Black Dragon von Seraphime (Die Meisterin der Diebe) ================================================================================ Kapitel 4: Lektion 1 - Der Wert einer Sache ------------------------------------------- Romolus lächelt erneut. „Ja an genau diesen Namen hatte ich nach deiner Beschreibung auch gedacht.“ Typisch Romolus denke ich. „Lass mich mal raten, dass hat dich jetzt nicht unbedingt überrascht.“ „Darauf kannst du wetten.“ erwidere ich lächelnd. „Nun gut, da du jetzt deinen Namen gewählt hast können wir ja gleich zum nächsten Punkt kommen. Außer einem Namen brauchst du als Diebin auch noch ein gutes Gespür für Wertgegenstände. Du kannst auf deinen Streifzügen noch so viel mitbringen, dass nützt dir gar nichts wenn du nur wertlosen Plunder mit bringst.“ „Klingt logisch.“ „Als Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns wirst du zwar wohl kaum Geldprobleme haben, aber wenn du immer nur wertloses Zeug stielst wird sich das herum sprechen. Dann ist dein Ruf ist dahin und niemand wird dich engagieren.“ erklärte der Ältere weiter. „Ist schon klar. Das wäre genauso als wenn mein Vater Waren von schlechter Qualität anbieten würde. Es würde sich herum sprechen und bald würde ihn niemand mehr ernst nehmen, geschweige denn bei ihm kaufen.“ „Ganz genau.“ stimmt Romulus mir zu. „Also wie erkenne ich ob ein Gegenstand es wert ist mitgenommen zu werden oder nicht?“ „Nun, für gewöhnlich lernt man so etwas nur durch die Praxis. In deinem Fall allerdings könnte es dir vielleicht weiter helfen, dich ein wenig im Lager deines Vaters um zu sehen. Ich gehe doch davon aus, dass die Gegenstände dort alle mit Preisen versehen sind?“ „Ja sicher.“ „Siehst du. Dadurch kannst du dir ansehen welche Gegenstände von hohem und welche von eher geringem Wert sind. Mit der Zeit wirst du dann von ganz alleine zu unterscheiden wissen, auch ohne die Preisschilder.“ „Verstehe. Kurz um Übung macht den Meister stimmts?“ hake ich nach und erhalte ein Nicken als Antwort. „Okay, was kommt als nächstes?“ „Langsam, langsam. Eine gute Diebin wird man nicht in nur einer Nacht. Zu erst übe einmal ein wenig im Lager deines Vaters und wenn du das ganz gut beherrscht komm wieder zu mir. Dann werde ich dir mehr verraten.“ erwidert mein Gegenüber. Ich seufze, nicke aber. Denn ich weiß, auch wenn es mir im Moment sehr wenig vor kommt was Romolus mir bisher beigebracht hat, wird die Übung weit aus mehr Zeit in Anspruch nehmen. Wie er bereits sagte, eine gute Diebin wird man nicht in nur einer Nacht. Daher akzeptiere ich seinen Entschluss und verabschiede mich für diesen Abend von ihm. Auf dem Rückweg ist es einfacher unentdeckt zu bleiben, als auf dem Hinweg, da die Wachen mittlerweile ziemlich Müde und dementsprechend weniger wachsam sind. Ich komme unbemerkt zu Hause an und schleiche mich in mein Zimmer um vor dem nächsten Tag noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Der nächste Tag kommt wie zu erwarten, viel zu schnell. Ich bin noch ziemlich verschlafen, als meine Cousine mich wecken kommt. Als sie sieht wie müde ich noch bin, sieht sie mich ein wenig misstrauisch an, sagt aber nichts und geht zu unserer Mutter in die Küche. Das macht sie hin und wieder, wenn ich wieder lange weg war und manchmal frage ich mich ob sie vielleicht etwas ahnt. Aber selbst wenn es so sein sollte, da sie bisher nie etwas gesagt hat, bezweifle ich auch das sie das jemals tun würde und mache mir deswegen keine weiteren Gedanken. Trotz meiner Müdigkeit stehe ich auf und ziehe mich an. Danach gehe ich zum Frühstücken in die Küche. Außer mir sind bereits alle da. Meine Mutter, meine Cousine und meine Tante. Mein Vater ist seit ein paar Wochen auf Geschäftsreise. Ich setze mich zu den anderen und wir beginnen zu frühstücken. Die übliche Plauderei beginnt, aber ich beteilige mich nicht daran, da ich noch zu müde bin. Das fällt meiner lebhaften Tante natürlich bald auf und sie fragt mich was los ist: „Sarina was ist los? Du bist ja so ruhig. Ist irgendetwas?“ „Nein, es ist nichts. Ich bin heute Nacht nur mehrfach aufgewacht.“ lüge ich. „Ach so. Wenn´s sonst nichts ist. Kann ja mal vorkommen, nicht?“ erwidert sie und damit ist das Thema für diesen Morgen erledigt, auch wenn ich meiner Cousine förmlich ansehen kann was sie dazu denkt. Sie ist nach mir die aufmerksamste in der Familie und ihr ist mit Sicherheit nicht entgangen, dass ich des Öfteren mal ein wenig müde bin morgens. Aber wie bereits erwähnt, mache ich mir deswegen keinerlei Gedanken. Nach dem Frühstück räume ich den Tisch ab und beschließe hinterher ein wenig in der Stadt spazieren zu gehen um endgültig wach zu werden und mich im Anschluss meiner kleinen Übung zu widmen zu können. Der Spaziergang tut mir gut und die frische Luft erzielt genau die gewünschte Wirkung. Als ich zurück komme, gehe ich nicht erst ins Haupthaus sonders schleiche mich gleich ins Lager. Denn für gewöhnlich ist es nicht meine Art übermäßiges Interesse an der Arbeit meines Vaters zu zeigen und es würde nur unnötiges Aufsehen erregen, wenn ich mich nun auf einmal für die Gegenstände in seinem Lager interessiere. Das Lager ist groß und während ich so hindurch schreite, wird mir klar, dass es mehr als einen Tag in Anspruch nehmen dürfte bis ich mich darin auf die für eine gute Diebin geeignete Weise darin zurecht finden werde. Das stört mich jedoch nicht weiter, da Romolus mir so viel Zeit wie auch immer nötig zugestanden hat; vermutlich wie immer in weiser Voraussicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)