There`s always a reason to feel not good enough! von DraySama ================================================================================ Kapitel 17: Erkenntnis ---------------------- Gegenwart: Dariel sah zum prunkvoll verzierten Spiegel und lächelte beinahe zärtlich, als sich in den silbernen Weiten des glatten Spiegelglases die Silhouette von Elarja abzeichnete. „Ich hab überall nach ihm gesucht, in jeder Stadt, in jedem Dorf, auf der ganzen Welt.“ „Es ist Jahre her, vielleicht hat er die Flucht nicht einmal überlebt“, meinte die Hexe. „Nein! Er hat überlebt genau wie du!“, brauste der Dämon auf. Seine Gedanken eilten in die Nacht zurück, in der er nicht nur Gackt sondern auch seine Tochter verloren hatte. Viel war seitdem geschehen. Varfulfen hatte sich für Elarja geopfert. Seine Liebe hatte sie gerettet, doch Dariel hatte sie nicht gehen lassen wollen, sondern hatte sie in den Spiegel im Schlafzimmer eingesperrt. Nun waren viele Jahre ins Land gegangen und die beiden hatten gelernt wieder miteinander zu sprechen. Elarja aus Hoffnung ihre Freiheit wieder zu erlangen und Dariel weil er einsam war. Zwar wurde er nicht geächtet, doch er hatte jeden aus seinem Haus verbannt und sich von allen zurückgezogen. In all der Zeit hatte er sich nur noch für die Suche nach seinem Formwandler interessiert. So war das grosse, alte Haus nach und nach heruntergekommen und bis auf das Schlafzimmer des Dämonen unbewohnbar geworden. Niemand außer Elarja war mehr da und diese hatte einfach keine andere Wahl. „Aber er kann jede beliebige Form annehmen…wie willst du…“ „Oh…ich traf gestern einen Freund“, meinte er lächelnd, „Er hat mir erzählt, dass er ihn gesehen hat, allem Anschein nach verweilt er in Paris und er ist mit einem Engel zusammen. Kannst du dir das vorstellen? Ein Engel!“ Elarja sah Dariel fassungslos an, er hatte ihn also tatsächlich gefunden, oder zumindest wusste er, wo er war. Nun würde der arme Formwandler für seinen Frevel, dass er geflohen war und Dariel allein zurückgelassen hatte, bezahlen. In ihr hegte sich immer noch das Mitgefühl für diese arme Seele, doch hier in diesem Spiegel hatte sie keine Macht. Dabei war dieser Spiegel ein altes Stück, welches von Hexen erbaut worden war. Man alterte nicht einmal, so war die junge Frau, die nun schon eine erwachsene Dame sein sollte, immer noch das kleine Mädchen, welches die Schwelle zum Erwachsensein erst übertreten hatte. „Was hast du nun vor?“, fragte sie rein rhetorisch, denn sie wusste, dass Dariel es ihr erzählen würde, ob sie es hören wollte oder nicht. „Nun, ich treffe mich morgen mit Sehudiel, er wird mich zu dem Ort führen, wo der Engel als letztes war, und ich hoffe natürlich, dass mein kleiner Formwandler immer noch bei ihm ist…“ „Du wirst ihn zurückholen? Und dann ist alles, wie es gewesen ist, nicht wahr?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Ja…dann wird endlich das Haus wieder voll Glück sein“, wisperte er. Die Hexe schüttelte den Kopf, er meinte nur sein eigenes Glück, das wusste sie, aber wie lange konnte er sie noch hier drin gefangen halten? Sie legte die Hände an die silberne Oberfläche. „Wie lange…muss ich für meinen Fehler noch büssen…“, fragte sie verzweifelter, als sie wollte. „Hab ich ihn wieder, schenke ich dir die Freiheit. Du hast mein Wort.“ Mit diesen Worten erhob sich der Dämon und zog das zerschlissene Tuch über den Spiegel, für ihn war die Unterhaltung beendet, er war müde und dachte sich, dass er morgen ausgeschlafen sein sollte. Schliesslich würde er endlich seinen heiss ersehnten Jungen wieder sehen. Er stutzte und betrachtete sein eigenes Spiegelbild in einem anderen Spiegel. Er war nicht gealtert, noch immer war seine Haut so ebenmässig wie Porzellan, sein Haar glänzend und sanft. Seine Rasse war gesegnet mit immer währender Jugend. Er schüttelte leicht den Kopf, wie hatte er vergessen können, dass der kleine Junge, den er suchte, seit längerem ein erwachsener Mann war? Wahrscheinlich war er schon so oft an ihm vorbeigelaufen und sein Herz hatte ihn sogar erkannt, nur sein Verstand und Blick nicht? „Egal“, wisperte er sich selbst zu, „Morgen, spätestens übermorgen wirst du ihn wieder in deine Arme schliessen, egal wie alt er nun erscheinen mag. Auch Formwandler leben ewig. Und sie können jede Gestalt annehmen, die sie wollen.“ Seine Finger streichelten die glatte Oberfläche, fuhren seine eigenen Konturen nach und liessen ihn lächeln. Bald würde er wieder Zweisamkeit haben anstellte dieser nagenden Leere, dieser undefinierbaren Einsamkeit, die ihn mit jeder Stunde wahnsinniger hat werden lassen. Doch mit dem war bald Schluss, sehr bald sogar. Mit dieser neuen Hoffnung im Herzen, die seinen Körper und sein Herz gleichermassen wärmte, konnte der Dämon auch die Nacht hinter sich bringen. Auch wenn er nervös war. Zum einen war die nagende Angst da, dass der Engel gar nicht kommen würde. Schliesslich war Dariel nicht sehr gut auf die himmlischen Wesen oder den Himmel zu sprechen. Oder aber der Zweifel nagte an ihn, ob er den Formwandler wieder sehen würde. Tief in seinem Innern befürchtete er, dass dieser schon längst nicht mehr mit dem besagten Engel zusammen war. Und dann hatte er alle Chancen verloren, sein Eigentum wieder nach Hause zu holen. Dariel fand sich viel zu früh am vereinbarten Treffpunkt ein, es war ein sehr belebter Ort, wie er fand, und dann lachte er leise. Dachte der Engel, er würde ihn töten? Er schüttelte den Kopf und musterte die vorbei rennenden Menschen. Alle schienen es eilig zu haben, dabei sollte man doch sein Leben geniessen. Vorallem wenn man nur das eine hat, dachte sich Dariel und wandte sich um, als er hinter sich ein sanfter Luftzug spürte. „Sehudiel! Wie schön dich zu sehen“, meinte er ehrlich. „Dariel… Du bist aber früh dran. Ich war heute Morgen an dem Ort, wo der Formwandler mit einem Menschen zusammenlebt.“ „Und?!“ „Ich konnte Hyde noch schwach spüren, das heisst, dass sie noch nicht lange weg sind. Doch der Mensch schweigt eisern. Willst du dein Glück versuchen? Oder soll ich nach dir rufen, wenn ich Hyde wieder spüren kann?“ Dariel spürte, wie ihm jemand den Boden unter den Füssen wegzerrte. Er war so nahe dran gewesen…und nun weg…einfach weg. „Lass mich mit dem Menschen sprechen“, knurrte er nun leise und folgte dem Engel dann durch das Menschengewühl. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)