There`s always a reason to feel not good enough! von DraySama ================================================================================ Kapitel 3: Wenn der Regen die Erde reinigt ------------------------------------------ Regen, dachte sich Gackt und seine Lippen zierte ein stilles Lächeln, er liebte den Regen. Er wusch das Blut von den Händen der Unschuldigen, wusch die Sünde von den Opfern. Ja, er wusste genau, dass Regen etwas Wundervolles war, ein Wunder sozusagen. Und er hoffte, dass sein Engel für dieses kleine Mysterium verantwortlich war. Genau so, wie das Erblühen der Blumen, nach einem heftigen Gewitter, das Leuchten des Regenbogens, nach einem heftigen Niederschlag. Er streifte durch die dunklen Gassen von Paris, der Himmel war heute finster und trüb geblieben, selbst, als sich das Gewitter klärte. Nur auf dem kleinen Hügel, mitten in der Stadt, wo die Sacre Coer lag, war ein goldener Schimmer der Sonne zu sehen gewesen. Gackt hatte sich vorgestellt, dass dort ein Engel auf Erden gekommen war, und vielleicht dachte er sich im Stillen, war es sogar dieser wunderschöne Engel gewesen, den er getroffen hatte. Er bedauerte es, dass er sich nur nachts frei bewegen konnte, denn die Dämonen aus der Unterwelt suchten ihn bereits, doch er wollte nicht gefunden werden, es hätte nur zur Folge gehabt, dass er wieder zurück müsste. Und er wollte nicht zu seinem Besitzer zurück, dem er so oder so nur eine Enttäuschung war. Er rieb sich über die Oberarme und schauderte. Sein Herr hatte nur eines für ihn übrig gehabt: Spott und Hohn. Er konnte sich gut an die Strafen, die Prügel erinnern, weil er ihm nicht gut genug war. Und Gackt hatte es satt, an einer Leine oder in einem goldenen Käfig zu leben. Hier unter den Menschen konnte er sich selbst sein, konnte so sein, wie er war. Weder böse noch grausam. Er war zu den Menschen, so wie er auch behandelt werden wollte. Respektvoll und voller Verständnis. Hier auf Erden hatte er Freunde und so etwas wie eine Familie gefunden. Ein Heim, wo er sicher war und sich frei und geborgen fühlte. Irgendwann, so hoffte er, würden sie die Suche nach ihm aufgeben, sodass er in Frieden leben konnte und ohne die diese Angst, die ihn manchmal zu lähmen schien. Er drückte sich an einer zwielichtigen Meute vorbei in eine rauchgeschwängerte Bar, aus der laute Musik drang, und sah sich genau um. Es war niemand da, der ihm gefährlich werden konnte, so konnte er sich einen Drink gönnen. Er setzte sich an die Bar und bestellte sich etwas. Den Strohhalm zwischen den Lippen dachte er nach. Über die Worte, die Hyde gesagt hatte. Was brachte einen Engel dazu, so verbittert zu sein und es selbst nicht zu merken? Gackt hatte gespürt, dass der Cherub an sich und seiner Arbeit zweifelte. Warum? Engel waren doch beliebt, brachten Freude und taten Gutes. Außerdem hatten sie ihre ganze Lebenszeit die Liebe Gottes um sich. Er seufzte, er wollte noch so viel wissen, wollte noch so viel mehr hören. Doch verspürte er Angst, dass er Hyde niemals wieder sehen würde. Was dachte er sich bloß? Er war ein Dämon. Kein Engel würde mit ihm Zeit verbringen. Nicht einmal wenn es sein müsste. Gackt zwang sich nicht so negativ zu denken, denn mit Sicherheit wusste er nicht, ob es seine Abstammung war, die den Engel namens Hyde abschreckte und ob er wirklich nichts mit ihm zu tun haben wollte. Denn der Dämon hatte sich feige zu Hause verkrochen, anstatt den Eiffelturm wieder aufzusuchen. Aus Angst, dass man ihn aus Zufall heraus sah und wieder zurück zu Dariel brachte. Schon alleine beim Gedanken an seinen früheren Besitzer überzog Gackt eine Gänsehaut. Nicht, dass er ihn hasste, nach all dem, was er ihm angetan hatte, nein, dazu war Gackt gar nicht fähig, doch er hatte immer noch Angst vor diesem skrupellosem Dämon. Selbst nach der langen Zeit, in der er nun schon bei Pierre lebte, quälten ihn immer noch Albträume, die von der schmerzvollen Zeit in der Unterwelt erzählten. Grauenvoll, dachte er sich, nun sitzt du hier in einer Bar, lässt dich mit Alkohol volllaufen, anstatt dass du dir Gedanken machst, wie du Hyde wieder sehen kannst. Nachdenklich kaute er auf seinem Strohhalm und versank in seinen Gedanken, so sehr, dass eine Sorgenfalte auf seiner ansonst so glatten Stirn erschien. Heute hatte er eine auffällige Erscheinung gewählt, doch manchmal war etwas, das am offensichtlichsten war, am besten verborgen. Sein Haar war kurz, aschblond und wild in alle Himmelsrichtungen verwuschelt. Seine Augen glänzten in einem hellen Meeresgrün, ansonsten war er seiner Geburtsform treu geblieben. Als sein Strohhalm so zerbissen war, dass er nicht mehr durch ihn trinken konnte, leerte er sein Glas in einem Zug und fasste einen Entschluss: Er würde nun zum Eiffelturm gehen, auch wenn sein Cherub nicht da war. Dort konnte er vielleicht besser nachdenken, als in einer verrauchten und lauten Bar. Die Metro war um diese Zeit nur spärlich mit Nachtschwärmern gefüllt, und Gackt war dies nur recht, so hatte er seine Ruhe. In den Jahren, in denen er nun auf der Erde lebte, hatte er viele menschliche Eigenschaften angenommen, denn auch wenn er fliegen konnte, fuhr er lieber Metro. Er suchte sich einen Platz in einem leeren Wagen und starrte eine Zeit lang sein Spiegelbild in der gegenüberliegenden Scheibe an. Er seufzte leise, schüttelte leicht den Kopf, bis ihm zarte, leichte, kastanienbraune Locken auf die Schultern fielen. Zufrieden betrachtete er sein erneuertes Spiegelbild genau. Dunkle Augen musterten ihn nun aus der schwachen Spiegelung. Komischerweise war er unruhig, keine seiner vielen Erscheinungsbilder vermochten ihm dieses Gefühl tief in sich zu nehmen. So nahm er schließlich langsam seine Geburtsform an und schloss einfach die Augen. Das Rattern der Metro hatte einen angenehmen Singsangeffekt, sodass Gackt der Verlockung nicht widerstehen konnte und einige Zeit vor sich hindöste. Als er endlich auf der obersten Plattform des Turmes angekommen war, nahm ihm die Aussicht den Atem. Paris, dachte er, Paris war eine von den Städten, die niemals an Schönheit verloren. Selbst nach Jahren zog sie einen immer noch in ihren Bann. Von der ganzen, glitzernden Pracht riss er sich schließlich los, als ihm eine Feder in der Nähe seine linken Schuhs auffiel. Weiß und flauschig weich war sie, obwohl sie vom Wind ein wenig zersaust war. Langsam hob Gackt sie an seine Lippen, strich mit der Spitze sachte über sie und zog den reinen Duft von Wind und Freiheit beinahe gierig in sich auf. Er wusste, dass dies eine Art Botschaft an ihn war, von dem kleinen zarten Engel, den er so schrecklich vermisste, ohne sich dessen bewusst zu sein. Nachdenklich drehte er das kleine Zeichen zwischen den Fingern hin und her, überlegend, wo und wie er ihn wieder sehen konnte, ohne sich in Gefahr zu begeben, in die Hände der Handlangern seines Besitzers zu laufen. Sein Blick streifte die Aussicht, die Touristenmagneten und da kam ihm eine Idee. Er fing an, sachte zu lächeln. Ja, dachte er, so würde es gehen, es musste so klappen … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)