Colocation von Meroyui (Kapitel 23 online (09.12.2010)) ================================================================================ Kapitel 15: Ein nicht ganz unfallfreier Einkauf zu Zweit -------------------------------------------------------- Hier ist das neue Kapitel Endlich mal wieder gebetat (Danke an neoxinnia Q////Q das is so viel Mühe!) Außerdem möchte ich mich für die Kommis und Favos bedanken >///< (Ich schaff es leider nicht immer mich persönlich zu bedanken) Noch was: Ja, ich bin fies >///<" Mero ♥" ______________________________ Ein nicht ganz unfallfreier Einkauf zu Zweit Hätte ich geahnt, was an diesem Tag passieren würde, wäre ich gar nicht aus meinem Zimmer gekrochen gekommen, sondern hätte mich eingesperrt, mir ein Buch gegriffen und die Zeit mit Lesen totgeschlagen. Ruki und Kai waren weg. Irgendwo hingefahren, wohin, habe ich nicht mitbekommen. Ich wusste nur, dass sie weg waren. Nachdem der Blonde wieder gesund gewesen war, hatten sie sich direkt aus dem Staub gemacht, wollten wohl ein bisschen Zeit allein miteinander verbringen. Aoi hatte das begrinst, Reita hatte sich, wie immer, raus gehalten und ich wusste nicht genau, was ich machen sollte. Trotzdem freute ich mich natürlich darüber, dass es unserem blonden Zwerg besser ging, der wieder durch die Wohnung getollt war. Momentan hatte der Schwarzhaarige allerdings viel für die Uni zu tun, sodass ich und Reita für diesen Tag den Haushalt praktisch schmeißen mussten. Ich wollte Aoi das nicht auch noch zumuten. „Kai hat uns eine Einkaufsliste dagelassen, erledigt ihr das?“, war die Frage des Ältesten, die den ganzen Tag irgendwie seltsam gestalten würde, doch damit rechnete ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, weswegen ich einfach zustimmte, Reitas unwilliges Brummen ignorierend. „Tut mir ja leid, aber die Menge kann ich nicht allein tragen.“ „Ja, ja. Ihr Weiber könnt ja nicht Mal ne Apothekentüte tragen, ohne dass sie euch zu schwer wird.“, beschwerte er sich, woraufhin ich nichts erwiderte. Solche Diskussionen führte ich mit Reita nicht. Mit ihm führte ich am Besten gar keine Diskussionen. Mir wäre es eigentlich wirklich viel lieber, wenn ich allein gehen könnte, aber das ging nicht. Für mich allein wäre es wirklich zu viel, Kai hatte einen Großeinkauf angeordnet. Ich wunderte mich, wie er die Sachen immer schleppen konnte, vielleicht nahm er Ruki mit und zur Belohnung bekam er Schokolade. Jedenfalls war die Vorstellung gar nicht so abwegig, dass es so sein konnte. Während ich mir recht abwesend meine Schuhe zuband, stand Reita schon jetzt ziemlich genervt im Türrahmen und sah mich abwartend, oder abwertend an. „Mach mal hin, Barbie.“ „Ja.“, meinte ich lediglich, verkniff mir noch etwas Weiteres zu sagen, bei ihm sprach man gegen eine Wand. Außerdem wäre es nicht richtig unkontrolliert zu sprechen, im Gegensatz zu ihm, hatte ich ja wohl eine gute Erziehung genossen. Mit dem Einkaufszettel bewaffnet gingen wir die Treppen runter und Reita hatte wieder etwas Neues zum Motzen gefunden: Jemand hatte den Hausflur gewischt und er rutschte alle paar Meter fast aus. Man konnte sich aber auch anstellen… Der Weg zum Supermarkt verlief seltsamerweise schweigend. Reita hatte seine Hände in seine Taschen gesteckt und ging brummig neben mir her. Ich dagegen hing meinen Gedanken nach. Doch auf einmal… „Kou!“ Da ich mich bei meinem Namen selbstverständlich angesprochen fühlte, drehte ich mich, fast schon zeitlupenartig, zu der Stimme um, die mir einen bekannten, unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. Warum ahnte ich nur, dass ich gar nicht sehen wollte, wer nach mir rief? Und meine Vermutung bestätigte sich, denn hinter mir und Reita stand niemand anderes, als Yune. Mit zwei anderen Jungs, die ich nicht kannte und die mich, wenn ich ehrlich zu mir selbst war, auch gar nicht interessierten. „Y-yune?“ „Richtig.“, erwiderte er lediglich und ich spürte, dass Reita sich ebenfalls umgedreht hatte und seine absteigende Laune, die man ihm irgendwie ansah, trug dazu bei, dass ich immer nervöser wurde. Eigentlich wollte ich Yune nicht wieder sehen! Es verwirrte mich nur, jetzt, wo ich endlich gedacht hatte, einigermaßen damit klar zu kommen, tauchte er wieder auf und brachte mich mit seiner puren Anwesenheit schon fast zum heulen. „Was machst du hier?“ „Geht dich gar nichts an, du Punk, aber ich besuche einen Freund.“ Es würde in einem Streit, schlimmsten Falls in einer Schlägerei enden, das wusste ich, sodass ich mich schnell umdrehte und weglaufen wollte. Einfach nur weg, ich wollte feige sein, wollte vor meinen Problemen davonlaufen, weil ich einfach nicht mehr anders konnte! Ich würde kaputt gehen, wenn ich mich dieser seelischen Belastung weiter aussetzte. Erschrocken hielt ich an, als ich dazu gezwungen wurde, weil sich eine Hand um mein Handgelenk geschlungen hatte. Direkt drehte ich mich um, um in Yunes Gesicht zu sehen. „Warte! Lass uns reden!“ „Nein!“ Ich riss mich los, presste direkt meine Hände auf meine Ohren. „Ich will deine Lügen nicht hören!“ Nachdem es ein paar Sekunden still gewesen war, traute ich mich auch wieder, die fest aufeinander gepressten Augenlider zögerlich wieder voneinander zu trennen. Das Bild hatte sich nicht viel geändert, nur, dass Reita und Yune sich wütend anstarrten. Dann rannte ich los, einfach zwischen Yune und einem der anderen Jungen hindurch. Wir würden einen Umweg zum Supermarkt machen müssen, ich wollte einfach nur noch weg. Reita folgte mir, aber nicht so schnell und nicht, ohne Yune im Vorbeigehen ‚versehentlich’ anzurempeln. Aber ich rannte, rannte einfach ziellos. Dreimal rechts. Dann hielt ich an, drehte mich um. Gerade kam mein Mitbewohner um die Ecke, sagte nichts, sondern führte mich stumm auf einem ziemlich komplizierten Weg zu unserem angesteuerten Ziel. Der Supermarkt war komischerweise nicht sonderlich voll, sodass wir bequem einkaufen konnten. Während ich den Wagen vor mir her schob und Reita die einzelnen Dinge vorlas, warf er alles ziemlich gefühllos in den Einkaufswagen, war aber wenigstens bei Glas und anderen zerbrechlichen Dingen einigermaßen vorsichtig, sodass glücklicherweise nichts zu Bruch ging. Wenigstens hatte ich so genug Zeit, um über das gerade passierte nachzudenken. Yune hatte mit mir reden sollen und ich begann mich zu fragen, ob ich vielleicht einen Fehler gemacht hatte, als ich ihn so radikal abgewiesen hatte, statt einfach zuzuhören. „Sind wir bald mal durch?“ „Ne… fehlt noch ein bisschen.“, erwiderte ich auf die Frage. Daraufhin meckerte Reita, wie viel Kai denn einkaufen wollte und dass das für fünf Wohngemeinschaften reichen würde! Ich gab ihm im Stillen Recht… So viel würden wir wahrscheinlich in drei Monaten nicht essen können. Na ja… was soll’s, Kai wusste schon, was er tat, jedenfalls hoffte ich das… „Hast du eigentlich die Kohle eingesteckt?“, fragte Reita irgendwann und ganz unerwartet, als er sich gerade verschiedene Joghurt-Sorten anschaute, prüfend das Haltbarkeitsdatum betrachtete und ich blickte ein wenig überrascht drein. „Uhm… ich dachte, dass du den Geldbeutel eingesteckt hast…“ „Sehe ich so aus?!“ Nicht wirklich. „Ähm… also…“ „Vergiss es und geh ihn holen!“, ordnete er mir sofort harsch an und zu meinem eigenen Ärger, tat ich es auch noch. Ich trat aus dem Laden, ging aber den direkten Weg nach Hause, weil ich nicht glaubte, dass ich Yune noch einmal über den Weg laufen würde, was ich, glücklicherweise, auch nicht tat… „Aoi?“, fragte ich leise, als ich schließlich angekommen war, die Tür aufschloss und in den kleinen Flur trat. „Hm? Ihr seid schon wieder zurück?“ Der Schwarzhaarige streckte seinen Kopf aus der Küche, klemmte sich wieder ein Reisbällchen zwischen die Zähne und sah ein wenig verwundert aus. „Äh nein. Wir haben das Geld vergessen.“ Ich konnte sehen, dass Aoi grinste, obwohl er den Mund voll hatte und er winkte mich zu sich, weil er so schlecht sprechen konnte. Manchmal fragte ich mich, wie er so viel auf einmal in seinen Mund bekam. Tapsend folgte ich ihm in die Küche. Dort ging er auf einen der Schränke zu, in denen wir das Haushaltsgeld aufbewahrten und er kramte ein wenig darin herum. Derweil sah ich mich um. Die Küche sah aus wie ein Saustall, scheinbar hatte Aoi sein Essen selbst gemacht. Ich verkniff mir einen Kommentar dazu, versank stattdessen wieder in meinen Gedanken, was der Schwarzhaarige sofort bemerkte und mit einem leicht misstrauischen Blick begleitete. Er hatte schließlich eine, hoffentlich, ausreichende Menge in den, ebenfalls dort aufbewahrten, Geldbeutel getan. Er gab ihn mir nicht, sondern deutete mir unmissverständlich an, dass ich mich zu setzen hatte. „Aber…“ „Setzen und dann sagst du mir, was los ist.“ Ich gehorchte. Wenn ich jetzt diskutierte, würde ich noch später wieder im Supermarkt ankommen und mir noch viel mehr Gemecker von Reita anhören müssen, der wahrscheinlich gerade weiterhin das Zeug, dass Kai auf den Zettel geschrieben hatte, in den Einkaufswagen warf. „Also…“ „Hat Reita irgendetwas gemacht?“, fuhr er mir auf einmal dazwischen und ich schüttelte bloß den Kopf. Nein, dieses Mal nicht. Es war ja nicht immer Reitas Schuld, wenn ich ein bisschen durcheinander war. Jedenfalls nicht mehr, seit der Sache mit meinem angeblich besten Freund, wobei ich den Gedanken daran, dass er mich die ganze Zeit lang hintergangen hatte, zur Seite schob. „Ich… Wir… sind auf dem Hinweg Yune und zwei seiner Freunde begegnet…“ „Yune?!“, brachte mein schwarzhaariger Mitbewohner ein wenig ungläubig hervor. Ich nickte. Hoffentlich verstand er jetzt, warum ich ein bisschen durch den Wind war. Zögerlich sah ich Aoi an, weil ich bis eben noch auf die Tischplatte gestarrt hatte und knetete meine Hände in meinem Schoß. „Ist etwas passiert…?“ „Ich glaube er wollte mit mir reden, aber seine Lügen… konnte ich mir nicht anhören…“ Aoi nickte verstehend, sah mich fast schon auffordernd an, dass ich mehr sagen sollte. Er schien genau zu wissen, dass ich noch nicht alles gesagt hatte. „Und Reita… na ja… ich bin abgehauen, bevor etwas passieren konnte…“ „Er ist mit dir mitgegangen?“, fragte der Schwarzhaarige sichtlich überrascht und ich nickte leicht, bestätigend. Er schien darüber zwar ein wenig verwundert zu sein, sagte aber auch nicht mehr dazu. Wir würden wohl niemals aus Reita schlau werden. „Hm… ich glaube, ich gehe lieber, sonst dreht Reita noch durch.“ „Ist gut.“ Aoi reichte mir das Geld und ich verabschiedete mich kurz und bewegte mich in den Flur. Hoffentlich war Reitas Laune nicht zu sehr gesunken, denn er schien ja schon den ganzen Tag ein ziemlich genervt zu sein und das konnte nicht positiv für mich sein. Ich zog meine Schuhe an, nachdem ich den Geldbeutel in meine Hosentasche gesteckt hatte und drehte mich noch einmal zu Aoi um, der mittlerweile auch im Flur stand. „Soll ich mitkommen?“ „Nein.“, meinte ich lächelnd. „Musst du nicht. Es ist ja nicht weit bis zum Supermarkt und du hast sicher noch viel für die Uni zu tun.“ „Schon, aber…“ Ich schüttelte den Kopf, lächelte ihn an. Eigentlich hatte ich keine Angst davor, dass ich Yune vielleicht noch einmal über den Weg laufen könnte, schließlich war das doch sehr unwahrscheinlich. Dachte ich… hoffte ich. Ich eilte die Stufen hinunter, auf die Straße. Dort sah ich mich kurz um, das hatte ich mir schon angewöhnt. Dann erst schlug ich wieder den Weg Richtung Supermarkt ein, wo ich mit Sicherheit, nach einem mies gelaunten Reita suchen musste. Dennoch rannte ich nicht. Ob ich nun in fünf oder zehn Minuten da war, machte gerade keinen Unterschied, Reita würde sich ja doch beschweren. Ich hing meinen Gedanken nach, als mich plötzlich jemand am Handgelenk packte und in eine Seitenstraße zog, die Menschenleer war. „Ah!“ Mir wurde von hinten eine Hand auf den Mund gepresst, sodass ich kein Wort hervorbringen könnte. Panik stieg in mir auf und ich wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte. Stattdessen schluckte ich hart. Was sollte das Ganze?! Ich versuchte mich umzudrehen, aber mein Angreifer war stärker als ich. Schließlich kniff ich meine Augen zusammen, als ich gegen eine kalte Hauswand gepresst wurde, jemand hielt meine Handgelenke fest, drückte sie gegen den Stein. Gerade, als ich schreien wollte, pressten sich zwei Lippen auf meine. Ich riss meine Augen erschrocken auf, starrte überrumpelt in Yunes Gesicht, der seine Lider aufeinander gelegt hatte und sich nun fordernd an mich drückte, was mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. Was sollte das?! Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien und meinen Kopf wegzudrehen, aber es wollte mir einfach nicht gelingen. Das war jetzt schon der dritte Kerl, der mich einfach küsste! Und das in so einem kurzen Zeitraum. Aber eigentlich war das doch gar nicht das momentane Problem, sodass ich mich wieder darauf zu konzentrieren versuchte. Ich erwiderte seinen Kuss nicht. Warum sollte ich auch? Er löste sich wieder von mir, sah mir tief in die Augen und ich fühlte mich unwohl. Was starrte er mich so an? „Kouyou, ich…“ „Ich will nichts hören! Verschon mich damit!“, forderte ich und spürte, wie mir schon wieder Tränen in die Augen schossen. Nicht wegen des Kusses, sondern weil es einfach weh tat ihn zu sehen. Ich war mehr als nur verletzt, immer noch. Und nun war ich noch verwirrter, als vorher. Warum küsste er mich? Ich konnte mir darauf einfach keinen Reim machen. „Hör mir doch zu…“ „Nein! Ich will nicht!“ Doch selbst davon lies Yune sich nicht abschrecken, sondern setzte wieder zum Sprechen an. Aber ich wollte einfach nicht hören, was er mir zu sagen hatte und begann zu schreien. Irgendwer würde mich schon hören und dann würde ich endlich loskommen von ihm. Abrupt wurde mein Schrei durch einen erneuten Kuss erstickt und ich drehte angewidert meinen Kopf auf die Seite. „Lass das!“ Er hörte nicht, nahm meine Handgelenke, die sich nun über meinem Kopf befanden in eine Hand, griff mit der anderen unter mein Kinn und zwang meinen Kopf wieder zurück, um erneut einen groben Kuss zu fordern. Er konnte lange darauf warten, dass ich ihn erwiderte, oder genoss. Viel mehr machte sich nun Verzweiflung in mir breit, weil ich es nicht schaffte mich zu wehren. Mir stiegen Tränen in die Augen. Je mehr ich mich zu wehren versuchte, desto fester wurde sein Griff und auf einmal fühlte ich mich zurückversetzt, als ich in die Wohngemeinschaft eingezogen war, denn da war Reita so zu mir gewesen, nur, dass es eigentlich nie soweit gekommen war. Mittlerweile hatte er sich gebessert, aber das würde mir aus dieser blöden Situation auch nicht raus helfen. „Hrmmm!“ Ich wollte einfach nur, dass er mich losließ! Mittlerweile rannen bereits vereinzelt Tränen über meine Wangen, doch Yune ließ sich nicht stören und zwang seine Zunge zwischen meinen Lippen hindurch, die Hand an meinem Kinn war verschwunden, strich unter mein Oberteil, was alle meine Körperteile in Alarmbereitschaft setzte und ich anfing von seinen Fingern wegzuzucken. Er durfte mich nicht so berühren! Das durfte niemand, außer… Atashi. Was hatte Yune nur vor? Eigentlich konnte ich mir schon denken, was er bezweckte, aber nicht einmal ihm hätte ich so etwas zugetraut! Ich wollte nicht! Er sollte mich gehen lassen! Merkte er nicht, wie sehr er mich damit versetzte und wie viel Angst er mir machte? Ich schluchzte erstickt in den Kuss, versuchte seiner Zunge mit meiner so gut es ging auszuweichen, aber das klappte nicht. Schließlich begann ich zu treten. Ich wollte weg! Weg von hier! Weg von ihm! Irgendwann musste ich ihn getroffen haben, denn der Griff um meine Handgelenke lockerte sich und der Kuss wurde gelöst, während ich ein Zischen seitens meines ehemals besten Freundes vernehmen konnte. Ich nutzte die Situation gleich und löste mich von ihm, machte ein paar Schritte von ihm weg. Yune hielt sich sein Knie. Ich musste ihm wohl gegen das Schienbein getreten haben. Mir war es egal, ob er mich nun heulen sah. Sein Blick war auf mich gerichtet, er zeigte nicht einmal Reue. „Kou, ich…“ Ich drehte mich um und rannte. Meine Knie waren weich und zitterten noch wegen der Angst, die ich eben gehabt hatte, aber ich lief weiter. Ich schluchzte immer wieder auf, heulte mir einfach alles von der Seele und ignorierte die Menschen, die mich komisch ansahen, oder besorgt musterten, während ich in den Supermarkt lief, ungeduldig eine Sekunde warten musste, bis die elektronische Tür für mich öffnete. Ein paar Frauen warfen mir wieder seltsame Blicke zu, die entweder verständnislos oder geschockt waren. Es war wahrscheinlich nicht wirklich alltäglich, wenn ein verheulter Junge in einen Supermarkt gerannt kam und in diesem weiter rannte, fast schon ziellos. Immer wieder blickte ich zwischen den Regalen hindurch. Wo war er? Ich hatte noch nie diesen Drang gehabt. Noch nie wollte ich Reita so sehr sehen, wie gerade jetzt. Das kam mir fast schon komisch vor, aber ich dachte nicht nach, wollte mich nur noch sicher fühlen. Wenn Reita dabei war, traute sich niemand an mich heran. Ich war mir jetzt schon sicher, dass ich die nächsten Tage nicht mehr alleine rausgehen würde. Dieser Schreck saß noch tief in meinen Gliedern. Ich hastete durch den Supermarkt. Wo war er? Er war doch nicht einfach abgehauen? Das würde ich nicht aushalten, allein würde ich mich nicht mehr auf den Rückweg machen. Ich fragte mich gerade so wie so, wie Yune mich gefunden hatte. Er musste uns wohl gefolgt sein und mir dann aufgelauert haben. Dennoch kam in mir die Frage auf, warum er mich nicht schon auf dem Weg zur Wohnung verschleppt hatte. Vielleicht hatte er keine gute Gelegenheit dazu gehabt, oder so. Mir war es eigentlich auch egal, wann er mich überfallen hatte, es zählte nur, dass er es getan hatte und dass mir das nicht passte. Jetzt war mir klar, dass ich ihm nie wieder verzeihen und so sehr vertrauen können würde, wie ich es noch vor einiger Zeit getan hatte. Er war mein bester Freund und nun hatte er alles kaputt gemacht. Aber irgendwo war es doch gut, dass ich es erfahren hatte, so musste ich nicht länger seinen Lügen zuhören, denen ich bedingungslos geglaubt hatte. Mit einem dicken Kloß im Hals hastete ich weiter durch den Laden. Endlich konnte ich den flachen Iro sehen, ein kleines bisschen erleichtert war ich schon, wenn ich ehrlich war. Ich schluckte. „Reita!“ „Huh?“ Er drehte sich zu mir um, um dann fast nach hinten umzufallen, als ich mich an ihn drückte. Er strauchelte kurz, sah mich beinah ungläubig an, aber ich vergrub mein Gesicht nur in seinem Oberteil, in das ich mich auch klammerte. Perplex stand mein Mitbewohner da, wusste gar nicht wohin mit seinen Händen, sodass er sie einfach unsicher auf Höhe meiner Schultern hielt. „Was?!“ Ich schluchzte auf, drückte mich weiter schutzsuchend an ihn, wobei ich mich fragte, warum ich mich gerade bei ihm zu verkriechen versuchte, aber das war jetzt egal. Ich fühlte mich ein bisschen sicherer, vielleicht auch deswegen, weil ich wusste, dass Reita Yune ganz und gar nicht ausstehen konnte. Seine Arme hielt er bei sich, was ich zum ersten Mal nicht wirklich gutheißen würde. Ich würde jetzt so etwas wie Trost, wirklich gut gebrauchen können, aber das würde wohl eine Art Wunschtraum bleiben. Das war einfach nicht Reitas Charakter. „Jetzt spuck aus, was los ist!“ Er klang bereits ein wenig gereizt und ich schluckte mein Schluchzen hinunter. Ich musste mich zusammenreißen, um einigermaßen zusammenhängende Sätze formulieren zu können. „Ich… Yune… er hat…“ „Was hat dieser Arsch?“, hakte Reita knurrend nach und ich konnte gar nicht anders, als mich wieder fester an ihn zu drücken und in sein Oberteil zu nuscheln. „Er hat mich in eine Seitenstraße gezerrt und…“ „Was und?!“ Reita war noch genervter, als vorher, weil ich einfach nicht weiter sprach. Glaubte er etwa, dass es mir leicht fiel, das zu erzählen? Ich war selbst noch viel zu geschockt. Fester verhakte ich meine Finger in seiner Kleidung, schluckte noch einmal und mein Mitbewohner erwies sich als geduldiger, als ich erwartet hätte. „Er hat mich…“ „… Was denn?!“ Irrte ich mich, oder klang er ein wenig aggressiv?! Ich heulte einfach weiter gegen sein Oberteil, das mittlerweile sicher schon ein wenig nass war, hielt mich bei ihm fest, während er ungeduldig darauf wartete, dass ich auf seine Frage antwortete und ihm die Informationen gab, die er haben wollte. „Er hat mich geküsst, dreimal.“ Reitas Gesichtsausdruck, nachdem ich hochgesehen hatte, verriet mir, dass er verstanden hatte, was ich gesagt hatte, denn er sah erst ungläubig drein, ehe er sich deutlich verfinsterte, sodass es mir fast schon Angst einjagte. Ich schluckte wieder leicht und konnte ihn aufknurren hören. Aber er sagte nichts dazu und ich beließ es ebenfalls dabei, weil ich nicht scharf darauf war, noch weiter auf dieses Thema einzugehen. Lieber wollte ich das ganze vergessen! „Komm. Lass uns endlich aus diesem Schuppen hier raus.“, brummte der Schwarzblonde und ich nickte nur. Wenigstens hatte er in der Zeit, in der ich weg war, fast alles, was auf Kais Liste stand in den Wagen gepackt, sodass wir nach Reis und Ingwer nichts mehr hinzuzufügen hatte. Also machten wir uns auf den Weg Richtung Kasse, an der wir auch wohl erst einmal anstehen mussten. Ich legte im Vorbeigehen noch eine Tafel Schokolade oben drauf, einfach, weil ich wusste, dass wir keine hatten. Ich hatte Ruki dabei erwischt, wie er heimlich davon genascht hatte, als ich mir spät abends noch etwas zu trinken holen wollte. Er hatte mich daraufhin angefleht, es ja nicht Kai zu sagen und ich hatte ihm den Gefallen getan. „Huh? Wozu Schokolade?“ „Einfach so.“, meinte ich und schmunzelte ein wenig vor mich hin, bei der Erinnerung an den Abend und dass Ruki mir hoch und heilig versprach, ab sofort nicht mehr heimlich Schokolade zu essen, ich sollte ihn bloß nicht verpetzen. Als ob ich das getan hätte… „Was grinst du so? Willst du etwa, dass die Pissnelke dich noch mal absabbert?“ Diese Frage kam für mich so unerwartet, dass ich Reita anstarrte, als käme er vom Mars oder so. Schnell schüttelte ich den Kopf, sah ihn entrüstet an. Das glaubte er doch selbst nicht! Ihm würde es mit Sicherheit auch nicht gefallen, wenn man so etwas einfach mit ihm machte, aber irrte ich mich, oder klang er ziemlich gereizt? Wenn der Gedanke nicht vollkommen absurd und unlogisch wäre, würde ich denken, dass er eifersüchtig war. Aber da es nun einmal vollkommener Blödsinn war, schüttelte ich noch einmal den Kopf. „Natürlich nicht.“ „Ah.“ Tolle Antwort. Ich machte mich daran die Sachen aus dem Einkaufswagen auf das Fließband zu laden, damit wir heute noch fertig wurden. Wir waren doch recht schnell an die Reihe gekommen, wie mir auffiel. War auch nur gut für uns. „Guten Tag.“, begrüßte mich die freundliche Dame an der Kasse und ich erwiderte ihren Gruß, während Reita nur leise brummte. Ein wenig höflicher könnte er wirklich noch werden. Aber er musste wirklich eine harte Nuss sein, wenn nicht mal Kai ihm bisher hatte Manieren beibringen können. Irgendwann würde er sich ihm und mir aber ergeben müssen. Ich hatte mit dem Braunhaarigen vor einiger Zeit noch über Reitas Manieren gesprochen und ich würde ihn später einfach mal fragen, was er davon halten würde, wenn wir uns miteinander verbünden und aus Reita einen höflichen Menschen machen würden. Wirklich Höflichkeit in Person würde er nie werden, aber wenn er wenigstens ein bisschen netter zu anderen Menschen sein würde, wäre das doch schon einmal ein Anfang. Nachdem mir die Frau den Preis genannt und ich bezahlt hatte, packten wir alles zurück in den Wagen, dann in fünf Taschen, die randvoll und vor allem schwer waren. Das nannte ich einmal Großeinkauf! „Oh mein Gott…“, murmelte ich leise, als ich mir die Taschen besah und staunte nicht schlecht. „Was?“ „Guck dir doch mal die Taschen an! Die kriegen wir doch nie im Leben bis nach Hause geschleppt!“, meinte ich halb geschockt, doch Reita grinste mich nur fies an. „Weil du ein Weichei bist. Klar kriegen wir das hin.“ Er ging auf die Taschen zu drückte mir zwei verhältnismäßig leichte in die Hand, nahm sich selbst die anderen drei. „Die sind schwer!“, meinte ich direkt und mein Mitbewohner sah mich an, nahm mir wortlos eine der Taschen aus der Hand und reichte mir eine von seinen. „Wenn du lieber die tragen willst, musst du das nur sagen.“ „Uff!“, war alles was ich herausbrachte, als ich prüfend die Tasche in die Hand nahm. „Haben wir Ziegelsteine gekauft?!“ „Nein, jetzt gib her, bevor du dir noch das Rückrat brichst. Ich hab keinen Bock drauf, dass Aoi mich anmeckert.“ Er tauschte die Taschen wieder aus und ich stapfte ihm nach. Aber ich sah ihm an, dass er die Taschen auch nicht mit Leichtigkeit trug. Das wäre auch zu krass gewesen. Wenn die anderen beiden so schwer waren, wie die Tasche, die ich in der Hand gehalten hatte, dann Prost, Mahlzeit! Er trug zwei in der rechten und eine in der linken Hand, während ich je in einer Hand eine mit mir schleppte. So weit war mir der Weg nach Hause, in die WG noch nie vorgekommen. „Aoi?“, ertönte meine Stimme, als ich schnaufend die Tür aufgeschlossen hatte. Ich wollte nie wieder Treppen steigen! Ich bekam keine Antwort. Mit gerunzelter Stirn legte ich die Taschen ab und zog mir erst einmal die Schuhe aus, wohingegen Reita einfach mit seinen dreckigen Schuhen Richtung Küche latschte. „Reita! Zieh dir doch wenigstens deine Schuhe aus!“ „Nerv mich nicht, ich verzieh mich direkt wieder!“, klärte er mich auf. Sollte das etwa heißen, er würde mir das Einräumen aufhalsen? Na danke. Trotzdem beschwerte ich mich nicht. „Ist Aoi in der Küche?“ „Ne, nur so’n Zettel!“ Reita ging an mir vorbei, hielt es nicht mal für nötig sich von mir zu verabschieden und knallte auch noch die Tür hinter sich zu. Ich hievte die Taschen in die kleine Küche, legte sie einfach auf dem Tisch ab, so wie Reita es auch getan hatte, wie ich feststellen musste und las Aois Zettel. ‚Bin in der Uni, ne? Braucht nicht auf mich zu warten. - Aoi’ Und als ich mir bewusst wurde, dass ich jetzt allein war, kam mir die Situation von heute mit Yune in den Sinn. Automatisch legte ich mir eine Hand auf die Lippen, fuhr mit meinem Zeigefinger prüfend die Konturen von ihnen nach. „Warum hast du das gemacht?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)