Failed Dreams von Katherine_Pierce (Abenteuer Mittelerde) ================================================================================ Kapitel 17: Sophias gebrochenes Herz ------------------------------------ Der Schmerz explodierte in ihrem Inneren wie ein wütender Vulkan, der ausbricht und Gestein und Lava überall herumspritzt. Sie fühlte sich an den Tag erinnert, an dem ihr Vater sie mitgenommen hatte ins Krankenhaus, wo sie ihre Mutter hatte sterben sehen. Damals war sie 7 Jahre alt gewesen und es hatte sie beinahe umgebracht vor Schmerz. Was jetzt in ihr tobte war den Gefühlen recht ähnlich, die sie empfunden hatte, als ihre Mutter für immer von ihr gegangen war. Sophia fühlte sich taub, benommen. Es war als hätte man ihr einen heftigen Schlag in den Magen verpasst. Gandalfs Verlust schmerzte sie so sehr, obwohl sie doch wusste, dass er wiederkommen würde, dass dies nicht das absolute Ende war. Etwas in ihr zerbrach gerade in alle Einzelteile und Sophia hatte den dummen Verdacht, dass es ihr Herz war. Ein erstickter Schluchzer entrang sich ihrer Kehle. Sie bemerkte kaum, wie Lesly sie am Ärmel packte und hinter sich her aus den Minen zog. Auch die Pfeile, von Orks auf der anderen Seite der Brücke abgefeuert, fielen Sophia nicht auf. Sie war völlig damit beschäftigt, nicht zusammenzubrechen. Tränen stürzten aus ihren Augen, verschleierten den Weg, den sie zu gehen hatte und erschwerten es ihr somit, anständig einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die restliche Gemeinschaft war ebenso erschüttert, doch waren sie in der Lage, dies besser zu kaschieren. Der so offen gezeigte Schmerz beschämte die anderen etwas, da sie fürchteten, nicht für trauernd genug gehalten zu werden. Da sorgten sie sich jedoch ohne Grund. Sophia war viel zu beschäftigt damit, sich vorzubeten, dass sie Gandalf in nicht allzu ferner Zukunft wieder sehen würde. ‚Warum tut es so weh? Ich weiß, dass ihm nichts geschehen wird!’, fragte sie sich, während sie den Gefährten hinterher stolperte. Die kurze Rast außerhalb der Minen war längst vorüber. Sie befanden sich auf direktem Wege nach Lorien. Sophia nahm am Rande war, dass sie das Schlusslicht bildete, aber wenn sie ehrlich war, war ihr das sogar lieber. So konnte sie in aller Ruhe ihren trübseligen Gedanken nachhängen und versuchen, sich aufzumuntern, obwohl es momentan nicht so aussah, als ob ihr gebrochenes Herz je wieder geheilt würde. Während also Sophia ganz am Ende des Zuges marschierte, hatte wieder eine kleine Gruppenbildung stattgefunden. Diana und Gimli liefen neben Legolas und Lesly her, stumm wie Fische. Sie mochten nicht über Gandalfs Verlust sprechen. Kiana war bei Boromir, der sich die bewusstlos gewordene Rosalie über die Schulter geworfen hatte. Seinen Schild hatte der Gondorianer irgendwann beim Kampf eingebüßt. Voller Bange hielten Frodo und Sam sich hinter den ernüchterten Turteltauben auf. Die restlichen Hobbits, bestehend aus Pippin, Merry, Lucia und Odette, waren kaum schneller als Sophia, da der Kampf sie sehr erschöpft hatte und Aragorns Marschtempo nicht gerade dazu beitrug, dass sie sich von den Strapazen Morias erholten. Der Waldläufer gab den Weg vor; er rannte allen voraus. Zwar waren sie alle müde, aber auch nicht unbedingt scharf darauf, in ein weiteres Scharmützel mit Orks gezogen zu werden. Nein, nein, vom Kämpfen hatten sie erst mal gestrichen die Schnauze voll, wie Kiana so treffend murmelte. Derweil sie zwar alle Aragorn folgten, kamen die Mädchen, mit Ausnahme von Rosalie, die ja bewusstlos war, nicht umhin, Sophias schwache Verfassung zu bemerken. Doch keine getraute sich, sich zu der Trauernden zu gesellen. Natürlich wussten sie alle, dass Sophia Gandalf bewundert hatte. Jedoch hatte keine geahnt, dass sie wirklich in ihn verliebt war. Nicht einmal die Betroffene selbst schien das bemerkt zu haben. Da Sophia ihnen aber selten Anlass zur Besorgnis gab, ließen sie sie ganz in Ruhe, wobei sie die Freundin dennoch bedauerten. Schließlich dauerte es noch ein ganzes Weilchen, ehe Gandalf Mittelerde wieder bevölkern würde. Bis dahin musste man ihr einfach Zeit lassen, den wenn auch kurzen, dennoch schmerzhaften Verlust zu verarbeiten. Schließlich wussten sie alle, dass Sophia bereits ihr Kreuz zu tragen hatte, was Todesfälle geliebter Menschen anbelangte. Zwar hatte nur Rosalie Sophias Mutter noch kennenlernen dürfen, da die beiden seit dem Kindergarten miteinander befreundet waren, trotzdem tat es den anderen Mädchen Leid. Hin und wieder kamen sie sich gar scheinheilig vor, weil sie nicht wussten, wie es war einen Elternteil zu verlieren. Rosalie selbst lebte bei ihrer Tante. Allerdings hatte sie das selbst entschieden, nachdem ihre eigentlichen Eltern sich hatten scheiden lassen. Ab und zu traf Rosalie ihre Mutter und ihren Vater getrennt, aber nicht allzu oft, da sie ihnen die Scheidung nie hatte verzeihen können. Manchmal musste Rosalie in den Ferien zu der Frau reisen, die sie geboren hatte, jedoch tat das Mädchen dies nur widerwillig, zumal ihre Mutter nach Österreich gezogen war und einen Landwirt geheiratet hatte. Wenn sie also für mehrere Wochen das Land verließ, musste sie auch Sophia und die restliche Clique zurücklassen, was sie am allermeisten hasste. Als der Abend herauf dämmerte, erreichten sie die schützenden Bäume Loriens. Manch eine hätte vor Erleichterung am Liebsten aufgeschluchzt, doch verkniffen sie sich dies, um nicht unangenehm aufzufallen. Nur Diana wurde hibbelig. Sie war sich ganz sicher, dass sie Meggi bald wieder sehen würde. Da ihre beste Freundin äußerst gewandt gewesen war in der elbischen Sprache, gab es nur einen Ort noch, an dem Meggi sich aufhalten konnte, wenn schon nicht in Bruchtal, wie Lesly es getan hatte. Diana schlussfolgerte also aus diesen Überlegungen, dass Meggi in Lorien gelandet war und von dort aus nicht zum Rat gekommen war. ‚Galadriel ist bestimmt voll die strenge Mutter...’, überlegte Diana mit gesenktem Kopf. Sie war arg verwundert, als sie ihren Blick wieder aufrichtete und sich einer Pfeilspitze gegenübersah. Den Teil hatte sie völlig verdrängt. Ein rascher Blick auf ihre Gefährten zeigte Diana, dass auch diese von Elben Loriens mit Pfeil und Bogen bedroht wurden. „Unglaublich!“, schnaubte Kiana, die es nicht fassen konnte, dass sogar die bewusstlose Rosalie unter Beschuss stand. Nun ja, zumindest wurde ihr damit gedroht. Und was tat Sophia derweil? Sie ließ stumm alles über sich ergehen. Nicht einmal die Tatsache, dass man ihr die Hände band, entlockte ihr eine Reaktion. Mit ihren Gedanken war sie weit fort. Das fiel natürlich auch Haldir auf, der den Wachtrupp anführte. Zuerst aber musste er Gimli ein bisschen ärgern. „Der Zwerg atmet so laut, wir hätten ihn im Dunkeln erschießen können!“, frotzelte der blonde Elb mit einem ziemlich arroganten Unterton in der Stimme. Gimli knurrte etwas Unverständliches, doch Diana konnte sich kaum beherrschen ob dieser Frechheit. Wie um Haldir zu beweisen, dass er keine Ahnung hatte, umarmte sie den Zwerg spontan. Daraufhin lief Gimli leuchtend rot an und bekam frappierende Ähnlichkeit mit einer Tomate. Die Elben aus Lorien hingegen rümpften die Nasen. Niemand umarmte freiwillig einen Zwergen! Die waren vulgär und stanken zum Himmel. Das wusste doch jeder! „Was wollt ihr hier?“, herrschte Haldir dann Aragorn an, der als ihr Anführer endlich mal dafür sorgen musste, dass die nervigen Pfeile aus den Blickfeldern der Gefährten schwanden. „Bitte, gewährt uns Schutz nur heute Nacht.“, begann Aragorn, der Haldir schon von früher kannte und wusste, dass der Elb manchmal ein bisschen arg steif war. Vor allem gegenüber Fremden. Allein Legolas erwies Haldir Respekt, da er der Sohn Thranduils war. Auch Lesly schenkte Haldir eine Grimasse, die man als Lächeln deuten mochte, so denn man denn wollte. Bevor der Wachhabende etwas sagte, ließ er den Blick mit deutlichem Missfallen über die restliche Gemeinschaft schweifen. An Rosalie blieb er schließlich hängen. „Was ist denn mit dem Hobbitweib passiert?“, wollte er wissen. Als Sam den Elben so abschätzig von seiner kleinen Schwester reden hörte, wurde er sauer. Beinahe wäre sein Temperament mit ihm durchgegangen. Doch zu ihrer aller Überraschung war es Sophia, die das Wort ergriff und schlussendlich verantwortlich war dafür, dass man sie tiefer in den Wald hinein führte. „Wir versuchten vor einigen Tagen den Caradhras zu überqueren, da uns die Pforte von Rohan versperrt war, doch zwang der Berg uns in die Knie, so dass wir den Weg durch die Minen Morias wählen mussten. Als wir aber den Caradhras verließen, fing Rosalie sich eine heftige Erkältung ein. Schließlich bekam sie starkes Fieber. Trotzdem kämpfte sie an unserer Seite gegen die Orks von Moria. Ich fürchte, diese Anstrengung hat sie sehr erschöpft, so dass sie auf dem Weg nach draußen das Bewusstsein verlor. Ihr mögt abgeneigt sein, uns Quartier zu gewähren, Haldir von Lorien, doch bitte ich Euch inständig, wenn schon nicht unsere Gemeinschaft rasten darf unter dem Schutz der Galadriel und des Celeborn, so doch bitte meine liebste Freundin. Bitte, habt Erbarmen und zeigt Euch gnädig gegenüber einer, die ohne eigenes Zutun erkrankte. Wir werden Euch auch ganz bestimmt nicht zur Last fallen, nur bitte, rettet Rosalie. Ich flehe Euch an, Haldir!“ Und Sophia warf sich zu Füßen des hochmütigen Elben. Gerührt von dieser Leidenschaft und Sorge wurde das Herz Haldirs erweicht. Er ließ die Gefährten in Lorien bleiben und führte sie sogar in die Eingeweide des Waldes, wo Galadriel ihren Wohnsitz hatte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)