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Das Licht der Finsternis

von

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Der Befund

Die Tür gab kein Geräusch von sich, als sie geschlossen wurde und Stile einkehrte. „Was soll das heißen?“, fragte ich nach einigen Momenten der Stille. „Mein Todesurteil?“ Alan starrte auf seine Hände, dann flüsterte er: „Das oberste Gesetz für jeden Vampir ist, unsere Existenz geheim zu halten. Menschen, die von uns wissen, müssen entweder zu Vampiren gemacht werden oder sterben.“

Mein Mund fühlte sich seltsam trocken an und ein ersticktes Lachen verließ meine Lippen. „Das ist nicht dein Ernst.“ „Leider doch.“ Ich schwang die Beine auf dem Bett und ging zum Fenster, fühlte die kalte Fensterbank an meiner Handfläche, als ich mich leicht abstützte. „Soll das heißen, du klärst mich auf, ohne mir vorher die Risiken und Nebenwirkungen zu erklären?“, kreischte ich panisch und wirbelte herum. „Das kann doch nicht dein Ernst sein! Ich will leben, verdammt noch mal! Du kannst doch nicht einfach so darüber entscheiden! Weißt du, jetzt wird mir klar, warum die Werwölfe was gegen euch haben! Seid ihr eigentlich alle so rücksichtslos?!“ „Cassie! Beruhig dich!“, herrschte er mich an und stand vor mir, bevor ich sah, dass er aufstand und fing meinen wild in der Luft herum gestikulierenden Arm ein, um ihn an meine Brust zu drücken. Mein Herz schlug wie wild und für einen Moment hatte ich das Gefühl, seine Augen würden dunkler werden, aber es war wohl nur Einbildung. „Ich will mich aber nicht beruhigen!“, schluchzte ich und spürte, wie die Anspannung aus meinem Körper wich, als er mich an sich drückte und ich die Kälte durch seinen dünnen, mausgrauen Pullover spürte. „Es tut mir Leid“, murmelte er. Ich schüttelte den Kopf. „Lässt du mich bitte allein?“, murmelte ich in einem Ton, der Widerspruch nicht duldete. Er ließ mich langsam los und war verschwunden, ehe ich blinzeln konnte.

Zitternd ließ ich mich an der Wand hinunter gleiten und verbarg das Gesicht in den Armen, die ich auf den Knien abstützte. Mein Arm tat auf einmal nicht mehr weh. Er war unwichtig geworden. Was war mein linker Arm gegen die Tatsache, dass ich sterben sollte? Entweder sterben oder ein Vampir werden. Ich wollte keins von beiden. Sterben sowieso nicht und Vampir… das hieße, dass mich meine Freunde verstoßen würden, oder? Würde es nicht so sein? Sie hassten Vampire. Paul hatte mich ja schon angeknurrt, als ich bloß so aussah wie ein Vampir. Wie würde er erst reagieren, wenn ich einer war? Und Jacob? Nein, da war ich lieber tot, als von ihm verachtet zu werden. Jacob zu verlieren… das wollte ich mir nicht vorstellen. Jake und ich waren doch schon von klein auf unzertrennlich gewesen… aber wenn ich nun ein Vampir werden würde…

Nein, da war der Tod wirklich die bessere Perspektive. Für Jake würde ich sterben…
 

„Miss Uley!“, kreischte eine hohe Stimme und frierend schlug ich die Augen auf. „Was tun Sie denn dort unten?! Sie holen sich ja noch den Tod! Hopp, hopp, stehen Sie auf! Also wirklich, einfach auf dem Boden zu nächtigen! Ohne Decke…“ Jemand zog mich am Arm hoch und ich brauchte einen Moment, bis ich verstand, was geschah. Schon saß ich auf dem Bett und die Schwester fühlte meine Stirn. „Hm… Sie scheinen wenigstens nicht unterkühlt zu sein…“, murmelte sie sich zurecht, während ich aus dem Fenster starrte. Alan. Dieser miese Haufen Dreck! Wie konnte er einfach so über mein Schicksal entscheiden?! Natürlich, mir war es mehr als recht, zu wissen, was mit meinen Freunden los war, aber dafür war ich nicht bereit zu sterben! Ich hatte doch auch vorher damit leben können. Irgendwann hätte es mich zwar wahnsinnig gemacht, aber ich war lieber wahnsinnig als tot. Und tot war ich auch noch lieber als Vampir.

Jemand kam in den Raum und die Krankenschwester schaute auf. „Ah, Dr. Cullen, guten Morgen. Stellen Sie sich vor, das Mädchen hat auf dem Boden geschlafen. Ich dachte, Sie wollten stündlich nach ihr sehen?“ Dr. Cullen nickte gedankenverloren, während er langsam auf mich zuging. „Ja, das hatte ich ursprünglich vor. Aber als sie erst einmal wieder aufgewacht war, wollte ich sie schlafen lassen“, sagte er mit einer Stimme, die der Schwester eine Gänsehaut bescherte. „Selbstverständlich, ganz Ihrer Meinung“, stammelte sie. „Könnten Sie uns bitte allein lassen? Ich muss mit Miss Uley sprechen“, bat der Arzt höflich und die Schwester verschwand ohne jeglichen weiteren Kommentar. Dr. Cullen setzte sich auf einen Hocker mit Rollen, näherte sich dem Bett und sah mich prüfend an. „Tut dir noch etwas weh?“, fragte er mich und sein Blick ruhte auf meinem Arm. Ich bewegte ihn leicht und schüttelte den Kopf. „Wenn es dir nichts ausmacht, röntge ich dich noch, dann denke ich, kannst du deine Familie anrufen.“ „Sie meinen die Flohtaxis?“, fragte ich herausfordernd und er nickte. „Ja, entschuldige bitte Emmetts Ausdrucksweise. Er ist nicht sehr gut auf Werwölfe zu sprechen.“ Ich zuckte mit den Achseln. „Röntgen Sie mich.“ Er stand auf und führte mich hinaus, unzählige Gänge entlang. „Hast du Kopfschmerzen?“, fragte er.

„Nein.“

„Tut dir sonst etwas weh? Irgendetwas?“

„Nein.“

Er machte sich Notizen in meiner Krankenakte.

„Ich habe dir Blutproben entnommen, weil ich gern herausfinden möchte, ob du irgendetwas an dir hast, das unsere Kräfte blockiert, nun, da du die Wahrheit weißt, denke ich, kann ich dir das erzählen.“

„Was gefunden?“, fragte ich missgelaunt. Er nickte. „Du hast einen Stoff im Blut, den ich noch nicht einsortieren konnte. Ich hab schon einiges gesehen, aber so etwas noch nie.“

„Aha.“

Schweigend gingen wir weiter, bis wir vor einem Raum ankamen, der ein Warnzeichen an der Tür hatte. Achtung, Röntgenstrahlung. Dr. Cullen führte mich hinein und ein anderer Arzt nahm sich meiner an. „Guten Morgen“, begrüßte er mich freundlich, während er eine Bleischürze hervorholte, unter deren Gewicht ich überrascht in die Knie ging. Der junge Arzt grinste. „’Tschuldigung, aber ich liebe diese Reaktion bei Patienten“, schmunzelte er und schob mich an ein Gerät. „Was soll ich röntgen, Chef?“ „Arm“, kam die knappe Antwort. „Okidokeli, Chef.“ Der Mann brachte also meinen Arm in Position und verschwand dann. Die Geräte begannen zu surren und sich langsam zu bewegen und die Bleischürze wurde mir langsam unangenehm. Sie drückte schwer auf meinen Schultern.

Schließlich war alles vorbei, der junge Arzt nahm mir den Mantel aus Blei ab und ich fühlte mich ungewohnt leicht. Der Arzt und Dr. Cullen studierten meine Röntgenbilder eingehend, bis ich den Arzt, der mir die Bleischürze umgelegt hatte, murmeln hörte: „Bist du dir sicher, dass da gestern noch etwas zu sehen war?“ Der Vampir unter ihnen lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein, vielleicht wurden die Bilder verwechselt. Ich bringe Cassie dann mal zurück in ihr Zimmer, damit sie ihre Familie anrufen kann.“ Ich folgte Dr. Cullen ohne Widerworte und wir schwiegen, bis Dr. Cullen der Meinung war, mir sagen zu können, was los war.

„Dein Knochen sieht aus wie neu“, erklärte er nachdenklich. „Kopfschmerzen?“ „Nein.“ Er notierte etwas in der Akte, während wir weiter den Gang entlang eilten. Er ging ziemlich schnell. Ich konnte ihm kaum folgen.

Wir können uns sogar so schnell bewegen, dass es für das menschliche Auge nicht mehr erkennbar ist…

Das hatte Alan gesagt. Der Mörder. Wie viele Menschen hatte er wohl in den Jahrhunderten getötet, in denen er sich von Menschenblut ernährte? Er hatte gesagt, er ginge etwa alle drei Wochen auf Jagd, im Jahr war das etwa siebzehn Mal. In vierhundert Jahren also fast siebentausend Mal. Mir wurde übel. Der Arzt blieb stehen. „Was ist los?“ Ich hielt kurz inne, um meinen Würgreflex zu kontrollieren und flüsterte dann: „Nichts, es geht mir gut.“ Dr. Cullen sah mich misstrauisch an, begleitete mich dann jedoch weiter in mein Zimmer. „Wenn du willst, lasse ich deine Mutter anrufen, dann kannst du dich schon umziehen. Deine Kleidung liegt im Schrank.“ Ich nickte und zog mich rasch um, nachdem er das Zimmer verlassen hatte. Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Kurz vor acht. In vier Stunden würde sich entscheiden, ob Alan bereit war, mein Leben zu verlängern oder nicht.

Ohne lange zu überlegen, verließ ich mein Zimmer, meldete mich bei einer nett wirkenden Ärztin ab und entschloss auf dem Parkplatz zu warten. Kurz vor dem Ausgang, stieß ich gegen etwas Hartes, was mich zu Boden warf. „Oh, tut uns Leid“, entschuldigte sich eine vertraute Stimme und jemand reichte mir eine Hand. Ich sah auf. Bella. Ohne ihre Hand anzunehmen, stand ich auf. Scheinbar hatte ich Edward umgerannt.

„Ist etwas passiert?“, fragte Bella, als ich sie und Edward ausdruckslos anstarrte. Ich lächelte freundlich. „Nein, es ist nichts. Was macht ihr hier?“ „Bella fand deinen Stunt gestern so lustig, da war sie der Meinung, sie müsse heut auch mal eine Stufe übersehen“, murmelte Edward verstimmt und Bella grinste. Sie zeigte mir ihren Ellenbogen. „Ist gar nicht schlimm. Mir war danach nur ein bisschen schwindelig und na ja… Edward befürchtet ja immer gleich das Schlimmste – als ob er nie stolpern würde.“ ‚…was er garantiert nie tut’, ergänzte ich ihren Satz in Gedanken. Edward zuckte mit den Schultern. „Wenigstens falle ich nicht durch irgendwelche Fenster.“ Bella räusperte sich merkbar. „Und du? Wurdest du entlassen?“ Ich nickte. „Ja, bin wieder fit. Sag mal, hat jetzt eigentlich schon jemand den Wagen abgeholt?“ „Sam war gestern Abend noch mit Jared da“, erzählte Bella, als Edward leicht an ihrem Arm zog. „Wir müssen jetzt aber hoch. Carlisle wollte sowieso noch mit Edward sprechen.“ Sie verabschiedeten sich und ich winkte, während sie in den Fahrstuhl stiegen und die Türen sich schlossen.

Ich konnte mir denken, worüber Carlisle mit ihnen sprechen wollte. Darüber, dass die kleine Cassie einfach so in die Falle des bösen Vampirs Alan getappt war, als er ihr seine Geschichte erzählt hatte. Am liebsten hätte ich mir ohne Unterbrechung dafür den Arsch versohlt, aber ein letzter Funken Verstand hielt mich davon ab.

Eine halbe Stunde stand ich im Bushäuschen, um mich vor dem Regen zu schützen, bis ein Volkswagen vorfuhr. Ich öffnete geschwind die Tür und fragte grinsend: „Nimmst du mich mit?“ Der Fahrer wiegte den Kopf ein wenig hin und her, als suche er nach einer Antwort, dann sagte er: „Wo musst du denn hin?“ „La Push?“ „Okay, kannst mitkommen.“ Lachend ließ ich mich neben Jacob fallen. Werwolf hin oder her. Er war mein bester Freund und wenn er sich hin und wieder in ein pelziges Untier verwandelte, war mir das auch egal. „Wie geht es dir?“ „Joah, ganz okay halt“, antwortete ich und beobachtete den Regen, der an die Seitenfenster prasselte. „Ich mein… den Umständen entsprechend…“ Jake nickte lächelnd. „Und sonst? Tut dir noch etwas weh?“ Ich schüttelte den Kopf. „Dann ist ja gut.“ Er zerstrubbelte mir die Haare, ohne den Blick von der Straße abzuwenden. Seine Hitze war im ganzen Auto zu spüren.

Ich lehnte den Kopf an und sah weiter raus. Fast siebentausend Menschenleben… die Werwölfe hingegen. Sie schützten die Menschen. Jake war mein bester Freund. Ich war mit ihm und den anderen aufgewachsen. Alan dagegen? Ich kannte ihn doch erst seit wenigen Wochen. Wieso tat es nur so weh, wenn ich an ihn dachte? Warum glaubte ich, dass uns so viel Unausgesprochenes verband? Und warum zweifelte ich mit jeder Sekunde weniger daran, dass er zu den Cullens gehen würde? Um zwölf Uhr… er würde dort sein. Das wusste ich. Er musste einfach gehen.

Ich hatte meinen Arm auf die Lehne gelegt. Meine Finger zitterten deutlich. Jake schien es zu ignorieren, aber ich konnte das nicht. Obwohl mein Puls ganz ruhig war und darauf vertraute, dass Alan gehen würde, fürchtete ich mich davor, er würde es doch nicht tun.

„Hey, hast du etwas?“, fragte Jake. „Nein, mir ist nur kalt“, murmelte ich, um das Zittern zu erklären. Er legte einen Arm um mich und zog mich an sich. „Immer noch?“, grinste er. „Nein, danke“, flüsterte ich und tatsächlich ließ das Zittern nach. Selbst wenn Alan nicht gehen würde, Jake würde mich nie allein lassen. Er würde immer auf mich aufpassen. Da war ich mir sicher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2009-09-30T18:12:46+00:00 30.09.2009 20:12
Hey
ich lese deine ff schon seit Tagen,
hab mich aber erst vor kurzem in animexx angemeldet und da wollte ich dir mal schreiben wie toll ich deine ff finde
Ich finde es cool wie du die Spannung aufrecht erhälst und ich bin schon richtig gespannt die anderen Kapitel auch noch zu lesen
Mach so weiter und das Kapi war wirklich richtig super ;-)

Von: abgemeldet
2008-05-01T15:42:08+00:00 01.05.2008 17:42
hey des kap is wieder mal klasse ^^
wann gehts denn weiter?

glg
Von: abgemeldet
2008-04-28T15:09:57+00:00 28.04.2008 17:09
wow also ich kann mich nur anschließen ... klasse kapitel ^^

obwohl ich hoff ma sie ignoriert jetz nicht bella oder so nur wegen der sache... wär ja doof ^^

aber ich freu mich das jake wieder da is ... zwar mag ich ihn net besonders aber ich mein das er es au verdient ^^
Von: abgemeldet
2008-04-22T16:29:53+00:00 22.04.2008 18:29
Ich finde die Geschichte toll, weil es einfach mal was anderes ist! :D
Misstraut Cassie den Vampiren jetzt oder wie? Natürlich bleibt sie bei den Werwölfen, ihrer Familie, denke ich, aber sie ist doch schon irgendwie "vampirartig". Ich frage mich wirklich was sie in sich trägt, denn das ist ja schon sehr ungewöhnlich.
Ich finds weiterhin spannend! :D
Von:  Angelstar91
2008-04-22T16:15:25+00:00 22.04.2008 18:15
Super Kap
Ich freu mch schon aufs nächste und bin gespannt was Alan jetzt macht ^^

Von: abgemeldet
2008-04-22T15:33:12+00:00 22.04.2008 17:33
Tolles Kapitel!
Nu frag ich mich aber was Cassie in sich trägt
wenn ich net schon wüsste das ich mit meiner Vermutung
falsch liege wäre ich nun bei meienr vermutung ganz sicher
so tappe ich nun aber wieder im dunkeln
aber naja da bleibts noch spannender als es ist ^^



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