Help Me Through My Blindness von Perro (Beschütze mich vor der Dunkelheit... (NaruSaku, SasuHina, ShikaTema)) ================================================================================ Prolog: Verloren im Schnee -------------------------- Naruto Fanfiction Help Me Through My Blindness ~~~°~~~ Prolog – Verloren im Schnee ~~~°~~~ „Hinata!“ Es hörte einfach nicht auf zu schneien. Die Kälte war so durchdringend, dass Naruto trotz seiner dicken Fellkleidung fror und seine Glieder schwer und steif wurden. Dicke Flocken wehten endlos in wilden Spiralen von einem grauen Himmel herab und versteckten die Welt unter einer weißen Decke. Eiskristalle hingen in den dunklen Bäumen, die sich aus der harten Erde schraubten wie skelettartige Klauen. „Hinata!“, brüllte Naruto weiter, obwohl seine Stimme schon viel von seiner Kraft verloren hatte. Hinter ihm stapften Sakura und Shino durch den kniehohen Schnee. Beide waren bis auf die Knochen durchgefroren und hielten sich kaum noch auf den Beinen. „Naruto! Wir müssen umkehren!“ Sakura musste schreien, um den heulenden Wind zu übertonen, der an ihren rosafarbenen Haaren riss. Eine Wehe aus Eis und Schnee wurde aufgewirbelt und schlug ihnen ins Gesicht. Sie waren inzwischen schon so lange unterwegs, dass Sakura ihre Füße nicht mehr spüren konnte. Selbst die Finger in den Handschuhen fingen an taub zu werden. „Hinata!“ „Naruto!“, brüllte Sakura verzweifelt. „Wir müssen umkehren, sonst gehen wir in diesem verdammten Wetter drauf!“ Doch Naruto war taub für ihre Worte. Flehend warf sie einen Seitenblick auf Shino, der vermummt neben ihr herlief. Er hatte sich während ihrer stundenlangen Suche nicht einmal beschwert, doch sie erkannte an seinem gebeugten Gang, dass auch er dem Zusammenbruch nahe stand. Nur Naruto lief mit eiserner Willenskraft voraus und brüllte sich seine Seele aus dem Leib. „Hinata!“ So werden wir sie nicht finden… Neben ihr zog Shino einen Handschuh aus, so dass die blau angelaufenen Finger darunter zum Vorschein kamen. Als er sie vor sich ausstreckte, flogen aus allen Richtungen weiße, graue und schwarze Winterkäfer heran, um sich an seinem Körper zu wärmen. Eine Weile beobachtete der Ninja vom Clan Aburame seine Tiere schweigend, ehe ein leichtes Seufzen unter seiner Kapuze hervordrang. Sakura wurde von einem Frösteln gepackt, das nichts mit dem Wetter zu tun hatte… „Sie ist nicht hier. Naruto kann schreien, so viel er will, aber meine Käfer konnten sie in einem Umkreis von drei Meilen nicht finden…“ „Naruto!“ „HINATA!“, schrie Naruto besonders laut, um Sakuras Einwände nicht zu hören. Die Kunoichi biss wütend die Zähne zusammen und kämpfte sich unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte durch die Schneedecke zu ihrem Teamgefährten durch. Als er ihn erreicht hatte, packte sie den Saum seiner Jacke und zwang ihn damit, stehen zu bleiben. „Naruto, sei vernünftig. Es wird uns nichts bringen, wenn wir hier den Tod finden…“ „Wir müssen weiter suchen!“, beharrte Naruto wütend, ohne ihnen das Gesicht zuzuwenden. „Wir können nicht aufgeben! Vielleicht hat sie sich verlaufen und irrt hier herum! Wenn wir aufgeben, könnte sie hier erfrieren!“ „Naruto…“, murmelte Sakura etwas ruhiger. Ich denke nicht, dass sie sich nur verlaufen hat… Die Kunoichi brachte es nicht über sich so etwas zu Naruto zu sagen, auch wenn ihr klar, dass er es im Prinzip selber wusste. Man hatte sie in dieses verschneite Land ausgesandt, um Informationen über ein kürzlich gesehenes Mitglied von Akatsuki zu sammeln. Deswegen waren Shino und Hinata als Spionageexperten mit ihnen unterwegs gewesen. „Es sollte eine einfache Mission sein!“, fluchte Naruto, „Tsunade hat es so gesagt!“ Vor einer Weile waren sie unerwartet von einer Gruppe herrenloser Ninja angegriffen worden, die nicht einmal Stirnbänder getragen hatten. In dem Scharmützel des Kampfes hatten sie dabei Hinata aus den Augen verloren, auch wenn sie unweit des Kampfplatzes auf rote Spuren im Schnee gestoßen waren. Shinos Blutkäfer hatten die Flüssigkeit eindeutig Hinata zuweisen können. Ihr Blut im Schnee, doch von ihr keine Spur… Seitdem torkelte Naruto ziellos durch die Landschaft und schrie nach ihr. Er will es nicht wahr haben… Die Möglichkeit, dass sie… Auch Sakura weigerte sich ihre eigenen Gedanken weiter zu verfolgen und richtete ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf ihre derzeitige Situation. Der Wind entwickelte sich mehr und mehr zu einem Sturm, der Eis und Kälte vor sich hertrieb. Ihre Haare waren mit gefrorenem Reif überzogen, so dass sie die Strähnen einfach abbrechen konnte, und der Schnee türmte sich fast bis an ihre Hüften. „Naruto, wir müssen wirklich…“ „Ich habe sie verloren“, unterbrach Naruto sie, mit einem völlig neuen Ton in der Stimme. Es klang so entsetzt und traurig, dass es Sakura das Herz brach. „Das hätte nicht passieren dürfen… Diese Mission sollte Routine sein! Es hätte niemals so weit kommen dürfen!“ Langsam drehte er sich zu ihnen um. Tränen waren auf seinen Wangen zu Eis gefroren. „Hinata…“, flüsterte er verzweifelt. Der Wind riss ihm die Worte von den Lippen, so wie das Schicksal Hinata aus ihrer Mitte gerissen hatte. ~~~°~~~ Hallo. Wie ihr seht, wage ich mich an eine Naruto-FF, die diesmal auch etwas besser und länger werden soll. Ich hoffe sie wird einigen von euch gefallen. Wenn ja, dürft ihr mir natürlich fleißig Kommis schreiben ;) Ich habe auch zwei Fragen: 1.) Wie übersetzen die im Deutschen Shikamarus "How Troublesome"? 2.) Und kann mir einer mal ungefähr sagen, welcher Charakter in Naruto welchen mit -kun, -chan, -sama und ähnlichem anredet? Da blicke ich nicht so ganz durch... Kapitel 1: Erinnerungen ----------------------- Sooo, Kapitel 1 schicke ich gleich mal hinterher, in der Hoffnung einige Leser anlocken zu können ;) Bevor es jedoch weitergeht, hätte ich ganz gerne gewusst, wie es euch so gefällt! ~~~°~~~ Kapitel I – Erinnerungen ~~~°~~~ 512 Tage später Eine kleine Glocke bimmelte hell, als Sakura die Tür zum Blumenladen der Yamanakas öffnete und eintrat. Ganze Kästen voller farbenprächtiger Blumen in allen Formen und Größen standen im ganzen Raum verteilt, exotische Schlingpflanzen hingen von den Decken und Gartenzubehör funkelte ordentlich aufgereiht aus hohen Regalen. In der Luft hing der angenehme Duft von Frühling und gleichzeitigem Sommer. „Guten Morgen“, rief Ino im übertrieben höflichen Tonfall der Verkäuferin, ehe sie aus dem Lagerraum an die Theke trat und erkannte, dass es sich bei ihrem Gast um Sakura handelte. Sofort setzte sie ein anzügliches Grinsen auf und hob die Augenbrauen. „Sakura! Was verschafft uns die Ehre? Du willst doch nicht etwa ein paar Blumen kaufen?“ „Doch“, antworte die Medi-Nin ruhig, während sie ihren Blick durch den Laden schweifen ließ. Ino folgte ihren Bewegungen mit blitzenden Augen. Das Grinsen war ihr auf das Gesicht geklebt, als sie sich über den Tresen beugte und fragte: „Für wen denn? Lee? Naruto? Ich habe gehört die beiden sind vor kurzem von einer B-Mission zurückgekommen.“ „Weder noch“, gab Sakura zurück. Sie schlenderte suchend durch die Regale, roch an manchen Blüten, fühlte die Beschaffenheit einiger Blätter. Sie suchte nach etwas Bestimmten, auch wenn sie noch nicht genau wusste, was es war. „Für wen denn dann?“, hakte Ino neugierig nach. Sakura rollte heimlich mit den Augen, blieb dann jedoch plötzlich stehen und lächelte boshaft. „Nun“, fing sie an, das bereits aufkommende Lachen unterdrückend, „Tsunade hat mir erzählt, dass auch Shikamaru heute von einer Mission wiederkommt und da dachte ich, dass ich ihm vielleicht eine kleine Freude mache…“ Inos Grinsen fiel schlagartig in sich zusammen. „Untersteh dich!“, keifte sie, ehe sie bemerkte, was sie tat, und sich erschrocken die Hände vor den Mund schlug. Sakura konnte lachend dabei zugucken, wie ihr Gesicht bis zu den Haarspitzen rot anlief. „Ach… So weit ich mich richtig erinnere, ist er nicht dein Eigentum…“ „Halt die Klappe!“ „Du verstehst aber auch gar keinen Spaß mehr!“, stellte Sakura mit einem Augenzwinkern fest. Danach wurde sie jedoch schnell wieder ernst und wanderte weiter durch den Laden. „Was suchst du denn nun?“, fragte Ino noch leicht gereizt. Sakura blieb vor einer violetten Blume stehen und strich vorsichtig über die sternenförmige Blüte. Ihre grünen Augen wirkten trüb. „Etwas Wunderschönes, das gleichzeitig unauffällig und ruhig wirkt. Es soll Wärme ausstrahlen, doch nicht prächtig sein. Harmonisch…“ Ino hob fragend die Augenbrauen, während Sakura weiterhin die Blume zärtlich streichelte. „Es ist für Hinata“, flüsterte sie bekümmert. ~°~ Hinata Hyuuga Mehr als ihr Name stand nicht auf dem grauen Marmor des Gedenksteins. Naruto stand schweigend vor dem Denkmal der Helden von Konohagakure und ließ zu, dass der warme Wind durch seine blonden Haare strich. Er kam fast jeden Tag hierher und starrte auf die eingemeißelte Schriftlinie, die das Einzige war, was noch an die stille Kunoichi erinnerte. Es tut mir Leid, Hinata… Ein ganzes Jahr lang hatte er verzweifelt nach ihr gesucht. Er hatte das ganze Schneeland, in dem sie sie damals bei ihrer Mission verloren hatten, durchkämmt, hatte jeden verfluchten Stein umgedreht und jeden noch so unmöglichen Platz durchsucht. Doch sie war niemals wieder aufgetaucht, so dass Tsunade sie schließlich für Tod erklären ließ. Jetzt stand ihr Name auf dem Heldenmal, auch wenn Naruto das Gefühl hatte, dass es soviel mehr an ihr gab, dass dem Erinnerungsschriftzug hinzugefügt werden müsste. Ihr Sanftmut… Ihre Bescheidenheit… Ihre Güte… Narutos Gedanken wanderten noch einmal zurück zu dem schrecklichen Tag, der sie von ihm genommen hatte, an den Kampf mit den unbekannten Ninja, an die eisige Kälte und Hinatas rotes Blut im weißen Schnee. Ein dumpfer Schmerz fuhr durch sein Herz. Es tut mir Leid… Ich habe versagt… Plötzlich hörte er Schritte im weichen Gras und drehte sich um. Sakura näherte sich. Ihr rosafarbenes Haar wehte im Wind. Naruto musste lächeln, als er sah, dass sie einen Strauß aus weißen und violetten Blumen in der Hand hielt. „Hey… Schön dich zu sehen“, sagte sie sanft, ehe sie neben ihn trat. Mit einer ehrfürchtigen Geste legte sie die Blumen vor dem grauen Marmor ab und starrte anschließend auf die Helden des Dorfes. „Wie war deine Mission?“ „Sie lief gut… Das sind schöne Blumen. Sie hätten Hinata bestimmt gefallen…“ „Danke…“ Eine Weile lang betrachteten sie nur den eingemeißelten Namen ihrer Freundin und Gefährtin. Auf dem Hang links vom Denkmal hatten die Yamanakas im Auftrag des Dorfes Kirschbäume gepflanzt, so dass Blüten in der Luft schwebten wie rosafarbene Schneeflocken. Naruto griff nach einer von ihnen und betrachtete sie wie einen seltenen Schatz. „Es ist nicht deine Schuld, weißt du“, sagte Sakura langsam, sicher zum hundertsten Mal. Naruto verkrampfte sich neben ihr und schüttelte schwach den Kopf. „Es war unsere Mission und sie war darauf ausgelegt einen Vorteil gegen Akatsuki zu gewinnen, also gegen die Organisation, die mich schnappen will. Ich hätte besser aufpassen müssen. Hinatas Sicherheit lag in meiner Verantwortung“, erklärte er erschöpft. Kirschblüten rieselten auf seine Schultern. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie gar nicht tot ist. Ich wache auf und denke, dass wir einfach nur nicht genug nach ihr gesucht haben, dass sie noch irgendwo da draußen ist und eines Tages einfach wieder im Dorfeingang steht…“ Auf seine Worte folgten gedämpfte Schritte hinter ihnen. Naruto und Sakura wirbelten herum. Für einen wilden Moment der sinnlosen Hoffnung glaubte Naruto, dass Hinata tatsächlich wieder aufgetaucht war. Doch schließlich musste er einsehen, dass es nur Neji war, der die Lichtung des Heldenmals betreten hatte. Ernst und aufrecht trat er auf sie zu. Sein Gesicht und die geheimnisvollen Augen, die die Farbe von Perlmut besaßen, verbargen seine Gefühle vollständig. Als er zu ihnen stieß, deutete er in Sakuras Richtung eine Verbeugung an. Für Naruto gab es nur einen kalten Blick. Dann stellte er sich vor den Marmor, legte die Handflächen aneinander und betete stumm zum Geist seiner toten Schwester, ehe er wieder genauso lautlos verschwand, wie er gekommen war. „Er hasst mich“, murmelte Naruto betrübt. Er war nie so gut mit Neji befreundet gewesen wie mit den anderen männlichen Ninjas in ihrem Alter, doch zumindest war es ihnen im Laufe der Zeit gelungen Respekt für einander zu entwickeln. Hinatas Verschwinden hatte diesen freundschaftlichen Ansatz restlos zerstört. „Hat er dir immer noch nicht verziehen?“, fragte Sakura. Naruto schüttelte den Kopf und war überrascht, als sich ihre weiche Hand im nächsten Moment um seine schloss. Er sah sie von der Seite an, doch sie hatte ihre grünen Augen ein weiteres Mal auf das Heldenmal gerichtet. „Es ist nicht fair von ihm“, murmelte sie. „Es ist nie fair…“, gab Naruto zurück. Tief in seinem Inneren konnte er Neji verstehen. Es hatte ihn nie gewundert, dass der junge Hyuuga ihm nie dafür verzeihen konnte, dass er seine Schwester während einer Mission verloren hatte. Wie sollte er auch? Schließlich kann ich es mir nicht einmal selbst verzeihen… ~°~ Shikamaru klopfte an, bevor er eintrat und sich verbeugte. „Hokage-sama…“ Tsunade, ehrenwerter Hokage der fünften Generation, saß an ihrem riesigen Schreibtisch. Ihre blonden Haare lagen wie üblich in zwei langen Zöpfen auf ihrem Rücken. Bilder ihrer Vorgänger hingen an den Wänden und blickten auf sie herab, als beobachteten sie ihre Arbeit. „Shikamaru Nara“, erwiderte Tsunade matt. Vor ihr lagen Papiere und Dokumente so gedrängt, dass sie die gesamte Tischplatte verdeckten. Shikamaru erkannte seine eigene Handschrift auf einigen Blättern wieder, war darüber jedoch nicht überrascht. Der Hokage zog immer den schriftlichen Bericht zu Rate, wenn sie nach einer Mission mit dem verantwortlichen Ninja redete. „Wie verlief die Mission?“, fragte Tsunade, obwohl sie den Bericht schon gelesen haben musste. Shikamaru antwortete seufzend: „Sie war ein Erfolg.“ „In dem Bericht steht, dass es unterwegs einen Kampf gab…“ „Wie ich bereits geschrieben habe, stellte uns eine Dreiergruppe unbekannter Ninja eine Falle. Ich bemerkte den Hinterhalt jedoch, bevor es zu spät war, und konnte die Angreifer gemeinsam mit Chouji überwältigen. Zwei von ihnen starben, ein dritter nahm sich selbst das Leben, nachdem wir ihn gefangen nehmen konnten… „Woher kamen sie?“, fragte Tsunade langsam, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Shikamara schaute verwirrt zurück und legte die Stirn in Falten. „In dem Bericht steht-“ „Ich habe den Bericht gelesen“, unterbrach Tsunade ruhig. „Aber ich will deine eigene Meinung dazu hören. In einem Bericht werden nur Tatsachen verfasst, doch ich will, dass du mir von deinen Vermutungen erzählst…“ Shikamaru bewahrte seine Haltung, doch in seinem Kopf flogen die Gedanken wild durcheinander. Offensichtlich testete der Hokage ihn. Warum? Bisher hatte sie nie etwas anderes als die Bestätigung der Details in einem Bericht verlangt. Demnach musste etwas an dem Angriff der Ninjas offensichtlich ihr Interesse geweckt haben. „Als wir die Ninjas durchsuchten, fanden wir nichts, dass etwas über ihre Herkunft verriet. Sie trugen nicht einmal Stirnbänder. Daher liegt der Verdacht nahe, dass es sich um Ausgestoßene handelt…“ Er sah an ihrer Reaktion, dass es nicht das war, was sie hören wollte, deswegen fuhr er nach kurzem Schweigen fort: „Allerdings stammte das Gift, mit dem sich der dritte Angreifer das Leben nahm, von einer seltenen Schlangenart…“ „Orochimaru“, zischte Tsunade leise. „Es gehen Gerüchte um, dass Sasuke ihn vor einer Weile getötet hat.“ „Bewiesen wurde das nie… Außerdem ist Orochimaru nicht leicht zu töten…“ „Hokage-sama“, sagte Shikamaru schließlich vorsichtig, „Die Art, wie diese Ninjas kämpften… Sie erinnerte mich an einen alten Bericht… von Naruto…“ Tsunade stützte ihr Ellenbogen auf den Tisch, faltete die Hände ineinander und legte ihr Kinn darauf ab. Ihre braunen Augen musterten ihn berechnend. „Fahr fort…“ „Während der Mission, bei der Hinata verschwand, stieß das damalige Team ebenfalls auf überraschenden Widerstand. Auf Ninjas ohne Stirnband… Wenn sie tatsächlich Untergebene von Orochimaru waren, könnte ich mir Hinatas Verschwinden mit seiner Gier und dem Interesse an seltenen Bluterben erklären… Schließlich besaß sie das Byakugan…“ Shikamaru erschauderte bei seinen eigenen Worten. Mit angespanntem Gesicht lehnte sich Tsunade in ihrem Stuhl zurück und schob ein paar Blätter zusammen. „Wenn Hinata tatsächlich von Orochimaru entführt wurde, war die Suche nach ihr von Anfang an hoffnungslos. Es besteht keine Möglichkeit, dass sie noch am Leben ist…“ „Hokage-sama…“ „Ich verlange, dass diese Vermutungen unter uns bleiben. Besonders Naruto darf davon niemals erfahren“, sagte Tsunade ernst. Sie heftete Shikamarus Bericht zusammen und legte ihn in eine Schublade ihres Tisches. Dann nahm sie eine sechszackige Steinplatte von der Größe einer Faust aus der gleichen Schublade. Verschlungene Runen waren auf der gesamten Oberfläche eingeritzt. „Weißt du, was das ist?“, fragte sie. Shikamaru nickte. „Natürlich. Das ist das Relikt, dessen Beschaffung das Ziel unserer Mission war.“ Was will sie eigentlich? Wie nervend… Tsunade erlaubte sich ein leichtes Lächeln. „Dieser Gegenstand ist von sehr großer Bedeutung. Man nennt ihn Dimors Schuppe. Ich bin mir sicher, dass viele Leute sie für sich haben wollen, daher werde ich sie heute Abend versiegeln lassen. Du sollst die Aufsicht über diese Prozedur übernehmen und sicherstellen, dass alles planmäßig abläuft…“ „Wie ihr wünscht“, antwortete Shikamaru. Er fühlte sich entlassen und ging zur Tür, doch Tsunade hielt ihn noch einmal zurück: „Shikamaru…“ „Hokage-sama?“ „Denk daran, Naruto nichts davon zu erzählen…“ „Natürlich“, gab der Ninja vom Nara-Clan zurück, bevor er den Raum verließ. Wie nervend… Wofür hält sie mich? Wie könnte ich Naruto je sagen, dass Hinata vielleicht von Orochimaru gefangen und getötet wurde? ~~~°~~~ Kapitel 2: Der Anschlag ----------------------- ~~~°~~~ Kapitel II – Der Anschlag ~~~°~~~ Shikamaru schlenderte ohne wirkliches Ziel durch die Straßen von Konohagakure, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, und nickte hin und wieder einigen bekannten Gesichtern zu. Er hatte noch etwas Zeit, bis er in den Turm des Hokages zurückkehren und über die Versiegelung der Steinplatte, Dimors Schuppe, wachen sollte, doch er war trotzdem genervt von der Aussicht, den Abend bei einer dermaßen überflüssigen Sicherheitsmaßnahme zu vergeuden. Statt mitten im eigenen Dorf ein kleines Steinsechseck zu beschützen, könnte er auch Zuhause liegen und von seinem Fenster aus den Nachthimmel betrachten oder gegen seinen Vater eine Partie Shogi spielen. Aber ich musste mich ja für ein Leben als Ninja entscheiden… Wie nervend… Völlig ohne sein Zutun trugen ihn seine Füße zum Blumenladen der Yamanakas. Er blieb davor stehen, hob seufzend die Schultern und betrat schließlich unter dem Bimmeln der Türglocke den Laden. Ino stand hinter dem Tresen. Als sie ihn sah, lächelte sie erfreut. „Shikamaru! Du bist zurück!“ Er nickte zustimmend und trat gemächlich an die Theke. „Wie war die Mission?“, fragte sie neugierig. „Kaum Probleme…“ Ino wartete, ob Shikamaru noch etwas sagen wollte, und lachte schließlich als Antwort auf sein Schweigen. „Überarbeite dein Mundwerk bloß nicht…“ „Das machst du ja immer gut für uns beide“, entgegnete Shikamaru trocken, worauf Ino ihn ordentlich auf den Kopf schlug. Der Schmerz fuhr durch seinen Schädel und er sprang zwei Schritte zurück, die Hand auf eine wachsende Beule gepresst. „Spinnst du?“ „So etwas sagt man nicht zu einer Dame!“ „Wenn ich eine sehe, werde ich es mir merken!“ Shikamaru wich einem weiteren gefährlichen Schwinger seiner Teamgefährtin aus und blieb in sicherem Abstand zur Theke stehen. Ino starrte ihn wütend an. „Hast du nichts Besseres zu tun, als mich hier zu nerven?“ „Eigentlich nicht. Ich muss in einer Stunde wieder beim Hokage sein und schlage die Zeit tot…“ „Und da kommst du hierher?“, fragte sie, plötzlich wieder freundlich. Es war Inos Spezialität, von einem Moment auf den anderen ihre Laune vollkommen zu ändern, deswegen dachte sich Shikamaru nichts dabei. In den vielen Jahren, die er inzwischen mit ihr zu tun hatte, hatte er sich an ihr wildes Temperament gewöhnt. „Ja.“ „Dann mache ich Tee.“ „Versteh einer die Mädchen“, murmelte Shikamaru, während er bereits das Geklapper der Teeutensilien hörte und Ino kopfschüttelnd in den hinteren Teil des Ladens folgte. ~°~ Nach ihrem Besuch am Denkmal der Helden blieb Naruto bedrückt. Sakura versuchte mehrmals ein Gespräch zu beginnen, doch ihr Gefährte schien kein Interesse daran zu haben und lief stumm neben ihr her. Seine blonden Haare hingen ihm so durcheinander in die Stirn, dass es schwer war den Ausdruck seiner Augen zu erkennen. Schließlich wusste sich Sakura nicht anders zu helfen, als das geheime Allzweckmittel gegen Naruto einzusetzen. „Wollen wir Ramen essen gehen?“, fragte sie scheinheilig. Sein Kopf fuhr zu ihr herum. Zu ihrer Erleichterung sah sie, dass seine vorher so betrübten Augen wieder in ihrem alten blauen Glanz erstrahlten. „Aber klar!“, rief Naruto, während er begeistert die Faust in die Luft streckte. „Der Imbiss hat vor ein paar Tagen eine neue Sorte eingeführt! Die musst du probieren! Los!“ Sakura musste rennen, um Naruto in den verwinkelten Gassen des Dorfes nicht zu verlieren, und holte ihn erst ein, als er sich bereits an die Holztheke des Ramen-Imbiss setzte. Sie suchte sich einen Platz neben ihm und ließ sich darauf nieder. Ein Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen. Egal wie alt und erwachsen Naruto wurde, egal wie verzweifelt er sich gegen Feinde stemmte und Freunde verteidigte, ein gewisser Teil in ihm blieb immer der kindliche Junge, den sie an der Akademie kennen gelernt hatte… Der alte Ladenbesitzer wandte sich ihnen mit einem freundlichen Lächeln zu. „Ah, hallo Naruto. Hallo Sakura. Was kann ich euch bringen?“ „Einmal Ramen mit Schwein für mich und einmal die neue Spezialsorte für Sakura-chan!“ „Eine gute Wahl“, lobte der Alte, bevor er die Nudeln in eine Pfanne warf und anfing die Suppe aufzukochen. Schon nach kurzer Zeit erfüllte der köstliche Duft nach Ramen die Bude. Naruto schien sich nur schwer davon abhalten zu können zu sabbern. Auch Sakura musste sich eingestehen, dass sie das Essen sehnlich erwartete. Als der Alte die fertigen Schüsseln vor ihnen abstellte, brachen sie beide ungeduldig die Stäbchen und begannen zu essen. Naruto schmatzte und schlurfte neben ihr lautstark, während er die Portion in der gleichen Zeit verputzte, die sie für nicht einmal die Hälfte ihrer Schüssel brauchte. Nachdem Sakura schließlich fertig war, stapelten sich vor ihm bereits zwei weitere Portionen. „Ah“, seufzte Naruto zufrieden. Sakura konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Sie beobachtete, wie er glücklich auf seinen gefüllten Magen klopfte und ein paar Münzen aus seiner Froschbörse auf die Theke legte. Auch Sakura wollte nach ihrem Geld greifen, doch der alte Ladenbesitzer hielt sie zurück: „Nicht nötig, Sakura. Es ist bereits alles bezahlt.“ Erstaunt sah sie ihren Teamgefährten an. „Wie zuvorkommend…“ Auf seinem Gesicht bildete sich sein typisches, spitzbübisches Grinsen, das er immer aufsetzte wenn er verlegen wurde oder ihm einer seiner Streiche besonders gut gelungen war. Dabei zeigte er seine erstaunlich gesunden Zähne und klitzekleine Fältchen bildeten sich an seinen Mundwinkeln. Sakura kannte sein Mienenspiel beinahe auswendig. „Sakura-chan… Kann ich dich nach Hause begleiten?“ „Während eurer Mission musstet ihr genug Zeit gehabt haben, damit dir Lee ein paar Dinge über das Verhalten von Gentlemen beibringen konnte…“, murmelte sie grinsend, während sie mit Naruto den Imbiss verließ und ihm wie eine vornehme Hofdame die Hand auf den Arm legte. Seine Haut fühlte sich warm unter ihren Fingern an, genau wie an dem Heldenmal, als sie tröstend nach seiner Hand gegriffen hatte. Schweigen setzte zwischen ihnen ein, doch auch wenn es etwas nervös wirkte, war es nicht unangenehm. ~°~ Als Shikamaru den Turm des Hokage erreichte, erwartete man ihn bereits. Drei Jutsu-Spezialisten, die er nur flüchtig kannte, weil sie nicht für den direkten Kampfeinsatz ausgebildet worden waren, führten ihn durch das Erdgeschoss des Turms und eine Wendeltreppe hinunter in die tieferen Stockwerke des Gebäudes. Der eigentliche Sitz des Dorfoberhauptes lag in den Stockwerken über der Erde, von wo aus man durch die Fenster direkt auf die steinernen Gesichter der fünf Hokages blicken konnte. Doch auch unter der Erde gab es eine große Vielzahl von begehbaren und versteckten Räumen, die unzählige Dorfgeheimnisse, Missionsberichte und alte, mächtige Jutsu-Rollen, wie die der Schattendoppelgänger, beherbergten. Die drei Jutsu-Spezialisten waren grau gekleidet und trugen als einzigen Schmuck das Stirnband von Konohagakure. Sie liefen ohne viele Worte voran und führten Shikamaru in einen quadratischen, leeren Raum. Runen waren in einem komplizierten Muster auf den Boden gemalt. Genau in der Mitte lag die unscheinbare Steinplatte. „Was genau ist Dimors Schuppe?“, fragte Shikamaru nachdenklich. Die drei Ninjas stellten sich in unterschiedlichen Ecken des Raumes auf, machten sie jedoch nicht die Mühe auf seine Frage zu antworten. Stattdessen begannen sie mit den Fingerzeichen. Hahn… Affe… Tiger… Shikamaru folgte ihren Bewegungen mit mildem Interesse. Er analysierte, dass es sich bei der ausgeführten Kunst um einen Schutz handelte, der Fremde davon abhalten sollte Dimors Schuppe berühren zu können, während gleichzeitig dafür gesorgt wurde, dass diese bestimmte eigene Kräfte nicht freisetzen konnte. Das Jutsu war äußerst zeitaufwendig und Shikamaru fühlte sich hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, das ganze schnell hinter sich zu bringen, und der Neugier, welche Kräfte ein solcher einfach geformter Stein in sich tragen sollte. „Noch etwa zehn Minuten, Shikamaru Nara“, verkündete einer der Spezialisten, während ihm der Schweiß von der Stirn lief und seine Finger weiterhin beeindruckend schnell von einem Zeichen ins nächste sprangen. Shikamaru nickte nur, um zu zeigen, dass er verstanden hatte. Wie nervend… Im nächsten Moment brach plötzlich das Chaos aus. Eine versteckte Tür, die sich so nahtlos in die Steinwand schmiegte, dass sie nicht zu erkennen war, schob sich plötzlich mit einem schabenden Geräusch zur Seite und spuckte ein halbes Dutzend schwarz vermummter Männer aus. Shikamaru hatte gerade einmal Zeit einen Schritt alarmiert nach vorne zu setzen, als die Luft auch schon erfüllt war von Kunai und Shuriken. Geschult vom jahrelangen Training warf sich Shikamaru auf den nächststehenden Spezialisten und warf ihn mit sich zu Boden. Die anderen beiden hatten nicht so viel Glück. Dem ersten bohrte sich ein Kunai geradewegs durch sein Herz, in den anderen schlugen mehrere Shuriken mit einer Wucht ein, die ihn gegen die Wand schleuderte. Blut hing in der Luft und das Zischen der geworfenen Waffen erfüllte den Raum, doch sonst lief alles in unheimlicher Stille ab. Mit lautlosen Schritten schwärmten die schwarzen Männer im Raum aus. Shikamaru fluchte, zog zwei Kunai aus seinem Beutel und warf sie einem der Angreifer entgegen. Sie durchschlugen seine Brust und ließen ihn zu Boden gehen. „Unten bleiben! Unten bleiben!“, befahl Shikamaru dem letzten Spezialisten, bevor er sich selbst erhob, zwei heransirrende Shuriken mit einem neu gezückten Kunai abwehrte und einen weiteren schwarzen Mann in den Nahkampf verwickelte. Verdammt! Wie nervend! Der Angreifer war erstaunlich geschickt und hielt ihn mit Taijutsu beschäftigt, während einer seiner Begleiter Dimors Schuppe schnappte. Shikamaru schlug seinem Gegner zweimal fest ins Gesicht und trat ihm anschließend gegen das angewinkelte Knie, so dass dieser sein Gleichgewicht verlor. Hektisch sah er sich nach dem Spezialisten um. Er sah nur noch, wie einer der schwarzen Männer ihm ein Messer über die Kehle zog. „Mistkerl!“, brüllte Shikamaru und warf weitere Kunais. Der schwarze Mann wich ihnen aus, dass sie gegen die Steinwand klirrten, und warf sich auf ihn. Die drei übrigen Angreifer huschten aus dem Raum wie Schatten, allerdings nicht wieder dorthin zurück, wo sie hergekommen waren, sondern in Richtung der höheren Stockwerke. Das Dorf! Der Hokage! Shikamaru wehrte sich verbittert gegen die Attacken seines Gegners, doch in einem unachtsamen Moment schaffte es der am Boden liegende Mann mit dem zertrümmerten Knie ihm trotz seiner offensichtlichen Schmerzen das Bein wegzuziehen. Shikamaru verlor den Halt und knallte mit dem Kopf auf den harten Boden. Einen Moment lang sah er nur weiße Blitze vor seinen Augen tanzen, dann durchfuhr er scharfer Schmerz seine Schulter. Ein Kunai steckte kurz unterhalb seines Schlüsselbeins. Fauchend riss er die Waffe aus seinem Fleisch und rammte sie stattdessen seinem Angreifer in den Hals. Den Mann mit dem zerstörten Knie ließ er, wo er war. Im Augenblick waren die drei Geflüchteten wichtiger. Sie haben die Schuppe, doch sie wollen mehr! Shikamaru rannte aus dem Raum, durch dunkle, von Fackeln erhellte Korridore und schließlich die Treppe hoch, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Sein Herz schlug schnell, obwohl man ihnen beim Training eingebläut hatte, Atmung und Puls auch in Stresssituationen unter Kontrolle zu halten. Doch das war keine Stresssituation, das war der Ausnahmezustand! Feinde im eigenen Dorf! Shikamaru erreichte schwer atmend das Erdgeschoss. Er warf sich aus der Eingangstür, sah jedoch auf keiner der Straßen eine Spur der Angreifer, und stürmte zurück in den Turm. Seine Gedanken rasten. Die Feinde hatten die Schuppe, doch sie waren nicht geflohen. Der Art des Angriffs nach handelte es sich bei ihnen um lautlose Mörder, um Meuchler, um Attentäter! Der Hokage! Er spürte das Blut warm von seiner Schulter laufen, während er die Treppen hochflog, und seine Sicht schwamm etwas von dem Sturz. Trotzdem zog er ohne zu zögern seine Faustklingen, die er von seinem früheren Meister Asuma bekommen hatte. Aus dem Büro des Hokage hörte er Lärm: Kampfschreie, splitterndes Holz. Shikamaru stürzte in das Zimmer, das er erst vor zwei Stunden verlassen hatte, und fand sich in einem wilden Durcheinander wieder. Der Schreibtisch war umgeworfen und die Blätter der Berichte lagen über dem Boden verstreut. Blut hing an Wänden und Möbeln, ein Fenster war zersplittert, überall steckten Kunai. Ein schwarzer Mann lag unnatürlich verrenkt und leblos in der Zerstörung, genau wie die schmale Gestalt von Shizune. Ein weiterer Feind rang mit Tsunade. Ein Schwert steckte so tief in ihrer Brust, das es hinten wieder austrat. Es dauerte einen Moment, bis Shikamaru akzeptierte, was er sah. „Hokage-sama!“ Wo ist der dritte? Plötzlich bekam er einen Schlag seitlich gegen den Kopf und taumelte orientierungslos durch den Raum. Blind schlug er mit seiner Faustklinge um sich, um den Feind auf Abstand zu halten, ehe er ihn hinter der Eingangstür lauern sah und sich auf ihn warf. Der schwarze Mann rechnete nicht mit dem wilden Angriff und wurde von der Faustklinge zerrissen. Ohne Zeit zum Durchatmen zu haben, flogen Shuriken auf ihn zu. Sie prasselten auf ihn ein in einem Hagel aus Stahl und Klingen. Die meisten konnte Shikamaru noch abwehren, doch einige fanden ihr Ziel und trafen seine Beine, Arme und Hüfte. Der Schmerz war kaum zu ertragen. Mit letzter Kraft warf er seine letzten Kunai und bezwang so den übrig gebliebenen schwarzen Mann. Nach den Geräuschen des Kampfes kam die Stille, eine Stille so vollkommen, dass sie fast friedlich wirkte, wenn er nicht zwischen Blut und Tod gestanden hätte. Sein Kopf war wie mit Nebel gefüllt, seine Gedanken stockten. Ich werde… gleich das Bewusstsein verlieren… Warmes Blut strömte aus seinen Wunden. Der Raum des Hokage glich einem Schlachtfeld. Erschöpft schleppte sich Shikamaru zu Tsunade, die mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden lag, das Schwert in der Brust. Dünne Blutrinnsale liefen aus ihrem Mund. Eine Lunge musste getroffen worden sein. „Shika…maru… Nara…“, röchelte sie hervor. „Nicht sprechen“, murmelte er, obwohl auch seine eigene Stimme versagte. Seine Umgebung verschwamm, Farben liefen ineinander über. Hilfe, verdammt! Wir brauchen hier Hilfe! „Die… Glocke…“, quälte Tsunade hervor, als hätte sie seine Gedanken erraten. Nickend stolperte er aus dem Raum auf den großen Balkon. Neben ihm hing eine dicke Kordel herab wie die Schlingpflanzen in Inos Blumenladen. Er griff danach, hielt sich eher daran fest, und zerrte so stark es sein geschwächter Körper noch erlaubte. Der tiefe Gong der Alarmglocke von Konohagakure dröhnte durch alle Straßen, ehe Shikamaru sich erleichtert zu Boden sinken ließ und auf Hilfe wartete. ~~~°~~~ Also ich hoffe es hat euch gefallen. Wenn ja, schickt mir doch ein paar Kommis ;) Mir ist klar, dass die Story etwas braucht um sich zu entwickeln, doch ich verspreche euch, dranbleiben lohnt sich! Ich würde auch Lesern eine ENS schicken, wenn ich ein neues Kapitel hochlade, sagt einfach bescheid =) Kapitel 3: Schülerin und Meisterin ---------------------------------- Hallo, vielen Dank für eure Kommentare, dafür habe ich mich extra mit dem neuen Kapitel beeilt! ;) Ab morgen bin ich erstmal für vier Tage unterwegs, aber danach folgt dann auch endlich das lang ersehnte Wiedersehen mit Hinata. Da es ja in der Zusammenfassung steht, ist irgendwie klar, dass sie noch lebt, oder? ;) ~~~°~~~ Kapitel III – Schülerin und Meisterin ~~~°~~~ Naruto und Sakura liefen gerade in ein lockeres Gespräch vertieft durch die Straßen, als der brummende Ton der Alarmglocke die Luft zum Flirren brachte. Die beiden jungen Ninja wirbelten gleichzeitig zu dem Turm des Hokage herum, sahen die riesige Messingglocke schlagen, schauten sich einen Moment in stillem Einverständnis an und rannten anschließend los. „Was ist passiert?“, rief Naruto über den einsetzenden Lärm. Um sie herum erstarrten die Menschen auf den Straßen, Schreie und Rufe kamen aus den Häusern, jeder steckte die Köpfe aus den Fenstern, um die Ursache des Geräuschs zu erkennen. „Woher soll ich das wissen?“ „Die Glocke ist nur für den Notfall… Das Dorf wird angegriffen… Oder der Hokage!“ Naruto stürmte mit voller Geschwindigkeit los, doch Sakura hatte das Gesicht ihrer Mentorin vor Augen und blieb deswegen ohne Probleme mit ihm auf gleicher Höhe. An einer Stelle sprang sie in die Luft auf das Wellblechdach einer kleinen Hütte, um von dort aus über die Häuser hinweg schneller zum Turm zu kommen. Der Fahrtwind peitschte ihre Haare auf. Naruto war dicht hinter ihr. Tsunade-sama… Die Eingangstür des Turms war offen, als sie ihn erreichten, und sie rannten mit gezogenen Waffen ins Innere des Gebäudes. Sakura bemerkte kleine Blutstropfen auf der Treppe nach oben. Schaudernd überwand sie die Stufen, die zu Tsunades Büro führten. Plötzlich wurden ihre Beine schwach und ihre Schritte langsamer. Sie fürchtete sich vor dem, was sie hinter der Tür erwartete, vor allem da nichts zu hören war außer dem dröhnenden Schlag der Glocke und Narutos Atem in ihrem Nacken. „Sakura-chan?“, flüsterte er besorgt. „Alles in Ordnung.“ Sie verdrängte kopfschüttelnd ihre Angst und öffnete die Tür. Eine einzelne, flackernde Deckenlampe erhellte den Raum. Die Portraits der vorangegangenen Generationen blickten grimmig und schweigend auf das Grauen herab, das sich vor ihnen ausbreitete. Zerstörte Möbel… Blut… Verrenkte Körper… Tsunade am Boden… „Tsunade-sama!“, schrie Sakura entsetzt. „Shikamaru!“, rief Naruto gleichzeitig. Sakura stürzte an die Seite ihrer Mentorin. Ein erschreckend großer Blutfleck färbte ihr Gewand an der Brust schwarz und das gebogene Katana, das ohne Zweifel vorher dort gesteckt hatte, lag besudelt neben ihr auf dem Boden. Entsetzen und Furcht drohten sie zu überwältigen, als Tsunade ihrem Blick begegnete und schwach murmelte: „Sakura…“ Im Hintergrund hörte sie Naruto Shikamarus Namen rufen. Offensichtlich hatte der Ninja vom Nara-Clan das Bewusstsein verloren, denn Naruto schüttelte ihn heftig. „Tsunade-sama“, sagte Sakura mit zitternder Stimme, „Ich werde ihnen helfen, keine Sorge…“ „Das Mal… Es funktioniert nicht… Ich wollte mich heilen, doch… es funktioniert nicht…“, erklärte der Hokage langsam. Mit einem Finger deutete sie auf die blaue Raute auf ihrer Stirn. Naruto hatte ihr davon erzählt, wie sie es vor ein paar Jahren beim Kampf gegen Orochimaru eingesetzt hatte, um ihre Verletzungen in sekundenschnelle zu heilen. „Warum nicht?“ „Gift…“, hauchte Tsunade. Sakura griff nach dem Schwert und untersuchte die Klinge. Sie war beschmutzt von Blut, doch sie glaubte auch eine andere, dunklere und ölige Flüssigkeit darauf zu erkennen. Als hätte sie sich verbrannt, ließ sie sie wieder fallen und griff besorgt nach der Hand ihrer Mentorin. „Shizune! Shikamaru!“, rief Naruto weiter. Mehr Ninjas strömten in den Raum, Jo-Nin, Chu-Nin und einige Medi-Nin. Alle verharrten für einen Moment, als sie die Situation erfassten, ehe die Medi-Nin Tsunade bemerkten und sie mit angelernter Präzision und Ruhe untersuchten. „Ein Schwert hat sie durchstoßen“, erklärte Sakura hastig, „Eine Lunge muss getroffen worden sein. Und es klebt Gift an der Klinge.“ Die Medi-Nin nickten ernst. „Sie muss sofort ins Krankenhaus. Shizune auch. Sakura Haruno, bitte begleiten sie uns. Wir werden ihre Fähigkeiten für die antitoxische Behandlung brauchen.“ „Was ist mit Shikamaru?“, fragte sie, während sie sich Hilfe suchend nach Naruto umsah. In diesem Augenblick öffnete der Ninja vom Nara-Clan benommen die Augen. „Geht schon“, presste er hervor, „Es geht mir gut. Rettet den Hokage!“ Sakura nickte, begleitete die Medi-Nin, die Tsunade, Shizune und das Schwert aus dem Zimmer trugen, und ließ den Ort von Blut und Mord mit wild klopfendem Herzen hinter sich. ~°~ Shikamaru versuchte seine Gedanken zu ordnen. Der Blutverlust schwächte ihn, doch er konnte nicht lange bewusstlos gewesen sein. Narutos blaue Augen starrten ihn besorgt an, aber im Augenblick musste er sich mit wichtigeren Sachen auseinandersetzen. „Die Schuppe… Untersucht die Toten“, befahl Shikamaru den anwesenden Ninja, „Sie haben Dimors Schuppe gestohlen…“ Die Taschen der schwarzen Männer wurden durchforstet, doch schnell war klar, dass die Steinplatte nicht mehr bei ihnen war. Wie kann das sein? Haben sie sie versteckt? Er war noch immer benommen und sein sonst so scharfer Verstand schien getrübt. Die schwarzen Männer waren nach dem Angriff im Keller ohne Umwege zu Tsunade gegangen, also wie hätten sie die Schuppe verstecken können? „Shikamaru? Alles klar?“, fragte Naruto. Als Antwort nickte er nur und zwang sich auf die Beine. Seine Wunden hatten aufgehört zu bluten. Ein Shuriken steckte noch in seinem Oberarm. Er rupfte es beiläufig heraus und ließ es klirrend zu Boden fallen. „Naruto… folge mir…“ „Was?“ Shikamaru schlängelte sich durch die Ninjas, die damit begonnen hatten den Tatort gründlich zu inspizieren, und durchquerte Treppen und Gänge bis zu dem dunklen Kellerraum, in dem die Versiegelung des Relikts hätte stattfinden sollen. Grau und schwarz gekleidete Körper lagen auf dem Boden. Shikamaru hatte gehofft, dass der Mann mit dem zertrümmerten Knie noch am Leben war, um ihn befragen zu können, doch dieser Wunsch wurde schnell zerstört. Er lag zwar noch dort, wo Shikamaru ihn verlassen hatte, aber seine Hand umklammerte starr eine kleine Dose, aus der dunkle Kapseln auf den Boden gehüpft waren. Selbstmord mit Gift… Wie bei meiner letzten Mission… Naruto stellte ihm unzählige, aufgeregte Fragen, doch er blendete seine Stimme aus und konzentrierte sich auf den schwarzen Mann. Eine Untersuchung seiner Sachen brachte wie erwartet nichts zu Tage. Als er ihm die schwarze Haube vom Kopf zog, starrte er in ein fremdes Gesicht. Ninjas ohne Stirnbänder… Gift… Wie bei der letzten Mission… Wie bei Hinata… Er rieb sich die Augen. Tsunade schien etwas geahnt zu haben… Was hat das alles zu bedeuten? Müdigkeit überkam ihn plötzlich. Naruto sagte noch etwas zu ihm, doch er wollte nichts mehr hören, wollte nur noch ins Bett und diesen schrecklichen Tag hinter sich lassen. Ein dumpfer Schmerz pochte in seinen Wunden. „Ich werde ins Krankenhaus gehen…“ „Ich begleite dich“, sagte Naruto sofort. Shikamaru hatte nicht den Nerv, ihm zu widersprechen. Seine Gedanken analysierten die Geschehnisse, gingen sie immer wieder durch, drehten und wendeten sie, bis er Kopfschmerzen bekam. Zur Ablenkung dachte er an seinen Besuch bei Ino und an den warmen, aromatischen Tee, den sie ihm gemacht hatte. Was für ein verfluchter Tag… ~°~ Mehr als sechs Stunden lang kämpften sie um Tsunades Leben. Der Stich des Katanas wurde als erstes von mehreren Medi-Nin behandelt, während sich Sakura mit dem Schwert in ein Labor setzte und eine Probe des verwendeten Giftes nahm. Sie brauchte viele Tests, um das Gift einer seltenen Schlangenart zuzuordnen. Außerdem schien ihr, als wäre es auf unnatürliche Art nachbehandelt worden, um Tsunades Heilungsmal auf der Stirn zu blockieren. Das Attentat war also gezielt… Während sie arbeitete, fiel es ihr schwer die nötige Geduld und Ruhe, die sonst alle Medi-Nin entwickelten, aufzubringen. Normalerweise blieben ihre Finger ruhig und ihr Verstand scharf, wenn sie andere Ninja behandelte und ihnen das Leben rettete. Doch dieses Mal ging es um ihre Meisterin. Tsunade hatte sie unter ihre Fittiche genommen, als sie sich nach Sasukes Verschwinden verloren gefühlt hatte und nicht wusste, was sie tun sollte. Mit unendlicher Geduld und Freundlichkeit hatte sie ihr die Lehren von Leben und Tod gezeigt, hatte sie das Kämpfen und Heilen gelehrt, hatte sie physisch und psychisch gestärkt für die Herausforderungen, die auf sie warteten. Nach all den Jahren war Tsunade für Sakura mehr als eine Meisterin geworden. Sie könnte es nicht ertragen, wenn sie sterben würde. Inzwischen hatte sich die Aufregung in Konohagakure gelegt. Tiefe Nacht lag über dem Dorf und Dunkelheit strömte in die Fenster herein, um nach ihrer Seele zu greifen. Nur ein paar Kerzen und Sakuras Entschlossenheit, ihre Mentorin nicht sterben zu lassen, halfen ihr dabei ihre Arbeit zu bewältigen. Nachdem sie das Gift vollständig analysiert hatte, nahm sie eine Kombination verschiedener Kräuter und zerrieb sie mit Mörser und Stößel zu einem feinen grünen Pulver. Als das geschafft war, machte sie daraus ein Serum. Bitte… Lass es funktionieren… Mit schweißigen Händen eilte Sakura in Tsunades Behandlungszimmer. Ihre Meisterin lag auf einem Tisch, umgeben von herumwuselnden Medi-Nin und metallenen Gerätschaften, die durch Schläuche mit ihr verbunden waren. Weiße Binden mit Symbolen und Heilrunen bedeckten ihre Wunde. „Wie geht es ihr?“, fragte Sakura leise. Ein Medi-Nin kam zu ihr und verbeugte sich leicht. „Sie ist für den Augenblick stabil, doch wenn wir das Gift nicht bekämpfen können, wird sie nicht lange durchhalten…“ „Ich habe ein Serum erstellt“, erklärte Sakura ernst. „Wenn es wirkt, soll es in größeren Mengen nachproduziert werden.“ Mit der Phiole in der Hand trat sie an die Seite ihrer Meisterin und strich über ihr blondes Haar. Tsunades Haut war weiß wie Schnee. Ich lasse dich nicht sterben… Hokage-sama… Sakura legte das Serum an einen Tropf an und sah dabei zu, wie die grüne Flüssigkeit durch einen Schlauch träge in Tsunades Armbeuge verschwand. Beinahe im gleichen Augenblick schien ihr Gesicht einen Hauch von seiner Blässe zu verlieren. Die Maschinen, die ihre Vitalfunktionen überwachten, schlugen stärker aus als vorher. „Es scheint zu funktionieren“, murmelte ein Medi-Nin ehrfürchtig. Sakura betrachtete ihre Meisterin mit tiefem Kummer. „Auch wenn es wirkt, wird es lange dauern, bis sie geheilt ist. Das Gift, das in ihr wütet, hat die Eigenart Zellen anzufallen und so zu verändern, dass diese ebenfalls Gift produzieren. Lasst das Serum daher sofort in die Produktion geben. Ich habe eine Anleitung der Herstellung im Labor gelassen. Wir werden eine langfristige Therapie ansetzen müssen…“ Ein Medi-Nin nickte und eilte sofort aus dem Zimmer, um ihre Worte zu befolgen. Sakura ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen und betrachtete weiter ihre Meisterin. Noch ein Medi-Nin legte ihr im Vorbeigehen aufmunternd die Hand auf die Schulter. „Das haben sie großartig gemacht…“ „Danke…“ „Den Rest schaffen wir nun alleine. Ruhen sie sich aus. Es war sicher schwer für sie…“ Sakura wollte widersprechen, doch im gleichen Augenblick spürte sie tatsächlich die Müdigkeit, die nun, wo sie nichts mehr zu tun hatte, in ihren Körper kroch. Erschöpft stand sie auf und ging mit einer gemurmelten Verabschiedung aus dem Zimmer. Das Herz war ihr schwer. Bisher hatte sie nie daran gedacht, dass Tsunade einmal sterben könnte. Alleine den Gedanken, dass sie verletzlich war wie sie alle, hatte sie für absurd gehalten. „Sakura-chan!“ Verwirrt sah sich Sakura nach der Stimme um und starrte unerwartet auf Naruto, der in einem der Wartestühle gesessen hatte und sich nun vor sie stellte. „Was machst du denn hier?“ „Ich habe Shikamaru hierher gebracht, doch Ino und Chouji kümmern sich um ihn. Dann habe ich gehört, dass du Tsunade behandelst. Ich wollte sehen, wie es ihr geht, und dachte, dass ich gleichzeitig auf dich warten könnte…“ „Wie lange… wartest du schon?“, fragte Sakura ungläubig. Sie hatten Tsunade stundenlang behandelt. Es war inzwischen mitten in der Nacht. Doch Naruto grinste nur sein breites Fuchsgrinsen und kratzte sich an seinem blonden Haarschopf. „Nicht so wichtig… Wie geht es Tsunade?“ „Ganz gut.“ Und plötzlich, ohne jede Vorwarnung, zerbrach etwas in ihr. Als sie Tsunade verletzt am Boden gesehen hatte, hatte sie instinktiv eine Schutzmauer in ihrem Inneren errichtet, die nun zusammenstürzte und das Entsetzen, die Angst und die Verzweiflung freiließ. Tränen traten ihr in die Augen und liefen kalt an ihren Wangen herab. „Sakura-chan?“ Ein schweres Schluchzen kam aus ihrem Mund, während die Tränen strömten. Sie war müde, so müde, und der Anblick von Tsunades gepeinigtem Körper verfolgte sie. Ein Frösteln fuhr ihren Rücken herunter, bis sie zitterte. Sie sehnte sich nach Wärme und dem Ende dieses grässlichen Tages. „Naruto…“ Und dann umarmte er sie, ihr Kopf lag an seiner Brust, seine Arme hielten sie fest. Das Gefühl, seine Nähe zu spüren, beruhigte sie und wühlte sie gleichzeitig noch mehr auf. Sie konnte nicht aufhören zu weinen und krallte sich in Narutos orangeschwarze Jacke, doch er schien sich daran nicht zu stören. Eine seiner Hände strich ihr beruhigend durchs Haar. „Es ist alles gut. Du warst phantastisch heute“, murmelte er. Sein Atem kitzelte ihr Ohr. „Naruto… Geh nicht weg… Halt mich fest…“ „Ich gehe nicht weg, keine Angst. Ich bleib bei dir.“ So standen die beiden Ninja umschlungen mitten im Gang und genossen ihre gegenseitige Anwesenheit, die ihnen Trost und Kraft spendete. ~~~°~~~ Nächstes Mal: Sasukes ruhelose Suche nach seinem grausamen Bruder... Ein Fund, der ein Leben rettet und das vieler verändern wird... Kapitel 4: In der Schlangengrube -------------------------------- Hallo, da ist nun das neue Kapitel. Ich hoffe, ihr habt es bereits alle sehnsüchtig erwartet, denn eine alte Bekannte wird sich endlich wieder zeigen ;) @aha65: Ich konnte deine Kritik an dem letzten Kapitel gut verstehen, aber das musst du mir wohl nachsehen, denn es wird immer mal passieren, dass ein Kapitel nur so etwas wie einen Übergang darstellt. Außerdem möchte ich die Entwicklung der Chrakterbeziehung halbwegs realistisch zeigen, deswegen muss man sich dafür manchmal die Zeit nehmen ;) Aber das hier wird hoffentlich mehr nach deinem Geschmack sein =) Jetzt viel Spaß beim lesen! ~~~°~~~ Kapitel IV – In der Schlangengrube ~~~°~~~ Sasuke Uchiha wanderte allein durch die Länder der Welt, immer auf der Suche nach seiner Rache, die ihn einsam und stark gemacht hatte. Er trug eine weite schwarze Hose und ein weißes Oberteil aus leichtem Tuch, das sich bei jedem Windhauch bewegte. An seiner Hüfte hing ein langes, schlankes Schwert in einer unauffälligen Holzscheide. Er hatte nie besonders viel wert auf Materielles gelegt, deswegen war seine Kleidung unauffällig und sein Bündel, das er mit sich herumtrug, nur klein. Wenn er essen wollte, fand er etwas auf dem Weg. Wenn er schlafen wollte, suchte er sich einen Ort dafür. So lief er Tag für Tag durch die verschiedenen Länder, über Ebenen und Wasser, durch Wälder und Höhlen, über weite Brücken, kalte Schneefelder und heiße Sandwüsten. Nichts als seine Suche nach Itachi und der brennende Wunsch, ihn zu töten, hatten Platz in seiner Seele. Die Umgebung, in der er sich gerade befand, wurde auch Totenwald genannt. Die Erde unter seinen Füßen war hart wie Stein. Schwarze Bäume, die aussahen als würden sie sich in Schmerzen krümmen, erhoben sich kahl in den Himmel und krallten sich mit ihren knochigen Wurzeln verzweifelt in den Boden. Die Welt schien hier nur aus Weiß, Schwarz und Grau zu bestehen. Ein scharfer Wind pfiff unaufhörlich. Er klang wie das Stöhnen von verlorenen Seelen. Hier muss es sein… Sasuke war schon lange auf der Suche nach diesem Ort. Vor mehreren Wochen hatte er Orochimaru getötet, weil er eingesehen hatte, dass es nichts mehr gab, was ihm der Schlangenmann noch beibringen konnte. Doch bei seiner Flucht aus seinem geheimen Versteck war er auf einen Raum gestoßen, in dem er Hinweise darauf fand, dass Orochimaru in einem seiner vielen Unterschlüpfe nähere Informationen zu den Aufenthaltsorten der Akatsuki lagerte. Leider war Orochimaru zu diesem Zeitpunkt schon tot gewesen, so dass Sasuke nicht erfahren konnte, in welchem Unterschlupf er zu suchen hatte. Irgendwo hier könnte der Hinweis liegen, wo ich Itachi finde… Ruhig zog Sasuke eine alte Pergamentrolle aus seiner Schärpe und sah sie an. Das komplette Netzwerk von Orochimarus versteckten Höhlen, unterirdischen Labors und geheimen Räumen war darauf abgebildet. Einige Orte hatte Sasuke bereits erfolglos aufgesucht und durchgestrichen. Sein Finger verharrte einen Moment lang auf einem bestimmten Punkt der Karte, ehe er das Pergament zufrieden zusammenrollte und zurück in seine Schärpe steckte. Er schaute sich um. Überall nur kalter Wind, tote Erde und schwarze Baumskelette. „Sharingan!“ Die Macht seiner Augen ließ ihn die Welt so sehen, wie sie wirklich war. Nachdem er sich noch einmal mit Hilfe seines Bluterbes umgesehen hatte, stellte er nicht überrascht fest, dass er plötzlich eine einfache, quadratische Falltür im Boden nur wenige Meter entfernt erkennen konnte. Genjutsu… Sasuke lief darauf zu und riss die Tür an einem eisernen Haltering auf. Sofort stieß ihm ein fauliger Geruch nach Moder, Schmutz und Tod entgegen. Verfallene, alte Treppen führten innerhalb eines schmalen Ganges in die Dunkelheit unter der Erde. Ohne zu zögern nahm Sasuke einen Leuchtstab aus seiner Tasche und legte die andere Hand kampfbereit an sein Schwert. Dann schritt er die Stufen hinab. Der Tunnel führte in einem gleich bleibenden Winkel gerade hinunter, doch trotzdem verstummte das Heulen des Windes in seinem Rücken schnell. In Grabesstille folgte Sasuke dem Weg. Seine eigenen Schritte blieben lautlos. Nach etwa zehn Minuten endeten die Treppen und der Gang öffnete sich in einen weiten Raum. Irgendwo tropfte Wasser leise von der Decke, die so hoch lag, dass sie in den Schatten nicht zu erkennen war. Die Wände schienen aus natürlichem Gestein zu bestehen. Dunkle Rinnsale aus fauligem Wasser liefen daran herab und sammelten sich am Boden in kleinen Pfützen. Der Boden war bearbeitet worden und mit quadratischen Fliesen bedeckt, doch die meisten davon waren bereits zersprungen. Staub sammelte sich unter seinen Füßen wie eine Schneedecke. Dieser Ort war schon lange verlassen. Wie ein Schatten durchquerte Sasuke den Raum, vorbei an steinernen, kaputten Säulen. Der Gestank, den er schon beim Eintritt bemerkt hatte, wurde stärker. Er fand eine eiserne, rostige Tür mit einem verbogenen Riegel. Orochimaru hielt nicht viel von einem gemütlichen Zuhause… Sasuke drückte die Tür auf. Der Gestank schlug ihm entgegen wie ein körperlicher Schlag, trotzdem blieb seine Miene unbewegt. Still und ohne Hast trat er in den dahinter liegenden Gang. Auch hier herrschten zerbrochene Fliesen, Nässe und dunkler Schimmel an den Wänden. Auf beiden Seiten des Ganges lagen große, in den Stein gehöhlte Räume, die mit dicken Eisengittern zugesperrt waren. Zellen. Sie zogen sich den ganzen Gang entlang, mindestens zwanzig Stück auf jeder Seite und jeweils groß genug für zwei Gefangene. Sasuke spähte beiläufig in die Finsternis der ersten Zelle und sah auf dem Boden Lumpen, Knochen und weniger verweste Leichen liegen. Die nächsten Zellen zeigten einen ähnlichen Inhalt auf. Orochimarus Versuchskaninchen… Mit kalten Augen betrachtete Sasuke tote Männer, Frauen, Kinder und Ninjas mit verdreckten Stirnbändern aus allen Ländern, die das Pech hatten in die Fänge des Schlangenmannes zu geraten und für seine makaberen Experimente benutzt zu werden. Nachdem Sasuke Orochimaru getötet hatte, waren sie offensichtlich in Vergessenheit geraten und eingegangen. Doch er hielt das für ein gnädigeres Los, als unter Orochimarus Obhut zu stehen. Er ließ auch diesen Gang hinter sich. Ratten wimmelten zu seinen Füßen und sein Leuchtstab warf tanzende Schatten an die Steinwände. Am Ende des Weges fand er eine weitere Tür und dahinter ein neues Zimmer. Dieses beherbergte keine weiteren Schrecken, sondern nur ein normales Arbeitszimmer mit Schrank, Bett, Tisch und Stühlen. Gelbliche Pergamentrollen waren auf einem Wandregal gestapelt. Sasuke zog eine nach der anderen hervor, las sie durch und warf sie weg, wenn sie nicht das beinhalteten, was er suchte. Protokolle von Experimenten… Beobachtungsschriften über die Gefangenen… Schwarze und verbotene Ninjakünste… Schnell war das Regal leer und der Boden übersät mit achtlos weggeschmissenen Papieren. Enttäuscht durchwühlte Sasuke auch den Rest des Raumes, ohne etwas zu finden. Er sah sich mit seinen Sharingan um, doch auch sie offenbarten ihm keine weiteren Erkenntnisse, so dass er in den Gang mit den Zellen zurückkehrte. Auf halber Strecke hörte er plötzlich ein Geräusch. Sasuke verharrte mitten in der Bewegung und griff zu seinem Schwert. Seine Augen flogen hin und her, immer auf der Suche nach einem Feind, der ihn verfolgt hatte, oder einen Gefolgsmann von Orochimaru, der in diesem Verlies nicht mitbekommen hatte, dass sein Meister schon lange tot war. Das Geräusch wiederholte sich: ein schwaches Rascheln, dann ein kaum zu hörendes Wimmern. Selbst Sasuke konnte seine Ruhe nur schwer aufrechterhalten, als er sah, dass sich in einer der Zellen eine Gestalt regte. Offensichtlich war hier doch noch jemand am Leben. Sasuke entschied sich dafür einfach zu verschwinden, doch in diesem Moment schien ihn der Gefangene zu bemerken. „Hallo? Ist… da jemand?“ Die Stimme eines Mädchens oder einer jungen Frau. Ketten rasselten. Die Gestalt schob sich näher an die Gitterstäbe heran. „Hallo? Bitte… Ich kann sie atmen hören… Bitte…“ Ein flaues Gefühl zog durch Sasukes Magen. Er atmete betont leise, so dass es eigentlich nicht möglich sein konnte, dass man ihn hörte. Noch mehrere Herzschläge lang blieb er wie erstarrt stehen, ehe seine Neugier siegte, er an die Zelle trat und das trübe Licht seines Leuchtstabes ins Innere fallen ließ. Es hockte tatsächlich ein Mädchen auf dem Boden. Ihre einstmals weiße Kleidung hatte eine undefinierbare Farbe aus Rot, Schwarz und Grau angenommen. Sie war abgemagert, ihre Glieder so dünn, dass es aussah, als würden sie unter der kleinsten Anstrengung zerbrechen. Schwarzes Haar fiel ihr strähnig und fettig in das eingefallene Gesicht. Ihre leeren Augen starrten ohne zu blinzeln in seinen Leuchtstab. Sie ist blind… „Wo sind… sie?“ „Direkt vor dir“, antwortete Sasuke, obwohl er nicht wusste, warum er mit ihr sprach. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie von ihrer Blindheit nicht überrascht wurde. Mit einer knochigen Hand strich sie ein paar Haare aus ihrem Gesicht. Die Bewegung ließ die Fußfessel klirren, die ihren Knöchel mit einer Kette an die Wand fesselte und die Haut aufschürfte. „Naruto-kun?“, fragte sie plötzlich, voller Hoffnung. Sasuke konnte sie nur anstarren. Dann zogen unvermutet Erinnerungsfetzen durch seinen Kopf, Erinnerungen aus seinem alten Leben, das er hinter sich gelassen hatte, Erinnerungen an seinen damaligen besten Freund mit den blonden Haaren, an Team 7, an Sakura, Kakashi und Konohagakure. Plötzlich erkannte er das Mädchen wieder, obwohl sie nicht mehr viel mit der damaligen Person gemeinsam hatte. Hinata Hyuuga… „Naruto-kun?“, wiederholte sie noch einmal kraftlos, „Bist du es?“ Sie streckte eine zitternde Hand zwischen den Stäben hindurch und fand den Saum seines Oberteils. Sasuke blieb immer noch stumm, betäubt von den plötzlichen Erinnerungen und Gefühlen, die auf ihn eindrangen. Er dachte an Naruto und wie er ihn nach ihrem Kampf in der Schlucht zurückgelassen hatte und er sah auf das Mädchen, das den blonden Ninja immer sehnsüchtig aus der Ferne beobachtet hatte und nun in diesem Loch zu Grunde ging. „Naruto-kun?“ Der kleine Funke in Sasuke, der noch nicht vollständig zum Rächer geworden war, übernahm die Oberhand. Er war selbst überrascht, als er sich sagen hörte: „Ja… ja ich bin es…“ „Ich wusste es“, flüsterte sie. Tränen schimmerten in ihren Augen und sie fing so heftig zu weinen an, dass es ihren ganzen Körper schüttelte. „Ich wusste, dass du kommen und mich retten würdest… Ich habe die Hoffnung nie aufgegeben, selbst dann nicht, als es hier still wurde… Ich habe immer an Naruto-kun gedacht…“ So viele Worte waren zu viel für ihren ausgedörrten Hals. Sie fing an zu husten. Sasuke drückte ihr seinen Wasserschlauch in die Hand und sah dabei zu, wie sie den kompletten Inhalt gierig trank. Nur ihr Wille hat sie aufrecht gehalten… Sie muss dieses Dreckwasser von den Wänden getrunken haben… Er warf einen Blick auf die Wand und sah, dass sie für jeden Tag, den sie in Gefangenschaft verbracht hatte, einen Strich hineingeritzt hatte. Ab einem bestimmten Zeitpunkt, der sicher den Anfang ihrer Blindheit markierte, wurden sie unsicherer und unordentlich. Fast die halbe Wand war bedeckt. Sasuke zählte die Striche mit Hilfe seiner Sharingan. Mehr als eineinhalb Jahre… „Naruto-kun…“, wisperte Hinata schwach, „Bitte… bring mich weg von hier…“ Sasuke zerschlug das Vorhängeschloss am Gitter mit nur einem Schwerthieb, genau wie die Fußfessel. Dann hob er Hinata auf die Arme. Sie war leicht wie eine Feder, ihr Gewicht kaum zu spüren. Sie legte ihre dürren Arme um seinen Hals und drückte sich an ihn, während er schweigend den Gang und den großen Raum hinter sich ließ und über die Treppe an die Oberfläche zurückkehrte. Als der Gestank von Tod und Fäulnis von der frischen kalten Luft ersetzt wurde, schloss Hinata selig ihre blinden Augen. „Endlich“, seufzte sie befreit. Neue Tränen zierten ihre Wangen. Sasuke trug sie zu einem Fleck, der durch eine Reihe eng zusammenstehender Bäume vom Wind geschützt war, lehnte sie an einen schwarzen Stamm und sammelte schnell etwas Feuerholz. Nachdem er die Äste aufeinander gestapelt hatte, führte er ein paar Fingerzeichen aus. Katon! Goukakyuu no Jutsu! Hinata fuhr zusammen, als sie das Knistern der entflammten Zweige hörte und die Hitze im Gesicht spürte. „Was war das?“ „Ich habe ein Feuer gemacht“, erklärte Sasuke ruhig. „Wie?“ Sasuke schwieg, denn er wusste, dass Naruto bestimmt immer noch keine Feuerkünste beherrschte. Stattdessen beobachtete er Hinata nachdenklich. Eigentlich sollte er sie einfach zurücklassen oder töten, damit sie nicht von den falschen Leuten gefunden werden konnte, doch irgendetwas in ihm sperrte sich gegen diese Vorstellung. Es war ihm fast so, als fühlte er sich nach all den Jahren in Narutos Schuld, die er nun endlich begleichen konnte. Dass er sich dabei als Naruto ausgab, diente nur dazu lästigen Fragen aus dem Weg zu gehen. „Naruto-kun?“ „Ja?“ „Du wirkst so anders… Du bist still…“ Sasuke dachte an die Striche in ihrer Wand und antwortete: „Es ist viel Zeit vergangen…“ Hinatas Hände verkrampften sich. Offensichtlich wurde sie von einer Erinnerung aus ihrer Gefangenschaft geplagt. Sasuke verschwand kurz um etwas Essen zu besorgen, fing ein großes Kaninchen, briet es über dem Feuer und ließ es Hinata ganz verschlingen. Die Kunoichi aß dabei mit der Gier einer Verhungernden und schmierte sich Fett an Finger und Mund. Sasuke stört es nicht. „Naruto-kun… Wo genau sind wir?“, fragte sie, während sie ihre Hände an ihrer ohnehin verschmutzten Kleidung abwischte. Sasuke zog seine Karte aus der Schärpe und studierte sie kurz. „Etwa fünf Tagesreisen entfernt von Konohagakure…“ „Sind wir dort, wo unsere Mission war?“, fragte sie weiter. Sasuke wusste nicht, von welcher Mission sie sprach, deswegen antwortete er: „Im Totenwald.“ Hinata nickte und zog die Knie an die Brust. Der Wind heulte um sie herum, doch ihr Feuer blieb geschützt und brannte kräftig. Es zeichnete rote und schwarze Schatten auf Hinatas blasses Gesicht. „Naruto-kun?“ „Ja?“ „Kannst du… Kannst du etwas näher kommen? Ich will nicht… alleine sein…“ Sasuke verzog verärgert den Mund, tat schließlich jedoch was sie sagte, denn er glaubte, Naruto hätte auf diese Bitte hin nicht gezögert. Er setzte sich neben sie, legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie an sich. Ihre dünnen Arme schmiegten sich verhalten um seine Hüfte. „Danke“, hauchte sie. Sie schlief schnell ein, obwohl es mitten am Tag war, und Sasuke hielt sie geduldig und achtsam wie einen verletzten Vogel, den er mit jeder unnötigen Bewegung zerbrechen würde. ~~~°~~~ Nächstes Mal: Kapitel V - Eine unerwartete Besucherin Unterstützung aus Suna trifft ein und bringt erschreckende Neuigkeiten... Hinata und Sasuke näheren sich der Heimat... Sakura trauert noch immer um ihre Meisterin, während sich ein Sturm anbahnt... Kapitel 5: Eine unerwartete Besucherin -------------------------------------- Da bin ich wieder! Wow, das letzte Kapitel hat sogar 6 Kommis abgegriffen, vielen Dank dafür! Es freut mich jedes Mal, wenn jemand den Weg zu meiner Geschichte findet ;) Meine Arbeit lässt mich zurzeit wieder etwas mehr in Ruhe, deswegen habe ich schon ein wenig weitergeschrieben. Im Augenblick steht die Story bei Kapitel 10 und das Ende ist noch nicht allzu nahe. Ich werde immer ein Kapitel hochladen, wenn ich ein anderes fertig habe, damit ich immer einen Vorsprung von etwa 5 Kapiteln habe und so noch die Möglichkeit habe ein paar Dinge zu ändern oder weiter upzuloaden, auch wenn mich eine Schreibblockade ereilt. Ich hoffe ihr könnt damit leben ;) Liebe Grüße an alle Leser! Viel Spaß beim Schmöckern! ~~~°~~~ Kapitel V – Eine unerwartete Besucherin ~~~°~~~ Tsunade lag in einem Einzelzimmer, abgeschirmt von den restlichen Patienten und Besuchern des Krankenhauses. Ihr Aufenthalt wurde mit den größtmöglichsten Sicherheitsmaßnahmen beaufsichtigt, da die Angst vor einem neuen Anschlag noch tief in den Herzen der Bewohner von Konohagakure lag. Zu jeder Zeit befanden sich zwei Jo-Nin in ihrem Zimmer, während Anbu die Türen und Fenster bewachten. Naruto war einer der wenigen, dem es überhaupt gestattet war Tsunade zu besuchen. Jeden Tag kam er vor und nach seinem Training an ihr Bett und bewachte eine Weile ihren künstlichen Komaschlaf, der die Serumtherapie unterstützen sollte. Als er am vierten Tag nach dem Attentat wie üblich von den Anbu in das Innere des Raumes gewunken wurde, saß bereits Sakura bei ihrer Meisterin. Auch sie nutzte ihr Besuchsrecht so oft es ging. Während Naruto vorsichtig die Tür hinter sich schloss, drehte sie sich zu ihm um und schenkte ihm ein mattes Lächeln, das sein Herz höher schlagen ließ. „Guten Morgen.“ „Guten Morgen, Sakura-chan!“ Irgendetwas zwischen ihnen hatte sich verändert, seit sie sich am Tag des Mordversuches umarmt und gegenseitig Trost gespendet hatten. Naruto wusste nicht, ob er das gut oder schlecht fand, doch er hatte Schwierigkeiten seine Augen von ihrem Anblick zu lösen, von ihren strahlenden grünen Augen, dem feinen Haar, den weichen Gesichtszügen. In den letzten Jahren hatten seine kindlichen Gefühle für seine Teamgefährtin abgenommen, nicht zuletzt weil er begriffen hatte, dass er niemals eine Chance gegen Sasuke gehabt hätte, doch nun schienen diese Emotionen langsam wieder an die Oberfläche zu treten. „Setz dich doch“, bot Sakura an und deutete auf den freien Stuhl an ihrer Seite. Nachdem er sich gesetzt hatte, starrten sie beide auf das blasse Gesicht des fünften Hokages. Es sah bereits nicht mehr so weiß aus wie am Anfang, doch die Züge wirkten immer noch eingefallen, als würde sich etwas von der geheimen Kunst lösen, die sie trotz ihres Alters so jung aussehen ließ. „Wie geht es ihr?“, fragte Naruto. „Etwas besser. Wir können im Augenblick nicht viel tun, sondern müssen warten wie gut das Serum anschlägt.“ „Es ist schwer zu glauben, dass sie so einfach überwältigt werden konnte“, murmelte Naruto, während seine blauen Augen wie von alleine wieder zu Sakura wanderten. Er war sich ihrer Nähe schmerzlich bewusst; ihre Knie berührten sich fast. Die Kunoichi schien es nicht zu bemerken. „Dieser Angriff war von langer Hand geplant“, sagte sie mit leiser Stimme, „Shikamaru hatte vorhin hier Aufsichtsdienst und ich habe mich etwas mit ihm unterhalten. Er meinte, diese Ninja wussten genau, was sie tun. Wahrscheinlich war ihnen sogar klar, dass sie sterben würden…“ „Was wollten sie damit erreichen?“ „Ohne den Hokage ist Konohagakure geschwächt. Shizune übernimmt vorläufig Tsunade-samas Pflichten, da sie nicht schwer verletzt war, doch nach außen hin dürfen wir nicht durchblicken lassen, dass unser Oberhaupt in einem solchen Zustand ist. Unsere Feinde könnten es ausnutzen…“ „Woher weißt du das alles?“ „Tsunade-sama hat es mir einmal so erzählt. Sie hat immer von der Möglichkeit gesprochen, dass so etwas passiert. Ich habe sie nicht ernst genommen.“ Sakuras Schultern bebten leicht, doch ihre Augen blieben trocken. Zur Beruhigung legte Naruto ihr eine Hand auf den Rücken, woraufhin sie sich dankbar an ihn lehnte und ihre Stirn an seine Schulter drückte. Naruto wurde schnell warm. Schließlich schob Sakura sogar noch eine ihrer feinen Hände in seine. Sie ließ sie lange dort und Naruto verspürte nicht das geringste Bedürfnis sie wegzunehmen. ~°~ Durch die lange Zeit, die Hinata in Gefangenschaft verbracht hatte, und dem schlechten Zustand ihres Körpers konnte sie nur kurze Strecken alleine laufen. Sie schien jedoch so glücklich über ihre Rettung zu sein, dass ihr ihre eigene Schwäche nichts ausmachte, im Gegenteil zu Sasuke, der es nur schwer ertrug so viel Zeit mit ihr zu verlieren. Am zweiten Tag ihrer Reise nach Konohagakure wartete er daher ab, bis Hinata ordentlich gefrühstückt und sich in einem kleinen Fluss gründlich gewaschen hatte, ehe er sie dazu brachte, auf ihren Rücken zu klettern. „Bist du sicher, dass das in Ordnung ist, Naruto-kun?“ „Sicher.“ Er konnte nur schwer ein ungläubiges Schnauben unterdrücken, schließlich war er stark und sie wog fast nichts. Mit einem gewagten Sprung flog er in die Krone eines schwarzen, blätterlosen Baumes und sprang von dort aus von Ast zu Ast, wie es nur die Ninjas beherrschten. Hinata schlang die dünnen Arme um seinen Hals, damit sie nicht herunterfiel, und schwieg lange Zeit, bevor sie murmelte: „Deine Haare sind länger…“ „Hm…“ Sasuke sprach nicht viel mit ihr, doch seine Anwesenheit schien ihr auszureichen. Nach eineinhalb Jahren in der Hölle suchte sie einfach nur nach der Nähe eines anderen Menschen. Irgendwo tief in seinem Inneren fühlte sich ein kleiner Teil schlecht, weil er ihr seine wahre Identität vorenthielt, doch hauptsächlich wollte er sie nur so schnell es ging in Konohagakure abliefern, Orochimarus Unterschlüpfe in der Nähe des Dorfes absuchen und sich wieder auf den Feldzug gegen seinen Bruder begeben. „Naruto-kun… Ich bin so froh…“ In regelmäßigen Abständen machten sie Pausen, denn selbst diese passive Art zu Reisen erschöpfte Hinata, und drei Mal am Tag schaffte Sasuke so viel Essen wie möglich heran, um sie etwas aufzupäppeln. Nach vier Tagen erkannte er schon wieder deutlicher die Ähnlichkeit zwischen dem Mädchen, das er aus dem Kerker gezogen hatte, und der schüchternen Hyuuga aus seinen Tagen in Konoha. Ihre Haare waren gründlich gewaschen, Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück und die Krusten von Schmutz und Blut hatten sich von ihrer Haut geschält. Nur eine Vielzahl kleiner und größerer Schürfwunden erinnerte noch an ihre Qualen. „Wie geht es den anderen?“, fragte Hinata einmal vorsichtig. Sicher besser als dir… „Ich werde dir alles in Ruhe erzählen, wenn wir zurück im Dorf sind“, wich Sasuke aus. Hinata nickte geduldig und legte ihre Arme etwas enger um ihn, während er durch einen immer dichter und grüner werdenden Wald zischte. „Wie… hast du dein Augenlicht verloren?“, fragte er plötzlich. Er hatte die Frage nicht laut aussprechen wollen, doch er war neugierig ihre Antwort zu hören und fühlte sich in dieser Beziehung seltsam mit ihr verbunden, denn sie beide trugen Bluterben in sich, die ihre Augen verstärkten. Er wollte sich nicht vorstellen wie es ohne Sharingan sein musste. „Er… er hat sie mir genommen…“, flüsterte Hinata erstickt. Ihr Körper verkrampfte sich. „Er war interessiert an dem Byakugan… Er hat Experimente gemacht… Es tat weh… Es tat so weh…“ Plötzlich brach sie ab und Sasuke spürte, dass sie lautlos in seine Schulter weinte. Eine unbegründete, heiß glühende Wut auf Naruto erfasste ihn. Wo warst du, als sie deine Hilfe gebraucht hat? Da hättest du jemanden wirklich retten können, Hinata hätte es sein sollen, nicht ich, der niemals danach verlangt hat! Aufgebracht erhöhte er sein Tempo und fegte durch die Bäume, dass die Blätter von den Ästen abrissen und um sie herumwirbelten. Niemals aufgeben… Immer das Versprechen halten… Alles nur leere Worte! „Nicht so schnell, Naruto-kun…“, bat Hinata erschrocken. Sofort zügelte Sasuke sein Tempo und seine plötzlich ausgebrochene Wut. Nach einiger Überlegung sprang er von einem Baum in eine geschützte Senke, um für die Nacht zu rasten. Nachdem sie gegessen hatten, rutschte Sasuke ohne Worte an Hinata heran und umfing sie mit seinen Armen, wie sie es jedes Mal vor dem Schlafen taten. Inzwischen war es jedoch nicht mehr nur so, weil Hinata seine Nähe wünschte, sondern auch weil es seine rachedurstige Seele beruhigte. Wenn ihr Körper an seinem lag, blieben die üblichen dunklen Träume fern, Träume vom Tod seiner Familie, von Blut, Zerstörung und den karmesinroten Augen seines Bruders… ~°~ Es war einer dieser Tage, an denen am blauen Himmel einzelne Wolken schwebten, die aussahen wie weiche, weiße Wolle. Shikamaru saß auf einem Häuserdach nahe dem Dorfportal und legte den Kopf in den Nacken, um sie gut sehen zu können. Nichts auf der Welt beruhigte ihn so wie die Wolken, wie sie gemächlich über den Himmel glitten, wie sie die Formen von Tieren und Gegenständen anzunehmen schienen und sich von nichts stören ließen. Im Augenblick wünschte er sich wie sie zu sein und nichts mit den Dingen zu tun zu haben, die in den letzten Tagen in Konohagakure geschehen waren. Shikamaru seufzte leicht. Man hatte ihn mit der Mission beauftragt den Anschlag auf den Hokage aufzuklären, doch bisher war ihm alles ein Rätsel. Er wusste weder, wer die Attentäter gewesen waren, noch wer sie geschickt hatte, noch wie sie es geschafft hatten Dimors Schuppe unbemerkt verschwinden zu lassen. Tsunade hatte damals in ihrem Büro seinen Verdacht unterstützt, dass die Angreifer seiner letzten Mission zu Orochimaru gehörten. Da auch die Attentäter das Relikt haben wollten, schienen sie mit ihnen verbunden zu sein. Nachdenklich steckte sich Shikamaru eine Zigarette an. Er zog daran, inhalierte den Rauch tief und ließ ihn als blauen Dunst in den Himmel steigen. Waren also die Attentäter von Orchimaru? Sein Hass auf seine ehemalige Teamgefährtin war bekannt, doch aus welchen Gründen wollte er die Schuppe stehlen? Und wie konnte er sie überhaupt gestohlen haben, wo doch alle schwarzen Männer getötet worden waren? Shikamaru nahm noch einen Zug und pustete den Rauch in die Luft. Über ihm zogen die Wolken träge dahin. Plötzlich zerstörte eine wütende, schrille Stimme seine Konzentration und die Idylle des Augenblicks: „Was soll das heißen, ich darf das Dorf nicht betreten?“ „Zurzeit ist das Dorf nur für die Shinobi aus Konohagakure zugänglich. Außenstehende müssen draußen bleiben.“ Das Gespräch kam vom Dorfportal. „Was für eine Frechheit! Ich bin eine Verbündete dieses Dorfes und Vertreterin meiner eigenen Heimat! Mich wegzuschicken, wäre eine Beleidigung!“ „Ich verstehe ihren Ärger, aber-“ „Nichts verstehst du! Warum begegne ich ständig nur Idioten?“ Shikamaru erkannte die Stimme der Besucherin wieder und seufzte genervt, bevor er sich aufrappelte, seine Zigarette austrat und zum Portal ging. Dort angekommen sah er einen frustrierten Chu-Nin und eine wütende Kunoichi, die er nur allzu gut kannte. „Temari Sabakuno aus Suna“, sagte er trocken, gerade als sie schon nach ihrem gigantischen Fächer griff, sicher mit der Absicht, dem überforderten Chu-Nin den Kopf von den Schultern zu schlagen. Als sie ihn erkannte, schien sie sich etwas zu beruhigen, doch in ihren dunklen, grünschwarzen Augen funkelte unverändert ihr wildes Temperament. „Die Heulsuse von Konoha“, erwiderte sie mit einem schmalen Lächeln. Ihre Hand wich von ihrem Fächer zurück. Der Chu-Nin atmete erleichtert durch. „Sensei Nara, diese Frau-“ „Ich habe alles gehört“, beschwichtigte Shikamaru den Ninja mit einer abwesenden Handbewegung, „Gehe zurück auf deinen Posten. Diese Kunoichi erhält die Erlaubnis, das Dorf zu betreten. Ich verbürge mich für sie…“ „Wie nett von dir“, sagte Temari sarkastisch, während der Chu-Nin hastig davonrannte. Shikamaru rollte als Antwort mit den Augen, zog eine weitere Zigarette aus der Tasche und zündete sie an. Als der erste Rauch seine Lungen füllte, fühlte er sich gelassen und bereit für Temari. „Bist du jetzt erwachsen geworden?“, fragte die Kunoichi aus Suna mit einem fiesen Lächeln, „Weißt du, das Rauchen tötet? Du verringerst deine Lebenserwartung.“ „Das macht bei unserem Job nicht viel aus…“ „Schmeckt es wenigstens?“, neckte sie weiter. Shikamaru musste noch einen tiefen Zug nehmen, bevor er wahrheitsgemäß antwortete: „Nein…“ „Verstehe das einer“, seufzte Temari übertrieben ratlos. Sie musterte Shikamaru eingehend und auch er nahm sich die Zeit, sie genauer unter die Lupe zu nehmen. Ihr sandblondes Haar war wie immer in vier Zöpfe gesteckt und wurde durch das Stirnband ihres Dorfes aus ihrem Gesicht gehalten. Sie trug einen langen, elegant geschnitten Kimono, in dessen roter Schärpe ihre berüchtigte Fächerwaffe steckte. Ihre honigfarbene Haut zeichnete sich deutlich vom Schwarz ihrer Kleidung ab. „Gefalle ich dir?“, säuselte sie, während sie sich in Pose setzte wie ein Model. „Was?“ Temari trat vor und legte ihm einen Finger unter das Kinn. Als er zurückschreckte, fing sie an heftig zu lachen. „Oh man, du bist noch genau so wie früher. Nicht ein bisschen erwachsener, trotz der Zigaretten…“ „Ich rauche zum Andenken meines Meisters“, erwiderte Shikamaru gereizt. Normalerweise war er die Ruhe selbst, doch Temari hatte ein Thema angeschnitten, das über die leicht zu ertragenen Beleidigungen über seine eigene Person hinausging. „Jede Zigarette ist wie ein Räucherstäbchen, das ich zu seinen Ehren entzünde…“ Die Kunoichi aus Suna wurde bei seinen Worten etwas ernster. „Was ist mit deinem Meister?“ „Er ist bei einem Auftrag getötet worden“, erwiderte Shikamaru knapp. Er sah, wie jeglicher Spott aus ihrem Gesicht wich und aufrichtiger Trauer Platz machte. Mit fahrigen Händen schnippte er seine Kippe, die er bis zum Filter heruntergeraucht hatte, auf den Boden. „Was machst du eigentlich hier?“ „Ich bin hierher geschickt worden, um mich nützlich zu machen.“ „Wieso nützlich machen?“, fragte Shikamaru verwirrt. Temari sah nicht weniger überrascht aus. „Na jetzt wo euer Hokage angegriffen wurde und fast tot ist, muss hier doch alles drunter und drüber gehen. Deswegen-“ Sie konnte nicht zu Ende sprechen, denn Shikamaru hatte sie plötzlich am Kragen gepackt. Instinktiv verhärteten sich ihre Augen und sie versuchte sich loszureißen, doch er hielt seinen Griff eisern aufrecht. „Woher weißt du das?“, fuhr er sie an, „Woher weißt du von dem Mordanschlag?“ „Die halbe Welt weiß davon, du Idiot! Auf den Straßen spricht man von nichts anderem!“, brüllte Temari wütend zurück. Sie trat und schlug um sich, fauchte und fluchte, bis er sie wieder losließ. Shikamaru starrte sie fassungslos an. „Aber… das sollte geheim gehalten werden… Die Information sollte Konoha nicht verlassen, deswegen lassen wir auch keine Außenstehenden ins Dorf…“ „Nun“, knurrte Temari immer noch verärgert, „Offensichtlich habt ihr dann einen Verräter in euren Reihen, der geplaudert hat…“ ~~~°~~~ Nächstes Mal: Kapitel VI - Nur ein Gute-Nacht-Kuss Den halben Tag lang hatte man sie erfolglos kreuz und quer durch das Dorf geschickt, bis Temari die schicksalhafte Frage gestellt hatte: „Wo wohnst du eigentlich? Ich kann doch dort bleiben!“ ~°~ „Nur ein Gute-Nacht-Kuss“, hauchte sie rot im Gesicht, bevor sie rasch in der Nacht verschwand. ~°~ Sasuke sprang geschickt von einem Ast zum anderen. Hinata hing noch verschlafen auf seinem Rücken, doch als er anfing zu sprechen, wurde sie hellwach: „Da vorne ist Konoha… Du bist gleich Zuhause…“ „Zuhause“, wiederholte sie leise, voller Erleichterung und Dankbarkeit. Kapitel 6: Nur ein Gute-Nacht-Kuss ---------------------------------- Wow Leute, 11 Kommentare alleine für das letzte Kapitel! Ihr ehrt mich wirklich! Vielen Dank für so viel Begeisterung und viel Spaß beim nächsten Teil der Geschichte. Ich werde weiter versuchen einmal die Woche ein Kapitel hochzuladen ;) @_Nodo-chan_ : Kein Problem, ich halte dich immer gerne auf dem Laufenden ;) Mir ist klar, dass die Story noch eine Weile laufen wird, aber nur so kann man die Entwicklungen zwischen den Charakteren auch realistisch darstellen, nicht wahr? ;) @DarkUke: Das ist doch der Sinn der Vorschau! Damit ihr mir auch alle gespannt und treu bleibt xD @Lady_ita-sasu_: Hm, wer sagt denn, dass Temari jemandem ein "Bussi" gibt? =) @Hinji: Die Frage, warum Sasuke sich als Naruto ausgibt, ist nicht so leicht zu beantworten. Einerseits will er nur nicht erkannt werden, damit man nicht erneut nach ihm sucht, deswegen hat er diese Möglichkeit ohne groß nachzudenken angenommen. Aber unterbewusst sucht er auch noch nach der Verbindung zu seiner Heimat. Er merkt das selbst nicht richtig, denn schließlich hat er sich ja von Konoha losgesagt, aber ich glaube es gibt immer einen Teil von ihm, der sich zurücksehnt (nicht nur in der FF, sondern auch im richtigen Manga) ;) Jetzt viel Spaß beim Lesen! ~~~°~~~ Kapitel VI – Nur ein Gute-Nacht-Kuss ~~~°~~~ „Hier ist es“, verkündete Shikamaru übel gelaunt, während er die Tür zu seiner Wohnung aufschloss und Temari eintreten ließ. Er fragte sich immer noch, wie es so weit gekommen sein konnte. Nachdem er die Kunoichi aus Suna getroffen hatte, hatte sie ihn dazu genötigt sie zu den Unterkünften des Dorfes zu begleiten. Dort schien ohne Tsunade alles aus dem Ruder zu laufen. Die Besitzer der Räumlichkeiten fürchteten sich nach dem Attentat davor Fremde aufzunehmen, auch wenn es sich um jemanden aus einer verbündeten Nation handelte, andere Unterkünfte waren hoffnungslos überbucht und in einer war es tatsächlich durch einen bürokratischen Fehler dazu gekommen, dass Leute aus dem Krankenhaus dort lagen. Den halben Tag lang hatte man sie erfolglos kreuz und quer durch das Dorf geschickt, bis Temari die schicksalhafte Frage gestellt hatte: „Wo wohnst du eigentlich? Ich kann doch dort bleiben!“ Verdammtes Weib… Shikamaru hatte versucht es ihr auszureden, doch in dieser Beziehung war sie so sturköpfig wie Ino. Nichts was er sagte schien irgendeinen Eindruck auf sie zu machen und schließlich erschien es ihm leichter ihr zu geben was sie wollte, als sich weiter zu streiten. Kaum war die Tür offen, drängte sich Temari auch schon ins Innere. Sie lief abschätzig durch die verschiedenen Räume und rief ihm aus dem Wohnzimmer zu: „Ich habe selten eine so langweilige Wohnung gesehen. Aber irgendwie passt es zu dir…“ Shikamaru spürte, wie eines seiner Augenlider unruhig zuckte. Auch Ino hatte ihm schon oft gesagt, dass er seine eigene Wohnung etwas verschönern sollte, doch er verstand nicht, wozu das gut sein sollte. Er besaß eine Küche und das Essen, das er brauchte, er hatte Bücher, ein paar Fotos seiner Freunde und einen kleinen Trauerschrein für seinen Meister Asuma. Wenn er etwas benötigte, kaufte er es sich, wenn er für etwas keine Verwendung mehr fand, schmiss er es weg. Unnötiges Zeug wie Blumen und dekorative Gegenstände waren nie sein Ding gewesen. „Hast du etwas zu essen da? Ich war den ganzen Tag unterwegs“, rief sie, inzwischen aus der Küche. Shikamaru hörte, wie sie seinen Kühlschrank öffnete und darin herumwühlte. „Du musst noch etwas einkaufen gehen, wenn ich hier bleiben soll!“ Ruhig… Denk an die Wolken… Bleib ruhig… Shikamaru seufzte und lief ebenfalls in die Küche. Alle Schranktüren waren aufgerissen. Temari hatte seine Reisbällchen gefunden und war gerade dabei einen in ihren Mund zu schieben. Als sie ihn kommen sah, nahm sie noch zwei weitere in die Hand und schlenderte zurück ins Wohnzimmer. Genervt räumte Shikamaru alles wieder an seinen Platz. „Zumindest ist es ordentlich hier. Das ist bei Jungen ja eher selten…“ Wenn du weiter hier bleibst, wird es nicht lange so bleiben… Im Wohnzimmer beugte sich Temari gerade interessiert über sein Shogibrett aus poliertem Holz, während ihre dunklen Augen die Positionen der Figuren untersuchten. Mit einem honigfarbenen Finger griff sie nach der Figur des Ritters. „Lass das! Das ist ein Spiel gegen meinen Vater und wir sind noch nicht fertig!“ „Ach ja?“, murmelte sie mit einem frechen Grinsen und einem Augenzwinkern. Ungeachtet seiner Aufforderung nahm sie den Ritter und stellte ihn in eine neue Position. „Schachmatt!“ Ungläubig starrte Shikamaru auf das Brett. Ihr Zug war ungewöhnlich und riskant, doch er ließ ihm keine Möglichkeit seinen König vor den weiteren Attacken seiner Vaters zu schützen. Er war sich sicher, dass sein Vater diesen Zug ebenfalls gesehen hätte, doch er selbst war blind dafür gewesen. Mit einem seltsamen Gefühl der Bewunderung blickte er zu Temari, die ihn immer noch verschmitzt angrinste. „Überrascht?“, fragte sie selbstzufrieden. „Ich…“ „Du bist nicht der Einzige, der etwas auf dem Kasten hat“, prahlte sie, ehe ihr Blick zu den vielen Notizen auf seinem Tisch wanderte. „Sind das deine Ermittlungsberichte?“ Shikamaru nickte widerstrebend. Es fiel ihm immer noch schwer zu glauben, dass jemand aus Konoha gegen die Informationssperre verstoßen und über den Angriff auf Tsunade gesprochen hatte. Er studierte Temari, wie sie sich durch seine Notizen las. Ihr blondes Haar schimmerte im warmen Licht der Sonne, das durch die Fenster herein schien, und ihre Stirn hatte sich nachdenklich in Falten gelegt. Ein Ausdruck von Entschlossenheit lag in ihren Augen, die wie zwei dunkle Malachite funkelten. Er fand, dass sie ihm so besser gefiel, als wenn sie tobte. „Wieso schreibst du, dass du dir das Verschwinden dieser Schuppe nicht erklären kannst?“, fragte sie schließlich nachdenklich. Shikamaru setzte sich neben ihr an den Tisch und deutete auf das Papier. „Das steht da doch: Die Attentäter sind tot, doch Dimors Schuppe wurde weder bei ihnen noch irgendwo im Turm gefunden. Sie wurde auch nicht mit Genjutsu versteckt…“ „Man merkt, dass du ein Konoha-Ninja bist. Zu weich. Zu viel Vertrauen in die Menschen“, sagte sie, während sie ihm einen geradezu verächtlichen Seitenblick zuwarf. Shikamaru versuchte ihre Miene zu deuten und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als er begriff was sie sagen wollte. Es musste ihm auf dem Gesicht abzulesen sein, denn Temari lächelte düster. „Es ist die einzige logische Erklärung“, sagte sie. „Ein Verräter…“, murmelte Shikamaru entsetzt, „Nicht nur jemand, der sich verplappert, sondern der die Geschichte über Tsunades Zustand gezielt verbreitet… Wenn er zur Zeit des Anschlags in der Nähe des Turms gewesen war, hätten die Attentäter… die Schuppe aus dem Fenster werfen können oder so… Eine Übergabe an den Verräter…“ Seine eigene Analyse erschreckte ihn. „Na bitte“, sagte Temari zufrieden, „Du kannst ja doch noch nachdenken…“ ~°~ Es wurde Nacht in Konohagakure. Einige Lichter erhellten noch Hütten und Häuser, doch über dem Großteil des Dorfes lagen bereits Dunkelheit und Stille wie ein samtener Vorhang. In der Ferne zeichneten sich am Berg die Konturen der fünf Generationen ab und die in der Nacht schwarz wirkende Verteidigungsmauer trennte das Dorf von dem endlosen dunklen Meer der umliegenden Wälder ab. Irgendwo heulte ein Wolf. Naruto stand auf dem Balkon seiner Wohnung, die Hände auf das wackelige Geländer gestützt. Er genoss den kühlen Wind der Nacht, der durch seine Haar wehte, während er über die Ereignisse der letzten Tage nachdachte: sein eisiges Treffen mit Neji am Heldenmal, der Anschlag auf Tsunade, der verletzte Shikamaru und Sakuras wachsende Zutraulichkeit. Sakura… Er bekam sie kaum noch aus seinem Kopf, ihre Stimme, ihr Lächeln, ihr Gesicht, ihre Tränen. Immer wenn er an sie dachte, fühlte er in sich eine tiefe Dankbarkeit dafür, dass sie bei ihm war, gepaart mit dem heißen Verlangen, ihr noch näher sein zu können. Es beschämte ihn solche Gefühle für sie zu hegen und fürchtete sich davor, ihre in den letzten Jahren so stark gewordene Freundschaft zu gefährden. Außerdem nagte in seinem Kopf heimlich das schlechte Gewissen wie eine Ratte. Irgendwie glaubte er Hinatas Andenken zu beschmutzen, wenn er so an Sakura dachte, auch wenn er für die Hyuuga nie mehr als bloße Freundschaft empfunden hatte. Mit hängendem Kopf ging er zurück ins Haus, um sich seine abendlichen Ramen zu machen. Er hatte gerade das heiße Wasser auf die Nudeln gegossen und wartete ungeduldig darauf, dass er essen konnte, als jemand an seine Tür klopfte. Er öffnete und starrte verwundert seinen Besucher an. „Sakura-chan!“ Die Kunoichi blickte zu Boden. Ihre Wangen waren leicht gerötet. „Kann ich… hereinkommen?“ Erschrocken warf Naruto einen Blick über seine Schulter auf den Schmutz und die dreckigen Klamotten, die überall verstreut auf dem Boden lagen. Er wedelte hektisch mit den Armen, um ihr die Sicht darauf zu versperren. „Aber klar! Aber klar! Komm nur rein! Einen Augenblick nur, eine Sekunde!“ Während Sakura an der Türschwelle stehen blieb, fegte Naruto durch seine Wohnung, hob sämtlichen Müll auf und stopfte alles eilig in den nächstbesten Schrank. Danach kehrte er so lässig, wie es seine flatternden Nerven erlaubten, zu Sakura zurück. „Komm rein, Sakura-chan!“, sagte er mit einem breiten Grinsen. Sakura lächelte, doch es war ein müdes Lächeln, das sich nur kurz auf ihren Lippen hielt. „Bist du in Ordnung?“, fragte er sofort alarmiert. Sie nickte, schob sich an ihm vorbei und setzte sich im Wohnzimmer an den Tisch, den Kopf auf die Hände gestützt. „Es ist nur… Die Serumtherapie schlägt nicht so gut an, wie wir zuerst geglaubt haben… Tsunade-sama wird zwar gesund, doch es wird deutlich länger dauern als bisher geplant… Ich…bin wohl kein so guter Medi-Nin wie ich geglaubt habe…“ „Aber Sakura-chan war großartig!“, erwiderte Naruto sofort, während er seine fertigen Ramen aus der Küche holte und die dampfende Schüssel vor ihr abstellte. „Du hast Tsunade das Leben gerettet! Niemand sonst hätte das Gift so schnell bekämpfen können. Alle anderen Medi-Nin waren davon beeindruckt und das ganze Dorf ist dir dankbar!“ Sakura blickte stumm auf die Nudelsuppe vor ihrer Nase. Das Lächeln, das ihr diesmal über die Lippen huschte, wirkte schon fröhlicher. „Du bist lieb, Naruto.“ Sie aß ein wenig von der Suppe, ehe sie die Schale zu ihm schob und ihm den Rest überließ. Nachdem die Ramen verspeist und das Geschirr weggeräumt war, redeten sie zwanglos über Unwichtigkeiten, um die schweren Gedanken an Tsunade zu vertreiben. Naruto wunderte sich, seit wann sie so entspannt miteinander umgehen konnten, und fragte sich insgeheim, warum Sakura ihn überhaupt besuchte, während er gleichzeitig jeden Augenblick in ihrer Nähe genoss. Er konnte sich kaum satt sehen an jeder kleinsten ihrer Bewegungen. Schließlich hing der Mond schon hoch am Himmel, wie eine blasse runde Kugel. Die Geräusche des Dorfes waren verstummt, Konohagakure schlief bereits, und nur das Zirpen von ein paar Grillen zeigte, dass es außer ihnen noch Leben auf der Welt gab. „Ich sollte langsam gehen“, meinte Sakura schüchtern, „Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich überhaupt hierher gekommen bin…“ Auf einmal schien es ihr peinlich zu sein in seiner Wohnung zu sein und seine Zeit in Anspruch genommen zu haben. Naruto erkannte es an der Art, wie ihre Körpersprache unsicher und fahrig wurde. „Meine Tür steht immer für dich offen, Sakura-chan… ich werde immer für dich da sein…“, antwortete er ernst. Sie schaute ihm nachdenklich ins Gesicht, ehe sie halb im Scherz, halb ernst fragte: „Hat Lee dir wirklich Umgangsformen mit Mädchen gezeigt?“ „Das nennt man erwachsen werden“, sagte Naruto grinsend. Ihr Gesicht hellte sich auf. Es ließ sein Herz schneller schlagen. Endlich schien er es geschafft zu haben, sie etwas aufzumuntern. „Du und erwachsen werden?“, fragte sie mit einem unterdrückten Lachen, ehe sie leise hinzufügte: „Vermutlich ist es wirklich so…“ An der Tür verabschiedeten sie sich etwas unbeholfen voneinander. Selbst Naruto, der normalerweise bei romantischen Dingen absolut keinen Durchblick hatte, konnte deutlich die bedeutungsschwere Atmosphäre zwischen ihnen spüren. Als sie sich abwandte, um zu gehen, hätte er sie am liebsten gerufen, zurückgehalten, sie umarmt und nie mehr losgelassen. Deswegen stockte ihm der Atem, als sie sich tatsächlich noch einmal zu ihm umdrehte. Ihr Blick war getrübt, doch nicht vor Kummer. Ein deutlicher rosa Schimmer lag auf ihren zarten Wangen und ihr Blick musterte ihn erneut so nachdenklich, als suche sie nach etwas in seinem Gesicht. Mit vorsichtigen, langsamen Schritten ging sie auf ihn zu und legte eine Hand an sein Kinn. Die Berührung schickte einen wohligen Schauer über seinen Rücken. „Sakura-chan…“ Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als sie sich auf Zehenspitzen stellte und den Abstand zwischen ihnen verringerte. Sie war so nahe, dass er die dunklen Tupfer in ihren smaragdgrünen Augen sehen konnte. Dann berührten sich ihre Lippen, nur ganz flüchtig, wie Schmetterlingsflügel, die gegeneinander strichen. Naruto glaubte, ihm müsse die Brust zerspringen vor Sehnsucht nach ihr. Er wollte sie in die Arme schließen, doch sie löste sich bereits wieder von ihm. „Nur ein Gute-Nacht-Kuss“, hauchte sie rot im Gesicht, bevor sie rasch in der Nacht verschwand. Naruto sah ihr noch lange, nachdem er sie nicht mehr erkennen konnte, hinterher und fühlte ihren Geschmack auf den Lippen… ~°~ Nachdem sie noch einmal unter freiem Nachthimmel geruht hatten und die Sonne aufging, brauchten sie nur zwei Stunden, bevor sich die hölzerne Schutzwand und die vielen Bauten von Konohagakure in der Ferne abzeichneten. Sasuke sprang geschickt von einem Ast zum anderen. Hinata hing noch verschlafen auf seinem Rücken, doch als er anfing zu sprechen, wurde sie hellwach: „Da vorne ist Konoha… Du bist gleich Zuhause…“ „Zuhause“, wiederholte sie leise, voller Erleichterung und Dankbarkeit. ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel VII - Heimkehr „Von hier aus musst du alleine gehen“, erklärte er ruhig. Hinatas blinde Augen rollten hin und her bei dem vergeblichen Versuch ihn zu fixieren. „Wieso?“ Sasuke schwieg, so wie er die meiste Zeit seines Lebens in Schweigen verbracht hatte. Er sah, wie sich ihre Hände abwechselnd verkrampften und entspannten, ehe sie leise seufzte. „Du bist nicht Naruto-kun, oder?“, fragte sie mit erstaunlich sicherer Stimme. ~°~ Sie hörte den sich nähernden Wachposten schon mehrere Sekunden, bevor er sie misstrauisch fragte: „Wer bist du? Was machst du hier? Nur Einwohner dürfen zurzeit nach Konoha.“ Hinata rieb sich rasch über die Augen und antwortete mit zitternder Stimme: „Mein Name ist Hinata Hyuuga… Und ich bin eine Einwohnerin…“ Kapitel 7: Heimkehr ------------------- Wieder 9 Kommentare, vielen Dank, Leute. Als Dankeschön bleibe ich weiterhin am Ball und schreibe fleißig, so dass ihr jede Woche ein neues Kapitel der Story erwarten dürft. Ich hoffe ihr habt weiterhin eure Lesefreude daran ;) @lovely_Julia: Andere Pairings sind eigentlich nicht vorgesehen. Wenn dann werde ich sie nur im Rahmen der Geschichte andeuten. Ich hoffe das schmälert nicht dein Interesse an der Story ;) @_Nodo-chan_: Ich nehme das nur als umso größeres Lob auf, dass du SakuraxNaruto nicht abkannst und diese Geschichte trotzdem liest ;) Vielen Dank für dein Kommi! @taluna: Danke für dein ausgiebiges Lob. Du hast recht, es ist schwer aus der Perspektive einer Blinden zu schreiben, aber irgendwie ist es auch gerade faszinierend sich vorszustellen, wie das sein muss. Ich hoffe ich habe es mit Hinata in diesem Kapitel halbwegs getroffen. Auch allen anderen ein großes Dankeschön! Nehmt es mir nicht übel, wenn ich nicht eine Antwort für jeden verfasse, aber ich stelle die Kappis immer in Eile hoch, bevor ich zur Arbeit aufbreche! Hel. ~~~°~~~ Kapitel VII – Heimkehr ~~~°~~~ Als Naruto erwachte, empfing ihn das helle, fröhliche Zwitschern kleiner Vögel. Ein Lichtstrahl fiel durch das Fenster auf sein Gesicht und wärmte es, während er sich benommen aufrichtete und sich durch das zerzauste Haar fuhr. Dann fiel ihm plötzlich der letzte Abend ein und ihm schoss die Röte so heftig in den Kopf, dass er zu glühen schien. Sakura-chan… sie hat mich geküsst… Es kam ihm wie ein Traum vor. Der Gedanke, dass seine Teamgefährtin tatsächlich etwas für ihn empfinden könnte, erschien ihm regelrecht absurd. Bereute sie den Kuss vielleicht schon? Warum hatte sie es überhaupt getan? Sein eigenes Verlangen nach ihr und danach, noch einmal das Gefühl ihre weichen Lippen auf seinen spüren zu dürfen, brannte heftig in ihm. Um sich etwas abzukühlen, stieg er unter die Dusche, bevor er sich anzog, Frühstücks-Ramen aß und die Wohnung verließ. Der Morgen war noch frisch. Die kleinen Vögel, die ihn mit ihrem Gesang begrüßt hatten, hüpften auf den leeren Straßen herum, immer auf der Suche nach Krümeln und kleinen Käfern. Feiner Tau lag auf Blüten und Gräsern und glänzte im Schein der Sonne. Naruto hatte den Tag über frei und schlief bei einer solchen Gelegenheit normalerweise bis in die späten Nachmittagsstunden, doch diesmal ließen ihn die Ereignisse der Nacht rastlos werden, als wäre der Fuchs in ihm erwacht. Ohne Sinn und Ziel sprang er auf die nächste Erhöhung und rannte über die Dächer des Dorfes. Dabei genoss er nichts als die kühle Luft, die Geschwindigkeit und die Bewegung, die seinen Kopf langsam von jeglichen Zweifeln befreite. Immerhin war der Kuss von ihr ausgegangen! Und sie waren sich in den letzten Tagen und Wochen wirklich näher gekommen! Lachend sprang Naruto von einem Dach aufs andere, erklomm Wände, hechtete über die Straßen des Dorfes. Am liebsten hätte er laut gerufen, so dass jeder es hören konnte. Sakura-chan hat mich geküsst! ~°~ Sasuke verlangsamte sein Tempo, als die Schutzwand von Konohagakure nur noch etwa hundert Meter entfernt lag, und sprang mit Hinata auf dem Rücken hinab auf den weichen Erdboden. Vorsichtig löste er ihre Arme von seinem Hals und ließ sie absitzen, während er die Umgebung wachsam beobachtete. Er wollte nicht, dass die Wachposten am Portal oder andere Ninja ihn bemerkten. „Wieso hältst du an?“, fragte Hinata. Sasuke betrachtete die junge Hyuuga, die er die letzten fünf Tage begleitet hatte. Eine schwache Welle sentimentaler Gefühle, vermischt mit der vergeblichen Sehnsucht nach seinem alten Leben hielt seinen Körper für einen Moment gepackt, ehe er den üblichen Eispanzer um sein Herz legte. „Von hier aus musst du alleine gehen“, erklärte er ruhig. Ihre blinden Augen rollten hin und her bei dem vergeblichen Versuch ihn zu fixieren. „Wieso?“ Sasuke schwieg, so wie er die meiste Zeit seines Lebens in Schweigen verbracht hatte. Er sah, wie sich ihre Hände abwechselnd verkrampften und entspannten, ehe sie leise seufzte. „Du bist nicht Naruto-kun, oder?“, fragte sie mit erstaunlich sicherer Stimme. Ein plötzlicher Luftzug erfasste sie, ließ ihre Haare tanzen und wirbelte grüne Blätter durch die Luft. Sasuke starrte sie an, schloss dann die Augen und murmelte: „Nein, bin ich nicht…“ „Irgendwie habe ich es gewusst“, sagte Hinata. Einen Moment lang schien sie mit den Tränen zu kämpfen, doch anstatt zu weinen, fing sie schließlich an zu lächeln. Es war ein Lächeln so rein und warm, dass selbst Sasuke nicht anders konnte als es zu erwidern. „Ich danke dir… für alles…“, murmelte sie. „Es war nicht viel…“ „Doch… das war es… Du hast mich aus diesem Gefängnis befreit, aus dieser Hölle… Ohne dich wäre ich gestorben… Ich war kurz davor aufzugeben und den Verstand zu verlieren, doch du hast mich aus dieser schrecklichen Dunkelheit geholt…“ Dein ganzes Leben wird in Dunkelheit sein! Wer soll dich da herausholen…? Sasuke wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Noch einmal betrachtete er Hinata, ihren zerbrechlichen Körper, ihre gebrochenen Augen und ihr aufrichtiges Lächeln, das so gar nicht dazu zu passen schien. Wie würde ihr Leben in Zukunft weitergehen? Naruto und die anderen werden für sie da sein… Der Gedanke schenkte ihm einen gewissen Trost. Auch wenn er sich von seinem Heimatdorf abgewandt hatte um Rache zu verüben, war er doch froh, dass die Herzlichkeit der Bewohner Hinata in ihren dunklen Stunden zur Seite stehen würde… Halt! Wieso… wieso kümmert es mich so sehr? Plötzlich wollte Sasuke nur weg von der Hyuuga und diesem mit Erinnerungen behafteten Ort, bevor seine Gefühle ihn schwächen und verweichlichen lassen konnten. Trotzdem konnte er sich seine letzte Frage nicht verkneifen: „Willst du denn nicht wissen, wer ich bin?“ „Ich… weiß bereits wer du bist, Sasuke Uchiha…“, antwortete sie zaghaft. „Ich weiß nicht warum, doch seit ich nicht mehr sehen kann… sind meine Ohren schärfer… Ich… kann es hören… Die Leiden der Einsamkeit liegen in deiner Stimme… Aber auch Güte… Ich habe es wieder erkannt…“ „Was weißt du schon von mir?“, zischte Sasuke. Plötzlich lag seine Hand an seinem Schwert und er überlegte, ob er sie doch töten sollte. Immerhin wusste sie, wer er war. Wenn sie es im Dorf erzählen würde, würden Naruto und die anderen wieder nach ihm suchen. Alles würde von vorne losgehen. Im nächsten Moment erschreckte er sich vor seiner eigenen Härte. Hinata zeigte nicht, ob sie seinen Aufruhr wahrgenommen hatte. „Ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist“, antwortete sie. „Du bist immer still gewesen… Wirkest immer kalt… Alle sagen, du lebst nur für die Rache… Doch mich hast du gerettet und freundlich behandelt… Du kannst kein schlechter Mensch sein…“ Sasuke schluckte alle Widersprüche, die ihm auf der Zunge lagen, herunter und meinte grob: „Du solltest jetzt gehen… Findest du den Weg…?“ Hinata zuckte bei den abweisenden Worten zurück, als wäre sie geschlagen worden, ehe sie vorsichtig nickte. „Ich kann die Wachposten hören“, sagte sie. Sasuke lauschte, doch er hörte nichts als Vögel und Tiere im Gebüsch. Erst jetzt nahm er seine Hand vom Schwert und blickte Hinata an. Er wusste nicht, was er von ihr halten sollte, doch irgendetwas an ihr hatte ihn auf eine nicht zu erklärende Weise berührt. „Du bist ein merkwürdiges Wesen, Hinata Hyuuga“, sagte er. Mit einem einzigen Satz sprang er auf den nächsten Baum. „Lebe wohl…“ „Danke“, hauchte sie zart, ehe sie mit vorsichtigen Schritten in Richtung Dorfportal tapste. Er sah ihr noch hinterher, bis sie die Wachposten sicher erreicht hatte, bevor er sich auf die Suche nach Orochimarus Verstecken machte. ~°~ Hinata wusste, dass sie das Dorfportal erreicht hatte, denn mit einem Schlag ließ die dämpfende Wirkung der Schutzmauer nach. Unzählige, ihr so vertraute Geräusche aus dem Dorf drangen auf sie ein: das Bellen von Hunden, Stimmen, Herdgeklapper, der dumpfe Klang von Kunai, die in Bäumen stecken blieben, Schritte auf den trockenen Kieswegen, der Gesang der kleinen Silberflügel, die nur in Konohagakure lebten. Ich bin… Zuhause… Tränen strömten nass über ihre Wangen. In den letzten eineinhalb Jahren hatte sie so viel geweint, dass sie glaubte keine Tränen mehr übrig zu haben. Doch die Erleichterung, die sie spürte, war stärker als alles andere, was sie je in ihrem Leben gefühlt hatte. Sie hörte den sich nähernden Wachposten schon mehrere Sekunden, bevor er sie misstrauisch fragte: „Wer bist du? Was machst du hier? Nur Einwohner dürfen zurzeit nach Konoha.“ Hinata rieb sich rasch über die Augen und antwortete mit zitternder Stimme: „Mein Name ist Hinata Hyuuga… Und ich bin eine Einwohnerin…“ Augenblicklich entstand Aufregung. Der Wachposten rief seine Gefährten zu sich, Schritte, dann wild durcheinander sprechende Stimmen. Hinata verstand, dass sie ihr misstrauisch gegenüber standen, da sie ihr Stirnband in Orochimarus Kerker verloren hatte, doch schließlich schien sie jemand zu erkennen. Ein erschrockenes Einsaugen von Luft. Rasche Befehle wurden gewechselt, dann entfernten sich einige Schritte wieder. Der Wachposten, der sie angesprochen hatte, war als einziger zurückgeblieben. „Deine Augen…“ „Ich bin blind“, bestätigte Hinata ruhiger, als sie sich fühlte. Inzwischen hatte sie ihre Byakugan seit mehr als einem halben Jahr verloren, doch die unendliche Schwärze ihrer Welt war trotz allem immer noch schwer zu ertragen. Der Wachposten griff freundschaftlich nach ihrer Hand und führte sie bemüht vorsichtig ins Innere des Dorfes. „Ich bringe dich zum Anwesen der Hyuugas…“, erklärte er mitfühlend. „Danke.“ Mehr konnte sie nicht sagen, denn ihre Stimme brach und neue Tränen flossen. Es war immer noch kaum zu glauben, dass sie hier war. Der Ninja führte sie durch mehrere verschlungene Gassen, die Hinata erkannte, obwohl sie nichts sehen konnte. Sie liefen am Grillrestaurant vorbei, das Chouji so liebte. Sie hörte Fett brutzeln, Geschirr klappern, Köche in der Küche fluchen und das anhaltende Schwatzen der Gäste. Dann passierten sie eine Trainingsarena, in der Kampfschreie, schweres Keuchen, fliegende Shuriken und rasselnde Schwerter wahrzunehmen waren. Sie liefen links, rechts, wieder links und geradeaus. Menschenstimmen um sie herum, Verkehrsgeräusche, Pferdewagen, mehr Hundegebell und knirschender Kies. Hinata wusste schon, dass sie das Haus der Hyuugas erreicht hatten, noch bevor ihr Begleiter sagte: „Da wären wir…“ In ihrer Erinnerung war es so lebendig, dass sie für einen Moment fast glaubte es tatsächlich sehen zu können. Dann durchbrach ein erstickter Ruf aus Freude und Fassungslosigkeit die Luft. „Hinata!“ Starke Arme umfingen sie, lange Haare strichen über ihr Gesicht und ein vertrauter Geruch von Stahl und Wildblumen füllte ihre Nase. Neji… „Schwester! Du…“ Er rang um Worte, doch nichts kaum aus seinem Mund. Es war Hinata nicht wichtig, so lange sie hier bei ihm sein konnte, hier, wo ihr Zuhause war. „Wir glaubten dich verloren…“, sagte er schließlich. Irgendwo wurden Blumen gegossen und ein Säugling schrie. Sie hörte ein paar Kinder Ninja spielen und die leiser werdenden Schritte des Wachpostens. Neji hielt sie immer noch an sich gedrückt, deswegen schob sie ihn schließlich ein Stück von sich. „Schwester… Deine Augen…“ „Es ist nicht so schlimm“, sagte sie mit einem - wie sie hoffte - tapferen Lächeln. „Wie ist das passiert? Wo kommst du her? Warum warst du so lange weg?“ Vor Hinatas Augen blitzten Bilder auf: der Kerker… Die gequälten Menschen… Die dunklen Gänge im schwachen Fackellicht… Orochimaru und sein keckerndes Lachen, als er… experimentierte… Wieder weinend warf sie sich noch einmal in die Arme ihres Bruders. Sie wollte nicht über die geschehenen Dinge sprechen, wollte nicht einmal daran denken, sondern es vergessen. Sie sehnte sich heftig nach ihren Freunden und einem weichen, richtigen Bett und ihrem alten Leben. Neji hielt sie weiterhin fest. Die Umarmung erinnerte sie an die Nächte an Sasukes Seite, die sie nun, da sie seine wahre Identität wusste, ein wenig beschämten. „Neji-nii-san… Ich will mich hinlegen…“, murmelte sie in seine Jacke. „Natürlich…“ „Aber sag… sag bitte Naruto-kun, dass ich hier bin… Dass er aufhören kann zu suchen…“ Sie spürte, wie sich der Körper ihres Bruders bei ihren Worten verkrampfte, hörte das Knirschen seiner aufeinander gebissenen Zähne. Verwirrt fragte sie sich, was los war. Sie wünschte, sie könnte sein Gesicht sehen und darin lesen, doch genau wie die ganze restliche Welt lag es in Dunkelheit. „Was ist?“ „Hinata…“ Sie hörte sein Zögern. „Alle dachten, du wärst tot… Dein Name steht auf dem Heldenmal… Niemand hat noch nach dir gesucht, nicht einmal Naruto…“ Als er den Namen des blonden Ninjas aussprach, war es voller Groll. Hinata spürte, wie eine Klaue aus blankem Eis ihr Herz packte und zerdrückte. Es schnürte ihr den Atem zu. Das kann nicht sein… Sie müssen… Sie MÜSSEN doch gesucht haben… „Du lügst!“, rief Hinata wütend. Um sie herum setzten Schritte aus, als Leute aufmerksam auf sie wurden. „Du lügst! Du lügst, du lügst, du lügst! Das kann nicht sein! Naruto-kun muss nach mir gesucht haben! Er gibt niemals aus!“ Hysterisch stieß sie Neji von sich und schlug seine Hände immer wieder weg, wenn er versuchte sie anzufassen. In ihrem Kopf tobten die Erinnerungen an die grässlichen Wochen und Monate in der Hölle, an die Qualen, die sie hatte durchstehen müssen. All das hatte sie nur ertragen, weil sie fest daran geglaubt hatte, dass man sie suchte, dass man sie finden würde. Naruto hätte sie nicht im Stich gelassen. „Das ist nicht wahr!“ Wildes Stimmengemurmel, Tränen, Nägel, die irgendwo in Holz geschlagen wurden, Nejis beschwichtigende Worte, Erinnerungen an Schmerz, Blut und Leid. Es war zu viel für sie nach allem, was sie erlebt hatte. Mit einem letzten, verzweifelten Ausruf auf den Lippen verwandelte sich die Dunkelheit ihrer blinden Augen in die Dunkelheit der beinahe erleichternden Bewusstlosigkeit… ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel VIII - Alles hat sich verändert... Bedächtig legte Sakura das Messer und den Apfel, der nur halb geschält war, auf den Küchentresen, bevor sie sich umdrehte und ihn ansah. Ihre Augen glitzerten und zeigten einen Ausdruck, den er nicht zu deuten wusste. „Irgendetwas passiert mit uns… Ich weiß nicht genau, was es ist… Aber es ist etwas, oder?“ ~°~ „Hallo, Naruto-kun“, brachte Hinata schließlich hervor. ~°~ „Naruto“, murmelte Sakura plötzlich verhalten. „Ich denke, ihr solltet etwas für euch sein. Ich werde zu Tsunade-sama gehen und etwas dort bleiben…“ Hinata erkannte wieder den veränderten Tonfall in der Stimme der Medi-Nin und verstand. //Sie… sind verliebt ineinander…\\ Kapitel 8: Alles hat sich verändert... -------------------------------------- Hallo, pünktlich wie immer schicke ich ein neues Kapitel ins Rennen! Ich danke euch für eure fleißigen Kommentare. Nur noch eins, dann ist die magische 50er Grenze geknackt, also haut in die Tasten ;) Mal sehen wer der Erste ist! Ich habe noch neulich den Begriff "Schwarzleser" kennengelernt... Echt drollig... =) Also ich will gleich sagen, dass ich keine Kommigrenzen oder Ähnliches in die Welt setzen werde, nur um mehr Leute zu einem Kommentar zu zwingen, schließlich schreibt man wegen der Freude, nicht wegen möglichst vielen Lobsprüchen anderer Leute. Aber natürlich habe ich auch nichts dagegen, wenn mir die Leute ihre Meinung sagen. Besonders Kritik ist erwünscht, aber auch was euch besonders gut gefällt. Naja... Macht einfach weiter wie bisher ;) Eine Frage noch: ist für euch neben der Vorschau auch ein "Was bis her geschah" erwünscht? Ich meine, ich habe immer den Überblick über meine Story, aber ich kann schlecht einschätzen, wie das aussieht, wenn man nur jede Woche nen kleinen Happen zugeworfen bekommt ;) Eure Meinung? ~~~°~~~ Kapitel VIII – Alles hat sich verändert… ~~~°~~~ Sie irrte allein durch die Kälte. Der Himmel war grau und schwer wie geschmolzenes Blei und ließ einen endlosen Strom aus weißem Schnee herabfallen. Die Angst und die Einsamkeit ließen sie mehr frösteln als die lebensfeindlichen Minusgrade. „Naruto-kun? Sakura-san? Shino?“ In dem Gefecht gegen die unbekannten Angreifer hatte sie völlig den Überblick verloren, so dass sie sich plötzlich getrennt von ihren Freunden auf einer weiten Ebene aus Weiß und kahlen Bäumen wieder fand. Verwirrt versuchte sie sich zu erinnern, aus welcher Richtung sie gekommen war, als sie plötzlich schwere Schritte im Schnee knirschen hörte. „Naruto-kun?“ Sie drehte sich hoffnungsvoll zu dem Ankömmling, doch bevor sie erkennen konnte, wer sie gefunden hatte, zischte ein Kunai durch die Luft und traf sie mitten in die Brust. Die Wucht warf sie zu Boden. Ein schrecklicher, betäubender Schmerz zuckte durch ihren Körper, während sie die Wärme ihres eigenen Blutes auf der Haut spürte. Ihre Sinne schwanden und sie begriff kaum, was mit ihr geschah. Benebelt hörte sie, wie sich die Schritte gelassen näherten. Sie lag mit dem Gesicht im Schnee, so dass sie nicht erkennen konnte, wer sie angegriffen hatte. Der Fremde blieb an ihrer Seite stehen. „Na wenn das kein netter Fang ist… Endlich hab ich dich… Khihihihi…“ Die Worte waren mehr ein Zischen, triefend vor Genugtuung und grausamer Freude. Allein die Stimme bereitete ihr eine solch allumfassende Angst, dass sie kaum atmen konnte. Sie wollte aufstehen und wegrennen, wollte schreien, wollte sich irgendwie wehren, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht, sondern blieb wie tot liegen. Eine Hand packte ihren Arm. Dann wurde sie grob und achtlos durch den Schnee gezogen. „Ein hübsches Mädchen… Ideal für ein paar Untersuchungen… Khihihi…“ „Na…ruto…-kun…“ ~°~ Hinata fuhr aus dem Schlaf und hörte jemanden schreien, bis sie schockiert merkte, dass sie es selber war. Mit durch geschwitzter Kleidung und keuchendem Atem saß sie aufrecht in einem weichen Bett. Einen Moment lang versuchte sie sich panisch zu erinnern, wo sie war und warum alles um sie herum in Dunkelheit lag, bis die Erinnerungen zurückkehrten. Ich bin blind… Aber ich bin Zuhause… Um sich zu beruhigen, lauschte Hinata auf die Geräusche des Tages: Das Singen der Vögel, die Rufe der Menschen, Stimmen von Zimmerleuten, die irgendwo ein Haus ausbesserten, begleitet von Hobeln, Sägen und Hämmern. Dann hörte sie sehr viel näher rasche Fußtritte, bevor die Tür zu ihrem Zimmer aufgeschoben wurde und jemand eintrat. Nicht nur ihr Gehör, sondern auch ihr Geruchssinn erschien ihr seit dem Verlust ihrer Augen schärfer, so dass sie ihren Bruder schon erkannte, bevor er an ihrer Seite war. Seine Hand legte sich besorgt auf ihre Schulter. „Hinata? Ist etwas passiert?“ „Nur schlimme Träume…“, wehrte Hinata ab, während sie unbeholfen nach seiner Hand tastete und sie ergriff. „Ich wollte dich nicht erschrecken… Ich wollte dich auch nicht in Verlegenheit bringen, vorhin auf der Straße… Verzeih mir…“ „Es war der Schock…“, erwiderte Neji verständnisvoll. Sie konnte sich nicht erinnern, dass er sie je so fürsorglich behandelt hatte. Irgendwo hörte sie das gleichmäßige Ticken einer Uhr, doch sie konnte daraus nicht ableiten, wie spät es war. „Ist es Nacht?“ „Nein… Du hast nicht sehr lange geschlafen…“ Seine Stimme war von Trauer getränkt, als er hinzufügte: „Hinata… Wer hat dir das angetan?“ Ihr Traum kam ihr wieder in den Sinn, das schrille, eisige Lachen und ihre eigene Hilflosigkeit, als sie durch den Schnee gezerrt wurde. Es fröstelte sie, als wäre sie wieder dort, und es dauerte eine Weile, bis sie sich erneut beruhigt hatte. „Noch nicht… Bitte… Ich will noch nicht darüber reden…“ „Wie du willst… Kann ich dir irgendetwas bringen lassen?“ „Etwas zu trinken, bitte… Und etwas zu essen…“, sagte Hinata schüchtern. In ihrer Zeit als Gefangene hat sie sich oft gesehnt nach dem guten Geschmack der Hyuuga-Küche. Inzwischen glaubte sie fast vergessen zu haben, wie es war gute Nahrung zu sich zu nehmen, wie es sich auf der Zunge anfühlte. Nejis Hand löste sich von ihrer Schulter. „Ich werde sofort Tee und eine Mahlzeit kommen lassen“, sagte er. „Danke… Und danach würde ich gerne ein bisschen spazieren gehen… Ich will wieder unter Menschen sein, meine Lieblingsplätze besuchen… Ich will meine Freunde treffen… Kiba-kun… Shino… Naruto-kun…“ Ihr schossen wieder Tränen in die Augen. Niemand hat noch nach dir gesucht, nicht einmal Naruto… „Ich werde dich begleiten…“ „Danke, Neji-nii-san…“ ~°~ Naruto konnte nichts dagegen tun, dass es ihn schließlich zu Sakuras Wohnung verschlug, so als wäre sie der Magnet, der ihn auf magische Weise anzog. Als er vor der Tür stand, war es bereits fast Mittag. Er klopfte an und wünschte sich im gleichen Moment, er hätte es nicht getan. Seine Beine wollten fliehen, doch sein Wesen sehnte sich nach der Nähe seiner Teamgefährtin, so dass er schließlich mit wackeligen Knien abwartete, bis sich die Tür öffnete. Sakura sah so schön aus wie immer. Schon seit einer Weile ließ sie ihr rosafarbenes Haar wieder bis auf die Schultern herab wachsen. Ihre grünen Augen erinnerten ihn an Sommer, an Smaragde, an die türkisfarbenen Fluten des endlosen Meeres. Als Sakura bemerkte, wer vor ihrer Tür stand, färbten sich ihre Wangen rosa und ihr Blick wich auf den Boden. Auch Naruto war nervös. Plötzlich wusste er nicht mehr, was er sagen sollte. Die Stille zwischen ihnen zog sich dahin, so dass er sich schließlich dazu entschloss das zu tun, was er immer tat wenn ihm nicht die richtigen Worte einfielen: einfach irgendetwas sagen. „Guten Morgen, Sakura-chan! Ich war gerade in der Gegend, deswegen dachte ich wir könnten… Ähm, ich meine, ich war heute schon früh wach, weil ich an gestern… Also… Ich bin über die Häuserdächer geflitzt, einfach so und irgendwie bin ich dabei hier gelandet…“ Mit einem verlegenen Grinsen kratzte er sich am Hinterkopf. Zu seiner Erleichterung fing Sakura an zu schmunzeln, während sie zur Seite trat. „Möchtest du… hereinkommen?“ „Gern!“ Sie ließ ihn ins Innere der Wohnung. Sakura lebte nun schon eine Weile alleine, doch Naruto hatte sie noch nie besucht und betrachtete daher eingehend die hellen Räume mit der geschmackvollen Einrichtung. „Hast du schon gefrühstückt?“, fragte Sakura. „Ein paar Ramen!“ „Igitt!“ Seine Antwort schien sie dazu zu bewegen, in der Küche ein paar Brötchen aufzubacken und etwas Obst zurechtzuschneiden. Er folgte ihr und beobachtete sie schweigend bei ihrer Arbeit, sah wie sich ihre kräftigen Rückenmuskeln unter dem roten Shirt bewegten, während ihre geschickten Medi-Nin-Hände ein Messer hielten und damit ein paar Äpfel schälten. Eine angenehme Wärme machte sich in seinem Körper breit und sein Herz schlug schneller. Ohne dass er sich dagegen wehren konnte, trat er dicht hinter sie. Sakura hielt in ihrer Bewegung inne. „Naruto?“ „Sakura-chan, ich…“ Bedächtig legte sie das Messer und den Apfel, der nur halb geschält war, auf den Küchentresen, bevor sie sich umdrehte und ihn ansah. Ihre Augen glitzerten und zeigten einen Ausdruck, den er nicht zu deuten wusste. „Irgendetwas passiert mit uns… Ich weiß nicht genau, was es ist… Aber es ist etwas, oder?“ „Ja…“ Inzwischen war er ihr so nahe, dass sich ihre Körper fast berührten. Sie lehnte mit dem Rücken am Tresen, sah ihn noch einen Moment lang an und legte schließlich vorsichtig die Arme um seinen Hals, um ihn zu sich herabzuziehen. Der Kuss, der folgte, war länger und intensiver als der vom vorherigen Abend, auch wenn beide noch zögerten sich völlig darin zu verlieren. Das Gefühl von ihrer weichen Haut an seiner, von ihren Lippen auf seinen schien sein Blut zum Kochen zu bringen. Nie zuvor hatte er solches Glück empfunden. Als sie sich trennten, errötete Sakura heftig. Auch Naruto spürte die verräterische Hitze in seinem Gesicht. „Ich mag dich wirklich sehr, Naruto…“, hauchte sie atemlos. „Ich… Ich mag dich auch sehr, Sakura-chan…“ Noch einmal beugte er sich zu ihr herab und ließ ihre Lippen miteinander verschmelzen. Er hatte das Gefühl, er könnte sein Leben nichts anderes machen und würde das trotzdem nie bereuen. Irgendwann endete auch dieser Kuss, doch das Glücksgefühl in seinem Magen blieb. Sakura lächelte scheu, bevor sie sich wieder umdrehte und die Äpfel weiter bearbeitete. Naruto blieb dabei hinter ihr stehen und sah ihr gebannt über die Schulter. Als sie fertig war, setzten sie sich an den Tisch und aßen schweigend, während sie beide die Hand des anderen hielten. Eine friedliche Atmosphäre füllte den Raum, die keine Worte gebraucht hätte. In diesem Moment waren sie nur zwei Menschen, die sich gern hatten, und nicht die Ninjas, die in einer Welt aus Kampf, schweren Schicksalen und ständiger Bedrohung lebten. ~°~ Die vertraute Umgebung von Konohagakure war wie Balsam für Hinatas aufgewühlte Seele. Während sie neben Neji durch die Straßen lief, schloss sie ihre ohnehin nutzlosen Augen und gab sich ganz den Geräuschen und Gerüchen des Dorfes hin: dem Treiben der Menschen und Ninjas, dem Singen der Vögel, dem Gequieke einer Schweineherde, die vom Schlachter über die Straße getrieben wurde. In diesem Tumult schienen die Erinnerungen an die letzten Wochen und der nächtliche Traum zumindest für den Augenblick zu verblassen. Mehrmals blieben Menschen stehen, die sich noch an sie erinnern konnten, und tuschelten angeregt, obwohl sie es nicht wagten sie anzusprechen. Trotzdem verstand Hinata mit ihrem verbesserten Gehör jedes ihrer Worte und spürte ihre Blicke im Nacken. Und sie hörte andere, beunruhigende Gespräche, geflüstert von Stimmen, die erfüllt waren mit Angst und Nervosität. „Neji-nii-san?“, fragte sie schließlich, „Ist etwas mit Tsunade-sama?“ „Vor ein paar Tagen sind Meuchelmörder in ihren Turm eingedrungen. Der Hokage-sama wurde schwer verletzt und liegt im Moment in einem Komaschlaf, um sich von einem benutzten Gift zu erholen. Shizune übernimmt zurzeit ihre Pflichten. Fast alle verfügbaren Ninjas untersuchen den Fall, doch bisher haben wir kaum Informationen…“ Die Nachricht schockierte Hinata. Sie hatte Tsunade immer gemocht und war beeindruckt gewesen von ihrer Stärke, ihrer Schönheit und ihrem Selbstbewusstsein. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass so eine mächtige Person überwältigt werden konnte. Schließlich war sie die stärkste Kunoichi der Welt, der Hokage, eine der legendären drei San-Nin… Wie Orochimaru… Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus. Gleichzeitig hörte sie Stimmen im Gedränge des Dorfes, Stimmen, die ihr sehr vertraut waren und ihr Herz plötzlich vor Freude flattern ließ. Jegliche Gedanken an Tsunade waren vergessen. „Wie wäre es mit etwas Ramen?“ Naruto-kun… „Igitt! Wir kommen gerade vom Frühstück!“ Sakura-san… Unwillkürlich blieb Hinata mitten auf der Straße stehen. Sie erkannte die Stimmen der zwei übrig gebliebenen Mitglieder von Team 7 eindeutig wieder, doch etwas an ihrem Tonfall, an ihrer Art, wie sie miteinander umgingen, hatte sich verändert. Auch Neji hielt neben ihr an. „Was ist?“, fragte er besorgt, weil er noch nicht gehört hatte, wem sie gleich begegnen würden. Ehe sie etwas Weiteres sagen konnte, versteifte sich Neji neben ihr. Offensichtlich waren Naruto und Sakura bereits in Sichtweite gekommen. „Die beiden…“, knurrte Neji, während sich ihre Schritte gemächlich näherten und ihre Stimmen weiter sorglos die Luft erfüllten. Schließlich waren Naruto und Sakura so nahe, dass Hinata schon glaubte, sie würden einfach vorbeilaufen. Genau in diesem Moment blieben beide jedoch ruckartig stehen. „Hinata“, hauchte Naruto ungläubig. Die Welt um sie herum schien stehen zu bleiben. Der Lärm, der endlos auf Hinata eindrang, verklang im Hintergrund, so dass sie nichts anderes hörte als Narutos unregelmäßiges Atmen und ihr eigenes Herz, das unangenehm gegen ihre Rippen schlug. Die Stille zwischen ihnen zog sich in die Länge. Keiner wusste etwas zu sagen, nicht einmal Naruto, der sonst für jede Situation Worte hatte, während um sie herum die Menschen des Dorfes vorbeizogen wie blasse Nebelfetzen. „Hallo, Naruto-kun“, brachte Hinata schließlich hervor. Sie trat dicht an den blonden Chaosninja heran. Wie oft sie sich gewünscht hatte, ihn wieder zu sehen. Jeden Tag hatte sie an ihn gedacht, jeden Tag gehofft, ihm noch einmal begegnen zu können. Nur der Glaube an ihn hatte sie in ihren schwersten Stunden am Leben gehalten. Tränen wollten sich wieder aus ihren Augen stehlen. Ich wünschte… Ich wünschte, ich könnte ihn sehen… Scheu legte sie ihre Hände auf sein Gesicht und fuhr mit den Fingern langsam über seine so vertrauten Züge, über das kalte Metallstirnband unter den blonden Haarsträhnen, über die Lider, die seine strahlend blauen Augen verbargen, über seine Nase, die Streifenmale auf seinen Wangen und den Mund, der so leicht zum Lachen geneigt hatte. „Hinata… Was?“ „Ich bin blind“, erklärte Hinata traurig, während sie ein Schluchzen unterdrückte. Bisher hatte sie sich irgendwie mit ihrem verlorenen Augenlicht abfinden können, doch nun, da sie vor dem Jungen stand, nach dem sie sich so gesehnt hatte, kam ihr die Finsternis unerträglich vor. Es war ihr nicht genug sein Gesicht unter den Händen fühlen zu können. Ich will ihn sehen! Ich will wieder sehen! „Wie ist… das möglich? Wie kommst du hierher? Was ist passiert?“ Plötzlich sprudelten die Fragen nur so aus Naruto hervor, ehe er hilflos hinzufügte: „Ich dachte, du… wärst… tot…“ Hinata blieb stumm, tastete weiter über sein Gesicht, während sie in ihrem Kopf versuchte das zu visualisieren, was sie erfühlte. Doch es klappte nicht. Alles blieb schwarz. Hinter ihr hörte sie Neji mit den Zähnen knirschen. „Naruto“, murmelte Sakura plötzlich verhalten. „Ich denke, ihr solltet etwas für euch sein. Ich werde zu Tsunade-sama gehen und etwas dort bleiben…“ Hinata erkannte wieder den veränderten Tonfall in der Stimme der Medi-Nin und verstand. Sie… sind verliebt ineinander… Der Gedanke schnitt wie Messer in ihr Herz. Als ob sie sich verbrannt hätte, nahm sie die Hände von Narutos Gesicht. Es war ihr klar gewesen, dass das Leben der Menschen in Konoha weitergegangen war, während sie in Orochimarus Gefangenschaft verbracht hatte, doch sie konnte nicht verhindern, dass ihre Trauer sie beinahe überwältigte. „Nicht nötig, Sakura“, erwiderte Hinata steif, selbst erschrocken darüber wie bitter ihre Stimme klang. Während ich gefoltert worden bin, während ich endlose Stunden von Schmerz erdulden musste, haben die beiden sich in einander verliebt… Alles hat sich verändert… Das ist nicht fair… Hilfe suchend tastete sie nach Nejis Hand. Er hatte Recht gehabt. Niemand hat noch nach dir gesucht, nicht einmal Naruto… ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel IX - Die Härte des Krieges Auch der Eindringling war nun nicht mehr zu hören, doch nachdem Shikamaru einer Biegung folgte, sah er kurz schwarze Hosen, ein weißes Oberteil und ein Schwert in der Ferne flackern. ~°~ „Was wolltet ihr hier? Was war euer Auftrag? Was hat Iwagakure vor?“, fragte Shikamaru kalt. Der Ninja grinste weiter und keuchte: „Denkst du… ihr könnt irgendetwas… verhindern? Der Hass war nie vergessen… Keiner von euch… wird ihm entkommen… Euer Dorf… Es wird brennen und untergehen… Endlich wird Iwa… über Konoha triumphieren…“ Kapitel 9: Die Härte des Krieges -------------------------------- Ihr habt euch echt wieder selbst übertroffen! Ich glaube ich habe noch nie so viele Kommentare zu einem einzelnen Kapitel bekommen wie dieses Mal! Ich hoffe natürlich, ihr steht mir weiterhin so super bei! =) @ all HinaSasuFans: Ich hoffe ihr verliert nicht die Geduld mit mir, denn auch wenn es sich etwas hinzieht, wird sich die Beziehung zwischen den beiden weiter entwickeln. Es ist manchmal etwas schwierig Sasuke realistisch in Szene zu setzen, da er das Dorf verlassen hat, doch in Zukunft wird er öfter auftauchen. Auch Hinata hat noch nicht alle Schwierigkeiten hinter sich... harhar... @ smile87: Klar kannst du das machen, ist ja nicht so, dass ich das erfunden hätte ;) *Keks nehm* ~~~°~~~ Kapitel IX – Die Härte des Krieges ~~~°~~~ Vor das Tor des Hokageturms waren weiße Bänder mit Abwehrzeichen aufgehängt worden, um Schaulustige und Feinde des Dorfes von dem Tatort fernzuhalten. Shikamaru schob sie grob beiseite, als er zusammen mit Temari in das Innere des Turms trat. Seit dem Anschlag war nichts in dem Gebäude verändert worden, so dass sogar noch einzelne Blutstropfen auf der Treppe zu sehen waren. Shikamaru wusste, dass auch das Büro von Tsunade noch vom Kampf gegen die unbekannten, in Schwarz gekleideten Männer zeugte. „Es sind keine anderen Ninja da“, bemerkte Temari. Shikamaru hielt in seiner Bewegung nicht inne, führte die Kunoichi in die Keller des Turmes und durch die dunklen, von Fackeln erleuchteten Flure. „Die meisten sind im Augenblick damit beschäftigt die Angelegenheiten im Hyuuga-Clan zu regeln“, erklärte er sachlich. „Überall im Dorf redet man davon, dass Hinata wieder aufgetaucht ist. Sie ist von Orochimaru verschleppt worden.“ „Von der Schlange? Armes Ding…“ „Allerdings. Man hat die Suche nach ihr erst nach Wochen beendet und sie schließlich für Tod erklärt, während sie von diesem Bastard für irgendwelche kranken Experimente benutzt wurde. Doch ihr Auftauchen wirft einige Probleme auf. Eigentlich ist sie die Erbin des Clans, doch nach ihrem Verschwinden hat man einen neuen Nachfolger gewählt. Jetzt streitet der Clan darum, wer einmal die Vorherrschaft antreten soll. Viele sind gegen Hinata, vor allem da sie ihre Byakugan verloren hat.“ Shikamaru seufzte gedehnt. „Und ohne Tsunades Führung droht der Konflikt schon bald außer Kontrolle zu geraten…“ Arme Hinata… Viele Hyuuga glauben, es wäre besser gewesen, wenn sie nie zurückgekehrt wäre… Schweigend lief Shikamaru mit Temari durch die Korridore, während seine Gedanken wanderten. Er war froh darüber, dass Hinata nach Konoha zurückgekehrt war, auch wenn er nie viel mit ihr zu tun hatte. Doch es war nicht zu leugnen, dass es kaum einen schlechteren Zeitpunkt dafür gab, als in diesen Tagen, in denen das Dorf eh schon unterorganisiert war. „Schau bitte nicht in die Räume“, sagte Shikamaru, um sich abzulenken. „Nur Leute aus Konoha dürfen sehen, was in ihnen verborgen ist…“ Temari lächelte. „Immerhin ein bisschen Misstrauen, das ist gut. Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass du niemandem mehr zu leicht vertrauen darfst. Vielleicht ist der Verräter sogar jemand, den du gut kennst. Aus deinem Team, von deinen Freunden…“ „Blödsinn!“, fuhr Shikamaru sie an. Trotzdem ließen ihre Worte ihn nicht los. Sie erreichten den Raum, in dem die Attentäter eingedrungen waren. Man hatte die Toten weggebracht, doch ihre Umrisse waren mit weißer Farbe auf den Boden gezeichnet worden. Temari sah sich gelangweilt um. „Warum sind wir noch mal hier?“ „Die Attentäter sind durch einen Tunnel eingedrungen. Man hat bereits herausgefunden, dass er zu einem alten Versteck von Orochimaru gehört und aus dem Dorf führt. Ich will nachsehen, ob sich dort ein paar Hinweise finden lassen“, sagte Shikamaru genervt. Temari sagte nichts, sondern folgte ihm nur stumm durch den schwarzen Eingang in den verborgenen Gang, der den Jutsu-Spezialisten und Tsunade zum Verhängnis geworden war. Shikamaru entzündete einen Leuchtstab. Es macht ihn nervös, dass Temari ihm auf Schritt und Tritt folgte, um ihm bei seinen Ermittlungen zu helfen. Ihr ständiger Blick über seine Schulter wühlte ihn auf und störte ihn in seiner Konzentration, weil er sich unangenehm beobachtet fühlte, als würde Temari seine Fähigkeiten testen. Der Gang führte in scharfen Biegungen in Orochimarus altes Versteck, das aus mehreren wirr angeordneten Steinräumen mit niedriger Decke bestand. Überall lag Staub, Ratten fiepten und in den Ecken hingen dicke Spinnennetze, die Temari im Vorbeigehen herzlos mit ihrem Fächer zerriss. Sie kamen vorbei an Untersuchungsräumen, gefüllt mit zerschlissenen Pergamentrollen, an unmenschlich kleinen Zellen, an Experimentiertischen und Werkzeug, bei dessen Anblick sich Shikamarus Magen umdrehte, an Knochen, Lumpen und an Räumen, in denen noch verkrümmte Skelette durch Ketten an der Wand hingen. „Kaum zu glauben, dass euer Dorf so ein Monster hervorbringen konnte“, bemerkte Temari, während sie einige Protokolle von Gefangenenexperimenten durchging. Shikamaru konnte nicht verhindern, dass ihm ein leiser Schauer über den Rücken kroch. In so einem Albtraumlabor hatte Hinata die letzten eineinhalb Jahre verbringen müssen. Sie muss entsetzliche Dinge erlebt haben… Sein schlechtes Gewissen nagte an ihm. Er war einer derjenigen gewesen, die Naruto dazu gebracht hatten die Suche nach Hinata nach endlosen Wochen endlich einzustellen, sie loszulassen, die Hoffnung aufzugeben. Damals war er sich sicher gewesen, richtig gehandelt zu haben, denn Naruto wäre sonst an seiner Verzweiflung zu Grunde gegangen. Jetzt überlegte Shikamaru, ob er tatsächlich das Richtige getan hatte. Wir haben sie im Stich gelassen… Wir haben sie diesem Bastard überlassen! „Da der Tunnel in Orochimarus Versteck führt, erhärtet das den Verdacht, dass es die Schlange war, die das Attentat geplant hat“, dachte Temari laut, blind für seinen inneren Zwiespalt. „Aber hier werden wir wohl sonst nichts finden…“ Shikamaru nickte und wollte sie gerade weiter durch den Gang führen, als er in einiger Entfernung Schritte hörte, die sich rasch entfernten. „Temari!“, zischte er, doch die Kunoichi hatte es bereits ebenfalls bemerkt. Zu zweit huschten sie lautlos durch den Korridor. Auch der Eindringling war nun nicht mehr zu hören, doch nachdem Shikamaru einer Biegung folgte, sah er kurz schwarze Hosen, ein weißes Oberteil und ein Schwert in der Ferne flackern. Shikamaru zog seine Kunai und rannte dem Fremden hinterher. Temari war ihm dicht auf. Sie hatte den Fächer aus der Schärpe gezogen und lächelte kampfeslustig, während der Gang aufwärts führte und bei einer Falltür in der Decke endete. Der Fremde hatte sie bereits aufgestoßen und sprang elegant ins Freie. Shikamaru und Temari stürzten hinterher. Sie standen plötzlich auf einer grünen Wiese, überdacht von den hohen Bäumen des Waldes. Neben ihnen schob sich die hölzerne Schutzmauer in den blauen Himmel, doch von dem Fremden keine Spur. Ohne dass sie es absprachen, stellten sich Shikamaru und Temari Rücken an Rücken in Verteidigungsstellung und lauschten. Schritte. Dann ein Zischen. Temari reagierte als Erste. Sie breitete ihren Fächer mit einem lauten Schnappen zu voller Größe aus und schlug mit ihm einmal durch die Luft. Ein heftiger Windstoß riss an Shikamarus Kleidung, doch erst in ein paar Metern Entfernung entwickelte er seine volle Stärke und pustete die Kunai weg, die aus den Baumkronen auf sie zugeflogen kamen. „Ein Angriff! Vorsicht!“, rief Shikamaru. Temari lächelte berechnend. „Bleib locker!“ Wieder war die Luft erfüllt von Shuriken und Kunai, die diesmal aus allen Richtungen auf sie zugeflogen kamen, und wieder entfachte die Kunoichi mit ihrem Fächer einen Sturm, der alle Waffen abwehrte. Im nächsten Moment strömten Ninjas hervor, sie sprangen von umliegenden Bäumen, kamen aus dem Wald hervor gekrochen und schaufelten sich mit Künsten des Erdverstecks aus dem Boden. Shikamaru studierte sofort jede ihrer Bewegungen und ihr Äußeres, um genug Informationen für eine Kampfstrategie zu entwickeln. Ihre Angreifer steckten in Kampfwesten, Roben oder in leichter Kleidung, die sie agil und beweglich machte, doch was sie auch trugen, es war immer braun und rot. Shikamaru zählte ein Dutzend. Jeder von ihnen besaß ein gut sichtbares Ninjastirnband mit dem Symbol eines Felsbrockens. „Ninja aus Iwagakure…“, murmelte Temari. Die große Anzahl der Feinde ließ selbst ihre Stimme angespannt klingen. „Was wollen die denn hier?“ Shikamaru ließ die Kunai in seine Taschen zurück gleiten, um die Hände für Fingerzeichen frei zu haben. „Wir haben so etwas befürchtet, sofort nachdem Tsunade angegriffen wurde. Es gibt einige Nationen, mit denen wir nur einen brüchigen Friedensvertrag haben und die darauf lauern, dass wir Schwäche zeigen. Deswegen sollte das Attentat geheim bleiben!“ „Scheint euer Verräter nicht so gesehen zu haben!“, rief Temari zurück, ehe sie sich unter einem Kunai duckte. Die Ninja aus dem Felsenreich näherten sich bedrohlich. „Shikamaru?“ „Ja?“ „Sei vorsichtig…“ Sie sprach die Worte nur leise, so dass Shikamaru sich nicht einmal sicher war, ob er sie tatsächlich gehört hatte, doch bevor er etwas erwidern konnte, brach die Schlacht aus. Mit Kampfschreien stürzten sich die Iwa-Ninja auf sie. Überall hagelte es Metall und durch Jutsus herbeigerufene Erdgeschosse. Temari schleuderte ihren Fächer immer wieder durch die Luft, doch die schiere Masse der herbei fliegenden Waffen überwand ihren Widerstand. Ein Kunai durchstieß ihren Fächer. Eine Kugel aus Gestein traf ihren Arm und ließ sie taumeln. Shikamaru sprang vor, warf Shuriken in alle Richtungen und verschaffte ihnen so genug Zeit, um ihre Künste auszuführen. „Kagemane No Jutsu!“ Sein Schatten schoss in alle Richtungen und band etwa fünf Feinde an seine Bewegungen. Sie tanzten zu seinen Ausweichmanövern, mit denen er den Attacken der restlichen Angreifer entkam, während Temari in ihren Finger biss, bis das Blut floss. Mit geübten Handgriffen malte sie damit einen Beschwörungszirkel in den Boden. „Kuchiyose No Jutsu!“ Eine Staubwolke explodierte durch ihre Worte und hüllte sie in Nebel. Shikamaru sah Temaris beschworenes Wiesel mit der Todessichel nur für einen Moment, ehe es flink davonhuschte und sich auf den erstbesten Feind warf. Ein gellender Schrei überdeckte den Kampf und jagte die Vögel aus den Bäumen. „Weiß dein Tier, dass ich nicht zu den Feinden gehöre?“ „Pass lieber auf!“, brüllte Temari und stieß ihn zur Seite. Ein Kunai flog dort vorbei, wo eben noch seine Brust gewesen war. Durch den Schwung fiel er zu Boden und mit ihm die Ninja, die an seine Kunst gebunden waren. Einer von ihnen stieß sich den Kopf an einem Stein und rührte sich nicht mehr. Als sich Shikamaru schnell wieder erhob, blieb der Ninja liegen. Den Schatten eines Toten konnte man nicht festhalten… „Shikamaru!“ „Temari, Formation 3!“ Er wusste nicht, ob sie in Suna dieselben Bezeichnungen benutzten, doch die Kunoichi tat genau das, was er vorgehabt hatte. Während das Wiesel mit der Sichel einen Iwa-Ninja nach dem anderen niedermähte, stellten sie sich wieder Rücken an Rücken. Dann gingen sie in den Angriff über, und ihre Körper reagierten so perfekt aufeinander, als hätten sie jahrelang zum selben Team gehört. Es war fast wie ein Tanz. Immer wieder warf Shikamaru seine Waffen, ließ seine Faustklingen sprechen und band die Feinde mit seinen Schattenkünsten, so dass Temari sie nur noch zu Boden schicken musste. Die Luft war erfüllt vom Klirren von Stahl, von Schreien, dem hörbaren Reißen des Windes, dem Keckern des Wiesels, von Steinhagel und Erdrutschen, von Stürmen, Klingen und dem allgegenwärtigen Rot von Blut. Shikamaru war wie in Trance, sein sonst so schnell denkender Kopf dachte gar nicht mehr nach, nur sein Körper reagierte instinktiv richtig auf die Angriffe und Finten Temaris. Er spürte nicht einmal, als einige Schiefersplitter seine Haut zerrissen und sich die alten Wunden aus seinem Kampf im Turm wieder öffneten. Auch Temari blieb nicht unverletzt. Doch schließlich, ohne dass Shikamaru es überhaupt bemerkte, lagen alle Feinde am Boden. Der Geruch von Blut und Schweiß lag in der Luft. Der Geruch des Krieges. Shikamaru wartete, bis seine Atmung wieder gleichmäßig ging, bevor er zu Temari trat. Die Kunoichi aus Suna untersuchte missmutig ihren zerfetzten Fächer und zupfte ein Shuriken aus der Haltestange. „Bist du in Ordnung?“, fragte Shikamaru. Temari zeigte ihm bitter ihre Lieblingswaffe. „Soll das in Ordnung sein?“ „Ich nehme das als ein Ja“, erwiderte er ungerührt, ehe sein Blick über das Schlachtfeld schweifte. „Keine besonders guten Kämpfer… Ein Spähtrupp, ausgesandt von Iwagakure. Ich fürchte, da kommt Einiges auf uns zu…“ „Krieg“, zischte Temari. Etwas flackerte in ihren malachitgrünen Augen, etwas, was Shikamaru nicht zu deuten wusste. Vielleicht die Lust auf das Blutvergießen, vielleicht aber auch die Angst davor. Schon immer hatte sie ihre Gefühle gut für sich behalten können. „Wahrscheinlich…“ Krieg in Konohagakure… Die Vorstellung, dass sein Dorf zum ersten Mal seit seiner eigenen Geburt wieder in die Schlacht ziehen musste, war beklemmend und hinterließ einen bitteren Geschmack in seinem Rachen. Er dachte an seine Freunde, die vielleicht gezwungen sein würden zu kämpfen, an seinen Meister, der gefallen war, an Tsunade, die sich im Krankenflügel vom Gift erholte. Wie viele Menschen würden leiden müssen? Orochimaru… Der Verräter… Iwagakure… „Es ist inszeniert“, murmelte Shikamaru zu sich selbst. „Es ist alles geplant…“ Wieder wanderte sein Blick über die am Boden liegenden Iwa-Ninja auf der blutgetränkten Wiese. Auf ein Zeichen hin ging Temari mit ihm los, um die Körper zu untersuchen. Schon während des Kampfes war ihm aufgefallen, dass der Fremde, der in Orochimarus Versteck herumgelungert hatte, nicht unter ihnen war. Auch sonst gaben die Ninja nicht viel her. Ihre Stirnbänder ordneten sie eindeutig zu, doch außer Waffen und Proviant trugen sie nichts bei sich. Shikamaru starrte nachdenklich in das leblose Gesicht des Mannes, der sich beim Sturz den Kopf eingeschlagen hatte. „Was wollt ihr hier?“, flüsterte er. „Wieso tut ihr das?“ „Shikamaru!“, rief Temari. Sie beugte sich über einen der Ninja, und als Shikamaru zu ihr trat, sah er, dass dieser noch am Leben war. Blut klebte an seiner Schulter und an beiden Knien. Er konnte sich nicht rühren, doch seine dunklen Augen musterten ihn hellwach. „Wie schwer ist er verletzt?“ „Er wird durchkommen“, versicherte Temari, während sie die Wunden untersuchte. Shikamaru nickte zufrieden. „Gut. Wenigstens einer“, sagte er nur. Temari warf ihm einen schnellen, wenig freundlichen Blick zu, der eindeutig war. Man merkt, dass du ein Konoha-Ninja bist… Zu weich… Der Iwa-Ninja spuckte abfällig blutigen Speichel aus und verzog seine Lippen zu einem roten Grinsen. „Nicht schlecht… für Konoha… und Suna…“ „Was wolltet ihr hier? Was war euer Auftrag? Was hat Iwagakure vor?“, fragte Shikamaru kalt. Der Ninja grinste weiter und keuchte: „Denkst du… ihr könnt irgendetwas… verhindern? Der Hass war nie vergessen… Keiner von euch… wird ihm entkommen… Euer Dorf… Es wird brennen und untergehen… Endlich wird Iwa… über Konoha triumphieren…“ In Shikamaru entflammte plötzlich eine Wut, wie er sie bisher nur beim Tod seines Meisters gespürt hatte. Wie Feuer rauschte sie durch seine Adern und färbte seinen Blick rot. Er musste an Hinata denken, die gerade erst zurück in ihre friedliche Heimat zurückgekehrt war, nur um wieder mit neuen Schrecken konfrontiert zu werden. Er dachte an Ino und Chouji, die ihm so teuer waren wie nichts sonst auf der Welt. „Glaubst du, ich lasse das zu?“, brüllte Shikamaru ungehalten. Seine Wut entgleiste. Mit voller Wucht schlug er dem Ninja ins Gesicht, so heftig, dass dieser das Bewusstsein verlor. Dann zerrte er ihn auf die Beine und warf ihn über seine Schulter. „Shikamaru?“, fragte Temari überrascht. „Wir bringen ihn zu Ibiki“, sagte Shikamaru mit Eis in der Stimme. „Unser Verhörspezialist wird ihn schon zum Reden bringen… Mal sehen ob er danach immer noch so grinst…“ Im Krieg darf man nicht weich sein… ~°~ Unbemerkt hockte Sasuke in einem der Bäume und sah dabei zu, wie Shikamaru Nara und die Kunoichi aus Suna den Kampfplatz verließen. Während sie in Orochimarus Unterschlupf herumgeschnüffelt hatten, wäre er ihnen fast in die Arme gelaufen, doch der Kampf hatte zum Glück genug Ablenkung für sie geboten. Sie hatten in dem Getümmel nicht einmal gemerkt, wie er ab und zu ein Kunai unterstützend gegen die Iwa-Ninja geworfen hatte. Ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist… Mit einem Schnauben versuchte er Hinatas Worte aus seinem Kopf zu verbannen, doch sie hatten sich festgesetzt. „Krieg“, murmelte Sasuke nachdenklich. Etwas in ihm trauerte bei dem Gedanken, dass sein altes Heimatdorf zum Schauplatz des Todes werden könnte. Scheinbar hatte er Hinata nur befreit, um sie von einem schrecklichen Ort zum anderen zu führen. Doch so ist eben das Leben eines Shinobi… ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel X - Würdest du versuchen mich zu retten? „Shika?“, fragte sie leise, bevor sie sich davon abhalten konnte. „Wenn ich verschleppt werden würde… Würdest du auch nach mir suchen, so wie Naruto nach Hinata? Würdest du versuchen mich zu retten?“ Es war eine dumme, kindische Frage und Ino verfluchte sich schon im nächsten Moment dafür. Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe, während Shikamaru ihr langsam den Kopf zuwandte. ~°~ Am liebsten hätte Naruto sie geweckt. Er wollte ihre Stimme hören. Doch er konnte sich nicht dazu durchringen, starrte nur stumm auf ihre elfenbeinfarbene Haut, die schwarzen Haare, die so viel länger waren als früher, und auf ihr Gesicht, das hin und wieder unruhig zuckte. ~°~ Trotzdem griff Hinata nach der Schokolade, denn ihr Hunger wurde fast unerträglich. Umständlich riss sie das Papier irgendwo auf, brach ein Stück ab und schob es sich zufrieden in den Mund. Es schmolz sofort. Schon im nächsten Moment wurde ihr klar, dass irgendetwas falsch lief. Kapitel 10: Würdest du versuchen mich zu retten? ------------------------------------------------ Hallo, ich war diese Woche fleißig und habe etwas vorgearbeitet. Deswegen kann ich bereits heute ein neues Kapitel hochstellen. Ich hoffe, ihr seid alle schön stolz auf mich? ;) Noch zwei Dinge: 1.) Es werden leider keine Akatsuki in dieser Story auftauchen. Sie beschränkt sich auf die Charaktere, die bisher auch schon aufgetaucht sind. Aber wenn ich mit dieser FF fertig bin, habe ich schon eine Idee für eine neue Geschichte, in der auch Akatsuki vorkommen werden ;) Bis dahin müsst ihr euch dann wohl gedulden =) 2.) Ich wusste gar nicht, dass es so viele Sympathisanten für Iwa gibt. Ich habe das Land eigentlich nur genommen, weil man Erdjutsus gut in eine Schlacht einbauen kann xD Gibt's da denn was Tolles? So, reicht auch schon wieder! Das nächste Kapitel erscheint denke ich dann wieder Mittwoch. Bis dahin. Liebe Grüße an euch alle! ~~~°~~~ Kapitel X – Würdest du versuchen mich zu retten? ~~~°~~~ Die Nachricht, dass Shikamaru und Temari einen Spähtrupp aus Iwagakure aufgehalten hatten, verbreitete sich so schnell wie ein Lauffeuer im Dorf. Ino hätte gerne alles stehen und liegen gelassen um ihren Teamgefährten zu besuchen, doch sie musste im Laden arbeiten und hatte außerdem gehört, dass Shikamaru mit einem Gefangenen beschäftigt war. Daher war sie umso überraschter, als sich kurz vor Ladenschluss die Tür bimmelnd öffnete und der Shinobi vom Nara-Clan selbst eintrat. Er trug frische Bandagen über seinen alten und neuen Wunden und sein sonst so ausdrucksloses Gesicht war weiß wie Kreide. „Nicht deine Woche, oder?“, fragte sie mitfühlend, während er sich einen Stuhl heranzog und sich an die Theke setzte. Als Antwort schüttelte er nur müde den Kopf. Ino hatte ihn selten so zerstreut gesehen. „Alles in Ordnung?“ Wieder ein Kopfschütteln. Mit fahrigen Bewegungen fischte Shikamaru eine Zigarette aus seiner Weste, ehe er ihren missbilligenden Blick sah und sie wieder verschwinden ließ. Stattdessen trommelte er mit den Fingern ruhelos auf der Tischplatte herum. „Was ist los?“ „Hast du schon von den Iwa-Ninjas gehört?“, fragte er langsam. Ino nickte eifrig, auch wenn der Ton seiner Stimme sie unruhig machte. Neben Hinatas Rückkehr und Tsunades unverändertem Zustand waren die fremden Späher zum Topthema im Dorf geworden. Und da Ino immer nach Tratsch hungerte, hatte sie schon aus drei verschiedenen Quellen von dem Kampf erfahren. „Es war eine Vorhut…“, erklärte er. „Die Vorhut einer viel größeren Armee. Iwagakure hat den Krieg gegen unsere Nation erklärt und bereits eine Armee aufgestellt, die uns wahrscheinlich schon bald erreichen wird… Sie haben immer nur auf eine Möglichkeit wie diese gewartet, darauf dass wir so geschwächt sind wie jetzt… Ohne einen Hokage, dafür mit einem zerstrittenen Hyuuga-Clan…“ Shikamaru rieb sich mit einer Hand die Augen. Krieg? Vor Schreck ließ Ino die frisch umgetopfte Pflanze in ihren Händen fallen. Mit einem lauten Klirren zerschlug der Topf, so dass schwarze Erde und Keramiksplitter über den Boden hüpften. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. „Woher… weißt du das alles?“, brachte sie stockend hervor. Shikamaru sah sie an. Sein Gesicht schien noch blasser zu werden. „Ibiki hat es unserem Gefangenen entlockt… Es hat eine Weile gedauert, doch schließlich brach er und erzählte alles von den Plänen des Tsuchikage…“ „Warst du… etwa bei dem Verhör?“, fragte Ino fassungslos. Verhör war nur ein schöneres Wort für Folter, das wusste jeder im Dorf, doch auch wenn niemand dieses Mittel mochte, war es im Alltag der Shinobi leider manchmal nicht zu umgehen. Trotzdem schockierte sie die Vorstellung, dass Shikamaru an so etwas teilgenommen hatte. Seinem Verhalten nach war es auch für ihn nicht leicht gewesen. „Wieso warst du dabei?“ „In dem Krieg, der folgt, dürfen wir keine Schwäche zeigen… Wir dürfen nicht weich sein, sonst könnten wir alles verlieren, was uns je etwas bedeutet hat. Natürlich gefällt das keinem von uns, doch wir müssen es tun, denn Iwa wird es nicht anders machen. Wir sind eben Shinobi…“ ‚Das eigene Herz töten’… Ein wahrer Jo-Nin… Eine Mischung aus Bewunderung und Entsetzen erfasste sie, denn auch wenn sie Shikamarus Motive nachvollziehen konnte, konnte sie immer noch kaum glauben, dass er tatsächlich einem Verhör beigewohnt hatte. Heimlich sah sie ihn noch immer als faulen, meckernden Akademieschüler vor sich. „Du klingst wie diese Temari“, sagte Ino mit einem Anflug von Eifersucht. Es war nicht so, dass sie irgendwelche Gefühle für Shikamaru hegte - schließlich kannten sie sich bereits seit sie kleine Kinder waren – doch manchmal beschlich sie die Befürchtung, dass die Frau aus Suna ihr ihren besten Freund wegnahm. In den letzten Tagen sah man die beiden nur noch zusammen und nicht immer bearbeiteten sie dabei einen Fall. „Temari ist eine große Hilfe, auch wenn sie mindestens genau so oft eine Plage ist“, sagte Shikamaru, die dunklen Augen auf ein paar Hängepflanzen gerichtet. Er redete viel für seine Verhältnisse, vermutlich um sich von den Dingen, die er während des Verhörs erlebt hatte, abzulenken. „Sie frisst ständig meinen Kühlschrank leer, belagert mein Bad stundenlang und fasst alles an, als ob die Wohnung ihr gehören würde.“ „Sie… sie WOHNT bei dir?“, rief Ino ungläubig aus. Krieg und Verhöre gerieten in den Hintergrund, denn sie roch plötzlich ein Stück Tratsch. „Seit wann denn das? Wieso weiß ich davon nichts?“ Bevor ihr Shikamaru jedoch die schuldige Antwort geben konnte, öffnete sich die Ladentür ein weiteres Mal und Naruto betrat etwas verlegen den Raum. „Ah, Naruto! Herzlich Willkommen! Ich habe deine Bestellung bereits fertig!“ Ino holte eilig die zwei Blumensträuße aus dem Lager, die der blonde Ninja völlig überraschend bei ihr in Auftrag gegen hatte. Einen für Hinata, einen für Sakura. Besonders die Blumen für Sakura hatten Inos Neugier geweckt, doch Naruto hatte auf keine ihrer Anspielungen reagiert und sagte auch jetzt kein Wort, während er das Geld auf den Tisch legte und mit den Blumen verschwand. Shikamaru sah ihm mit gerunzelter Stirn hinterher. „Es muss hart für ihn sein…“ „Was?“ „Er hat die Suche nach Hinata vor langer Zeit aufgegeben und muss nun feststellen, dass sie von Orochimaru gequält wurde. Ich mach mir deswegen schon Vorwürfe, wie soll es dann Naruto gehen?“ Seine Hände trommelten noch immer auf der Tischplatte herum. Ab und zu zuckten sie, als wollte er doch noch nach seinen Zigaretten greifen. „Viele Leute haben schon Blumen für Hinata geholt… Und dabei kann sie sie nicht einmal mehr sehen…“, sagte Ino stockend. Wenn sie an das schwere Schicksal der Hyuuga denken musste, drohten sich Tränen in ihren Augen zu sammeln. Schon den ganzen Tag versuchte sie sich deswegen im Laden abzulenken, doch nach und nach waren Sensei Kurenai, Kiba, Shino, Neji und viele andere mit versteinerten Mienen zu ihr gekommen. Wie musste es sein, eineinhalb Jahre in der Gewalt der Schlange zu sein, ohne Aussicht auf Rettung, ohne Hoffnung, ohne Freunde? Wie musste es sein, nicht mehr die schönen Dinge der Welt sehen zu können, die Farben der Sommerblumen, den blauen Himmel oder die Gesichter der Menschen, die man liebte? „Shika?“, fragte sie leise, bevor sie sich davon abhalten konnte. „Wenn ich verschleppt werden würde… Würdest du auch nach mir suchen, so wie Naruto nach Hinata? Würdest du versuchen mich zu retten?“ Es war eine dumme, kindische Frage und Ino verfluchte sich schon im nächsten Moment dafür. Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe, während Shikamaru ihr langsam den Kopf zuwandte. Einen Moment lang bedachte er sie mit einem Blick, den er sonst nur hatte, wenn er eines seiner Shogi-Spiele untersuchte. „Sicher“, meinte er plötzlich, als wäre es ganz selbstverständlich. Ino starrte ihn verdutzt an. „Wir sind Konoha-Shinobi… Wir sind ein Team… Wir sind Freunde… Und in dem bevorstehenden Krieg wird dieser Zusammenhalt das Einzige sein, was uns vor dem Untergang retten kann…“ Du bist so ernst, Shika… Wird es wirklich so schlimm? Wird der Krieg alles verändern? ~°~ Es war bereits dunkel, als Naruto das Krankenhaus betrat und sich von einem Medi-Nin durch die weißen Gänge führen ließ. An den Wänden hingen ein paar Tintenbilder von harmonischen Landschaften, doch sie konnten mit ihrer Schönheit nicht von der drückenden Atmosphäre ablenken, die überall in den Korridoren herrschte. Weiß bekleidete Männer und Frauen huschten hin und her, bewaffnet mit Klemmbrettern, medizinischen Instrumenten und dem falschen Lächeln, das den Patienten Mut machen sollte. Ein schwerer Geruch von Chemikalien hing in der Luft, vermischt mit den zerstörten Träumen derer, die das Krankenhaus nicht lebend verlassen würden. Ich mag es hier nicht… Schon häufig hatte er in einem der Beobachtungszimmer liegen müssen, doch seine übernatürlich schnelle Körperheilung sorgte jedes Mal dafür, dass er die weißen Räume schon nach kurzer Zeit hinter sich lassen konnte. Viel schlimmer war es, wenn einer seiner Freunde nach einem Kampf oder einer schwierigen Mission behandelt werden musste. Naruto ertrug es nicht, sie in gebrochenem Zustand zu sehen. Daher machte er im Gegensatz zu Sakura nur selten Krankenbettbesuche. Trotzdem bin ich jetzt hier… Die Medi-Nin deutete auf eine Tür und verschwand sofort wieder. Es gab immer jemanden zu behandeln, immer jemanden, der mit dem Tod rang… Naruto trat vor die Tür und starrte auf die großen Druckbuchstaben, die Hinatas Namen bildeten. Obwohl sie keine bedrohlichen Verletzungen aufwies, hatte man sie zur Untersuchung hergebracht um vergebens zu versuchen ihre toten Augen zu retten. Unbewusst ballte Naruto seine Hand zur Faust und zerdrückte so fast den Blumenstrauß, den er hielt. Wie… konnte es nur soweit kommen? Seit er Hinata mitten auf der Straße gesehen und von ihrer Blindheit erfahren hatte, verging nicht eine Sekunde, in der er sich keine Vorwürfe machte. Wieso nur hatte er die Suche aufgegeben, wieso hatte er sich von den anderen überreden lassen, dass es keinen Zweck mehr hatte? Wenn er nur hartnäckig genug gewesen wäre… Wenn er nur seinem Ninjaweg treu geblieben wäre… Vielleicht hätte er etwas für Hinata tun können… „Doch nun ist es zu spät“, flüsterte Naruto voller Kummer, bevor er sich endlich dazu brachte die Tür aufzudrücken. Das Zimmer dahinter lag in Dunkelheit. Nur etwas Mondlicht schien durch die Fenster herein und legte sich in silbernen Strahlen auf Hinatas schlafendes Gesicht. Unter der Decke war ihr abgemagerter Körper deutlich zu erkennen. Naruto biss die Zähne zusammen, als ihn die Schuldgefühle zu überschwemmen drohten. Hinata… Es tut mir so leid… So leid… Leise legte er die Blumen auf einen kleinen Tisch, der bereits mit unzähligen Geschenken von anderen Besuchern beladen war. Dann stellte er sich neben das Bett und lauschte minutenlang nur auf das gleichmäßige Atmen der Kunoichi. Ihm war, als brauche er dieses Geräusch als Beweis dafür, dass sie tatsächlich am Leben war. Wie oft habe ich am Heldenmal gestanden… An ihrem Grabstein… Am liebsten hätte er sie geweckt. Er wollte ihre Stimme hören. Doch er konnte sich nicht dazu durchringen, starrte nur stumm auf ihre elfenbeinfarbene Haut, die schwarzen Haare, die so viel länger waren als früher, und auf ihr Gesicht, das hin und wieder unruhig zuckte. Offensichtlich suchten sie die Erinnerungen ihrer Gefangenschaft im Schlaf heim… Hinata… Wirst du mir jemals verzeihen können? ~°~ Sie kehrte gerade aus ihrem dämmrigen Zustand zwischen Schlafen und Wachen zurück, als er sie grob in eine Zelle zerrte. Ihre Schulter fühlte sich an, als wäre das Gelenk herausgerissen, und ihre Jacke klebte durch getrocknetes Blut an ihrer verwundeten Brust. Eine Tür schlug scheppernd zu und ein Schloss schnappte ein. Das Geräusch klang endgültig und Unheil verkündend. Sie versuchte vergebens sich zu erinnern wie sie an diesen Ort gelangt war. Alles verschwamm in ihrem betäubten Kopf zu einer Ansammlung von Bäumen, Kälte und dumpfer Angst. Naruto… Wo war Naruto? Und Sakura und Shino… Der Blutverlust machte sie wieder schläfrig, doch sie zwang sich die Augen offen zu halten und sich ein Bild ihrer Situation zu verschaffen. Rissige Steinplatten unter ihren Füßen. Rostige Gitter vor dem einzigen Ausgang. Ein bleiches Gerippe, das sich die Zelle mit ihr teilte, und an einer Kette von der Decke hing. Sonst nichts als Finsternis, die nur durch das flackernde Licht einzelner Kerzen unterbrochen wurde. „Was wollen sie von mir?“, schrie sie in die Schwärze. Ihre Worte schnitten durch die Dunkelheit, doch nicht durch den klebrigen Nebel in ihrem Schädel. „Was wollen sie von mir?“ Als Antwort hörte sie in der Ferne dieses eisige Kichern, das ihr die Haare zu berge stehen ließ, dann einige kraftlose Schreie und endloses Wehklagen. Sie fing an unkontrolliert zu zittern. Wo war sie? Wer hatte sie gefangen? Was wollte man von ihr? Die Finsternis ließ ihre Byakugan nutzlos werden. Die Zeit verstrich quälend langsam, sie zog sich dahin wie eine Schnecke über blankem Stein. Irgendwann brachte eine fremde Gestalt zwei winzige Schalen. In einer war Wasser, das verfault roch, in der anderen ein grausiger Eintopf, in dem Knochen und andere, noch viel schlimmere Dinge schwammen. Hinata schob Beides beiseite, um stattdessen die Knie an die Brust zu ziehen. Ihr Gesicht vergrub sie im Stoff ihrer Hose. Das Herz schlug vor Angst so schnell in ihrer Brust wie die Flügel eines Jungvogels. „Naruto-kun“, flüsterte sie. „Wo bist du?“ ~°~ Hinata schreckte aus dem Schlaf und riss die Augen weit auf, doch die Welt blieb so dunkel, als hätte sie sie nicht geöffnet. Wie schon nach dem letzten Albtraum brauchte sie eine Zeit, um sich zu erinnern wo sie war. Ihr Herz klopfte schmerzhaft, als sie für einen Moment befürchtete, dass sie doch wieder in Orochimarus Gefängnis steckte und die vergangenen Tage nur ein schöner, gemeiner Traum gewesen waren. Doch dann schwebte der Duft frischer Blumen zu ihr herüber, der niemals zum Kerker gehören konnte. Ich bin im Dorf… Im Krankenhaus… Meine Freunde waren hier… Sie konnte die verschiedenen Blumensträuße an ihren Gerüchen auseinander halten und erkannte daher sofort, dass jemand ihr während ihres Schlafes einen neuen gebracht hatte. Der frische Duft, der den Frühling in ihr Zimmer zu bringen schien, erinnerte sie mehr als alles andere an ihre Heimat und beruhigte ihre angespannten Nerven. Draußen zirpten die Grillen, eine Eule schrie und Katzen streunten durch die Straßen. Ansonsten breitete sich tiefe Nacht über das Dorf wie eine schwere, dicke Decke. Vorsichtig schob Hinata ihre nackten Füße über den Bettrand und trat auf den weichen Teppich. Die Muskeln in ihren Beinen waren geschwächt, so dass sie bereits bei dieser unscheinbaren Bewegung die Anstrengung spürte. Außerdem knurrte ihr Magen. Er machte unaufhörlich auf sich aufmerksam, seit er im Hyuuga-Anwesen eine ordentliche Mahlzeit verdauen durfte. Hinata trat an ihren Tisch, beladen mit den Geschenken ihrer Freunde, und tastete über die verschiedenen Schachteln und Gegenstände. Der Duft der vielen Blumen machte sie ganz benommen. Ihre Finger streiften eine Packung, die dem Aroma nach Schokolade beinhalten musste. Blumen und Pralinen… Natürlich hatte sich Hinata wahnsinnig über das Wiedersehen mit ihren Freunden gefreut, doch die Geschenke waren ihr unangenehm. Es fühlte sich eher an, als hätte sie Geburtstag, nicht als wäre sie den Klauen eines gefährlichen Ausgestoßenen entkommen. Trotzdem griff sie nach der Schokolade, denn ihr Hunger wurde fast unerträglich. Umständlich riss sie das Papier irgendwo auf, brach ein Stück ab und schob es sich zufrieden in den Mund. Es schmolz sofort. Schon im nächsten Moment wurde ihr klar, dass irgendetwas falsch lief. Ein entsetzlicher Schmerz brach in ihrem Rachen aus und fuhr durch ihren Hals, ihre Brust und ihren Bauch wie eine Schlange aus Feuer, die sich durch ihren Körper wand. Gleichzeitig zog sich ihre Kehle zusammen, als schnüre ein Stahlring sie zu. Sie bekam keine Luft. Nein… Nein, bitte nicht… Sie kannte diese Art von Schmerz. Es musste Gift sein, ein Gift wie das, das Orochimaru gerne bei seinen Experimenten benutzt hatte. Panisch griff sich Hinata an den Hals und taumelte durch den Raum. Alles war schwarz um sie herum, sie wusste nicht wohin sie laufen sollte. Sie stieß mit der Taille schmerzhaft gegen den Tisch. Die Geschenke fielen zu Boden und die entstehenden Geräusche hallten so laut in ihren Ohren wieder, dass ihr schwindlig wurde. Hilfe! Sie wollte schreien, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Orientierungslos stolperte sie weiter durch den Raum, riss dabei einen Stuhl um, prallte gegen die Wand und tastete mit zitternden Fingern nach der Tür. Doch sie fand keine Tür und ihr schwanden die Sinne… ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel XI - Ruhe vor dem Sturm Er versank in seinen Gedanken, während er sich beiläufig eine Zigarette anzündete und den Rauch tief inhalierte. „Sie war eineinhalb Jahre in seiner Gewalt. Es würde mich nicht wundern, wenn sie dabei das ein oder andere aufgeschnappt hat. Geheimnisse, die niemand erfahren soll, oder Leute, die dort ein und ausgehen…“ ~°~ Temari runzelte die Stirn, als wäre sie nicht überzeugt. „Aber Hinata war nicht aufrichtig zu uns…“ „Wegen ihrem Retter? Ich glaube auch nicht, dass sie seinen Namen nicht kennt, doch falls das irgendetwas mit Orochimaru, dem Anschlag auf Tsunade-sama oder Iwa zu tun hätte, würde sie es uns sagen.“ ~°~ Plötzlich hörte Hinata ein Geräusch, das nicht zum Wald passte. Jemand hockte im Baum genau über ihr und atmete mit einer speziellen Ninjatechnik, die für normale Ohren nicht zu hören war. Doch sie hörte ihn und sie erkannte ihn. Ihren Retter würde sie niemals vergessen. „Hallo, Sasuke-san.“ Kapitel 11: Ruhe vor dem Sturm ------------------------------ Hallo ihr Lieben, an diesem Mittwoch kommt das Kapitel etwas später als sonst, aber da ich ja bereits am Wochenende fleißig war, könnt ihr mir das hoffentlich verzeihen ;) Es ist diesmal auch etwas länger als sonst und - jaa! - SasuHina kommt endlich auch mal wieder darin vor. Also viel Spaß beim Lesen! @lovely_Julia: Zu deinen Pairings: Narusaku kommt diese Kappi wieder etwas vor ;) NejiTenten wird es bei mir wohl leider nicht geben. Und habe ich bei deinem Kommi herausgehört, dass du ShikaIno magst? Damit kann ich leider auch nicht dienen, obwohl noch ein paar freundschaftliche Szenen der beiden auftauchen werden ;) @Hinji: Aaahh, habe ich das echt geschrieben?? Müsste ich nochmal nachgucken. Eigentlich versuche ich bei Hinata immer extra auf die Formulierungen zu achten, aber kann natürlich passieren... Ändere es natürlich, wenn ich es sehe! @Sasuke_Uchiha: Du wartest nicht vergebens! ;) @hinata_the_magical: Ist vllt etwas verwirrend durch den Absatz, aber Naturo ist natürlich nicht mehr in Hinatas Krankenzimmer! Sonst hätte er ihr ganz sicher geholfen! ;) Natürlich auch wieder vielen Dank an schnuckal, smile87, sveny, nessi, SandengeL, Hally und den beiden "Neulingen" Feli89 und Hinata-chan88!!! ~~~°~~~ Kapitel XI – Ruhe vor dem Sturm ~~~°~~~ Hinatas Bewusstsein flackerte immer wieder unruhig hin und her zwischen Schlaf und Wachsein. Die Geräusche, die an ihr Ohr drangen, klangen verzerrt und verwirrten sie. Sie glaubte einen Schrei zu hören, dann spürte sie Hände, die sie packten und schüttelten. Im nächsten Moment lag sie auf einer Trage und wurde mit quietschenden Reifen durch die Gegend geschoben. Wie war sie hierher gekommen? Was passierte mit ihr? Etwas Spitzes aus Metall berührte ihren Arm, eine Spritze, die durch ihre Haut stach. Auch Orochimaru hatte ihr gerne Substanzen eingeflösst, so dass die Berührung sie in Angst und Schrecken versetzte und alte Erinnerungen zum Leben erweckte. Brüllend wehrte sie sich gegen die Behandlung. Eine Stimme redete drängend auf sie ein, doch sie war jenseits von Vernunft. Sie schrie weiter, versuchte sich von den Händen, die sie packten, zu lösen. Wer war bei ihr? Hinata spürte schließlich, wie die Flüssigkeit aus der Spritze in ihren Körper strömte und sie schläfrig machte. Wieder verlor sie sich im Nichts. Stimmen drangen zu ihr durch. Sie konnte nicht verstehen, was sie sagten, doch sie klangen vertraut und besorgt. Hinata versuchte zu sehen, wer bei ihr war, aber die Welt um sie herum blieb schwarz und schließlich versank sie erneut in der Bewusstlosigkeit, diesmal länger und tiefer als zuvor, und wurde dort von ihren Albträumen heimgesucht. ~°~ Die Gestalt erschien so lautlos und unmittelbar, als wäre sie direkt aus dem Boden gewachsen. In einem Moment beschienen die Kerzen nur einen leeren Gang, dann flackerten sie kurz auf und warfen ihr spärliches Licht in der nächsten Sekunde auf eine silberhaarige Gestalt, die vor ihrer Zelle stand. Die Brillengläser reflektierten das Licht, so dass Hinata die Augen dahinter nicht erkennen konnte. „Hallo“, sagte der Fremde nicht unfreundlich. „Was wollt ihr von mir?“ Hinata konnte die Angst in ihrer Stimme nicht verbergen. Der Mann trat einen Schritt näher. Sie konnte sein Stirnband erkennen und schauderte. Ein Oto-Nin… Ein Gefolgsmann von Orochimaru, der Schlange, dem San-Nin, der abtrünnig wurde und Konohagakure mehr als einmal verriet… Sie kroch ungewollt ein Stück zurück und presste sich mit dem Rücken gegen die feuchte Steinwand. „Du bist Kabuto… Seine rechte Hand…“, erkannte sie flüsternd. „Richtig…“, sagte Kabuto lächelnd, „Und du bist Hinata Hyuuga, die rechtmäßige Erbin des Hyuuga-Clans und gesegnet mit dem Bluterbe des Byakugan. Mein Meister wollte schon lange jemanden wie dich für seine Studien…“ Sein Blick wanderte über das ranzige Essen, das sie immer noch nicht anrührte. „Ich fürchte, du wirst dich mit dem abfinden müssen, was wir dir hier anbieten… Es wird hart für dich hier und sicher will keiner von uns, dass du allzu schnell stirbst…“ Die Angst drohte Hinata vollkommen in Besitz zu nehmen. Hektisch riss sie an ihrer angelegten Fußfessel, als könnte sie sie aus der Wand reißen. Kabuto lächelte ein nachsichtiges, kaltes Lächeln, als beobachtete er einen Käfer, der sich auf dem Rücken wand. „Ich fürchte, eine Flucht ist unmöglich. Wie du vielleicht bereits gemerkt hast, ist dein Körper schwach und erschöpft. Das liegt daran, dass in deiner Fessel ein seltenes Mineral eingesetzt ist, das Chakra absorbiert. Nicht alles, denn wir wollen dich schließlich nicht töten… Noch nicht… Aber doch genug, um dich unter Kontrolle zu halten…“ Gelassen nahm er seine Brille von der Nase und putzte sie mit seinem Hemd. „Du sollest dir also nicht zu viele Hoffnungen machen… Die mit den sinnlosen Hoffnungen neigen dazu sich dumm zu verhalten und zwingen uns sie zu töten, bevor wir mit unseren Studien fertig sind…“ Kalter Schweiß brach auf Hinatas Stirn aus, denn sie hatte schon ein paar Sachen von Orochimarus Studien gehört, meist von Kiba, der es nicht lassen konnte Schauergeschichten zu erzählen… „Es wird auch niemand kommen, der dich rettet. Du bist gut versteckt…“ „Naruto-kun wird kommen!“, erwiderte sie kleinlaut, obwohl ihre Worte durch die klappernden Zähne kaum zu verstehen waren. „Er wird mich retten!“ Kabuto antworte nicht, denn er war bereits wieder verschwunden und das Licht der Kerzen fiel auf einen leeren Gang. ~°~ Ein gleichmäßiges Piepsen. Teetassen, die auf einem Tisch abgestellt wurden. Gedämpfte Stimmen. „Die Medi-Nin sagen, sie hat das Schlimmste hinter sich. Das Gift konnte entfernt werden.“ „Schlangengift?“ „Wahrscheinlich. Es würde mich auch nicht wundern, denn scheinbar hat unser Verräter wieder zugeschlagen. Doch warum hat er es auf Hinata abgesehen?“ Hinata verspürte einen stechenden Schmerz hinter den Augenlidern und wandte den Kopf matt in Richtung der Geräusche. Ihre Kehle fühlte sich ausgedörrt an. Fast so wie damals im Kerker. Wie damals bei Orochimaru. „Wasser“, krächzte sie schwach. Sofort hörte sie Bewegungen, fühlte eine Hand in ihrem Nacken und ein kühles Glas an den Lippen. Das Wasser floss ihr wie das Leben selbst die Kehle herunter und erfüllte sie mit frischer Kraft. Der Nebel aus ihrem Kopf verzog sich langsam und die Erinnerungen an die letzte Nacht und an die ätzende Schokolade kehrten zurück. „Was… ist passiert?“ Es war Shikamarus Stimme, die antwortete: „Jemand hat versucht dich zu vergiften. Sakura hat dich gerade noch rechtzeitig gefunden und konnte das Gift entfernen, bevor es dich umgebracht hätte. Bisher wissen wir leider noch nichts Genaueres…“ „Sakura?“, wiederholte Hinata zögernd. Sie spürte ein starkes Gefühl der Dankbarkeit, doch gleichzeitig auch etwas weniger Freundliches, dass an ihrem Herz nagte seit sie ihr und Naruto begegnet war. Vielleicht war es Eifersucht, vielleicht war es Neid. Vielleicht war es auch nur die Trauer um die verlorene Zeit, in der sich alles um sie herum verändert hatte. „Hinata… Weißt du, warum jemand dir etwas antun wollen könnte?“, fragte Shikamaru ruhig. Hinter ihm hörte Hinata den Atem einer weiteren Person, wahrscheinlich die Kunoichi aus Suna, die ihm kaum noch von der Seite wich. Hinata schüttelte den Kopf. Die Geste kostete sie mehr Energie, als sie sich eingestehen wollte. „Ich weiß es nicht… Ich weiß nicht warum mich jemand tot sehen will“, flüsterte sie erstickt. „Doch ich wusste schließlich auch nicht, warum ich so lange in einen Käfig gesteckt und gefoltert wurde, warum er diese Sachen mit mir angestellt hat…“ Sie bemerkte erst, dass sie weinte, als sie das Salz der Tränen auf den Lippen schmeckte. „Hinata…“ „Es ist nicht fair…“, schluchzte sie. Sie wollte doch nur wieder leben und lachen, ihr Zuhause genießen. Warum konnte man sie nicht in Ruhe lassen? Wer tat ihr das an? „Es ist niemals fair als Shinobi“, erwiderte Temari leise. Shikamaru zischte ihr etwas wütend zu, ehe er nahe an Hinatas Bett trat. Seine Hand berührte ihre Schulter und drückte sie leicht. „Wir werden denjenigen finden und bestrafen, der dir das angetan hat… Das verspreche ich dir… Vielleicht würde es uns weiterhelfen, wenn du uns mehr über deine Gefangenschaft erzählen könntest… Bisher hast du keinen Bericht-“ „Es gibt nichts zu erzählen“, unterbrach Hinata sofort. Ihr Herz schlug augenblicklich schneller. Sie wollte sich nicht an die Schrecken erinnern, wollte sich niemals wieder erinnern. Shikamarus Hand löste sich von ihr, als wäre er enttäuscht, doch seine Stimme blieb mitfühlend und gefasst. „Natürlich“, murmelte er. „Aber kannst du uns nicht wenigstens sagen, wer dich befreit und zurückgebracht hat? Du hast uns nie seinen Namen gesagt. Vielleicht weiß er etwas…“ „Er weiß nichts“, antwortete Hinata ohne zu zögern. Sie dachte zurück an die Tage, in denen sich Sasuke Uchiha um sie gekümmert hatte. Er war immer freundlich zu ihr gewesen. „Und ich weiß auch nicht, wer es gewesen ist…“ ~°~ Die Kirschblüten segelten zu Boden wie kleine, rosafarbene Schneeflocken. Sie füllten die Luft, bedeckten den Boden mit einem weichen Teppich und legten sich auf Sakuras Schultern, während sie an einem Reisbällchen knabberte. Naruto hatte seinen Kopf in ihren Schoß gelegt und sie strich ihm mit der freien Hand behutsam durch das blonde Haar, in dem sich ebenfalls kleine Blüten fanden. Es war ein unglaublich schönes Schauspiel, ein wundervoller Hintergrund für ihr kleines Picknick, doch Sakura konnte es nicht richtig genießen. Sie spürte, wie unruhig Naruto war. Er versuchte es mit Witzen und breitem Grinsen vor ihr zu verbergen, doch man musste kein Genie wie Shikamaru sein um zu wissen, dass die geschehenen Dinge um Hinata ihn aufgewühlt hatten. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie besorgt. „Klar! Was sollte nicht in Ordnung sein?“ „Das weißt du genau“, sagte Sakura, während sie ihm die Kirschblüten aus den Haaren zupfte. Naruto starrte eine Weile lang ausdruckslos in den Himmel, ehe er antwortete: „Man hat versucht sie zu töten… Wenn du nicht da gewesen wärst… Wenn du sie nicht gefunden hättest…“ Seine Stimme versiegte und er sprach die Worte nicht aus, die ihm auf der Zunge lagen, doch Sakura verstand ihn auch so. Dann wäre sie nicht mehr am Leben… „Es ist nicht deine Schuld“, sagte Sakura ernst. Sie sah, dass sich eine Hand von Naruto in den Boden krallte und die rosafarbenen Blüten zerdrückte, auch wenn er sich darum bemühte unbeteiligt auszusehen. „Kurz vorher war ich noch bei ihr. Ich hätte da bleiben müssen. Doch ich bin gegangen, weil ich es nicht ertragen konnte sie zu sehen, weil ich zu feige war mich ihr zu stellen. Ich habe sie im Stich gelassen, heute wie damals…“ Für einen Moment entdeckte Sakura in seinen blauen Augen einen Funken der unbändigen Wut, die ihn manchmal verschlang und das Siegel des Kyuubi schwächte. Doch beinahe sofort erlosch er wieder unter der Trauer. „Woher hättest du wissen sollen, dass jemand sie vergiften will?“, murmelte sie einfühlsam. Sie legte ihre Hand auf seine Brust, wo sie das Herz unruhig schlagen fühlen konnte. „Du kannst dir nicht um alles den Kopf zerbrechen. Du bist zu lieb und willst immer alles und jeden retten, doch manchmal ist das eben nicht möglich…“ Sie zwang ihn dazu in ihre Augen zu sehen und erkannte, dass etwas von seinem Kummer schmolz, wenn auch nicht alles. „Ich wünschte, es wäre möglich“, murmelte er in die Stille der herabregnenden Blüten hinein. Sakura nahm sein Gesicht in beide Hände und betrachtete ihn eingehend. Einmal mehr wurde ihr klar, wie sehr sie Naruto für seine Art bewunderte, für seine Anstrengungen immer zu helfen, immer zu retten. Sein Anblick erfüllte ihr Herz mit einer wohltuenden Wärme, die nicht zu vergleichen war mit ihren kindlichen Gefühlen, die sie damals für Sasuke gehegt hatte. Lächelnd beugte sie sich zu ihm herab und verschloss seine Lippen durch einen Kuss. ~°~ „Was hältst du von der Sache?“, fragte Temari, kaum dass sie das Krankenzimmer verlassen hatten. Shikamaru ließ sich mit seiner Antwort Zeit, denn er hatte bereits von Hinatas verbessertem Gehör erfahren. Erst als sie aus den Eingangstüren des Hospitals traten und von Geräuschen des Dorfes verschluckt wurden, sagte er ruhig: „Für mich ist es eindeutig, dass Orochimaru seine Finger im Spiel hat. In der letzten Zeit ist zuviel passiert, das mit ihm zu tun hatte. Außerdem… Schlangengift…“ Er versank in seinen Gedanken, während er sich beiläufig eine Zigarette anzündete und den Rauch tief inhalierte. „Sie war eineinhalb Jahre in seiner Gewalt. Es würde mich nicht wundern, wenn sie dabei das ein oder andere aufgeschnappt hat. Geheimnisse, die niemand erfahren soll, oder Leute, die dort ein- und ausgehen…“ „Sie soll also zum Schweigen gebracht werden“, führte Temari den Gedanken weiter. Sie lief gemächlich neben ihm und ließ ihren Blick umherschweifen. Seit ihre Fächerwaffe bei dem Kampf gegen die Iwa-Shinobi zerbrochen war, lag sie ihm damit in den Ohren zu einem Waffenschmied zu gehen. „Könnte sie vielleicht sogar etwas über den Verräter wissen?“ Shikamaru schüttelte den Kopf und nahm noch einen Zug von der Zigarette. „Ich denke, dass sie uns so etwas gesagt hätte… Außer ihr Unterbewusstsein hat Teile der Gefangenschaft verdrängt. In dem Fall sollte ich mal mit Ino reden.“ „Der Geistwanderin?“, fragte Temari überrascht. „Ja. Sie könnte sich mit Hinatas Einwilligung in ihren Erinnerungen umsehen. So müsste Hinata nichts von ihrer Zeit erzählen und Ino könnte Hinweise auch in den vielleicht verdrängten Zeitabschnitten finden.“ Je länger Shikamaru darüber nachdachte, desto mehr gefiel ihm seine eigene Idee. Temari musterte ihn mit einem seltsam unfreundlichen Blick, den er nicht verstehen konnte, bevor sie wieder demonstrativ nach einem Waffenschmied suchte. Nach einer Weile murmelte sie: „Es ist schon ein großer Zufall, dass Hinata wiederkommt, wenn all das passiert… Hast du schon einmal darüber nachgedacht, ob sie nicht vielleicht die Verräterin sein könnte?“ „Blödsinn!“ Damit war für Shikamaru das Thema erledigt. Er traute es so ziemlich jedem Ninja auf der Welt mehr zu als Hinata ihr Dorf zu verraten, denn er hatte gesehen, wie glücklich sie über ihre Rückkehr gewesen war. Temari runzelte die Stirn, als wäre sie nicht überzeugt. „Aber sie war nicht aufrichtig zu uns…“ „Wegen ihrem Retter? Ich glaube auch nicht, dass sie seinen Namen nicht kennt, doch falls das irgendetwas mit Orochimaru, dem Anschlag auf Tsunade-sama oder Iwa zu tun hätte, würde sie es uns sagen.“ Shikamaru sah deutlich, dass sein Vertrauen zu Hinata Temari verstimmte, doch die Kunoichi hielt sich mit weiteren Kommentaren zurück. Stattdessen deutete sie auf einen Waffenschmied, der in einer Seitengasse auftauchte, und winkte Shikamaru ungeduldig hinter sich her, als sie darauf zumarschierte. „Komm mit! Schließlich ist meine Waffe wegen eurem blöden Krieg kaputt gegangen, da kannst du auch die Reparatur bezahlen!“ ~°~ Hinata lernte schnell, dass ihr verbessertes Gehör Segen und Fluch zugleich war. Sie konnte zwar ihre Umgebung auch ohne ihre Augen deutlich wahrnehmen, doch wenn am Nachmittag das Leben in Konohagakure pulsierte, drängten abertausende Geräusche unaufhörlich auf sie ein: Stimmen, Schritte, wütende Schreie, knarrende Treppen, klapperndes Krankenhauswerkzeug, Flaschen, die gegeneinander schlugen, Pferde, Hunde, Katzen. Es machte sie fast wahnsinnig, wenn alles auf einmal auf sie niederprasselte wie ein Hagel aus Tönen und Klängen. Besonders schlimm wurde es immer, wenn Naruto Sakura bei ihrer Arbeit im Krankenhaus besuchte und sie die beiden deutlich reden hören konnte, obwohl sie sich zwei Stockwerke über ihnen befand. Ihre Stimmen waren durchtränkt von der frischen Liebe, die sich zwischen den beiden gespannt hatte, und sie lachten oft. Jedes zärtliche Wort stach in Hinatas Herz wie eine feine Nadel. Ihre einzige Ablenkung von diesem Schmerz waren die regelmäßigen Besuche von Neji, Kiba, Shino und Kurenai, die zumindest für den Augenblick den Kummer vertrieben und sie aufmunterten. Auch Shikamaru kam hin und wieder vorbei, auch wenn sie glaubte, dass er es nur tat um ihr doch noch einige nützliche Informationen zu entlocken. Sie wusste selber kaum, warum sie nicht einfach von Sasuke erzählte. Doch in den Tagen, in denen er sie nach Hause gebracht hatte, hatte sie Zutrauen zu ihm gewonnen. Außerdem erschien es ihr nur fair, dass sie ihn nach seiner Rettung nicht von seinen Zielen abhielt, so falsch sie ihr auch erschienen. Nachdem Hinata sich nach zwei Tagen schließlich vollkommen von dem Anschlag auf ihr Leben erholt hatte, verließ sie das Krankenhaus. Sie ertrug den andauernden Lärm einfach nicht mehr, genauso wenig wie die Atmosphäre von Krankheit und Verderben oder die ständige Anwesenheit von Naruto, der sie nicht ein Mal besucht hatte. Sie wusste nicht, ob sie darüber erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Als sie schließlich aus dem Gebäude trat, wurde sie sofort von den Geräuschen des Dorfes überrollt. Jeder Laut tat in ihren Ohren weh, besonders ein herzliches Lachen von Sakura, das aus dem Fenster auf die Straße trieb. So schnell es für Hinata in ihrer blinden Welt möglich war, flüchtete sie vor dem Krankenhaus und dem Dorfzentrum, um dem anhaltenden Geräuschpegel zu entkommen. Sie liebte das Treiben in ihrer Heimat, doch im Moment wünschte sie sich einen Augenblick der Ruhe, damit sie ihre Gedanken sortieren konnte. Deswegen bewegte sie sich zielstrebig auf das Eingangstor des Dorfes zu. Die Wachen schienen zu zögern, als sie dort an ihnen vorbeilief, doch keiner hielt sie auf, so dass sie Konoha schon bald hinter sich ließ und die Geräusche von der schützenden Außenmauer verschluckt wurden. In den umliegenden Wäldern war nur das Rascheln von Blättern im Wind zu hören. Hinata setzte sich neben einen Baum, schloss die nutzlosen Augen und lauschte auf den Frieden des Waldes. Nach eineinhalb Jahren im Kerker hätte sie nicht gedacht, dass sie sich so bald schon wieder nach Stille sehnen würde. Und doch war sie jetzt hier. Ihre Gedanken wanderten zu dem Anschlag auf ihr Leben, zu den Hyuugas, die sich wegen ihrem Erbanspruch stritten, zu Naruto und Sakura und zu Shikamaru, der ihr nicht richtig zu vertrauen schien. Es hat sich viel geändert… Plötzlich hörte sie ein Geräusch, das nicht zum Wald passte. Jemand hockte im Baum genau über ihr und atmete mit einer speziellen Ninjatechnik, die für normale Ohren nicht zu hören war. Doch sie hörte ihn und sie erkannte ihn. Ihren Retter würde sie niemals vergessen. „Hallo, Sasuke-san.“ Sie konnte sich fast bildlich vorstellen, wie er in einer betont lässigen Pose auf einem dicken Ast saß und den Blick in die Ferne richtete. Der Gedanke ließ sie ungewollt lächeln. „Warum bist du hier?“, fragte Sasuke schlicht. „Es ist zurzeit keine gute Idee außerhalb der Dorfgrenzen herumzulaufen. Die halbe Welt redet davon, dass Konoha und Iwa Krieg führen werden und der Hokage von Orochimaru vergiftet worden ist…“ Allein der Name der Schlange löste in Hinata eine Woge der Angst aus, doch sie versuchte tapfer zu sein und ließ es sich nicht anmerken. Stattdessen strich sie mit den Händen durch das weiche Gras. Über ihrem Kopf raschelte es in der Baumkrone, als Sasuke seine Position änderte und leise zu sich selbst murmelte: „Ich dachte eigentlich, ich hätte ihn getötet… Aber irgendwie hat die Schlange überlebt…“ „Warum bist du hier?“, fragte Hinata ohne darauf einzugehen. Sasuke zögerte verdächtig lange mit seiner Antwort, ehe er sagte: „Ich untersuche alte Verstecke von Orchimaru…“ Doch Hinata glaubte mit ihrem verbesserten Gehör die Lüge in seinen Worten hören zu können. Sie legte den Kopf in den Nacken, als könnte sie so nach oben sehen, und lauschte auf seinen beherrschten, ruhigen Atem. „Bist du dir sicher?“ “Warum sollte ich sonst noch hier sein?“ „Vielleicht, weil deiner Heimat der Krieg droht und du sie nicht verlassen willst…“ Hinata hatte schon Geschichten von Sasuke und seinem Verrat am Dorf gehört, von seinem Rachedurst und dem Wunsch nach Stärke, für den er bereit war dunkle Pfade zu beschreiten. Doch sie wollte nicht daran glauben, dass ihr Retter ein schlechter Mensch war. Er hatte sie nach Hause gebracht. Und vielleicht gab es einen Teil in ihm, der sich nicht damit abfinden konnte sein altes Zuhause in Gefahr zu wissen… Als er sprach, klang es so, als wäre er mit den Gedanken weit weg: „Vielleicht…“ „Wie ich gesagt habe, du bist kein schlechter Mensch“, sagte Hinata lächelnd. Sie hörte ihn abfällig Schnauben, ignorierte es jedoch völlig. „Du hast mich gerettet… Und du bist hier, um deiner Heimat beizustehen, egal was du auch sagst… Also warum versteckst du dich? Warum kommst du nicht zurück nach Konohagakure?“ „Was soll ich dort?“, entgegnete Sasuke bitter. „Ich gehöre dort nicht hin! Ich bin nicht wie du oder Sakura oder Naruto! Ich habe schon schlimme Dinge getan und bin bereit es weiterhin zu tun, wenn es mich meiner Rache näher bringt!“ „So ein Leben ist einsam… Und es wird dich nicht glücklich machen…“ „Was kümmert es dich, Hinata Hyuuga?“, knurrte Sasuke. „Was kümmert dich mein Leben und mein Glück? Mir war von Anfang an klar, auf was ich mich einlasse! Solange ich meine Familie rächen kann, bin ich bereit dafür unglücklich zu sein!“ Wie verbittert er ist… Hinata musste erkennen, dass nichts, was sie sagte, etwas ändern würde und das machte sie traurig. Die Erkenntnis, dass ihr Retter die Finsternis in sein Herz ließ, obwohl er eigentlich ein guter Mensch war, ließ sie verzweifeln. Sie hätte so gerne etwas für ihn getan. „Wenn du eines Tages deine Rache erfüllt hast, wirst du nicht mehr zurückkönnen…“ Blätter raschelten. Der Ast knackte, als er von Sasukes Gewicht befreit wurde. Dann ein dumpfer Schlag, als er leichtfüßig vor ihr auf dem Gras landete. „Ich weiß“, sagte er ruhig, ohne die vorherige Wut. „Und ich danke dir für deine Bemühungen… Doch sie sind vergebens…“ „Aber…“ „Kein Aber…“ Er trat dicht an sie heran und berührte ihr Haar. Hinata spürte ein unerwartetes, angenehmes Kribbeln im Nacken. „Und jetzt solltest du zurück gehen…“, fügte er in einem nie gekannten feinfühligen Ton hinzu. „Wieso?“ „Weil die Ninja aus Iwa kommen… Der Krieg beginnt…“ ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel XII - Die Schlacht - Stahl und Feuer „Männer und Frauen von Konohagakure!“, brüllte Jiraiya über den weiten Platz. „Schon immer haben wir für unsere Ideale und Träume gekämpft, doch niemals war das so wichtig wie heute. Iwa droht uns mit Zerstörung und Krieg. Unsere Nationen blicken auf eine lange Vergangenheit der Kämpfe zurück, die wir versuchten mit einem Frieden hinter uns zu lassen. Doch Iwa will das Blutvergießen nicht vergessen, will es nicht stoppen.“ ~°~ „Pass auf dich auf…“, flüsterte er, während er ihre Stirn küsste, ihre Augenlider und ihren Mund. Noch nie hatte er soviel Angst um eine Person gehabt. Sakura lächelte ihm schwach zu und hauchte als Antwort: „Du auch…“ ~°~ Was folgte war eine entsetzliche Sinfonie aus Geschrei, Wehklagen und Brüllen. Stahl traf auf Stahl, Stahl traf auf Fleisch. Die Geräusche waren so schwer zu ertragen, dass sich Hinata am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Kapitel 12: Die Schlacht - Stahl und Feuer ------------------------------------------ Oh man, insgesamt 100 Kommis und ein Kapitel mit einer erneuten Kommibestleistung! Mein Herz lacht, Leute, echt! Ich freue mich riesig über das große Interesse an meiner Story und schicke deswegen natürlich gleich ein weiteres Stück ins Rennen! Dazu gibt's ein oder zwei Sätzchen zu jedem fleißigen Kommentierer: @nessi: Danke für deine nie versiegende Treue! =) Du hast mir schon bei "Blick von der Bank" immer wieder den Tag versüßt, das vergesse ich dir nicht! ;) @sveny: Also ein schöneres Lob kann man einem Schreiberling echt nicht aussprechen! Thx ;) @smile87: Du kannst dich zurecht freuen. Der beginnende Krieg wird einiges verändern und deswegen auch zwei Kapitel in Anspruch nehmen! @schnuckal: Ja, die arme Hinata hat echt viel Schlimmes hinter sich... Wieviel kann ich ihr noch zumuten, bevor ihr mich hier dafür lüncht?? xD @Feli89: Danke! Ja, die Beschreibung zu Hinatas Sinneswahrnehmungen sind schon eine Herausforderung, machen aber auch sehr viel Spaß! @Hinji: Ruhig, ruhig! *lach* Ich find's schön, dass du so mit der Story mitgehen kannst! Temari schließt eben alle Möglichkeiten ein ;) Ihr Charakter muss immer ein bisschen ruppig sein, sonst komt sie nicht überzeugend rüber. Habe schon viele FFs gelesen, wo sie auf einmal total lieb und so war... Komisch??? @lovely_Julia: InoShika nur als Freunde? Umso besser, dann wird es noch ein zwei schöne Szenen für dich geben ;) Zwischen ShikaTema funkt es schon sehr bald, das kann ich versprechen. Also sei gespannt ! =) Lix: Hallo, danke für dein Kommi und dein Interesse an der Story! =) @Hinata92: Erstmal freu ich mich, dass auch "Neulinge" meine FF noch entdecken und sich die Zeit nehmen sie zu lesen! Danke dafür und natürlich auch für dein ausgiebiges Lob! Und zu der Tatsache, dass ich ein Kerl bin... Nun ja, wir können eben auch mal gefühlvoll schreiben ;) @JoeyNamikaze-kun: Ähnlich wie bei Hinata92 freu ich mich auch bei dir besonders, weil du ein "Neuling" bist! Und die ENS gibt's natürlich auch, damit du schon bald zu den Stammlesern gehörst ;) @SandengeL: Verräter oder Verräterin? Tjaaa... Ich jedenfalls verrate nichts! xD @Itachi-Wiesel: Ach was, Kommis können nie lang genug sein. Im Gegenteil, je länger desto besser. Hast dir das 100ste Kommi also eindeutig verdient ;) Und die Sache mit dem Kerl... joa, da kannste dich ruhig etwas schämen! Aber vllt verzeihe ich dir, wenn du mir weiterhin so tolles Feedback gibst?? :p ~~~°~~~ Kapitel XII – Die Schlacht – Stahl und Feuer ~~~°~~~ Zum zweiten Mal in diesen Tagen dröhnte der schwere Ton der Notfallglocke durch das Dorf, während dunkle Wolken die Sonne verdeckten. Shikamaru glaubte nicht an böse Omen, doch einige seiner Kameraden sahen immer wieder unbehaglich zum Himmel, so als würde der heraufziehende Sturm einen Vorgeschmack auf die heraufziehende Schlacht liefern. Die Ninja versammelten sich auf dem Hauptplatz. Shikamaru hastete durch die Straßen, vorbei an Waffenlagern, die Kunai und Schwerter austeilten, an verriegelten Häusern und an unzähligen Gruppen von Shinobi, die das gleiche Ziel wie er hatten. Temari war ihm dicht auf den Fersen. Er hatte ihr gesagt, dass sie nicht für Konohas Krieg kämpfen musste, doch seine Worte hatten sie nur wütend und starrköpfig gemacht. „Ohne mich stirbst du doch da draußen!“, hatte sie ihn angeschnauzt. Verdammtes Weib… Trotzdem huschte ein kurzes Lächeln auf sein Gesicht, denn ihr Kampf gegen die Iwa-Vorhut hatte ihm bewiesen, dass er sich auf sie verlassen konnte. Mit schnellen Schritten rannten sie durch die engen Gassen und fanden sich schließlich auf dem großen Platz wieder. Sie gehörten zu den ersten Ninjas, die den Versammlungsort erreichten, und stellten sich in der für solche Momente angeforderten Formation auf. Shikamaru sah Shizune mit einigen Männern reden. Solange Tsunade noch im Koma lag, übernahm sie die Pflichten des Hokage, doch in Kriegeszeiten wurden Aufgaben wie das Organisieren der Armee und das Taktieren während der Schlacht in die Hände der dienstältesten Jo-Nin gelegt. Kakashi, Gai und Ibiki waren solche Jo-Nin. Sie standen auf einem erhöhten Podium, während sich um sie herum mehr und mehr Ninjas einfanden und in langen Reihen aufstellten. Die Unruhe der Menschen steckte Shikamaru an. Seine Hände zitterten etwas, als er sich eine Zigarette anzündete. Er schmeckte die Asche im Mund so stark wie nur selten zuvor, während Shino und Kiba aus einer Seitenstraße angelaufen kamen. Kurz darauf trafen auch Chouji und Ino ein. Sie liefen auf ihn zu, als sie ihn erkannten, und stellten sich neben ihm auf. Chouji wirkte gefasst, doch Ino stand die Angst ins blasse Gesicht geschrieben. „Es beginnt, nicht wahr? Großer Gott, als du vom Krieg geredet hast, hätte ich nicht gedacht, dass es schon so bald zur Wahrheit werden würde…“ Shikamaru glaubte in Temaris Augen ein abfälliges Funkeln sehen zu können, doch er bemühte sich die Kunoichi aus Suna zu ignorieren. In diesem Moment waren ihm seine Freunde einfach wichtiger. „Leute“, sagte er angespannt. „Ich bin mir sicher, dass wir während der Schlacht getrennt werden, denn man wird uns nach unseren Fähigkeiten in verschiedene Trupps stecken. Du bist ein Nahkämpfer, Chouji, Ino ist Heilerin und ich werde aus der Ferne kämpfen. Wir werden keine Zeit haben uns Sorgen um die anderen zu machen…“ Shikamaru nahm noch einen tiefen Zug seiner Zigarette, ehe er sie auf den Boden schnippte und mit dem Stiefelabsatz zertrat. Seine dunklen Augen waren auf seine Freunde gerichtet. „Also versprecht mir hier und jetzt, dass wir uns alle nach dem Kampf wieder sehen werden, alles klar? Wir werden uns wieder sehen!“ Auffordernd streckte er die Hand aus. Chouji legte seine große Pranke als erstes darauf, dann folgten Inos schmale Finger. Sie sahen so zerbrechlich aus… „Wir sehen uns wieder!“, brummte Chouji lächelnd. Ino nickte und zwinkerte ihm zu, obwohl sie immer noch völlig verstört aussah. „Na klar! Wir sehen uns wieder, nach der Schlacht! Darauf kannst du zählen!“ ~°~ Naruto hatte gerade in der Arena trainiert, als die Alarmglocke geläutet wurde. Einen Moment lang hatte er nicht gewusst, was geschah, doch dann waren die dressierten Silberflügel mit den rot angemalten Federn über den Himmel geflogen und hatten so die Nachricht verkündet. Krieg! Ohne eine Sekunde zu verschwenden, war er zum Hauptplatz gerannt. Die meisten Ninja standen bereits in Formation. Naruto erkannte Team 10 in einer der ersten Reihen, sah Jiraiya mit Kakashi und einigen anderen Senseis auf der erhöhten Platzform stehen, bemerkte Temari, Ibiki, Neji und Iruka. Dann endlich fielen ihm ein paar Reihen weiter vorne die rosafarbenen Haare auf, nach denen er Ausschau gehalten hatte. Naruto huschte an Sakuras Seite und griff nach ihrer Hand, die ungewöhnlich kalt war. Als sie sich zu ihm umdrehte, stand ihr die Sorge wie ein dunkler Schleier in den grünen Augen. „Naruto-kun…“ „Sakura-chan… Alles in Ordnung?“ „Wie sollte es?“, flüsterte sie heiser. Ihr Blick schweifte über die endlose Masse von Menschen, die sich inzwischen versammelt hatte, und Naruto begriff, dass die Sorge in ihren Augen ihnen galt. Sie fürchtete nicht um ihr eigenes Leben, sondern ausschließlich um das ihrer Freunde und Kameraden. Die gleiche angenehme Wärme, die er sonst in sich spürte, wenn sie sich küssten, erfüllte seinen Körper. "Sakura-chan… Ich…“ Er wollte ihr so viel sagen, doch in diesem Augenblick trat Jiraiya auf dem Podest nach vorne und die murmelnden Shinobi verstummten so schlagartig, als hätte man einen Schalter betätigt. Der immer stärker werdende Wind riss an seinen weißen Haaren. „Männer und Frauen von Konohagakure!“, brüllte er über den weiten Platz. „Schon immer haben wir für unsere Ideale und Träume gekämpft, doch niemals war das so wichtig wie heute. Iwa droht uns mit Zerstörung und Krieg. Unsere Nationen blicken auf eine lange Vergangenheit der Kämpfe zurück, die wir versuchten mit einem Frieden hinter uns zu lassen. Doch Iwa will das Blutvergießen nicht vergessen, will es nicht stoppen.“ Jiraiyas Augen brannten wie schwarze Kohlen. Es war einer der wenigen Momente, in denen man in ihm nicht den perversen Kröteneremiten sah, sondern ausschließlich den legendären San-Nin. „Deswegen werden wir heute kämpfen müssen, wie wir nie gekämpft haben, denn nur so kann das drohende Unheil abgewendet werden! Denkt an alles was euch wichtig ist, damit es euch in den folgenden Stunden Kraft schenken kann! Für eure Freunde! Für eure Familie! Für eure Heimat!“ Ein gellender Schrei aus hunderten von Kehlen war die Antwort auf diese flammende Ansprache. Schwerter wurden in die Höhe gerissen und die letzten Sonnenstrahlen, die sich noch durch die düsteren Wolken kämpften, reflektierten sich hell auf dem Stahl. Naruto war nie zuvor so beeindruckt von seinem Meister gewesen. Er hielt noch immer Sakuras Hand, als Kakashi nach vorne trat und die Pläne für die Schlacht erläuterte. Die Teams wurden auf ihre Posten verteilt, Nahkämpfer, Heiler und Fernkämpfer unter das Kommando verschiedener Jo-Nin gestellt und der gezielte Einsatz der Künste befohlen. Naruto hörte nur so lange zu, bis er begriff, dass man ihn von Sakura trennen würde. Die Medi-Nin sollten hinter den Angriffslinien bleiben und die Verletzten außerhalb der Kampfzonen behandeln, während sich die Taijutsu-Spezialisten in die Front werfen würden. Sakuras Finger drückten die seinen, als würde sie genau wissen, was in ihm vorging. „Es wird alles gut gehen“, sagte sie aufmunternd. „Ich will nicht von dir getrennt sein…“ Um sie herum lösten sich die formierten Reihen langsam auf. Überall eilten Shinobi kreuz und quer zu ihren Positionen, untersuchten ein letztes Mal ihre Waffen oder beteten zu den verschiedenen religiösen Gottheiten, an die sie glaubten. Die Menschenmasse war wie ein Wasserstrom, der Sakura und Naruto auseinander zu reißen zu drohte. Energisch zog Naruto seine Freundin noch einmal an sich und nahm ihren Duft in sich auf, das Gefühl von ihrem Körper an seinen gepresst. „Pass auf dich auf…“, flüsterte er, während er ihre Stirn küsste, ihre Augenlider und ihren Mund. Noch nie hatte er soviel Angst um eine Person gehabt. Sakura lächelte ihm schwach zu und hauchte als Antwort: „Du auch…“ Dann ließ sie ihn los. Sie wurde sofort von der Menge verschluckt, wie ein Stück Treibholz, das vom Fluss davongetragen wurde. Naruto starrte ihrem rosa Haarschopf so lange wie möglich hinterher, ehe sich eine schwere Hand auf seine Schulter legte. „Bereit, Naruto?“, fragte Chouji. „Ja, alles klar…“ „Keine Sorge“, sagte Chouji in seiner typisch freundlichen Art. Er trug die Kampfrüstung der Akimichi, doch sein Auftreten verriet nicht, dass er sich auf dem Weg zu einer Schlacht befand. „Wir werden während des Kampfes zusammenbleiben und auf uns aufpassen. Keiner wird heute verloren gehen. Wir haben mit Shikamaru geschworen, dass wir uns alle lebend wieder sehen und das schließt dich natürlich ein.“ „Danke, Chouji…“ Naruto sagte ihm nicht, dass er sich weniger um sich selbst Sorgen machte, als um Sakura. Stattdessen setzte er nur ein grimmiges Lächeln auf, griff noch einmal nach dem Kunaibehälter an seinem Bein, als brauche er die Bestätigung gut gewappnet zu sein, und folgte Chouji schließlich zu seinem Posten. Dann mal los! ~°~ Das Warten vor einer Schlacht ist meist schlimmer als die Schlacht selbst. Shikamaru hatte diese Worte oft von seinem verstorbenen Sensei Asuma gehört, doch erst jetzt konnte er sie wirklich verstehen und nachempfinden. Normalerweise arbeitete Shikamaru vor dem Kampf seine Züge, seine Strategie und seinen Plan aus und war somit voll beschäftigt. Doch bei einer Massenschlacht zwischen dutzenden von Ninjas kam es nicht auf eine intelligente Strategie an, sondern nur darauf, dass man irgendwie am Leben blieb. Reflexe und Instinkte beherrschten den Kampf im Krieg, nicht Köpfchen und Taktik. Deswegen stand Shikamaru untätig auf der Dorfpalisade, beobachtete das Treiben unter sich und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Seine Gedanken wanderten dabei auf Pfaden, die er nicht bestimmen konnte. Manchmal erinnerte er sich an seine Zeit als Ge-Nin, in der alles noch eine Art Spiel gewesen war, dann an seine Freunde und Familie und immer wieder auch an den Tag, an dem Asuma für das Dorf gefallen war. Wärst du jetzt nur hier, Sensei… Nach außen hin gab sich Shikamaru keine Blöße. Er musste Stärke zeigen, denn da er selbst inzwischen Jo-Nin war, hatte man ihm eine kleine Truppe aus mittelstarken Shinobi anvertraut, die seinen Entscheidungen vertrauen würde, so wie er immer Asuma vertraut hatte. Außerdem stand Temari neben ihm und er würde ihr nicht die Genugtuung verschaffen und zeigen, wie unruhig es eigentlich in seinem Inneren aussah. Das könnte ihr so passen… Die Kunoichi aus Suna lehnte geradezu lässig an der Brüstung der Holzmauer, ihren frisch reparierten Riesenfächer griffbereit neben sich. Ihre Augen waren kalt und hart wie dunkelgrünes Eis und starrten erwartend in die Ferne, von der aus der Angriff aus Iwa zu erwarten war. Nur ab und zu warf sie ihm einen kurzen Blick oder ein Kommentar über seine mangelnden Führungsqualitäten zu. Beides ließ er stumm an sich abtropfen. Den Berichten der Späher nach kann es jeden Moment so weit sein… Shikamaru starrte angestrengt auf das freie Feld, das zwischen der Dorfmauer und den umliegenden Wälder lag. Dort würde der Kampf stattfinden. Die Iwa-Ninja würden aus dem Wald strömen wie ein Insektenschwarm, bevor sich die am Tor versammelten Krieger aus Konoha gegen sie werfen würden. Shikamaru glaubte fast, bereits die Schreie hören zu können. Über ihnen verfinsterte sich der Himmel immer weiter. Es regnete noch nicht, doch die Wolken waren schon schwarz und schwer von aufgestautem Wasser und schirmten die Sonne so vollständig ab, dass es keine Schatten mehr gab. Das war’s dann mit Kagemane No Jutsu… Shikamaru fühlte sich angreifbar ohne seine üblichen Techniken und zog den Rauch seiner Zigarette tief in die Lungen, um die äußerliche Ruhe aufrecht zu erhalten. In diesem Augenblick zerriss der Schall von Kriegshörnern die Luft und übertönte die dröhnende Alarmglocke des Dorfes. Iwagakure kam… Sofort breitete sich Unruhe in den Reihen der Ninjas aus wie ein Fieber. Die Anspannung war jedem Einzelnen ins Gesicht geschrieben. Temari fuhr mit ihren Fingern über ihren Fächer, als liebkose sie einen Geliebten, während Shikamaru den Stummel seiner Kippe von der Mauer schnippte. Er sah Bewegungen in den Baumkronen am Horizont, noch bevor einer seiner Chu-Nin rief: „Da sind sie!“ Und so beginnt es also… „Haltet eure Waffen bereit! Zuerst Kunai, dann Shuriken, aber wartet mit dem Angriff bis ich euch den Befehl dazu gebe!“ Die Chu-Nin gehorchten ohne ein Wort. Nur Temari warf ihm ein spöttisches Grinsen zu, bevor sie nach einem Kunai griff. „Glaube nicht, dass ich auf dich höre!“ „Mach doch was du-“ Der Rest seiner Worte wurde verschluckt von einem ohrenbetäubenden Knall. Ein gigantischer Feuerball explodierte mitten im Wald, rot und hell wie eine zweite Sonne. Ganze Bäume wurden durch die Wucht entwurzelt und durch die Luft geschleudert, Funken schwärmten in den schwarzen Himmel und Feuer fraß am Holz des Waldes. Der Explosion folgte eine Druckwelle, die sich vom Brandherd aus kreisförmig ausbreitete, Blätter von den Bäumen riss und die Hälfte der Shinobi, die auf der Mauer standen, von den Füßen holte. Shikamaru hielt sich an der Brüstung fest, obwohl der heiße Wind seine Haut verbrannte, und schrie seinen Chu-Nin zu durchzuhalten. Neben ihm stand Temari so aufrecht und fest da, als würde gar nichts passieren, während um sie herum das Chaos ausbrach. „Was zum Teufel war das?“ „Eine Bombe!“ „Wer war das? Was haben die vor?“ „Beruhigt euch!“, befahl Shikamaru seinem Trupp streng, nachdem der Wind erloschen war. Er tauschte einen Blick mit Temari aus und erkannte sofort, dass sie den gleichen Gedanken hatte wie er. „Das war kein Iwa-Shinobi… Das war ein Angriff auf sie…“, sagte Temari. Shikamaru nickte kaum merklich. „Aber wir haben niemanden dort draußen… Also wer…“ Eine zweite Explosion erschütterte den Wald, keine zwanzig Meter entfernt vom ersten Feuerball. Wieder folgten die Aufregung, der heiße Wind und rot wütende Flammen. Shikamaru versuchte etwas zu erkennen, doch dicke Rauchschwaden versperrten die Sicht auf die Brandstellen. Wer ist da draußen? Wer? Gebannt beobachtete ganz Konoha, wie immer neue Feuer im Wald ausbrachen. Nachdem die Alarmglocke verklang, konnte man auch die Schreie in der Ferne hören, Schreie voller Schmerz und Wut. Als dann schließlich die ersten Iwa-Ninja aus den Ausläufern des Waldes auf die freie Ebene vor der Mauer stolperten, waren sie mehr mit ihren eigenen Verletzungen beschäftigt, als mit ihrem Angriff. Leichte Beute für Konohas Kunai… Doch auch wenn die Feinde von den versteckten Angriffen aufgehalten wurden, wusste Shikamaru, dass es nicht lange anhalten würde. Wer auch immer da draußen für ihr Dorf kämpfte, er konnte die Schlacht nicht verhindern, nur herauszögern… ~°~ Hinata bekam alles von der Schlacht mit, obwohl sie nicht daran teilnahm. Auch mit ihren Augen war sie nie eine besonders gute Kämpferin gewesen, doch nun, blind und geschwächt von ihrer langen Gefangenschaft, würde sie den anderen gar keine Hilfe mehr sein. Deswegen saß sie auf dem Dach des Hyuuga-Anwesens und lauschte aus der Ferne auf den Lärm des Krieges. Waffengeklirr. Rufe. Befehle und Schreie. Sie hörte auch die Explosionen und das ausbrechende Feuer im Wald. Im Gegensatz zu den anderen Shinobi wusste sie jedoch sofort, wem sie diese unerwartete Hilfe zu verdanken hatten. Sasuke… Vielleicht haben ihn meine Worte doch irgendwie erreicht… Nachdem die Flammen eine Weile gewütet hatten und die erste Welle der Angreifer unter einem Stahlhagel niederging, schien sich Iwa allerdings rasch von den Anschlägen des Uchiha zu erholen. Hinata entnahm den Stimmen der Shinobi auf der Mauer, dass immer mehr Iwas zwischen den Bäumen zum Vorschein kamen und sich in die Schlacht stürzten. Schließlich wurde das Dorfportal laut knarrend geöffnet. Die Taijutsu-Kämpfer rannten sofort ins Freie, als könnten sie sich gar nicht früh genug in die Schlacht werfen, und gingen auf die Iwas los. Was folgte war eine entsetzliche Sinfonie aus Geschrei, Wehklagen und Brüllen. Stahl traf auf Stahl, Stahl traf auf Fleisch. Die Geräusche waren so schwer zu ertragen, dass sich Hinata am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Das also ist Krieg… Trotzdem zwang sich Hinata weiter zuzuhören, wie Freunde und Feinde gleichermaßen starben… ~°~ Sasuke kämpfte mit einer Leidenschaft, von der er gedacht hatte, dass sie längst verloren gegangen war. Sein Herz raste wie wild, der Wind peitschte in seinen schwarzen Haaren und obwohl er sich ständig nur einen Schritt vom Tod entfernt befand, fühlte er sich so lebendig wie seit Jahren nicht mehr. Das letzte Mal hatte er so empfunden, als er sich damals mit Naruto im Tal des Endes gemessen und seine wichtigste Verbindung zu Konoha gekappt hatte. Warum… Unter Orochimaru hatte er mit Eis und Finsternis im Herzen gekämpft, doch nun glaubte er das Feuer seiner Ninjakünste in den Adern zu wissen. Immer wieder stellte er der heranrückenden Armee von Iwagakure Fallen in den Weg, die große Lücken in ihre Reihen rissen. Mal nutzte er dafür die Künste aus dem Feuerversteck, mal legte er Stolperdrähte, die heftige Kunairegen auslösten. Er benutzte mit seinem Sharingan auch Genjutsu, um Teile der Armee von ihrem Weg abzubringen und sie dann mit Goukakyuu no Jutsu zu Staub und Knochen zu verbrennen. Warum fühlt es sich so richtig an? Einmal mehr versuchte er zu begreifen, warum ihn die Gespräche mit Hinata Hyuuga so sehr aufwühlten, während er die Rücken zweier verirrter Iwas mit Kunai spickte. Sie hatte ihm gesagt, dass er kein schlechter Mensch war, dass es noch nicht zu spät war umzukehren. Naruto und Sakura hatten damals bei seinem Verrat am Dorf ähnliche Worte an ihn gerichtet, doch sie waren auf taube Ohren gestoßen, während irgendetwas an Hinata eine alte Erinnerung in ihm geweckt hatte, die ihn schließlich dazu bewog seiner alten Heimat beizustehen. Von seinem Bruder, bevor er zum Mörder wurde… Von einer längst vergangenen Kindheit… Darum steckt der Fächer der Uchihas auch im Zeichen der Polizeistreitkräfte… Unser Clan bewahrt die Ordnung und den Frieden in Konohagakure seit langer Zeit… Als Sasuke klein gewesen war, als er noch eine Familie gehabt hatte, war es sein größter Wunsch gewesen auch zu den Polizeikräften zu gehören. Im Laufe der Jahre war er so von seiner Rachelust zerfressen worden, dass er diesen alten Traum völlig vergessen hatte. Erst jetzt schlich er sich zurück in sein Bewusstsein und verbot ihm, seine Heimat im Stich zu lassen. Du hast mich gerettet… Und du bist hier, um deiner Heimat beizustehen, egal was du auch sagst… Also warum versteckst du dich? Warum kommst du nicht zurück nach Konohagakure? Eine weitere kleine Gruppe von Iwas, durch einen seiner Flammenbälle vom Rest der Armee getrennt, zog in Richtung Konoha. Sasuke sprang mit einer eleganten Bewegung von dem Baum, in dem er sich verborgen hatte, und landete lautlos vor den erschrockenen Shinobi. Sofort schleuderten sie ihm ihre Waffen entgegen, doch Sasuke wich ihnen spielend aus. „Wer bist du denn?“, brüllte einer von ihnen ungeduldig. „Ich bin ein Uchiha… Unser Clan bewahrt die Ordnung und den Frieden von Konohagakure seit langer Zeit…“, antwortete Sasuke. „Die Uchiha? Die gibt es doch schon lange nicht mehr! Die wurden ausgelöscht!“ Langsam zog Sasuke sein Schwert und entfesselte die Sharingan. „Nicht ganz…“ ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel XIII - Die Schlacht - Blut und Tränen Immer neue Iwa-Ninja kamen hinter den Bäumen des Waldes hervor und strömten über die Verteidiger hinweg. Naruto vernahm die Schreie seiner Freunde, die zunehmend verzweifelt wurden und getränkt waren von der grausigen Erkenntnis, dass sie das Dorf nicht halten konnten. ~°~ „Shikamaru… Ich… Es tut mir… so Leid…“, stotterte Sakura aufgelöst zusammen. Tränen traten ihr in die Augen und ihre Hände zitterten so heftig, dass sie sie krampfhaft um ihren Körper schlang. „Sie hatten… unser Lager erreicht… Und Ino… Und Ino…“ ~°~ „Es ist etwas anderes, es wirklich zu erleben“, erwiderte Shikamaru erstickt. Er wandte seinen Kopf zur Seite und starrte Temari an. Warum konnte sie nicht so unausstehlich sein wie sonst? Er hätte in diesem Moment gerne mit ihr gestritten oder sich über sie aufgeregt oder wäre wütend auf sie gewesen, solange es nur irgendwie den unerträglichen Kummer vergessen machte… Kapitel 13: Die Schlacht - Blut und Tränen ------------------------------------------ Nächstes Kapitel, meine Freunde. Hier kommt nun auch der zweite Teil der großen Schlacht um Konohagakure. Viel Spaß ;) Zu Hinatas Gehör: Ich gebe es zu, dass es manchmal etwas undeutlich ist, wie gut Hinata nun wirklich hört. Ich schustere mir das etwas zurecht ;) Einerseits habe ich es mir so gedacht, dass ihre Augen ja schon unglaublich gut waren und sich dieses ganze Potential jetzt auf die anderen Sinne verteilt hat. Zweitens hört sie in der Schlacht ja nicht DIREKT Sasuke, aber da sie weiß, dass er in der Nähe ist, schlussfolgert sie, dass die Feuerbälle vom ihm stammen ;) @Lady_ita-sasu_: Temari wird von Suna ausgeschickt um bei den Ermittlungen für den Hokage-Anschlag zu helfen, da sie ja ebenfalls ein Analysespezialist ist. Der Rest von Suna ist ebenfalls Konohas Verbündeter, allerdings beträgt der Abstand etwa 3 Tagesmärsche zwischen den Nationen, wenn ich das richtig im Gedächtnis habe. Und mehr ist ja noch nicht seit dem "offiziellen" Beginn des Krieges vergangen... Deswegen ist Suna auch noch nicht aufgetaucht... Vllt wird dieses Kapitel dich zufrieden stellen ;) @Itachi-Wiesel: Das Monster-Kommi war ein mehr als ausreichender Ausgleich!!! =) ~~~°~~~ Kapitel XIII - Die Schlacht – Blut und Tränen ~~~°~~~ Die Welt ging in einem Sturm aus Blut und Zerstörung unter. Um Naruto herum flogen Kunai und Shuriken kreuz und quer durch die Luft wie metallene Insekten, während Todesschreie seine Ohren füllten und wirre Knäuel aus kämpfenden Leibern durch sein Blickfeld rauschten. Chouji stand nicht weit von ihm entfernt, die gewaltigen Pranken mit einer Kunst zu unnatürlicher Größe aufgebläht, und schlug die Feinde mit ihnen gnadenlos zu Boden. Naruto nahm sich die Iwas vor, die an dem Ninja vom Akimichi-Clan vorbeikamen, in dem er sie mit einem Dutzend Schattendoppelgänger in die Mangel nahm. Immer wieder schlug und trat er um sich, warf seine Kunai und verteilte unermüdlich knochenbrechende Hiebe. Auch Neji gehörte zu den Shinobi, die außerhalb der Dorfmauern kämpften. Mit geradezu tänzerischeren Bewegungen fuhr er durch die Reihen der Feinde und streckte sie in Scharen zu Boden. Naruto sah noch mehr vertraute Gesichter, Lee, Kiba und Gai, doch er hatte keine Zeit sie lange zu beobachten, da er selbst immer wieder in Bedrängnis geriet. Drei Iwas stürzten sich gleichzeitig auf ihn, lange Katana über den Köpfen erhoben wie Äxte. Gerade rechtzeitig konnte Naruto die erste Klinge mit einem Kunai kurz vor seinem Gesicht abwehren, dass die Funken sprühten. Noch in der gleichen Bewegung brachte er sich mit einer Drehung hinter den Angreifer und rammte ihm das Kunai tief in den Rücken. Der Iwa sackte zu Boden, während seine Kameraden wütend aufschrieen und ihre eigenen Schwerter auf ihn niedergehen ließen. Naruto versuchte zur Seite auszuweichen, doch die Klingen kamen aus verschiedenen Richtungen und er konnte nicht beiden entgehen. Ein Katana sauste haarscharf an ihm vorbei, das andere biss sich unbarmherzig in seine Brust. Ein scharfer Schmerz zuckte durch seinen Oberkörper. „Mistkerle!“ Naruto öffnete sich für die brennende Wut des Kyuubi, um den Schmerz für einen Moment zu vergessen, und packte die Waffe, die ihn verwundet hatte. Er riss sie mit einem Ruck an sich und stieß sie ihrem früheren Besitzer im nächsten Moment ins Fleisch. Dann stieß er sich ab, sprang in die Luft, drehte sich um sich selbst und schlug dem dritten Iwa die Faust so hart ins Gesicht, dass dieser davon geschleudert wurde. Als Naruto wieder landete, drückte ihn der Schmerz in die Knie. Trotzdem zwang er sich dazu die Umgebung weiter im Auge zu behalten. Noch immer tobte der Kampf mit gnadenloser Grausamkeit auf den Ebenen, die sich vom Blut dunkel färbten. Mehrere Ninja, egal ob rotbraun gekleidete Iwa oder vertraute Konohas, fielen ihm vor die Füße wie gefällte Bäume. Was für ein Wahnsinn… Plötzlich fiel ihm ein Ninja auf, der mit einer Kunst einen hausgroßen Felsblock aus der Luft beschwor und gegen die Holzpalisade des Dorfes richtete. Das Projektil schoss wie eine Katapultkugel im oberen Drittel der Mauer ein. Zerborstene Balken und Shinobi wurden durch die Luft gewirbelt und fielen im Inneren des Dorfes nieder wie ein Regen aus Holz und Körpern. Für einen Moment war Naruto so sehr von diesem verheerenden Angriff abgelenkt, dass er die heran fliegenden Schiefersplitter erst sah, als es schon zu spät war. Wie felsige Shuriken bohrten sie sich in seinen Körper und warfen ihn zu Boden. Der Schmerz war unerträglich. Jegliche Kraft verließ augenblicklich seinen Körper, ebenso wie sein Blut, das warm und rot in den Boden sickerte. Seine Sicht verschwamm und die Geräusche des Krieges kamen nur gedämpft an seine Ohren. „Kämpft weiter!“ „Für Konoha! Für Konoha!“ „Iwagakure wird siegen!“ Naruto hörte die Worte, doch sein Hirn verstand kaum was sie sagten. Verliere… ich das Bewusstsein…? Es rauschte in seinen Ohren und sein Herz schlug so schnell, als wolle es seinen Körper verraten und das Blut so schnell wie möglich aus seinen Verletzungen pumpen. Naruto krallte seine Hände in die Erde, versuchte sich wieder in die Höhe zu stemmen, doch seine Muskeln versagten ihm den Dienst. Offensichtlich war er schlimmer verletzt worden, als er gedacht hatte. Aber… Ich muss weiterkämpfen… Immer neue Iwa-Ninja kamen hinter den Bäumen des Waldes hervor und strömten über die Verteidiger hinweg. Naruto vernahm die Schreie seiner Freunde, die zunehmend verzweifelt wurden und getränkt waren von der grausigen Erkenntnis, dass sie das Dorf nicht halten konnten. Weitere riesige Felsbrocken zerrissen die Schutzmauer unter lautem Getöse. Die Konohas wurden langsam aber sicher zum Eingangsportal zurückgetrieben… Ich muss weiterkämpfen… Wieder versuchte Naruto aufzustehen, wieder schaffte er es nicht. Mit seinen geschwächten Sinnen bekam er mit, wie die Iwas durch die Schneisen in der zerbrochenen Mauer ins Innere des Dorfes vordrangen. Panik erfasste ihn. Im Dorf hatten sie die Notfalllazarette aufgestellt. Sakura könnte angegriffen werden. Doch nicht nur sie, alle Medi-Nin, die meist nicht stark im Kampf waren, oder die zivilen Bestandteile von Konoha, einfache Bauern, Bäcker, Zimmerleute. Steh auf! Steh auf! Du musst alle beschützen! Wenn du Hokage werden willst, musst du zeigen, dass du alle im Dorf beschützen kannst! Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte wuchtete sich Naruto unendlich langsam zurück auf die Füße. Seine Kameraden standen bereits an der Schwelle ihres Dorfes, während die Feinde überall in ihre Heimat eindrangen und siegessicher johlend die Waffen schwangen. Ihr Erfolg hatte ihnen zusätzlichen Mut verliehen, während Konoha schwankte. „Finger weg von Konoha! Raus aus dem Dorf!“, brüllte Naruto heiser vor Zorn. Seine Hände formten ganz von selbst die Fingerzeichen seiner Lieblingskunst. Kagebunshin no Jutsu! Eine graue Rauchwolke explodierte auf dem Schlachtfeld und spuckte dutzende Schattendoppelgänger aus. Die unerwartete Gegenwehr ließ den Ansturm aus Iwa für einen Moment versiegen. Diese Sekunden nutzten die unzähligen Narutos, um ihr Chakra in den Händen zu konzentrieren und den blau wirbelnden Energieball des Rasengan zu erschaffen. „Nur über meine Leiche bekommt ihr Konoha in die Hände!“ Naruto machte einen Schritt vorwärts, strauchelte vor Schwäche, hielt sich jedoch verbissen aufrecht. Auch seine Doppelgänger konnten sich nur durch ihren Willen auf den Beinen halten. Doch als die Iwas wieder auf sie zu rannten, verlieh ihnen ihre Entschlossenheit für einen Moment die nötige Energie für eine letzte Attacke. „Rasengan!“ In nur einem Moment wurden hundert Feinde von hundert Energiekugeln getroffen. Die freigesetzte Kraft des Angriffs setzte einen heftigen Sturm frei, ähnlich der Druckwellen, die am Anfang der Schlacht von den Feuerbällen ausgelöst wurden. Die Iwas knallten mit bestialischer Wucht gegen die Bäume des Waldes und rührten sich nicht mehr. „Weg vom Dorf!“, brüllte Naruto noch einmal. Neben ihm lösten sich seine Schattendoppelgänger auf, weil sie nicht mehr von genug Chakra gespeist wurden, und auch Narutos Körper gab ein weiteres Mal auf und sackte in sich zusammen. Kurz herrschte eine seltsame Stille über dem Schlachtfeld, das große Luftholen vor dem erneuten Ausbruch des Krieges. Nicht aufgeben! Nicht aufgeben! Seine Muskeln zuckten und zitterten, doch diesmal half ihm nicht die größte Anstrengung wieder aufzustehen. Schließlich zerriss ein boshaftes Lachen von einem Ninja aus Iwa die friedliche Stille. Sofort flogen wieder die Waffen, sprühte wieder das Blut durch die Luft, schrieen wieder die Kämpfenden und Sterbenden. Nein… Nein… Das Dorf… Sakura… Die feindlichen Shinobi stürmten wieder auf das Dorf zu und ließen Naruto dabei achtlos liegen wie eine weggeworfene Puppe. Nur eine kleine Gruppe aus Konoha leistete am Tor noch Widerstand. Aus dem Dorf hörten sie ängstliche Schreie, die Naruto ins Herz schnitten. Er griff blind nach einem Knöchel, der in sein Blickfeld geriet, und brachte so einen Gegner zu Fall. Doch das hielt diesen nicht lange auf. Knurrend verpasste er Naruto einen Tritt und rannte weiter. Nicht aufgeben! Weiter! Steh auf! Dummer Fuchs, hilf mir! Doch keine Kraft kehrte in Narutos Körper zurück. Er sah auch nicht, was im Dorf geschah. Hilflos und verzweifelt lag er ausgestreckt in seinem eigenen Blut, geschwächt von seinen Wunden, und verfluchte zähneknirschend Iwagakure, sich selbst und den Krieg. Dann hörte er plötzlich ein schweres Donnern, verwunderte Schreie und schließlich Jubelrufe. „Suna ist gekommen! Suna ist gekommen!“ Das Donnern wurde immer lauter. Naruto zwang sich seinen Kopf zur Seite zu drehen und sah eine gewaltige Welle aus braungelbem Sand, die sich meterweit in den schwarzen Himmel türmte. Wie ein lebendiges Wesen kam sie immer näher. Auf ihrer Spitze zeichnete sich die Gestalt einer einzelnen Person ab. Suna… Gaara… Die Welle brach sich an der höchsten Stelle und überschüttete die völlig überraschten Iwa-Ninja brüllend mit Tonnen von Sand. Sie erstickten daran, wurden mit unmenschlicher Kraft davon gezerrt. Wer nicht sofort erfasst wurde, versuchte panisch zu fliehen, doch der Sand schien einen eigenen Verstand zu besitzen und setzte jedem einzelnen Feind nach, während er die Kämpfer aus Konoha wie durch Zauberhand verschonte. Danke, Gaara… Danke… ~°~ Die Sandflut von Kazekage Gaara brach den Widerstand der feindlichen Armee innerhalb weniger Minuten. Diejenigen, die diesem verheerenden Schlag irgendwie entkommen konnten, wurden kaltblütig und präzise von den auftauchenden Sunas ausgelöscht. Shikamaru hockte auf einem zerborstenen Teil der Mauerbrüstung, das Kinn auf die Hände gestützt, und beobachtete wie die Ninjas vom Dorf unter dem Sand Konohas Krieg gewannen. „Ich war noch nie so froh meine Brüder zu sehen“, gestand Temari, die während der Schlacht nur knapp einem Riesengeschoss entkommen war und seitdem ein wenig humpelte. Shikamaru hörte ihr kaum zu, denn seine Aufmerksamkeit war auf seine kleine Truppe von Chu-Nin gerichtet. Ihre Gesichter waren so weiß, als wäre kein Tropfen Blut mehr in ihnen, und sie lagen reglos nebeneinander, die Augen tot zum Himmel blickend. Ich war kein guter Sensei… Ohne auf Temari zu achten, die ihre eigene Nation lautstark feierte, kletterte Shikamaru von der Mauer und verschaffte sich einen Überblick über die Schäden. Die Schutzmauer war zerschossen wie löchriger Käse, Trümmer von Häusern und Türmen ergossen sich über die Pfade des Dorfes. Überall rannten Ninjas herum. Manche trugen verletzte Kameraden zu den Notlagern, andere bargen Leichen, die unter Gestein und Holz begraben worden waren. Wie in Trance wandelte Shikamaru zwischen dem Chaos. Seine Finger wanderten automatisch zu seinen Zigaretten, doch er hatte die Schachtel im Gefecht verloren. Fluchend vergrub er seine Hände stattdessen in den Hosentaschen, kickte einen kleinen Stein über den Weg und lief zum Eingangstor. Um ihn herum feierten die Menschen über den unerwarteten Sieg, weinten um die Gefallenen und lachten, wenn sie ihre Freunde noch lebend wieder fanden. Viele waren in dieser Schlacht gestorben… Chouji… Ino… Lass sie bitte in Ordnung sein… Wie aufs Stichwort kam ihm der robuste Ninja vom Akimichi-Clan entgegen. Er sah mitgenommen aus und seine Rüstung war von heftigen Kratzern übersehen, doch ansonsten schien er unverletzt. Zusammen mit Kiba trug er Naruto, dessen Jacke dunkel vom eigenen Blut war. „Ist er…?“, fragte Shikamaru mit zugeschnürter Kehle. Chouji schüttelte gutmütig den Kopf. „Nein, keine Angst. Er ist schwer verletzt, doch er kommt auf jeden Fall durch. Du weißt doch wie schnell solche Sachen bei ihm heilen…“ „Stimmt…“ Shikamaru fühlte sich etwas besser und brachte ein leichtes Lächeln zustande. „Chouji, schön dich zu sehen…“ „Das finde ich auch…“ Die Kameraden aus Team 10 tauschten für ein paar Sekunden Blicke in der friedlichen Stille, bevor sie von einem plötzlichen Ruf abgelenkt wurden: „Naruto!“ Sakura rannte ihnen entgegen, stürzte an die Seite des blonden Ninja und untersuchte ihn hektisch. Chouji legte ihr die freie Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung, Sakura… Er schafft das…“ „Ja…“, hauchte sie erstickt, nachdem sie sich selbst vergewissert hatte und mit bebenden Fingern über seine Wange strich. „Ja… Ich… Ich…“ Sie drehte sich zu Shikamaru um und er erkannte, dass sie geweint hatte. Das Grün ihrer Augen war ganz dunkel vor Trauer. Eine beunruhigende Vorahnung kroch leise und bedrohlich in seinen Körper wie ein Schatten. „Shikamaru… Ich… Es tut mir… so Leid…“, stotterte sie aufgelöst zusammen. Tränen traten ihr in die Augen und ihre Hände zitterten so heftig, dass sie sie krampfhaft um ihren Körper schlang. „Sie hatten… unser Lager erreicht… Und Ino… Und Ino…“ Shikamaru hörte nicht weiter zu. So schnell er konnte machte er auf dem Absatz kehrt und rannte in die Richtung, aus der ihnen Sakura entgegengekommen war. Um ihn herum schwollen die Klagerufe an, als immer mehr Tote geborgen wurden. Shikamaru versuchte die aufkommende Angst zu unterdrücken und sich gleichzeitig für den Anblick zu wappnen, den er sehen würde, doch als er das Hospizlager erreichte, schien ihn die Verzweiflung zu verschlingen. Ino… Sie lag auf dem kalten Boden und das blonde Haar war um ihren Kopf ausgebreitet wie ein goldener Fächer. Sie hatte die Augen geschlossen. Unter den zahllosen Stichen und Schnittwunden war von ihr kaum etwas anderes als das Gesicht wieder zu erkennen. Die Kleidung hing in Fetzen an ihrem Körper, genau wie die darunter liegende Haut… Das Entsetzen breitete sich wie ein Gift in Shikamarus Innerem aus. Es lähmte seinen Körper, lähmte seinen Kopf, lähmte seine Seele. Er versuchte Wut in sich heraufzubeschwören oder Trauer, doch in ihm herrschte nur eine grausame, gähnende Leere, als hätte der Anblick von Inos gepeinigter Gestalt alles Leben aus ihm herausgepresst. Kraftlos ließ er sich vor ihr auf die Knie sinken und nahm sie in den Arm. „Ino…“ Shika? Wenn ich verschleppt werden würde… Würdest du auch nach mir suchen, so wie Naruto nach Hinata? Würdest du versuchen mich zu retten? Endlich kamen die Tränen. Shikamaru spürte die salzige Nässe auf den Wangen, wie sie bis zu seinem Kinn herab lief und kleine Rinnsale in sein verdrecktes Gesicht zeichnete. Sie schien die Taubheit aus seinem Körper zu spülen und öffnete ihn für den Schmerz, der so viel schlimmer war als jede Wunde und sein Herz in Stücke riss. Na klar! Wir sehen uns wieder, nach der Schlacht! Darauf kannst du zählen! „Es tut mir Leid, Ino“, flüsterte er, während er sie behutsam an sich drückte. Als er damals dabei zusehen musste, wie sein Meister Asuma starb, hatte er gedacht, dass er nie wieder einen schlimmeren Verlust erleben würde. Doch nun hockte er neben seiner besten Freundin und sein Herz tat so unendlich weh… Plötzlich stutzte Shikamaru atemlos, denn er hatte etwas gefühlt. Schnell legte er die Finger an Inos Hals. Es dauerte eine Weile, doch schließlich fand er ihren schwachen, unregelmäßigen Puls, der zeigte, dass sie doch noch nicht auf die andere Seite gegangen war, und neue Hoffnung entzündete sich in ihm wie ein Leuchtfeuer. „Hilfe! Ich brauche hier Hilfe, schnell! Sie lebt noch!“ Weit und breit war kein Medi-Nin zu sehen. Wahrscheinlich befand sich jeder einzelne von ihnen im Einsatz. Shikamaru wollte noch einmal rufen, aber genau in diesem Augenblick entschieden sich die schwarzen Wolken dafür, den Regen freizugeben. Es war, als hätte sich der Himmel gegen ihn verschworen… Das Wasser schoss in Sturzbächen vom Himmel und wurde begleitet von schwerem Donner und Blitzen, die die Welt weiß erstrahlen ließen. In diesem Unwetter ging Shikamarus Stimme vollkommen verloren. Nach nur wenigen Sekunden war er bis auf die Knochen durchnässt, seine Kleidung klebte an ihm und von Nase, Kinn und Haaren tropfte Wasser. Kein Medi-Nin würde sie unter solchen Bedingungen finden… Mit entschlossener Miene stand Shikamaru auf, Ino noch immer in den Armen, und rannte zum Krankenhaus. Der Regen vermischte sich mit dem Blut seiner Freundin und lief rot zu Boden. „Halte durch, Ino“, flüsterte er. „Halte durch!“ ~°~ Die Erinnerungen an den Weg zum Krankenhaus und an alles, was danach geschah, vermengten sich in Shikamarus Kopf zu einem undeutlichen Brei aus Chaos, Regen und Angst. Als er völlig durchgeweicht in die Eingangshalle stürmte, schrie er den geschäftigen Medi-Nin irgendetwas zu, woraufhin sie eilig eine Trage brachten. Shikamaru legte Ino darauf ab und sah dabei zu, wie sie weggeschafft wurde. Dann folgten endlos währende Stunden des Wartens. Seine Umgebung wirkte verzerrt und verschwommen, als betrachte er sie durch ein beschlagenes Fenster. Immer wieder kamen neue Verletzte an, von denen einige schon starben, bevor sie es überhaupt in die Behandlungszimmer schafften. Die Eingangshalle stank nach Tod und der Boden war rutschig vom Blut. Leute setzten sich neben ihn und verließen ihn wieder, Verwundete schrieen und verstummten wieder, Angehörige weinten und gingen wieder. Shikamaru sehnte sich seine Zigaretten herbei, obwohl sich beim Gedanken an den Aschegeschmack sein Magen umdrehte. Die Angst steckte in seinem Bauch wie ein riesiger, kalter Lehmklumpen. Irgendwann kam Sakura endlich zu ihm. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, die Not-OP an ihrer Freundin selbst durchzuführen. „Sie lebt“, sagte sie in einem Tonfall, der Shikamaru sagte, dass nicht alles gut verlaufen war. „Allerdings ist sie während der OP ins Koma gefallen… Es tut mir Leid…“ Shikamaru wollte Ino sehen, doch Sakura verbat es ihm, so dass er sich schließlich irgendwann in seiner eigenen Wohnung wieder fand. Inzwischen war es Nacht geworden. Hinter den Fenstern lauerte die Dunkelheit und der anhaltende Regen trommelte hartnäckig gegen die Scheiben, als wolle er sie zum Bersten bringen. Shikamaru wandelte wie betäubt durch seine Zimmer. Zum ersten Mal konnte er verstehen, warum andere sie trist und abweisend fanden. Er ging zu dem Bild von Team 10, das an der Wand hing und einen seiner wenigen persönlichen Gegenstände darstellte, der ihm wirklich etwas bedeutete. Sie hatten es kurz nach dem Akademieabschluss aufgenommen. In der Mitte stand er selbst, die Arme genervt vor der Brust verschränkt. Links von ihm stopfte sich Chouji Kartoffelchips in den Mund, während Ino ihn angewidert musterte und sich gleichzeitig versuchte sexy in Pose zu setzen. Asuma thronte mit gutmütigem Lächeln über ihnen… Wie sich alles verändert… Sensei, wärst du doch noch hier… Du hättest sie sicher beschützt… Mit einem Finger strich Shikamaru über Inos Abbild. Hinter ihm fiel die Haustür ins Schloss, Temari war gekommen. Ohne sich umzudrehen lauschte er auf ihre näher kommenden Schritte, bis sie keine drei Meter von ihm entfernt stehen blieb. „Ich habe von der Geistwanderin gehört…“, sprach sie in die Stille. Shikamaru blieb stumm. „Alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig und ungewöhnlich sanft. Er nickte nur, denn er vertraute seiner Stimme nicht. Er glaubte, wenn er auch nur ein Wort aus seinem Mund ließe, würden mit ihm auch die Tränen, die Trauer und das Entsetzen aus ihm herausbrechen. Temari trat noch ein bisschen näher. Der Stoff ihres Kimonos raschelte dabei leise. „Ich dachte ihr habt in Konoha psychologisches Training. Du musst doch gewusst haben, dass so etwas passieren könnte...“, sagte sie ohne den üblichen Spott in der Stimme. Stattdessen legte sie sogar zögerlich eine Hand auf seine Schulter. „Es ist etwas anderes, es wirklich zu erleben“, erwiderte Shikamaru erstickt. Er wandte seinen Kopf zur Seite und starrte Temari an. Warum konnte sie nicht so unausstehlich sein wie sonst? Er hätte in diesem Moment gerne mit ihr gestritten oder sich über sie aufgeregt oder wäre wütend auf sie gewesen, solange es nur irgendwie den unerträglichen Kummer vergessen machte… Stattdessen tröstete sie ihn mit ehrlichem Mitgefühl in den dunkelgrünen Augen. Augen so ungewöhnlich schön, dass selbst er sich manchmal kaum von ihnen lösen konnte… „Shikamaru… Wenn ich…“ Und plötzlich, ohne dass er darüber nachdachte, ohne dass er es in irgendeiner Weise geplant hatte, küsste er sie voll auf den Mund. Er war von seiner eigenen Tat völlig schockiert, doch nachdem er ihre weichen Lippen erst einmal geschmeckt hatte, wollte er nicht mehr damit aufhören… Er bekam kaum Luft, so intensiv war der Gefühlssturm, der ohne Vorwarnung durch ihn jagte, aber er hielt den Kuss trotzdem aufrecht. Temari erwiderte ihn hungrig, presste ihren Körper an seinen. Er konnte ihre Brüste deutlich spüren, bevor sein Verstand endgültig von seiner Lust davon geschwemmt wurde und er sich dem Moment hingab ohne an die Folgen zu denken. Plötzlich schienen seine Hände ein Eigenleben zu entwickeln und er berührte Temari an Punkten, an die er sich sonst niemals gewagt hätte. Sie schien das Ganze zu genießen und kam seinen Bemühungen mit gieriger Lust entgegen. Schon nach kurzer Zeit riss sie ihm die Weste von den Schultern, während er die Schärpe ihres Gewandes lockerte. Sie waren dabei so ungestüm, dass sie während ihres wilden Kusses das Shogi-Brett umrissen. Unter dem hellen Poltern der Spielsteine stieß Shikamaru Temari so grob gegen die Wand, dass die aufgehängten Bilder wackelten, doch das schien sie nur noch mehr anzustacheln. Ihre Hände glitten unter sein Hemd, während er Temaris Zöpfe löste, so dass ihr die schimmernden Haare frei über die Schulter fielen. Dann griff er verlangend in die sonnenblonde Flut und hatte das Gefühl, als würde er weiches, gesponnenes Gold in den Händen halten. Temari legte ihren Kopf bereitwillig in den Nacken, bot ihm ihren Hals dar und er küsste ohne zu zögern die zarte Haut unter ihrem Kinn. Ein kleines Stöhnen entwich ihrem Mund, das Shikamaru fast um den Verstand brachte. „Shikamaru…“ Ihr leises Flüstern an seinem Ohr trieb ihn in die Raserei. Vergessen waren die Schlacht und der Krieg, vergessen waren der Anschlag auf Tsunade und die vielen Rätsel der letzten Tage, vergessen waren seine Schuldgefühle und die brennende Sorge um Ino… Ungeduldig zurrte er Temaris Schärpe ganz auf. Und während er in ihrem Kuss ertrank, glitt der schwarze Kimono von ihren schmalen Schultern zu Boden… ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel XIV - Sanfte Seele Erst jetzt öffnete sich die Tür. Als Naruto erkannte, wer das Zimmer betrat, weiteten sich seine Augen so stark, dass das Weiß darin deutlich zu sehen war. „Hallo, Naruto-kun“, sagte Hinata verhalten, während sie die Tür leise hinter sich schloss und am Eingang stehen blieb. ~°~ „Was ist passiert?“, fragte Hinata besorgt, während sie ihn mit ihren Händen abtastete. Sie berührte etwas Nasses und Sasuke zuckte zusammen. Blut. Eine Wunde. ~°~ Dann zog er sie plötzlich an sich und küsste sanft ihre Stirn. „Es ist seltsam… Wenn du in der Nähe bist, scheint die Welt ein wenig heller zu sein, als würdest du die Schatten vertreiben…“ Kapitel 14: Sanfte Seele ------------------------ Hey Leute, ich habe gerade zwei Wochen Urlaub und deswegen etwas mehr Zeit zu schreiben. Die Geschichte ist bereits fast vollständig auf Papier gebracht. Also könnt ihr davon ausgehen, dass die Uploads weiterhin regelmäßig und pünktlich stattfinden werden ;) @inkheartop: Dass Ino im Koma liegt ist nicht besonders toll, aber zumindest lebt sie, also ist es erstmal nicht vollkommen schlecht ;) Und ich find's gut, dass du die ShikaTema-Szene so "verzweifelt" empfunden hast, das sollte sie ja auch sein =) Anders geht's nach so einer heftigen Schlacht auch irgendwie nicht. Außerdem kann ich mir das Paar immer schlecht als händchenhaltende Turteltauben vorstellen, Szenen wie im letzten Kapitel passen da schon eher ;) @FanfictionHunter: Vielen Dank für das überschäumende Lob! Tjaa... Der Kerl Perro hat sich tatsächlich noch Einiges einfallen lassen. Ich kann jetzt schon sagen, dass es in den Reihen der jungen Teams einen Todesfall geben wird und Verletzte sowieso xD Aber auch glückliche Momente! =) @SandengeL: Im Augenblick schreibe ich an Kapitel 19. Es wird danach noch ein weiteres Kapitel geben, also kommt die Geschichte auf 20 Kapitel + Epilog. Ich ziehe meine Storys immer lieber durch, als sie unnötig in die Länge zu ziehen ;) @lovely_Julia: Ähm... Leider nicht. Gaara und Kankuro werden nur Gastrollen in meiner Geschichte haben. Ich weiß, du würdest dir etwas mehr Auftritte der anderen Figuren aus dem Narutoversum wünschen. Tut mir Leid :( @Hinji: Hm, ja dieser abrupte Cut stört mich auch etwas. Shikamaru ist nur nach Hause gelaufen und dieser schnelle Wechsel soll ein bisschen zeigen, wie zerrüttet er ist. Dass er nicht einmal richtig merkt, wohin ihn seine Füße tragen, sozusagen =) Los geht's! ~~~°~~~ Kapitel XIV – Sanfte Seele ~~~°~~~ Shikamaru wurde von einem weichen Kitzeln an seiner Nase geweckt. Die bleierne Schwere eines tiefen Schlafes steckte ihm noch in den Gliedern, deswegen konnte er sich nicht dazu aufraffen sich zu bewegen oder auch nur die Augen aufzumachen. Es war so viel einfacher liegen zu bleiben und weiterzuschlafen, sich nicht den alltäglichen Tragödien des Ninjalebens zu stellen… Das Kitzeln wanderte weiter über seine Wangen und seine Augenbrauen. Scheinbar kroch eine Spinne oder eine Fliege auf ihm herum. Shikamaru versuchte sie zu verscheuchen, indem er mit einer Hand träge über sein Gesicht wischte. Die Bewegung verschaffte ihm jedoch nur für ein paar Sekunden Ruhe, bevor das Kitzeln wieder einsetzte. Es wurde begleitet von einem leisen Kichern… „Was zum…?“, murmelte Shikamaru undeutlich. Er zwang sich doch noch dazu die Augen aufzuschlagen. Grelles Sonnenlicht fiel durch die Fenster und blendete ihn für einen kurzen Moment. Er blinzelte, um die hellen Flecken aus seinem Blick zu vertreiben, ehe er Temaris schlanke Gestalt neben sich liegen sah und die Erinnerungen des letzten Tages wieder an die Oberfläche traten. Die Schlacht und das Morden… Die gebrochenen Augen seiner toten Schützlinge… Inos zerschnittener, regloser Leib im strömenden Regen… Temaris im Mondschein erleuchtete Haut und ihr schwaches Keuchen, als ihre Körper verschmolzen… „Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr aufwachen“, sagte Temari mit einem schadenfrohen Grinsen. Ihre nackte, honigfarbene Haut wurde nur spärlich von einer Decke bedeckt. Sie hatte den Kopf auf eine Hand gestützt und hielt mit der anderen eine gelbe Feder, die sie aus dem Kissen gezupft haben musste. „Du hast gepennt wie ein Stein…“ Zur Untermalung ihrer Worte strich sie mit der Feder an seinem Hals entlang, bis ein verräterischer Schauer durch seinen Körper zog. Gleichzeitig erwachte nun auch endlich sein Hirn aus dem Schlaf und fing sofort damit an auf Hochtouren zu arbeiten. Temari in seinem Bett… „Wie spät ist es?“ „Weit nach Mittag. Die Anderen turnen schon ziemlich lange da draußen herum“, bemerkte Temari uninteressiert, während sie die Feder weiter wandern ließ. Shikamaru konnte nicht verhindern, dass sein Atem schneller wurde. Trotzdem zwang er sich seine Gedanken zu sammeln. „Ich hätte schon längst bei ihnen sein müssen… Berichte schreiben, die Toten bergen, Schäden untersuchen…“ Er wollte sich von der Matte erheben, doch plötzlich lag Temaris Hand auf seiner Brust und drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück auf den Rücken. „Was soll das?“ „Du bist eh schon zu spät…“ Sie rutschte näher an ihn heran und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Schulter. „Also könnten wir noch…“ Ein weiterer Kuss. „…ein wenig länger…“ Noch einer. „…unseren Spaß haben…“ Ihre Zähne gruben sich spielerisch in seine Haut und brachten ihn dazu, scharf die Luft einzuziehen. Shikamaru versuchte einen klaren Verstand zu behalten und sich nicht wieder in der Lust zu verlieren. Es war keine Zeit dazu. Außerdem war Temari zwar eine schöne Frau, doch ebenso anstrengend wie jede andere auch… Die Kunoichi aus Suna rollte sich auf ihn, betrachtete ihn mit ihren glänzenden Malachitaugen und schien in seinem Gesicht die Zweifel lesen zu können. „Du bist manchmal echt ein Weichei, Shikamaru Nara… Was ist gegen ein bisschen Spaß einzuwenden? Wir werden schon nicht gleich heiraten, kleine Babys bekommen und in einem idyllischen Häuslein leben…“ Shikamaru wollte etwas erwidern, doch Temari ließ es gar nicht so weit kommen. Fordernd und ungestüm küsste sie ihn und erstickte somit sofort sein halbherzig ausgesprochenes „Aber…“ ~°~ Naruto saß auf seinem Krankenbett und starrte missmutig aus dem Fenster. Draußen war das ganze Dorf auf den Beinen, um alle entstandenen Schäden der Schlacht rückgängig zu machen. Seite an Seite reparierten die Bewohner zertrümmerte Hütten, sammelten Waffen und kaputte Rüstungsstücke von den Straßen und trugen die Opfer des Krieges vom Schlachtfeld, um sie den Heldengräbern beizusetzen. Auf den Gesichtern der Überlebenden mischte sich die Freude über den Sieg mit der düsteren Trauer über die vielen Verluste. Am liebsten wäre Naruto aus dem Zimmer geflüchtet und hätte sofort dabei geholfen das Dorf wieder in den vorherigen Zustand zu versetzen. Tatsächlich hatte er bereits versucht sich davonzuschleichen, kaum dass er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war, doch Sakura hatte ihn dabei erwischt, wie er gerade aus dem Fenster springen wollte. Eine deftige Kopfnuss später musste er ihr versprechen sich mit seinen Verletzungen vorerst auszuruhen. Es klopfte an der Tür. Naruto schaute sie erwartungsvoll an, in der Hoffnung, dass Sakura für einen Besuch vorbeikam. Als Medi-Nin hatte sie alle Hände voll damit zu tun die Verletzten zu behandeln und die Toten für die Zeremonien der Grabbeisetzung herzurichten. Doch anstatt wie Sakura nach dem Klopfen sofort einzutreten, blieb der Besucher vor der Tür stehen. „Herein“, sagte Naruto. Erst jetzt öffnete sich die Tür. Als Naruto erkannte, wer das Zimmer betrat, weiteten sich seine Augen so stark, dass das Weiß darin deutlich zu sehen war. „Hallo, Naruto-kun“, sagte Hinata verhalten, während sie die Tür leise hinter sich schloss und am Eingang stehen blieb. In der Hand hielt sie einen langen silbernen Stab mit dem Blinde beim Gehen den Boden abtasteten. „Hinata-chan“, entfuhr es ihm atemlos. Sofort wurde ihm bewusst, dass er seit ihrer Rückkehr nur einmal kurz bei ihrer zufälligen Begegnung auf der Straße mit ihr geredet hatte. Scham erfüllte ihn. „Hinata-chan… Ich…“ Die Kunoichi trat gemächlich näher. Ihr Stab wischte dabei über den Flur, bis er an einen Stuhl stieß und sie sich darauf niederließ. Naruto beobachtete jede ihrer Bewegungen und bemerkte dabei mit schmerzhaften Gewissensbissen ihren immer noch viel zu dünnen Körper. Ihre Augen waren gefüllt mit nichts als milchigem Weiß. „Wie geht es dir?“, fragte Hinata so selbstverständlich, als wäre sie zum wöchentlichen Teetrinken erschienen. Sie schien ihren Kopf in Richtung der Sonnenstrahlen auszurichten, wahrscheinlich weil sie die Wärme auf dem Gesicht spüren könnte. „Bist du schlimm verletzt? Ich habe es gehört, als du für uns alle gekämpft hast…“ „Gehört?“, wiederholte Naruto verwirrt. Hinata lächelte. Es säte einen wundersamen Frieden in sein Herz. „Wenn man einen Sinn verliert, verbessern sich oft die anderen. Es gibt viele Fälle, bei denen so etwas beobachtet werden konnte, und da meine Augen so außergewöhnlich stark waren, scheint sich das jetzt besonders auf mein Gehör auszuwirken… Jedenfalls habe ich alles von der Schlacht gehört… Und ich habe gehört, wie du dich alleine der ganzen Armee gestellt hast… Es war sehr mutig…“ Gegen seinen Willen spürte Naruto, wie er rot anlief, doch zum Glück konnte Hinata das nicht sehen. „Ach was… Es war nichts Besonderes… Es war Krieg, jeder hätte das getan…“ „Das habe ich immer an dir gemocht, Naruto-kun“, gestand Hinata. „Du bist selbstlos und mutig. Viele haben es am Anfang nicht gesehen, weil du so lebensfroh bist, doch schließlich mussten es alle einsehen…“ „Wenn ich so selbstlos wäre, hätte ich dich nicht aufgegeben“, erwiderte Naruto bitter und fuhr sich mit einer bandagierten Hand nervös durch die Haare. Zu seiner Überraschung blieb das Lächeln auf Hinatas Lippen hängen, auch wenn es nicht ganz so kraftvoll blieb wie vorher. „Am Anfang… wollte ich nicht wahrhaben, dass du aufgehört hattest nach mir zu suchen… Während meiner Gefangenschaft habe ich immer an dich gedacht… Immer…“ Es tut mir leid, Hinata… Es tut mir alles so leid… „Doch dann“, fuhr sie ruhig fort. „Haben mir alle erzählt, wie sehr du dich wegen mir gequält hast. Dass du kaum noch gegessen und geschlafen hast und immer auf der Suche nach mir warst, bis man dich dazu überreden musste aufzugeben… Als Shikamaru und Neji mir das erzählt haben, war ich glücklich… Du hast alles Menschenmögliche getan…“ Narutos Blickfeld verschwamm vor lauter Tränen. Hinata war ganz anders, als er sie in Erinnerung hatte. Sie war immer noch friedlich und sanft, doch gleichzeitig soviel erwachsener und reifer. Wahrscheinlich erwachsener als er jemals werden würde. Und obwohl ihr soviel Schlimmes widerfahren war, gab sie ihm keinerlei Schuld daran. „Hinata… Ich…“ Während ihm die Tränen lautlos über die Wangen liefen, stieg er aus seinem Krankenbett und ließ sich vor Hinata auf die Knie nieder. Sie bemerkte was er tat und richtete ihr Gesicht erschrocken in seine Richtung, als er die Stirn gegen den kalten Boden presste. „Es tut mir Leid, Hinata…“, schluchzte er. „Es tut mir Leid, dass ich aufgehört habe zu suchen… Es tut mir Leid, dass ich dich verloren habe und nicht beschützen könnte… Es tut mir Leid, dass ich nicht für dich da war, als du zurückgekehrt bist… Ich wünschte, ich könnte deine Schmerzen ungeschehen machen… Verzeih mir…“ Für lange Zeit rührte sich keiner der beiden. Als Naruto wieder aufsah, waren auch Hinatas blinde Augen feucht, doch ihr Lächeln schien durch nichts verdrängt werden zu können. Die Kunoichi legte eine leicht zitternde Hand auf sein blondes Haar. „Naruto-kun… Ich vergebe dir…“ Diese drei schlichten Worte befreiten Naruto von einer ungeheuren Last. Er spürte direkt, wie die Schatten aus seinem Herzen wichen und seine Schuldgefühle von ihrer Stimme zu einem kleinen Klumpen zusammengeschmolzen wurden. Sie verschwanden nicht vollständig, würden bei jedem Blick in ihr Gesicht da sein, doch nun, da sie ihm verziehen hatte, wurden sie erträglich… „Danke“, flüsterte er aufrichtig. Sie nickte ihm kaum merklich zu, nahm dann die Hand von seinem Schopf und stand auf. Auch Naruto erhob sich wieder und starrte Hinata fasziniert an. Wie hatte sie sich nur nach so langer Zeit der Qualen diese Reinheit bewahren können, die aus ihrem Körper zu strömen schien und sie umgab wie eine flimmernde Aura? Sie anzusehen war, als ob man in den blauen Himmel blickte und dabei alle Sorgen vergaß. „Du hast dich verändert“, murmelte Naruto. Hinata lächelte wieder. „Du dich auch… Es ist viel Zeit vergangen…“ Die Kunoichi griff nach ihrem Stab und schritt langsam zur Tür. Naruto sah ihr hinterher, bis sie fast gegangen war, bevor er sagte: „Ich werde Orochimaru töten und jeden seiner Männer… Das verspreche ich dir…“ Zum ersten Mal schwand ihr Lächeln. Es war nicht zu erkennen, was sie dachte oder fühlte. Doch dann murmelte sie mit zitternder Stimme ein einzelnes Wort, bevor sie ging: „Danke…“ ~°~ Nachdem Hinata das Krankenhaus verlassen hatte, genoss sie die kribbelnde Wärme der Sonne auf ihrer Haut und lächelte. Ihr Gespräch mit Naruto hatte ihr einen schweren Stein vom Herzen genommen. Noch vor ein paar Tagen hatte so viel zwischen ihnen gestanden, dass sie schon befürchtet hatte, sie würden nie wieder unbefangen miteinander reden können. Jedes Mal wenn sie an ihn gedacht hatte, hatte sie unweigerlich auch an Sakura denken müssen und wie liebevoll die beiden miteinander umgegangen waren. Es hatte ihr schwer zugesetzt, dass die beiden eine so enge Verbindung aufgebaut hatten, während sie in einem dunklen Kerker vergessen worden war… Doch als sie dann von ihren Freunden gehört hatte, wie besessen Naruto damals nach ihr gesucht hatte, und als sie die Schlacht gegen Iwagakure miterleben musste, war ihr klar geworden wie sehr sie sich Narutos Freundschaft zurückwünschte. Deswegen war sie zu ihm gegangen und hatte ihm verziehen. Sie hoffte, dass sie nun wieder ungezwungen miteinander umgehen konnten. Inzwischen hatte Hinata das Dorfportal erreicht. Es zog sie wieder aus dem Dorf, weg von den lauten Geräuschen, die durch die Reparaturen in Konohagakure überall zu hören waren und schmerzhaft in ihrem Schädel dröhnten. Keine Wache kümmerte sich um sie, als sie die zerschmetterten Mauern hinter sich ließ. Eine Weile lang tastete sie sich mit Hilfe ihres Stabes durch Gras, das von den Kämpfenden zertrampelt worden war, ehe sie in die kühlenden Schatten des Waldes eintauchte. Sie wurde begrüßt von den wohlklingenden Stimmen der Vögel und einer sanften Brise, die die Blätter rascheln ließ und sie erfrischte. Als Hinata so ziellos durch die Natur wanderte und weiter an ihr Gespräch mit Naruto zurückdachte, wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie nicht mehr in den blonden Ninja verliebt war. Sie war darüber selbst so verwundert, dass sie mitten in ihrer Bewegung innehielt. Wann war es dazu gekommen? Während ihrer Gefangenschaft hatte sie jeden Tag an ihn denken müssen und so ihre kindliche Verliebtheit weiter verstärkt. Er war der Einzige gewesen, der sich damals wirklich etwas aus ihr gemacht hatte, deswegen war sie sich so sicher gewesen, dass er es sein würde, der sie eines Tages rettete. Doch nachdem sie Sasuke kennen gelernt hatte und Neji ihr mit neuer Vertrautheit begegnete, hatte sie begriffen, dass auch andere Menschen sie mochten und ihre Zuneigung für Naruto keine wirkliche Liebe war, sondern eine tiefe, dankbare Freundschaft. Vielleicht hatte sie auch deswegen so gut mit ihm reden können, ohne das übliche Stottern… Hinata lauschte weiterhin aufmerksam auf die Geräusche in ihrer Umgebung. Diesmal überraschte es sie kaum, als sie nach kurzer Zeit das inzwischen vertraute Atmen von Sasuke in der Ferne vernahm. Doch irgendetwas daran war anders als sonst. Es klang gepresst und musste auch für normale Ohren deutlich zu hören sein, obwohl er doch sonst seine geheime Atemtechnik einsetzte, um unerkannt zu bleiben. Auf einmal wurde Hinata unruhig und die Freude über ihren bisherigen Nachmittag schwand. So schnell es ihre Behinderung erlaubte kämpfte sie sich mit ihrem Stab durch das Unterholz des Waldes. Schon nach ein paar Metern spürte sie, dass Sasuke nicht mehr fern war. „Sasuke-kun?“, rief sie vorsichtig durch den Wald. „Bist du hier?“ Als Antwort bekam sie ein gurgelndes Stöhnen. „Geh weg…“, sagte Sasuke mit erzwungener Gleichgültigkeit in der Stimme. Hinata kam trotzdem weiter näher, spürte wie ihr Stab seinen Körper streifte und ließ sich neben ihn nieder. „Was ist passiert?“, fragte sie besorgt, während sie ihn mit ihren Händen abtastete. Sie berührte etwas Nasses und Sasuke zuckte zusammen. Blut. Eine Wunde. „Du bist verletzt!“ „Geh einfach… Lass mich hier… Es ist nicht so schlimm…“ „Das klingt aber ganz anders! Sasuke-kun, sei ehrlich!“ Sie untersuchte ihn noch einmal, diesmal ganz vorsichtig, und fühlte wie sein warmes Blut an ihren Fingern kleben blieb. Sasuke stieß ihre Hand grob beiseite und schnaubte. „Verschwinde, Hinata! Ich will deine Hilfe nicht, ich brauche deine Hilfe nicht! Warum wollen mir immer alle helfen?“ Auf seine Worte folgte ein schrecklicher Hustenanfall, bei dem er Blut zu spucken schien. Hinata spürte die Angst nach ihr schnappen. Sie griff wieder nach seiner Wunde und bekam den kalten Kunaigriff zu fassen, der ihm aus dem Unterleib ragte. „Sasuke-kun…“, hauchte sie schaudernd. „Das nennst du „nicht so schlimm“?“ „Lass mich!“ „Du brauchst unbedingt einen Arzt! Ich muss dich ins Dorf bringen!“ „Nein!“, schrie Sasuke so bestimmt, dass Hinata erschrocken zusammenfuhr und die Hände zurücknahm. Einen Moment blieb Sasuke still, ehe er leiser fort fuhr: „Ich kann nicht zurück ins Dorf, versteh das doch endlich…“ „Du bist verletzt… weil du für das Dorf gekämpft hast, oder?“, fragte Hinata vorsichtig. Sein Schweigen war ihr Antwort genug. Sie überlegte fieberhaft, was sie für ihren Retter tun konnte. Schließlich krempelte sie sich mit klopfendem Herzen ihre Ärmel hoch und band das dunkle Haar zurück. „Was hast du vor?“, fragte Sasuke misstrauisch. „Ich kann dich nicht ins Dorf bringen, aber ich kann dich auch nicht so liegen lassen… Also muss ich dich behandeln…“ Sie packte mit einer Hand das Kunai, das in ihm steckte, und legte die andere gleich daneben. Tief durchatmend begann sie damit Chakra in die Wunde strömen zu lassen, bis sich Sasuke Muskeln unter ihrer Berührung entspannten. „Bist du… Medi-Nin?“, fragte Sasuke überrascht. Hinata gab ihm weiter ihr Chakra. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. „Nein“, gab sie unsicher zu, bevor sie das Kunai ohne Vorwarnung mit einem kräftigen Ruck entfernte. Sasuke bäumte sich unter ihren Händen auf und unterdrückte einen Schrei, doch Hinata hielt ihn behutsam fest und schickte ihm noch mehr Chakra. Die energetische Verbindung sorgte dafür, dass sie die Wunde auch ohne ihre Augen vor ihm Geiste sehen konnte. Durch ihren Willen lenkte sie das Chakra so, dass es die zerstörten Blutgefäße abdichtete und kaputtes Fleisch wieder zusammenfügte. Nach zehn endlosen Minuten nahm sie ihre Hände zurück. „Besser?“, fragte Hinata ängstlich. Sie fühlte sich erschöpft und ausgebrannt. „Ja“, antwortete Sasuke. Es klang, als wäre er selbst davon überrascht. „Wie hast du das gemacht, wenn du keine Medi-Nin bist? Das war eine hochgradige Heilkunst.“ „Bei… Orochimaru…“, erklärte sie stockend. „Da war es oft nötig, dass Kabuto mich heilte… Er musste es so oft tun, dass ich es selber lernte…“ Sie kniff die Augen zu und verdrängte die unheilschwangeren Erinnerungen, bevor sie wieder Besitz von ihr ergreifen konnten. Dann legte Sasuke Hinata plötzlich etwas um den Hals. Sie griff danach und fühlte eine dünne, feingliedrige Kette, an der eine Art Anhänger hing. Eine Weile tastete sie den Anhänger ab, bis sie die feinen Minischuppen und den länglichen Körper zuordnen konnte. „Eine Schlange…“ „Ich stehe in deiner Schuld… Wenn du jemals Hilfe brauchst, lasse etwas Chakra in die Kette fließen und ich werde zu dir kommen…“ „Das… das ist doch nicht nötig“, antwortete Hinata verblüfft. Ihr Gesicht wurde heiß. „Du hast mich schon einmal gerettet. Und noch einmal, als du das Dorf gegen Iwa verteidigt hast…“ „Behalte sie einfach.“ Sasuke bewegte sich etwas und lehnte sich gegen den dicken Baumstamm hinter seinem Rücken. Eine seiner Hände berührte ihre Haare, ihr Gesicht und schließlich ihre Augenlider. Wenn es überhaupt möglich war, wurde ihr noch wärmer. „Du scheinst auch ohne Augen etwas Besonderes zu sein“, sagte Sasuke nachdenklich. Dann zog er sie plötzlich an sich und küsste sanft ihre Stirn. „Es ist seltsam… Wenn du in der Nähe bist, scheint die Welt ein wenig heller zu sein, als würdest du die Schatten vertreiben…“ Hinatas Herz schlug schneller in ihrer Brust als bei ihrer Behandlung, während Sasuke keine Anstalten machte sie loszulassen. „Ich habe in letzter Zeit nicht viel geschlafen…“, sagte er. „Würde es dir etwas ausmachen ein bisschen so hier zu bleiben…? Du hältst die Albträume fern…“ Hinata nickte. Die Wärme hatte inzwischen jeden entfernten Winkel in ihrem Körper gefüllt. Und mit der gleichen seltsamen Gewissheit, mit der sie eingesehen hatte, dass sie Naruto nicht mehr liebte, begriff sie, dass sie Gefühle für den jungen Uchiha entwickelte… ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel XV - Der Antwort auf der Spur „Ich habe leider noch eine schlechte Nachricht zu melden“, fuhr Sakura dazwischen. Sie zog einen kleinen Beutel unter dem Tisch hervor. Darin lagen winzige, blutige Metallsplitter. „Wir haben einige Fragmente der Waffe, die gegen Ino benutzt wurde, aus ihrem Körper entfernt und untersucht…“ Sie seufzte kurz. „Wie es aussieht, gehören sie zu einem Kunai aus Konoha…“ ~°~ Innerlich verfluchte sich Sasuke für seine Naivität und für die Sorglosigkeit von Suna und Konoha. Nach der Schlacht hatte niemand daran gedacht weiter Späher auszuschicken… Deswegen hatte man bisher auch nicht das riesige, durch Genjutsu verborgene Lager gefunden oder die gewaltige Masse von Shinobi aus Iwagakure, die sich dort versammelte… Kapitel 15: Der Antwort auf der Spur ------------------------------------ Neues Kapitel, neues Kapitel. Ich fürchte, es ist mehr wieder so ein Übergangsding, aber danach geht es garantiert in die Vollen! Ich hoffe ihr habt trotzdem euren Spaß dran ;) Immer schön lesen. Und danke für das dritte 50er-Packet Kommis! ;) @Hinji: Äääähm... DAS ist eine GUTE Frage... Du stellst mich hier ganz schön bloß... Hab mich nochmal schlau gemacht und muss sagen, dass du absolut recht hast. Eigentlich findet Hinata Naruto ja nicht so toll, weil er sie beachtet, sondern weil er seinen Ninjaweg eisern weitergeht und niemals aufgibt... Verdammt! >.< Aber ist ja jetzt für die Story nicht sooo wichtig... Asche auf mein Haupt!!! @FanfictionHunter: Deine Fragen habe ich hoffentlich zufriedenstellend beantwortet ;) Was die Sache mit dem Todesfall angeht... Lass dich überraschen. Es wird (hoffentlich) unerwartet kommen! xD @inkheartop: Naja, ohne Schnulz geht's bei mir nicht :p Genauso wenig wie ohne Klischees! @Hinata92: Zur Schlangenkette: Mir ist nix besseres eingefallen... >.< @lovely_Julia: Mal schauen, was sich da noch machen lässt! ;) ~~~°~~~ Kapitel XV – Der Antwort auf der Spur ~~~°~~~ Sakura betrat das Krankenzimmer und musste lächeln, als sie Naruto sah. Er lag alle Viere von sich gestreckt auf seinem zerwühlten Bett und schnarchte einen ganzen Wald zusammen. Bedächtig legte sie die Mappe, die sie mit sich trug, auf ein Nachtschränkchen und trat an sein Bett, um ihn zu betrachten. Im Sonnenlicht strahlte sein zerzaustes Haar. Er wirkte friedlich, ein bisschen wie ein kleines Kind. Endlich ist er wieder der Alte… Naruto hatte ihr nicht alles über Hinatas Besuch erzählt, doch die Hyuuga hatte es geschafft ihn von seinen schweren Selbstzweifeln zu befreien. Glücklich strich sie über seine Wange. Im nächsten Moment riss Naruto die Augen auf, schnappte nach ihrer Hand und zog sie zu sich auf das Krankenbett um sie zu küssen. Sakura ließ sich treiben von dieser zärtlichen Geste, bis Naruto den Kuss beendete und ihr ein breites Fuchsgrinsen schenkte. „Reingefallen!“ „Du bist so ein Idiot“, erwiderte sie lachend, während sie ihm das Kissen unter dem Kopf wegzerrte und damit nach ihm schlug. Seine Wunden heilten so schnell, dass sie keine Rücksicht darauf nehmen musste. Naruto ächzte unter dem Daunenschlag, ehe er ihr die kuschelige Waffe blitzschnell abnahm und seinerseits nach ihr ausholte. Eine Weile lang rangelten sie so miteinander und Sakura schmerzte schon der Bauch vor Lachen, als Naruto sie plötzlich an sich zog und noch einmal küsste, diesmal jedoch länger und mit viel mehr Leidenschaft. Als sie sich trennten, waren ihre Gesichter gerötet. „Ich muss zu einer Besprechung“, hauchte Sakura. „Och nö!“ „Doch.“ Sakura entwand sich seinem Griff und lachte dabei noch mehr. „Aber wenn du weiter so brav hier bleibst, kann ich dich bald entlassen.“ Sie zwinkerte ihm zu, lief besonders schwungvoll zur Tür und hatte das Gefühl, dass sie selten glücklicher in ihrem Leben gewesen war. Vielleicht wird nun endlich alles gut… Im selben Augenblick betrat eine junge Medi-Nin verhalten den Raum. „Sakura-san… Ich habe die Ergebnisse über die Analysen, die du verlangt hast…“ Sakura nahm ihr ein Klemmbrett mit einigen Tabellen aus der Hand. Als sie sah, was darauf stand, verpuffte ihr Hochgefühl wie eine zerplatzte Seifenblase. Zu früh gefreut… ~°~ Als Shikamaru den Raum betrat, waren ihm die Blicke aller Anwesenden nur zu deutlich bewusst. Shizune, Gaara, Kankuro, Neji, Kakashi und einige andere Ninja von Rang und Namen saßen an einem breiten Konferenztisch vor verschiedenen Dokumenten. Die Versammlung hatte schon vor mehr als einer halben Stunde begonnen und er war deutlich zu spät. Shizune, die gerade eine kleine Anrede gehalten hatte, hielt mitten in ihrem Satz inne und begutachtete ihn missbilligend, bevor sie mit einer Kopfbewegung unwirsch auf einen freien Stuhl deutete. Shikamaru murmelte eine unverständliche Entschuldigung, während er sich rasch setzte. Verdammtes Weib… Temari war Schuld an seiner Verspätung. Obwohl inzwischen ihre Kameraden aus Suna Lager im Dorf aufgeschlagen hatten, nistete sie sich weiter in seiner Wohnung ein. Am Tag sahen sie sich kaum, doch in der Nacht teilten sie sich das Bett, genau wie am Morgen. Wenn Shikamaru sie sah, musste er oft an seinen Vater denken, der ausweglos unter dem Pantoffel einer Frau stand und ihr doch nicht widerstehen konnte. Scheinbar wurde er seinem alten Herrn immer ähnlicher… „Hey Shikamaru“, grüßte jemand leise neben ihm. Er wandte sich zur Seite und blickte in Kurenais rubinrote Augen. Seit Asumas Tod hatte sich zwischen ihnen aufgrund der geteilten Trauer eine tiefe Freundschaft gebildet. Die Kunoichi zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „Bist du aufgehalten worden?“, fragte sie grinsend und strich sich mit einem Finger über den anmutigen Hals, während Shizune ihren Vortrag über den Fortschritt der Reparaturen fortsetzte. Shikamaru zog zunächst verständnislos die Augenbrauen zusammen, bevor er sein Spiegelbild im Fenster erspähte. Obwohl es nur blass reflektiert wurde, sah man deutlich die roten Bissspuren und purpurnen Kussflecke auf seiner Haut. „Verdammtes Weib!“, entfuhr es ihm zischend. Shizune stoppte ein weiteres Mal und die Augen aller Anwesenden legten sich bohrend auf ihn. Mit eingezogenem Kopf murmelte Shikamaru eine Entschuldigung, die noch schwerer zu verstehen war als die erste. Er zupfte den Kragen seiner Shinobiweste hoch, damit die verräterischen Male wenigstens halbwegs verborgen blieben. Neben ihm lachte Kurenai hinter hervor gehaltener Hand und tarnte es als Hüsteln, als Shizunes strafender Blick sie traf. „Ziemlich wild, dein Suna-Mädchen“, flüsterte Kurenai belustigt. Shikamaru rollte mit den Augen, ging nicht darauf ein und versuchte stattdessen, endlich der Versammlung folgen zu können. Shizune redete noch eine ganze Weile über den Fleiß aller beim Wiederaufbau des Dorfes. Die meisten Gebäude waren seit der Schlacht vor drei Tagen wieder aufgebaut und die Mauer befand sich mitten in den Reparaturen. „Wir möchten auch noch einmal unseren Dank an unsere Freunde aus Suna aussprechen, die uns so tatkräftig zur Seite stehen.“ Shizune verneigte sich in Richtung Gaara und Kankuro, die das Sandreich repräsentierten. „Kazekage-sama, seid gedankt…“ „Es war mir eine Ehre“, erwiderte Gaara mit unbewegter Miene. Kankuros Blick jedoch kreuzte plötzlich den von Shikamaru. Mit einem wenig freundlichen Blick tippte er sich an den Hals, ehe er die Hand zur Faust ballte. Offensichtlich waren auch ihm Temaris Andenken nicht entgangen… Wie anstrengend… „Als nächstes möchte Sakura Haruno etwas sagen. Sie ist heute als Stellvertreterin der Medi-Nin bei uns“, erklärte Shizune, bevor sie der rosahaarigen Kunoichi das Wort überließ. Sakura räusperte sich kurz und sortierte ein paar Papiere. „Zunächst möchte ich für die Unterstützung bei der Bergung der Toten danken. Außerdem freut es mich sagen zu können, dass alle Verletzten des Intensivbereiches inzwischen außer Lebensgefahr sind…“ Allgemeines erleichtertes Gemurmel erfüllte den Raum. „Auch Ino Yamanaka wird nach meinen Analysen schon bald aus dem Koma erwachen. Wie Shikamaru bei der letzten Versammlung vorgeschlagen hat, könnten wir dann ihre Fähigkeiten nutzen und in Hinatas Erinnerungen nach einem Anhaltspunkt über den Verräter in unseren Reihen forschen, den wir hinter dem Attentat auf Tsunade-sama vermuten…“ Ino wird wieder aufwachen… Diese Neuigkeit besserte Shikamarus Laune schlagartig. Er bekam kaum mit, wie sich jemand nach Tsunades Zustand erkundigte, so sehr durchflutete ihn die Freude. „Tsunade-samas Zustand bleibt leider unverändert. Wir wissen nicht genau, wann sie aufwachen wird, doch ihre Serumtherapie können wir frühestens in einer Woche absetzen…“ „Ich hoffe, wir können so lange weiter auf Suna zählen“, sagte Shizune ernst. Gaara nickte. „Selbstverständlich bleiben wir, bis sich die Lage hier wieder normalisiert hat.“ „Ich habe leider noch eine schlechte Nachricht zu melden“, fuhr Sakura dazwischen. Sie zog einen kleinen Beutel unter dem Tisch hervor. Darin lagen winzige, blutige Metallsplitter. „Wir haben einige Fragmente der Waffe, die gegen Ino benutzt wurde, aus ihrem Körper entfernt und untersucht…“ Sie seufzte kurz. „Wie es aussieht, gehören sie zu einem Kunai aus Konoha…“ „Was?“, rief Shikamaru entsetzt. Plötzlich war er auf den Beinen, die Arme auf dem Tisch abgestützt und weit nach vorne gelehnt. Wieder lagen die Blicke aller auf ihm, doch diesmal kümmerte es ihn kein bisschen. Seine Gedanken rasten. Er brauchte nur einen Moment, bis er verstand was geschehen war. Ich selbst… habe sie zur Zielscheibe gemacht… Jemand musste mitgehört haben, als er Temari von seiner Idee erzählt hatte. Der Verräter. Er war zum Greifen nahe gewesen, irgendwo inmitten des Dorfes, und hatte mitbekommen, wie er davon sprach, dass sie mit Inos Fähigkeiten Hinatas Erinnerungen durchleuchten wollten. Dann hatte er die Gunst der Schlacht genutzt, um Ino möglichst unauffällig zu beseitigen. „Doch das heißt… dass er sich davor fürchtet… Irgendwo in Hinata verborgen muss die Antwort darauf liegen, wer in unserem Dorf gegen uns arbeitet!“, rief Shikamaru begreifend. Die anderen starrten ihn verständnislos an, weil sie nicht verstanden was er meinte. „Shizune, ich bitte um Erlaubnis die Versammlung zu verlassen und Ino Schutz zu bieten.“ Er wartete nicht auf die Antwort. Er rannte sofort los. ~°~ Sie war entsetzlich müde. Ihr ganzer Körper fühlte sich taub an und an ihren Gliedern schienen Gewichte zu hängen. Sie versuchte ihren Arm zu heben, doch es gelang ihr nicht einmal die Augen zu öffnen. Nur ihre Ohren funktionierten und ihr Tastsinn. Sie lag offensichtlich in einem weichen Bett, auch wenn der größte Teil ihrer Haut in einen gröberen Stoff gewickelt sein musste. Bandagen? Sie versuchte sich zu erinnern, was passiert war, bevor sie in der Dunkelheit versunken war, doch nur Bruchstücke blitzten vor ihrem Geist auf: Verwundete auf improvisierten Feldbetten, wilde Schreie, Kämpfe in der Nähe und schließlich Schmerzen, rotes Blut und kalter Regen. Ihr Kopf tat weh und Haare hingen ihr vor dem Gesicht. Verbissen versuchte sie noch einmal, ihre Muskeln irgendwie in Bewegung zu bringen. Los, du musst wach werden! Du musst aufstehen! Ino öffnete die Augen. ~°~ Sasuke hockte in der Krone eines Baumes und ließ ein Kunai abwesend durch die Luft wirbeln. Seine freie Hand strich dabei über die feine Narbe, die sich über seinen Unterleib zog und das einzige Überbleibsel der schweren Wunde war, die ein Iwa-Ninja ihm während der Schlacht geschlagen hatte. Es war zwei Tage her, dass Hinata ihn behandelt hatte und doch konnte Sasuke nur schwer damit aufhören an sie zu denken. Er spürte, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Sie beruhigte sein inneres Chaos, schmolz sein Eis, erhellte seine Finsternis. Es war ein seltsames Gefühl, das er das letzte Mal vor vielen Jahren im Schoß seiner Familie erlebt hatte, und irgendwie erschreckte es ihn genauso, wie es ihn faszinierte. Warum fühlt es sich so… richtig an? Die gleiche Frage, die ihn während der Schlacht beschäftigt hatte. Irgendwie veränderte er sich, seit er die junge Hyuuga aus ihrer Zelle befreit hatte. Der Rachedurst wurde schwächer und der Wunsch nach seiner Heimat, der schon immer irgendwo in einem verborgenen Winkel seines Verstandes gesteckt hatte, gewann immer mehr an Kraft. Bereits jetzt hielt er sich viel länger als nötig in der Nähe von Konoha auf. Die alten Verstecke von Orochimaru hatte er längst erfolglos abgesucht und die Armee von Iwagakure war zurückgeschlagen worden. Also warum war er noch hier? Warum suchte er nicht weiter nach Itachi? Ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist… Mit einem Kopfschütteln versuchte Sasuke seine Gedanken zu verdrängen, genau wie die Erinnerungen an das berauschende, lebendige Gefühl, dass er empfunden hatte, während er sein altes Heimatdorf verteidigte. Lässig ließ er das Kunai verschwinden und sprang von einem Ast zum nächsten. Es war Zeit zu gehen. Bevor ich mich nicht mehr von ihr lösen kann… Vor ihm tat sich wieder sein alter Weg des Rächers auf, der ihm soviel einsamer und leerer erschien als früher, während hinter ihm Konoha immer kleiner wurde. Dann hörte er plötzlich ein verdächtiges Geräusch. Sofort blieb er lautlos im nächsten Baum sitzen und verharrte. Eine Weile lang geschah nichts, doch dann huschten zwei Gestalten unter ihm hinweg. Sasuke glitt lautlos zu Boden und verfolgte die beiden. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Nur nach kurzer Zeit bestätigte sich seine Befürchtung. Innerlich verfluchte er sich für seine Naivität und für die Sorglosigkeit von Suna und Konoha. Nach der Schlacht hatte niemand daran gedacht weiter Späher auszuschicken… Deswegen hatte man bisher auch nicht das riesige, durch Genjutsu verborgene Lager gefunden oder die gewaltige Masse von Shinobi aus Iwagakure, die sich dort versammelte… Es kam mir schon merkwürdig vor, dass sie so wenige waren… Sasuke entfernte sich unbemerkt und sprintete los, sobald er außer Hörweite des Lagers war. Es ist noch lange nicht ausgestanden… Naruto… Sakura… Hinata… ~°~ Mit einem ungeduldigen Ruck riss Shikamaru die Tür zum Krankenzimmer auf und stürzte ins Innere. Der Anblick, der sich ihm bot, war schockierend. Doch es war kein vertrauter Ninja, der sich mit einem blitzenden Kunai über Inos Bett beugte, so wie Shikamaru es sich panisch ausgemalt hatte. Stattdessen saß die blonde Kunoichi selbst aufrecht in ihrem Bett und blickte ihn verständnislos aus ihren blauen Augen heraus an. „Du bist wach?“, fragte er platt. Normalerweise hasste er es, wenn Menschen das Offensichtliche aussprachen, doch diesmal konnte er sich selbst nicht davon abhalten. Neben ihnen befanden sich noch zwei Medi-Nin im Zimmer, die geschäftig Notizen machten und an den Geräten neben Inos Bett hantierten. „Sie ist gerade erwacht“, erklärte eine von ihnen. „Und noch sehr schwach und ein wenig verwirrt. Sie braucht jetzt Ruhe.“ „Aber ich muss sie sprechen!“ „Ich denke, dass das auch bis morgen warten kann…“ „Nein, kann es nicht. Ich bin Jo-Nin und benötige ihre Aussage zu einer Gelegenheit, die das ganze Dorf betrifft. In so einem Fall, kann ich ihnen befehlen das Zimmer zu verlassen!“ „Sehr wohl“, murmelten beide Medi-Nin hastig, ehe sie sich zurückzogen. Shikamaru setzte sich rasch an Inos Seite. Die Kunoichi wandte ihm langsam den Kopf zu. „Du hättest… nicht so mürrisch sein müssen… Das bist du immer, Shika…“ „Ino, ich muss wissen, wer dich angegriffen hat. Hast du es gesehen?“, hakte Shikamaru nach. Er griff nach einer ihrer Hände, die verbunden war, und sie starrte leicht verwundert darauf herab. Dann schien sie sich erst an seine Frage zu erinnern. „Angegriffen? Nein…“ Sie griff sich an den Kopf, als habe sie Schmerzen. „Ich bin von hinten attackiert worden… Außerdem war so viel durcheinander… Es war… schrecklich…“ Shikamaru drückte mitfühlend ihre Hand. „Es tut mir Leid, Ino… Dass ich nicht bei dir sein konnte und dass ich dich so überfalle, aber ich brauche unbedingt deine Hilfe. Sobald du wieder bei Kräften bist, musst du deine Künste benutzen, um in Hinatas Erinnerungen zu sehen. Es kann sein, dass sich dort etwas verbirgt, das uns deinen Angreifer nennt… Den Verräter…“ „Verräter?“ „Er hat schon viel Unheil angerichtet. Er hat das Attentat auf Tsunade unterstützt und danach die Information über ihren Zustand nach draußen weitergegeben… Es wurde nur Wenigen anvertraut, damit keine Panik ausbricht…“ „Ich… verstehe nicht…“, murmelte Ino ermattet. Shikamaru bemerkte, dass sie erschöpft war, doch es war einfach zu wichtig, um Rücksicht nehmen zu können. „Er arbeitet mit Orochimarus Leuten zusammen, vielleicht mit der Schlange selbst… Wir müssen ihn so schnell wie möglich finden und aus dem Verkehr ziehen. Hinata könnte eine Erinnerung verdrängt haben, die uns wichtige Informationen über den Verräter gibt. Vielleicht hat sie auch gewisse Details in ihrer Lage übersehen…“ Ino betrachtete Shikamarus sorgenvolles Gesicht, dann wieder seine Hand, die ihre fest drückte. Schließlich lächelte sie müde. „Natürlich mach ich das für dich, Shika… Gib mir nur etwas Zeit zum Ausruhen… Morgen, okay? Morgen…“ „Natürlich“, erwiderte Shikamaru dankbar. „Ich werde alles vorbereiten…“ ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel XVI - Hinatas Qualen „Also… wie funktioniert das Ganze?“, fragte Hinata kleinlaut. „Ich werde meinen Geist mit meiner Shintenshin No Jutsu in deinen Körper überführen. Doch anders als normalerweise verdränge ich damit nicht deinen Geist zu mir, sondern wir werden beide in deinem Kopf sein. Ich werde mich zwischen deinen Erinnerungen bewegen können und sie erleben, als würden sie mir selbst geschehen…“ ~°~ Doch Shikamaru wusste, wer da vor ihm stand. „Sasuke…“ Kapitel 16: Hinatas Qualen -------------------------- Haaallo, zum Glück habe ich soviele Kapitel im Voraus geschrieben, denn das letzte Kapitel will und will einfach nicht fertig werden. Eigentlich habe ich alles schon im Kopf, aber irgendwie läuft's nicht so wie ich will. Dabei habe ich sogar Urlaub, also ZEIT (Wenn ich nicht Schwofen bin)!!! Egal, euch betrifft das ja (noch) nicht! Also hier wieder ein neues Stück meiner Arbeit!! @lovely_Julia: Wer der Verräter ist? Lies einfach dieses Kapitel..... ;) @FanfictionHunter: Man, du machst ja einen auf Shikamaru xD Zur ENS kann ich nur sagen, dass ich die immer verschicke, direkt nachdem ich das Kapitel reingestellt habe. Danach ist es ja ganz von Animexx abhängig, wie lange es dauert, bis man es lesen kann. Dass das letzte dabei so lange gebraucht hat, hat mich auch echt verwundert... Zur Zeit sind wohl so viele Leute kreativ?! @Joey-Namikaze-kun: Maaan, alle fangen sie jetzt an mein Meisterwerk in Frage zu stellen! Habt ihr kein Vertrauen in den Autor? :p Aber du hast natürlich völlig recht, eigentlich könnte es auch ein anderes Yamanaka-Mitglied machen, aber wäre das nicht langweilig? xD Deswegen spinn ich es mir jetzt mal zurecht: Die Art, wie diese Kunst aufgebaut ist, basiert stark auf Vertrauen, das zwischen Hinata und Ino größer ist als zu einem Fremden der Yamanakas. Außerdem klappt sie besser, wenn der Altersunterschied von Anwender und Empfänger nicht so groß ist! (Gut die Kurve gekriegt, oder?) ~~~°~~~ Kapitel XVI - Hinatas Qualen ~~~°~~~ Die Sonne schob sich als roter Feuerball hinter dem Andachtsberg der Hokages hervor und überzog die Dächer des Dorfes mit ersten Sonnenstrahlen. Ein frischer Hauch der Nacht lag noch über dem Ort. Die Hähne waren gerade dabei die Bewohner mit ihrem Krähen zu wecken und die Straßen lagen bis auf ein paar verstreute Wachen verlassen dar. Nur Shikamaru lehnte bereits an der Wand des Krankenhauses und zog tief an seiner Zigarette, um die Müdigkeit aus dem Körper zu vertreiben. Sein Geist lief bereits auf Hochtouren und die Erwartung in das, was bald geschehen würde, machte ihn unruhig. Der Rauch, den er ausstieß, war im Licht des Sonnenaufgangs beinahe unsichtbar. Nun ist es also bald soweit… Die ganze Nacht lang hatte Shikamaru Vorbereitungen für diesen Moment getroffen. Er hatte dafür gesorgt, dass Ino alles bekam, was ihr dabei half schnell wieder auf die Beine zu kommen. Als man ihr am ganzen Körper neue Verbände gegen die fürchterlichen Schnittwunden gab, bestand er darauf selbst dabei Hand anzulegen, denn er musste sich dazu zwingen ihre schweren Verletzungen anzuschauen, um seine Entschlossenheit und seinen Hass auf den Verräter zu schüren. Er hatte auch bereits mit Hinata gesprochen und sie dazu überredet ihren Verstand für Ino zu öffnen. Und er hatte ausgemacht, dass die Erinnerungssuche noch in den Morgenstunden durchgeführt werden sollte. Denn Zeit war kostbar. Hoffentlich bringt es uns weiter… Der Verräter muss gefunden werden… Shikamaru nahm noch einen Zug aus Nikotin und Teer. Dabei fiel ihm ein allzu vertrautes Mädchen in einem schwarzen Kimono auf, das auf ihn zustürzte. Als er ihr zorniges Gesicht sah, schwante ihm Übles. „Wo zum Teufel bist du gewesen?“, fauchte Temari ihn an, kaum dass sie vor ihm stand. „Du warst die ganze Nacht weg! Ich habe gewartet!“ „Ich musste mich um Ino kümmern.“ „Schon wieder die Geistwanderin?“ Temari funkelte ihn böse an, ehe sie ihm eine schallende Ohrfeige verpasste. „Du Idiot!“, knurrte sie. Im nächsten Moment verpasste sie ihm einen stürmischen Kuss und rauschte wieder davon, bevor Shikamaru Zeit hatte irgendwie zu reagieren. Was war denn DAS? Er mochte ein Meisterstratege sein, doch das Verhalten von Mädchen und Frauen blieb ihm ein Geheimnis. Sein Blick streifte das Fenster, hinter dem Inos Zimmer lag. Er glaubte Bewegungen dahinter zu erkennen. Schlagartig wurde sein verdutztes Gesicht wieder ernst und er inhalierte einen neuerlichen Schwall von Zigarettenrauch. ~°~ Ino betrachtete Hinata nachdenklich. Die junge Hyuuga saß steif und angespannt auf einem einfachen Stuhl mitten im Zimmer und ließ ihre blinden Augen unruhig hin und her wandern. Offensichtlich gefiel ihr der Gedanke an die bevorstehende Prozedur nicht besonders. „Hör mal, Hinata. Bist du dir sicher, dass du das möchtest? Ich bin noch nicht besonders gut mit dieser Kunst und werde sie nur durchführen können, wenn du es zulässt…“ „I-Ich weiß“, murmelte Hinata schuldbewusst. „Das kam alles nur so plötzlich. Ich möchte ja auch, dass derjenige gefasst wird, der dich und mich angegriffen hat… Aber seit meiner Zeit bei Orochimaru… Seit damals… Es ist nicht einfach, wieder Untersuchungen an mir zuzulassen…“ „Das kann ich verstehen.“ „Außerdem… Ich… Es gibt Erinnerungen, die ich für mich behalten möchte. Dinge von früher… Und versprich mir bitte, dass du aufhörst, kurz bevor ich gerettet werde… Das ist etwas, dass ich nicht teilen möchte…“ Ino nickte ernst. Sie fand die Bitte seltsam, dass sie nicht an Hinatas Rettung teilhaben sollte, doch da die Kunst, die sie anwenden wollte, empfindlich von der Vertrauensbasis zwischen ihnen abhängig sein würde, wollte er ihr nachkommen. Die Möglichkeit, dass sie nicht verhindern konnte einzelne Eindrücke der Erinnerungen außerhalb von Hinatas Gefangenenzeit aufzunehmen, behielt sie trotzdem lieber für sich. In Shikamarus Augen hatte sie gesehen, wie dringend er die Identität des Verräters erfahren wollte, und sie würde ihn auf keinen Fall enttäuschen, auch wenn sie dafür nicht ganz ehrlich sein musste. „Also… wie funktioniert das Ganze?“, fragte Hinata kleinlaut. „Ich werde meinen Geist mit meiner Shintenshin No Jutsu in deinen Körper überführen. Doch anders als normalerweise verdränge ich damit nicht deinen Geist zu mir, sondern wir werden beide in deinem Kopf sein. Ich werde mich zwischen deinen Erinnerungen bewegen können und sie erleben, als würden sie mir selbst geschehen…“ Hinata wirkte erschrocken. „I-Ich… denke nicht…“ „Ich weiß, dass dir Schreckliches widerfahren ist. Im Notfall kann ich die Erinnerungen auch als Unbeteiligte betrachten, zum Beispiel wenn du… Schmerzen erdulden musstest…“ Ino zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, um etwas von der bedrückten Atmosphäre zu nehmen. „Hey, vielleicht wirst du auch ein bisschen aus meinem Kopf sehen, das passiert manchmal… Wenn du eine Erinnerung mit meinem Zimmer erwischst, achte bitte nicht zu genau auf die Poster…“ Hinata lächelte, wenn auch etwas kläglich. Ino setzte sich ihr gegenüber auf das Bett, sah ihr direkt ins Gesicht und begann damit die nötigen Fingerzeichen zu formen. „Entspann dich, Hinata…“ „Ich versuche es.“ Ino spürte das vertraute Gefühl, wenn sich der Verstand langsam löste. Der Raum fing an sich zu drehen, Farben verschwammen ineinander, alle Geräusche verblassten. Mit einer letzten, schnellen Bewegung beendete sie die Vorbereitung ihrer Kunst. „Shintenshin No Jutsu!“ ~°~ Shikamaru trat die Kippe aus und starrte weiter hinauf zu dem Fenster. Ino hatte ihm verboten es zu betreten, da sie für die Ausführung ihrer Kunst alleine sein musste und nicht gestört werden durfte. Um sich abzulenken, ging er in seinem Kopf ein paar Shogi-Partien durch, die er mit seinem Vater gespielt hatte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er die Konzentration verlor. Jemand versteckte sich in der Nähe. Shikamaru sah sich unauffällig um, doch ihm viel niemand auf. Doch was ihn noch viel unruhiger machte, war die Tatsache, dass die getarnte Person ihre Anwesenheit bewusst preisgegeben hatte, indem sie lauter atmete als vorher. Wenn sie wirklich gewollt hätte, wäre sie nicht erkannt worden. „Wer ist da?“, fragte Shikamaru, ohne sich von der Stelle zu rühren. Die Antwort kam aus einer dunklen Seitengasse, die noch nicht vom Licht der Sonne durchdrungen wurde. Er sah in den Schatten nur die ungefähren Umrisse einer Person und auffällig rotschwarze Augen, die wage Erinnerungen wach riefen. „Das ist nicht wichtig…“ Doch Shikamaru wusste, wer da vor ihm stand. „Sasuke…“ „Shikamaru Nara, hör mir jetzt genau-“ „Warum sollte ich das tun? Du bist ein Verräter des Dorfes, ein Ausgestoßener. Du hast Naruto einmal fast getötet und viele in Konoha enttäuscht und verletzt. Was willst du hier?“ „Euch warnen…“ „Wovor?“, fragte Shikamaru automatisch. Er kniff die Augen zusammen, versuchte mehr von Sasuke zu erkennen, doch der Uchiha blieb in Dunkelheit gehüllt. „Die Ninja aus Iwagakure haben nicht die gesamte Armee bei der Schlacht eingesetzt. Eine große Einheit lagert noch außerhalb des Dorfes. Sie können jeden Moment angreifen.“ Die eisige Klaue der Furcht verkrallte sie in Shikamarus Eingeweiden und schien sie auseinanderzerren zu wollen. Er musste sich zusammenreißen, um seine Stimme ruhig zu halten, als er kalt fragte: „Warum sollte ich das glauben?“ „Weil Konoha meine Heimat ist.“ „Du hast deine Heimat aufgegeben, als du abgehauen bist. Als du dich Orochimaru angeschlossen hast, demjenigen, der in alledem seine Finger im Spiel hat!“ „Es ist egal, ob du mir glaubst oder nicht, der Angriff wird so oder so geschehen. Der einzige Unterschied wird sein, ob ihr ihm vorbereitet entgegentretet oder davon überrollt werdet.“ Sasuke sah sich gründlich um, bevor er einen Schritt aus den Schatten machte und sich dem Licht preisgab. Shikamaru erkannte sofort, dass er derjenige war, den sie damals in Orochimarus altem Versteck gesehen hatten. Im gleichen Moment erinnerte er sich auch an die Feuerexplosionen im Wald, kurz vor der Schlacht. „Du hast mit uns gekämpft…“ „Ich habe für das Dorf gekämpft. Und für Hinata.“ „Für Hinata?“, wiederholte Shikamaru ungläubig. In seinem Kopf setzten sich einige bisher unpassende Puzzleteile in das Gesamtbild ein. „Du hast sie befreit, richtig? Deswegen wollte sie uns nichts darüber sagen. Um dich zu schützen…“ Sasuke sagte nichts. Es genügte Shikamaru als Antwort. Eine Zeit lang starrten sie sich nur an. „Geh“, zischte der Nara schließlich. „Geh und lass dich nicht sehen. Ich werde Shizune informieren und sagen, dass ich es selbst herausgefunden habe. Dein Name wird nicht auftauchen.“ Sasuke zog sich wieder in die Schatten zurück. „Es sei denn… Sasuke, willst du etwa wieder zurück nach Konoha?“ Shikamaru erhielt keine Antwort, denn der Uchiha war bereits verschwunden. Er rannte in die Gasse, doch bis auf eine streunende Katze und ein paar überlaufende Mülleimer war sie verlassen. Fluchend stürmte er weiter, jedoch nicht um Sasuke einzuholen, sondern um möglichst schnell den Turm der Hokage zu erreichen. Scheinbar bekam er keine Ruhe. Die Verwicklungen nahmen einfach kein Ende. Erst wurde der Hokage angegriffen, dann kehrte Hinata zurück, dann der ausbrechende Krieg, dann Sasuke und überall schien Orochimaru die Fäden zu ziehen. Wann hört das alles endlich auf? Seine Überlegung endete abrupt, als Shikamaru in einer verlassenen Gasse einen schweren Schlag gegen den Kopf bekam. Die Welt kippte bedrohlich und er stürzte durch die Wucht der Attacke seitlich zu Boden. Benebelt hörte er, wie Schritte auf ihn zukamen. „Ich fürchte, ich kann dich nicht einfach gehen lassen, Shikamaru Nara… Nicht jetzt, wo ich so kurz davor bin Konoha endgültig in den Abgrund zu stoßen…“ ~°~ Eine der ersten Erinnerungen, die Ino fand, zeigte Hinata im Alter von fünf Jahren. Sie befand sich auf dem Trainingsgelände des Hyuuga-Anwesens und wehrte ein paar aus Holz geschnitzte Trainingskunai ab, die aus allen Richtungen auf sie geworfen wurden. Mithilfe ihrer Byakugan gelang es Hinata einige der Geschosse abzuwehren, doch die anderen trafen sie schmerzhaft an Bauch und Schultern, bis sie zusammensackte. Ino beobachtete die Szene erschrocken. Sie hatte sich dazu entschlossen die Erinnerungen von Anfang an aus der Perspektive der unbeteiligten Dritten zu beobachten, um den möglichen Qualen, die auf sie lauern würden, zu entgehen. Trotzdem litt sie zusammen mit dem kleinen Mädchen, während sie wie ein unsichtbarer Geist zwischen mehreren murrenden Mitgliedern der Hyuuga-Familie stand. „Nur 17 von 30 Angriffen abgewehrt. Das ist erbärmlich“, murmelte ein älterer Mann unzufrieden, ohne sich Mühe zu geben seine Stimme zu senken. Hinata lag zusammengekrümmt am Boden und schien mit den Tränen zu kämpfen. Ino konnte sich nicht von dem Anblick lösen. Im Alter von fünf Jahren hatte sie noch mit Puppen gespielt und nicht bereits für das Leben der Shinobi trainiert… Plötzlich sah die junge Hinata Ino mitten ins Gesicht und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Bitte“, hallte die Stimme der Hyuuga durch die Luft, obwohl sich ihr Mund nicht bewegte. „Bitte… lass meine Kindheitserinnerungen in Ruhe…“ Ino löste sich erschrocken von der Erinnerung und stieß sie davon. Mit ihrem Geist versuchte sie stattdessen die Zeit der Gefangenschaft zu sich heranzuziehen. Außerhalb ihrer Reichweite spürte sie die Erfahrungen deutlich. Sie waren schwarz in einem sonst schneeweißen Wesen, wie ein krankhaftes Geschwür in dem gesunden Verstand. Auf ihrem Weg zu ihrem Ziel blitzten andere Bilder aus Hinatas Leben an ihr vorbei. Ino wühlte sich durch Momente von Freude und Trauer, Glück und Enttäuschung, Freundschaft und Einsamkeit. Einmal sah sie, wie Hinata mit Kurenai auf einer Bank saß und sich von ihr Mut zusprechen ließ. Im nächsten Moment saß sie bei der Chu-Nin-Prüfung und gab Naruto die Möglichkeit bei ihr Abzuschreiben. Als sie gegen Neji kämpfte, setzte sie ihr Leben aufs Spiel um zu beweisen, dass sie nicht schwach war. Sie bangte um Kiba und Naruto, die ausgezogen waren um Sasuke nach Konoha zurückzuholen. Schon beim nächsten Augenzwinkern trainierte sie bis zur Erschöpfung im Clanhaus, um stärker zu sein wenn Naruto von seiner zweieinhalbjährigen Reise zurückkehrte. Dann endlich kam die Mission, bei der sie verschwunden war… Am Anfang waren die Eindrücke verschwommen. Schnee, Kälte, Angst und Schmerz, dann eine dunkle Zelle in einem noch dunkleren Gang. Die erste wirklich deutlichere Erinnerung, die Ino fand, begann mit einem schrillen, gequälten Schrei, der ihr Blut zu Eis erstarren ließ. Ino befand sich in einer kleinen Kammer. In der Mitte der Kammer stand ein sargförmiger Steinquader, auf dem Hinata festgeschnallt war. Orochimaru persönlich stand neben ihr und wählte mit bedächtiger Miene ein Werkzeug aus seinem Horrorkabinett. „Bitte nicht“, wimmerte Hinata kraftlos. „Bitte nicht schon wieder…“ „Das haben wir doch alles schon oft genug gehabt, nicht wahr, kleine Hyuuga? Diese Untersuchungen sind nötig, damit ich verstehe wie dein Körper funktioniert. Kabuto flickt dich danach schon wieder zusammen“, murmelte Orochimaru gelangweilt, bevor er das Messer an ihre Haut setzte und schnitt. Hinata schrie und schrie. Ino wurde aus der Erinnerung gespült und war fast dankbar dafür, die Folter nicht weiter sehen zu müssen. Im nächsten Bild hockte Hinata auf dem Boden ihrer Zelle und weinte. Sie hatte einen scharfen Stein in der Hand, mit der sie Striche in die Wand geritzt hatte. Wieder wurde Ino davongerissen. Sie stand mit Hinata in einem großen, hell erleuchteten Saal. Aus allen Richtungen flogen Kunais auf sie zu. Es wirkte wie eine verzerrte Imitation ihrer Kindheitserinnerung, nur dass die Kunai diesmal nicht aus Holz waren. Hinata wehrte viele von ihnen verbissen ab, aber immer wieder schaffte es ein einzelnes Geschoss durch ihre Deckung und bohrte sich ins Fleisch. „Wie es scheint, beträgt der Blickradius deiner Byakugan nicht 360 Grad… Das ist bedauerlich…“, ertönte Orochimarus Stimme aus dem Nichts. Die Szenen flogen immer schneller an Ino vorbei. Tage der Qual. Tage voller Blut und Elend und einer verzweifelten Hoffnung auf Rettung, die sie am Leben hielt. Ino wollte den Blick abwenden von diesem Grauen, doch sie konnte Shikamaru nicht enttäuschen und suchte deswegen hartnäckig nach irgendeiner wichtigen Information oder einem Hinweis auf den Verräter, während Hinata vor ihren Augen litt und zerbrach. Sie betrachtete gerade, wie Hinata wohl schon zum hundertsten Mal aus ihrer Zelle geschleift wurde, als sich alles mit einem Schlag in Finsternis verlor. Plötzlich stand sie in einem tintenschwarzen Meer des Nichts und hörte nur noch, was um sie herum geschah. Hinata musste also bereits blind sein… „Aber da fehlt doch etwas… Wie bist du blind geworden, Hinata? Wie?“ Ino zwang den Erinnerungsstrom rückwärts und versuchte die letzten Momente vor ihrer Blindheit zu isolieren. Doch irgendetwas blockierte, hielt sie auf. „Lass mich rein, Hinata! Ich muss das sehen!“ Eine Gestalt löste sich aus der endlosen Schwärze. „Ich… will nicht…“, flüsterte Hinatas Stimme. Im nächsten Moment stand die Hyuuga vor ihr, die zitternden Arme um ihren nackten Körper geschlungen. „Ich will es vergessen… Ich will es nicht…“ „Aber du musst es mir zeigen!“ „Nein… Bitte… Nicht… Es reicht…“ „Es geht um die Rettung von ganz Konohagakure!“ Silberne Tränen sickerten unter Hinatas gesenkten Augenlidern hervor und perlten von ihrem Kinn ab. Wo sie den schwarzen Boden berührten, kräuselten sich kleine Kreise als stünden sie auf der Oberfläche eines dunklen Sees. „Ich weiß…“ Allmählich wurde die Dunkelheit von einer bisher verborgenen Erinnerung verdrängt. Hinata lag abermals auf dem Steinquader gefesselt. Orochimaru beugte sich über sie und sprach zu einer Person, die nicht zu erkennen war, da Hinata sie aus ihrer Position nicht gesehen hatte. „Ich denke, ich weiß nun wie das alles funktioniert… Die Übernahme kann beginnen“, verkündete Orochimaru zufrieden, bevor er in sein bedrohliches Kichern ausbrach. Eine seiner spindeldürren Hände griff nach einem glänzenden Metallapparat. „Ich möchte sie danach trotzdem noch etwas am Leben halten… Als Spielzeug und als Anleitung für ihre… meine Byakugan… Khihihi…“ „Jawohl, Orochimaru-sama“, antworte die Stimme des Fremden. Sie klang merkwürdig vertraut. „Wie geht es in Konoha voran?“ „Die Suche nach der Hyuuga wurde längst aufgegeben… Doch was viel wichtiger ist: niemand schöpft Verdacht. Ich kann mich weiterhin ungehindert zwischen ihnen bewegen…“ „Wunderbar“, sagte Orochimaru grinsend. Er winkte den Fremden heran. „Möchtest du nicht etwas näher kommen? Es wird das letzte Mal sein, dass sie etwas sieht… Das solltest du nutzen…“ Hinata riss wie wahnsinnig an ihren Fesseln, doch nichts geschah. Der Verräter befolgte die Worte der Schlange. In dem Augenblick, in dem Hinata ihn sah, wurde er auch für Ino erkennbar. Die Augen der Yamanaka weiteten sich ungläubig. „Nein…“, hauchten Hinata und sie gleichzeitig. „Unmöglich…“ Orochimaru kicherte und machte sich gut gelaunt an sein grausames Werk. Alles verlor sich wieder in Finsternis, bis auf Hinatas entsetzten, schmerzerfüllten Schrei, der sich immer höher schraubte und die ganze Welt zu füllen schien… ~°~ Als Ino die Kunst wieder löste und sich im Krankenzimmer orientierte, schwirrte ihr der Kopf. Hinata saß zusammengesunken auf ihrem Stuhl und weinte hemmungslos. „Ich erinnere mich wieder…“, schluchzte sie. „Ich erinnere mich an ihn…“ Ino konnte nicht glauben, was sie gesehen hatte. „Es war Shino.“ ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel XVII - Verräter! „Ausgerechnet du…“, keuchte Shikamaru, während er sich zurück auf die Füße quälte. Durch den Sturz waren ein oder zwei seiner Wunden aufgerissen, die er sich bei den vielen Gelegenheiten der letzten Tage zugezogen hatte. „Du bist doch in Hinatas Team… Du bist einer von uns… Wir alle sind zusammen durch die Chu-Nin-Prüfung gegangen… Wie konntest du nur?“ „Was kümmert mich das?“, entgegnete Shino kalt. Wortlos zog Shikamaru seine Faustklingen. „Wie konntest du nur Hinata angreifen… Und Ino!“ Kapitel 17: Verräter! --------------------- Yes! Wieder ein persönlicher Kommi-Pro-Kapitel-Rekord wurde gebrochen! 19 Stück! NEUNZEHN! Und das nur für ein Kapitel! Ich bin echt überwältigt von euch und danke allen vielmals für ihr Engagement!!! Leider kann ich diesen Fleiß von mir nicht gerade behaupten, denn das letzte Kapitel ist immer noch nicht fertig. Vielleicht muss ich es sogar in zwei Teile spalten... Dann kommt noch dazu, dass der Urlaub vorbei ist und ich im Besitz einer Nintendo Wii bin... (Das raubt Freizeit, besonders DBZ Budokai Tenkaichi 3 *lechz*) Ich werde mich aber genau jetzt wieder dran setzen die Geschichte endlich zum Abschluss zu bringen! @inkheartop: Es WAR Absicht, dass der Name erst auf der letzten Seite erschien. Ich hatte das Kapitel erst so hochgeladen, dass es nur 2 Seiten hatte. Dann dachte ich mir, es käme doch cool den Namen erst auf der letzten Seite zu sehen und habe deswegen noch irgendetwas in die Einleitung geskribbelt ;) Genial, oder? xD @Lady_ita-sasu_: Wow, ich finds super, dass du dir noch die Zeit nimmst wirklich jedes einzelne Kapitel zu Kommentieren, auch wenn schon mehrere gleichzeitig zum Lesen bereit stehen! Vielen Dank dafür! Und die Jutsunamen musste ich schon nachgucken, japanisch kann ich mir echt nicht merken ;) @Shino-Fans und Skeptiker: Es wird für euch noch in diesem Kapitel eine sehr gute und eine sehr schlechte Nachricht geben! Viel Spaß! ;) @Misiliu, pussy, google, Radok-von-Vegeta: Hey, vielen Dank für eure Kommis! =) Ich finde es immer wieder schön, dass auch Neulinge noch zu meiner FF finden oder bisher stumme Stammleser ihre Meinung verkünden! ~~~°~~~ Kapitel XVII – Verräter! ~~~°~~~ Kleine Staubwolken wurden aufgewirbelt, als sich Shikamaru ächzend auf den Rücken wälzte. Sein Kopf schmerzte höllisch und als er sich an die Schläfe fasste, zog er die Finger blutig zurück. Er verfluchte sich für seine Dummheit. Nur weil er es so eilig gehabt hatte, hatte er die Attacke aus dem Verborgenen nicht kommen sehen. „Wie… anstrengend…“, grummelte er. Dann sprang ihm sein Angreifer ins Auge. Shino Aburame. Der junge Shinobi vom Clan der Insektenmeister sah so aus wie immer. Er trug eine weite weiße Jacke und hatte sich die Kapuze weit über den Kopf und die schwarzen Locken gezogen. Durch die dunkle Sonnenbrille mit den runden Gläsern war von seinem Gesicht nicht mehr als ein schmales Lächeln zu erkennen. „Hallo Shikamaru…“ Shikamaru konnte nicht fassen was ihm passierte. Von allen Ninja im Dorf war Shino einer derjenigen gewesen, denen er überhaupt nicht die Rolle des Verräters zugetraut hätte. Trotzdem stand der Insektenmeister ungerührt über ihm und ließ die primitive Eisenstange, mit der er ihn geschlagen hatte, in den Händen kreisen. „Ausgerechnet du…“, keuchte Shikamaru, während er sich zurück auf die Füße quälte. Durch den Sturz waren ein oder zwei seiner Wunden aufgerissen, die er sich bei den vielen Gelegenheiten der letzten Tage zugezogen hatte. „Du bist doch in Hinatas Team… Du bist einer von uns… Wir alle sind zusammen durch die Chu-Nin-Prüfung gegangen… Wie konntest du nur?“ „Was kümmert mich das?“, entgegnete Shino kalt. Wortlos zog Shikamaru seine Faustklingen. „Wie konntest du nur Hinata angreifen… Und Ino!“ „Du bist dumm, Junge… Die beiden Mädchen bedeuten mir nichts. Auch du bist mir egal und ich werde dich ohne Skrupel aus dem Weg räumen…“ Shikamaru schloss für einen Moment die Augen und ließ seine Gedanken wandern. Ihm wurde bewusst, wie selten er eigentlich Shinos Stimme gehört hatte und wie wenig er über den Insektenmeister wusste. Doch egal wie fremd sie sich auch waren, er wusste, dass der Aburame niemals so reden würde, schon gar nicht über Hinata. „Du bist nicht Shino“, stellte er fest. Seine Beine zitterten ein wenig. Scheinbar hatte ihm der Schlag gegen den Kopf mehr zugesetzt, als er dachte. „Wer bist du?“ Für einen Moment wurde das Grinsen auf Shinos Gesicht noch breiter. Dann schlug er betont langsam die Kapuze zurück und strich mit einer Hand über die Brille. Die zuvor getönten Gläser wurden mit einem Mal durchsichtig. Er nahm die Brille wie in Zeitlupe von der Nase, griff sich mit der anderen Hand an die Wange und riss sich das Gesicht und die schwarzen Haare mit einem kräftigen Ruck vom Kopf. Darunter kamen andere Züge zum Vorschein, weniger vertraut, jedoch nicht unbekannt. Sie gehörten einem etwas älteren Jugendlichen mit dunkelgrauen Augen, heller Haut und langen Silbersträhnen. „Du also…“, sagte Shikamaru nur. Kabuto warf die Maske mit Shinos Gesicht achtlos in den Dreck, während er sich seine Brille wieder auf die Nase setzte. In seinem Lächeln lag böser Spott. „Ich befürchtete schon für immer mit Käfern leben zu müssen… Doch das hat ja jetzt endlich ein Ende…“ „Kabuto… Orochimarus rechte Hand…“, sagte Shikamaru, während er die Faustklingen schlagbereit hielt und sich auf jede Bewegung seines Feindes konzentrierte. Auch wenn er einem sehr gefährlichen Ausgestoßenen gegenüberstand, war er froh darüber, denn es bedeutete, dass kein echter Konoha-Shinobi das Dorf verraten hatte. „Du steckst also hinter all den Anschlägen auf unsere Nation… Was willst du damit bezwecken? Hat Orochimaru dich geschickt?“ „Selbstverständlich…“ „Wozu? Und wo habt ihr Shino hingebracht? Was ist mit ihm?“ Kabuto kicherte leise in einer grausigen Imitation seines Herrn. Es war ein Lachen voller Bosheit und Schadenfreude, das einem zeigen sollte, wie wenig Ahnung man hatte. „Shino? Was denkst du denn? Der ist tot und das schon seit langer Zeit… Seit zwei Jahren, um genau zu sein…“ „Was?“, keuchte Shikamaru. „Du hast mich schon verstanden… Denkst du, alles was wir hier tun war ein Plan, der von heute auf morgen durchgeführt wurde? Nein… Ich sammle schon seit Ewigkeiten Informationen für Orochimaru-sama. Ich sorgte dafür, dass ich mit Hinata eine Mission bekam, bei der wir sie vom Rest der Truppe trennen konnten… Ich sorgte dafür, dass man sie entführen konnte und nicht wiederfand… Und die ganze Zeit lebte ich dabei mitten unter euch…“ „Unmöglich“, erwiderte Shikamaru, doch selbst in seinen eigenen Ohren klang der Einspruch halbherzig. Kabuto lächelte wissend und ließ die Eisenstange weiter zwischen den Fingern kreisen. „Doch das sollte dich alles nicht mehr kümmern. Noch heute werden wir unseren Plan zur Zerstörung des Dorfes umgesetzt haben. Iwa wird uns dabei helfen… Dann wird auch der Rest von euch Shino folgen. Du als allererstes!“ Der Angriff kam ohne Vorwarnung und erschreckend schnell. Kabuto stand plötzlich direkt vor ihm, holte mit der Stange aus und schlug nach ihm. Shikamaru konnte gerade noch rechtzeitig unter der Waffe abtauchen. Er rollte sich zur Seite, um Entfernung zwischen ihn und Kabuto zu bringen, doch Orochimarus rechte Hand sah die Bewegung voraus und rammte ihm als Antwort den Fuß in den Magen. Die Kraft des Trittes schleuderte Shikamaru davon. Seine Faustklingen verschwanden im hohen Bogen hinter einer Mülltonne. „Wo willst du hin, Junge?“, fragte Kabuto höhnisch. „Die anderen warnen? Vor der Armee? Vor mir? Bedaure, aber ich muss dich töten, du weißt bereits viel zu viel.“ Er riss die Stange hoch über den Kopf und ließ sie mit aller Kraft auf Shikamaru niedersausen. Erst im letzten Moment drehte er seinen Körper aus der Schussbahn. Erde spritzte auf, als die Stange mit dem Boden kollidierte. Shikamaru reagiert in Bruchteilen von Sekunden, griff nach dem Ende der Waffe und riss sie Kabuto aus den Händen. Orochimarus rechte Hand stolperte ein Stück zurück. Shikamaru warf die Stange so weit weg wie möglich, rappelte sich auf und zog ein paar Kunai. Schmerzen fuhren durch seinen Köprer, doch er versuchte sie zu ignorieren so gut es ging. Kabuto kam ihm entgegen, ebenfalls mit mehreren Kunai bewaffnet. Shikamaru schleuderte seine Wurfmesser gegen ihn, doch er parierte sie mit einer beängstigenden Leichtigkeit. „Nicht umsonst Orochimarus Mann…“, murmelte Shikamaru, während er bereits Fingerzeichen formte. „Kagemane No Jutsu!“ Sein Schatten streckte sich nach Kabutos Füßen, doch dieser sprang hoch in die Luft und zwang Shikamaru mit gezielten Kunaiwürfen in die Verteidigung. Shikamarus Gedanken rasten. Er versuchte einen Plan zu entwerfen, doch er wusste zu wenig über Kabutos Fähigkeiten und war die ganze Zeit damit beschäftigt seinen Attacken zu entgehen. Außerdem schmerzte sein Körper mit jeder Bewegung mehr… Es war nur ein Moment der Unachtsamkeit, doch Kabuto nutzte ihn gnadenlos. Shikamaru stolperte beim Zurückweichen über ein Kunai, das im Boden steckte, strauchelte kurz und fing sich wieder. In dieser Zeit hatte Kabuto ihn bereits erreicht. Seine Hand strahlte blau von Chakra, als er damit geradezu spielerisch Shikamarus Oberschenkel antippte. Sehnen und Muskelfasern zerrissen mit einem lauten Schnappen, das nur noch übertönt wurde von Shikamarus Schmerzensschrei. Das ganze Bein gab unter ihm nach. Er stürzte zu Boden, wirbelte noch mehr Staub auf und blieb bewegungsunfähig liegen. Kabuto schritt gelassen näher. Der Schmerz ließ bunte Punkte vor Shikamarus Augen tanzen. Er versuchte ihn zu bekämpfen, biss die Zähne zusammen. Doch Kabuto hatte den gesamten Bewegungsapparat seines Beines präzise und komplett zerstört. „Wie hast… du das gemacht?“ „Ich bin ein Medi-Nin… Du solltest die Berichte über mich genauer lesen… Obwohl ich zugeben muss, dass ich meine Zeit hier genutzt habe um ein bisschen daran herumzubasteln… Als Shino Aburame standen mir viele Türen offen…“ „Dreckskerl!“ Ungewollt zogen Bilder von Shino durch Shikamarus Kopf. Wie er auf der Akademie in der Mittagspause Schmetterlinge sammelte. Wie er bei der Chu-Nin-Prüfung siegreich gegen einen der Oto-Nin kämpfte. Wie er und der Rest von seinem Team im gleichen Grillrestaurant aßen, in dem auch Chouji Stammgast war. Shikamaru sah auch Bilder vom verwüsteten Büro des Hokage, von Hinatas gebrochenen Augen und von der zerfetzten Ino, die schlaff in seinen Armen hing. „Ich schwöre dir, dass du hier sterben wirst!“ „Tatsächlich?“, erwiderte Kabuto unbeeindruckt. Shikamaru riss ein Kunai aus seiner Tasche und warf es mit aller Kraft gegen ihn. Kabuto lehnte seinen Kopf grinsend zur Seite, so dass die Waffe ihn verfehlte und sich irgendwo im Himmel verlor. „Daneben…“, verkündete Orochimarus rechte Hand belustigt. Von wegen, du Mistkerl… Ich wollte dich nie treffen… Shikamaru gönnte sich ein heimliches Lächeln. ~°~ Naruto war gerade auf dem Weg zu Sakura, als er nicht weit entfernt ein Kunai senkrecht in die Höhe fliegen sah. Auf dem höchsten Punkt seiner Flugbahn schien es für eine Weile zu verharren, ehe es in einem Schauer roter Funken lautlos explodierte. Naruto wusste nicht genau, was dieses Signal zu bedeuten hatte, doch er war zu neugierig um nicht nachzusehen. Mit einem beherzten Sprang schwang er sich auf das nächste Dach und rannte in die Richtung, aus der das Kunai gekommen war… ~°~ Kabuto hatte Shikamarus Hilferuf nicht bemerkt. Zufrieden rutschte der Nara von seinem Feind weg, wobei er das kaputte Bein hinter sich herschleifen musste. Ihm war bewusst, dass er den Kampf auf keinen Fall gewinnen konnte, doch wenn er ihn lange genug in die Länge zog, würde früher oder später Unterstützung eintreffen. „Wenn du… solange Shino warst… Wie hast du dann seine Künste und die Käfer imitiert?“ Shikamaru konnte beobachten, dass Kabuto auf seine außergewöhnliche Spionageleistung stolz war und sich die Blöße gab davon zu erzählen. „Das war leichter, als es aussah… Am Anfang musste ich natürlich ein wenig improvisieren, doch nachdem ich erstmal eine Weile im Aburame Clan gelebt hatte, erschlossen sich mir ihre Geheimnisse nach und nach. Eigentlich ziemlich enttäuschende Geheimnisse… Ihre ganze Insektenkunst basiert auf Hormonen und Lockstoffen. Jeder könnte sie eigentlich beherrschen…“ „Und es hat nie jemand gemerkt, dass du nicht Shino bist?“, fragte Shikamaru ungläubig. „Du hast es doch auch nicht bemerkt, oder? Der arme Junge redete so wenig, dass es ein leichtes war ihn nachzuahmen. Klappe halten, die Pflichten gut erfüllen, mehr war nicht nötig…“ Kabuto ließ sich Zeit damit auf Shikamaru zuzugehen. Doch eine Hand hielt bereits ein glänzendes Kunai für den tödlichen Stoß bereit. „Nur Hinata hat es irgendwann herausgefunden… Sie hat dich in Orochimarus Versteck gesehen“, stellte Shikamaru fest. Kabuto hob die Augenbrauen und deutete einen abfälligen Beifall an. „Clever. Ich habe ja schon einiges von deinem… Intellekt… gehört…“ „Dann hat Sasuke Orochimaru angegriffen und nach den Berichten zufolge sogar fast getötet. Ihr musstet euch zurückziehen und habt viele Standorte aufgegeben, so wie den, in dem ihr Hinata gefangen gehalten hattet… Nachdem du die Schlange wieder etwas zusammengeflickt hattest, hast du ihr Informationen zugespielt. Ihr habt uns auf unserer Mission Leute geschickt, die Dimors Schuppe stehlen sollten.“ Bei der Erwähnung des Artefaktes erlosch der gelassene Ausdruck auf Kabutos Gesicht und seine Augen verengten sich hinter den Brillengläsern zu schmalen Schlitzen. Shikamaru merkte es, doch er redete einfach weiter, um noch etwas Zeit herauszuzögern. „Als das scheiterte, hast du den Gang im Hokageturm geöffnet, damit die Attentäter bei der Versiegelungszeremonie eindringen konnten. Sie haben die Schuppe gestohlen, sie aus dem Fenster geworfen, damit du sie nur noch draußen auflesen musstest, und Hokage-sama angegriffen… Hast du Dimors Schuppe noch?“ „Natürlich nicht“, schnarrte Kabuto, inzwischen deutlich weniger amüsiert. „Und wofür sie da ist, sagst du mir auch nicht, oder?“ Shikamaru blickte zum Himmel empor, über den weiße Wolken dahinzogen. Er wünschte sich eine von ihnen zu sein und dem Kampf einfach friedlich davonschweben zu können. Inzwischen setzten sich die Ereignisse in seinem Kopf immer weiter in die richtige Position. „Dann kam Hinata zurück ins Dorf. Ihr hattet geglaubt, dass sie in eurer Folterkammer gestorben ist und sie völlig vergessen, doch sie hatte sich eisern ans Leben geklammert, bis sie gerettet wurde. Sie hatte die Erinnerung an dich zwar verdrängt, doch ihr musstet trotzdem befürchten, dass du irgendwann entdeckt wirst. Als Shino hast du sie im Krankenhaus besucht und ihr die vergiftete Schokolade untergeschoben…“ Kabuto knurrte bedrohlich. „Doch auch das ist fehlgeschlagen. Sakura hat sie gerettet. Ein weiterer Anschlag wurde unmöglich, da sie zu gut bewacht wurde. Dann bekam ich auch noch die Idee Inos Kräfte zu nutzen. Als du das mitbekommen hast, musstest du dir etwas ausdenken. Du hast die Schlacht genutzt, um sie anzugreifen… Warum hast du es diesmal nicht geschafft? Zuviele Zeugen? Du hast dir nicht mal die Mühe gemacht ein Kunai von Iwa zu nehmen…“ „Sei ruhig“, zischte Kabuto. Shikamaru hatte ihn bereits bis zu einem kritischen Punkt gereizt, doch solange er weiterredete, schien Orochimarus Gehilfe nicht anzugreifen. Die Erinnerung an Inos schreckliche Wunden traf ihn wie ein Peitschenhieb und beflügelte ihn zu neuen Anstrengungen. „Iwagakure gehörte auch zu eurem Plan, oder? Ich bin sicher der Tsuchikage hat euch für das Bündnis die Stiefel geleckt…“ „Sei still!“ „Wofür das alles? Das macht ihr doch nicht nur, um Konoha zu zerstören, oder? Dimors Schuppe, Hinatas Entführung. Da steckt noch mehr dahinter! Was habt ihr vor? Ich bin sicher die Schlange ist bereits mehr als sauer, weil du deine Arbeit so oft versaut hast!“ „Genug!“ Plötzlich thronte Kabuto über ihm. Mit verzerrtem Gesicht hob er das Kunai. Sonnenstrahlen reflektierten sich auf der metallenen Klinge und ließen sie geradezu majestätisch schön aussehen. Shikamaru seufzte gedehnt. Obwohl er soviel Zeit wie möglich herausgezögert hatte, war ihm niemand zu Hilfe gekommen. Offensichtlich bedeutete das das Ende für ihn. Seine Gedanken waren bei Ino, Kurenai und Chouji und besonders auch bei Temari. Ich bedauere nichts… Das Mädchen aus Suna hatte es irgendwie geschafft in sein Herz zu gelangen. Seltsamerweise musste er sogar lächeln, als er sie vor seinem geistigen Auge toben und fluchen sah, weil er sich einfach hatte umbringen lassen… Man merkt, dass du ein Konoha-Ninja bist… Zu weich... Die Schmerzen im Bein lähmten ihn, doch er bemühte sich Kabuto trotzig in die Augen zu sehen. Orochimarus Lakai ließ das Kunai herabfahren. Shikamaru bereitete sich innerlich bereits auf den Tod vor… als die Hilfe endlich doch noch eintraf. Er spürte einen Luftzug, hörte einen Schrei voller Zorn und Hass und sah, wie ein orangeschwarzer Schemen vom Dach sprang und Kabuto zu Boden riss. Naruto… Der blonde Shinobi brach Kabuto mit einem einzigen Fausthieb die Nase. Blut spritzte durch die Luft und Orochimarus Gefolgsmann stöhnte, doch Naruto zeigte kein Erbarmen und hieb immer wieder auf ihn ein. Jeder Schlag hatte die Kraft einer Dampframme. „Du warst es also! Du bist schuld, dass alle leiden! Das Dorf! Und Hinata!“, brüllte Naruto. Schläge hagelten auf Kabuto nieder. Er wehrte sich schon lange nicht mehr, doch Naruto schien in einem Blutrausch zu sein. Seine Wut war fast in der Luft zu schmecken. „Naruto, hör auf! Wir brauchen ihn noch!“ „Er hat das Hinata angetan! Ich habe ihr geschworen ihre Peiniger zu töten!“ „Doch nicht so! Wir brauchen sein Wissen!“, rief Shikamaru. Er rutschte an Narutos Seite und versuchte ihn von Kabutos reglosem Körper zu zerren, doch es dauerte eine geschlagene Minute, bis er seinen rasenden Freund endlich lösen konnte. Narutos Knöchel waren blutig. Shikamaru starrte ausdruckslos auf Kabuto. Von Orochimarus treuestem Diener war nicht mehr viel übrig, was er noch hätte befragen können. Er war schockiert von Narutos Brutalität und bedauerte es Kabuto nicht aushorchen zu können, doch gleichzeitig fühlte er sich erstaunlich befriedigt, dass Inos Angreifer bekommen hatte, was er verdiente. Ich sagte dir doch, dass du hier sterben würdest… Naruto saß schwer keuchend neben ihm. Bei seinem Anblick fiel Shikamaru wieder seine Begegnung mit Sasuke ein und das, was der Uchiha ihm gesagt hatte. Es war noch keine Zeit sich auszuruhen… „Naruto, ich muss zu Shizune. Mein Bein kann ich vergessen, deswegen musst du mich so schnell es geht dorthin bringen…“ „Wieso?“ „Der Krieg gegen Iwa ist nocht nicht vorbei… Sie haben einen Teil der Armee zurückgehalten…“ Naruto war sofort auf den Beinen. „Was? Woher weißt du das?“ „Das ist jetzt nicht wichtig“, wehrte Shikamaru ab, nachdem er den blonden Ninja einen Moment lang angestarrt hatte. „Nimm mich auf den Rücken und bring mich zu Shizune. Schnell! Sofort!“ ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel XVIII - Beschütze mich vor der Dunkelheit... ??? ~°~ Hahaha! Ich habe mir gedacht, dass es eigentlich ganz lustig wäre euch während der letzten Kapitel im Unklaren zu lassen, was noch alles passieren wird... Was haltet ihr davon? Gemein, oder? =) Freut euch also umso mehr auf das nächste Kapitel von "Help Me Through My Blindness"!!! Kapitel 18: Beschütze mich vor der Dunkelheit... ------------------------------------------------ Aaaalso, erstmal vorweg: Ich habe inzwischen das letzte Kapitel und den Epilog fertig. Das letzte Kapitel wurde wie befürchtet ein 2-Teiler... Ihr könnt euch also darauf freuen, dass ich weiterhin regelmäßig hochladen kann! ;) Übrigens ist morgen mein Geburtstag!!! Ich verlange Kommis und Glückwünsche noch und nöcher! :p Echt, wenn man einmal von der Kommi-Sucht erfasst wurde, ist es schwer wieder loszukommen =) @Kai91: Wie schreibst du denn geil?? xD "Gayl" Im ersten Moment dachte ich echt, du hast "voll gay" geschrieben! Musste mich übelst wegschmeißen =) Übrigens ist das NICHT das letzte Kapitel. Es werden nach diesem noch 2 weitere und ein Epilog kommen ;) @Radok-von-Vegeta: Die "Pokito-Seuche"??? xD Ja, du spielst wohl auf die verdammte Synchro an. Ehrlich gesagt weigere ich mich die zu gucken seit sie die letzte Folge der Zabuza-Arc so dermaßen vergeigt haben!!! Einfach Rückblicke über das eigentliche (wohl zu brutale) Geschehen geschnitten! DREIßT! @Hinata-chan88: Ich habe vor nach der Geschichte eine neue anzufangen. Entweder ich versuche mich mal an soner "Highschool-Story" (find ich mal ganz interessant) oder eine klassische Narutogeschichte, allerdings AU. Was würdeste besser finden? ;) @lovely_Julia: Ich mag es, wenn auch mal wichtige Charaktere sterben oder schwer verletzt werden können, denn so bleibt die Geschichte spannender... Also Shikamarus Bein... Hm... Vielleicht wird's wieder... Vielleicht nicht... =) ~~~°~~~ Kapitel XVIII - Beschütze mich vor der Dunkelheit… ~~~°~~~ Shikamaru hing auf Narutos Rücken, während dieser über die Dächer des Dorfes rauschte. Sein nutzloses Bein baumelte in einem unnatürlichen Winkel in der Luft herum und der Schmerz fuhr wie ein heißes Messer bis in seinen Rücken hinauf. Trotzdem sagte er nichts, um Naruto zu bremsen, denn sie mussten Shizune so schnell wie möglich erreichen. Alles andere war nebensächlich… „Wir sind da“, verkündete Naruto schließlich und landete mit einem kräftigen Sprung vor dem Turm des Hokage. Shikamaru rutschte von seinem Rücken. Die Bewegung sandte Wellen aus Feuer durch sein Bein, doch er ignorierte den Schmerz und humpelte auf die Eingangstür zu. „Shikamaru, warte. Ich helfe dir“, bot Naruto an. Shikamaru jedoch schüttelte den Kopf. „Ich kann alleine zu Shizune gehen. Du solltest schon einmal damit anfangen die Leute zu warnen. Bereite so viele wie möglich auf den bevorstehenden Kampf vor…“ Einen Moment lang schien Naruto zu zögern, doch dann nickte er ruckartig, murmelte „Viel Glück!“ und sprang davon. Das kann ich gebrauchen… Kabuto hatte sein Bein so stark geschädigt, dass er es nicht belasten konnte. Jede Bewegung trieb ihn ein Stück mehr zur völligen Erschöpfung. Trotzdem zwang er sich dazu auf dem gesunden Bein zum Eingang zu hüpfen und die Treppen zu erklimmen. Es dauerte endlos lange, bis er das Büro von Shizune erreicht hatte, und am Ende lief ihm der Schweiß über das Gesicht, doch irgendwie schaffte er es. Mit rasenden Gedanken klopfte er an die Tür. „Herein!“ „Shizune-sama, ich bringe schreckliche Neuigkeiten…“ ~°~ Sakura rutschte ungeduldig auf dem Stuhl herum, während ihr Blick immer wieder zur Uhr wanderte. Naruto hatte ihr versprochen, dass er sie besuchen würde, damit sie zusammen den Tag verbringen konnten. Extra deswegen war sie besonders früh aufgestanden, hatte deutlich über eine Stunde im Bad zugebracht und ewig in ihrem Schrank nach der richtigen Kleidung gesucht. Alles sollte perfekt sein für ihr Date. Date… Das Wort klang noch etwas seltsam in Sakuras Ohren. Vor ein paar Wochen hätte sie sich etwas Derartiges mit Naruto kaum vorstellen können, doch die Zeiten und sie selbst hatten sich geändert. Jetzt freute sie sich auf jede Sekunde, die sie mit ihrem Teamgefährten verbringen durfte, und scheute sich nicht davor von „Dates“ und einem „festen Freund“ zu sprechen. Ein Lächeln legte sich bei diesem Gedanken auf ihre dezent geschminkten Lippen. Es hielt jedoch nur solange vor, bis Sakura wieder ein Blick zur Uhr warf. „Schon eine halbe Stunde zu spät“, murmelte sie etwas verstimmt vor sich hin. Unpünktlichkeit war für sie als Kakashis ehemalige Schülerin ja nichts Neues, doch sie fand es dennoch etwas enttäuschend, dass Naruto sich scheinbar nicht allzu viel Mühe gab rechtzeitig zu ihrem Date zu erscheinen. Date… Genau in diesem Moment klopfte es an ihrer Tür. Sofort hellte sich Sakuras Gesicht auf. Sie sprang mit Schwung vom Stuhl auf, hastete durch den Flur und riss die Tür vor Erwarten regelrecht aus den Angeln. „Na endlich, Naruto! Ich dachte schon fast, du würdest nicht mehr-“ Der Rest der Worte blieb ihr im Hals stecken und schien ihr die Luft abzuschnüren. An ihrer Hausschwelle stand nicht Naruto… Stattdessen starrte sie in goldene Augen mit reptilienhaften Pupillenschlitzen und auf weißgraue Haut, die geradezu unnatürlich an einem Menschen aussah. Eigentlich war es auch kein richtiger Mensch, dem sie gegenüberstand, zumindest nicht wenn alles wahr war, was man sich über ihn erzählte. „Orochimaru“, hauchte Sakura fassungslos. „Es schmeichelt mir, dass du mich nicht vergessen hast, Sakura Haruno“, sagte die Schlange mit falscher Freundlichkeit. „Und wie ich sehe, hat Kabuto nicht damit übertrieben, dass du dich zu einer wahrhaft wunderschönen Blume entwickelt hast…“ „Was wollen sie?“, keuchte Sakura. Zu mehr war sie nicht fähig. Der Schock, diesem wahnsinnigen San-Nin plötzlich gegenüberzustehen, lähmte ihren Körper. Orochimarus Augen funkelten vor Hunger, während sich seine unnatürlich lange Zunge zwischen den Zähnen hervorschob und über die Lippen leckte. „Nur eine Kleinigkeit, die mir dabei helfen wird den letzten Teil meines Planes in die Tat umzusetzen. Du musst wissen, dass Kabuto mich immer auf dem Laufenden gehalten hat. Daher weiß ich auch von deiner niedlichen Romanze mit einem gewissen blonden Jungen. Du bist der Mensch, der für Naruto Uzumaki alles bedeutet…“ Plötzlich schnellte seine Hand vor. Sie war nur als blasser Schemen in der Luft zu erkennen und traf Sakura mit einer Kraft im Magen, die ihr die Sinne raubte. „Und genau das werde ich dafür nutzen, um Konoha endgültig zu zerstören…“ ~°~ Naruto war erst zwei Straßen vom Hokageturm entfernt, als die ersten Geschosse auf das Dorf niederregneten. Es waren die gleichen durch Ninjutsu beschworenen Steinblöcke, die schon bei der ersten Schlacht die Schutzmauer in Trümmer gelegt hatten. Jetzt segelten sie aus dem Nichts in anmutigen Bögen über den Himmel, bevor sie sich senkten, ihre Schatten drohend über die Häuser warfen und schließlich in Konohagakure einschlugen um Verderben und Chaos zu bringen. Shikamaru hatte Recht! Es fängt bereits an! Ein Steinprojektil krachte keine zehn Meter von Naruto entfernt in ein Baugerüst und riss eine kleine Hütte, die gerade erst von ihren Kriegsschäden befreit worden war, in unzählige Stücke. Gesplittertes Holz flog durch die Luft und ein Zimmermann fiel in den Straßenstaub. Naruto rannte zu ihm, doch der Mann rappelte sich wieder auf, bevor er ihn erreichte. An seiner Stirn klebte etwas Blut und er wirkte verwirrt, war jedoch offensichtlich von ernsthafteren Schäden verschont geblieben. „Alles in Ordnung?“, fragte Naruto. „Ich denke schon… Aber was war das… Was passiert hier?“ „Iwa hat den Kampf noch nicht aufgegeben“, knurrte Naruto. Ein zweiter und ein dritter Stein schlugen Schneisen der Zerstörung in die ordentlichen Häuserreihen des Dorfes. Der Lärm lockte immer mehr Menschen an, die nachschauen wollten was passierte und in wildes Geschrei ausbrachen, als sie die Gefahr vom Himmel stürzen sahen. Naruto ließ den Zimmermann alleine und sprang wieder auf die Dächer von Konoha. Mit schnellen Schritten spurtete er los. Einmal musste er die Richtung ändern, weil ein weiterer Fels wie ein Meteor in seinen Weg stürzte. Die Steine flogen inzwischen so zahlreich wie ein Vogelschwarm. Das ist schlimmer als die Schlacht… Jeder Einzelne aus Konoha ist in Gefahr… In diesem Augenblick dachte er plötzlich an Sakura und sein Herz verkrampfte sich. Erneut änderten seine Beine die Richtung, ganz ohne dass er darüber nachdachte, und trugen ihn automatisch zu ihrer Wohnung. Im Umkreis hatte ein niedergegangener Felsen Holztrümmer auf die Straße geschüttet. Er musste dabei auch eine Gasleitung getroffen haben, denn es wütete ein Feuer im Dorf. Der rote Schein der Flammen tauchte den frühen Tag in blutige Schatten. Naruto wich Steinen und Ruinen aus, bis er Sakuras Haus erreicht hatte. Es war noch unbeschädigt und stand in einem Bereich, der bisher vom Angriff relativ unversehrt geblieben war. Doch Naruto wusste, wie schnell sich das ändern konnte. Beherzt rannte er deshalb zur Tür, die sperangelweit offen stand. Mit einem fremdartigen Kunai war ein Zettel an das Holz gepinnt worden. Einen Moment lang dachte Naruto, dass Sakura bereits unterwegs war um ihre Hilfe anzubieten und ihm eine Nachricht hinterlassen hatte. Doch die Schrift, auf die er starrte, war nicht ihre. Da er nicht besonders gut lesen konnte, brauchte er eine Weile, um die kunstvoll verschnörkelten Buchstaben zu entziffern: Die Kirschblüte befindet sich in meinen Fängen. Gehe zum Platz der Gefallenen und stelle dich mir, sonst wird sie verwelken und zerbrechen wie das sanfte Mädchen mit den blauschwarzen Haaren… Also lass dir nicht allzu viel Zeit… Entsetzen und Wut vereinigten sich in seinem Inneren, Eis und Feuer, die seine Eingeweide gleichermaßen verbrannten und ihn bis zum Rand füllten mit panischer Angst und verzweifeltem Schmerz. Er war kein Mann für rätselhafte Sätze, doch die Bedeutung dieser Nachricht war ihm klar. Orochimaru hatte Sakura. Und sie würde genauso enden wie Hinata, wenn er nichts dagegen unternahm… „Nein“, stieß Naruto hervor. Ohnmächtig schlug er mit der Faust gegen den Türrahmen, immer und immer wieder, bis seine Hand blutig war. Er sah Sakuras Gesicht vor seinem geistigen Auge, ihre sanften Augen und ihr strahlendes Lächeln. Wieder hatte er es zugelassen, dass die Schlange einen geliebten Menschen in die Finger bekam. Wieder hatte er nicht verhindern können, dass man jemanden vor seinen Augen entführte. Der Zorn und der Kummer färbten seinen Blick rot. Kyuubi regte sich in ihm, doch er stieß den Drang des Fuchses zurück. Er würde sich nicht der Wut des Monsters hingeben. Noch nicht. Mit zitterndem Körper zerrte Naruto das Kunai aus der Tür und steckte die Notiz ein. Dann wandte er sich um und rannte in die Richtung des Heldenmals. Hinter ihm explodierte Sakuras Wohnung unter dem Einschlag eines weiteren Steingeschosses, doch er nahm es kaum wahr. Seine Sinne fixierten sich bis zum Äußersten auf das, was ihm bevorstand, auf den Kampf mit Orochimaru. Feuer, Leid, Tod und Ninjas, die zum Dorfausgang stürmten, rauschten an ihm vorbei, während er immer wieder einen anderen Weg zum Heldenmal suchen musste, weil der eigentliche Pfad verschüttet oder zerstört war. Ein weiterer Stein fiel vom Himmel. Diesmal war er so nahe, dass Naruto den Kopf einziehen musste um nicht getroffen zu werden. Er wollte weiterrennen ohne darauf zu achten, als er hörte, wie eine vertraute Stimme etwas rief. Hinata… Naruto bremste so scharf, dass seine Schuhe Spuren im Boden hinterließen. Er sah sich nach Hinata um, doch die Straßen waren völlig leer. Erst als er sich einen Überblick über die Umgebung gemacht hatte, begriff er die Situation. Der Stein, dem er so knapp ausgewichen war, hatte ein riesiges Loch in das Erdgeschoss eines Gebäudes gerissen, das direkt neben ihm stand. Mehrere Stützbalken waren offenbar von dem Angriff zerschmettert worden, so dass die gesamte Konstruktion bedrohlich schwankte. Das Hyuuga-Anwesen… Hinatas Kopf guckte aus einem Fenster nur ein paar Meter neben dem klaffenden Loch in der Holzwand. „ Was ist geschehen?“ „Hinata!“, rief Naruto alarmiert. „Naruto-kun“, antwortete sie erleichtert. „Was ist das für ein Krach? Was ist los?“ In diesem Moment kippten die oberen Stockwerke der Residenz unter dröhnendem Knarren um einige Zentimeter zur Seite. Hinata schrie erschrocken auf und ließ ihre blinden Augen ziellos umherwandern, doch sie schien nicht zu begreifen, in welcher Gefahr sie schwebte. „Hinata! Du musst da sofort verschwinden!“ „Was ist hier los?“ „Iwa greift uns wieder an! Das Haus ist getroffen worden! Du musst da raus, es ist zu gefährlich!“ Naruto stürzte bereits auf sie zu, denn ihm wurde bewusst, dass Hinata durch ihre Blindheit lange brauchen würde, um aus dem Gebäude zu kommen, auch wenn er ihr die Situation erklärte. Weitere Steinbrocken fielen unaufhörlich vom Himmel, doch es waren inzwischen nicht mehr so viele. Offensichtlich waren genug Ninjas von Suna und Konoha aus dem Dorf geeilt, um die Iwa-Shinobi zu beschäftigen. Naruto hatte das Hyuuga-Anwesen fast erreicht, als ein zweites Knarren ertönte. Es klang wie das Brüllen eines gewaltigen Raubtieres. Dann splitterte Holz, Risse züngelten von dem zerstörten Teil der Wand aus über das ganze Gebäude und das Haus lehnte sich zur Seite wie ein Betrunkener. Naruto erlebte einen winzigen Moment der vollkommenen Stille, in dem er nichts sah außer Hinatas angstgeweitete Augen. Dann brach die komplette Residenz mit tosendem Lärm in sich zusammen. „HINATA!“ Die junge Hyuuga wurde von Trümmern davongespült und verschwand aus seiner Sicht. Holzsplitter sausten als kleine Geschosse durch die Luft und zerschnitten Narutos Haut, während dieser nur ungläubig zusehen konnte, wie Hinata unter Tonnen von Holz und Stein begraben wurde. Nach wenigen Sekunden war von dem Gebäude nur noch Schutt und Asche übrig. Es sah aus, als hätte ein Riese seine Faust in ein Spielzeughaus geschlagen. „HINATA! HINATA!“, schrie Naruto. Er rannte in die Staubwolke, die durch den Zusammenbruch des Gebäudes aufgewirbelt worden war, und hustete, ohne seine Geschwindigkeit zu verringern. Als er den ungefähren Punkt, an dem er Hinata das letzte Mal gesehen hatte, erreichte, fing er an mit bloßen Händen wild in den Ruinen zu graben. Doch so sehr er sich auch bemühte, er brachte nur noch mehr Geröll und geborstenes Holz zum Vorschein. Während er geradezu manisch in dem Bauschutt wühlte, kam ihm die Botschaft von Orochimaru in den Sinn. Wenn er Sakura retten wollte, musste er so schnell es ging zum Heldenmal… Doch er konnte Hinata auch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen… Also was sollte er tun? Wen sollte er retten? Es war eine Entscheidung, auf die es keine Antwort gab. Verzweifelt brüllte Naruto daher seinen Frust gegen den Himmel, während er in den Überresten des Hyuuga-Anwesens hockte und sich nicht dafür entscheiden konnte, welches Leben er retten sollte, auch wenn ihm bewusst war, dass dadurch am Ende wahrscheinlich beide vergehen würden… ~°~ Hinata atmete dünne, staubige Luft ein, die sie immer wieder zum Husten brachte. Sie wusste nicht was geschehen war. Plötzlich hatte sich die ganze Welt um sie bewegt und es hatte geknallt und geknirscht, bis sie von einer gewaltigen Kraft davongerissen worden war. Nun lag kalter Stein schwer auf ihrer Brust und Holzspitzen pikten sie in die Seite. Sie versuchte ihren Körper in eine angenehmere Lage zu drehen, doch sie konnte sich nicht bewegen. Gefangen… Ich bin verschüttet worden… Da sie nichts sah, tastete sie vorsichtig ihre Umgebung ab, nur um festzustellen, dass sie von undurchdringlichen Steintrümmern eingeschlossen war. Alte, böse Erinnerungen an ihre Zeit als Gefangene wühlten sich an die Oberfläche. Es war wie damals… Ich will hier raus… Hinatas Bewegungen wurden hektischer und ihre Atmung ging schneller. Ihre Finger rutschten über glatten Granit, der ihren Körper wie in einem Schraubstock in seiner festen Position hielt. Der Drang etwas zu sehen war so stark, dass Hinata unbewusst die Augen aufriss, als könnte sie so die Schwärze ihrer Blindheit durchdringen. Doch die Schwärze blieb. Und eingeschlossen im Fels folgten ihr unaufhaltsam die Erinnerungen an die Gefangenschaft… an Orochimaru… an die Tage der Folter… an die Dinge, die sie mit Ino geteilt hatte… Ich will hier raus! Ich will hier raus! Ich will hier raus! Es war, als würde die Finsternis die Bilder der Vergangenheit heraufbeschwören. Hinata kniff die Augen zusammen, obwohl das genauso sinnlos war wie sie aufzureißen. Ihre Hände suchten nach irgendetwas, an dem sie Halt finden konnten. Dabei fanden sie die feine Kette, die um ihren Hals hing, und erzeugten dabei ein leises, melodisches Klimpern. „Sasuke“, flüsterte Hinata. „Sasuke… Sasuke…“ Sie sprach seinen Namen immer wieder aus, wie ein Mantra zum Schutz vor den Schrecken, die auf sie lauerten. Ich stehe in deiner Schuld… Wenn du jemals Hilfe brauchst, lasse etwas Chakra in die Kette fließen und ich werde zu dir kommen… Die Sehnsucht nach ihrem Retter war so stark, dass sie keinen Moment zögerte. Unter Aufbietung all ihrer Kräfte schaffte sie es ihre Arme so zu verschieben, dass sie den Schlangentalisman mit beiden Händen umschließen konnte. Dann ließ sie ihr Chakra in das Schmuckstück fließen. Es erwärmte sich, als würde es in der Sonne liegen, und Hinata spürte für einen Moment eine tiefe, weit reichende Verbindung zum jungen Uchiha aufflackern… „Sasuke“, hauchte sie noch einmal. Inzwischen fiel ihr das Atmen schwer. Offenbar wurde die Luft knapp, während sich die grauenhaften Erinnerungen noch zu vermehren schienen. „Beschütze mich vor der Dunkelheit…“ ~°~ Sasuke Kopf ruckte zur Seite, denn er spürte die chakrabedingte Verbindung wie eine unsichtbare Kette, die an ihm zog. „Hinata…“, murmelte er. ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel XIX - Erwachen Was hat Orochimaru mit Sakura vor? Wird Sasuke kommen, um Hinata zu helfen? Wie wird der Krieg ausgehen? Das Finale rückt immer näher... Nur noch 3 Kapitel... Kapitel 19: Erwachen -------------------- Oh man, es war wirkich ziemlich anstrengend die ganzen wichtigen Wörter in diesem Kapitel kursiv zu markieren. Aber da ich damit angefangen habe, muss ich es auch bis zum Ende durchziehen, nicht wahr? Wie auch immer: Super vielen Dank für die wahnsinnig vielen Kommis und für die Glückwünsche. Ich habe meinen Ehrentag ordentlich gefeiert und weile inzwischen wieder unter den Lebenden, um mal wieder ein neues Stück Story hochzuladen! Ich hoffe ihr seid weiterhin so fleißig ;) Ich habe mich übrigens als nächstes für eine School- bzw. Realfic entschieden. Mal sehen was das wird... @FanfictionHunter: Man man man, Sherlock Holmes wieder im Einsatz... Ein paar Vermutungen von dir sind richtig, andere aber auch falsch. Ich finds schön, dass du mein Kurzbeschreibungsmotiv enträtselt hast (Naja, wirklich schwer war's ja nicht...) Und was heißt hier, ICH will Leute unter die Erde bringen? Das macht die Geschichte :p @Hinata-chan88: Die anderen Hyuugas sind natürlich schon zur Schlacht geeilt. Da Hinata für den Kampf nicht geeignet ist, wurde sie zurückgelassen!!! @inkheartop: Ja, der Fuchs wird noch etwas mehr in Erscheinung treten. Schon bald ;) @Kintaro: Wow, vielen Dank für dieses große Lob! ;) Von welchem Autor ist den diese "Shinobi no Ai"? Ich bin nämlich auch immer (und meist erfolglos) auf der Suche nach wirklich guten Storys. Also wenn du Tipps hast, nur her damit! @Marc: Cool ~~~°~~~ Kapitel XIX – Erwachen ~~~°~~~ Naruto starrte verzweifelt in den Himmel, als läge dort die Antwort auf sein Dilemma. Es war, als wollte das Schicksal ihn quälen, in dem es ihn vor die grausame Wahl stellte Sakura hinterher zu eilen oder weiter in den Trümmern des Hyuuga-Anwesens nach Hinata zu graben. Keine Entscheidung würde die richtige sein, da es gleichbedeutend damit war eine der beiden im Stich zu lassen. Für einen Moment spielte Naruto mit dem Gedanken einen Schattendoppelgänger zu benutzen, doch er wusste, dass dieser nur über begrenzte Kraft verfügte und weder dem Graben noch dem Kampf gegen Orochimaru lange gewachsen sein würde… Außerdem durfte er nicht seine Kräfte spalten, wenn er gegen die Schlange antreten wollte… Was mache ich nur? Naruto war so tief in seine Gedanken versunken, dass er den eingetroffenen Shinobi erst bemerkte, als seine Schritte direkt neben ihm zum Stillstand kamen. „Naruto…“, sagte eine ihm vertraute Stimme ernst. Er hatte die Stimme Ewigkeiten nicht gehört, doch er erkannte sie auf Anhieb wieder und spürte, wie sein Herz für einen Moment auszusetzen drohte. Unmöglich… Ganz langsam, als hätte er Angst vor dem kommenden Anblick, drehte Naruto seinen Kopf zur Seite. Ein weißes Hemd, das sich im Wind bewegte… Schwarzes Haar… Rotschwarze Augen… „Sasuke…“ Die Welt schien stehenzubleiben. Um sie herum ertrank das Dorf in Blut und Feuer, doch Naruto konnte nur auf seinen alten Teamgefährten starren, der so plötzlich neben ihm stand und ihn mit undurchschaubarem Blick musterte. Alle anderen Eindrücke, der Schlachtenlärm in der Ferne, das Knistern der brennenden Häuser, das Pfeifen der fliegenden Steingeschosse, der Geruch von Asche und Tod, rückten in die Ferne. „Hallo Naruto“, sagte Sasuke mit dem Anflug eines melancholischen Lächelns. Im nächsten Moment zog er sein Schwert, denn Naruto stürzte sich mit gezücktem Kunai auf ihn. Die Waffen kollidierten mit brachialer Gewalt in ihrer Mitte und ließen Funken fliegen. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt. „Was machst du hier, Sasuke?“, knurrte Naruto, während die verschiedensten Gefühle in ihm Karussell fuhren. Verwirrung. Misstrauen. Freude. Wut. „Gehörst du nun endgültig zu Orochimaru? Steckst du da mit drin?“ „Nein…“ „Und was machst du dann hier? Nachdem du uns verlassen, uns hintergangen und verraten hast? Nachdem du zu der Schlange gegangen bist? Der Bastard versucht alles zu zerstören, was uns etwas bedeutet und du warst sein Schüler! Er hat Hinata gefangen und gefoltert!“ „Ich weiß…“ „Nichts weißt du! NICHTS!“, fauchte Naruto, während die Wut die Oberhand über alle anderen Gefühle gewann. Mit der freien Hand zeigte er unwirsch in die Ferne. „Alles geht hier vor die Hunde, doch das berührt dich überhaupt nicht, oder? Es hat dich nie gekümmert! Ich wollte es nicht wahr haben…“ Tausend Erinnerungen schienen gleichzeitig in seinem Kopf zu wüten, Erinnerungen an ausgesprochene und unausgesprochene Dinge zwischen ihnen, an gemeinsame Erlebnisse. Kyuubi brüllte in ihm enttäuscht, als die Wut verrauchte wie ein erloschenes Feuer. Wir haben so oft zusammen gekämpft, so viele Missionen gemeinsam erfüllt, so viele Tage gemeinsam verbracht… Die anderen sagen, ich soll loslassen… Haben sie Recht, Sasuke? Haben wir dir nie etwas bedeutet? „Bitte, Sasuke…“, flüsterte Naruto heiser, während er lautlose Tränen vergoss. Wegen seinem Freund, der sie verlassen hatte. Wegen Hinata, die drohte unter seinen Füßen zu ersticken. Wegen Sakura, die sich in der Gewalt der wahnsinnigen Schlange befand. „Bitte sag… Dass es dich gekümmert hat… Dass dir nicht alles egal war…“ Ein scharfer Wind zog auf und wirbelte Staub und Asche um ihre Knöchel. „Es ist mir… nicht egal…“, gestand Sasuke schließlich. „Was?“ „Konoha ist mir nicht egal… Ihr seid mir nicht egal…“ Sasuke ließ sein Schwert sinken und verstaute es wieder in der schmucklosen Scheide an seiner Hüfte. Naruto starrte entgeistert in das Gesicht seines alten Freundes. Er hatte so lange gehofft solche Worte von ihm zu hören, obwohl er inzwischen selbst nicht mehr daran geglaubt hatte. Etwas in seinem Inneren, das er schon lange für tot gehalten hatte, erblühte zu neuem Leben. „Wirklich?“ „Ja. Ich will nicht mehr alleine sein. Ich will in das Dorf zurückkehren und vom den Weg des Rächers ablassen. Der Gedanke an Itachi soll nicht mein ganzes Leben bestimmen. Ich weiß nicht, wieso ich plötzlich so denke… Hinata hat etwas in mir geweckt…“ „Hinata?“, wiederholte Naruto verwirrt. „Ja. Ich habe sie zu euch gebracht.“ Sasukes Gesicht wurde bei diesen Worten weicher. Naruto begriff nicht, was zwischen ihnen vorgefallen war, doch es musste ein einschneidendes Erlebnis gewesen sein, wenn es ihn so verändern konnte. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte, denn seine erwachende Freude passte so gar nicht zum Augenblick. „Hinata ist hier verschüttet…“ „Ich weiß. Ich kann sie spüren. Sie ist bereits sehr schwach.“ Naruto fragte nicht nach, wie es möglich war, dass Sasuke sie spüren konnte. „Und Orochimaru hat Sakura. Sasuke, ich kann das nicht alleine schaffen… Er will sich mit mir beim Heldenmal treffen. Wenn ich zu lange warte, tut er ihr was an.“ Sasuke nickte ernst. „Überlass Hinata mir. Ich komme nach und helfe dir…“ Naruto hatte das Gefühl, als würde er träumen. Konoha ging um ihn herum zu Grunde, doch er konnte trotzdem nicht verhindern, dass ein breites Grinsen seine Lippen teilte. „Willkommen zurück, Sasuke!“, sagte er, während er eine Hand ausstreckte. Sasuke schlug ein. Dabei sah er ihm direkt in die Augen. „Unterschätze Orochimaru nicht, Naruto.“ „Geht klar.“ Mit diesen Worten rauschte Naruto davon. Die strahlende Freude über Sasukes unerwartete Rückkehr verlieh ihm Rekordgeschwindigkeit und ließ ihn das Heldenmal in nur wenigen Minuten erreichen. Orochimaru wartete bereits mit verschränkten Armen neben dem verzierten Stein. „Das Spiel beginnt…“, zischte die Schlange feixend. ~°~ Shikamaru brauchte Shizune nicht mehr davor zu warnen, dass das Dorf erneut von Iwa angegriffen werden würde, denn die Steine flogen bereits. Die Übergangshokage ließ die Alarmglocke des Turmes zum dritten Mal seit dem schicksalshaften Attentat auf Tsunade läuten, ehe sie sich schwerfällig zurück an ihren Schreibtisch fallen ließ und Shikamarus restlichem Bericht zuhörte. „Kabuto war der Verräter. Er war verkleidet als Shino, schon viele Monate lang, und hat im Verborgenen nach Informationen gesucht. Er hat auch Dimors Schuppe gestohlen und Hinata entführen lassen. Ich weiß nicht warum, doch diese Entführung war von Anfang an geplant!“ „Halt, halt! Nicht so schnell!“, rief Shizune hilflos. In diesem Moment krachte die Tür ihres Büros auf und Ino stürmte herein. Sie keuchte, als hätte sie eine lange Strecke im Sprint zurückgelegt, und schnatterte los, bevor irgendjemand wusste was los war: „Ich war in Hinatas Erinnerungen! Ich habe es gesehen! Shino war der Verräter! Shino! Und Orochimaru hat Hinata die Byakugan gestohlen, für sich selbst!“ Dann erst schien sie zu bemerken, dass auch Shikamaru im Raum war. Shizune rieb sich die Schläfen, als hätte sie Kopfschmerzen. „Shikamaru ist dem Verräter bereits begegnet. Es war Kabuto, maskiert als Shino…“ „Was soll das heißen, Orochimaru hat die Byakugan für sich gestohlen?“, fuhr Shikamaru dazwischen. Ino starrte ihn mit großen Augen an. Ihr Blick verharrte für einen Moment an dem getrockneten Blut an seiner Stirn. „Was ist passiert?“ „Ich bin Kabuto begegnet… Naruto hat ihn getötet…“ Tränen funkelten in Inos Augen und sie warf sich an seine Brust. „Shikamaru, es war so schrecklich. Hinata hat so schlimme Dinge erlebt…“ Inos Knie streifte sein zerstörtes Bein und sandte so heißen Schmerz durch seinen Körper, dass er zusammenzuckte. Sofort ließ Ino erschrocken von ihm ab. „Bist du schwer verletzt?“ „Egal jetzt“, brachte der Ninja vom Nara-Clan zwischen knirschenden Zähnen hervor. „Sag mir lieber, was du damit meintest, als du sagtest, dass Orochimaru die Byakugan gestohlen hat!“ „In Hinatas Erinnerung sagte er, dass es nun seine Augen sind“, flüsterte sie zitternd. Shikamarus Verstand raste. „Sie wollten von Anfang an Hinata. Sie wollten die Byakugan. Aber warum? Was bezwecken sie damit?“ „Das kann ich dir sagen“, hörten sie eine neue Stimme von der Tür aus sagen. Eine Frau mit blonden Haaren, die in zwei Zöpfe gebunden waren, stütze sich schwer am Türrahmen ab und blickte sie alle mit braunen Augen durchdringend an. „Tsunade-sama!“, riefen Ino, Shikamaru und Shizune gleichzeitig. Die Godaime schien noch etwas unsicher auf den Beinen. Als sie in den Raum wankte, sprang Shizune sofort an ihre Seite, um sie zu stützten und zu einem Stuhl zu führen. „Seit wann sind sie wach?“, fragte Ino verhalten. „Was hat es mit Hinatas Entführung auf sich?“, unterbrach Shikamaru schneidend. Tsunade warf ihm einen kurzen Blick zu und lächelte. „Gleich auf den Punkt kommen, nicht wahr? Das ist vermutlich das Beste. Es wird später Zeit geben, mir zu erklären was zum Teufel hier los ist…“ „Iwa hat einen Krieg mit uns begonnen… Wir-“, sprudelte Ino hervor, ehe Shikamaru sie mit einer ruckartigen Handbewegung zum Schweigen ermahnte. Tsunade schien sich einen Moment zu sammeln, bevor sie sagte: „Orochimaru will Dimors Buch…“ „Dimors Buch? Was ist das?“ Tsunade wechselte einen bedeutungsschweren Blick mit Shizune. „Etwas, dass das ganze Dorf… Vielleicht sogar die gesamte Nation in Gefahr bringen könnte…“ ~°~ Naruto näherte sich mit vorsichtigen Schritten dem Denkmal. Er erkannte Sakura, die mit etwas an den Stein gefesselt war, dass wie überdimensionale Spinnweben aussah. Ihr Kopf lag auf ihrer Brust und das rosa Haar hing vor ihrem Gesicht wie ein Schleier. Offensichtlich hatte sie das Bewusstsein verloren. Naruto spürte die Wut des Kyuubi in sich aufsteigen, als er Orochimaru entgegenschritt, und ballte die Hände krampfhaft zu Fäusten. „Das nenne ich pünktlich“, bemerkte die Schlange gut gelaunt. Naruto gab als Antwort nur ein Knurren von sich. Er spürte das Chakra des Dämonenfuchses wie heißen Dampf aus seinem Körper strömen. Seine Finger zeigten bereits Anzeichen, sich in spitze Klauen zu verformen, doch Naruto drängte die Verwandlung zurück. Noch war nicht die Zeit dafür, auch wenn es ihm schwer fiel, sich beim Anblick von Hinatas und Sakuras Peiniger unter Kontrolle zu halten. „Der Ausdruck gefällt mir, Junge…“, bemerkte Orochimaru unbeeindruckt. „Geradezu animalisch… Sehr hübsch anzuschauen… Und deine Augen funkeln so rot, fast wie bei einem Uchiha…“ „HALT’S MAUL!“, brüllte Naruto mit einer Stimme, die halb die seine, halb die des Kyuubi war. Rotes Chakra platzte blubbernd aus ihm hervor. Wo es den Boden berührte, verwelkte das Gras, und wenn es ein herabrieselndes Kirschblütenblatt berührte, verbrannte dieses zu Asche. Naruto erschreckte sich selbst davor, doch ein Blick in Orochimarus schelmisch blitzende Augen genügte, um seinen Hass nur noch weiter anzufachen und alle Vorsicht zu vergessen. Orochimaru grinste, als hätte man ihm ein Geschenk gemacht. „Dann beginnen wir eben ohne die übliche Konversation… Wie Schade…“ Geradezu genüsslich biss sich die Schlange in den eigenen Finger und zeichnete mit dem hervortretenden Blut einen Kreis auf die Erde. Naruto erkannte die Vorbereitungen der Beschwörungsformel, doch er konnte ihn nicht mehr davon abhalten die Fingerzeichen zu formen. „Kuchiyose No Jutsu“, zischte Orochimaru rau. Eine Staubwolke explodierte und brachte hunderte und aberhunderte von Schlangen mit sich. Sie krochen überall auf dem Boden, in allen Größen und Farben. Kleine giftige Grasschlangen schlängelten sich neben Vipern, die sich aufbäumten und bedrohlich zischten, während riesige Würgeschlangen träge über den Boden krochen. Naruto wich zurück. Er schlug ein kleines Springexemplar zur Seite, das ihn angreifen wollte, doch schon waren drei weitere dunkelgrün geschuppte Leiber zur Stelle und stürzten sich auf ihn. Naruto riss zwei von ihnen grob von sich. Die dritte jedoch versenkte ihre Fänge tief in sein Fleisch. Heißer Schmerz explodierte unter seiner Haut. Im nächsten Moment warfen sich alle Tiere gemeinsam auf ihn, sie schnappten, bissen, rissen an ihm und schlugen ihre spitzen Zähne immer wieder in seinen Körper. Der Schmerz und die schiere Masse gewundener Schlangenleiber drohten ihn in die Knie zu zwingen. „Stell dich selbst zum Kampf, du Mistkerl!“, brüllte Naruto aus voller Kehle. Kyuubis Wut durchströmte ihn und ließ heißes Chakra hervortreten. Einige Schlangen wurden davon verbrannt, doch ihre Artgenossen verbissen sich nur noch energischer in seiner Haut. „Stell dich! KÄMPFE!“ ~°~ Tsunade blieb sehr lange still und Shikamaru wollte schon noch einmal nach Dimors Buch fragen, als sie sich endlich räusperte. Shizune stand besorgt an ihrer Seite. „Tsunade-sama? Ist es wirklich so eine gute Idee, ihnen davon zu erzählen?“ „Es bleibt keine Wahl… Zu viel steht auf dem Spiel…“ Shikamaru konnte seine Ungeduld kaum verbergen. Draußen wütete das Feuer und Shinobi starben im Kampf gegen Iwa. Steine flogen noch immer vereinzelt durch die Luft, ehe sie sich senkten und donnernd Zerstörung brachten. „Wie sehr vertraut ihr Naruto?“, fragte Tsunade plötzlich und beobachtete sie lauernd. Shikamaru fand die Frage komisch, doch er antwortete ohne Zögern: „Vollkommen.“ Neben ihm nickte Ino vorsichtig. Tsunade schien das als gutes Zeichen zu nehmen, denn sie lächelte matt und fing an zu erzählen: „Dimors Buch ist ein gut behütetes Geheimnis von Konoha, das nur dem Hokage und den Oberhäuptern der höchsten Clans anvertraut wird. Es ist tief unter diesem Turm versiegelt. Seit vielen Jahren mussten wir uns auf die mündliche Überlieferung beschränken, denn niemand konnte das Buch mehr lesen. Uns fehlte der Schlüssel…“ „Dimors Schuppe“, spekulierte Shikamaru. Tsunade nickte. „Genau. Nur mit Dimors Schuppe ist es möglich die Kammer zu betreten, in der das Buch versteckt wurde… Doch selbst wenn man zu dem Buch gelangt, kann man es nicht lesen. Dimor war ein Hyuuga und ein wahrhaft großer Shinobi. Damit seine Künste nicht in die falschen Hände geraten konnten, schrieb er das Buch mit einer speziellen Tinte, die nur Träger des Byakugan zu lesen vermögen… So sollten die Künste immer innerhalb des Clans bleiben…“ „Hinata“, murmelte Ino begreifend. Tsunade sprach weiter, doch Shikamaru wusste bereits, wie die Teile weiter ineinander griffen. „Richtig. Orochimaru entführte Hinata und experimentierte so lange mit ihr, bis er ihr Bluterbe verstand. Dann nahm er sich die Byakugan, um Dimors Buch lesen zu können…“ Kein Wunder, dass sie uns losschickte um Dimors Schuppe zu suchen und zu versiegeln… Seit Hinatas Entführung muss sie etwas Derartiges befürchtet haben… „Aber was für eine Kunst steht dort drin? Wie kann sie eine ganze Nation in Gefahr bringen? Und was hat Naruto damit zu tun?“, fragte Ino verwirrt. Shikamaru entging nicht, dass Tsunade einen weiteren raschen Blick mit Shizune wechselte. „In Dimors Buch steht alles über die Kunst, wie man einen Dämon in einem Menschen versiegelt. Und es steht auch dort drin, wie man diese Verbindung wieder löst. Die Person, die das Gefäß darstellt, muss unter starken Schmerzen leiden und die Bindung zum Dämon bereits von sich aus lockern… zum Beispiel durch große Wut…“ „Was will Orochimaru mit so einer Kunst?“, fragte Ino verwundert. Bei Shikamaru legten sich einige Hebel in seinem Kopf um. Er befürchtete zu verstehen, was das alles zu bedeuten hatte, und die Erkenntnis traf ihn schwer. Es ist nicht immer toll, die Dinge durchschauen zu können… Als Tsunade ihre nächsten Worte wählte, wusste Shikamaru bereits, was sie sagen würde. „Naruto ist das Gefäß für den Neunschwänzigen. Orochimaru will das Fuchungeheuer befreien…“ ~°~ Sasuke arbeitete sich behutsam durch die Schichten aus Geröll. Er wusste genau, wo er zu graben hatte, denn die Verbindung zu Hinata leitete ihn so zielsicher wie ein innerer Kompass, auch wenn sie in den letzten Minuten immer unsicherer geworden war und zeitweise flackerte. Offenbar verließen Hinata ihre Kräfte. Dennoch zwang sich Sasuke dazu langsam vorzugehen und immer wieder mit seinen Sharingan zu untersuchen, welche Steine er nicht entfernen durfte, weil sie den Rest des Haufens stützten und ihn zum erneuten Einsturz bringen würden. Halte durch, Hinata… Obwohl er äußerlich gelassen blieb, ließ die Sorge um die junge Hyuuga sein Herz aufgeregt tanzen. Sie hatte ihn geheilt. Ihr war es zu verdanken, dass seine Träume wieder erholsam waren und der Rachedurst in ihm versiegte. Das wollte er um keinen Preis der Welt verlieren. Inzwischen war er ihr ganz nahe. Sasuke schob vorsichtig eine große Steinplatte aus dem Weg und legte so einen dünnen, blassen Arm frei, der aus den Ruinen hervorlugte. Im gleichen Moment zerriss jedoch seine Chakraverbindung zu ihrem Talisman. „Nein.“ Das Wort entkam leise seinen Lippen, von Angst getränkt und ungläubig. Sasuke ließ alle Vorsicht fallen, wühlte wie besessen in den Überresten des Anwesens und zog Hinata schließlich an ihrem Arm aus den Trümmern. Er wusste, dass er dabei nicht besonders feinfühlig vorging, doch er konnte darauf keine Rücksicht nehmen. Jede Sekunde war kostbar… Mit sicheren Handgriffen nahm Sasuke Hinata auf die Arme und trug sie zu einem bisher unzerstörten Teil der Straße, der halbwegs sicher wirkte, um sie dort abzulegen. Steinstaub hatte sich als graue Schicht über ihre Haut und die dunklen Haare gelegt. Einen fürchterlichen Moment lang blieb sie wie tot auf dem Boden liegen. Sasuke griff nach ihrer Schulter und wollte sie schütteln, doch Hinata gab bereits ein kaum zu hörendes, gedehntes Stöhnen von sich. Sie rollte sich auf die Seite, blinzelte ein paar Mal mit ihren toten Augen und tastete mit ihrer Hand die Umgebung ab. „Befreit…“, murmelte sie konfus. „Hinata… Ich bin es…“, gab sich Sasuke zu erkennen. Seine Stimme war vor Erleichterung heiser. „Sasuke-kun?“ „Wie geht es dir?“, fragte er mitfühlend. Die Hyuuga setzte sie langsam auf, wobei ihr grauer Staub vom Körper rieselte. Darunter offenbarten sich drei kleine Schnitte an ihrem Hals, die jedoch ungefährlich aussahen. „Mir geht es gut… Denke ich…“ Einem Impuls folgend zog Sasuke Hinata an sich. Die junge Hyuuga wirkte im ersten Moment etwas perplex, doch schnell erholte sie sich und legte ihre Arme fest um seine Schultern. „H-hast du dir… etwa Sorgen… um mich gemacht, Sasuke-kun?“, fragte sie verhalten. Sasuke konnte nicht antworten. Er konnte solche Worte nicht aussprechen, hatte es nie gekonnt, doch er hoffte, dass sein immer noch rasendes Herz ihr Antwort genug war. Nach einer Ewigkeit, so schien es, lösten sie sich wieder voneinander. Sasuke sah ihr direkt ins Gesicht, nahm jede Einzelheit davon in sich auf. Staub färbte es grau, die Augen rollten unruhig hin und her und ihre Haare hingen vor Schmutz kraftlos herunter, doch Sasuke hatte sie nie schöner gefunden. Für ihn war sie in diesem Moment schöner als Sakura, Ino oder jedes andere Mädchen, dass er jemals gesehen hatte. Sasuke war überrascht über seine eigenen, für ihn eigentlich untypischen Gedanken. Er war auch überrascht davon, dass Hinata ihm bereits mehr bedeutete als alles andere in seinem Leben. Sogar mehr als die Rache. „Sasuke-kun… Ich danke dir… E-es tut mir Leid, dass ich dich hierhergerufen habe… Aber ich hatte so eine Angst und ich war eingesperrt und es erinnerte mich so schrecklich an-“ „Hinata?“ „Ja?“ „Sag einfach nichts mehr“, murmelte Sasuke, bevor er sich ganz selbstverständlich zu ihr herabbeugte und seine Lippen auf ihre legte. Der Kuss war voller Gefühl und schien all das ausdrücken zu wollen, was Sasuke nicht mit Worten sagen konnte. Als er sich wieder von der Hyuuga löste, berührte diese ihre Lippen ungläubig mit den Fingerspitzen und lief bis zum Haaransatz so rot an, dass es nicht einmal der graue Staub verdecken konnte. „Sasuke-kun…“ „Ich werde nach Konoha zurückkehren“, unterbrach er sie ruhig. Hinata ließ erstaunt die Hände sinken. „Aber vorher muss ich noch eine letzte Sache erledigen. Eine Sache, die ich schon vor einiger Zeit richtig zum Abschluss hätte bringen sollen…“ Mit einer Hand fuhr Sasuke vorsichtig Hinatas Wange nach. „Wirst du so lange auf mich warten?“ Hinatas Antwort war nur ein leiser Hauch im Wind: „Ja…“ „Dann bring dich in Sicherheit. Am besten du versteckst dich in dem Haus hinter dir. Die Steine fallen nicht mehr, als wirst du dort erstmal am sichersten sein. Ich komme so schnell es geht zu dir zurück. Rühr dich bis dahin nur weg, wenn es unbedingt sein muss…“ „Wo gehst du hin?“ „Naruto braucht meine Hilfe“, erklärte Sasuke. „Wir müssen eine Schlange töten…“ ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel XX - Schlangentöter - Schwarze Wut Eine Wut, die alles verschlingt und die Seele in Fetzen reißt... Was kann dich vor solch einer Wut beschützen? Was wird dich retten? Kapitel 20: Schlangentöter - Schwarze Wut ----------------------------------------- Man ey, die Mittwoche kommen schneller und schneller. Ich wollte eigentlich schon längst mit meiner Real-Life-Fic angefangen haben, aber ich finde überhaupt keine Zeit! (Nicht zuletzt wegen Zelda - Twilight Princess - So ein HAMMER SPIEL!!!) Aber natürlich kommen die Uploads weiterhin regelmäßg ;) @Feli89: Es freut mich, dass ich deinen Erwartungen gerecht bleiben kann ;) Hoffe auch die letzten Kapitel gefallen dir so gut! @inkheartop: Naja, ich fürchte wenn man Sasuke irgendwie verkuppelt, wird immer OOCness mit reinspielen, denn ganz ehrlich: Würde ein richtige Liebe im Manga/Anime auch nur irgendwie zu ihm passen? Und das mit der Szene hätte ich ehrlich gesagt auch gerne aus beiden Perspektiven geschrieben, aber ich find es dumm den gleichen Ablauf nur aus anderer Sicht zu schreiben... Fand ich selber echt schade... @Hinata-chan88: Habe Milch und Kekse gewissenhaft verzehrt. Ein Autor muss ja schließlich bei Kräften bleiben ;) Ich hoffe die letzten Kapitel enttäuschen dich nicht! ;) @DarkUke: Ich werde gerne allen Lesern bescheid geben, die auch an meinen nächsten Geschichten teilhaben wollen. Kein Problem ;) @Xell: Cool, das ist auch meine Lieblingsstelle, zusammen mit dem darauf folgenden ShikaTema-Stelldichein! Hab mich da voll reingehängt. Shikamaru ist eben zu einem meiner Lieblingscharaktere mutiert xD @FanfictionHunter: Hey, du hast die 250 voll gemacht! Darauf kannst du dir was einbilden =) Deine Vermutungen sind wie immer teils richtig, teils falsch... Tja, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Außerdem wär's langweilig, wenn die ganze Story immer schon ein Kapitel vorher in den Kommis stecken würde... Naja und Pairings mach ich nicht auf Krampf. Wenn sie nicht zur Story passen, kommen sie auch nicht vor, und da weder Neji noch TenTen großartig was zu tun hatten, blieb das ganze weg... ~~~°~~~ Kapitel XX – Schlangentöter – Schwarze Wut ~~~°~~~ Shikamaru starrte Tsunade an. Die Hokage saß an ihrem riesigen Schreibtisch und hatte sich weit nach vorne gelehnt, um keine von seinen oder Inos Reaktionen zu verpassen. Ihre braunen Augen blitzten dabei lauernd auf, als warte sie darauf, dass einer von ihnen vor Entsetzen an die Decke sprang. Shikamaru fasste sich zuerst und blieb ruhig. Er fand die Vorstellung zwar befremdlich, dass in Naruto das Fuchsungeheuer lebte, das vor vielen Jahren das Dorf in Angst und Schrecken versetzte. Andererseits erklärte es auch Einiges. Ino hingegen schien nicht so leicht mit dieser Nachricht fertig zu werden. „Er hat das Monster in sich?“, rief sie fassungslos und riss ihre eisblauen Augen so weit auf, dass Shikamaru schon befürchtete, sie könnten herausfallen. Dann schüttelte sie energisch den Kopf, bis ihr blonder Haarzopf hin und her flog. „Unmöglich! UNMÖGLICH!“ Shikamaru hatte seine Teamgefährtin schon häufiger hysterisch gesehen und hatte daher keine Probleme ihre folgende Flut aus Fragen im Geist auszublenden. Stattdessen dachte er über die allgemeine Situation nach. Da Orochimaru die Byakugan und Dimors Schuppe bereits besaß, würde er nicht mehr lange damit warten seinen Zug zu machen. Es war sogar wahrscheinlich, dass er im Chaos des bisherigen Kriegs und der Unorganisiertheit des Dorfes durch das Fehlen von Tsunade bereits in Besitz des Buches von Dimor gelangt war. Das bedeutete wiederum, dass er nur noch eines für seinen Plan brauchte… „Wir müssen Naruto finden“, hörte sich Shikamaru selbst sagen. Shizune, Ino und Tsunade sahen ihn gleichzeitig an. Die Hokage nickte zustimmend, während Ino ihn ansah, als wäre er verrückt geworden. „Shika… Hast du nicht mitbekommen, was Tsunade-sama eben gesagt hat? In Naruto steckt Kyuubi! Überrascht dich das denn gar nicht?“ „Doch“, gab Shikamaru zu. „Aber jetzt ist keine Zeit für großes Nachdenken. Wir müssen handeln. Wir müssen Naruto finden und vor Orochimaru beschützen, bevor dieser die Verbindung mit dem Fuchs lösen kann. Verstehst du denn nicht, was auf dem Spiel steht? Wenn der Fuchs ausbricht, sind wir alle dem Tod geweiht…“ „Aber…“, begann Ino verzagt. „Tsunade-sama… Ich bitte sie um Erlaubnis eine Suche nach Naruto zu starten…“ „Was ist mit deinen Verletzungen?“, fragte das Oberhaupt des Dorfes zweifelnd. Shikamarus Blick fiel auf sein Bein, das Kabuto zerstört hatte, und ein wenig freundlicher Fluch kam ihm über die Lippen. Tsunade trat unaufgefordert zu ihm. Sie wirkte selbst noch schwach von der langen Zeit, die sie gebraucht hatte um sich im Koma von dem Giftangriff zu erholen, doch ihre braunen Augen strahlten eiserne Entschlossenheit aus. Als sie ihre Hände auf sein Bein legte, spürte Shikamaru sofort die beeindruckende Kraft ihres Chakras auf sich übergehen. „Ich werde dein Bein so gut es geht behandeln“, erläuterte Tsunade mit ernstem Gesicht. „Danach wirst du dich auf die Suche machen. Genau wie Ino und Shizune. Das Finden und Beschützen von Naruto hat höchste Priorität, verstanden?“ „Jawohl…“ Ihr Blick wurde grimmig. „Und alles, was eben hier zwischen uns ausgesprochen wurde, bleibt auch unter uns… Das ist ebenfalls ein Befehl…“ ~°~ Naruto hatte schon viele Kämpfe ausgetragen, doch er konnte sich nicht daran erinnern dabei jemals solche Schmerzen gehabt zu haben. Die Schlangen rissen ihm die Haut vom Leib. Immer wieder schlugen sie ihre Fänge in seinen Körper, bis er übersät war mit tiefen, dunklen Bisswunden. Es waren so viele Tiere, dass sie ihn mit ihrem bloßen Gewicht in die Knie gehen ließen und es ihm nicht möglich machten irgendwelche Fingerzeichen zu formen. Hin und wieder riss sich Naruto die hartnäckigsten Schlangen vom Körper, doch meistens war das nur verbunden mit noch mehr Schmerz und brachte gar nichts. „Orochimaru!“, brüllte er außer sich. „Kämpfe endlich mit mir!“ Der abtrünnige San-Nin stand mit verschränkten Armen neben der gefesselten Sakura und beobachtete ihn bei seinen vergeblichen Anstrengungen, als hätte er nie etwas Interessanteres und Lustigeres in seinem Leben gesehen. Seine fahlen Lippen waren zu einem reptilienhaften Grinsen verzerrt, das die Haut um den Mund straffte. Ein Blick in dieses spöttische Gesicht reichte, um Narutos Wut auf ein neues Level zu bringen. Die Gefühle explodierten förmlich in ihm, ließen seinen ganzen Körper beben und rotes, heißes Chakra aus seinen Poren dampfen. Orochimarus Grinsen wurde dabei nur – falls das überhaupt möglich war - noch breiter. „Kämpfe mit mir!“, schrie Naruto noch einmal. Seine Stimme schien vor Zorn zu vibrieren. „Oder hast du Angst davor, dass ich dich töte? Komm her! Ich töte dich!“ Orochimaru blieb ungerührt und zuckte nur mit den Schultern. „Noch bist du nicht soweit, Naruto“, erwiderte der San-Nin schnarrend. „Große Schmerzen… Große Wut…“ „Was?“ „Hasse mich, Naruto Uzumaki“, verlangte Orochimaru höhnisch. Er wandte sich zur Seite, direkt an Sakura, obwohl seine goldenen Augen immer noch lauernd auf Naruto gerichtet waren. Mit seinen langen, dünnen Fingern fuhr er geschmeidig durch Sakuras rosafarbenes Haar und stöhnte dabei provokativ auf. Naruto fauchte als Antwort wie eine Raubkatze, doch Orochimaru ließ sich nicht stören. Seine Hand wanderte Sakuras blasse Wange entlang, hielt an ihrem Kinn inne und hob es hoch, so dass er ihr Gesicht sehen konnte. „Fass sie nicht an!“, kreischte Naruto angewidert. „Fass sie nicht an!“ Orochimaru rollte seine abnormal lange Zunge aus und leckte Sakura betont langsam über die weiche Haut. Dabei stöhnte er wieder, doch das nahm Naruto bereits nicht mehr wahr. In ihm erwachte eine Wut, wie er sie noch nie zuvor in seinem Leben gespürt hatte. Sie war schwarz wie Pech und zerriss ihn von innen, fraß ihn auf, schlug ihn in Stücke. In seinem Wesen hatte nichts mehr Platz außer diesem blanken Hass und einem einzelnen Gedanken. Ich bring ihn um! Das Chakra des Kyuubi fegte aus ihm heraus und zerfetzte die Körper der beschworenen Schlangen erbarmungslos. Im nächsten Moment stand Naruto befreit zwischen zuckenden Leibern, die ihre letzten Atemzüge nahmen, während er schnaufte wie ein tollwütiges Tier. Orochimaru sah die Gefahr kommen und formte so schnell neue Fingerzeichen, dass die einzelnen Symbole ineinander überzugehen schienen. Es war eine weitere Beschwörungsformel, diesmal aus dem Erdversteck, doch Naruto verstand die genauen Worte nicht, so laut rauschte das Blut in seinen Ohren. Mit einem Kampfschrei stürzte er auf Orochimaru zu, gerade als dieser mit seiner Kunst fertig wurde und grauer Nebel aufzog. Er wartete nicht, bis sich der Schleier verzogen hatte. Die Zeit des Wartens war vorbei, genau wie die Zeit des Denkens. Nur Instinkte leiteten ihn inzwischen und diese zwangen ihn dazu Orochimaru blind anzugreifen. Etwas schnitt in seinen Arm, doch er rannte trotz der Verletzung weiter. Nur drei Schritte später riss wieder etwas sein Bein auf, dann seine Brust und seine Füße. Ein Widerstand zerrte an ihm und machte ihm das Vorwärtskommen schwer. „Komm“, flüsterte Orochimarus Stimme aus dem Nichts. Naruto knurrte wieder. Doch was auch immer die Schlange beschworen hatte, es zwang ihn zum Stillstand. Als sich der Rauch endlich legte, sah er auch wieso. Die ganze Umgebung um das Heldenmal hatte sich in ein riesiges Knäuel aus grünen, dornenbewehrten Ranken verwandelt. Naruto befand sich bereits so tief drin, dass sich Stachellianen um seinen Körper gewunden hatten. „Wo bleibst du denn?“, flötete Orochimaru von weiter vorne. Naruto konnte ihn nicht sehen, doch mit den Sinnen des Fuchses riechen. „Wenn du zu lange brauchst, muss ich mir die Langeweile mit deiner Freundin vertreiben…“ „Rühr sie nicht an! Ich reiß dich in Stücke! Ich hasse dich!“ „Noch nicht genug, Naruto“, tadelte Orochimaru. „Noch nicht genug Hass, Wut und Schmerz…“ Ungeachtet der messerscharfen Dornen wühlte sich Naruto weiter durch das Rankenmeer. Die Stacheln zerschnitten seine Haut noch schlimmer als die Schlangen und blieben oftmals mit Widerhaken bewehrt in ihm stecken. Trotzdem zwang er sich immer weiter. Dann hörte er einen schrillen Schrei und grausiges Lachen. Sakura. Orochimaru. Naruto kämpfte mit neuer Panik gegen den grausamen Parcour des San-Nin an, während ihm Tränen des Zorns über die Fuchsmale rannen. „Lass sie in Ruhe! Lass die Finger von ihr!“ Doch seine Worte gingen in einem weiteren Schrei von Sakura unter, der sich tief in Narutos Herz bohrte. „Du Monster!“ „Noch etwas mehr Hass… Nur noch ein bisschen mehr…“ Naruto riss Ranken mit den bloßen Händen aus dem Weg, obwohl er sich dabei Dornen in die Haut drückte und zerrte seinen Körper weiter, auch wenn dieser in den Stacheln festhing. Seine Jacke verhakte sich einmal so fest in dem Gestrüpp, dass Naruto sie zurückließ, doch auch sein schwarzes Shirt hing ihm bereits nur noch in Fetzen am Leib. Dünne Blutfäden überzogen seinen ganzen Körper. Schließlich war der Punkt erreicht, an dem Naruto nicht mehr vorwärts kam. Die Ranken schienen ein Eigenleben zu entwickeln und zogen sich immer fester um seine Gliedmaßen. Je mehr er in seiner schwarzen Wut daran zerrte, desto schlimmer schienen die Pflanzen ihre Stacheln in seine Haut zu bohren. „Ich – bring – dich – um!“ Im nächsten Moment fuhr ihm ein kühler Windhauch ins Gesicht. Naruto schloss instinktiv die Augen, hörte mit seinen geschärften Sinnen jedoch das Summen in der Luft und feines Reißen. Der Widerstand der Schlingpflanzen ließ nach. Naruto öffnete verwirrt die Augen und sah direkt auf den Rücken von Sasuke, der mit seinem feinen Schwert Ranken in Fetzen schnitt. „Sasuke…“ „Ich sagte doch, ich helfe dir“, sagte der Uchiha ohne seine Bemühungen einzustellen. Sein Schwert flackerte hin und her und zerlegte das ganze Pflanzenknäuel in der Umgebung präzise in Einzelteile. Naruto war von diesem Anblick so verblüfft, dass er sogar für einen Moment seine Wut vergaß. Kyuubi heulte in ihm wie ein getretener Hund. Auch Orochimarus Stimme überschlug sich vor Ärger: „Nein!“ Mit einem diagonalen Hieb von Sasuke fiel ein dichter Vorhang aus grünen, sich windenden Ranken zu Boden und gab die Sicht frei auf den Schlangenninja. Sein Gesicht war grotesk verzerrt, als wäre es nur eine wächserne Maske auf seinem Schädel. Sakura wand sich in ihren Fesseln, die sie an das Heldenmal ketteten. Ihr rotes Gewand war an mehreren Stellen dunkel von Blut… „Sakura!“, rief Naruto aufgewühlt. „Sakura…“, murmelte Sasuke kaum hörbar. Die Kunoichi erstarrte, als sie ihren Namen hörte und blickte zu ihren Teamkameraden. Naruto verschwendete keine Sekunde und stürzte sich mit einem bestialischen Geschrei auf Orochuimaru. Sasuke folgte ihm dicht auf, das Schwert angriffsbereit erhoben. Sie bewegten sich so perfekt aufeinander abgestimmt, als hätte sich ihr Team niemals aufgelöst, und Sakura konnte ihnen mit ihren geweiteten, grünen Augen kaum folgen. „Naruto… Sasuke… Ich verstehe nicht…“, stammelte sie verwirrt. Naruto schmetterte seine Faust gegen den Schlangenninja. Dieser wehrte den Hieb mit beiden Händen ab, doch Naruto duckte sich unbeeindruckt, so dass Sasuke über ihn hinwegspringen und einen weiteren Angriff gegen ihren Feind führen konnte. Sein Schwert zerschnitt sirrend die Luft und trennte Orochimaru den Kopf nur deshalb nicht von den Schultern, weil sich dessen Hals in einer unnatürlichen Bewegung aus der Bahn der Klinge wand. „Daneben!“, keifte Orochimaru gehässig. Naruto und Sasuke lächelten gleichzeitig. „Von wegen“, murmelte der Uchiha, während er seinen fehlgeschlagenen Hieb nutzte um in die spinnwebartigen Fesseln, die Sakura an das Heldenmal bannten, zu hacken. Weiße Fasern rieselten lautlos zu Boden. Sakura taumelte ein paar Schritte nach vorne, völlig überrascht von ihrer unvermuteten Freiheit und der eigenen Rettung. Dann war Naruto auch schon bei ihr, nahm sie fest in die Arme und sprintete unter dem Wutgeheul von Orochimaru mit ihr aus der Gefahrenzone. Hinter ihm hörte der blonde Chaosninja die Kampfgeräusche, die ihm sagten, dass Sasuke sich erbittert gegen Orochimaru behauptete, doch er sah sich nicht um, bis er sich mit Sakura außer Reichweite der Schlange und den nur noch spärlich vorhandenen Dornenranken befand. „Naruto, was ist hier los? Was macht Orochimaru hier… Und Sasuke…“ Ihre Stimme zitterte, als sie den Namen ihres alten Gefährten aussprach, mehr noch als beim Namen ihres Peinigers. „Ich erkläre dir alles, aber das muss jetzt warten. Ich muss kämpfen! Ich will die verdammte Schlange endlich tot sehen!“ Ein Stück von der schwarzen Wut schlich in sein Herz zurück, doch es reichte nicht, um den Kyuubi erneut zu wecken. „Aber…“ „Kein Aber. Du bist verletzt. Versorge deine Wunden und verstecke dich“, sagte Naruto hektisch. Sakura sah ihn voller Sorge an. „Du bist doch auch verletzt!“ „Das ist nicht so schlimm. Meine Wunden fangen schon an zu heilen. Also bitte hör auf mich.“ „Naruto-“ Doch er ließ sie nicht weitersprechen. Mit einem intensiven Kuss schnürte er ihr die Worte ab, ehe er sich wortlos zurück in das Gefecht stürzte und sie hinter sich ließ. Als er den Platz des Heldenmals wieder erreichte, war Orochimaru gerade dabei Kusanagi, sein geliebtes Schlangenkatana, aus seinem Mund zu zerren. „Keiner deiner Tricks wird dich diesmal retten!“, rief Naruto, während er auf ihn zuraste. Er fühlte sich wie berauscht. Sein Chakra zirkulierte voller unbändiger Kraft in seinem Körper und die Erleichterung darüber Sakura in Sicherheit zu wissen machte ihm das Herz leichter. Auch der dunkle Zorn in seinem Inneren hatte sich gewandelt zu dem bloßen, brennenden Wunsch Orochimaru geschlagen am Boden zu sehen. Denn das war er Hinata schuldig… Ich werde Orochimaru töten und jeden seiner Männer… Das verspreche ich dir… „Kagebunshin No Jutsu!“ Mehrere Dutzend Schattendoppelgänger erschienen und rannten genau wie ihr Original ungebremst auf Orochimaru zu. Der San-Nin riss Kusanagi würgend und mit einem widerlichen Ruck aus seinem Hals. Speichel und Schleim flogen aus seiner Kehle durch die Luft und verätzten einzelne Schattenklone, bis diese zu grauem Rauch verpufften. Doch die anderen warfen sich mit tollkühnen Angriffen weiter auf ihn. „Glaubt ja nicht, dass es so leicht wäre!“, zischte Orochimaru. Sein Katana biss sich mit unglaublicher Geschwindigkeit in die Schattendoppelgänger. Immer wieder fielen zertrennte Narutohälften zu Boden, bevor sie sich in grauen Nebel auflösten. Der echte Naruto hielt sich außerhalb von Orochimarus Reichweite. Mit Hilfe seines Chakras schickte er seine Klone in Wellen gegen den San-Nin, während sich Sasuke in dessen Rücken schich. Ich muss ihm Zeit verschaffen! „Der Wahnsinn endet hier und jetzt!“, fauchte Naruto ohne dabei aufzuhören seine Doppelgänger in den Kampf zu senden. Kusanagi war ein silberner Blitz in der Luft, pfeilschnell und tödlich. Schließlich stand Sasuke genau in Orochimarus totem Winkel. Er hob das Schwert, machte einen Ausfallschritt nach vorne und ließ es auf die Schlange niedersausen. Naruto jubelte innerlich. Doch er hatte sich zu früh gefreut. Denn als Sasukes Schwert nur noch wenige Zentimeter davon entfernt war den Schädel des San-Nins einzuschlagen, parierte dieser den Hieb plötzlich mit seinem Katana. Funken stoben in die Luft und der Klang von aufeinanderschlagendem Metall hallte über den Platz. Dann ging alles furchtbar schnell. Orochimaru wirbelte um die eigene Achse, dass seine schwarzen Haare herumflogen. Sasuke erkannte die Gefahr, doch er war selbst mit seinen Sharingan nicht in der Lage rechtzeitig zu reagieren. Mit einem schrägen Gewalthieb riss Orochimaru eine klaffende Wunde in die Brust des Uchiha. Blut spritzte. Sasuke schrie und stürzte. ~°~ Einige hundert Meter entfernt hockte Hinata unruhig in einer verlassenen Hütte und lauschte den entfernten Kriegsgeräuschen. Die Schlacht zwischen Iwa, Suna und Konoha tobte vor den Toren des Dorfes, doch zumindest fielen keine Steingeschütze mehr vom Himmel. „Sasuke… Komm gesund zurück zu mir…“, flüsterte sie. Als wären ihre Worte erhört worden, veränderte sich plötzlich die Chakraverbindung, die sie aufgrund des Schlangentalismans zu dem jungen Uchiha hatte. Sie flackerte kurz auf und wurde dann mit einem Mal so schwach, dass sie sie kaum noch spüren konnte. Erschrocken und ängstlich klammerte sich Hinata an das Schmuckstück. Was geschieht da nur? ~~~°~~~ Nächstes Mal: ~~~°~~~ Kapitel XXI - Schlangentöter - Blaue Sonne Ein Kampf auf Leben und Tod... Der Krieg wütet vor den Toren des Dorfes... Kann das Unheil abgewendet werden? Außerdem... Epilog - Der Flug des Adlers Vieles hat sich verändert... Vieles ging verloren... Doch manchmal sind es erst die Ruinen, die den Blick auf den Himmel freigeben... Kapitel 21: Schlangentöter - Blaue Sonne ---------------------------------------- ~~~°~~~ Kapitel XXI – Schlangentöter – Blaue Sonne ~~~°~~~ Naruto wollte schreien und fluchen, doch der Schock sorgte dafür, dass alle Laute in seiner Kehle steckenblieben. Selbst seine Doppelgänger hielten in ihren Bewegungen inne und wurden in nur wenigen Sekunden Opfer des Schlangenkatanas. Wie… hat er das gemacht…? Sasuke stand in seinem toten Winkel! Die Schlange keuchte und Blut tropfte von ihrem Schwert, doch ein schmales, teufliches Lächeln zog über ihre Lippen. „Ich habe mein ganzes Leben den Ninjakünsten gewidmet! Ich habe tausendmal mehr Kämpfe ausgefochten als ihr! Glaubt ihr Maden wirklich, ihr könntet mich mit eurem mickrigen Können töten?“ Beinahe gelangweilt verpasste Orochimaru dem am Boden liegenden Sasuke einen Tritt. Der Uchiha stöhnte gequält. Sein gesamter Körper war von der linken Schulter bis zur rechten Hüfte aufgerissen. „Glaubt ihr das wirklich??“ „Du Bastard!“, brüllte Naruto ungehalten. Er achtete nicht mehr auf seine eigene Sicherheit oder auf das Schwert in Orochimarus Händen. Er wusste nur, dass er den San-Nin tot sehen wollte, dass er ihn verletzen und leiden lassen wollte, so wie dieser es jeden Tag mit anderen tat. Zusammen mit seinen Schattendoppelgänger stürzte er sich in den Kampf. Doch Orochimarus Lächeln blieb. „Lächerlich…“ Seine freie Hand schnellte nach vorne, packte zielsicher den echten Naruto am Hals und drückte umbarmherzig zu. Der plötzliche Schmerz löste Narutos Konzentration, so dass der Rest seiner tapferen Schattendoppelgänger einfach verpuffte. „Wo…her…“, röchelte er. Orochimaru grinste ihm direkt ins Gesicht. „Woher ich wusste, dass du der Echte bist? Woher ich wusste, dass Sasuke hinter mir stand?“ Während er sprach, veränderten sich seine Augen. Erst waren es die normalen reptilienhaften Goldspiegel, gefüllt mit Bosheit und Machthunger. Doch nach einer Weile schienen sie zu verblassen und ihre Farbe zu verlieren, bis sie vollständig zu leeren, perlmuttfarbenen Teichen geworden waren. „Byakugan“, säuselte Orochimaru. Naruto fing an zu zittern und bekam eine Gänsehaut. Es war, als würde er in die Augen eines Hyuuga blicken. Als er verstand, wie Orochimaru zu diesem Bluterbe gekommen war, verkrampfte er sich vor Entsetzen und Ekel. Hinatas Augen… Es sind Hinatas Augen! „Sieh… mich… nicht… an!“, keuchte Naruto, obwohl er kaum Luft bekam. „Diese Augen… gehören… nicht dir! Du hast… sie gestohlen! Also sieh… mich… nicht damit an!“ Er wand sich in Orochimarus Griff und trat wild um sich, doch der San-Nin hielt ihn in der Luft, als wäre er nicht mehr als eine Stoffpuppe. „Wieviel Schmerz muss ich dir zufügen, Naruto Uzumaki? Wieviel, bevor Kyuubi endlich ausbrechen kann?“ Noch ein paar Sekunden lang starrte er Naruto mit seinen gestohlenen Augen nachdenklich an. Der Blick war für Naruto schwerer zu ertragen als die Schmerzen oder der Luftmangel, denn er erinnerte ihn noch einmal in aller Deutlichkeit an die Qualen, die Hinata in ihrer Gefangenschaft hatte durchstehen müssen… Schließlich seufzte Orochimaru. Er nahm Kusanagi, ließ es in der Hand kreisen und stieß es Naruto dann ohne Vorwarnung in den Leib. Ein Ruck ging durch Narutos Körper und in seinem Bauch explodierten Schmerzen, die ihm die Sinne zu rauben drohten. Er ächzte und schmeckte Blut. So darf… es nicht enden… „Schwach…“, murmelte Orochimaru, während er das Schwert aus Naruto riss und ihn achtlos zu Boden fallen ließ. Der Aufprall sandte weitere Schmerzwellen durch seinen Unterleib. Heißes Blut breitete sich auf dem Boden aus. Orochimaru ließ ihn einfach liegen und schritt stattdessen gemächlich auf Sasuke zu. „Die Kirschblüte ist mir zwar entkommen… Doch dafür ist eine andere Person aufgetaucht, die sich für meine Zwecke eignet. Mit ihm ist es mir sogar lieber… Er wird die gleiche Wut in dir entfachen und gleichzeitig meine Rache stillen. Immerhin hat er es gewagt sich mir zu widersetzen und sogar versucht mich umzubringen…“ Naruto versuchte sich aufzurappeln, doch er verlor viel Blut und hatte kaum Kraft übrig. Die Verzweiflung verdrängte für einen Moment die unerträglichen Schmerzen. Sasuke lag wehrlos am Boden und Orochimaru bewegte sich unaufhaltsam auf ihn zu, Kusanagi stichbereit erhoben. Wenn er nichts unternahm, würde er Sasuke schon wieder verlieren, obwohl sie sich doch gerade erst wieder gefunden hatten. So darf es nicht enden! Ich muss etwas tun! „Du warst ein großartiger Schüler“, erklärte Orochimaru, als er über dem Uchiha stand und mitleidlos auf ihn hinabblickte. „Und du wärst ein so schöner Körper für meine überragende Existenz gewesen… Zusammen hätten wir Perfektion erreicht…“ „Lass ihn in Ruhe!“, brüllte Naruto aus Leibeskräften. In seinem geistigen Gefängnis warf sich Kyuubi gegen die Gitterstäbe des riesigen Tores, das ihn hielt, denn der Zorn machte das Siegel schwach. Sasuke tastete kraftlos nach seinem Schwert, das ein Stück neben ihm lag. Doch bevor er es fassen konnte, trat ihm Orochimaru auf die Hand. Man konnte die Knochen brechen hören. „LASS IHN IN RUHE!“ „Er muss sterben“, erwiderte Orochimaru. Ausdruckslos hob er Kusanagi und ließ es einen Moment feierlich über seinem Kopf ruhen, ehe er es hinabschnellen ließ. Naruto schrie verzweifelt und presste die Augen zusammen, denn er konnte es nicht ertragen seinen Freund sterben zu sehen, nicht nachdem er so viel Zeit damit verbracht hatte ihn zurückzuholen. Sasuke… So darf es nicht enden! ~°~ Neji Hyuuga kämpfte vor den Toren des Dorfes. Die Armee aus Iwa, die ihnen gegenüberstand, konnte sich in ihrer Stärke und Menge ohne Probleme mit der Armee aus der Schlacht vor einigen Tagen messen. Neji hatte eher das Gefühl, dass es diesmal noch mehr Feinde zu bekämpfen galt. Ohne Pause warf er Kunai, kämpfte mit Taijutsu und ließ mit seiner 64-Hände-Technik ein wahres Trommelfeuer aus Hieben auf die Gegner niederregnen. Seine Bewegungen gingen alle ineinander über wie fließendes Wasser. Sein ganzes Leben lang hatte er für einen Augenblick wie diesen trainiert. Deswegen empfand er auch keine Angst. Sein Kopf war leer, frei von allen Sorgen und Emotionen, die ihn in der Schlacht behindern konnten. Wir verlieren… Obwohl Neji ganz auf den Kampf fokussiert war, konnte er erkennen, dass Konohas und Sunas Shinobi immer mehr zurückgedrängt wurden. Bei der letzten Schlacht waren bereits fast alle Streitkräfte aus Konohagakure besiegt oder verletzt worden und nur die unerwartete Hilfe aus Suna hatte den bevorstehenden Untergang abwenden können. Diesmal kämpfte das Sandreich von Anfang an an ihrer Seite, doch selbst diese Unterstützung schien gegen die Übermacht aus Iwa nicht mehr genug. Nicht einmal der Kazekage und seine treuesten Ninja konnten auf Dauer einem ganzen Heer trotzen. Wir werden sterben… Neji fürchtete sich nicht vor dem Tod. Er war in dem Glauben erzogen worden ihn als einen Begleiter zu sehen und ihn zu empfangen, wenn die Zeit kommen sollte. Jeder Mensch musste einmal sterben, das war so unumstößlich wie der Sonnenaufgang. Und besonders Ninja durften sich nicht davor fürchten das Leben zu verlieren, wenn sie ihre teilweise äußerst gefährlichen Missionen erfolgreich ausführen wollten. Kämpfen und Sterben… Das ist das Ninjaleben… Neji tötete zwei weitere Felsenshinobi, in dem er mit seinen Byakugan ihre Vitalpunkte ausmachte und durch genaue Fingerstöße zerstörte. Neben ihm fiel ein von Kunais gespickter Konohakrieger zu Boden. Blut und Schlamm spritzten auf Nejis weiße Kleidung, während er ohne Unterbrechung weiter um sich selbst rotierte, dabei schlug, trat und mordete. Längst waren die festen Formationen und Stellungen von Konoha aufgebrochen. Die Ninja kämpften nur noch in kleinen Gruppen um das nackte Überleben. Es gab keine Befehle mehr und keine Strategie. Irgendwo schrie jemand: „Wir können sie nicht besiegen! Wir müssen uns zurückziehen! Wir müssen uns zurückziehen!“ Doch selbst wenn er es gewollt hätte, hätte Neji nicht aus der Schlacht flüchten können, denn er befand sich viel zu weit im Zentrum des Krieges. Direkt bei ihm focht der Rest seines Teams gegen eine Truppe aus Iwa. Lee und Gai sprangen dabei in ihren grünen Kampfanzügen wild herum, als hätten sie den größten Spaß ihres Lebens. Ten-Tens Gesicht dagegen war von Tränen gezeichnet. Warum weinst du, Ten-Ten? Es war immer klar, dass wir irgendwann sterben würden… Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke und das Durcheinander der Schlacht schien unbedeutend zu werden. Neji spürte einen schwachen Stich in seinem Herzen, den Funken eines Gefühls, das er so vorsorglich im Kampf zu unterdrücken versucht hatte. Als er sah, das nur noch mehr Tränen über Ten-Tens schönes Gesicht liefen, tat er etwas, dass sonst nicht zu ihm passte. Er lächelte. Nur für sie. Das Einzige, was ich bedauere, ist, dass ich ihr nun nie sagen kann, wie viel sie mir bedeutet… Doch auch das gehört zum Ninjaleben… Verpasste Chancen… Neji wollte sich gerade abwenden und einem weiteren Iwa-Ninja entgegentreten, als er ein schweres Kriegshorn erschallen hörte. Das Kriegshorn von Konohagakure. Die Schlacht schien kurz zu stocken und viele Gesichter wandten sich zur Quelle des Lärms. Auch Ten-Ten blickte auf die notdürftig geflickte Holzpalisade des Dorfes. Neji sah, wie sich in ihren Augen Erstaunen und Erleichterung spiegelten und konnte nicht umhin, selbst nachzusehen, was ihr offensichtlich ihren Mut zurückgegeben hatte. Auf der Mauer stand die Godaime. Tsunade-sama… Ihre blonden Haare wehten im Wind und ihre Hand hielt das Kriegshorn. Selbst aus dieser weiten Entfernung konnte Neji das Feuer in ihren braunen Augen sehen. „Menschen von Konoha und Suna!“, rief sie aus voller Kehle. Ihre Stimme war so kräftig, dass jeder sie hören konnte. „Gebt nicht auf, wie verzweifelt die Lage auch aussehen mag! Kämpft weiter, auch wenn es schwer ist und die Kräfte an ihre Grenzen stoßen! Lasst euch nicht nehmen, was euch gehört! Eure Leben! Eure Lieben! Euren Frieden!“ Wie Donner war das Antwortgeschrei von hunderten Shinobi. Verzweifelte Kämpfer fanden neuen Mut. Verletzte, die am Boden lagen, rappelten sich wieder auf griffen zu den Waffen. Neji beobachtete erstaunt, wie die bloße Anwesenheit des Hokage frische Kraft und Entschlossenheit in die Herzen der Verteidiger pflanzte und sich das Blatt in dieser Schlacht noch einmal wendete. Vielleicht… Vielleicht ist doch noch nicht alles verloren… ~°~ Mit zusammengekniffenen Augen wartete Naruto auf den dumpfen Schlag, der ihm verraten würde, dass Orochimaru sein Katana in Sasukes Körper gestoßen hatte. Als es jedoch mehrere Sekunden lang stillblieb, wurde er unruhig und öffnete die Augen wieder. Ihm bot sich ein merkwürdiges Bild. Orochimaru stand unverändert über Sasuke und hatte das Schwert in Schlagposition. Die Spitze der glänzenden Klinge war nur wenige Zentimeter vom Gesicht des Uchiha entfernt, doch die Schlange schien nicht in der Lage zu sein diesen letzten Abstand zu überbrücken. Ihr ganzer Körper bebte und an Hals und Armen traten dicke Adern hervor. „Was… ist… das?“, fauchte der San-Nin ungehalten. Aus den Schatten einiger Rankenüberreste trat ein Ninja mit humpelnden Schritten hervor. Gleichzeitig lief Orochimaru einfach über Sasuke hinweg und zog dabei sein rechtes Bein ebenso steif hinter sich her wie der Neuankömmling. „Kagemane No Jutsu“, erklärte der Ninja ruhig. „Shikamaru!“, rief Naruto erleichtert. „Wie es aussieht, komme ich gerade rechtzeitig…“ „Misch dich nicht ein, du Wurm!“, knurrte Orochimaru. Sein ganzer Körper war bis aufs Äußerste angespannt, doch er schaffte es nicht sich mit Gewalt aus der Schattenkunst des Nara zu befreien. Shikamarus Mundwinkel kräuselte sich zu einem schwachen Lächeln. Der Schweiß lief ihm in Strömen von der Stirn. „Was nützt einem jedes noch so tolle Bluterbe, wenn man im entscheidenden Moment unachtsam wird…“ Dann, an Naruto gewandt: „Ich kann diese Kunst nicht lange halten… Du musst ihn schnell töten…“, sagte er angestrengt. Naruto nickte. Eine Weile kämpfte er mit seinem schwer zugerichteten Körper, doch schließlich gelang es ihm sich auf die Füße zu quälen. Shikamaru beobachtete ihn ungeduldig. „Beeil dich! Ich kann ihn nicht mehr lange halten!“ „Wenn ich loskomme, reiß ich euch die Köpfe ab! Ich töte euch und jeden im Dorf, das verspreche ich!“, fauchte Orochimaru wutentbrannt. „Du wirst niemandem mehr wehtun…“, antwortete Naruto leise. Er war jetzt ganz ruhig. Während er mit gemessenen Schritten auf den San-Nin zu lief, beschwor er einen einzelnen Schattenklon und erzeugte mit ihm das Rasengan in seiner Hand. Noch nie zuvor hatte er soviel Chakra in den Angriff gesteckt wie in diesem Augenblick. Die Energiekugel strahlte in reinstem Blau und kleine Blitze züngelten aus ihr hervor. „Schneller, Naruto…“ „Ich bring euch um! Ich mach euch kalt!“ Orochimarus Stimme wurde zunehmend schrill und hysterisch, doch Naruto ließ sich davon nicht ablenken. Immer noch schickte er die letzten Reste seiner verbliebenen Kraft in das Rasengan. Schließlich blieb er vor Orochimaru stehen. „Das ist dein Ende…“ Hinata… Sakura… Shino… Und alle anderen… Das ist für euch! „Rasengan!“ Die Energiekugel krachte mit der Stärke einer Naturgewalt in Orochimarus Körper. Unter normalen Umständen wäre die Schlange sofort davongeschleudert worden, doch Shikamarus Kunst zwang ihn noch immer zur Bewegungsunfähigkeit, so dass er die volle Wucht des Angriffs in sich aufnehmen musste. Das Rasengan war wie eine blaue Sonne, so strahlend hell, dass es blendete, und als es explodierte, kam es einer kleinen Supernova gleich. Orochimarus Körper wurde von der Chakrabombe vollkommen zerrissen. „Fahr zur Hölle…“, sagte Naruto kalt. Shikamaru löste erleichtert sein Jutsu auf. Der Leib der Schlange sackte augenblicklich in sich zusammen, als wäre er nur noch ein Bündel aus Stoff und Haut. Die Glieder waren an mehreren Stellen in unmögliche Winkel verrenkt, der komplette Torso kaum noch wiederzuerkennen. Als Orochimaru, der legendäre San-Nin, auf dem Boden aufschlug, sah er aus wie ein Marionette, der die Fäden gekappt worden waren. „Endlich“, murmelte Naruto. Die Kraft verließ ihn. Er drohte das Gleichgewicht zu verlieren, doch bevor er stolpern und fallen konnte, war Shikamaru bei ihm, um ihn mit seiner Schulter zu stützten. „Zum Glück habe ich euch gefunden“, meinte der Nara. „Wieso hast du nach uns gesucht?“ „Tsunade-sama hat mich damit beauftragt. Sie hat auch mein Bein etwas zusammengeflickt. Doch lass uns später reden. Sieht so aus, als müssten wir dich und Sasuke schleunigst ins Krankenhaus bringen. Und mich vielleicht auch…“ „Sasuke!“, entfuhr es Naruto erschrocken. Im Eifer des Gefechts hatte er seinen verwundeten Freund beinahe vergessen. Als er zu ihm herüber blickte, sah er gerade noch, wie sich der Uchiha stöhnend auf die Füße stemmte. Sein einst so blütenweißes Hemd war blutrot und er presste seine gebrochenen Finger auf die riesige Wunde darunter. Mit der gesunden Hand hielt er das Schwert. „Sasuke…“ „Du hast ihn tatsächlich erledigt, Naruto“, keuchte Sasuke. Jedes Wort und jede Bewegung schienen ihm Qualen zu bereiten. Trotzdem lächelte er. Es war ein ungewohnter Anblick, der sein sonst so düsteres Gesicht jünger und wärmer aussehen ließ. Naruto schüttelte matt den Kopf. „Wir zusammen haben ihn erledigt… Wir drei…“ „Lasst uns von hier verschwinden“, schlug Shikamaru vor. Sasuke und Naruto nickten zustimmend. Zu dritt und aufgrund ihrer vielen Verletzungen jeweils auf die anderen gestützt humpelten sie fort vom Platz des Heldenmals. Sie brauchten endlos lange für die Strecke. Als sie Orochimarus Leichnam und die Rankenschnipsel endlich hinter sich gelassen hatten, kam ihnen Sakura aufgelöst und mit den Nerven am Ende entgegen. Ohne ein Wort zu sagen, nicht einmal über Sasukes Anwesenheit, schmiss sie sich in Narutos Arme. Der blonde Chaosninja strich ihr beruhigend über den Kopf. Eine Zeit lang standen sie nur da und genossen die Nähe des anderen, bis Shikamaru den Frieden zerbrach. „Es ist still…“, meinte er schlicht und wandte den Blick anschließend hin und her. „Zu still… Keine Kampfgeräusche…“ „Die Schlacht muss zuende sein…“, sagte Sasuke. Die jungen Ninja blickten sich an. „Wir müssen nachsehen“, meinte Naruto. Shikamaru nickte nach kurzem Zögern, während Sasuke gleichzeitig den Kopf schüttelte. „Ich werde zu Hinata gehen“, widersprach der Uchiha. „Ich habe es ihr versprochen…“ „Aber deine Wunde…“ „Es wird schon gehen“, sagte Sasuke, bevor er sich ohne Abschiedsworte auf den Weg machte. Als er hinter einigen Gebäudetrümmern verschwunden war, schien Sakura aus einer Art Starre zu erwachen. „Was… Was macht Sasuke hier?“ „Das ist eine lange Geschichte. Und ich denke den größten Teil davon wird uns nur Hinata erzählen können“, bemerkte Shikamaru. „Hinata?“ „Wie gesagt: eine lange Geschichte…“ Auch Shikamaru setzte sich jetzt in Bewegung. Naruto überlegte einen Moment, was er tun sollte, doch schließlich siegte seine Neugier und er folgte dem Nara. Dabei achtete er jedoch darauf Sakuras Hand nicht loszulassen. Nach all den Schrecken ihre Wärme und ihre weiche Haut spüren zu dürfen erschien ihm wie ein wundervoller Traum. Selbst die Schmerzen schienen durch ihre Berührung abzuklingen. Auf ihrem Weg kamen sie an den Ruinen von Häusern und Hütten vorbei. Mehrmals mussten sie über Trümmer steigen, die die Straße verschüttet hatten. Sakuras Augen blieben immer wieder bekümmert an der Zerstörung hängen, während Naruto versuchte sich nur auf den Weg zu konzentrieren. Schließlich hatten sie das Dorfportal erreicht. „Warum ist es so ruhig?“, flüsterte Sakura. Tatsächlich herrschte Totenstille, als wären sie die letzten drei Überlebenden in diesem sinnlosen Krieg. Shikamaru war der Erste, der es wagte das Tor zu durchschreiten. Naruto und Sakura folgten ihm zaghaft. Was… wird uns erwarten? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Mitten in einem Durcheinander aus Blut, zerbrochenen Waffen und Leichen standen die überlebenden Krieger von Konoha und Suna. Lee bemerkte sie zuerst. Naruto hielt den Atem an, bis er das breite Grinsen auf dem Gesicht des Taijutsu-Spezialisten sah. „Wir haben gewonnen, Naruto! Wir haben gewonnen! Tsunade-sama ist gekommen und mit ihrer Hilfe haben wir gewonnen! Der Krieg ist beendet!“ Lee warf den Kopf in den Nacken und lachte. Viele andere Kämpfer, die bis dahin wie betäubt auf dem Schlachtfeld gestanden hatten, ließen sich von seiner Freude anstecken und stimmten in den Jubel über den Sieg ein. Naruto bemerkte, wie sich Shikamaru von ihnen entfernte und eine Gruppe aus Suna ansteuerte, bei der Gaara, Kankuro und Temari standen. Als Temari das junge Genie bemerkte, rannte sie sofort auf ihn zu. Shikamaru ging in eine Abwehrhaltung, als erwarte er Schläge von der Kunoichi, doch als sie ihn erreichte, warf sie stattdessen ihre Arme um seinen Hals. „Du Idiot!“, rief sie liebevoll. Naruto schmunzelte über diesen Anblick. Dann sah er Sakura an. Sie erwiderte seinen Blick mit ihren grünen Augen und er glaubte in ihnen zu versinken. „Haben… wir es wirklich überstanden?“, fragte sie leise. Als Antwort zog Naruto sie zu sich heran und versiegelte ihre Lippen. „Ja… Das haben wir…“ ~~~°~~~ Epilog: Der Flug des Adlers --------------------------- ~~~°~~~ Epilog – Der Flug des Adlers ~~~°~~~ Hinata döste friedlich auf einer Bank und ließ sich die Wärme der Mittagssonne auf das Gesicht scheinen. Um sie herum waren die Bewohner des Dorfes eifrig damit beschäftigt die verheerenden Schäden des Krieges zu reparieren. Es würde noch lange dauern, bis alle Häuser wieder aufgebaut und alle Tränen um die Gefallenen versiegen würden, doch Hinata sah, dass es voran ging. Sie sah. Es war ein seltsames Gefühl wieder das Blau des Himmels und die Schönheit der Welt betrachten zu können und Hinata dankte Ino innerlich jede freie Minute für dieses wundervolle Geschenk. Durch ihre gemeinsame Reise in ihre Erinnerungen hatte sich zwischen den beiden Mädchen eine tiefe Verbundenheit geknüpft, die weit über eine normale Freundschaft hinausging. Nur für Hinata hatte sich Ino mit dem gesamten Yamanaka-Clan angelegt, bis dieser es gestattet hatte eine seiner geheimsten Künste an eine Außenstehende weiterzugeben. Mit den Augen eines Anderen sehen… Die Kunst war ebenso simpel wie genial. Eigentlich wurde sie von Shinobi genutzt, um durch die Augen einer anderen Person spionieren zu können. Sie funktionierte ähnlich wie die meisten Künste der Yamanaka durch eine seelische Verbindung zweier Lebewesen. In Hinatas Fall bestand diese Verbindung aus ihr und einem anmutigen Adler, der in diesem Moment erhaben neben ihr auf der Banklehne thronte. Sie konnte ihn zu einem bestimmten Grad steuern und nutzte seine Augen, um sehen zu können. Hinata hörte Schritte, die auf sie zusteuerten. Durch ihre neu gewonnene, künstliche Sehkraft hatte sie zwar gleichzeitig ihr empfindlich gutes Gehör verloren, doch das störte sie nicht. Auch die Tatsache, dass die Augen des Adlers nur ein schwacher Trost für die überragenden Byakugan, die Orochimaru ihr gestohlen hatte, waren, berührte sie kaum. Ihr war es egal, solange sie überhaupt den Menschen sehen durfte, der in diesem Moment auf sie zukam. „Hallo, Sasuke…“, begrüßte Hinata ihn mit einem Lächeln. Sie ließ den Adler seinen Kopf drehen, so dass sie den Uchiha erkennen konnte. Einige Bäume zierten den Pfad und ihre Blätterkronen warfen weiche Schatten auf sein stolzes Gesicht. „Wie war die Verhandlung mit Tsunade-sama?“ „Sie hat Gnade walten lassen“, antwortete Sasuke. Ein feines Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. Dieser Tage lächelte er häufiger. Es ließ Hinatas Herz jedes Mal ein wenig hüpfen. „Sie meinte, dass ich guten Willen gezeigt habe, als ich mich gegen Iwa und Orochimaru gestellt habe. Deswegen gibt sie mir noch eine Chance. Ich darf in Konohagakure bleiben.“ „Das ist großartig!“, sagte Hinata erfreut. Sie nahm seine Hand in ihre und genoss das Gefühl dieser einfachen Berührung. Sasuke setzte sich neben sie auf die Bank, ohne seine Hand von ihr zu lösen. „Ich denke, Tsunade-sama hatte gar keine andere Wahl. Als der Hyuuga-Clan von uns erfahren hat, waren sie ganz wild darauf, dich wieder als ihr Oberhaupt anzuerkennen. Allerdings nur mit mir an deiner Seite… Sie sagen, die Uchiha waren einst ein Teil der Hyuuga und sollen es wieder werden…“ Hinata spürte, wie sie rot wurde, und die Sicht des Adlers bestätigte sie. Zum Glück schaute Sasuke in diesem Moment in die Ferne und betrachtete mit einer schwer zu deutenden Miene die geschäftigen Arbeiten des Dorfes. „So viel ist zerstört worden…“ „Manchmal sind es erst die Ruinen, die den Blick auf den Himmel freigeben“, murmelte Hinata, während sie mit Hilfe des Adlers das endlose Blau über ihnen bestaunte. Neben ihr wurde der Vogel unruhig. Sie hatte ihn lange in Anspruch genommen und lockerte daher die Verbindung zwischen ihnen soweit, dass er selbst über seine Bewegungen entscheiden konnte. Augenblicklich breitete er die muskulösen Flügel aus und stieß sich mit kräftigen Schlägen in die Höhe. In nur wenigen Sekunden war er hoch oben zwischen den Wolken und tanzte durch die Luft. Einen solchen Flug mitzuerleben versetzte Hinata jedes Mal in Hochstimmung. „Ist es in Ordnung, wenn er wegfliegt?“, fragte Sasuke nachdenklich. Hinata nickte, während sie sich an den Bildern erfreute, die die Augen des Adlers ihr sendeten. „Das ist schon in Ordnung. Er hilft mir so viel. Er hat sich etwas Zeit für sich verdient…“ Hinata sah unter sich Straßen, Haustrümmer und frisch aufgebaute Gebäude vorbeischnellen. Der Adler fand eine warme Strömung, von der er sich leiten ließ. Inzwischen schlug er kaum noch mit den Flügeln und ließ sich einfach nur treiben. Durch seine scharfen Augen erkannte Hinata alles mit gestochener Klarheit. Sie sah Lee, der bereits wieder am Trainieren war… Sie sah Neji, der nicht weit von ihm entfernt auf einem Baumstumpf saß und Ten-Ten zärtlich in den Armen hielt… Sie sah Naruto und Sakura friedlich auf einer grünen Wiese liegen. Ihre Finger waren ineinader verhakt… Sie sah Shikamaru, der mit den Shinobi aus Suna am Dorfportal stand und sie offiziell verabschiedete. Nach kurzer Zeit stürmte Temari auf ihn zu und küsste ihn so wild und leidenschaftlich, dass viele Suna in jubelndes Gelächter ausbrachen… Sie sah Ninja, die ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgingen, versuchten den Krieg hinter sich zu lassen, bei den Reparaturen halfen oder um Verstorbene trauerten. Ein Steinmetz meißelte vorsichtig die Namen der jüngst Gefallenen in das Heldenmal ein. Auch Shino würde dabei sein… „Ich bin froh, dass du bei mir bist, Sasuke… Mein Retter…“, flüsterte Hinata seelig. Der Adler beschrieb in der Luft einen weiten Bogen und flog noch einmal über das ganze Dorf. Durch seine Augen sah sie schließlich sich selbst und Sasuke auf ihrer Bank sitzen und sie sah auch, wie sich der Uchiha zu ihr vorbeugte, direkt bevor sie seine Lippen auf ihren spürte… „Das bin ich auch…“ Und der Adler zog weiter über den Himmel. ~~~°~~~ E N D E ~~~°~~~ Das... war's also. Die Zielgerade ist überschritten, die Katze aus dem Sack, Finito. Ich bin schon ein wenig wehmütig, weil die Geschichte mir recht gut gefallen hat und nun beendet ist. Ich hoffe es hat euch allen Spaß bereitet diese Geschichte zu lesen und ich danke noch einmal allen ganz herzlich für die mutmachenden Kommis! Und nun - wie das am Ende nun mal so ist - bitte ich natürlich noch um eine letzte, allumfassende Meinung von möglichst allen Lesern. Was war gut? Was war schlecht? Was gefiel euch am besten? Welche Stellen stachen besonders heraus? Was würdet ihr euch bei einer zukünftigen Story von mir wünschen? Und so weiter! Wenn ihr damit fertig seid, guckt doch auch mal vorbei zu meiner neuen FF "Our Second Chance". Einige haben den Weg sogar schon gefunden *Zu schnuckal und inkheartop schmul* Vielen, vielen Dank für alles! Auf bald Euer Perro Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)