Black Dragon von Seraphime (Die Meisterin der Diebe) ================================================================================ Kapitel 7: Im Irrgarten des Untergrunds --------------------------------------- „Ja, ich hoffe wirklich, dass das so funktioniert wie ich mir das gerade vorstelle.“ „Das hoffe ich auch.“ äußert sich mein Gegenüber und die Art wie er es sagt, macht mich stutzig. „Was ist? Machst du dir wegen irgendetwas Sorgen?“ „Ähm, nun ja. Ich kenne diese Alexandria natürlich nicht und kann sie deswegen nicht beurteilen, aber ich habe schon zu oft erlebt wie Freunde von mir untergegangen sind, weil sie den falschen Leuten vertraut haben.“ Zwar verstehe ich was Romolus meint, aber dennoch bleibe ich skeptisch. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Alexandria mich verraten würde. Sie hat schon so manches meiner Geheimnisse erfahren und sie immer für sich behalten.“ sage ich ihm deswegen auch. „Wenn das so ist, ist es natürlich gut. Ich habe es wie bereits gesagt, einfach nur schon zu oft erlebt und ich möchte auf gar keinen Fall das dir das Gleiche widerfährt.“ Ich weiß, dass er es so meint wie er es sagt, deshalb lächle ich und erwidere nur eines: „Danke.“ „Nicht dafür. Aber wenn wir schon bei dem Thema sind, warum machen wir dann nicht gleich eine Lektion daraus?“ „Wie hast du dir das vorgestellt?“ „Mm lass mich einen Moment überlegen.“ antwortet Romolus und ein paar Minuten lang herrscht Schweigen, dann jedoch fährt er fort. „Ja warum eigentlich nicht. Du musst sie ja sowie so kennen lernen.“ „Wen muss ich kennen lernen?“ „Die Gemeinschaft der Diebe. Nur vorausgesetzt es ist dir wirklich ernst versteht sich. Wenn ich dich dort einmal als zukünftige Diebin bzw. als zukünftigen Dieb vorgestellt habe, gibt es kein Zurück mehr für dich.“ erörtert mein Freund leicht mahnend. „Romolus?“ „Ja?“ „Hast du jemals erlebt, dass ich etwas einmal beschlossenes wieder zurück genommen hätte?“ „Nein.“ „Dann kennst du auch sicher meine Meinung dazu, stimmst?“ „Ja.“ antwortet er schließlich lächelnd. „Gut, dann hätten wir das ja geklärt. Also, wann gehen wir?“ „Jetzt sofort wenn du willst.“ „Ich wüsste Nichts, das dagegen sprechen würde.“ Erwidere ich um meine vorherige Aussage noch einmal zu unterstützen. „Gut, dann folge mir.“ Ich tue wie mir geheißen und folge meinem Mentor nach draußen. Er führt mich in die Stadt, jedoch gehen wir nach kurzer Zeit in einen mir bisher unbekannten Stadtteil und verschwinden in einem Gewirr aus kleinen dunklen Gassen. „Sie dir die Gassen ganz genau an.“ verlangt Romolus, als er für einen Moment lang stehen bleibt. Ich tue wie mir geheißen und entdecke kurz darauf kleine Symbole an den Wänden. Es handelt sich dabei um Messer in deren Griff sich jeweils noch andere Symbole eingraviert sind, die mir teilweise bekannt vorkommen. „Sind das Handwerkssymbole?“ erkundige ich mich. „Ja sind es. Diese kleinen Symbole zeigen dir wo du welche Geschäfte auf dem Schwarzmarkt findest. Überall wo du solche Symbole siehst, wirst du Geschäfte oder Treffpunkte für Diebe und andere Kriminelle finden.“ „Ein Wiedererkennungszeichen.“ „Ja, das Messer ist das Wiedererkennungszeichen der Unterwelt, die Symbole im Griff bezeichnen jeweils die verschiedenen Geschäfte und die Richtung in die, die Messerspitze zeigt gibt an wohin man vom Symbol aus gehen muss um zum angegebenen Geschäft zu gelangen.“ „Raffiniert. Wenn man nicht weiß, dass es Symbole an den Wänden gibt, würde man sie einfach übersehen.“ „Das ist Sinn und Zweck der Sache. Nur Eingeweihte sollen den Weg in die Gemeinschaft der Diebe finden.“ „Gibt es Solche Symbole auch in anderen Stadtteilen?“ „Sicher. Dieser ist allerdings der Hauptsitz könnte man sagen, deshalb sind wir hierhergekommen.“ „Okay und wo wollen wir jetzt genau hin?“ „Dorthin.“ antwortet mein Führer und deutet auf ein Messer, in dem ein Krug abgebildet ist. „Das ist das beste Gasthaus der Unterwelt und gleichzeitig auch der größte Treffpunkt. … Also wo müssen wir lang?“ „Ich sehe noch einmal auf das Symbol und deute dann in die Richtung in die, die Messerspitze zeigt.“ „Genau. Merk dir das immer. Ohne den Schwarzmarkt ist ein Dieb aufgeschmissen, da der normale Markt von den Wachen kontrolliert wird.“ „Und ohne die Symbole finde ich diesen nicht.“ „Genau und jetzt lass uns weiter gehen.“ Gesagt, getan. Ich folge meinem Mentor solange, bis wir an einem großen Haus ankommen neben dessen Hintertür wieder das Messer mit dem Krug im Griff abgebildet ist. „Setz am besten deine Kapuze auf, es sollte nicht unbedingt jeder dein Gesicht sehen.“ rät mir Romolus während auch er sich nun unter seiner Kapuze verbirgt, also tue ich es ihm gleich. Danach betreten wir die geheime Gaststätte. Drinnen ist es warm und etwas stickig durch Zigarrenrauch, aber es geht da es sich scheinbar nicht sehr viele der anwesenden leisten können zu rauchen. Ein Glück denke ich nur, während wir uns zur Theke begeben. An dieser angekommen bestellt Romolus uns erst einmal etwas zu trinken und während der Wirt die georderte Bestellung bringt beugt sich mein Begleiter leicht zu mir und gibt mir flüsternd ein paar Informationen über die wichtigsten Personen, die heute Nacht anwesend sind. Diese merke ich mir so gut ich kann, bis der Wirt unsere Getränke vor uns abstellt. Nachdem er bezahlt wurde wendet er sich wieder den anderen Gästen zu. „Und was denkst du?“ fragt mich mein Freund plötzlich. „Das sich in diesem Raum viele gefährliche Personen befinden." „Das auch. Ich meinte aber eigentlich den Wirt. Was denkst du ist er für ein Mensch?“ antwortet er leicht glucksend und ich frage mich was ich nach ein paar Sekunden schon groß über einen bisher wildfremden Menschen sagen kann. Dann erinnere ich mich jedoch an den Grund unseres hier seins. Über die Orientierung im Untergrund hatte ich bereits vollkommen vergessen, dass uns eigentlich das Thema Menschenkenntnis hierher gebracht hatte. Außerdem ist Romolus nicht der Typ für Fangfragen, also überlege ich noch einmal ganz genau ob mir nicht doch vielleicht etwas einfällt. „Er scheint ziemlich misstrauisch zu sein.“ antworte ich nach ein paar Minuten. „Ja und woran wird das wohl liegen?“ „Daran, dass er sehr viel mit Kriminellen zu tun hat?“ „Richtig, er hat mit Kriminellen aller Art zu tun und ohne ein gewisses Maß an Misstrauen würde er daher in seinem Beruf untergehen. Wenn er zu leichtgläubig oder freundlich wäre, würden viele seiner Kunden das nach kurzer Zeit ausnutzen und ihn dabei in den Ruin treiben.“ „So wie die Bekannten, die du erwähnt hast.“ stelle ich fest. „Ganz recht und damit dir so etwas nicht auch eines Tages passiert, musst du lernen Menschen innerhalb kürzester Zeit richtig einzuschätzen. Immerhin weißt du nie vorher was ein neuer Kunde von dir wirklich im Schilde führt. Jede falsch eingeschätzte Person kann sowohl dein Ruin, als im schlimmsten Fall sogar deinen Tod bedeuten. Je nachdem was diese wirklich will. Ich meine stell dir doch mal zum Beispiel vor, ein angeblicher Kunde ist in Wirklichkeit der Verbündete eines Feindes.“ „Dann wäre der Auftrag wohl eine Falle.“ ergänze ich. „Genau. Ich sehe du verstehst. Natürlich kann sich jeder Mal irren, aber das sollte besser die Ausnahme sein.“ Ich nicke, denn ich verstehe in der Tat, dass mich eine Fehleinschätzung im entscheidenden Moment den Kopf kosten kann. „Gut, dann lass uns austrinken und wieder gehen.“ „Meinet wegen.“ entgegne ich, was so viel heißt wie keine Einwände aus diesem stickigen Pup zu kommen. Ein paar Minuten später stehen Romolus und ich wieder in der Kühlen Nachtluft. „Okay und was jetzt?“ „Jetzt solltest du so langsam wieder nach Hause zurück, immerhin schläfst du im Gegensatz zu mir Tagsüber nicht, richtig?“ „Stimmt, daran habe ich schon gar nicht mehr gedacht.“ „Ist ja auch kein Wunder. In diesem Pup geht es zu wie in anderen Gaststätten Tagsüber.“ „Ja.“ „Also, dann führ uns mal zurück zum Ausgangspunkt.“ „Gibt es dafür auch ein Symbol?“ „Nein. Die Symbole zeigen nur an wo sich der Untergrund befindet, nicht wo er endet.“ „Dann also erst einmal die Messer mit dem Gasthaussymbol zurück verfolgen.“ „Etwas anderes wird kaum zur Auswahl stehen oder?“ erwidert mein Begleiter leicht belustigt und wir machen uns auf den Rückweg. Als wir wieder in der Gasse mit den vielen kleinen Symbolen angekommen sind übernimmt Romolus wieder die Führung um meinen nach Hause Weg ab zu kürzen, da der Weg den wir ursprünglich gekommen waren uns zu seinem Versteck im Wald zurück geführt und für mich somit einen großen Umweg bedeutet hätte. „So da wären wir.“ kommentiert mein Freund als wir vor dem Haus meiner Familie ankommen. „Ja sieht so aus.“ antworte ich lächelnd. „Also dann bis Morgen?“ „Übermorgen, immerhin musst du dich zwischendurch hin und wieder auch ausschlafen.“ „Wenn du meinst. Also dann bis übermorgen.“ Ich will gerade hinein gehen, als wir ein Geräusch vernehmen und Romolus mich schnell in tiefere Schatten zieht. Dort verharren wir angespannt während wir unsere Umgebung beobachten. Nach wenigen Sekunden wird die Siluette einer Person sichtbar. „Der Statur nach scheint es ein Mann zu sein. Vermutlich eine der Patrouillen.“ höre ich meinen Mentor flüstern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)