Music From The Heart von Iwa (If you listen, you'll discover the truth) ================================================================================ Kapitel 10: Missing ------------------- Titel: Music From The Heart Autor: Iwa Teil: 10/? Genres: AU, Drama, Romantik, Shounen-Ai Pairing(s): Inui x Renji x Kaido / Andeutungen auf Tezuka x Fuji, Oishi x Eiji und Sanada x Yukimura und noch ein weiteres x3 Warnings: Shounen-Ai + Threesome A/N: und ein weiteres kappi geschafft x3 „Nya! Kommst du heute schon wieder nicht?“, fragte Kikumaru mit Schmollmund, als er sah, dass Kaido wieder Richtung Straße wanderte. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Familientreffen“, log er. Kikumaru legte den Kopf schief und schaute dem verschwindenden Rücken Kaidos hinterher. Zur gleichen Zeit ging Yukimura an den Beiden vorbei, auf dem Weg zum Musikraum. Er hatte Kaidos Ausrede gehört. Was wollte Kaido damit nur bezwecken? Kaido schlenderte wie am Tag zuvor ziellos durch die Gegend. Es tat ihm Leid ständig zu lügen, aber er war einfach noch nicht bereit zur Probe zu kommen. Er hatte immer noch ein zu schlechtes Gewissen für das, was er getan hatte. Kaido blieb stehen, als er eine vertraute Melodie vernahm. Er befand sich in derselben kleinen Straße, in der er gestern den Gitarrenspieler getroffen hatte. Dieser saß auch an diesem Tag wieder auf seiner kleinen Mauer und spielte vor sich hin. Kaido ging zu ihm. „Hast du nix zu tun?“, fragte der Kleinere. Kaido zischte. „Das sollte man dich fragen.“ Der Sitzende lachte wieder. „Ich hab nix zu tun, nee. Ich sitz hier einfach nur rum, den ganzen verdammten Tag.“ „Schule?“, fragte Kaido, während er sich ebenfalls auf die Mauer setzte. „Geschmissen. Mit dem Mist kann ich nichts anfangen.“ Das erstaunte Kaido. Ganz bestimmt war der Strubbelkopf nicht älter als er selbst, und dann hatte er die Schule geschmissen? Wollte er denn nichts aus seinem Leben machen? „Wieso?“, fragte er. Der Gitarrist schlug eine Saite mehrmals an und wandte sich zum Größeren. „Wieso interessiert dich das? Komm mir jetzt bloß nicht mit irgendwelchen Moralpredigten.“ Kaido zischte. Er hatte Recht. Das Leben des anderen ging ihn sowieso nichts an. Dennoch fiel ihm plötzlich etwas auf, das er bis jetzt völlig vergessen hatte. „Ich hab dich gar nicht gefragt, wie du heißt.“ Der Kleinere schnaubte. „Ist auch unwichtig, aber wenn du drauf bestehst, Kirihara Akaya.“ „Kaido Kaoru.“ Kirihara reagierte nicht, scheinbar interessierte ihn der Name seines Besuchers nicht wirklich. Schlagartig sprang Kirihara auf, Kaido bekam fast wie bei Akutagawa einen Herzinfarkt, und rannte wieder auf einen Passanten zu. „Ey! Willst du die Kinder auf der Straße verhungern lassen?!“ Wie auch schon am Tag zuvor wurde er ignoriert, aber diesmal ließ er sich nicht so schnell abwimmeln. „Seid ihr euch alle zu fein den Bedürftigen was zu geben, ja?“ Er stand diesmal vor einem schwarzhaarigen Typ und motzte ihn an. Kaido zischte, er hatte den Größeren sofort erkannte. Der Passant holte mit einer Hand aus und ließ sie schmerzhaft auf Kiriharas Wange fahren. „Mitleidige Kreaturen wie du sollten sich nicht so aufspielen“, herrschte er ihn mit tiefer Stimme an. Kaido schaute sich das Szenario an. Der Wuschelkopf tat ihm irgendwie Leid, auch wenn er der Meinung war, dass Sanada mit der Ohrfeige übertrieben hatte. Aber ausgerechnet an Sanada zu geraten und ihn so an zu machen, das musste ja so enden. Kirihara hielt sich die schmerzende Wange. „Du Arschloch“, zischte er und knirschte mit den Zähnen. Sanada würdigte ihn keines Blickes und ging unbeeindruckt weiter. Kirihara grummelte. Verdammt, heute lief nichts nach seinem Willen. Zerknirscht stapfte Kirihara zu seiner Mauer zurück und nahm Platz. Kaido blieb still, egal, was er gesagt hätte, es hätte die Laune des Wuschelkopfes wohl nicht gebessert. „Verdammt, ausgerechnet Sanada“, murmelte Kirihara und begann ein neues Lied auf seiner Gitarre. Kaido sah ihn verwundert an. Woher kannte er Sanada? Was jedoch noch merkwürdiger war, war, dass ihm das Lied, welches Kirihara spielte, ihm wahnsinnig bekannt vorkam. Nach einigen Takten war er sich sicher, das war ein Lied vom Seishun Schulorchester. Ob Kirihara dort mal gespielt hatte? Doch Kaido hatte nicht wirklich Zeit, darüber nach zu denken oder den anderen darauf an zu sprechen, denn der Kleinere redete schon wieder mit ihm. „Was sitzt du hier eigentlich die ganze Zeit auf meiner Mauer rum? Hast du denn außer Schule nix zu tun?“ Kirihara lachte. „Aber wahrscheinlich fliehst du einfach nur vor deiner unerreichbaren Liebe.“ „Fshuu...“ Kaido mochte es gar nicht, wie Kirihara das formulierte, aber irgendwo hatte er ja Recht. Nur woher wusste er das? „Heh.“ Der Strubbelkopf grinste. „Die Mauer scheint ne Art Anziehung auf liebeskranke Idioten zu haben.“ „Kommst du deshalb immer hierher?“, fragte Kaido und hoffte so von sich ablenken zu können. „Früher mal ja. Jetzt hock ich hier nur noch, weil ich eh nix zu tun hab. Zuhause bin ich ja nicht mehr erwünscht.“ „Weil du die Schule geschmissen hast?“ Kirihara ließ seine Gitarre kurz los und verschränkte die Arme hinterm Kopf. Irgendwie erinnerte diese Pose Kaido sehr an Kikumaru. „Jup. Immerhin lassen sie mich noch da übernachten und Frühstück krieg ich auch, aber ansonsten bin ich für die gestorben.“ Plötzlich verdunkelten sich die Gesichtszüge des Kleineren. „Wenn meine Bitch von Mutter nicht noch meinen Bass hätte.“ Er ließ die Arme wieder sinken und widmete sich erneut seiner Gitarre. Kaido schaute auf seine Füße. Für ihn war es manchmal schwer zu glauben, dass Menschen so ein mieses Leben haben konnten. Er hatte nie richtige Probleme, ab und zu mal einen Streit mit seinem Bruder, aber so etwas war unter Geschwistern ja normal. Doch ansonsten hatte er wirklich ein angenehmes und erfülltes Leben. Kirihara tat ihm Leid. Es musste doch fürchterlich sein, wenn die Familie nur noch für einen sorgte, weil man sie sonst anklagen könnte. „Fshuu... Willst du dann nicht arbeiten gehen, um dein eigenes Leben an zu fangen?“ Wieder lachte Kirihara. „Nee, danke. Echt kein Bock. Ich hab nur vor irgendwann als Musiker berühmt zu werden. Ich muss nur irgendwie meinen Bass zurück bekommen.“ ---- Am Abend saß Kaido ihm Wohnzimmer vor dem Fernseher. Er schaute auf die Uhr. Jeden Augenblick würden Inui und Yanagi-senpai anfangen im Tune zu spielen. Kaido wollte ihre Musik nicht verpassen, aber er konnte einfach nicht hingehen. Er würde Kikumarus ewiges Gefrage nicht aushalten. In der Schule schaffte er es immer irgendwie das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, aber er sollte sein Glück nicht überstrapazieren. Er wollte so gerne hin, aber es ging nicht. Kaido schaltet genervt durch die Kanäle. Im Fernsehen lief auch nichts Gutes. Er brauchte irgendeine Ablenkung. Er schaltete die Flimmerkiste aus. In dieser Situation konnte ihn nur eins beruhigen. Kaido verzog sich in sein Zimmer und zog sich seine Laufklamotten an. Er liebte sein Jogging, das würde ihm helfen. Er sagte schnell seinen Eltern Bescheid und verschwand dann in die Nacht. Es tat gut. Alles tat gut, das Laufen, die frische Luft. Kaido atmete tief ein und genoss das Gefühl, das ihn immer durchströmte, wenn er lief. Kaido lief und lief und lief. Er stoppte abrupt, als er eine bekannte Person wenige Meter vor sich entdeckte. Das war eindeutig Fuji. Kaido zischte. Es ging ihn nichts an, was sein Senpai zu dieser Zeit draußen machte, aber es verwirrte Kaido, dass der Braunhaarige in Begleitung eines Mannes war, eines älteren Mannes. Der Jüngere wollte da wirklich nichts hinein interpretieren, vielleicht war es ja nur ein Verwandter, doch ein Satz von Fuji hallte ihm durch den Kopf: „Ob ich mein eigenes scheiß Leben auf die Reihe kriege oder nicht, spielt hier keine Rolle!“ Kaido wurde etwas rot. Fuji-senpai tat nicht das, was er dachte. Bestimmt nicht. Dafür war er viel zu ordentlich. Er schüttelte den Kopf. Wie konnte er so etwas überhaupt denken? Auf der Stelle drehte Kaido um und machte sich auf den Rückweg, aber der Gedanke ließ ihn einfach nicht los. ---- Kaido konnte von Glück sagen, dass er schon angezogen war, als er am nächsten Morgen die Tür, nach mehrmaligem Sturmklingeln, öffnete. Kikumaru schaute ihn wütend an und zog ihn fast augenblicklich mit sich. Kaido schaffte es gerade noch seine Schuhe an zu ziehen. „Fshuu... Was soll das?“, fragte er, sichtlich unerfreut. „Das wirst du schon sehen, nya!“ Kikumaru war wild entschlossen, und wenn er erst einmal in diesem Modus war, stoppte ihn absolut nichts. Nicht mal Zahnpasta. Kaido war genervt. Er konnte sich weiß-gott etwas Besseres vorstellen, als samstags morgens von dem lauten Rotschopf durch die Stadt geschleppt zu werden. „Hast du schon gefrühstückt?“, fragte der Ältere. Kaido bejahte. „Egal, dann ist du jetzt eben noch eins.“ Ein Mann, ein Wort. Kikumaru zerrte Kaido in ein kleines Café, wo er ihn sicher auf einem Stuhl platzierte. Er setzte sich seinem Freund gegenüber. Kaido bestellte sich einen Tee. Er hatte keine Ahnung, was das hier sollte, und wahrscheinlich wollte er es nicht mal wissen. Kikumaru bestellte sich gleich ein ganzes Frühstück. Dann sah er Kaido über den Rand seiner Karte an. „Rede!“, forderte er ihn auf. Kaido zischte. „Was?“ Der Rotschopf schmiss die Karte hoch. „Na was?! Ich will alles wissen, die Wahrheit! Was ist denn los, nya? Du benimmst dich seit Donnerstag total komisch! Du kommst nicht zu den Proben, nya! Und gestern bist du nicht mal ins Tune gekommen!“ Der Schwarzhaarige konnte es schwer unterdrücken mit den Augen zu rollen. Es sollte also ein Verhör werden. Aber er würde nichts sagen. Das war schließlich ganz allein sein Ding. „Das geht dich nichts an“, erwiderte Kaido kalt. Kikumaru grummelte. „Tut es nicht? Als dein Freund mach ich mir aber Sorgen, nya!“ Kaido schwieg. Innerlich freute es ihn, dass sich jemand um ihn kümmerte. Er konnte sich nicht erinnern, wann Momo das letzte Mal so etwas für ihn getan hatte. Trotzdem konnte er seinem Klassenkameraden einfach nichts erzählen. Aber er wollte auch nicht schon wieder lügen müssen. „Ich will darüber nicht reden“, sagte er nach einigen Minuten Stille. Kikumaru seufzte. „Ganz sicher?“ Er senkte den Blick und begann an der Tischdecke zu spielen. „Ich weiß, ich kann es vielleicht nicht, aber ich höre dir zu, wann immer du es brauchst.“ Der Jüngere war sprachlos. Kikumaru schien es wirklich ernst zu meinen, er hatte sogar sein typisches „nya“ vergessen. Dennoch, es ging nicht. „Fshuu... Vielen Dank. Vielleicht werde ich irgendwann mit dir darüber reden“, sagte Kaido ehrlich. Kikumaru schaute auf. Also wollte der Schwarzhaarige wirklich nicht reden. „Ich verstehe. War wohl ne ziemlich dumme Aktion von mir, was? Bitte entschuldige, nya.“ „Schon gut, Kikumaru.“ Der Trompetenspieler sah Kaido an. Das war das erste Mal, dass er ihn beim Namen genannt hatte. „Sag Eiji!“ Kaido schüttelte den Kopf. „Komm, nya! Ich mag es lieber, wenn man mich beim Vornamen nennt!“ „Nein, fshuu.“ Kikumaru seufzte erneut. Kaido war doch zu ordentlich. „Gut, dann eben nicht, nya.“ Dann bekamen beide ihre Bestellung. Das Essen verbrachten sie tatsächlich in Stille. Eine willkommene Abwechslung für Kaido. Als Kikumaru fertig war, stand er auf und wollte sich gerade verabschieden, als ihm etwas Wichtiges einfiel. „Ach ja, Kaido.“ „Hn?“ „Bitte versprich mir“, er machte eine dramatische Pause. „heute abend zu kommen! Es ist langweilig ohne dich, nya!“ Kaido wollte eigentlich freundlich widersprechen, doch das konnte er dem Rotschopf nicht antun. Nachdem er so was für ihn getan hatte. „Also gut. Bis heute Abend, Eiji.“ ---- Wie versprochen kam Kaido am Abend ins Tune. Es war wie immer. Dieselbe Menge, derselbe Platz für ihn, dasselbe Getränk, derselbe Kellner. Kaido saß auf seinem Barhocker und genoss die ersten sanften Töne der Musik. Er freute sich sie wieder hören zu können, auch wenn er immer noch ein mulmiges Gefühl hatte. Er versuchte einfach für die verbleibende Zeit nicht daran zu denken. Wie immer ließ er sich von der Musik einlullen. Aber irgendwas war anders. Nein, falsch, es war nicht anders. Es war genauso wie immer, doch Kaido fiel an diesem Abend das erste Mal etwas Bedeutendes auf. Die Musik von Inui und Yanagi war nach wie vor wunderschön, doch es fehlte etwas. Irgendetwas in ihrem Spiel fehlte. Plötzlich hatte der Schwarzhaarige das Gefühl, als wenn Yanagi ihn durch die Menge weg angesehen hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)