After Life von abgemeldet (Nach dem Leben) ================================================================================ Kapitel 3: Let The Lilys Fly ---------------------------- Es regnete. Schon alles war übersäht mit dem, was sich hier niederschlug. Aber nass wurde sie nicht, keineswegs. Es regnete, aber es regnete kein Wasser, es war kein Schnee, nichts der gleichen. Inmitten des Meeres lag Lily, die Augen geschlossen mit leicht geöffneten Lippen, über und über bedeckt von weißen Lilien. Stöhnend rappelte sie sich auf und sah sich um. Noch immer prasselte es Blumen von der Decke, legten sich auf Lily nieder, auf den roten Boden unter ihr. Sie fuhr sich durch die rote Mähne und stand auf. Wo war sie denn hier gelandet? Alles, was sie noch wusste, war, dass ein grüner Blitz auf sie zugekommen war. Folglich… müsste sie tot sein! Diese Erkenntnis lies ihre Beine zusammen sacken und sich Lily an die Wand setzen. Sie hatte sich den Himmel immer anders vorgestellt. Wie eine Wüstenoase aber doch nicht wie einen roten Raum in dem es Lilien regnete! Und wo war James? War er vielleicht gar nicht tot? Sie konnte es sich nicht vorstellen, aber die leise Hoffnung suchte sich einen großen Platz in ihrem Kopf um sich dort auszubreiten. Und Harry? Hatte sie es denn geschafft, ihren Sohn zu beschützen? War ihr das wenigstens gelungen? Oder krabbelte er nun auch in einem Raum umher, verzweifelt auf der Suche nach seinen Eltern, die ihn doch über alles lieben und immer lieben werden. “James?”, wagte sie den Versuch, ihren Mann zu finden. Aber keine Antwort. Nur das unregelmäßige Aufschlagen der Blumen auf dem Boden, was auch langsam versiegte. Musste sie hier warten? Würde sie abgeholt werden? Oder war das hier Lilys Ort für die Ewigkeit? Denn wem dem so war… ohne James? Ohne die Liebe ihres Lebens? Wenn er noch lebte, dann war das gut so. Aber wenn er es nicht mehr tat… sie wollte ihn nicht vorenthalten bekommen. Sie wollte zu ihm, wollte in seine Arme genommen werden. Er musste sie beschützen vor diesem spärlich beleuchteten Raum. Zu dunkel, zu einsam. Ihre Tränen waren mittlerweile getrocknet, hatten nur rote Augen und Salz auf ihren Wangen zurück gelassen. Nach wie es ihr schien einer halben Ewigkeit hatten ihre Beine genügend Kraft, um Lily zu halten und weiter zu tragen. Sie lief einfach nur, ohne Ende in Aussicht, ohne Ziel. Ohne Hoffnung. Ohne Hoffnung darauf, James jemals wieder zu begegnen. Ohne Hoffnung darauf, Harry je nochmals in die Arme schließen zu können. Sie konnte ihren Sohn nicht aufwachsen sehen, wusste nicht, wie er später sein würde. Sirius war jetzt sein Vater. Nicht sein echter, das würde Sirius auch nie werden wollen. Er war sein Ziehvater und er würde seine Sache gut machen. Harry würde wahrscheinlich ein zweiter James werden. Genauso durchtrieben und der absolute Mädchenschwarm. Ein Lächeln schlich sich auf Lilys Lippen. Wenigstens würde unten - oder oben? - auf der Welt James in Harry weiter existieren. Und sie auch. Sie würde in ihrem Kind weiter leben können, auch wenn Harry sich wohl nur schwer an seine Eltern erinnern würde. Er war doch noch so klein! Es war besser so. Besser sie und James starben, wenn Harry klein war, als ein paar Jahre später. Er würde sie zu sehr vermissen. So hatte er doch keine Erinnerungen an sie, so konnte er sie nicht vermissen. Was redete sie sich da eigentlich ein? Sie suchte nach Worten, die ihr in dieser Situation ein bisschen Trost spendeten. Es war nicht besser, dass sie tot waren. Es war gar nicht gut, dass sie es waren. Und es würde nie gut sein. Klar erinnerte Harry sich an sie. Sie waren seine Eltern, hatten ihn in seinem jungen Leben immer begleitet, waren immer da gewesen um ihn zu beschützen, hatten alles versucht, damit aus ihm ein glückliches Kind wurde. Und jetzt war er ein Waisenkind. Solange Sirius ihm keine völlig überheblichen Geschichten über James erzählen würde… Er war nun wirklich kein Vorbildvater, aber Sirius liebte Harry fast wie seinen eigenen Sohn. Er wusste, worauf es zu achten galt, er wusste, wie er mit Harry umgehen musste, er wusste, wie er ihn zum Lachen bringen konnte. Das würde schon alles werden. Langsam bildete sich eine Gasse, etwas Licht schimmerte in weiter Entfernung. In das Licht gehen? Lily entschied sich dafür. Vielleicht würde sie dort James treffen. Ihr Gang wurde schneller, bis sie letztendlich rannte, als würde sie um ihr Leben rennen. James. Er würde doch da sein. Er konnte sie hier nicht alleine lassen. Nicht für die Ewigkeit. Sie war sich sicher, dass er tot war. Da war der Blitz gewesen. Und Lord Voldemort tötete. Wenn er es versuchte, dann schaffte er es auch. James war tot. Lily war tot. Und Harry? Sie wusste es nicht. Genauso wenig wie James wohl wusste, dass Lily hier war und sie die Sehnsucht nach ihm fast zerriss. Als sie der Lichtquelle näher kam, schwand auch die Geschwindigkeit ihrer Schritte. Ihre grünen Augen huschten über die Wände, über die Fotos. Vor einem Bild blieb sie stehen und betrachtete es eine Weile mit leicht schief gelegtem Kopf. Wie konnte das möglich sein? Lily sah sich selbst, sah Harry und James zusammen in einem Freizeitpark. Es musste einer sein, da Harry seinen Vater gerade in einen Achterbahnwagen zerrte. Ein Blick in die Zukunft? Wer auch immer das hier alles zu verantworten hatte, warum musste der jenige sie so verletzen? Tränen suchten sich den Weg über ihre Wangen, als Lily sich auch die anderen Bilder ansah. Harrys zweiter Geburtstag, sein dritter, sein vierter. Harrys erster Schultag, an dem er zusammen mit seinen Eltern vor dem Bahngleis 9 ¾ stand. Harrys letzter Schultag, als er Lily stolz sein Zeugnis zeigte. Harry mit Freunden und seiner Freundin, Harry beim Quidditch spielen. Vor diesem Bild blieb die Mutter des Jungen besonders lange stehen. Er sah wirklich aus wie James. Alles an diesem Bild erinnerte sie an James. Die schwarzen Haare, die wirr von Kopf abstanden. James mochte es immer noch nicht, wenn sie ihm durch die Haare fuhr oder mal wieder meckerte, sie seien nicht gekämmt. Aber anscheinend wären Harrys Haare auch so geworden. Wie glücklich er doch den Schnatz in die Luft reckt. James war ein klasse Jäger und anscheinend hatte Harry sein Talent zum Fliegen von seinem Vater geerbt. Denn Lily besaß absolut kein Talent dazu. Sie mochte es nicht mal besonders, dabei zu zusehen. Konnte sie die Bilder nicht behalten? Mussten sie hier an der Wand hängen? Hatte James so was hier auch? Wo war James denn? Noch einmal wanderte der Blick zu dem Bild. Ihr Sohn sah wirklich gut aus. Hatten sie toll hinbekommen. Aber das waren alles nur Spielereien. Es konnte nicht echt werden, weil Lily und James nicht mehr lebten, weil sie ihren Sohn im Stich gelassen hatten. Und James ließ sie auch im Stich. Ob er wollte oder nicht. Sie brauchte ihn doch! Er konnte nicht einfach so nicht mehr da sein. Er war ihr Leben, er war ihr Ein und Alles! Etwas erschöpft vom Rennen und dem Weinen lehnte sie sich gegen eine Wand und sank zu Boden. “James… bitte… lass mich nicht alleine.” Sie wusste, es hatte keinen Sinn ihn zu rufen, aber das war ihr egal. Er sollte nur da sein. Er sollte sie nur mit seiner Liebe ergreifen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)