The GazettE - Stranger than fiction? von abgemeldet (Rukis persönliches Tagebuch) ================================================================================ Kapitel 12: Too Drunk To Fuck ----------------------------- 06.02.2007, 03.48 Uhr Liebes Tagebuch, Uruhas Rat hab ich jedenfalls befolgt. Nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel seines Autos war ich davon überzeugt, dass ich tatsächlich scheiße aussah. Also schmiss ich mich, als wir nach mehreren Ewigkeiten endlich angekommen waren, gleich in mein Bett und pennte sofort weg. Ganz ohne Tabletten. Als ich gestern dann irgendwann am Nachmittag aufstand, sah ich bis auf meine Geierkükenfrisur recht annehmbar aus. Meine Kollegen schienen offenbar der Ansicht zu sein, dass ich im Moment schon genug gestraft wäre und hießen mich allesamt freundlich willkommen. (Naja Reita konnte sich ein „Mensch, ich hätte doch drauf wetten sollen, dass du mal inner Klapse landest!“ nicht verkneifen). Nur Aoi verhielt sich seltsam distanziert. Kai klärte mich dann schließlich über das unglaublich wichtige Event auf: „Das ist so ne komische Charity Versteigerung für irgendwelche minderjährigen Witwen in Kambodscha, oder sowas. Jedenfalls sind jede Menge Leute ‚aus dem Musikbusiness‘ da, die allesamt keine Ahnung von guter Musik haben. Aber jetzt sind wir eingeladen und wenn wir da nicht auftauchen, sind wir erstmal unten durch…“ Ich war nicht all zu begeistert, aber schließlich war ich wegen dieser Party aus dem Irrenhaus befreit worden, vielleicht würden sie mich ja gleich wieder reinstecken, wenn ich nicht mitkäme. So fand ich mich dann (diesmal ohne Hut) inmitten von lauter widerlich gut gelaunten Menschen wieder. Das heißt, hauptsächlich angegrauten Männern mit Zigarren und langbeinigen Frauen mit absurd großen Brüsten. Ich schaute mir die zu versteigernden Gegenstände an (irgendwelche Gemälde, eine Haarskulptur von Yoshiki, getragene Kleidung von Utada Hikaru, einen ausgestopften Hummer usw.), dann begann ich aber schnell, mich zu langweilen. Als dann noch so eine blonde Potenzdemonstration auf mich zukam, mir empfahl, doch nicht so ein Gesicht zu ziehen und mich dann zu guter letzt auch noch in die Wange kniff, war ich vollends bedient. Grantig [1] verzog ich mich auf den Balkon, um in Ruhe eine Zigarette zu rauchen. Aus einer wurden drei, aber als ich mir gerade die vierte anzünden wollte, packte mich auf einmal jemand von hinten. Ich wollte schon zu einem knochenzerschmetternden Karateschlag (aka Ohrfeige) ausholen, als ich Aoi erkannte. Der hielt mich immer noch fest und legte jetzt seinen Kopf auf meine Schulter. „Was hältst du von der Veranstaltung?“ „Waaahnsinnig interessante Leute hier.“ erwiderte ich ernst. „Tatsächlich?“ „Ist zum Kotzen hier…“ grinste ich und er lachte leise. Und zwar genau so lange, bis ich fragte: „Was war denn eigentlich mit dir los mit dir heute?“ „Hm…“ „Jaaa…?“ „Es war doch meine Schuld, dass du da drin gelandet bist…“ „Ach, komm schon, ich bin echt selber schuld, wenn ich zu blöd bin um überhaupt auf die Packung zu gucken, also vergiss die Sache!“ „Hrrrmm…“ „Was heißt hrrrmm?“ „Das ausgerechnet Uruha dich raushauen musste…“ Jetzt war ich mit Lachen dran, und das tat ich auch ausgiebig. „Mensch, Aoi…“ „Was heißt hier ‚Mensch Aoi‘, ich hab einfach Angst, dass du… naja, wieder in alte Verhaltensweisen zurückfällst.“ „Was meinst du, trinken und fluchen?“ „Also, DAS wirst du wohl nie aufgeben…“ „Da kannste dich drauf verlassen.“ Dann waren uns irgendwie die schlauen Antworten ausgegangen und wir standen eine ganze Weile lang einfach so da. Dabei wurde es mir zwar verdammt kalt, aber das ließ sich dann doch irgendwie aushalten. „Du, Aoi?“ „Hmmmmm?“ Er fand es auf meiner Schulter offensichtlich immer gemütlicher. „Was sind wir jetzt eigentlich?“ „Wie?“ „Du weißt schon, wie ich das meine…“ „Hm. Ich weiß auch nicht.“ Frustriert dreht ich mich um: „Kollegen? Fuchs und Hase? Hänsel und Gretel? Fuck Buddies? Siegfried und Roy?“ Völlig unverständlicherweise lachte Aoi schon wieder: „Oh Gott, Ruki, hör auf damit…“ „Nein werd ich nicht, denn ich w-…“ Den Satz konnte ich nie zu ende bringen, denn genau da hat er mich einfach zum Schweigen gebracht. Ja, genau, du weiß schon wie. Dieses Mal hatte er mich jedoch nicht ganz so eiskalt erwischt und so bekam ich die Gelegenheit, meinen Arm um ihn zu legen, die andere Hand mal wieder in seinen Haaren zu vergraben und den Kuss zu erwidern. Allerdings nur so lange, bis hinter uns die Balkontür ausging, ein fetter Typ herausstürzte, sich über die Brüstung lehnte und begann zu kotzen. Wir standen schockiert bis angeekelt daneben und zumindest ich war ziemlich angepisst. Hätte dem nicht woanders schlecht werden können? Oder zumindest 5 – 35 Minuten später? Irgendwann war er damit fertig, seinen Mageninhalt auf die Straße bzw. irgendwelche Passanten zu verteilen und er drehte sich zu uns um: „Wer seid denn ihr Typen? Du da, du bist doch der Zwerg von Dir en grey, oder?“ „Waas?! Dich kick ich gleich weg, du Vollidiot! Wen nennst du hier Zwerg?! Du…“ „Ähm Ruki…“ flüsterte Aoi mir zu. „Der Typ schreibt für die ‚Gemälde‘, also sei jetzt besser ruhig, falls der sich morgen doch noch an was erinnern kann…“ Das klang vernünftig, also wünschte ich ihm „noch einen schönen Abend“, woraufhin der Typ nickte und dann wieder zurück ins Haus torkelte. Aoi sah jedoch immer noch besorgt aus. „Hey, was ist denn auf einmal los mit dir? Komm schon, der Typ hat doch eh nichts mitgekriegt…“ „Das ist es nicht…“ „Ja was denn dann?“ „Meine Mutter hat mich heute angerufen…“ „Ach was, du hast ne Mutter?“ „Ja hab ich, und die will mich jetzt besuchen kommen.“ Ich will ja nicht behaupten, dass ich und meine Mutter beste Freunde sind, aber ich konnte beim besten Willen nicht verstehen, was daran jetzt so schlimm sein sollte. Also fragte ich nach: „Und was soll daran jetzt so schlimm sein?“ Er guckte erst etwas betreten auf den Boden „Sie glaubt ich bin Chauffeur.“ Sekunden später kniete ich auf dem Boden und versuchte zwischen meinen hysterischen Lachkrämpfen noch irgendwie Luft zu kriegen. „Das ist kein bisschen komisch.“ ,meckerte Aoi, grinste dabei aber ziemlich verdächtig. Nach einer Weile hatte ich mich einigermaßen beruhigt und hockte mich gegen die Hauswand gelehnt hin. „Und wie kommt sie bitteschön dazu?“ „Weil ich ihr das erzählt hab.“ „Aha. Warum?“ „Naja, die hat immer gemeint, ich würde ja eh nie nen ‚richtigen Job‘ finden. Das mit der Band konnte ich ihr schlecht erzählen, die glaubt Leute, die so aussehen sind alles Stricher, die nebenbei Straßenmusik machen…“ Wieder musste ich einen Lachanfall unterdrücken: „Naja, ich glaub, da ist sie nicht ganz alleine.“ „Ruki… kannst du meinen Chef spielen?“ „Was? Wozu das denn?“ „Die hat mir selbst das mit dem Chauffeur nicht so richtig geglaubt, ich weiß genau, dass sie das nachkontrollieren will. Sie denkt, ich bin einfach für nichts zu gebrauchen…“ Er setzte sich neben mich hin und guckte ziemlich deprimiert. Das war nun ganz schlecht auszuhalten, also schnappte ich ihn mir wieder und begann da weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten. Er versuchte eher halbherzig, mich davon abzuhalten: „Was ist, wenn dieser Reportertyp wiederkommt?“ „Mir doch scheißegal. Von mir aus kann der uns auf die Titelseite klatschen…“ Und damit versenkte ich meine Zähne in sein Ohr, wogegen er dann auch nichts mehr einzuwenden hatte. Naja, irgendwann dann doch… „Oah, Ruki, das kann ich gar nicht aushalten…“ Er begann sich hin und her zu winden, was mich natürlich nur motivierte. Gerade wollte ich mich an seinem Hals runter arbeiten, als natürlich die Tür aufging. Reita schien auch schon etwas angetrunken zu sein: „Hey Leute, da seid ihr ja, ich hab euch schon gesu-… ähm, was geht denn hier ab?“ Da holte kramte er aus irgendeiner Leichengrube das dreckigste Grinsen hervor, das ich jemals gesehen hatte. „Haha, dann lasst euch mal nicht stören, bin so gut wie weg. Mann, wieso hab ich bloß keine Kamera mitgenommen…“ Damit verschwand er wieder im Haus und Aoi knallte seinen Hinterkopf gegen die Hauswand. „Owwww, mein Leben ist ne Katastrophe…“ „Stimmt doch gar nicht. Du hast nen neuen Job.“ „Wie?“ „Na, du bist ab sofort mein Chauffeur.“ Er setzte sich wieder auf. „Du spielst also mit?“ „Klar.“ Ich stand auf und wir gingen dann doch wieder ins Haus, denn inzwischen war es dann doch richtig kalt geworden. Den Rest des Abends verbrachten wir damit, uns mit irgendwelchen bunten Cocktails zuzukippen und dabei möglichst viel Abstand zu halten. Wenn ich nochmal darüber nachdachte, hatte nämlich doch keine große Lust, mitten auf der „Gemälde“ zu landen. Nachdem ich ungefähr 5 Liter von dem süßen Klebekram intus hatte, was die Veranstaltung dann endlich zu Ende und wir verließen sie alle mehr oder weniger schwankend. Ich bin ja mal gespannt, auf was ich mich da eingelassen habe, und ob Aois Mutter wirklich so seltsam drauf ist, oder ob er nur übertrieben hat um mein „Mitleid“ zu bekommen. Naja, das hätte er auch so haben können. Hehe. Naja, mal gucken, wie ich Reitas Anspielungen überstehen werde. Denn die werden kommen. Und ich werde mit ziemlicher Sicherheit wieder den Drang zu morden niederkämpfen müssen. Jedenfalls freu ich mich schon auf meinen Kater. Gute Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)