Failed Dreams von Katherine_Pierce (Abenteuer Mittelerde) ================================================================================ Kapitel 14: Wohin du gehst werde ich dir folgen ----------------------------------------------- Nachdem nun zwischen vier Gefährten alle Klarheiten beseitigt waren, konnte die Reise weitergehen. Beseelt von der Liebe verziehen Odette und Kiana sich ihre harten Worte und der Haussegen hing wieder gerade, sehr zur Erleichterung der restlichen Gefährten, die schon befürchtet hatten, keinen Meter ohne Zickerei zurücklegen zu können. Diese Sorge war also unbegründet. Das änderte allerdings nichts an der Aufteilung der Gruppe. Boromir und Kiana, die ihre Liebe nicht im geringsten verheimlichten, hielten sich weiter am Schluss, wo sie entweder Süßholz raspelten oder hin und wieder zurückblieben, um sich gegenseitig abzuknutschen, was bei Gimli und Diana zu Heiterkeitsausbrüchen in Form von wieherndem Gelächter führte. Gandalf konnte darüber nur die Stirn runzeln. Sobald sie den Ring vernichtet hatten, blieb den beiden Turteltauben Zeit genug, um zu heiraten und ein paar Kinder in die Welt zu setzen. Wirklich, diese öffentliche Zurschaustellung ihrer Gefühle ging bald sogar den genügsameren wie etwa Rosalie, Frodo und Sophia auf den Keks. Aber Boromir und seine Angebetete merkten nichts davon. Unverdrossen fuhren sie fort, sich zu benehmen wie liebeskranke Teenager. Zugegeben, Kiana war in dieser Altersgruppe, aber der Truchsessensohn zählte über 40 Jahre und er verhielt sich ganz im Widerspruch zu seinem Rang und seinem Alter. Dieses Mütchen kühlte sich erst etwas ab, als der Zwischenfall mit Frodo und dem Ring passierte... Sie waren auf dem Weg zum Pass, der über den Caradhras führte, und der tiefe Schnee ging ihnen allen ziemlich auf die Nerven. Vor allem den Hobbits fiel es schwer, Schritt zu halten, da sie bis zur Hüfte einsanken. Dennoch beklagten sie sich nicht, sondern marschierten tapfer weiter, so gut sie eben konnten. Auch die normalgroßen Damen hatten so ihre Schwierigkeiten, zumal sie solcherlei Anstrengung nicht gewöhnt waren. Allerdings beschwerten sie sich nicht. Sie wollten ja nicht als schwach da stehen. Kiana hatte sich für ein Weilchen zu Lesly gesellt und Boromir sich selbst überlassen. Vergnügt, oder wenigstens so vergnügt wie man bei diesem Tiefschnee nur sein konnte, unterhielten die Freundinnen sich, lachten, scherzten und waren seit Längerem wieder ein Herz und eine Seele. Plötzlich jedoch blieben alle abrupt stehen. Die Mädchen ahnten, was passierte. Vor allem Kiana wünschte, es möge doch nicht geschehen, doch gewisse Dinge konnten nun mal nicht geändert werden. Frodo war ausgerutscht und zu Aragorns Füßen gelandet, wo er sich rasch aufrichtete, nur um dann panisch nach dem Ring zu tasten, der ihm bei seinem Sturz abhanden gekommen war. Voller Entsetzen musste Frodo feststellen, dass der Ring nicht mehr dort war, wo er hätte sein sollen. Mit seinen blauen Augen suchte der Hobbit die Umgebung ab, bis er das Kleinod ein Stück weiter oben am Hang im Schnee glitzern sah. Doch bevor er auch nur die kleinste Anstrengung unternehmen konnte, den Ring wieder an sich zu nehmen, trat Boromir auf den Plan. Der Truchsessensohn hob die Kette, an welcher sich das widrige Schmuckstück befand, auf und betrachtete es gedankenverloren. Gebannt beobachtete ihn der Rest der Gemeinschaft, mit Ausnahme von Aragorn und Frodo. Es war kein Geheimnis, dass Boromir sich beim Rat durch seinen Vorschlag, den Ring doch gegen Sauron einzusetzen, unbeliebt gemacht hatte. Und weiterhin wusste jedermann, dass der Gondorianer in seiner Selbstverliebtheit den Ring gern für sich beansprucht hätte. Am Besten wussten dies die Mädchen, da sie Bücher und Filme so häufig gelesen bzw. gesehen hatten, dass sie die komplette Lebensgeschichte eines jeden Gefährten herbeten konnten. „Gib Frodo den Ring zurück, Boromir!“, verlangte Aragorn nun mit harter, lauter Stimme. Irritiert sah der Gondorianer auf. Es war ihm ganz deutlich anzusehen, dass er mit seinen Gedanken in völlig anderen Gestaden gewesen war. Aragorn, dem der Geduldsfaden zu reißen drohte, befahl Boromir erneut, den Ring Frodo auszuhändigen. Diesmal gehorchte Boromir tatsächlich, wuschelte dem Hobbit noch durchs Haar und versuchte, den Vorfall herunterzuspielen, in dem er sagte: „Mir ist es gleich.“ Dabei grinste er dümmlich, wandte sich um und knallte sich seinen Schild auf den Rücken. Aragorn nahm erst jetzt die Hand vom Griff seines Schwertes. Er war bereit gewesen, Frodo mit allen Mitteln zu verteidigen, wenn der Gondorianer sich uneinsichtig gezeigt hätte. Als Boromir sich seiner Liebsten nähern wollte, benahm sie sich deutlich kühler. Ja, sie ließ ihn beinahe stehen. Kiana hatte, desillusioniert, wie sie nun einmal war, gehofft, durch ihre Anwesenheit möge der Ring keine Macht über Boromir haben. Doch sie war eines Besseren belehrt worden. Seine Schwäche beschämte sie. Genau deswegen zeigte sie ihm die kalte Schulter und Boromir, der gar nicht wusste, was er verbrochen hatte, schaute ganz schön bedröppelt drein. Es war unglaublich, aber Kianas Verhalten tat ihm tatsächlich weh. Mitten auf dem Pass waren sie in einen heftigen Schneesturm geraten, der allen, bis auf Legolas und Lesly heftig zusetzte. Da sie Elben waren oder mindestens zur Hälfte, in Leslys Fall, konnten sie über die Schneedecke spazieren, ohne einzubrechen, was von Vorteil war für sie. Doch die restlichen Gefährten hatten ziemlich zu kämpfen, wie gern sie das auch geleugnet hätten. Legolas, der vorausgegangen war, während Lesly das Schlusslicht bildete, hielt plötzlich inne. „Es sind grausame Stimmen in der Luft!“, verkündete er, Gandalf anblickend. Dieser seufzte genervt. „Das ist Saruman!“, brüllte er zurück, „Er versucht den Berg zum Einsturz zu bringen.“ Mit diesen Worten kämpfte der Zauberer sich an den Rand des Passes, um einen Gegenzauber zu wirken, der verhindern würde, dass Saruman sein Ziel erreichte. Allerdings war Saruman nicht umsonst der Oberste des Ordens der Istari. Er war weit mächtiger als Gandalf, zumal er sich schwarzer, böser Magie bediente, die der Graue niemals anwenden würde. Wie zur Bestätigung, dass Gandalf nicht stark genug war, krachte ein Blitz in die Bergspitze und jede Menge Gestein und Schnee donnerten auf die Gefährten hinab. Erschrocken drückten sie sich alle an die Felswand des Berges. Zwar wurden sie so vom Schlimmsten verschont, doch hatten sie Mühe sich aus dem Schnee heraus zu arbeiten, der sie bedeckt hatte und zu erdrücken suchte. Die Größeren halfen den Hobbits selbstverständlich und auch Diana buddelte Gimli aus, der ihr einen dankbaren Blick zuwarf, ansonsten aber kein Anzeichen von Dankbarkeit erkennen ließ. Es wurmte ihn, dass er nicht in der Lage gewesen war, dasselbe für sie zu tun, zumal Diana einen guten Kopf größer war als Gimli. „Hier können wir nicht bleiben, Gandalf!“, ließ Aragorn sich vernehmen. Das wusste der Zauberer wohl auch, doch in seiner Sturheit hatte er nicht vor auch nur einen Zoll vom eingeschlagenen Weg abzuweichen. Dass er sich die Vorschläge für Alternativen anhörte, hatten die Gefährten vor allem Sophia zu verdanken, die sich schwach an Gandalf lehnte, eine Hand auf seinen Arm gelegt. „Schlagen wir uns zur Pforte von Rohan durch und dann über die Westfold zu meiner Heimatstadt!“, schlug Boromir vor, den es erbärmlich fror und der sich nichts sehnlicher wünschte als daheim in Minas Tirith zu sein und die Beine hochzulegen. „Das führt uns zu nah an Isengard heran!“, protestierte Aragorn, dem allerdings auch kein besserer Weg einfiel, wie er eingestehen musste. „Lasst uns durch die Minen gehen!“, warf Gimli ein, „Mein Vetter Balin würde uns einen königlichen Empfang bereiten!“ Dieser Vorschlag erfüllte Gandalf, sowie die beiden Elben mit Entsetzen. Wie allgemein bekannt mochten Elben es nicht, unter Tage zu sein. Gandalf hingegen fürchtete Moria aus einem völlig anderen Beweggrund. Er wusste etwas, das Gimli nicht ahnte. Die Gemeinschaft sah den Zauberer abwartend an. Sie wollten seine Entscheidung hören, doch Gandalf zog sich ganz geschickt und ziemlich unfair aus der Affäre, indem er Frodo die Last der Entscheidung aufbürdete. Frodo, der unter der Erde aufgewachsen war, hatte kein Problem mit den Minen, so dass er in Kürze seinen Entschluss kund tat: „Wir werden durch die Minen gehen!“ Gandalf spürte, wie Sophias Hand sich im Ärmel seines Umhanges verkrampfte. Sie wusste etwas. Etwas Schmerzliches. Doch sie würde Gandalf überallhin folgen. Sogar in sein Verderben, welches, wie sie nur zu gut wusste, in Moria auf ihn wartete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)