There`s always a reason to feel not good enough! von DraySama ================================================================================ Kapitel 1: Nimmersatt!! ----------------------- Prolog Er keuchte leise, spürte sein Herz wild in seiner Brust schlagen, sodass ihm der Atem nur stockend über die Lippen kam. Er spürte dass seine Haut mit einem schwachen Film an Schweiss überzogen war der selbst aus dem verwuscheltem Haar tropfte. Ihm war heiss, unerträglich sogar, doch das lag nicht nur an ihm, sondern an dem weichen Kunstfell, auf dem er lag, und an dem prasselnden Feuer, das seinen Rücken wärmte. Zu guter Letzt lag es aber an dem Wesen, das vor ihm lag, dessen blasse Haut von dem Feuer rötlich glomm, so als würde sein innerstes Feuer jede Minute ausbrechen wollen. Dessen blaue, so wunderschöne eisblaue, Augen, die jeden Menschen so kalt und abwehrend anblickten, in denen ein ungeahntes Feuer entfacht worden war, brachten ihn einfach um den Verstand. Die natürlich schön geformten Lippen, die so unbeschreiblich sanft wirkten, dass sie selbst seine zärtlichen und einfühlsamen Hände in den Schatten stellten. Oh ja, er liebte diesen kleinen Dämon so sehr. Und es war für ihn sein persönlicher Sündenfall. Wenn er fallen würde, dann nur wegen diesem Mann, der ihn in den Wahnsinn trieb. Sein Verstand, welcher sonst so messerscharf und von keinem zu vernebeln war, fiel in der Gegenwart dieses Geschöpfes komplett aus, seine Güte, sein Glaube, alles war vergessen, was zählte, war sein dunkelhaariger Schatten der Nacht. Gackt. So nannte sich der Dämon. Ein gebührlicher Name für solch ein Geschöpf. Und er war verdammt gewesen von der ersten Minute an, als er diesen Mann getroffen hatte. Gerade, als er die Augen schliessen wollte, sich ausruhen wollte, von dem vorangegangenen Liebesspiel, warf sich sein geliebter Dämon auf ihn. Seine rauchige, tiefe, und leicht melancholische Stimme lullte ihn ein, als er fragte: „Bereit für eine weitere Runde?“ Glockenhell war sein eigenes Lachen durch den Raum geschwebt, so wie Kinder, die fröhlich an einem Sommernachmittag spielten. Es klang kindlich, dennoch lag etwas unglaublich Altes darin. Als er seine Stimme zum Sprechen anhob, so war es, als würde irgendwo ein Kind lachen, ja, genau so fröhlich klang es, wenn er sprach. „Unersättliches, kleines Wesen!“ Gackt hob die Augenbraue und seine kühlen Augen blinkten kurz auf, so als hätte sich die Sonne darin reflektiert. Oh dieser Dämon, dachte sich Hyde. Schillernd in seiner ganzen in seinem ganzen Wesen, doch für andere schien er nur seine Außenwelt zu reflektieren. Er konnte seine Erscheinung beliebig verändern. Doch wenn er hier war, in den Armen seines Himmelswesens, dann war er so, wie er war. Bevor Gackt jedoch widersprechen konnte, hatte Hyde seine Hand ausgestreckt und vergrub seine langen Finger in den schwarzen Schwingen des Dämons. Sie waren ganz anders als seine Eigenen, so kühl und beinahe fühlte sie sich an, wie die Haut einer Schlange. Mit einem leisen Schmunzeln erinnerte sich der Engel an die ersten Begegnungen mit ihm. Damals hatte er sich für seine Flügel geschämt, hatte versucht die eines Engels zu kopieren, doch egal wie er sich anstrengte, wie er es auch wollte, so kuschelig und weich wurden sie niemals. Nicht einmal weiss wollten sie werden, sie blieben meist in einem schmutzigen Grau und hinterliessen einen zu Tode betrübten Dämon. Doch ihm war es egal gewesen, was für Flügel den Rücken seines Geliebten zierten oder woher er kam, nur eines war für den kleinen Cherub anziehend: Die Güte, die dieser Dämon im Herzen trug, sie war es, die ihn so sehr fasziniert hatte. Dieser unnatürlich, schöne Mann, der ein Lächeln besass, welches verzaubern und entwaffnen konnte. Oh, so oft schon hatte eben jenes Lächeln ihn umgarnt, ihn sprachlos gemacht. Hatte ihm gezeigt, dass nicht nur er selbst und seine Brüder und Schwester mit den schneeweissen Schwingen Liebe und Güte in ihrem Herzen trugen. Sondern auch eben jene, die für ihre Listigkeit und ihre Boshaftigkeit bekannt waren und gebrandmarkt wurden. Doch war ein Dämon nicht auch nur ein Lebewesen? Welches von allen andern geliebt und akzeptiert werden wollte? War es nicht an einem Engel, seinem nächsten Halt und Liebe zu geben? Nicht nur den Menschen, die mit den Jahren nur an sich selbst dachten, sondern auch allen anderen Lebewesen dieser Erde? „Du denkst zu viel nach, mein wunderschöner Engel“, flüsterte Gackt leise, bevor er seine warmen Lippen auf die von Hyde niederliess , um ihm einen Kuss zu geben, der hungrig und heiss war. Für Engel war das dunkle Feuer, welches Dämonen in sich trugen, viel zu viel. Viele Engel waren schon gefallen für diese verlockende Lust. Viele von ihnen bezahlten diese Liebschaft mit ihrem Leben, doch Hyde trotzte diesem Schicksal nun schon einige Wochen. Er genoss sogar die stürmische Ader, die in Gackt wohnte. Deshalb gab er nach einiger Zeit auch seinen Hals für seinen Geliebten frei, der diesen sofort mit Küssen übersäte, ihn leicht mit seinen Zähnen malträtierte. Er würde diesen Dämon bis an sein Ende lieben, das schwor er sich, als Gackt das zweite Mal von ihm Besitz ergriff. Ziellos streifte Gackt durch eine Gasse, sie war nicht sehr besucherfreundlich, dennoch war sie ein Teil seiner Heimat. Die Unterwelt war für ihn schon lange zu einem Käfig geworden, der ihm viel zu klein war. Doch die Erde, vor allem die pulsierende Stadt, die von den Menschen Paris genannt wurde, war für ihn Spielwiese genug. Bis er ihn getroffen hatte. Wie er auf der obersten Plattform des Eiffelturms gestanden hatte, für Menschen nicht zu sehen, doch er hatte ihn gleich entdeckt. Wie er da - wie ein Schutzpatron mit stolz erhobenen Flügeln - auf die Menschen hinab gesehen hatte. Irgendwie hatte er sich die Engel anderes vorgestellt, viel glänzender, grösser oder besser. Doch dieser war beinahe glanzlos. Dennoch trieb ihn die Neugierde an, wollte endlich einen Engel von Nahem sehen, nicht nur aus den Erzählungen von seiner Mutter und von den gezeichneten Bildern der Menschen. Als er die Plattform erreicht hatte, wandte sich das Himmelswesen um und sah ihn fragend und verwirrt an, doch schliesslich nach einigen Sekunden lag Verstehen in seinen Augen. Er hatte erkannt, dass er keinen Menschen vor sich hatte. Doch Gackt interessierte das nicht, er wollte ihn nur ansehen. Sein Haar glänzte in der untergehenden Sonne, doch es erschien es, abgesehen von dem rötlichen Glanz, beinahe weiss. Seine Augen waren annähernd farblos, aber wenn er ihnen eine Farbe zuweisen hätte sollen, so wäre seine Wahl auf ein helles Grau gefallen. Seine Haut war so blass und makellos, dass sie wie feinste Seide oder gar Marmor erschien. Und das sanfte, gütige Lächeln, das auf den blassen, farblosen Lippen lag, verwirrte Gackt, der sonst nur die Grausamkeit der Dämonen und die Gleichgültigkeit der Menschen kannte. Das ist also ein Engel, dachte er sich,. War das alles? So banal waren sie also? Doch als der Cherub seine Flügel zusammenfaltete und ihn anlächelte, war es ihm, als wäre der Mond aufgegangen, der ihn überraschend zu liebkosen schien. Irgendwie leuchtete das Wesen aus dem Himmel von innen heraus. Ja, es war zweifellos die innere Schönheit, die der Dämon hier erblickte. Und er konnte seinen Blick nicht von ihm abwenden, die Pracht, die er hier sah, stach ihm förmlich in die Augen und mitten in sein Herz. Er konnte nicht verstehen, wie dieses Wesen einfach nur hier stehen konnte, ohne ein Gruss oder anderes Wort an ihn zu richten. Er stand einfach nur hier und betrachtete ihn genauso aufmerksam. So sehen also Dämonen aus, dachte sich Hyde. Er begnügte sich ebenfalls damit, ihn einfach nur anzusehen. Sein schwarzes, kurzes Haar glänzte mit silbernen Reflexionen in der bereits untergegangenen Sonne, die nur noch vereinzelt, hilflose Strahlen aussandte, so als könnte sie sich noch irgendwo festhalten .Seine geheimnisvollen, dunklen Augen blitzten misstrauisch unter seinen längeren Haarsträhnen hervor. Doch dann war es ganz anderes,. Vor seinen Augen schien sich der junge Dämon zu verwandeln. Ihm blieb die Sprache weg. Das Haar nahm einen samtigen Braunton an und seine Augen die Farbe von kühlen Gletschern. „Ein Formwandler“, stiess der Engel leise aus, was melodisch klang, wie das Plätschern eines Wasserfalls. Schliesslich sah er mit an, wie der der Dämon seine geschwungenen Lippen zu einem eleganten Lächeln verzog. „Ja genau, ich nehme an, was mir gefällt.“ „Warum ist es mir vergönnt, dich in deiner Geburtsform zu erblicken?“, fragte Hyde leise. „Weil ich dich in deiner erblicken durfte“, war die schlichte Antwort des Dämons. „Ich habe nicht die Gabe, mich zu verwandeln …“ „Du hättest deine Flügel verschleiern können und ich hätte dich niemals als Engel erkannt.“ Hyde nickte und lächelte leicht. Der Dämon sprach nichts als die Wahrheit. Er hatte die Gabe seine Schwingen zu verbergen und daher wie ein beinahe gewöhnlicher Mensch auszusehen. Trotzdem rührte ihn das Vertrauen des Dämons sehr, kaum jemand würde so schnell Vertrauen fassen in jemanden, den er nicht kannte. „Was interessiert dich so an uns Engel?“ Diese Frage erschreckte den Dämon, und er verbarg sich unter einer seiner vielen Masken. Langes schwarzes Haar bedeckte schliesslich die schmalen Schultern des Geschöpfes, welches vor ihm stand, ehrfürchtig blickte er auf und Hyde verschmolz mit den schwarzen Augen, die ihm so erschreckt entgegenblickten. „Keine Angst, kleiner Dämon“, lockte er ihn mit seidenweicher Stimme, „Wir können niemanden hassen, weisst du das nicht? Wir lieben alle Geschöpfe, die auf Erden leben.“ „Doch ich gehöre nicht auf die Erde“, flüsterte er leise und traurig, „Bin ich dann auch jemand, den du nicht hassen kannst?“ „Sollte ich dich denn hassen? Hätte ich einen Grund dazu?“, fragte der Engel verständnislos. „Ich bin kein Geschöpf, welches von eurem Herren gemacht wurde …“ „Dennoch bist du jemand, der Gefühle hat und ein Lebewesen dieses Universums.“ „Du verurteilst mich also nicht?“ „Aber nein, mein kleiner Dämon. Es ist nicht meine Aufgabe dich zu strafen, oder dir Schuld zu zuweisen.“ „Wozu sind dann Engel da?“ „Um über die Menschen zu wachen … Doch leider gibt es immer weniger von uns. Wir sterben langsam aus, da niemand mehr an uns glaubt.“ „Aber ich glaube doch an Engel“, meinte Gackt leise,. „Ganz fest!“ Leise erklang das Lachen des Himmelwesens. Und er kam einen einzigen Schritt näher auf den Dämon zu, der mittlerweile wieder brünett war. Er strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht und meinte leise, so sachte, dass der Wind seine Stimme beinahe fortgetragen hätte: „Du verwechselst uns mit Elfen.“ „Die es gar nicht wirklich gibt …“ „Oh. ... Nun starb wieder eine“, meinte er bedauernd, konnte sich jedoch ein Lächeln nicht verkneifen. „Ich weiss natürlich, dass es Elfen gibt oder Feen und noch viel mehr, doch die Menschen, so primitiv, wie sie nun einmal sind, sehen sie ganz anders, als sie sind. Ich wollte doch nur damit sagen, dass es solche Elfen wie ihn diesem Film nicht gibt.“ „Ja. Ich weiss, mein kleiner Dämon.“ Hyde setzte sich auf das Geländer und blickte auf den Platz unter ihnen hinab und lächelte seelig. Langsam breitete er schliesslich seine Schwingen aus, um das Gleichgewicht zu halten. „Warum siehst du dir die Menschen an?“, fragte der Dämon interessiert. „Ich sehe sie an, weil ich über sie wache,. Doch ich kann nicht bei jedem sein, um ihm zu helfen.“ „Wie traurig. Macht es dich nicht betrübt, dass du ihnen nicht allen helfen kannst?“ „Würde ich so fühlen, würde ich irgendwann von meinen eigenen Gefühlen erdrückt und könnte niemandem mehr helfen, du musst verstehen, dass wir nicht fühlen können wie ihr. Wir sollten eigentlich nur Güte und Liebe empfinden.“ „Was ist mit Mitleid? Furcht oder anderem?“ „Ja, das ist das Übel. Seit wir auf der Erde wandeln, die Menschen beschützen, wo wir können, sind auch Gefühle da. Es ist ein Chaos. So werden die meisten Engel wahnsinnig. Sie sehnen sich nach Liebe, nach Gefühl und können dann nicht mit ihnen leben. Und die wenigen, die es konnten, wurden aus dem Himmelsreich verstossen“, kam es leise und stockend von dem Wesen aus dem Himmel. „Das heisst, wenn ihr eure Gefühle entdeckt, werdet ihr verstossen?“ „Ja.“ „Ist das nicht absolut verlogen?! Da spricht man immer von der Güte Gottes! Von seiner Liebe zu allem und jedem! Gott der Allmächtige und alles ist nur leeres Gerede?!“, fragte er erzürnt. „Warum regt dich das so auf? Dieses Schicksal wird dich niemals ereilen. Du bist frei und kannst fühlen, was immer du willst.“ „Doch du nicht und das ist traurig.“ „Hast du etwa Mitgefühl für mich?“, fragte Hyde leise. „Ich glaube ja.“ Der Engel schwieg. Ihm hatte man beigebracht, dass Dämonen meist listig waren und mit gespaltener Zunge sprachen. Dass sie die Menschen um den Finger wickelten und kein Mitleid mit ihnen hatten. Doch dieser hier schien ganz anders, auch wenn er aus der dunklen Welt kam, schien er rein und ehrlich zu sein. Viel zu ehrlich, wie der Engel fand. Doch er fühlte sich geschmeichelt und war neugierig auf ihn. Am liebsten hätte er ihn mit Fragen gelöchert, doch er spürte, dass nicht der Zeitpunkt dazu war. Ausserdem brach die Nacht unaufhaltsam herein und es war somit Zeit für ihn, sich wieder in seine Heimat zu begeben. Eine uralte Regel verbot es Engel, bei Nacht auf der Erde zu sein. So wie es den Dämonen verboten war, ausser sie waren verstossen und somit heimatlos. „Ich muss gehen, kleiner Dämon“, flüsterte er leise. „Sag mir deinen Namen,. Sag mir, ob ich dich wieder sehe“, meinte der Dämon. Doch der Engel stiess sich vom Geländer ab, lächelte ihn für einen Bruchteil einer Sekunde gütig an, und dann stürzte er in die Tiefe, bis er einmal geschmeidig mit seinen Flügeln schlug, um sich elegant emporzuheben … Der Wind, der plötzlich aufwallte und den Dämon umgarnte, flüsterte immer wieder einen Namen, bis er in den Verstand von Gackt vordrang: Hyde. Als er begriff, stürzte er zum Geländer und schrie so laut, wie er nur konnte: „Gackt, mein Name ist Gackt!!“ Als er das leise Lachen, das weit weg und doch so nahe erklang, wahrnahm, wusste er, dass der Engel nun auch seinen Namen kannte, eine Tatsache, die ihn lächeln liess. Er kannte einen Engel, einen richtigen Cherub! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)