Lektion 2 - Die Kunst die du bereits beherrscht
Da ich die Nacht über zu Hause war, bin ich am folgenden Morgen weitaus ausgeschlafener als am Tag zu vor und ziemlich guter Dinge. Ich nehme mir vor, die erste Lektion heute ab zu schließen um in der Nacht die nächste beginnen zu können.
Das Frühstück verläuft wie gewohnt und ich mache anschließend wieder einen Spaziergang. Dieser fällt aber nicht allzu lang aus und als ich zurück komme begebe ich mich wieder direkt ins Lager. Dort verbringe ich einige Stunden und komme dann erst offiziell zurück. Der restliche Tag verläuft ruhig.
Am späten Abend liege ich wach im Bett und warte darauf, dass die anderen einschlafen. Als ich seit einer Weile nichts mehr gehört habe, stehe ich leise auf und ziehe mich wieder an. Dann schleiche ich mich hinaus, zu Romolus.
Es ist gar nicht so einfach an den ganzen Wachen vorbei zu kommen, aber es geht und mittlerweile sehe ich es sowieso einfach als zusätzliches Training an.
Ich finde Romolus wie fast immer mit einem Buch vor dem Karmin sitzend vor.
Der Schein des Feuers lässt seine Haare schimmern und Augen leuchten. Diese Momente sind die einzigen, in denen ich meiner besten Freundin beinahe recht geben könnte, wenn sie mal wieder mutmaßt, dass ich mich doch bestimmt für Romolus interessieren würde.
„Ah hallo Sarina.“ begrüßt er mich freundlich lächelnd.
„Hallo Romolus.“ erwidere ich ebenfalls lächelnd.
„Ich nehme an, dass dein hier sein bedeutet, dass du mit der ersten Lektion abgeschlossen hast?“
„Ich denke schon.“
„Gut, dann lass uns mit der nächsten weiter machen. Obwohl ich eigentlich davon überzeugt bin, dass du diese bereits bestens beherrscht und ich allen falls ein paar Dinge ergänzen kann.“ entgegnet er mit einem Nicken, während ich ihn fragend ansehe.
„Es geht um das Schleichen. Wachen zu umgehen und ungesehen an einen gewünschten Ort zu kommen.“ erklärt er und ich beginne zu verstehen.
„Verstehe, und da ich ja immer erfolgreich zu dir komme, auch trotz der seit neusten bestehenden Ausgangssperre, sollte dass also nicht das Problem sein.“ erörtere ich meine Gedanken.
„Ganz recht. Das Einzige, das ich vielleicht noch dazu sagen kann ist, dass dir manchmal auch bestimmte Werkzeuge dabei behilflich sein können. Wie zum Beispiel solche Wasserpfeile.“ äußert er sich, während er besagten Pfeil aus einem seiner Schränke holt.
„Die Spitze besteht aus dünnem Glas, damit das in ihr enthaltene Wasser beim Aufprall frei gesetzt wird. Mit solchen Pfeilen kannst du Fackeln oder kleine Feuer löschen, auch aus einiger Entfernung wenn es sein muss.“
„Klever.“ kommentiere ich, während ich mir den Pfeil genauer ansehe.
„Ja, nicht wahr? Ich weiß nur nicht ob du auch auf Dauer die Gelegenheit haben wirst Pfeile dieser Art zu benutzen. Denn wenn ich mich nicht irre, hat sich der Glasbläser, der mir damals diese Pfeile angefertigte ebenfalls vor ein paar Monaten in den Ruhestand begeben.“
„Das macht nichts. Meine beste Freundin ist die Tochter eines Glasbläsers und sehr interessiert an der Arbeit ihres Vaters. Ich denke sie könnte solche Pfeilspitzen für mich herstellen.“
„Das wäre natürlich der Idealfall.“
