie auf ihrem Bleistift herum. Schließlich strich sie das Geschriebene wieder durch. Es ging einfach nicht, sie konnte einfach nicht schreiben was sie dachte. Irgendetwas in ihr sträubte sich dagegen.
 

Wütend pfefferte sie den Stift in die Ecke. Es hatte ja doch keinen Sinn, sie versuchte und versuchte es, aber letztlich bekam sie es ja doch nicht auf die Reihe. In ihrem Inneren bildete sich ein Knoten. War sie zu nichts nütze? Sie fand einfach nicht die richtigen Worte um zu sagen was sie wirklich fühlte. Es war leer in ihr, ihr Herz verschlossen ... umgeben von der ewigen Dunkelheit. Wann hatte sie eigentlich das letzte Mal wirklich gelebt?
 

Sie wusste es nicht.
 

Vielleicht war es Zeit zu begreifen. Sie war allein. Nie hatte sie viele Freunde gehabt, sie war nicht ein besonders offener Mensch, es viel ihr schwer auf andere zuzugehen. Ihr bester Freund Lee war vor drei Jahren umgezogen und seitdem hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Geblieben war ein Gefängnis aus Alltag und Einsamkeit. Sie wollte nur noch raus. Raus aus der Dunkelheit, die sie gefangen hielt. Weg von all den Erwartungen, den Entscheidungen, die auf ihrem Weg lagen. Sie wollte ... frei sein.
 

Mit einem Kratzen auf dem Boden, schob sie den Stuhl zurück. Den Stift fand sie schließlich hinter dem Sofa wieder; es war oft so und jedes Mal musste sie sich erneut zusammenreißen. Als wäre nichts geschehen, als wenn sie nicht begriffen hätte, dass jedes Mal, wenn sie über ihr Leben nachdachte erneut ein Teil von ihr zerbrach.
 

Die kleine Wohnung wirkte erdrückend auf sie. Sie musste raus hier! Raus! Nach draußen um wenigstens das Gefühl zu haben nicht allein zu sein. Das Gefühl zu leben. Hals über Kopf zog sie ihren Mantel an, schnappte sich ihre Umhängetasche und floh.
 

Die Tür fiel krachend ins Schloss und auf dem Tisch blieb ein unbeschriebenes Blatt zurück.
 

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Die Fußgängerzone war voller Menschen. Die meisten schienen nicht viel Zeit zu haben, andere schlenderten gemütlich an den Geschäften entlang. Hin und wieder konnte sie Kindergeschrei hören. Als sie einmal genauer hinsah, beobachtete sie ein kleines Mädchen, das am Ärmel seiner Mutter zehrte, und mit Tränen in den Augen eine Tüte Bonbons verlangte.
 

Tentens Blick wurde traurig, nie durfte sie sich so etwas in ihrer Kindheit erlauben. Ihre Familie war schon immer recht streng gewesen, als sie einmal in der fünften Klasse eine Vier geschrieben hatte, war dies zu einem Streit eskaliert, in dessen Ausgang sie eine Woche Hausarrest erhalten hatte. Seitdem war sie immer perfekt gewesen, sie hatte sich den Wünschen ihrer Eltern gebeugt und irgendwie hatte sie aufgehört dabei zu atmen.
 

Die Brünette schüttelte den Kopf. Schluss. Das was Vergangenheit, etwas mit dem sie abgeschlossen hatte. Der Strom der Menschen riss sie mit. In der Menge war es laut, hektisch und ungemütlich, sodass sie aufgeschreckt wurde. Herausgerissen aus ihren Gedanken. In letzter Zeit kam sie oft hierher, einfach um etwas anderes zu sehen, was nicht mit dem Studium oder ihrer Familie, mit ihrem Leben zu tun hatte.
 

Sie war vollkommen unter Leuten, aber trotzdem schienen sie an ihr vorbeizulaufen, Blicke fielen auf sie, doch die Menschen sahen durch sie hindurch. Sie war mitten unter ihnen, doch ging in der Masse unter.
 

Tenten stoppte an einem Spielzeugladen. Durch das Schaufenster erkannte sie eine altertümliche Eisenbahn, Gesellschaftsspiele und eine Porzellanpuppe. Sie legte die Fingerkuppen gegen das Glas, während die Scheibe wegen ihres Atems kurzfristig beschlug. Sie hätte wirklich einen Schal mitnehmen sollen. Die junge Studentin schlug ihren Kragen hoch. Irgendwie war sie genauso wie dieser kleine, ältlich eingerichtete Laden. Er war da, wurde zwar kaum bemerkt, aber er existierte. Und alles in ihr schrie, dass sie da war. Dass man sie bemerken sollte.
 

Mitten auf dem Weg blieb sie stehen, mitten unter allen, aber sie war doch nicht da. Sonst war sie doch immer so stark, warum also jetzt nicht? Warum? WARUM!

Eine stumme Träne rann ihr die Wange herunter, als sie zum Himmel sah. Was ist schlimmer als körperlicher Schmerz, Streitigkeiten, die irgendwann nichtig wurden, Überarbeitung? Sie alle waren nichts gegen Einsamkeit.
 

Mit der Hand wischte sie sich die Träne weg; ein wenig verwundert. Warum konnte sie noch immer weinen? Als sie kurz unter dem Auge war, hielt sie inne. Sanfte Töne drangen an ihr Ohr. Ein zaghaftes Zupfen, leises Schwingen von Saiten. Eine Melodie, die sie ganz langsam in ihren Bann zog. Mal wurde sie laut, wie ein Sturm, dann wieder sanft, einfühlsam, beruhigend. Es schien still geworden zu sein um sie herum, die Menschen hasteten noch immer an ihr vorbei, doch sie hörte nur die leise Musik. Suchend sah sie sich um. Tröstend wie ein Schleier legten sich die Töne um sie herum. Und zum ersten Mal fühlte Tenten, dass ihr Herz noch immer schlug. Sie war immer noch ... da.
 

Leise Gitarrenlaute zerrten an ihr, rissen sie in eine Richtung. Ihr Blick war blind und doch sahen ihre Ohren die Melodie. Als sie schließlich auf einem großen Platz ankam, in dessen Mitte ein Brunnen stand, sah sie ihn. Er saß auf einer ein wenig demolierten Bank, neben ihm stand ein abgenutzter Rucksack und vor ihm lag ein geöffneter Gitarrenkoffer, in dem erst wenige Münzen lagen. Seine Finger fuhren am Gitarrengriff entlang, griffen mal schnell mal langsam in die Saiten. E-Mol, G, D, A-Mol, alles verdichtete sich zu einer Einheit, ein immer wiederkehrender Rhythmus, eine Abfolge unterschiedlicher Töne. Die Saiten vibrierten, als er bedächtig über sie strich. Er hatte lange, geschickte Finger, die der Gitarre rasch eine Melodie entlockten. Der Wind wehte seine langen fast schwarzen Haare zur Seite, die ihm elegant über den Rücken fielen. Sein Blick war auf die Gitarre gerichtet und er schien vollkommen in der Musik versunken. Auf seinem Gesicht lag ein friedlicher Ausdruck, etwas, das sie schon so lange suchte.
 

Tenten vergaß alles um sich herum, sie hörte nur noch die Musik. Sanfte Töne, die vorsichtig ihre Seele berühren zu schienen. Mit der einen Hand hielt sie noch immer ihre Tasche umklammert, die andere hing an ihr herunter. Ihr war nicht mehr kalt, die Musik war warm, hell und ganz langsam lichtete sich der Nebel und vor ihrem geistigen Auge wurde es endlich wieder hell.
 

Ihr Herz schlug, unkontrolliert zwar, aber endlich fand sie einen Weg zurück ins Licht. Sie lebte, mir jeder Pore gab sie sich diesem Gefühl hin. Sie war da. Diese Melodie hatte sie zurück geholt.
 

Die salzige Spur ihrer Träne war getrocknet. Der Gitarrist fuhr noch immer über die Seiten und die Musik wurde gewaltiger, sie umschloss alles, fast war es ihr, als würden die Noten durch sie hindurch fliegen und sich in ihrem Herzen einnisten. Sie war gut fünfzig Meter von ihm entfernt. Mit ihrem Blick fuhr sie seine Konturen nach. Wieder fegten die Töne über sie hinweg, so kraftvoll wie sie es noch nie zuvor gehört hatte. Da sah er plötzlich auf. Sein Blick war stechend, seine Augen perlweiß. Erschrocken stolperte sie zurück. Hatte er sie angesehen?
 

Als sie nochmals hinsah, waren seine Gesichtszüge wieder völlig neutral. Selbst der Frieden, den sie eben bei ihm bemerkt hatte, war verschwunden. Die Magie war gebrochen. Der Alltag stürzte auf sie herein und die Menschen hasteten an ihr vorbei. Keiner schien das Gitarrenstück wirklich gehört zu haben. Sie blinzelte. Hatte sie sich all das nur eingebildet? Diese Musik hatte sie verzaubert, warum also war der Bann gebrochen? Die letzten Takte verklangen, dann stand der junge Mann auf, schüttete die Münzen in einen Beutel, schulterte seinen Rucksack, legte die Gitarre ordentlich in ihrem Koffer und verschwand schließlich in der Menge.
 

Sie starrte auf die Stelle, an der er noch eben gewesen war. Leer... Verschwunden war das Gefühl, das in ihrem Herz geruht hatte. Verwirrt machte sich Tenten auf den Weg zurück. Was war da mit ihr geschehen? Sie suchte Antworten, aber da war nur die Ungewissheit. Sie wusste es nicht. Das Gefühl in ihrem Inneren jedoch blieb.
 

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Die nächsten Tagen verliefen düster. Alles war wie immer, nichts erinnerte sie an ihr Erlebnis in der Fußgängerzone. Dennoch konnte sie es nicht vergessen. Sie erinnerte sich daran, wenn sie aus dem Fenster sah, wenn sie im Bus saß und wenn sie auf der Straße war. Was hatte diese Musik nur in ihr ausgelöst? Irgendetwas in ihr hatte sich verändert. Ob dies schlecht oder gut war, vermochte sie nicht zu sagen. Fakt war die Veränderung in ihrem Inneren.
 

Die Melodie hatte sie berührt und ihr Herz in Bewegung gebracht, gleichzeitig wurde es kalt in ihr, wenn sie an diesen Blick dachte. Sie hatte Angst gehabt, aber sie hatte auch etwas begriffen: Er war genauso allein wie sie es war. Warum verlor er sich also nicht in der Einsamkeit?
 

Die junge Studentin kam gerade von ihrer Vorlesung; spontan hatte sie sich dazu entschieden noch einmal beim Bäcker etwas Süßes zu holen. Außerdem brauchte sie ganz dringend ein paar Nahrungsmittel.
 

Hastig schob sie ihrem Einkaufswagen die Gänge entlang. In aller Eile schnappte sie sich einige Lebensmittel. Ihr Wagen war bereits mit Gemüse, Cornflakes und ein paar Saftflaschen gefüllt. Tenten griff nach einer Packung Waschpulver und verstaute diese bei den anderen Einkäufen. Anschließend schob sie den Einkaufswagen durch den kleinen Supermarkt. Nachdem sie die Warterei an der Schlange überstanden hatte, bezahlte sie und fand sich schließlich auf der Straße wieder.
 

Ihre Einkaufstasche war schwer und so kam sie langsamer voran, als sie es sonst getan hätte. Schon nach wenigen Minuten schien ihr Gepäck mehrere Zentner zu wiegen. Aber schließlich kam sie beim Bäcker an, wo sie sich noch schnell ein Rosinenbrötchen kaufte. Tenten sah auf die Uhr: Sechzehn Uhr und fünf Minuten. Verdammt sie hatte ihren Bus verpasst, denn der fuhr um genau Sechzehn Uhr ab. Himmel! So etwas musste aber auch immer nur ihr passieren. Jetzt musste sie also zu Fuß gehen, denn der nächste Bus fuhr erst in einer Stunde.
 

Tenten zerrte ihre Einkäufe wieder hoch, schulterte die Tasche und machte sich schließlich auf den Weg. Die Fußgängerzone war im Gegensatz zu ein paar Tagen, fast menschenleer, als sie hindurchschlenderte. Das schlechte Wetter musste die Menschen verscheucht haben, die sonst so zahlreich hierher kamen um durch die Läden zu bummeln oder die schlicht und ergreifend eine Abkürzung nahmen.
 

Die junge Frau kramte das Brötchen aus ihrer Tasche und biss nachdenklich hinein. Es schien fast so, als bekäme ihre Welt eine neue Facette, ein weiteres Grau in dem eintönigen schwarzweiß. Es war doch immer wieder das gleiche.
 

„Er muss jeden Tag hier sein.“ „Bist du sicher? So ein Leben kann doch niemand führen.“ „Doch anscheinend schon, ich habe gehört, dass er einer reichen Familie entstammt.“
 

Sie fuhr herum. Hinter ihr unterhielten sich zwei ältere Damen, die eine deutete die Straße entlang und Tentens Blick folgte ihr. Erschrocken hielt sie inne, als sie registrierte wer gemeint war. Diesmal waren seine Haare hinter seinem Rücken zusammengebunden, doch sie erkannte ihn trotzdem. Der junge Gitarrist stellte seinen Rucksack neben sich, öffnete seinen Gitarrenkoffer und begann seine Gitarre zu stimmen.
 

„Entschuldigung, ich habe zufällig ihre Unterhaltung mitbekommen. Wissen Sie wer der Gitarrist ist?“ Die beiden Damen drehten sich zu ihr um und musterten sie. Schließlich sagte die eine: „ Tut mir leid, niemand weiß so genau, wer er ist, noch worum er jeden Tag hier ist und spielt. Für uns ältere Leute ist es schön ihm zuzuhören, er spielt so völlig... Ich kann es nicht beschreiben.“ „Frag ihn doch einfach, wenn du ihn kennen lernen willst, ich bin sicher dir würde er diese Bitte nicht abschlagen“, sagte die andere mit einem Zwinkern, während Tenten errötete. „Vielleicht ein andermal“, murmelte sie und machte sich auf den Weg.

Ein letztes Mal sah sie sich nach ihm um. Noch immer war er namenlos für sie, doch seine Musik ... Seine Musik war es nicht. Seine Hände waren so schnell, dass sie fast nicht folgen konnte, die Lieder kraftvoll und voller Energie. Mal zart und mal stark wie ein Orkan. Tenten schloss die Augen, sie liebte es ihm zuzuhören. Kam er wirklich jeden Tag hierher?
 

Sie stand mitten auf der Straße und hörte nur zu. Es war wie beim ersten Mal, die Melodie hüllte sie vollkommen in ihrem Bann. Die Gitarrenlaute zogen sie bestimmend mal in diese Richtung, mal in jene. Und wieder wurde es heller um sie herum. Wieder schien es, als erwache sie aus einem langen Schlaf, als wollte sie etwas hinter sich lassen.
 

Sie bekam weder mit, dass die beiden alten Damen hinter ihrem Rücken mädchenhaft kicherten und mit dem Finger auf sie deuteten, noch, dass die eine so etwas wie ‚was muss die Liebe schön sein’ flüsterten.
 

Tenten bemerkte gar nicht, wie die Zeit verging. Doch als sie das nächste Mal auf die Uhr sah, stellte sie fest, dass ihr Bus in drei Minuten fuhr. Sie hatte ihm fast eine Stunde zugehört!

Abgehetzt kam sie schließlich bei ihrer Bushaltestelle an und erwischte noch gerade so den Bus zurück.
 

Was war nur mit ihr los? Seit wann war sie so neben der Spur? Sie, die mit beiden Beinen im Leben stand, fand gefallen daran einem Straßenmusiker zuzuhören! Irgendetwas musste mit ihrem Kopf nicht in Ordnung sein. Aber als die Fußgängerzone schließlich aus ihrem Blickfeld verschwand, war da auch ein Gefühl der Wehmut.
 

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Tenten wusste nicht genau was es war, dass sie veranlasste jeden Tag zu dem großen Platz zu kommen, in deren Mitte der Brunnen stand. Sie wusste auch nicht, was sie genau dort tat. Warum also konnte sie nicht mehr ohne diese Musik auskommen? Warum brauchte sie sie so sehr? Auf all dies wusste sie lange keine Antworten. Trotzdem fand sie sich jeden Nachmittag dort wieder. Mal auf einer Parkbank oder unter dem Vorwand Besorgungen erledigen zu müssen. (Warum brauchte sie Begründungen für sich selbst?)
 

Jeden Tag hörte sie seine Musik und jeden Tag nahm er ihr ein wenig von der Dunkelheit. Mal fegten die Klänge über sie hinweg und mal waren sie so sanft wie eine Frühlingsbrise.

Sie konnte ihn nicht verstehen, nie hatte sie gehört, wie er ein Wort gesprochen hatte. Er schien sehr still zu sein. Seine Gitarre war es nicht. Es brauchte eine lange Zeit bis Tenten verstand, dass er durch die Musik zu den Menschen redete. Er selbst schien nicht besonders gesprächig, aber sie verstand ihn. Sie bekam keine klaren Sätze von ihm, aber sie erkannte eine Botschaft, die in die Töne eingewebt schien.
 

Ab und zu gingen Menschen vorbei und warfen Münzen in den Gitarrenkoffer; sie traute sich nicht zu ihm zu gehen.

Es war, als würde sie auf einmal ein zweites Leben neben dem eintönigen leben. Diese Melodie zog sie wie magisch an, davon konnte sie sich nicht lösen. Nie mehr? Sie wusste es nicht.
 

Wo es auf der einen Seite einen Lichtblick für sie gab, da herrschte auf der anderen nach wie vor Dunkelheit. Ihre Leistungen sackten weiter ab und Professor Umino ließ es sich nicht nehmen erneut nach ihrem Befinden zu fragen. Ein falsches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen und nochmals versicherte sie ihm, dass alles in Ordnung war. Eigentlich hatte sie damit gar nicht gelogen. Der Zustand ihres Körper war schließlich tadellos. Früher einmal hatte sie Leichtathletik gemacht und der tägliche Aufenthalt an der frischen Luft hielt sie fit.
 

Ihre Aufsätze waren allerdings noch immer nicht von Erfolg gekrönt. Oft schaffte sie gerade einmal die Hälfte der Punktzahl und langsam verzweifelte sie daran. Was sollte sie denn noch tun? Was konnte sie überhaupt noch ändern?
 

Einzig allein seine Musik hielt sie davon ab, sich selbst aufzugeben. Irgendwie hatte sie etwas von einem Kampf in sich. Ein Kampf so schmerzhaft wie das Leben selbst, so bittersüß wie ein Moment, der nicht sein durfte. Ein Kampf, der bis ans Ende der Welt gehen würde und kein Ende finden würde. Er erzählte ihr viel, manchmal konnte sie ihn verstehen und mal sprach er in einer Fremdsprache. Sie gewöhnte sich langsam daran jeden Tag hier zu sitzen, jeden Tag seiner Musik zu lauschen. Und sie sehnte sich den Augenblick herbei, da sie endlich mit ihm reden konnte.
 

Sie fühlte sich ihm verbunden und täglich kam sie ihm ein Stück näher. Bald betrug die Distanz zwischen ihnen nur noch knapp zehn Meter. Aber die Erinnerung an diesen kalten Blick hielt sie davon ab auf ihn zuzugehen. Er war ihr ein Rätsel.
 

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Neji Hyuga war einundzwanzig Jahre alt und der Spross einer der erfolgreichsten Anwaltsfamilien, die es je gegeben hatte. Schon immer hatte der Name Hyuga großes Gewicht gehabt und in der Gesellschaft wurden alle Familienmitglieder geachtet. Manchen stieg der Erfolg zu Kopf und sie wurden arrogant. Sie verschlossen die Augen vor den wirklich wichtigen Dingen. Aber was war wirklich wichtig?
 

Er verabscheute all die Heuchlerei, vor langer Zeit hatte er sie gehasst. Sein Vater war durch die Schuld seiner Familie in einem Autounfall umgekommen. Hizashi Hyuga sollte einem wichtigem Prozess beiwohnen, obwohl er eigentlich gesundheitlich angeschlagen war. Nie hatte ihnen Neji ganz verzeihen können. Der Schmerz wohnte tief in ihm und nur wenn er spielte, konnte er sich davon lösen. Seine Gitarre war alles was ihm von seinem Vater geblieben war. Sie war sein Schlüssel zur Freiheit inmitten den Fesseln der Familie.
 

Als sein Onkel schließlich von ihm verlangte das Familienerbe anzutreten, weigerte er sich das erste Mal. So lange er zurückdenken konnte war er immer perfekt gewesen. Ein Genie, wenn auch ein introvertierter Mensch. Neji war immer sehr zurückgezogen gewesen und so kam es einem Skandal gleich, dass er sich offen wiedersetzte.
 

Seine Freiheit fand er im Gitarrenspiel, das er nun provokant in der Öffentlichkeit tätigte. Es dauerte nicht lange, bis die Hyuga-Familie davon Wind bekam. Man war entsetzt; die größte Hoffnung der Familie verdiente sich nebenher ein bisschen Geld damit, dass sie in der Öffentlichkeit spielte. ‚Wie ein Gammler sah er aus’, empörten sie sich. Eine Schande für das Ansehen der Familie. Letzten Endes verbannte man ihn aus der Familie, sein eigener Onkel enterbte ihn. Noch am selben Tag zog er von Zuhause aus.
 

Neji fand in einer kleinen Tischlerei Arbeit, es war vollkommen verschieden von dem Leben, das er eigentlich bestimmt war zu führen, aber insgeheim bereitete es ihm Vergnügen. Da er sehr still war, traute man ihm zuerst nicht, doch die stille, ruhige Art und die Ergebnisse sprachen schließlich für sich. Noch nie hatte man einen so guten Mitarbeiter gehabt; man behandelte ihn mit Respekt und ließ ihm seinen Frieden.
 

Nur an den Nachmittagen kam er mit seiner Vergangenheit in Berührung. Die Gitarre war schon alt, steckte aber für ihn voller Erinnerungen. Er selbst hielt sich nicht für besonders gut, gerade einmal Mittelmaß vielleicht, aber die Leute schienen ihm gerne zuzuhören. Vor allem die Alten Leute blieben oft stehen und lauschten den sanften, kräftigen Tönen.
 

Und noch etwas hatte sich verändert. Er war nicht mehr allein, wenn er spielte. Sie kam jeden Tag und blieb so lange wie er spielte. Schon als er sie das erste Mal gesehen hatte, wusste er, dass sie anders war. Er schätzte sie auf Anfang zwanzig, ein oder zwei Jahre jünger als er selbst vielleicht. Die Haare hatte sie stets zu zwei Knoten hochgesteckt und ihre Augen hatten ein angenehmes dunkelbraun. Er hatte aber noch etwas anderes darin gelesen. Sie war einsam.
 

Kam sie deshalb täglich und hörte ihm zu? Es wiederstrebte ihm sie kennen zu lernen. Er hatte kein Interesse daran und hoffte, dass sie ihn in Ruhe ließ, wenn ihr er zeigte, dass sie nicht willkommen war. Aber selbst ein eisiger Blick hielt sie nicht davon ab, ihm jeden Tag zuzuhören. Mit Missfallen nahm er wahr, dass sie ihm immer näher kam. Dabei kannte er nicht mal ihren Namen.
 

Es machte ihm Angst. Er war niemand, der sehr menschenfreundlich war, noch weniger stand er im Mittelpunkt. Neji verabscheute Aufmerksamkeit, was hätte er auch damit anfangen können? Er hatte längst alles, was er zum Leben brauchte, eine Arbeit, Essen, Trinken und ein Dach über dem Kopf.
 

Eine Zuhörerin, die ihn nur mitleidsvoll anstarrte, brauchte er nicht. Tag für Tag nahm er immer mehr eine Abwehrstellung ein, wenn er sie sah, doch es schien sie nicht zu kümmern. Bemerkte sie es überhaupt? Fast war es lachhaft; er führte einen stummen Krieg, damit er keine Aufmerksamkeit bekam. Aber sie blieb. Wenn er sein Spiel beendet hatte, starrte sie ihm oft traurig nach, aber er ignorierte es. Bald schon zog sie seine ganze Aufmerksamkeit auf sich, wenn sie ihn auch nie direkt ansprach.
 

Mit der Zeit beherrschte sie seine Gedanken, seine Erwartungen, seinen Tagesablauf? Schon, wenn er sich zu seinem angestammten Platz aufmachte, suchte er nach ihr. Einmal hatte ihm ein kleiner Junge eine Blume und eine Münze gebracht. Er wusste sofort, dass sie von ihr war. Als er sich schließlich unauffällig nach ihr umsah, bemerkte er, dass sie zitternd reißaus nahm. Sie hatte Angst vor seiner Reaktion gehabt, Angst davor, was er von ihr denken mochte. Er wusste langsam selbst nicht mehr was er über sie dachte. Noch immer lehnte er sie ab, aber... er hasste sie auch nicht.
 

Das Wasser der Dusche prasselte auf seine nackte Haut und hinterließ ein angenehmes Prickeln. Er mochte es. Das stetige Plätschern des Wassers, das Gefühl, wenn es seinen Körper herunterrann. Seine Gedanken wurden fortgespült. Er drehte den Wärmeregler auf ‚Warm’ und entspannte sich. Nach gut einer Viertelstunde drehte Neji das Wasser aus, schob den Duschvorhang beiseite und griff nach dem nächstbesten Handtuch.
 

Nach kurzer Zeit waren seine Haare trocken und er selbst streifte sich ein Hemd über. Nicht mehr ganz neu, wie alles was er besaß, aber bequem und praktisch. Er schlenderte in die Küche, steckte zwei Scheiben Toast in den Toaster und machte sich schließlich zu seinem Briefkasten auf, wo er seine Morgenzeitung vermutete. Im Treppenhaus des Mietwohnungen konnte er Kindergeschrei hören. In dieser Gegend waren die Wohnungen günstig und häufig wurde das Angebot dankend angenommen, trotz des nicht allzu großen Platzes.
 

Schließlich kam er unten an; mit dem Zeigefinger fuhr er die Namenschilder der Briefkästen entlang. Bei dem Namen Neji Hyuga stoppte er. In alter Gewohnheit suchte er nach Rechnungen und weiterer Post, obwohl er sich kaum vorstellen konnte mal etwas anderes als die Stromrechnung zu Gesicht zu bekommen. Umso erstaunter war er, als er schließlich einen schweren Umschlag aus dem Stapel der Zeitungen und Werbungsanouncen zog. Schon während er über das feste Papier strich, merkte er, dass der Absender vermutlich sehr reich war. Wer konnte sich sonst so teure Briefumschläge leisten? Neji fuhr mit dem Finger über seinen Namen, dann wendete er den Brief. Zuerst fand er den Absender nicht, denn der war sehr fein geschrieben und kaum leserlich.
 

Seine Stimmung sank in Sekundenschnelle, als er die Schrift schließlich doch entzifferte.
 

Hiashi Hyuga

Anwaltskanzlei Hyuga

Dornenweg 23

XXX
 

Seine Finger schlossen sich um das Papier, seine Faust zitterte. Warum konnte es niemals ein Ende geben?
 

Als er in der Wohnung ankam, warf er zuerst die Zeitung auf den bereits gedeckten Frühstückstisch. Das dabei Löffel auf den Boden segelte, nahm er gar nicht wahr. Neji war einzig allein auf den zerknitterten Brief in seiner Hand fixiert. Zögernd faltete er das Papier auseinander.
 

Erneuter Hinweis: Rufschädigung
 

Sehr geehrter Herr Neji Hyuga,
 

wie wir Ihnen wiederholt mitteilen müssen, missfallen uns Ihre Aktivitäten bezüglich des Gitarrenspiels in der Öffentlichkeit. Da sie bereits aufgrund vorhergehenden Gründen der Familie verwiesen und enterbt wurden, möchten wir Sie nochmals daraufhin weisen, dass die Anwaltskanzlei Hyuga rechtliche Schritte einleiten wird, sollten Sie weiterhin den Ruf der Kanzlei und der Familie Hyuga schädigen. Nach unseren Informationen ist es zwar momentan nicht möglich, dass Sie einen anderen Namen annehmen, aber seien Sie sicher, dass wir Ihr Verhalten nicht mehr länger hinnehmen werden.
 

Hochachtungsvoll
 

Hiashi Hyuga

Familienoberhaupt
 

Nejis Blick verdüsterte sich. In ihm war nichts als Wut. Wut und Verzweiflung. Wie lange sollte das so weitergehen? Verblüfft bemerkte er, dass er seine Familie so verabscheute wie schon lange nicht mehr.
 

An diesem Tag war sein Gitarrenspiel hart und ungewohnt rau. Die Melodien waren wild und fegten über die Menschenmenge wie ein Orkan.
 

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„Ruhe!“, brüllte eine energische Stimme. Augenblicklich verstummte der Saal und ungefähr fünfunddreißig Studenten sahen erschrocken zu der schwarzhaarigen Professorin auf. „Na bitte. Geht doch. Ich bin Anko Mitarashi eure Vertretung. Da Professor Umino leider erkrankt ist, hat er mich gebeten euch eure Aufsätze zurückzugeben.“
 

Ein Raunen ging durch den Raum; diese Professorin war an der Uni berühmt berüchtigt. Professor Mitarashi schnalzte mit der Zunge: „Was sagte ich Ihnen gerade? Ich erwarte Disziplin und Ruhe, wenn ich sie unterrichte, kein Gemurmel und Getuschel, wir sind hier nicht in der Grundschule!“
 

Augenblicklich war es mucksmäuschenstill, sodass man eine fallende Stecknadel hätte hören können. Tenten wagte nicht auch nur einmal den Blick abzuwenden, irgendwie hatte diese Professorin sie verschreckt.
 

„Gut, dann wollen wie mal loslegen. Ich gehe die Anwesenheitsliste durch.“ Sie begann die Namen aufzuzählen und der jeweilige Student meldete sich meist ein wenig schüchtern. „Da nun alle da sind“, fuhr sie fort, „habe ich hier Ihre Aufsätze, ich rufe Sie nacheinander auf.“

Sie richtete einen Stapel Papier gerade und nahm die erste Arbeit in die Hände.
 

Nacheinander kamen die Studenten nach vorn und holten ihre Arbeiten ab. Manchmal gab Professor Mitarashi noch einen Kommentar ab, doch meist überreichte sie nur die Unterlagen. Schließlich stand Tenten vor der Professorin. „Ich hatte bereits gehört, dass Sie ein paar Schwierigkeiten haben sollen Tenten. Sehen Sie zu, dass sie diese schleunigst beheben, sonst haben sie an dieser Universität keine Chance.“ Mit zitternden Händen nahm sie ihre Arbeit entgegen. Schon nach den ersten Sätzen wusste sie, dass sie es wieder einmal vermasselte hatte. Nach Form, Ausdruck und Grammatik. ... Mangelhaft Sie hatte noch nicht mal die Hälfte der Punkte erreicht. Tenten fühlte sich leer. Es hatte doch alles keinen Sinn. Das einzige, was sie davon abhielt nicht sofort das Studium zu schmeißen, waren wohl ihre Eltern. Wenn sie das wagen sollte, hatte sie wohl endgültig verspielt. Und wo sollte sie dann hin? Sie hasste diese verdammte Abhängigkeit.
 

Die restliche Stunde war Tenten mit ihren Gedanken ganz woanders. Was interessierte es sie, was die Professorin erzählte, wenn sie doch selbst am Verzweifeln war. Es nützte ihr sowieso nichts, ihre Noten sprachen Bände. Sie konnte es einfach nicht.
 

Als sie am Nachmittag zu Hause ankam, fühlte sie sich noch schlechter als zuvor. In der Eile des Morgens hatte sie vergessen ihre Vorhänge aufzuziehen und so war es noch düsterer. Ihre Stimmung sank ins Bodenlose. Ein Knoten bildete in ihrem Hals. Allein... Sie war immer allein. Wem konnte sie ihre Sorgen erzählen? Es fraß sich in sie hinein, all die Traurigkeit, der Druck, die Einsamkeit. Sie fühlte sich so, als würde sie in tiefem, dunklen Wasser treiben und nicht mehr wissen, wo oben und wo unten war. Völlig orientierungslos und verletzlich.
 

Sie knallte die Tür hinter sich zu und zog die Vorhänge vor dem Fenster auf. Das Licht hob mit keiner Oktave ihre Stimmung. Tenten wollte rennen, fluchen, schreien, aber sie konnte es nicht.
 

Leise schlich sich ein Geräusch durch die Stille. Ein wenig verunsichert sah sie sich um, bevor sie bemerkte, dass es von ihrem Anrufbeantworter stammte. Ein fast unverkennbares Tuten zog ihre Aufmerksamkeit an. Zögernd drückte sie einen Knopf und die Stimme ihres Vaters hallte durch den Raum.
 

Du bist ja schon wieder nicht da Tenten! Was hast du so Wichtiges zu tun, dass ich dich keinen Nachmittag mehr erreiche? Na ja, egal. Ich habe gehört, dass bald deine Prüfungen sind. Ich wollte dich noch mal daran erinnern, dass wir erstklassische Ergebnisse erwarten, wir haben nicht umsonst so viel Geld in deine Ausbildung investiert, Tenten und mit deinem momentanen Leistungstandart ist dies unmöglich. Kannst du mir mal verraten, warum mich dein Professor anruft und mich fragt, ob du zu viel Druck bekommst? Unerhört, wir wollten immer nur das Beste für dich und du erzählst wildfremden Menschen Lügengeschichten über deine Eltern!? Melde dich erst wieder, wenn du etwas Anständiges vorweisen kannst!
 

Dann war nur noch ein Tuten zu vernehmen. Tränen der Wut traten ihr in die Augen. Was erwartete man denn von ihr? Das sie das achte Weltwunder zustande brachte? Ihre Hände zitterten und stumme Tränen rannen ihr die Wangen herunter. War sie ein Gegenstand, dem man nach Belieben Befehle geben konnte?
 

Ihr Blick war verschwommen und ihre Augen huschten vernebelt durch den Raum. Noch immer zitternd ergriff sie einen Teller, der immer noch vom Frühstück auf dem Tisch stand. Ihr Griff verkrampfte sich. Dann schmetterte sie den Teller auf den Boden. Auf dem Boden lag ein Scherbenmeer. Sie trat mitten hindurch. Unter ihren Schritten knackten die Scherben und verschrammten den Boden. Sie hielt es keine Sekunde länger hier aus, sie brauchte Ablenkung. Wieder kam ihr diese Melodie in den Sinn. Das war es! Das brauchte sie. Eine Träne zog eine salzige Spur über ihre Wange. Dann fiel sie auf den scherbenübersähten Boden.
 

Tenten sah kein einziges Mal zurück.
 

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Es ging ein eisiger Wind, als sie auf dem großen Platz ankam. Der Himmel war grau und kündete von einem baldigen Regenschauer. Nur wenige Menschen waren auf der Straße, alle hasteten mehr oder weniger durch die Straßen. Tenten machte das nichts aus. Sie mochte es, wenn niemand außer ihr auf den Straßen war. Die Einsamkeit war nicht wie sonst, sie konnte gar nicht bemerkt werden und irgendwie übte diese düstere Stimmung etwas Beruhigendes auf sie aus.
 

Ein paar Blätter wirbelten herum. Nachdenklich sah sie ihnen nach, bald würde es Winter sein. Höchstwahrscheinlich würde sie nur noch einsamer fühlen. Eigentlich hatte sie den Herbst gemocht, bunte Blätter in den verschiedensten Farben, die letzten wärmeren Tage vor dem Wintereinbruch. Aber jetzt war ihr das Gefühl fremd.
 

Ihr Kopf schnellte herum und sie musterte suchend ihre Umgebung. Nichts. Panik stieg in ihr auf. Das konnte nicht sein! Er war doch immer da! Der Einzige, der, wenn auch unwissentlich, ihr geholfen hatte. Wenn sie nicht jeden Tag seine Musik gehört hätte, wäre sie längst am Ende gewesen. Sie wünschte sich nichts sehnlich als mit ihm zu reden, ihm alles anzuvertrauen. Aber er war nicht da... Keine leisen Gitarrenlaute hallten über den Brunnenplatz. Nicht mal das Zupfen einer Saite hörte sie. Er war fort... Dabei wusste sie noch nicht einmal seinen Namen.
 

Tenten sank in die Knie. Mit leerem Blick starrte sie auf seinen Stammplatz auf der alten Bank. Jetzt hatte es keinen Sinn mehr. Irgendwo in ihr drin zerbrach etwas, so sehr hatte sie gehofft die heilenden Töne zu hören. Trost hatte sie in ihnen gefunden und Verständnis, das von jemanden stammte, der genauso einsam war wie sie selbst, deren Probleme womöglich noch viel größer waren als ihre eigenen.
 

Ein Regentropfen fiel auf ihre Stirn und als sie zum Himmel blickte, erkannte sie eine graue Wolkenschicht. Es war besser sie ging. Die Brünette stand auf und schlang den Mantel enger um sich, als sie fröstelte. Langsam setzte sie einen Schritt vor den anderen. Zuerst wankte sie ein wenig, dann ging sie immer schneller. Es kümmerte sie nicht mehr, wo sie ankommen würde, Hauptsache sie kam überhaupt irgendwo an.
 

In der Ferne hörte sie die herannahenden Autos, aber sie beachtete sie nicht. Die junge Studentin irrte stundenlang durch die Straßen. Ihr Zeitgefühl hatte sie längst verloren, denn da war nur doch die Traurigkeit in ihr. Manche Häuser waren beleuchtet, andere dunkel, irgendwo nahm sie das Lachen von spielenden Kindern wahr. Aus einem Haus hörte sie, ein paar Männer lautstark über ein Fußballspiel streiten, im Hintergrund lief die Liveübertragung.
 

Komisch also, dass sie gerade hier ankam. Eine kleine Kneipe tauchte vor ihr auf, beinahe wäre sie ihr inmitten der Leuchtreklame gar nicht aufgefallen. Doch in ihrem momentan Zustand nahm sie vielmehr Kleinigkeiten wahr, als das große Ganze. Das war ihr fremd, die kleinen Dinge jedoch stachen ihr ins Auge.
 

Quietschend öffnete sie die schwere Holztür. Entgegen der Erwartung entpuppte sich der Pub als geschmackvoll eingerichtet und gemütlich. Die Tische waren gut besetzt, Gespräche und Diskussionen waren zu hören, wobei die Beteiligten niemals laut wurden und sich beschimpften. Tenten strich sich zwei nasse Strähnen aus dem Gesicht. Nur noch an der Theke war Platz.
 

Schließlich ließ sie sich in einer weniger gut erkennbaren Nische nieder. Um etwas zu tun zu haben, nahm sie wiederwillig die Getränkekarte auf und studierte das doch recht reichliche Angebot. Im Gegensatz zu den Kneipen, in denen sie schon ausgeholfen hatte, fühlte sie sich hier wohl. Die gedämpfte Atmosphäre beruhigte sie. Die Gedanken an ihre Arbeit, die Nachricht auf dem Anrufbeantworter und das Verschwinden des anonymen Gitarristen hatte sie weit in ihrem Hinterkopf abgeschoben.
 

Tenten überflog die Liste mit den Cocktails. Ihr war jetzt eindeutig nach etwas Alkoholischem. Die junge Frau schälte sich aus dem Mantel, den sie noch immer trug und hängte ihn über den hohen Barhocker. Erstmals schloss sie die Augen. Die Dunkelheit, die sich jetzt vor ihr ausbreitete war fast beruhigend, sodass sie fast ihren Schmerz vergaß.

„Was wünschen Sie, Miss?“, riss sie eine kraftvolle Stimme aus den Gedanken. Tenten schreckte hoch und sah in das Antlitz eines alten, aber noch immer fröhlichem Mann, der sich als Wirt entpuppte. „Was?“ , brachte sie nur verwirrt heraus. „Sie möchten doch sicher etwas trinken.“ Vielleicht war es ganz gut mal etwas Falsches zu tun, was konnte ihre Situation jetzt noch schlimmer machen? „Ich hätte gerne...“, noch mal las sie die Angebote durch, „ einen ‚Endless Summer’ bitte.“ „Haben Sie bitte einen Moment Geduld“, erwiderte er lächelnd.
 

Wieder versank Tenten in ihrem Gedanken. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem ironischen Lächeln. ‚Endless Summer’. Passender konnte man ihre momentane Gefühlslage wohl wirklich nicht mehr beschreiben. ‚Endless Death’ hätte es wohl am genausten getroffen, denn tot fühlte sie sich wirklich. Da war nicht ein Funken Leben mehr in ihr.
 

Eine Weile hörte sie den Gesprächen rings um sie zu, sie hatte das Kinn auf ihre gefalteten Hände gestützt und starrte ins Leere. Vielleicht sollte sie einfach abhauen, sich wo anders durchschlagen. Sofort verwarf sie diese Überlegungen. Es brachte doch sowieso nichts. Gar nichts holte sie aus diesem Teufelskreis, nur seine Musik hatte dies gekonnt, aber die war ihr genommen worden.
 

Mit einem Rums stellte der hagere Kneipenbesitzer einen großen Cocktail vor sie hin. Tenten schreckte hoch. „Einmal ‚Endless Summer’“, sagte er, „das macht dann acht Euro fünfzig, Miss.“ Seufzend kramte sie in ihrer Jackentasche. Ihre Finger berührten einen Einkaufszettel und ihre Wohnungschlüssel, aber das Portmonaie fand sie nicht. „Tut mir leid, ich finde es nicht, warten Sie noch einen Moment“, sagte sie verzweifelt. Der Wirt hob eine Augenbraue, erwiderte aber nichts. Auch in der anderen Tasche fand sie nichts. Siedend heiß fiel ihr wieder ein, dass sie ihr Geld an ihrer Garderobe zurückgelassen hatte. In all der Aufregung hatte sie nicht mehr daran gedacht sich etwas mitzunehmen. Das musste aber auch nur ihr passieren, wie konnte sie ohne Geld aus dem Haus gehen?
 

„Ich habe-“ „Schreiben sie es auf meine Rechnung“, unterbrach sie eine dunkle Stimme neben ihr. Erschrocken fuhr sie herum und als nächstes wusste sie nicht was sie zuerst fühlen sollte. Überraschung? Erschrecken? Unsicherheit? Neben ihr saß der unbekannte Gitarrist, dem sie so lange zugehört hatte. „Sehr wohl, das macht dann genau fünfzehn Euro für Sie.“ Ohne ein Wort kramte er zwei Geldscheine aus seinem Geldbeutel und überreichte sie dem Wirt. Noch immer war Tenten fassungslos. Das konnte doch gar nicht sein. Oft hatte sie sich ausgemalt, wie sie ihn ansprechen sollte, aber jetzt fehlten ihr die Worte und sie brachte nur ein krächziges „Du?“ heraus. „Ich bin nicht sicher, dass wir einander bekannt wären“, erwiderte er. Beschämt wandte sie den Blick ab. Die gesamte Situation schien ihr unreal. „Tut mir leid, dass du für mich bezahlt hast, kann ich es dir irgendwann zurückzahlen?“ Er musterte sie. „Wie heißt du?“ Zögernd brachte sie ihren Namen heraus: „Ich bin Tenten.“ „Tenten also“, sagte er und die eben genannte fühlte sich, als ob er innerlich nach den verschiedenen Klängen ihres Namens suchte. Sie schauderte. „In gewisser Weise, hast du mich bereits bezahlt. Glaubst du ich habe nicht bemerkt, dass du mir oft Geld zukommen gelassen hast?“ Sie zuckte zusammen und wich seinem Blick aus. Eine ganze Weile sagte keiner ein Wort. „Du hast es nicht mitbekommen, dass ich es bemerkt habe“, stellte er fest und noch immer sah Tenten ihn nicht an. Wortlos rührte sie in ihrem Cocktail herum. Kleine Eisstückchen klirrten, die Flüssigkeit hatte ein sattes Orange.
 

„Dann hast du also auch gewusst, dass ich jeden Tag da war?“ Er nickte nur, hob sein Glas an den Mund und trank einen Schluck. Anschließend stellte er es auf dem Tresen „Eins möchte ich wissen: Wieso kommst du jeden Tag? Hast du nichts Besseres zu tun?“ Noch immer hatte sie den Blick auf ihr Getränk gerichtet, aber jetzt sah sie auf. Ihr Gegenüber sah sie fragend an, irgendetwas sagte ihr, dass sie ihm vertrauen konnte. Kurz dachte sie an den eisigen Blick, den er ihr einst zugeworfen hatte, aber sie verbannte den Gedanken aus ihrem Kopf. Sie setzte ihren Cocktail an ihre Lippen und trank. Es fühlte sich gut an, wie das erfrischende Gebräu ihre Kehle herunterrann. Schon nach wenigen Augenblicken breitete sich das dämmrige Gefühl des Alkohols aus. Vielleicht würde sie sich morgen nicht mehr an dieses Gespräch erinnern. Vielleicht vergaß sogar der Gitarrist, dass er sie getroffen hatte. Womöglich war Morgen alles wie immer und all das war nur ein böser Traum. Was machte es da noch, wenn sie ihm ihre Gedanken mitteilte? Den ganzen Tag hindurch war sie verzweifelt gewesen, aber jetzt hatte ein Gefühl von ihr Besitz ergriffen, das fast an Gleichgültigkeit grenzte und ihr erlaubte über die Dinge zu sprechen.
 

Schließlich begann sie: „Ich studiere im zweiten Semester Literatur. Auf den Wunsch meiner Eltern zwar, aber ich wusste auch nicht so richtig was ich machen will.“ Zögernd sah sie kurz zu dem jungen Mann neben ihr, aber er unterbrach sie nicht. „Irgendwann wusste ich nicht mehr, wozu ich das alles tue, es machte mir keinen Spaß mehr. Meine Leistungen sanken ab und meine Eltern setzten mich unter immer größeren Druck. Oft war ich allein, wusste nicht mehr weiter, dann bin ich einfach irgendwo hingegangen. Ich wollte nur noch raus. Und irgendwann hab ich dich gehört. Ich weiß nicht wieso, aber, wenn ich dir zuhörte, fühlte ich mich befreit. Dann hatte ich plötzlich einen klaren Kopf und ich hab mich irgendwie anders gefühlt.“
 

Der Schwarzhaarige hatte sie die ganze Zeit über nur angesehen. Er war ein guter Zuhörer stellte sie fest. Tenten nippte an ihrem Cocktail, der jetzt nur noch halb gefüllt war. Eigentlich vertrug sie nicht gerade viel und so war es nicht verwunderlich, dass sie sich bereits ein wenig berauscht fühlte.
 

„Anfangs mochte ich dich nicht“, sagte er , „ich dachte, du wärst jemand, der mich nur begaffen will und sich darüber lustig macht, dass ich so ein bisschen Geld nebenbei verdiene.“ Er nahm einen großen Schluck und stellte dann sein Glas ab. Es war nur noch ein Tropfen des goldgelben Biers übrig. „Aber irgendwann habe ich damit gerechnet, dass immer jemand da war, der mir zu hört.“
 

Wieder schwiegen beide eine Weile. Schließlich wagte Tenten das zu fragen, was sie schon die ganze Zeit beschätfigte. „Warum warst du heute nicht da?“ Der Einundzwangzigjährige betrachtete sie aufmerksam. Der Braunhaarigen war noch gar nicht aufgefallen wie hell seine Augen schienen. Sie passten zu ihm, geheimnisvoll und eher schlicht, manchmal warm, wenn er spielte und dann wieder eiskalt. Daran war nichts Aufgeblasenes, Tenten fand sie schön.
 

„Ich musste etwas zu Ende bringen“, sagte er dann, „etwas, das mich schon seit langer Zeit verfolgt hat.“ Er leerte das Glas mit einem Zug. „Ich muss jetzt gehen Tenten.“ „Warte!“, rief sie, „ich kenne nicht mal deinen Namen.“ „Neji Hyuga.“ Neji stand auf rückte seinen Barhocker wieder an die Theke und zog dann seine schwarze Lederjacke an. „Es war gut, dass wir miteinander geredet haben“, sagte er. „Warte doch mal“, ihre Stimme war jetzt fast panisch. Sie hatte nicht in Betracht gezogen, dass er so plötzlich gehen könnte. „Spielst du Morgen wieder?“
 

Ein letztes Mal wandte er sich zu ihr um, bevor er die Bar verließ, „Vielleicht.“
 

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Herbst war für sie immer ein trostloser Begriff gewesen. Es war weder warm noch richtig kalt, kein Sommer mehr, aber auch kein Winter. Eine Jahreszeit, die sie schlicht nicht gemocht hatte. Jetzt dachte sie nicht mehr so darüber nach. Seit dem Treffen mit Neji war ihr irgendwie anders. Sie hatten zwar nicht mehr miteinander gesprochen, aber er zeigte ihr, dass er sie bemerkte. Meist blickte er ihr nur einmal kurz in die Augen, teils nickte er ihr nur zu. Aber es reichte ihr. Er zeigte ihr, dass sie da war. Neji gab ihr das Gefühl bemerkt zu sein. Sie war nicht mehr länger wertlos, unbeachtet. Wenn er spielte, gab es nichts anderes für sie.
 

Irgendwann hatte sie das Gefühl es wäre ihr beider Herbst, der die Einsamkeit zweier Menschen zu einem stummen Vertrauen verband. Zunehmend wurde sie wieder fröhlicher, denn wenn sie traurig war, dachte sie an die leise Melodie, die er spielte, wenn er merkte, dass es ihr schlecht ging. Sie brauchte keine heilenden Worte, keinen Vertrauensbeweis, wenn er einfach nur spielte.
 

Die Zeit verging und mit jedem Ton nahm er ihr von ihrer Einsamkeit.
 

Und mit der Zeit, merkte sie, dass sie ihn brauchte. Sie hatte ihn nie wirklich kennen gelernt, aber irgendwie... Je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto mehr fühlte sie sich mit ihm verbunden.
 

Jetzt da ihre Prüfungen immer näher rückten, stand sie zwar noch mehr unter Druck, als sonst, aber Neji gab ihr die Kraft durchzuhalten. Mit einer Selbstverständlichkeit in seinem Spiel zeigte er ihr, dass es noch lange nicht Zeit war aufzugeben.
 

Das Wetter blieb weiterhin düster und über der Kleinstadt hingen dunkle Regenwolken, während sonst alles wie immer war. Ihr Leben verlief wie immer, doch für sie hatte sich etwas verändert. Oft waren es nicht die materiellen Dinge, die einem wirklich Halt gaben. Jeder konnte diese Dinge anfassen, verschenken, aber das was ihr wirklich wichtig war, fand sie in seiner Musik. Natürlich dachte sie auch an ihre Familie, fürs Erste hielt sie es aber für besser, noch nicht wieder in Kontakt zu treten. Vielleicht hätte das ihre plötzliche Wandlung wieder zerstört. Später würde sie mit ihnen reden und endlich das sagen, was sie schon so lange hätte tun sollen.
 

Tenten ging raschen Schrittes die Fußgängerzone entlang, sodass sie schnell den Platz erreichte, auf dem Neji täglich spielte. Schon von weitem konnte sie die Gitarre hören. Neji saß auf der lädierten Bank, während seine Finger geschickt über die Saiten huschten. Um ihn herum standen einige Zuhörer, die jedes Mal applaudierten, wenn er ein Lied beendete.
 

Sein Blick war auf seine Gitarre gerichtet. Das fast schwarze Holz sah zwar schon alt aus und neue Saiten hätte das Instrument auch mal wieder gut gebrauchen können, aber die Erinnerung wie sein Vater auf diesem Instrument gespielt hatte, hielt er in Ehren. Und so tat er es ihm gleich. Seine Finger wanderten auf dem Griff entlang, während er mit seiner linken Hand über die Saiten strich. Es war kein modernes Stück, das er spielte, aber es passte zu seiner Stimmung.
 

Der Applaus klang noch in seinen Ohren, als er die Gitarre für einem Moment zur Seite legte. Neji streckte den Rücken durch und ließ seinem Blick über die Menge schweifen. Ein merkwürdiges Gefühl ergriff von ihm Besitz, als er sie sah. Auf ihre stumme Übereinkunft hin, war sie wirklich jeden Tag hier. Von seinen anfänglichen Misstrauen war kaum etwas übrig geblieben. Im Gegenteil, der Gedanke an sie hatte sich verstärkt. Er fragte sich, was sie jetzt wohl tat, er hatte nicht vergessen, wie sie sich angehört hatte, als sie ihm in der stickigen Kneipe von ihren Ängsten und ihrer Einsamkeit erzählt hatte. Zuerst war sie zittrig gewesen ihre Stimme, dann wurde sie etwas stärker und schließlich beinahe erleichtert, da sie endlich jemanden gefunden hatte, der ihr zuhörte.

Wieder stimmte er ein Lied an. Er legte seine ganze Kraft hinein und es durchströmte die Herzen der Menschen um ihn herum. Viele hatten einen glücklichen Ausdruck im Gesicht, als sie letztlich doch nach Hause gingen. Den ganzen Nachmittag spielte er, sodass er die Regentropfen zuerst nicht bemerkte, die vom Himmel fielen. Schon nach wenigen Minuten war er bis auf die Haut durchnässt. In alle Eile steckte er die Münzen in einen Beutel und schickte sich nun an, seine Gitarre zu verstauen. Die meisten Menschen waren vor dem plötzlichen Schauer in Cafés oder Geschäfte geflohen.
 

Kurz verdunkelte etwas den Himmel und als er aufsah, erkannte er, dass jemand einen Regenschirm über ihn hielt. „Du wirst ganz nass“, sagte Tenten. Neji richtete sich auf und sah sie an. Er war gut einen halben Kopf größer als sie. „Das macht nichts“, erklärte er, „ es ist nicht das erste Mal.“
 

„Du solltest trotzdem nicht draußen sein, so holst du dir nur eine Erkältung.“ „Ich wohne in einem anderen Stadtteil, ich werde ganz sicher nass werden.“ Dann schloss er den Gitarrenkoffer und schickte sich an zu gehen. Nasse Strähnen hingen ihm ins Gesicht.

„Warte“, sagte sie zögernd, „du ... du könntest zu mir kommen und warten bis der Regen vorüber ist. Ich wohne nicht allzu weit entfernt.“ Er blickte sich noch mal zu ihr um. Vielleicht war das ja wirklich vernünftiger und obwohl er eigentlich nie von sich aus Kontakt zu Menschen gesucht hatte, stimmte ihn diese Aussicht fröhlicher, als die im Regen nach Hause zu gehen. „Na gut“, sagte er schließlich. Und das erste Mal lächelte sie. Zum allerersten Mal sah er, wie das Strahlen ihre Augen erreichte. Etwas in ihm fühlte sich plötzlich anders an. Er war nass bis auf die Knochen und hatte auch sonst einen anstrengenden Tag hinter sich, aber dieses Lächeln erwärmte ihn. Sein Herz, das solange kalt gewesen war, schlug wieder. Und er spürte, dass sie ihm etwas gab.
 

Einzelne Regentropfen flogen durch die Gegend, als Tenten den Regenschirm ausschüttelte. „Hier wohnst du?“, fragte er. „Ich wohne im dritten Stock.“ Schweigend stiefelten sie beide die Treppen hinauf. Oben angekommen schloss Tenten die Tür auf und trat zur Seite um ihn einzulassen.
 

„Gib mir deine Jacke, ich hänge sie über die Heizung“, bat sie. Wortlos schälte er sich aus dem Kleidungsstück und sah sich verstohlen um, als Tenten verschwand um seine Jacke über ihre Heizung zu hängen. Neji stieg aus seinen Schuhen und stellte sie ordentlich an die Garderobe. Auf Socken, die ebenso nass waren, wie seine restliche Kleidung folgte er ihr in das kleine Wohnzimmer, das an ihre Küche grenzte.
 

„Möchtest du einen Tee? Kamille? Schwarzen Tee? Hagebutte?“ „Wenn du hast nehme ich einen Kaffee.“ Sie ging zu der Kochstelle, ließ für sich selbst einen Teebeutel in eine Tasse sinken und begann heißes Wasser aufzusetzen. „Mit Milch und Zucker?“ „Am liebsten ohne alles, sonst ist er mir zu süß“, sagte Neji.
 

Eigentlich hatte sie es sich denken können. Sie konnte sich den stillen Gitarristen nicht wirklich mit einem süßen Getränk vorstellen. Die Vorstellung von Neji, der genussvoll ein Eis in der Hand hielt, war beinahe lachhaft. „Setz dich“, sagte sie um die Stille zu überspielen. Zu ihrem Glück, schien er nicht bemerkt zu haben, wie nervös sie war. Es hatte sie eine Menge Überwindung gekostet ihn anzusprechen und noch mehr, ihn zu bitten bei ihr zu bleiben. Schon wenn sie daran dachte, hämmerte ihr Herz gegen ihren Brustkorb. Natürlich hatte auch sie schon Beziehungen mit Männern geführt, aber bei ihm war es vollkommen anders.
 

Als der Kaffee schließlich kochte, nahm sie schnell die altmodische Kanne aus der Kaffeemaschine und goss die schwarze Flüssigkeit rasch in eine andere Tasse. Ihre Hände zitterten. Tenten gab einen Löffel Zucker zu ihrem Tee hinzu und setzte sich dann ihm gegenüber an den kleinen Tisch.
 

Dankend nickte Neji ihr zu und nahm den heißen Kaffee entgegen. „Du hast eine schöne Wohnung“, sagte er, nachdem er genippt hatte. Sie zuckte mit den Achseln. „Es ist nicht besonders groß, aber für mich reicht es.“
 

Er schien nachzudenken und blickte durch die Glasscheiben, dessen darin eingelassene Tür auf einen winzigen Balkon führte. Noch immer lief der Regen die Scheiben herunter, draußen goss es wie aus Eimern.
 

„Ist das von dir?“ Neji deutete auf die Unterlagen, die noch auf dem Tisch gelegen hatten. Tenten sah einen Moment lang auf die Blätter, die er in der Hand hielt, bevor sie schließlich den alten Aufsatz erkannte, den sie vor Wochen geschrieben hatte. Es war von dem Tag gewesen, an dem sie zum ersten Mal mit ihm gesprochen hatte. Beschämt sah sie zur Seite und wurde rot. Sie wollte nicht, dass er las, was sie geschrieben hatte. „Ja“, flüsterte sie. „Ich mag wie du schreibst“, sagte er dann nach einer Weile. Überrascht fuhr sie herum. „Es ist so anders, als das was man normalerweise hört. Aber man merkt auch, dass es dir keinen Spaß gemacht hat. Es ist nur aus Zwang entstanden und gegen deinen Willen.“ Tenten zuckte zusammen. Er hatte recht. Schon seit langem hatte ihr nichts mehr richtig Spaß gemacht. War es das was ihr fehlte?
 

Neji trank wieder einen Schluck Kaffee. „Wo hast du das Gitarrenspielen gelernt?“, wechselte sie das Thema. Lange starrte er aus dem Fenster, bevor er antwortete. Aber ihr machte es nichts aus, sie war es gewohnt, dass er nie viele Worte verlor, sie konnte warten. „Mein Vater hat es mir beigebracht.“ Er sagte nicht mehr, aber sie merkte, dass dies nicht alles war. Fragend sah sie ihn an. „Er ist tot.“ „Dann spielst du also für ihn?“ Diesmal aber antwortete er nicht und betrachtete nur den Himmel draußen. „Es hat aufgehört zu regnen.“
 

Neji stand auf und schob den Stuhl an seinen angestammten Platz. „Du willst schon gehen?“ „Ja“, sagte er schlicht. „Ist meine Jacke trocken?“ „Ich schaue nach, warte einen Moment.“ Sie verschwand in Richtung der Heizung. Als sie mit der schwarzen Jacke zurückkam, hatte er bereits seine Schuhe angezogen und den Gitarrenkoffer, den er zuvor im Flur abgestellt hatte, in der Hand. Schweigend nahm er die Jacke entgegen und zog sie über. Der Stoff war warm und trocken.
 

Tenten begleitete ihn noch bis zur Tür. Als sie im Treppenhaus ankamen, fiel ihr, der angelehnte Regenschirm auf. „Nimm den noch mit. Falls es doch noch einmal regnet, wirst du nicht nass.“ „Ich gebe ihn dir bald zurück“, erwiderte er, als er ihn entgegennahm.
 

Als sie draußen waren, merkte Tenten, dass die Luft sonderbar klar war. Der Regen schien den Schmutz aus der Luft gewaschen zu haben. Nejis Haare waren noch immer nass und auch seine übrigen Sachen, konnte man noch lange nicht als trocken definieren, aber er ließ keinen Wiederspruch zu, noch länger hier zu bleiben. Man konnte ihn nicht zwingen etwas zu tun, das er nicht wollte. Eine Freiheit lag in seinem Blick, die sie noch nie bei jemand anderen gesehen hatte. Unschlüssig standen sie voreinander. Tenten sah in Nejis weiße Augen und hoffte trotz aller Wiedersprüche, er möge es sich anders überlegen. So merkte er auch nicht wie nah er ihr war.
 

Am Rande nahm sie seinen Geruch wahr, sein noch immer feuchtes Hemd, seinen Atem auf ihrer Wange und seine Augen, in die sich ein eigenartiger Ausdruck geschlichen hatte. „Danke für den Kaffee“, sagte er. Dann beugte er sich zu ihr hinunter und berührte für einen winzigen Augenblick ihre Lippen mit seinen.
 

In diesem Moment merkte sie, dass sie ihn liebte.
 

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Der Herbst neigte sich dem Ende zu. Die letzten Tage waren ungewohnt warm, als wollte der Himmel ihnen einige letzte schöne Erinnerungen bescheren. Es war der letzte Herbsttag und die Sonne strahlte auf den kleinen Platz. Ein paar bunte Blätter lagen auf dem gepflasterten Boden. Der Anblick erwärmte sie. Sie mochte all das, das sie vielleicht im nächsten Herbst an ihre Erlebnisse erinnern würde. Neji würde ihr im Gedächtnis bleiben, denn so lange es einen Herbst gab, würde sie sich daran erinnern, wie seine Musik sie geheilt hatte. Sie liebte es, wenn er Gitarre spielte. Sie fühlte sich nicht mehr einsam, denn er hatte ihr ohne Worte etwas gegeben. Und endlich glaubte sie, etwas Wichtiges gefunden zu haben.
 

Es war weder die Tatsache perfekt zu sein, oder den allgemeinen Erwartungen zu entsprechen, noch groß Karriere zu machen. Es war das Gefühl inneren Seelenfriedens, das Gefühl wie Wasser einem durch die Hand glitt, ohne, dass man es fassen konnte. Das Gefühl, wenn die Sonne auf ihr Gesicht fiel oder wenn man einfach glücklich war.
 

An diesem letzten aller Herbsttage waren kaum Menschen hier und schließlich waren sie allein. Ihre Blicke berührten sich, noch bevor sie ein Wort wechselten. Tenten ging auf ihn zu. Vielleicht war dies ein neuer Anfang. Vielleicht.
 

„Ich habe über dich geschrieben“, sagte sie. Der junge Gitarrist sah auf, fragend blickte er sie an. „In meiner Prüfung sollten wir einen Text schreiben über etwas, das wir selbst wählen konnten. Ich habe über dich geschrieben“, wiederholte sie. „Es hat mir das erste Mal Spaß gemacht.“ „Das ist gut“, antwortete er.
 

Die Sonne tauchte die Umgebung in orangerotes Licht und ein kühler Wind strich durch die Straßen. Tenten ließ sich neben Neji sinken, was er merkwürdigerweise zuließ. Ihr Blick wanderte über den Platz, den sie mittlerweile so gut kannte, wie sich selbst. Sie erinnerte sich an all die Momente, an all die Tage, die sie ihm zugehört hatte. Es war wirklich ihr Herbst gewesen und nun saß sie neben ihm, sprach mit ihm. Etwas, das sie sich lange gewünscht hatte. Es war Zeit ihm all das zu sagen. „Seit ich dich das erste Mal gehört hatte, wusste ich, dass du etwas Besonderes bist, du hast Licht in meine Dunkelheit gebracht, als ich nicht mehr weiterwusste. Du hast mich berührt.“ Sie sah ihn lange an, bevor sie schließlich mit einem Zögern das aussprach, das sie eigentlich von Anfang an gewusst hatte. „Ich liebe dich, Neji.“ Alles in ihr verkrampfte sich und eine Welle der Angst überkam sie, aber sie zwang sich ihm in die Augen zu sehen.
 

Nach einer Weile antwortete er ihr endlich: „Ich bin nicht besonders gut darin meine Gefühle auszudrücken.“ Verblüfft bemerkte sie, dass er verlegen schien. „Lass es mich anders sagen.“

Er griff nach seiner Gitarre, strich sanft über die Saiten und legte sie auf seinen Schoß. Seine weißen Augen suchten ihre und das erste mal war sein Blick warm. Die untergehende Sonne spiegelte sich darin. Seine Finger fuhren zu den Saiten, das erste Mal schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht.
 

Und er spielte ihr eine Herbstmelodie.
 

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Um ehrlich zu sein, weiß ich jetzt nicht wirklich was ich schreiben soll. An alle die mich jetzt 11000 Wörter lang ertragen haben und jetzt das auch noch lesen: Respekt. Ohne Bescheidenheit kann ich sagen, dass das wohl der längste One Shot ist, den ich je geschrieben habe. Ich habe große Zweifel, dass ich noch mal so einen langen OS schreiben werde. Allerdings kann man ja nie wissen^^°.
 

Noch etwas: Es tut mir leid, dass ich einen Tag zu spät bin, denn Valentinstag war ja gestern... Ich hoffe ihr könnt mir da verzeihen...
 

Wie ich schon in der Widmung erwähnt habe, ist dies auf eine Wichtel-Aktion des Neji/Tenten-Schreiber-Zirkels zurückzuführen, dessen Thema Neubeginnwar. Ob ich das nun zu allgemeiner Zufriedenheit gelöst habe, können eigentlich nur die Mitglieder beurteilen. Geschrieben ist dieser OS für Arethelya. Ich hoffe deinen Wunsch nach dem Symbol kann ich mit Nejis Gitarrenspiel nachkommen.^^

Neuzeit-Au ist wirklich schwer, aber mir schwebte diese Idee von der Gitarre im Kopf herum^^. Als weitere Themen habe ich versucht, schulischen Leistungsdruck und Einsamkeit mit einzubauen. Ebenfalls fraglich, ob die erhoffte melancholische Stimmung rüber gekommen ist.
 

Ich bedanke mich bei allen, die dies lesen/gelesen haben. Vielleicht erinnert ihr euch ja nächsten Herbst mal an diese Geschichte. Ich wünsche euch eine Herbstmelodie.
 


 

moonlight_005



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Kommentare zu diesem Kapitel (42)
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Von: Arianrhod-
2015-05-27T19:11:26+00:00 27.05.2015 21:11
Okay... Was die Gute da hat ist eine ausgewachsene Depression. Ich hoffe, nächstes Mal, wenn sowas passiert, kriegt sie früher und schneller Hilfe.

Anyway, dieser OS hat mir ausgesprochen gut gefallen. :)
Er plätscherte ein wenig gemächlich vor sich hin, aber ich glaube, genau das war einer der Gründe für diese großartige, triste Atmosphäre, die du hier aufgebaut hast. Sie bringt wirklich TenTens negative Stimmung rüber und unterstreicht noch einmal, in was für einer hoffnungslosen Lage sie sich befindet - oder zumindest so fest davon überzeugt ist.
Und ihre Eltern helfen nicht. Echt nicht. :/ Im Moment ist es für sie tatsächlich das Beste, wenn sie den Kontakt erstmal abbricht.
Dass sie sich in ihn verknallt, find ich nicht verwunderlich - immerhin erscheint er ihr als einziger Lichtblick in einer ziemlich düsteren Zeit. Und später haben sie auch noch etwas Zeit, sich besser kennen zu lernen.

Neji ist eine starke Kontrastgestalt zu ihr - er hat sich bereits von den Ketten seiner Familie gelöst und das auf eine sehr drastische Weise. Auch das mit der Gitarre und die Geschichte dazu gefiel mir sehr gut.
Auch wie er langsam mit ihr warm geworden ist... :) Am Anfang hätte er sie ja am liebsten zum Teufel gewünscht, aber am Ende hätte er sie vermisst, wenn sie nicht da war. Da das ganze eher aus TenTens Sicht erzählt ist, hat mir seine Seite etwas gefehlt, weil er auch nicht der Typ ist, der sich so klar ausdrückt.

Ich finde das Ende sehr offen und ich weiß noch nicht ganz, ob mir das auch wirklich so gefällt. Du hast jede Menge Konflikte offen gelassen - TenTen und ihre Eltern, TenTen und ihre Noten, etc. Ich habe auch ein wenig die Auflösung von dem Hiashi-Neji-Konflikt vermisst. Neji lässt an einer Stelle zwar noch etwas wie 'Eine Sache erledigen' fallen, was ich denke, dass es sich darauf bezieht, aber so wirklich kommt das nicht rüber.
Außerdem ist es leider im echten Leben mit einer Depression nicht 'so einfach' vorbei. Vielleicht kann Neji ihr helfen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen? Naja, das sind nur meine Gedanken. Die Story ist ja zu Ende und das soll keine verstecke Bitte um eine Fortsetzung sein.

Gruß
Sorca~
Von:  Sakura_Luna
2014-07-15T17:24:58+00:00 15.07.2014 19:24
Boooooah! * augen funkeln* die ff ist aber sowas von süß! Mehr kann man eigentlich nicht sagen!_(_^_)_♥♥♥
Von:  L-San
2014-05-05T16:15:02+00:00 05.05.2014 18:15


Yo moony! ;D


Oh, wow, so viele Geschichten, die du hast, da habe ich gleich deinen Rat befolgt und diese genommen.^^
Das war ein ganz schön langer OS, und er hat mir sehr gefallen.
Vor allem gefiel mir der Erzählton, er wirkte schon fast zuckrig.
Ich habe mich wirklich königlich amüsiert, vor allem wenn du aus Nejis Sicht geschrieben hast.
Ich musste wirklich schmunzeln, wie er anfangs skeptisch war, Tenten zu sehen, wie er über sie dachte, usw.
Auch gefiel mir seine Hintergrundgeschichte, und dass die Gitarre für ihn der Schlüssel zur Freiheit ist.
Neji hat von seiner Familie einen Brief bekommen, in dem über seine 'Musikkarriere' beklagt wird, allerdings erfährt man im Verlauf nichts mehr.
Das ist ein wenig schade, da Hiashi ihn doch gedroht hat.
Ich kann nur annehmen, dass Neji ihn weiterhin ignoriert und weiß, sollten sie ihn jemals 'angreifen', so würde er sie vielleicht mithilfe der Presse unter Druck setzen, beispielsweise mit Erzählungen darüber, wie sehr er unter ihnen leiden musste, usw.
Nun ja, ich kann mir alles nur vorstellen.
Wie gesagt, es wäre schön gewesen, mehr über den Verlauf zu erfahren.
Was Tenten angeht, ich konnte mich richtig gut in sie hineinversetzen.
Der Druck, Stress, ja ich konnte mich manchmal wirklich mit ihr identifizieren, denn es gab wirklich Momente, wo ich an meinem Studium gezweifelt habe.
Und es ist Neji, der ihr durch sein Spiel Hoffnung gibt.
Die Entwicklung zwischen den beiden hast du schön dargestellt.
Tentens Verliebtheit kaufe ich dir ab, Nejis dagegen ist etwas unklar.
Man weiß nicht so ganz recht, ob er wirklich romantische Gefühle für sie hat.
Ja, sie nimmt einen großen Platz ein, aber wie artet das genau aus?
Das war mir zumindest nicht deutlich genug, zumindest war ich skeptisch über seine romantischen Gefühle für sie.
Aber - ich fand die Idee, dass er ihr ein Stück spielt, um ihr seine Liebe zu beweisen/demonstrieren sehr nett, denn sie passt ja zu ihm, er ist ja nicht so groß mit seinen Worten. ;D
Was ich noch gut fand, waren die Beschreibungen.
Du hast dir schön Zeit gelassen, Gefühle usw. zu beschreiben.
Der Text hat sich sehr schön und flüssig lesen kann.
Das Ende - ich konnte gar nicht fassen, dass ich am Ende angelangt war.
Ich dachte wirklich, da kommt noch so 'n Batzen Text, aber nein, Ende. u.u
Was zeigt, dass mir der OS sehr gut gefallen hat. ;D
Also, zum Zusammenfassen, die Konsequenzen des Briefes sowie Nejis romantische Gefühle, daran hätte man vielleicht weiterschreiben können, aber ansonsten wirklich gut alles. ;D


LG
L-San
Von:  Traumfaenger
2014-03-02T02:13:25+00:00 02.03.2014 03:13
Ich musste gerade runterscrollen, um nachzuschauen, ob ich dir nicht schon einen Komentar hier hinterlassen habe. Gestern habe ich deine Geschichte "das Glück liegt auf der Straße" gelesen, heute andere NejiTen-Geschichten, bis mir irgendwann diese Geschichte wieder in den Sinn kam, die ich vor Ewigkeiten mal gelesen habe. Und siehe da, nach kurzem Suchen hatte ich sie wiedergefunden. Sofort war wieder dieses schöne melancholische Gefühl da. Mittlerweile studiere ich auch, Erziehungswissenschaften im fast 4. Semester. Ich hatte oft schon den Gedanken, das Studium abzubrechen und habe sie manchmal immer noch. Oft kommt mir ein Tag wie jeder andere vor, aber zum Glück weiß ich es besser. Denn zum Glück bin ich nicht einsam, sondern habe hier gute Freunde gefunden und es sind die kleinen Momente, wie vor Kurzem, als ich spontan in Leipzig war und auf einer Brücke an der Elster eine Gruppe von jungen Menschen rumsaßen und Gitarre gespielt haben und der Moment einfach so toll war. Es war nicht Herbst, sondern es war warm, meine Freundin und ich saßen fast im T-shirt da und haben die Sonne und die Musik genoßen.
Vielen Dank für diese wundervolle Geschichte und es wird garantiert nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich sie gelesen habe!

Liebe Grüße von der Traumfaengerin.
Von:  SoffelchensTraumwelt
2011-02-20T12:57:52+00:00 20.02.2011 13:57
Was soll ich da schon groß zu sagen...
es ist echt traumhaft. Sowas schönes liest man echt selten
aber bei dir immer wieder !!

lg.
deine kleine Träumerin <3
Von:  Cameo
2009-05-03T12:57:05+00:00 03.05.2009 14:57
ich fand den OS wirklich sehr gelungen=)
es ist gut wie du die leere und die einsamkeit ebschrieben hast. aba mich würd trotzdem noch interessieren was neji jetzt eigentlich bezüglich seiner familie gemacht hat...

lg
Von:  Norexan
2009-04-02T08:27:50+00:00 02.04.2009 10:27
Ich kann nur sagen, dieser oneshot gefällt mir sehr gut. Man sieht du kannst selber mit Worten umgehen. Desweiteren kann man erkennen was du noch kennst und wahrscheinlich magst, wie mit dem Zitat auf der ersten Seite.
mfg Norexan
Von: abgemeldet
2009-01-24T09:44:42+00:00 24.01.2009 10:44
Oh nein wie toll Q.Q
Selbst wenn der OS etwas lang war, konnt ich gar net aufhören >.<
Ich fands einfach spitze...

Die Idee war echt klasse.
Ich mag FF's mit dem Paaring die doch moderner sind ^^
einsame spitze *-*
Nur weiter so xD

LG
Von:  Kerstin-san
2008-11-14T10:48:35+00:00 14.11.2008 11:48
Hey!
Ich finde den OS richtig gut.
Du hast Tentens Probleme mit der Schule und ihren Eltern gut beschrieben und wie ihr alles über den Kopf wächst.
Und das sie gerade in dieser schwierigen Zeit sich mehr auf die kleinen Dinge konzentriert hat und auch sehr nachdenklich und verletzlich war, fand ich sehr schön.
Der Auftritt von Neji war auch klasse, weil er ja praktisch alles verkörpert, was Tenten gerne hätte.
Er ist aus seiner Famile ausgebrochen.
Er lässt sich von niemandem unter Druck setzten.
Er ist frei und bestimmt was er als nächstes macht.
Und der langsame Aufbau ihrer Beziehung, dass sie erstmal Abstand hält und sehr lange braucht, um mit ihm zu reden, das war alles detailliert beschrieben.
lg
Kerstin
Von:  Hinarika
2008-09-28T18:29:10+00:00 28.09.2008 20:29
WoW, das war so herzerwärmend. Du hast das alles so super beschrieben, dass man des alles richtig nachempfinden kann (zumindest ging`s mir so^^) Du hast die Gefühle so realitätsnah beschrieben, ach ich kann das einfach nicht so gut ausdrücken, ich hoffe du verzeist mir :)
Auf jeden Fall war das eine wundervolle FF und ich hab sie sogar zur richtigen Jahreszeit gelesen ;P
hdgdl
Hinarika


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