pain von SaKi_612 ([ PAIN ]) ================================================================================ Kapitel 1 ~ Wo wir sind ----------------------- [ PAIN ] ~ Die Fortsetzung von [shy] Fandome: Cinema Bizarre Rating: P18 / Slash Pairing: Strify x Shin Genre: Drama, Depression Disclaimer: Die Jungs von Cinema Bizarre gehören nicht mir, ich verdiene weder Geld mit der Story, noch will ich Cinema Bizarre mit ihr schaden. Die Geschichte ist frei erfunden und dient nur meinem Vergnügen. Claimer: Der Plot ist meins und der Stil ist meins, bitte nicht kopieren ;) Inhalt: [ PAIN ] ist die Fortsetzung von [ SHY ] – jaaaaa, es gibt nun doch eine, weil ich gestern (heute ...) nachts um halb zwei in meinem Bett eine Eingebung hatte (dank einer Szene in einer anderen CB-FF auf myff, die thematisch mit dieser rein gar nichts zu tun hat) ... Diese Story wird wahrscheinlich weniger lustig als [ SHY ] stellenweise war, denn Shin widerfährt etwas, das sein und Strifys Leben drastisch verändern wird. Zieht er sich wieder zurück in sein Schneckenhaus? Oder schafft es Strify, ihn zu erreichen? Lest mehr ... ___________________________________________________________________________ Kapitel 1 ~ Wo wir sind (03.01.08) „Das war ja sooo klasse!“, freute sich Strify und warf sich überschwänglich Shin an den Hals, knuddelte ihn durch und gab ihm dann einen stürmischen Kuss. „Fand ich auch“, erwiderte der Schlagzeuger schmunzelnd, als er endlich wieder Luft bekam. „Feeeiiieeern!“, warf Kiro wie gewohnt an dieser Stelle ein und der Rest lachte laut auf. Es war alles wie immer nach einem Konzert. Strify war total aufgekratzt, Shin eher erledigt, Kiro wollte sofort feiern gehen, Yu pflichtete ihm auf der Stelle bei und Luminor lächelte nur zufrieden vor sich hin. „Wir sind dabei!“, antworteten der Sänger und der Gitarrist gerade wie aus einem Munde, als Shin leise meinte: „Macht ihr ruhig, ich geh dann schon mal ins Bett.“ „Ich komme mit!“, grinste Strify und zog Shin in seine Arme, erntete zu seiner grenzenlosen Verwunderung aber nur ein leichtes Kopfschütteln von seinem Geliebten. „Eigentlich hatte ich vor, mich aufs Ohr zu hauen, ich bin tierisch kaputt.“ Shin setzte einen entschuldigenden Gesichtsausdruck auf und verkrümelte sich kurz darauf in seine Garderobe. „Was war das denn?“, fragte der Sänger, als er einsam und verlassen stehen gelassen worden war. „Sieh es ihm nach, er ist müde ... war ja auch eine anstrengende Woche. Erst Bochum, dann Köln, Wiesbaden, Leipzig und heute Hamburg“, warf Luminor ein und legte Strify beruhigend die Hand auf die Schulter, als er hinter ihn getreten war. „Ich komm ja auch nur mit euch mit, damit einer auf euch aufpasst. Eigentlich würd ich mir jetzt auch lieber meine Augenlider von innen anschauen.“ Ein Schmunzeln legte sich auf die Lippen des Ältesten, als Kiro aufgebrachte antwortete. „Wir sind alt genug und wissen, wann wir genug haben!“, protestierte der kleine, vollkommen in weiße, enge Kleidung gehüllte Bassist und zog einen Flunsch. „Das hab ich vorgestern gesehen, als Yu dich zum Tourbus zurück tragen musste, weil du nicht mehr geradeaus laufen konntest“, gab Luminor gelassen zurück und grinste dann unverhohlen bei der Erinnerung an besagten Heimweg. Kiro wurde rot, nuschelte irgendwas mit „Ausnahme“ und verschwand dann in seiner eigenen Garderobe, um sich zu duschen und umzuziehen. „Na, los, Goldkehlchen! Oder willst du da Wurzeln schlagen?!“ Yu klopfte Strify im Vorbeigehen auf die Schultern, was dieser mit einem Murren quittierte, sich dann aber auch in Bewegung setzte und dem Gitarristen den Gang entlang folgte, bis er in seinen eigenen Raum abbog. Luminor verschwand ebenfalls, um sich frisch zu machen und sich auf einen langen Abend vorzubereiten. Das heutige war das vorletzte Konzert ihrer Deutschland-Tour gewesen – morgen würden sie ihr Abschlusskonzert „in der Heimat“, sprich in Berlin, geben und die Bühne vorerst ein letztes Mal rocken. Danach hatten sie eine Woche frei, dann ging es aber schon straff im Zeitplan weiter: Proben, Demo-Aufnahmen, Foto-Sessions. Sie hatten fast jeden Tag in den vergangenen zwei Wochen ein Konzert in einer anderen Stadt gegeben und das hatte natürlich seine Spuren hinterlassen. Doch gleichzeitig waren die fünf unendlich glücklich. Es machte ihnen einen Riesenspaß, auf der Bühne ihr Bestes und noch mehr zu geben und die vielen Fans, die nur wegen ihnen von überall her gekommen waren, zu begeistern. Shin trat aus seinem Raum, hatte sich frisch geduscht in eine schwarz-grau gemusterte Bluse und eine weiße, enge Hose gehüllt, die schwarzen Lederhalbschuhe verursachten ein leise widerhallendes Klacken im Gang. Seine Haare waren noch etwas feucht, doch wie immer topgestylt, die Augen hatte er mit ein wenig Kajal umrundet, ansonsten nur wenig Make Up aufgelegt – schließlich wollte er ja nur zum Tourbus und endlich ins Bett. Gerade warf er sich seinen Kurzmantel über und klopfte an Strifys Garderobentür. „Ja?“, kam es von drinnen, woraufhin Shin die Klinke herunterdrückte und den Kopf durch die Tür steckte. „Ich geh dann mal!“, meinte er nur kurz angebunden und wollte schon wieder die Tür schließen, als Strify zu ihm hechtete und ihn in den Raum zog. Überrascht ließ es der Schlagzeuger geschehen, fühlte sich schon zwei Sekunden später gegen die Wand gepresst. „Ohne einen Kuss? Ohne ein ‚Ich liebe dich’? So lass ich dich bestimmt nicht gehen, egal, wie müde du bist!“, schmollte der Ältere und sah Shin vorwurfsvoll an. „Natürlich liebe ich dich“, lächelte der Blonde und hauchte Strify einen sanften Kuss auf die Lippen, den der Sänger sofort fordernder erwiderte. „Bis dann“, meinte Shin, als sie sich wieder voneinander lösten und schenkte Strify noch ein Lächeln und einen Kuss auf die Wange. „Schlaf gut“, erwiderte der Ältere und strich seinem Geliebten noch einmal durchs Haar. Warum nur wurde er das Gefühl nicht los, dass Shin ihm ein Stück weit aus dem Weg ging, als der Blonde aus dem Zimmer schlüpfte und seine Schritte im Gang hallten? Kurze Zeit später stieß Shin die Tür auf, die auf den Hinterhof der Konzerthalle führte. Ein paar Meter weiter parkte ihr Tourbus, ihr Fahrer lehnte lässig an der Tür des Gefährts und zog an seiner Zigarette. Als er Shin erblickte, hob er die Hand und lächelte freundlich in seine Richtung. Der Schlagzeuger tat es ihm gleich, deutete als Gruß ein Nicken an und stieg dann die wenigen Stufen hinab, die vom Ausgang auf den Hof führten. Ein Seufzen stahl sich von seinen Lippen, als er seine Schritte auf den Bus zu lenkte, sich dann jedoch in die entgegen gesetzte Richtung wandte und dem Verlauf der Straße folgte. Er war noch immer hundemüde, doch er wusste genau, dass er sich, ginge er jetzt wirklich ins Bett, nur unruhig umherwälzen würde. Viel zu viele Gedanken spukten durch seinen Kopf. In letzter Zeit ertappte er sich immer wieder bei dem Gefühl, Strify würde ihn mit seiner Liebe erdrücken. Vor allem jetzt, auf Tour, wo sie jede Minute aufeinander hockten, jede Sekunde des Tages miteinander verbrachten und alle Stress, Hektik und unglaublich vielen, intensiven Emotionen ausgesetzt waren, war Strify noch aufgekratzter, noch süchtiger nach Nähe als sonst schon. Ständig hing er an Shin, überhäufte ihn mit Zuneigung, jeden Tag, jede Nacht. Doch der Jüngste brauchte auch Momente für sich. Für sich allein. Augenblicke, in denen er Luft holen und das Geschehene verarbeiten konnte. Augenblicke, in denen er sich nach Strify sehnen konnte, wenn er ihn nicht um sich hatte und sich umso mehr freuen konnte, wenn er den jungen Sänger wieder in den Armen halten und ihm einen zärtlichen Kuss aufdrücken würde. So jedoch ... fand er kaum mehr Luft zum Atmen, seine Gedanken ließen sich einfach nicht mehr ordnen und Zweifel nagten an seinem Herzen. Sie waren jetzt knapp über ein Jahr zusammen und nach wie vor glücklich wie am ersten Tag. Shin wollte nicht, dass sich das änderte, nur, weil ihm der Freiraum fehlte. Er liebte Strify über alles und er liebte alles an ihm. Doch jetzt, da er wochenlang mit ihm auf engstem Raum lebte, ihn die ganze Zeit pausenlos um sich hatte und er nicht im Traum daran dachte, Shin auch nur für einen Moment von der Seite zu weichen ... hatte der Blonde manchmal Angst, es würde ihm plötzlich einfach zu viel werden und er würde irgendwann wieder weglaufen vor dem, was ihn bedrückte. Erneut vor seinen Problemen fliehen, die seinen Körper und seinen Geist zermarterten. So weit wollte er es nicht kommen lassen. Strify sollte nicht – niemals – zu einem „Problem“ werden. Shin war, völlig in seinen Gedanken versunken, die Straße immer weiter hinab gegangen, hatte nicht darauf geachtet, wohin ihn seine Füße trugen. So merkte er nicht, dass er sich längst an einem alten Industriegebiet befand, dessen stillgelegte Fabriken und Werke gespenstisch in den Nachthimmel ragten. Zwischen den Backsteinbauten führten nur verwilderte Sandwege hindurch, Laternen oder andere Lichtquellen gab es hier nicht. Shin lenkte seine Schritte einfach querfeldein, viel zu sehr war er Strify und seinen Gefühlen beschäftigt, als dass es ihn interessiert hätte, wohin er genau lief. Ein kurzer Lichtschimmer ließ ihn jedoch aufblicken, im selben Moment hörte er lautes Gejohle. Unweit von ihm saßen ein paar grobschlächtige Gestalten um eine brennende Tonne, schienen eine Art Party zu feiern, mitten zwischen den alten Fabrikgebäuden. Shin fröstelte, ihm war nicht wohl bei dem Anblick. Er hoffte inständig, dass ihn die vier Männer noch nicht bemerkt hatten. In solchen Situationen fiel es dem Schlagzeuger schwer, nicht gleich Panik zu bekommen – immerhin waren sie zu viert, angetrunken und allesamt doppelt so breit und wahrscheinlich auch doppelt so stark wie Shin. Es hatte in der Vergangenheit genug unangenehme Erlebnisse mit derartigen Kerlen gegeben, sodass Shin sich beeilte, das Gelände wieder in der Richtung zu verlassen, aus der er glaubte, gekommen zu sein. „Ey, Mädel!“, drang eine laute, raue Stimme an sein Ohr, sofort blieb er wie erstarrt stehen. Verdammt, sie hatten ihn doch bemerkt. Aber Moment mal – „Mädel“?! Hielten sie den Blonden etwa für ein Mädchen? „Hey, Püppchen, komm doch mal rüber!“, grölte nun eine zweite Stimme in seine Richtung und er hörte Schritte auf sich zu kommen. Warum konnte er seine Beine nicht bewegen? Er versuchte mit aller Kraft, sich aufs Wegrennen zu konzentrieren, doch die Angst lähmte ihn. Sein Atem ging hastig und panisch, schmerzhaft trommelte sein Herz gegen seine Brust, kleine Schweißperlen bildeten sich auf Shins Stirn. Er hörte, wie ihm immer mehr eilige, wankende Schritte näher kamen, bis er schließlich einen der Männer direkt vor sich sah, wie er ihm lüstern ins Gesicht grinste. „Na, Kleine, hast du dich verlaufen? Sollen wir dir ein wenig Gesellschaft leisten?“ Shin schlug der Alkoholgestank ins Gesicht. Teufel noch eins, sah dieser Typ denn nicht, dass Shin ein Mann war?! Die Männer umringten ihn nun, Shins Körper begann gegen seinen Willen zu zittern. Der dunkelhaarige Kerl mit dem schmutzigen Muskelshirt und den abgetragenen Jeans streckte die Hand nach seinem Gesicht aus, der junge Schlagzeuger zuckte unwillkürlich zurück und musterte ihn mit weit aufgerissenen Augen. Shin öffnete die Lippen, doch kein Ton, kein Hilfeschrei wollte herauskommen. „Hey, das ist ja ’n Kerl!“, maulte einer, der schräg hinter ihm stand. „Sieht aber aus wie’n Weib!“, gab der neben ihm zurück und grinste dreckig. Langsam schob er sich näher an den schlanken Jungen heran, sein Grinsen wurde breiter. Shin musste hier weg. So schnell wie möglich. Er musste losrennen, musste das Handy aus seiner Hosentasche reißen und Strify anrufen ... oder Luminor ... oder irgendjemand anderen. Hauptsache, jemand kam ihm zu Hilfe! „Hast du auch einen Namen, Süße?“, fragte nun wieder der Mann, der direkt vor ihm stand. „Ey, ich hab doch gesagt, dass is’n Kerl!“, warf der ein, der gerade eben schon einmal diese Feststellung getroffen hatte. Noch immer kam kein Ton über Shins Lippen, nur die Panik, die in seinem Körper wütete wie ein verheerendes Feuer, wurde mit jedem Herzschlag stärker. Eine Hand berührte ihn auf einmal am Hintern. „Fühlt sich aber trotzdem nicht schlecht an!“ Instinktiv zuckte Shin nach vorn, um die Hand loszuwerden, doch sofort packte ihn der Kerl, der vor ihm stand, an beiden Armen und hielt ihn fest. Er spürte, wie die anderen drei dicht neben und hinter ihn traten und ihm so nicht die leiseste Chance einer Fluchtmöglichkeit gaben. Er war gefangen. Gefangen. Ausweglos. Sein Herz raste, er fühlte deutlich, wie ihm schwarz vor Augen zu werden drohte, doch er zwang sich mit aller Kraft, die er noch in sich finden konnte, wach zu bleiben. Was würden sie erst mit ihm anstellen, wenn er bewusstlos wurde? Als die Männer Shins Angst bemerkten, lachten sie lange und rau, packten ihn mit ihren Pranken an den schmalen Schultern und stießen ihn grob vor sich her in Richtung der Fabrikgebäude, zwischen denen sie kurz zuvor noch gesessen hatten. Dort angekommen, warf einer der vier Shin unsanft zu Boden und schenkte ihm ein fieses Grinsen, als sich der Blonde versuchte aufzurappeln und mit vor Angst riesigen Augen in die Gesichter der Männer starrte. „Willkommen auf der Party!“, grölte der, der die ganze Zeit vor Shin gestanden hatte, seine Freunde lachten rau auf. „Wollen wir ein bisschen Spaß haben?“ „Mit ’nem Typen?!“ Einer der Männer blickte den, der eben gesprochen hatte, ungläubig an. „Na, guck ihn dir doch mal genau an! Schlank wie’n Weib, jung und ganz hübsch. Und hey, der ist sogar geschminkt! Außerdem kann man schließlich auch mit jungen Kerlen Spaß haben!“ Er lachte anzüglich und trat so nah an den zitternden, heftig um Atem ringenden Jungen, dass dieser die Geilheit in den Augen seines Gegenübers direkt lesen konnte. „Strify, jetzt hör auf, hier so herumzutigern! Ruf ihn doch einfach an, ob er nicht doch noch herkommen will!“, maulte Yu und hielt den Sänger am Arm fest. Der Ältere war die ganze Zeit schon melancholisch immer denselben Weg gelaufen: Bar – Sitzecke – Wand – Bar – Wand – Sitzecke. Nun ließ sich auf einen Sessel fallen und kramte gedankenverloren nach seinem Handy. Yu hatte Recht. Wenn er noch etwas von diesem Abend haben und ihn nicht mit sinnlosen Grübeleien über Shins seit Tagen für ihn seltsames Verhalten verbringen wollte, musste er wohl oder übel bei seinem Sonnenschein anrufen. Auch auf die Gefahr hin, dass dieser bereits im Bett war. Er drückte die Kurzwahl, hob das Handy ans Ohr und lauschte angespannt auf das monotone Tuten. Ein paar Meter entfernt vernahm Shin plötzlich wie durch einen dichten Nebel die Stimme des Dir en Grey-Sängers Kyo. Verwirrt blinzelte er, versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Handy! Es musste aus seiner Tasche gefallen sein, als die Männer ihn zu ihrem Platz gedrängt hatten. Nun war es unerreichbar für ihn, denn ein schwerer Körper schob sich auf ihn und eine Hand in seine enge Hose. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck presste Shin die Lider aufeinander und versuchte panisch, etwas über seine Lippen zu bringen. Nichts. Nichts außer dem Zittern seines Körpers, das in seinen Ohren unendlich laute Pochen seines eigenen Herzens und die Angst, die seinen Körper fast zerriss. Und in diesem Augenblick verstummte auch Kyo. „Er geht nicht ran. Bestimmt schläft er schon tief und fest“, meinte Strify leise und ließ das Handy sinken. Kiro stellte einen Drink vor ihm ab, verwundert hob der Sänger den Blick. „Shin ist nur müde, ok? Mach dir nicht so einen Kopf und genieß den Abend noch ein bisschen!“ Strify nickte mechanisch, griff nach dem Glas und nippte daran. Wahrscheinlich hatte Kiro Recht und er machte sich nur zu viele Gedanken. Dennoch ließ sich das mulmige Gefühl, das ihn vor einer Weile beschlichen hatte, nicht ganz abschütteln. „Strify“, flüsterte Shin in die Nacht, als er auf das Display seines Handys starrte. Er lag am Boden, war den kurzen Weg zu seinem Telefon mehr gekrochen und hatte sich nun erschöpft auf den kalten Lehmboden sinken lassen, um ein paar flache Atemzüge zu tun und sich langsam zu beruhigen. Alles tat ihm weh. Sein ganzer Körper schmerzte so stark, dass er glaubte, sie hätten ihn zerrissen. Ekel stieg in ihm auf und er übergab sich würgend, setzte sich kurz darauf auf und rückte ein Stück weg. Seine Kleidung war schmutzig, die Bluse hing in Fetzen, seine Haare waren verklebt, die Schminke verlaufen. Lange Zeit konnte er nicht aufstehen, weil seine Beine ihn einfach nicht tragen wollten. Noch immer zitterte er am ganzen Körper, obschon er sich nun allein wusste, hatten sich die Stimmen doch schon vor einer ganzen Weile immer weiter entfernt, bis ihn die Stille und die Dunkelheit gänzlich einhüllten. Eine Stunde später war es Shin gelungen, sich zum Bus zurück zu schleppen. Ihr Fahrer war zum Glück schon auf seinem Sitz eingeschlafen, sodass er den Jüngsten nicht bemerkte, wie er sich ächzend in den Bus stahl und in sein Bett kroch. Die schmutzige Kleidung warf er von sich, dorthin, wo er hoffte, die anderen würden sie nicht sehen. Der Schmutz auf seinem Körper und seinem Geist blieb haften. Jeder Knochen in seinem Leib, jeder Muskel, jede Faser schien nur aus dreckigem Schmerz zu bestehen. Noch nie hatte er sich in seinem Leben so miserabel gefühlt. Mit einem Stöhnen wälzte er sich herum, krümmte sich zusammen und kroch dann unter die Decke in seiner schmalen Koje. Die Augen zusammenkneifend, versuchte er, die Bilder zu verdrängen, das eben Geschehene wegzusperren in irgendeinen dieser Alptraum, die sich nur so unendlich real anfühlten. Niemand durfte es wissen. Er durfte mit keinem darüber sprechen. Was würden sie von ihm halten?! Würden sie ihn angewidert von sich stoßen? So einen feigen, beschmutzten Jungen wie ihn? Wer würde noch etwas mit ihm zu tun haben wollen? Er ekelte sich selbst an, wie erst mussten dann die anderen reagieren? Was würde Strify sagen – sein geliebter Strify – würde er ihn nicht sofort abweisen, ihn auf der Stelle verstoßen und ihm nie wieder nahe kommen wollen? Das durfte nicht passieren, niemals! Das würde er nicht verkraften, das wusste Shin tief in seinem Herzen. Er musste es für sich behalten, musste es verdrängen. Niemals war irgendetwas passiert. Er war gleich zum Bus gegangen. War eingestiegen. Und eingeschlafen. Es war alles nur ein Traum gewesen, ein schlimmer Alptraum. Nein, sein Körper trug keine Spuren von groben Händen und ... nein! Nein!! Er rollte sich auf die andere Seite, presste die Lider aufeinander und die Hände an die Ohren, unterdrückte mit aller Macht ein Zittern. Ein Traum. Ein schrecklicher Traum. Nichts weiter. Nichts weiter ... er würde es niemandem erzählen. Kapitel 2 ~ Nur ein Alptraum ---------------------------- AN: danke für die kommis ^^ und hier ist auch schon kapitel 2 ^^ ___________________________________________________________________________________ Kapitel 2 ~ Nur ein Alptraum (05.01.08) „Mach die Augen auf! Na los, Kleiner, guck mich an!“, lechzte eine raue, tiefe Stimme an seinem Ohr, ein eiskalter Schauder rann über seinen Körper. Shin hob schützend die Hände vors Gesicht und presste sich in eine Ecke, als er eine Hand in seinen Haaren fühlte, riss er angsterfüllt die Augen auf – und starrte in Strifys besorgtes Gesicht. Nach Atem ringend und zutiefst verwirrt schaute er sich um, realisierte langsam, dass er in seiner Koje im Tourbus lag und nicht mehr ... „Shin, alles ok? Du hast dich hin und her gewälzt ... hast du schlecht geträumt?“, fragte der Sänger vorsichtig und strich Shin eine Strähne des schweißverklebten Haares aus der Stirn. Der Jüngere zuckte fast unmerklich unter der Berührung zusammen, drückte sich noch ein wenig mehr an die Wand hinter sich, nickte dann aber zögerlich. „Ja, ein ... ein Alptraum ... nur ein Alptraum“, flüsterte Shin vor sich hin und versuchte, ein dankbares Gesicht zu machen. „Wir sind gleich da, zieh dir was an. Duschen kannst du dann vor Ort“, erklärte Strify leise und lächelte Shin liebevoll an. Wenn er Glück hatte, konnte er im nächsten Moment seinen Geliebten in voller Schönheit – und kleiderlos – erleben. Schließlich gab es im Bus keine Nische, in der er sich beim Umziehen verstecken konnte. „Ist gut“, gab Shin kleinlaut von sich und Strify trat zurück, um ihn aufstehen zu lassen. Sein ganzer Körper schmerzte noch immer höllisch. Vor allem in den unteren Regionen. Zum Glück hatte er sich, als er in sein Bett gekrochen war, noch sein Schlaf-Shirt übergezogen, und zum Glück war dies lang genug, um nur seine Beine und die Arme für die anderen sichtbar zu lassen. Unendlich langsam schlug der junge Schlagzeuger seine Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Es schmerzte. Jeder Schritt, den er auf die kleine Bustoilette zuging, kostete ihn Mühe und er konzentrierte sich darauf, nicht bei jedem scharf die Luft einzuziehen oder gar einen Laut von sich zu geben. Fast hatte er die unscheinbare Tür erreicht, als plötzlich Luminors Stimme durch den Gang gellte. „Himmel, Shin, was hast du denn gemacht?!“ Verwirrt sah Shin in seine Richtung, der Blick des Keyboarders haftete auf Shins linkem Bein, das ein großer blauer Fleck und mehrere Schrammen zierten. „Ich ... äh ... gestern Abend im Bus war es so dunkel, dass ich nichts gesehen habe. Ich bin gestolpert, gegen irgendwas gefallen und hab mich dann der Länge nach auf den Gang gepackt.“ Shins Züge umspielte ein entschuldigendes Lächeln, das leichte Zittern in seiner Stimme bemerkten die anderen hoffentlich nicht. „Nichts Schlimmes also.“ Mit diesen Worten verzog sich der Jüngste in die Bustoilette, schloss die Tür ab und holte ein paar Mal tief Luft, während er mit aller verbliebenen Kraft versuchte, Tränen zu unterdrücken. Die anderen durften es auf keinen Fall erfahren. Niemals. Aber wie sollte er sich hier umziehen? Nirgendwo konnte er sich verstecken. Vorsichtig schob er sein T-Shirt ein Stück hoch, um seinen Körper zu betrachten. Er war übersäht mit blauen Flecken, einzelnen Schrammen und an seinem Rücken spürte er deutlich ein Brennen, was von dem schmalen Schnitt herrühren musste, der knapp über seinem Steiß verlief. Eine Glasscherbe oder etwas in der Art musste gestern am Boden gelegen und ihn verletzt haben. Außerdem war er unglaublich schmutzig. Er starrte geradezu vor Dreck. Nicht nur der sichtbare, die Staub- und Lehmreste. Nein, vor allem der unsichtbare Schmutz, der auf seinem Körper und seiner Seele haftete ... Shin seufzte erneut tief und schob das Shirt wieder zurecht. Kurz versuchte er noch, sich selbst einzureden, dass das alles nicht passiert war, dass er noch immer träumte und gleich an Strify gekuschelt aufwachen würde und alles wäre wie immer. Dann jedoch schüttelte er leicht den Kopf und schloss die Augen. Nein, diese schreckliche Nacht hatte es wirklich gegeben. Die Schmerzen, die Wunden, das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen ... all das war der Beweis dafür. Er erhob sich langsam, biss die Zähne zusammen, stützte sich auf das kleine Waschbecken und spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Heute war ihr vorerst letztes Konzert, nur noch heute musste er durchstehen, dann hatten sie frei. Er musste stark sein, durfte die anderen und die Fans nicht enttäuschen, wenn er sich nun einfach seinem Schmerz ergab und ihm alles andere egal wurde. Er war ja selbst schuld. Wäre er doch nur sofort in den Bus gegangen. Dort hätte er schließlich auch nachdenken können. Aber nein, er lief mitten in der Nacht durch Hamburg und achtete nicht einmal darauf, wohin ihn seine Füße trugen. Bis es zu spät war ... „Zu spät, du kannst nicht mehr weglaufen!“, schallte eine Stimme in seinem Kopf und Shin presste instinktiv die Hände auf die Ohren. „Geh weg“, flüsterte er, schloss die Augen und konzentrierte sich, die Bilder zu verdrängen. „Na komm schon, hab dich nicht so! Das wird dir gefallen!“, meldete sich eine andere Stimme und Shin glaubte, Hände an seinem Körper zu spüren. Sofort riss er die Augen wieder auf, sein Herz raste, sein Atem ging heftig und stoßweise. Ein leichtes Zittern ergriff seine Muskeln, Shin kämpfte mit aller Macht gegen die viel zu frischen Erinnerungen an. „Geht weg ... bitte geht weg ...“, wimmerte er leise, ließ die Hände sinken und stützte sich wieder schwer auf das kleine Waschbecken. Dann fühlte er einen Ruck – der Bus hatte angehalten. Fast zeitgleich klopfte es leise an die Tür. „Shin, alles ok? Wir sind da!“, hörte er leise Strifys Stimme. Er atmete noch einmal tief durch, zog das Shirt so weit runter wie möglich und entriegelte dann die Tür. Langsam zog er sie auf, trat hinaus auf den schmalen Gang und ging flugs an seinem Geliebten vorbei, ohne ihm die Chance zu geben, noch etwas zu sagen. Die anderen waren schon ausgestiegen, sodass Shin sich schnell eine Hose aus seiner Tasche fischte, sie in Windeseile überzog und sich dann einfach die Tasche über die Schulter warf und mit ihr aus dem Bus sprang. „Ich geh duschen“, meinte er, als Strify ihm verwundert hinterher starrte. „Willst du dir vorher nicht wenigstens was Ordentliches anziehen?“, rief ihm der Sänger hinterher. „Mach ich nach dem Duschen“, gab Shin kurz angebunden zurück und ließ Strify einfach am Bus stehen, als er den Backstagebereich betrat, mehr dort hinein flüchtete. „Ich liebe dich ...“, kam es nach knapp zwei perplexen Minuten leise über Strifys Lippen und langsamen Schrittes folgte er den anderen dann, während ihr Fahrer den Bus abschloss und ebenfalls in Richtung Konzerthalle aufbrach. Frisch geduscht, akkurat geschminkt, mit topgestylten Haaren und in ansehnlicher Kleidung betrat Shin kurz darauf die Bühne, um dem Soundcheck beizuwohnen. Bisher waren nur Luminor und Kiro da, Yu kam allerdings gerade mit Strify im Schlepptau den Gang entlang gelaufen und stand wenig später neben den anderen. Das Bild, das sich ihnen bot, war fantastisch. Die Sonne stand genau so, dass ihr Licht durch die zahlreichen Fenster weit oben in den Wänden auf die große Bühne fiel und sie in einen sanften gelben Schein tauchte. Die Halle selbst bot Platz für knapp tausend Leute, vielleicht auch mehr. Überall rannten Roadies und Techniker herum, überprüften die Lichtanlage, die Nebelmaschine, einzelne Scheinwerfer, verlegten Kabel, packten Instrumente und Utensilien aus, verstauten alles dort, wo es hinsollte. Ein Wunder, dass bei diesem geschäftigen Treiben noch niemand über den Haufen gerannt wurde oder irgendetwas zu Bruch gegangen war. „Lasst uns anfangen“, rief ein Tontechniker zu den Jungs herüber und winkte mit der freien Hand, mit der anderen fummelte er an zahlreichen Knöpfen auf dem Gerät vor sich. Alle nickten folgsam, gingen auf ihre Plätze, Kiro und Yu schnappten sich ihre Instrumente, Luminor bezog seinen Platz hinter den Tasten, Shin griff sich seine Drumsticks und Strify angelte nach dem Mikrofon, das natürlich nicht im Ständer steckte, sondern irgendwo auf dem Bühnenboden herumlag. Auch Luminors Mikrofon war verschollen, fand sich aber nach gemeinschaftlichem Suchen auf einem der Verstärker liegend. Nachdem Shin seine Sticks dreimal aufeinander geschlagen hatte, legten die Jungs und die Techniker los. „Na los, komm schon, Shin! In fünf Minuten geht’s los!“ Strify stand drängelnd im Türrahmen zu Shins Garderobe. Der Jüngste war seit einer halben Stunde unzufrieden mit seinen Haaren, mit seinem Gesicht, mit seinem Outfit – einfach mit allem. Er war es leid, sich im Spiegel zu sehen und doch blieb ihm nichts anderes übrig, wenn er noch etwas an sich retten wollte. „Aber Strify, ich seh schrecklich aus! So kann ich unmöglich ...“ „Jetzt komm endlich, du siehst wie immer wunderbar aus!“, unterbrach ihn der Sänger ungeduldig, trat auf ihn zu und legte nun doch ein sanftes Lächeln auf. „Na los, lass uns da raus gehen und die Fans begeistern – so wie immer! Ok?“ Shin warf noch einen kritischen Blick in den Spiegel, sah dann aber Strify an und nickte zögerlich. „Ok.“ „Ich liebe dich“, sagte der Ältere leise und näherte sich mit seinem Gesicht dem Shins. Der Schlagzeuger zuckte unmerklich zusammen, ließ seine Lippen dann aber vorschnellen, hauchte Strify so einen kurzen Kuss auf und lief dann an ihm vorbei. „Ich liebe dich auch“, beeilte sich Shin zu sagen, als er an der Tür war, sich umblickte und in Strifys enttäuschtes Gesicht schaute. Schnell lächelte er und hielt seinem Geliebten die Hand hin, auch wenn eine Berührung gerade das Letzte war, was er wollte. Aber er durfte sich nicht verraten. „Komm, die anderen warten doch schon. Und die Fans erst!“ Der Sänger erwiderte sein Lächeln, griff Shins Hand und gemeinsam mit ihm ging er zu den anderen hinter die Bühne. Dort umarmten sich alle liebevoll, wie sie es immer vor einem Konzert taten, Yu rief laut „Let’s rock!“ und schon stürmte er auf die Bühne, wo er von laut aufbrandendem Gekreisch empfangen wurde. Die anderen grinsten, betraten dann ebenfalls unter dem Jubel der Fans die Bühne, bezogen ihre Positionen. Shin nahm als Letzter seinen Platz ein, ließ sich schwer auf den Hocker fallen und griff sich zwei Sticks. Luminor blickte ihn erwartungsvoll von der Seite an, wartete wie die anderen auf sein Zeichen. Shin nickte, atmete einmal tief ein und schlug dann die Sticks aufeinander, zählte hörbar an. Eine Sekunde Stille – dann lieferten die fünf Jungs die beste Show ihrer gesamten Deutschlandtour. Mit jeder Minute war es heißer und stickiger in der Halle geworden. Irgendetwas war mit der Lüftungsanlage nicht in Ordnung, sodass sich Shin langsam vorkam wie in den Tropen. Die Luft war fast zum Zerschneiden und doch musste er spielen. Noch ein Lied, dann gingen sie von der Bühne, dann noch zwei Zugaben und die Sache war gelaufen. Dann konnte er endlich raus, raus aus der Halle, Luft schnappen, durchatmen, sich ein wenig abkühlen. Seine Arme taten weh, sein Rücken schmerzte, eigentlich gab es nichts an Shins Körper, was ihm nicht wehtat. Er fühlte sich müde, ausgelaugt, kraftlos und die schlechte Luft in der Halle brachte ihm alles andere als Linderung. Immer wieder musste er nach Luft schnappen, konzentrierte sich gleichzeitig darauf, sich nicht zu verspielen und seine Einsätze nicht zu verpassen. Er spürte, dass Luminor ihm immer wieder einen besorgten Blick zuwarf. So gut es ging, versuchte er, seine Schwäche zu überdecken, setzte Mal um Mal sein schönstes Lächeln auf, um den Verdacht, dass es ihm mies ging, zu zerstreuen. Meistens klappte es, doch in den letzten Minuten war es immer schwerer geworden. „Danke Berliiiiiiin!“, brüllte Strify gerade in sein Mikro, strahlte übers ganze Gesicht, winkte fröhlich, die Menge jubelte und schrie. Der junge Sänger wirkte ein bisschen geschafft, doch überglücklich. Yu und Kiro gesellten sich zu ihm an den Bühnenrand, der Bassist knuddelte ihn und grinste, Yu flirtete mit einem süßen Mädel in der ersten Reihe, die sofort rot anlief und einer Ohnmacht nahe war. Auch Luminor kam hinter seinem Keyboard hervor und trat nach vorn neben seine Freunde, lächelte den Fans vergnügt entgegen. Shin erschien als letzter vorn, die Sticks noch in der Hand. Er wirkte ziemlich fertig, obwohl er lächelte und kurz auflachte, als er von Yu in die Seite geknufft wurde. Kurzerhand holte er aus und warf die beiden Stöcke ins Publikum, wo sie mit lautem Geschrei verschwanden. Die Band verbeugte sich brav, bedankte sich für den tollen Abend, Strify erzählte noch irgendetwas, doch Shin hörte nicht hin. Er zog sich wieder ein Stück zurück, versuchte, flach zu atmen, um es nicht ganz so offensichtlich zu machen, dass er kaum noch Luft bekam, ja, fast um Atem rang. Er schwitzte unheimlich, war körperlich am Ende. Die Schmerzen waren stärker geworden. Alles, was er wollte, war schnellstmöglich unter die Dusche zu steigen und dann ins Bett zu gehen. Er musste sich unbedingt hinlegen ... doch zunächst brauchte er frische Luft. Als der Sänger endlich fertig war und das erlösende Zeichen gab, die Bühne zu verlassen, stürmte Shin geradezu den Gang hinunter und auf die Ausgangstür zu. Die verwunderten Blicke der anderen registrierte er gar nicht. Japsend erreichte er die Tür, stieß sie auf und rannte ins Freie. Dort blieb er vornüber gebeugt stehen, stützte die Hände auf die Oberschenkel und sog gierig den Sauerstoff und die angenehme Kälte in sich auf. Langsam, ganz langsam, fühlte er sich ein bisschen besser. Er schloss einen Moment die Augen, holte tief Luft und ... zuckte erschrocken zusammen, als er urplötzlich eine Hand auf seiner Schulter fühlte. Mit einem halb unterdrücktem Aufschrei fuhr er auf und wirbelte herum, die Hand in derselben Bewegung abschüttelnd. Er blickte in die weit aufgerissenen Augen seines Geliebten. „Shin ... was ...“, begann er, hielt jedoch inne, als er Panik in den Augen des Jüngsten flackern sah. „Was ist denn nur los mit dir?“ „Nichts“, Shins Stimme zitterte merklich, sodass er sich kurz räusperte und dann noch einmal ansetzte. „Mir war nur so warm und ich brauchte dringend frische Luft. Deswegen bin ich so schnell weg gewesen“, erklärte der Blonde leise. „Und was ist sonst noch?“, hakte Strify nach und trat auf ihn zu, sodass sie nur noch wenige Zentimeter trennten und Strify ein kleines Stück aufsehen musste, um Shin in die Augen schauen zu können. „Sonst?“, erwiderte der Angesprochene verwundert, brachte unauffällig einen Abstand zwischen sie beide, indem er seine Hände an Strifys Oberarme legte und mit gestreckten Armen festhielt. „Was sollte denn sonst noch sein?“ Er versuchte, jede Unsicherheit aus seiner Stimme und seinem Blick zu verbannen, doch es fiel ihm alles andere als leicht. „Liebst du mich noch?“ Strify sah ihm fest in die Augen. „Mehr als alles andere“, gab der Schlagzeuger zurück, erwiderte den Blick. Unerwartet für Shin zog ihn der Ältere plötzlich an sich, umarmte ihn fest. Sofort schnürte sich Shin die Kehle zu und er rang im ersten Moment nach Luft. Beherrsch dich!, brüllte ihn eine Stimme in seinem Kopf an und er versuchte, seine Haltung zu entspannen und normal weiterzuatmen. Warum machte es ihm so viel aus, dass Strify ihn umarmte, ihn berührte? „Warum gehst du mir dann aus dem Weg?“, vernahm er die leise, traurige Stimme des Sängers an seinem Ohr. Strifys Hand fuhr zu seinem Hinterkopf und strich durch sein Haar. Das unangenehme Gefühl in Shin wurde immer stärker. Strify wusste nichts von der gestrigen Nacht. Wäre es anders, würde er Shin sicher nie wieder berühren wollen, würde sich angewidert abwenden von ihm. Und nur, weil er nichts von dem Schmutz, der an Shin klebte, wusste, konnte er ihm noch nahe sein. Heuchler! Lügner!, brüllte dieselbe Stimme aufs Neue, Shin kniff die Augen zusammen. „Ich ... ich ...“, stotterte er, brach aber ab. Er brachte es nicht über die Lippen. Nicht einmal, dass er einfach nur ein wenig Freiraum für sich brauchte – denn war es nicht gerade das gewesen, was ihn in die Arme dieser ... dieser ... Kerle gelenkt hatte?! „Shin, rede mit mir!“, flehte Strify schon fast, drückte ihn näher an sich, seine linke Hand rutschte auf Shins Hüfte hinab, kam knapp über dem Schnitt zu liegen. Sofort überkamen den Jüngeren die Bilder, die Gefühle der letzten Nacht. Ein schmerzhaftes Stechen ging von der Stelle aus, an der sein Geliebter ihn berührte. An dem eine grobe Hand ihn berührt hatte. Viele grobe Hände ... Entsetzt riss Shin die Augen auf, stieß Strify von sich, taumelte zurück und ließ sich auf die Knie fallen, den Kopf gesenkt, die Hände vors Gesicht geschlagen. Er kämpfte gegen die Erinnerungen, versuchte, die Bilder zu verdrängen, während sein Herz schmerzhaft gegen seine Rippen hämmerte. Der Sänger wusste überhaupt nicht, was geschah, konnte Shins Reaktion nicht einordnen. Verwirrt lief er zu ihm, ließ sich neben ihm nieder, zog ihn in seine Arme, um ihn zu beruhigen. „Nein, fass mich nicht an!“, brüllte Shin, schubste Strify von sich. Er rappelte sich auf und rannte in die Konzerthalle zurück. Schon im Backstage-Bereich schlug ihm die üble Luft wieder entgegen, doch er ignorierte es, rannte den Gang entlang, riss seine Garderobentür auf und schlug sie wenig später laut krachend wieder ins Schloss. Zitternd lief er noch einen Meter in den Raum hinein, dann trugen ihn seine Beine nicht mehr und er ließ sich einfach auf den Boden fallen. Heiße Tränen flossen über seine Wangen, schienen seine Haut zu verbrennen. Strify, der noch immer auf dem Boden hockte, starrte einfach nur noch fassungslos die Tür an, durch die Shin verschwunden war. Was geschah hier eigentlich..? Kapitel 3 ~ Entfernung ----------------------- AN: Tippfrisch (vor einer Minute das letzte Wort geschrieben ;)) und vollkommen ungebetat hier nun endlich nach 14 Tagen Pause .. Kapitel 3! Es tut mir unendlich Leid, dass ich so lange dafür gebraucht habe ... aber ich hatte viel zu tun und die Stimmung für's Schreiben wollte und wollte nicht aufkommen ... außerdem war ich die letzten Tage arg mit meinem neuen Luminor-Support beschäftigt (*räusper* http://www.myspace.com/kousenluminorsupport *räusper*), sodass ich den Kopf voll von anderen Dingen hatte ;) Ich hoffe das ist zu entschuldigen und sooo~ ich geb mir Mühe, MetronoM ebenfalls weiterzuschreiben jetzt bald und dann hier auch in Kürze Kapitel 4 dranzusetzen ^^ Danke für jetzt schon 10 Faveinträge und 11 Reviews! Ich bin total baff .. ich hab doch erst 2 Kapis geschrieben O____O *alle knuddel* Und nun viel Spaß *vorrede endlich beendet* mit Kapitel 3 ^____^ Kommis sind wie immer gerne gesehen ^^ Wer Fehler findet: Her damit! Ich hab nämlich keinen Betaleser für [ PAIN ] ... ________________________________________________________________________________ Kapitel 3 ~ Entfernung Mit einem verwunderten Blick wich Luminor dem rennenden Shin aus, sah ihm hinterher, als er in seiner Garderobe verschwand. Was war denn nun los? Erst stürmte er den Gang hinunter nach draußen, die Tür hinter sich hörbar zuknallend, und kaum fünf Minuten später rannte er in derselben Geschwindigkeit den Gang wieder herauf und warf laut krachend die nächste Tür ins Schloss. Leicht schüttelte der noch immer in sein Bühnenoutfit gehüllte Keyboarder den Kopf und fischte eine Zigarette aus der zerknitterten Packung, zog sein Feuerzeug im selben Moment aus der Tasche, in dem er die Ausgangstür aufschob. Den Blick auf die Zigarette zwischen seinen Lippen gerichtet, zündete er sie an, nahm einen ersten tiefen Zug und stieß kurze Zeit später den Rauch aus. Endlich konnte er wieder eine rauchen – das halbe Konzert über hatte er sich nach einem kleinen Nikotinschub gesehnt, war er doch die ganze Zeit über ziemlich nervös gewesen. Noch einen tiefen Zug nehmend, ließ er seinen Blick das erste Mal über die dunkle Umgebung schweifen – und erstarrte. Ein paar Meter entfernt hockte Strify am Boden, blickte verstört in seine Richtung, schien ihn aber gar nicht so richtig wahrzunehmen. Luminor ließ augenblicklich seine Zigarette fallen und war mit einem Satz bei dem erstarrten Sänger, berührte ihn vorsichtig an der Schulter, rüttelte ihn leicht. „Hey, Engel, was ist los? Was hast du?“, versuchte er es, blickte dem Jüngeren dabei besorgt in die Augen. Langsam und mit einem verwirrten Gesichtsausdruck wandte sich Strify ihm zu, brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass es Luminor war, der da neben ihm hockte und sorgenvoll musterte. „Was ist denn passiert?“, fragte der Schwarzhaarige leise, strich dem Sänger behutsam über die Wange. Strify öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, doch es gelang ihm nicht. Stattdessen füllten sich seine Augen mit Tränen, die ihm wenig später über die geröteten Wangen liefen und leichte schwarze Spuren des Kajals hinterließen. Erschrocken nahm Luminor ihn in die Arme, flüsterte beruhigende Worte in sein Ohr, während der Sänger ein Schluchzen unterdrückend das Gesicht an seiner Schulter barg. Seine Finger verkrampften sich unwillkürlich im Stoff von Luminors Oberteil. „Shin“, brachte er nach einer Weile erstickt hervor. „Der ist gerade an mir vorbei gestürmt“, erwiderte der Keyboarder leise und strich Strify sanft über den Kopf. „Was war denn los?“ „Ich weiß es nicht ...“, gab der Kleinere zurück und löste sich ein bisschen von Luminor, um ihm dankend in die Augen sehen zu können. Der Schwarzhaarige nickte nur leicht, wollte hören, was passiert war. „Ich hab mir Sorgen gemacht und bin ihm hinterher gelaufen, als er nach draußen gerannt ist“ – wieder nickte Luminor kurz, das hatte er schließlich gesehen – „Als ich ihn an der Schulter berührt hab, hat er sich unheimlich erschrocken, ist herumgewirbelt und hat mich panisch angestarrt ... als wär ich ein Monster oder so ...“ Strifys Blick wurde wieder traurig, hatte ihn doch schon allein dieser Moment sehr verletzt. Luminors Hand fuhr beruhigend an seiner Seite entlang, er hörte aufmerksam zu. „Na ja, und dann wollte ich ihn zur Rede stellen, warum er mir in letzter Zeit so aus dem Weg gegangen ist ... und heute ganz besonders. Ich hab ihn in den Arm genommen, wollte ihn beruhigen mit meiner Nähe ... Aber als er nur ‚Ich ... ich ...’ gestottert hat, hab ich ihn angefahren, dass er mit mir reden soll ... hätt’ ich mich doch nur ein bisschen beherrscht ...“ Luminor konnte sich diese Szene nur zu gut vorstellen. Er wusste genau, dass es der junge Sänger nicht leiden konnte, wenn man scheinbar ein Problem mit ihm hatte, und ihm dann partout nicht sagen wollte, welches ... und wie schnell er dann leider auch die Geduld verlor. Im Nachhinein bereute er dann meistens seine harten Worte. Und gerade Shin gegenüber ... Leises Schluchzen riss den Schwarzhaarigen sofort aus seiner Gedankenwelt. Einzelne Tränen hatten sich erneut über die geröteten Wangen des Sängers gestohlen, er hatte den Blick gesenkt und starrte nun an Luminor vorbei auf den Boden. „Er hat mich urplötzlich weggestoßen und ist ein Stück weiter einfach weinend zusammengebrochen ...“ Strifys Gesicht verzog sich schmerzhaft. Es tat ihm weh, seinen Geliebten so traurig zu sehen und scheinbar nichts dagegen tun zu können ... ja, das Ganze anscheinend nur schlimmer zu machen. „Ich bin natürlich sofort zu ihm hin, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was plötzlich mit ihm los war ... und dann ... dann ...“ Strify stockte, ein leichtes Zittern überkam seinen schlanken Körper und er drückte sich unwillkürlich näher an Luminor, der verstand und ihn wieder an seine Brust zog, um ihm beruhigend durchs Haar und über den Rücken zu streichen. „Dann hat er mich mit aller Kraft ... von sich geschubst ... und hat nur noch ‚Fass mich nicht an!’ gebrüllt ... und ist völlig aufgelöst in die Halle zurück gerannt ...“ Fahrig strich sich der Sänger übers Gesicht, machte so allerdings sein Erscheinungsbild eher schlimmer als besser. Luminor zog eine Augenbraue nach oben. „Fass mich nicht an“?! Das hatte Shin gesagt? Damit hätte der Älteste nicht gerechnet. Gerade Shin, der Strify doch fast mehr als sein Leben liebte und immer mit ihm zusammen war, der es liebte, wenn Strify ihn umarmte, der langsam etwas aufgetaut und redseliger geworden war in den Monaten, die er nun schon mit dem Sänger zusammen war ... er schrie seinem Geliebten das entgegen und suchte sein Heil in der Flucht? Das passte nicht zusammen. Irgendwas musste da wirklich passiert sein. Nur was? Strify seufzte noch einmal tief und löste sich dann wieder von Luminor. „Danke“, sagte er leise und mit belegter Stimme, wischte sich über die Augen. „Tränen stehen dir noch immer nicht“, meinte Luminor sanft und sah den Jüngeren nach wie vor besorgt an. Dieser verzog seinen Mund nur zu einem schwachen Schmunzeln, setzte dann aber wieder einen traurigen Gesichtsausdruck auf. „Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll ... er sagt nicht, was los ist, schiebt mich nur immer von sich ... er zieht sich vollkommen vor mir zurück ...“ Er schluckt, um die erneut aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. „Hab ich ihm irgendwie wehgetan? Hab ich ihn unbemerkt so tief verletzt, dass er all sein Vertrauen in mich verloren hat? Aber warum sagt er mir noch, dass er mich mehr als alles andere liebt?“ „Ich weiß nicht, was da passiert ist zwischen euch. Warum Shin alles, was ihr euch so mühsam gemeinsam erarbeitet habt, so über Bord wirft. Aber ich denke, wir sollten ihn jetzt auf keinen Fall allein lassen. Ich mach mir Sorgen und kann mir das nicht erklären ... ihr wart die ganze Zeit so unzertrennlich und plötzlich, von heut auf morgen ...“ Luminor hielt kurz inne. Von heut auf morgen ... das konnte man durchaus wörtlich sehen. Seit zwei Tagen ließ Shin kaum jemanden mehr wirklich an sich heran. Er zog sich in sich selbst zurück, in die Einsamkeit. Vor allem vor seinem Geliebten, wie es schien. Das war Shins Art, mit Problemen umzugehen. Zumindest mit allen nicht-alltäglichen, tiefer greifenden Schwierigkeiten. Er wollte alles mit sich selbst ausmachen, igelte sich ein ... mit jemandem darüber zu reden, kam ihm meist gar nicht in den Sinn. Und wenn doch, dann meistens erst, wenn es fast zu spät war. Luminor dachte an die Zeit, bevor Shin und Strify endlich zusammen gekommen waren. Da hatte erst etwas geschehen müssen – dreimal, um genau zu sein –, bis Shin endlich aus seinem Schneckenhaus gekrochen war. „Ich geh zu ihm und versuche, mit ihm zu reden, ok?“ „Ich komm mit!“ „Nein, Engel ... lass mich erstmal mit ihm allein reden, ja? Wenn er mich überhaupt an sich ran lässt. Aber ich glaube, es wäre nicht gut, wenn du ihn jetzt bedrängen würdest ... nach dem, was gerade passiert ist.“ Strify biss sich auf die Unterlippe, kaute an seinem Piercing, senkte wieder den Blick. Er wusste, das Luminor Recht hatte. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er im Moment viel zu große Angst, jetzt zu Shin zu gehen. Angst vor seiner Reaktion ... einer erneuten Abweisung. Schließlich nickte er, ließ sich von dem Älteren hoch helfen und trottete an dessen Seite zum Backstage-Eingang zurück. „Sag mir, was er gesagt hat, ja?“ Strify schaute unsicher zu Luminor hoch. „Natürlich“, erwiderte der Größere ruhig und trat zusammen mit dem Sänger durch die Tür. „Geh duschen und zieh dich um ... ich komm danach gleich zu dir.“ Strify nickte geknickt und schlug den Weg zu seiner Garderobe ein. Vor der Tür blieb er stehen, legte die Hand auf das kalte Metall der Klinke und sah Luminor nach, wie er weiter den Gang bis zu Shins Zimmer hinab ging. Als der Älteste angekommen war und mit einem „Shin?“ vorsichtig anklopfte, drückte der Sänger die Klinke hinunter und verschwand in seinem eigenen Raum. Von innen lehnte er sich gegen die geschlossene Tür und schloss die Augen. Die Szene von Shin, der ihn erschrocken anfuhr, er solle ihn nicht anfassen, und von seiner anschließenden Flucht, tauchte vor seinem inneren Auge auf und versetzte ihm einen Stich im Herzen. Was, wenn alles nun wieder anfing? Was, wenn Shin sich erneut von ihm entfernte? Warum hatte er ihn nur so entsetzt von sich gestoßen? Was war denn nur passiert? Mit einer entschlossenen Bewegung erhob sich Strify und ballte die Hände zu Fäusten. Es brachte nichts, wenn er sich jetzt den Kopf zerbrach und in seinem Schmerz verging. Luminor würde ihm nachher sicherlich ein wenig mehr Klarheit verschaffen können – immerhin gab es nur wenige Male, in denen sich Shin nicht ihrem Bandältesten anvertraut hatte ... und diese lagen über ein Jahr zurück. Damals war es ein Problem gewesen, dass seinen Geliebten zuerst über alle Maßen belastet hatte ... und dann eigentlich gar kein Problem gewesen war: Shins Liebe zu ihm. Während er sich seiner verschwitzten Klamotten entledigte und in die Dusche stieg, hoffte Strify von Herzen, dass Shin das, was ihn sich dieses Mal so sehr zurückziehen ließ, bald überwinden würde. Sie alle würden doch für ihn da sein – allen voran er, Strify, selbst. Als auch auf erneutes Klopfen und Rufen keine Antwort kam, drückte Luminor einfach die Klinke herunter und schob die – wider Erwarten nicht abgeschlossene – Tür auf. „Shin?“, fragte er noch einmal, als er die Tür wieder schloss, und sah sich um. Sein Blick glitt über den großen Schminkspiegel genau gegenüber der Eingangstür über die bequeme, mit unzähligen Klamotten übersäte Couch an der rechten Wand und blieb dann an der unscheinbaren Tür zur Dusche hängen. Er registrierte erst jetzt, dass ein leises Rauschen den Raum füllte. Mit wenigen Schritten durchmaß er den Raum und klopfte leise an die Badtür. „Shin?“, fragte er vorsichtig, erhielt abermals keine Antwort. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. Einmal noch atmete der Schwarzhaarige tief durch, dann schob er die Tür einen Spalt auf und steckte seinen Kopf hindurch, um in den kleinen Raum sehen zu können. „Shin?“, fragte er aufs Neue, nun deutlich besorgter. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ kurz seinen Atem stocken und er stürzte vollends ins Bad zu ihrem Jüngsten. „SHIN!“ Kapitel 4 ~ Das Ende? --------------------- AN: Sooo, tippfrisch wie immer und ebenso ungebetat wie immer ^^ (ich hab immer noch keinen Betaleser und das wird wohl auch so bleiben^^) Es tut mir unheimlich Leid, ich wollte euch zwar ein bisschen auf die Folter spannen, aber nicht SO lange ... gomen ne *kopf einzieh* ich hoffe, ihr verzeiht mir! Und ich hoffe, euch gefällt das neue Kapitel ... danke danke danke für 18 Reviews (auf 3 Kapitel macht das ca. 6 Kommis pro Kapitel ... wow cool! ^^) und 13 Faveinträge ^^ ich liebe euch alle! :) Viel Spaß nun mit Kapitel 4... ob ich Shin wirklich etwas schlimmes angetan habe? *g* _______________________________________________________________________________ Kapitel 4 ~ Das Ende? Der Blonde lag bewusstlos auf dem Duschenboden, das Wasser rann an seinem schmalen, mit Blutergüssen und Kratzern übersäten Körper hinab, hatte sich an ein paar Stellen ins Rötliche verfärbt. „Nein!“ Luminors Stimme war nur mehr ein ersticktes Flüstern. Geschockt kniete er sich neben ihren Jüngsten, drehte ihn dann vorsichtig zu sich herum, um seine Handgelenke zu untersuchen. Nichts. Sie waren unversehrt. Für eine Sekunde atmete der Schwarzhaarige erleichtert auf – doch war er sich sicher gewesen, dass das nun wieder klare Wasser kurz zuvor noch einen schwachen Rot-Ton gehabt hatte. Mit einer schnellen und doch vorsichtigen Handbewegung drehte Luminor das Wasser ab, legte einen Arm um Shins Hüfte und wollte gerade gegen seine Wangen schlagen, als Shin scharf die Luft einzog und die Augen aufschlug. Er musste ein paar Mal blinzeln, bis er das überraschte und sorgenvolle Gesicht Luminors über sich erkannte. Sofort machte sich Panik in ihm breit. Was machte der Keyboarder hier? Warum waren sie beide nass bis auf die Knochen? Und wieso lag er selbst hier auf dem Boden? „Shin ... alles – alles in Ordnung?“, fragte Luminor nach einem Augenblick, in dem er vergeblich versucht hatte, seine Sprache wieder zu finden. Entsetzt starrte er noch immer den geschunden Körper des Blonden an. Dieser realisierte erst jetzt die Blicke des Ältesten auf sich, stieß einen spitzen Aufschrei aus und befreite sich aus Luminors Umarmung. Wieder glitt dessen Hand über seine Hüfte und den Schnitt, der wieder aufgerissen sein musste, was ihn wieder schmerzerfüllt und scharf die Luft einziehen ließ, dann drückte er sich in die am weitesten entfernte Ecke und rollte sich zu einem zitternden Ball zusammen. „Sieh mich nicht an!“, wimmerte er leise und hätte sich in die Wand verkrochen, wenn ihm das möglich gewesen wäre. „Mir geht’s gut, geh weg ...“ „Shin ... du siehst furchtbar aus ... und du warst eben bewusstlos! Du kannst mir nicht erzählen, dass es dir gut geht ...“, entgegnete Luminor und machte Anstalten, sich Shin wieder ein Stückweit zu nähern. „Nein, geh weg! Es ... es ist nichts!“, fuhr Shin auf, presste die Augenlider aufeinander und hob schützend die Hände vor seinen Körper, als er bemerkte, dass der Ältere auf ihn zukam. Als die erwartete Berührung ausblieb, wagte er es, ein Stück aufzusehen und gewahrte Luminor fast direkt vor sich. Im letzten Moment konnte er einen überraschten Aufschrei unterdrücken, als er schon seine Hände an sich fühlte, die ihn in etwas einwickelten. Sofort begann er, sich heftig gegen die ungewollten Berührungen zu wehren, trat nach Luminor, doch der Ältere wich aus, packte ihn in ein großes Handtuch und zog ihn hoch. „Komm ... so kann man doch nicht reden ...“, sagte er sanft und umfasste Shins schmale Schultern, um ihm nicht wieder unnötig Schmerzen zuzufügen. Er hatte den Schnitt kurz oberhalb seines Steißes längst bemerkt, konnte sich so erklären, wo das Blut hergekommen war. Doch die anderen Wunden, Shins seltsames Verhalten ... dafür wusste er noch keine Erklärung. Angekommen in der Garderobe, führte Luminor den sich noch immer gegen die Berührungen wehrenden Jüngeren zur Couch und setzte ihn dort vorsichtig ab. „Zieh dir schnell was an, ich schaue, ob ich Verbandszeug für deine Wunde finden kann ...“ – und schon war er, nass wie er war, aus dem Zimmer gestürmt. Shin saß einfach nur vollkommen überrumpelt auf dem Polster und starrte die Tür an, durch die Luminor eben verschwunden war. Er hat dich gesehen!, hallte eine Stimme in seinem Kopf, gespenstisch und schrill, angefüllt mit Panik. Er hat dich gesehen und wird nun den anderen sagen, was mit dir los ist! Shin begann zu zittern. Nein, das durfte nicht passieren. Die anderen durften nie erfahren, was geschehen war gestern Nacht ... niemand durfte es je erfahren. Sonst würde keiner mehr etwas mit ihm zu tun haben wollen. Sie würden sich ekeln, ihn hassen für seine Feigheit, sich abwenden von ihm. Er zog das große, weiße Handtuch enger um seinen immer stärker bebenden Körper, an seinem Rücken bildete sich bereits ein schwacher rostroter Fleck auf dem weichen Stoff. Warum nur war er plötzlich umgekippt? Er wollte doch nur Duschen, sich den an ihm klebenden Dreck aufs Neue vergeblich vom Körper waschen ... Das letzte, an das er sich erinnern konnte, war, dass er seine Sachen achtlos auf die Couch geworfen hatte, dann wie er in die Dusche gestiegen war und das Wasser angedreht hatte – und dann ... ein plötzlicher stechender Schmerz ... Wenn Luminor nun die anderen holen ginge, war alles aus. Er hatte ihn gesehen, hatte die Verletzungen und Blutergüsse entsetzt angestarrt und wahrscheinlich seine Schlüsse gezogen. Luminor war nicht dumm. Er musste es ahnen. Vielleicht wusste er sogar schon, was passiert war ... Wenn er es nun schon wusste ... Die Panik ergriff immer mehr Besitz von Shin, sein Blick trübte sich aufs Neue und er vergrub die Fingernägel im Stoff des Handtuchs. Jetzt war alles aus. Alles ... alles war aus ... es war zu spät ... „Shin!“ Ruckartig hob der Angesprochene den Kopf, unfähig ein leises Wimmern zu unterdrücken. Luminor stand vor ihm, einen Verbandskasten in der Hand, und starrte den Schlagzeuger mit einer Mischung aus Entsetzen und Sorge an. Der Schwarzhaarige registrierte sofort die Panik in Shins Blick, sein unbändig zitternden, noch immer unbekleideten Körper, um den er so eng es ging das Handtuch geschlungen hatte. „Shin, es ist alles in Ordnung“, begann Luminor vorsichtig, trat auf den Jüngsten zu. Doch dieser wich nur immer weiter zurück, wollte sich nicht berühren lassen, wollte nicht, dass irgendjemand ihm zu nahe kam. „Shin, ich will dir doch nur helfen ... was hast du nur?!“ Luminor verzweifelte langsam vor dem zitternden Bündel vor sich, das sich leise wimmernd immer mehr ins Polster drückte, die Finger ins Handtuch verkrampft, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen. Er durfte ihm nicht zu nahe kommen. Er hatte wahrscheinlich den anderen längst Bescheid gesagt und innerhalb weniger Minuten würden sie alle Shin ausfragen, was los war, würden seinen Körper anstarren, würden ihn so widerlich finden, wie er sich selbst empfand. „Lass mich wenigstens den Verband anlegen!“ Luminors Stimme war fast ein Flehen, als er merkte, dass er an Shin überhaupt nicht heran kam, dass dieser ihn scheinbar überhaupt nicht als jemand, der ihm helfen wollte, wahrnahm, sondern eher als ... als Bedrohung. Dieser Gedanke machte dem Ältesten doch ein wenig Angst. Shin wollte zwar oft einfach nur seine Ruhe und zog sich nur weiter zurück, wenn man dann versuchte, an ihn heran zu kommen, doch niemals hatte er sich so verhalten, niemals hatte er einen der anderen vier als Bedrohung empfunden. Shins Atem wurde flacher, unregelmäßiger, ging kurz darauf nur noch stoßweise und er schnappte hörbar nach Luft. Die Panik ließ sein Herz rasen, er bekam kaum mehr Luft. Den Verbandskasten achtlos fallen lassend, überwand Luminor die kurze Distanz zwischen ihnen und nahm das Gesicht des Jüngsten vorsichtig in die Hände. „Shin, hey, ruhig atmen. Fall nicht wieder um! Schau mich an, Shin!“ Der Blick des Jüngsten fand keinen Fokus in Luminors Gesicht, das direkt vor seinem eigenen war, schwach versuchte er, sich gegen den Keyboarder zu stemmen, doch es gelang ihm nicht, ihn von sich zu schieben. Das verstärkte die Angst, die sich durch seinen Körper fraß, nur noch mehr. Panisch und ziellos irrte sein Blick im Zimmer umher, über Luminors Gesicht, wieder ins Zimmer, dann zurück zu den entsetzt aufgerissenen Augen des Älteren. „Shin, mach keinen Quatsch! Ich tu dir doch nichts ... Ruhig ein und aus atmen! Schau mich an, Shin ... Du musst wach ...“ – mehr hörte der Schlagzeuger schon nicht mehr, als sein Körper kraftlos in Luminors Arme fiel und sein Geist in schwarzer Bewusstlosigkeit versank. Als er die Augen wieder aufschlug, lag er noch immer auf der Couch, Luminor saß an seiner Seite und schien in Gedanken versunken zu sein. Shin trug plötzlich einen Verband um die Hüfte, Unterwäsche und ein sauberes Hemd, das Handtuch, an das er sich erinnerte, befand nicht in seinem Blickfeld. „Luminor?“ Shin erschrak selbst über seine Stimme, die nicht mehr als ein heiseres Flüstern war. Sofort fuhr der Angesprochene herum und lächelte erleichtert. „Shin ... du bist wieder wach. Bloß gut, sonst hätte ich gleich die anderen gerufen, weil ich nicht gewusst hätte, was ich mit dir machen sollte. Wie geht es dir, hast du starke Schmerzen?“ „Geht“, erwiderte der Jüngste und richtete sich ein wenig auf. Irgendwie war ihm immer noch schwindlig, doch sein Atem ging wesentlich ruhiger und auch sein Herz schien nicht mehr das knöcherne Gefängnis seiner Rippen sprengen zu wollen. „Wie lang ...?“ „Weiß nicht genau, vielleicht eine Viertelstunde ...“, antwortete der Schwarzhaarige auf Shins unausgesprochene Frage. Nach ein paar reglosen Sekunden deutete Luminor mit einem Kopfnicken auf Shins Oberkörper. „Darf ich dich etwas fragen?“ Shin zuckte merklich zusammen, schloss kurz fest die Augen, darauf gefasst, dass seine schlimmsten Befürchtungen sich nun bewahrheiten würden. Dennoch nickte er kurz darauf. „Was ist passiert, dass du so zugerichtet bist?“ „Ich ... ich bin ... gestolpert ... im Bus“, stotterte sich der Schlagzeuger zusammen, wich Luminors Blick aus. „Shin, warum lügst du mich an? Ich mache mir Sorgen um dich ... wir alle sind sehr besorgt um dich. Du lässt niemanden mehr an dich heran und bekommst panische Angst, wenn dich jemand berührt.“ Shins Körper überkam erneut ein Zittern, das er nicht unterdrücken konnte. Um nicht unversehens aufzuwimmern, biss er sich auf die Unterlippe bis es ihn schmerzte. Die Augenlider presste er fest aufeinander. „Was ist wirklich passiert...?“ Der Blonde antwortete nicht, klammerte sich an die absurde Hoffnung, er würde sich einfach auflösen, wenn er es sich nur fest genug wünschte. Lautlos rannen Tränen über seine Wangen, er konnte sie einfach nicht zurückhalten, fühlte sich fast zu schwach, um aufrecht sitzen zu bleiben. Als er eine kühle Hand an seiner Wange fühlte, wie sie vorsichtig die Tränen weg strich, riss er erschrocken die Augen auf und blickte in das traurige Gesicht des Keyboarders. Ein Schluchzen stahl sich in diesem Moment von seinen Lippen und er wandte hastig den Blick auf seine zitternden Hände in seinem Schoß. Luminor strich vorsichtig über die Wange des Jüngsten, rückte nach einer Weile ein wenig näher an ihn heran und zog den nun wieder haltlos zitternden Jungen in seine Arme. Entweder war er zu schwach, um sich zu wehren, oder er ließ es einfach geschehen, weil er sich doch insgeheim nach Armen sehnte, die ihn festhalten und ein wenig Sicherheit geben konnten. Immer wieder schaffte Shin es nicht, ein Aufschluchzen zu unterdrücken, seine Finger verkrampften sich mehr und mehr in Luminors Oberteil, er konnte einfach nicht mehr. „Shin ... wer hat dir das angetan?“ Kapitel 5 ~ Ein fremdes Gefühl ------------------------------ AN: Hallo ihr Lieben! :) Endlich ein neues Kapitel!! Und welch frohe Kund, in den letzten 1,5 Stunden (können auch 2 gewesen sein), habe ich knapp 3000 Wörter getippt, sodass ich mich entschiedene habe, das eben getippte in ZWEI Kapitel zu unterteilen :) Das heißt für euch: Kapitel 6 folgt diesmal sehr schnell^^ Ich möchte mich noch bedanken bei den 22 Reviewern ganz (besonders) und den 12 Leuten, die mich in ihren Favs haben mit [ PAIN ]! Vielen, vielen Dank für eure Unterstützung ^^ Nun aber viel .. äh .. Spaß? mit dem 5. Kapitel und in Kürze mit Kapitel 6 ^^ PS: Natürlich alles ungebetat xD _____________________________________________________________________ Kapitel 5 ~ Ein fremdes Gefühl Nach einer Weile schloss Luminor die Zimmertür hinter sich und ging in Gedanken versunken den Gang entlang. Er hatte Strify versprochen, sofort nach seinem Gespräch mit Shin zu ihm zu gehen und ihm zu sagen, was mit ihrem Jüngsten los war. Doch konnte er das? Was, wenn er mit seiner Vermutung Recht hatte? Shin hatte nach seinem erneuten Zusammenbruch nichts mehr gesagt, außer dass er sich bei Luminor leise bedankt und ihn gebeten hatte, den anderen nichts zu erzählen. Nur – wie sollte er das anstellen? Die anderen machten sich schließlich ebenfalls Sorgen, wie ihm der Blick, mit dem der plötzlich an der Wand lehnende Yu ihn gerade bedachte, verdeutlichte. Außerdem hatte er es Strify doch versprochen ... „Wie geht’s dem Küken?“, fragte der Gitarrist, als Luminor an ihm vorbei gehen wollte. „Etwas besser als vorhin“, erwiderte der Ältere kurz angebunden und setzte dann seinen Weg und seine Gedanken fort. „Und was machen wir heute noch?“ Bei dieser Frage kamen Luminor allerdings doch leise Zweifel daran, dass Yu sich wirklich ernsthaft Sorgen um Shin machte. Ruckartig wandte sich der Keyboarder um und barscher, als er es eigentlich beabsichtigt hatte, gab er zurück: „Was wir heute noch machen?! Denk mal nach! Ich glaube, nach Hause gehen und aufs Ohr hauen wäre die beste Alternative!“ Luminor konnte förmlich sehen, wie Yus Ohren abknickten und er den Schwanz einzog. Mit einem undeutlichen Murmeln verzog er sich ohne ein Anklopfen in Kiros Garderobe, wo er dem Kleineren in den Ohren lag, ob er nicht noch Lust hätte, mit ihm wegzugehen. Luminor hingegen hatte sich mittlerweile vor Strifys Tür postiert und die Hand zum Klopfen erhoben. Reglos verharrte er einige Sekunden in dieser Position und atmete tief durch. Was sollte er nur sagen? Gerade als er gegen das Holz pochen wollte, wurde die Tür aufgerissen, Strify stürmte aus dem Raum und rannte aufgelöst in Luminor hinein, warf den Größeren fast um dadurch. „Luminor! Da bist du ja!“, rief er aus, als sich die beiden wieder gefangen hatten. „Ich dachte schon, du kommst nie und da wollte ich gerade nach euch beiden sehen! Was ist los mit Shin? Wie geht es ihm?“ Die Worte sprudelten nur so aus dem jungen Sänger heraus, man merkte deutlich, dass er sich in den letzten Minuten ununterbrochen Sorgen gemacht hatte. „Es ... es geht ihm wieder ganz gut“, begann Luminor, versuchte seine Unsicherheit zu überspielen. Was, wenn er mit seiner Vermutung trotz allem falsch lag? Er würde dann nur unnötig viel Aufruhr verursachen, Shin damit wahrscheinlich eher schaden als nützen. Aber das hier war schließlich Strify, Shins große Liebe. Hatte er nicht ein Recht darauf? Er musste Shin unbedingt zu einem Arzt bringen und das klären, sonst würde er sich nur weiter im Kreis drehen mit seinen Gedanken. Gleich morgen früh würde er ... „...minor!!“, empörte sich der Sänger gerade lautstark und fuchtelte wie blöd mit einer Hand vor Luminors Gesicht herum. Der Schwarzhaarige schreckte auf und blickte Strify irritiert an. „Entschuldige ...“ „Also, was ist mit Shin?!“ Denk nach – was sagst du ihm?! Denk nach! „Ich weiß es nicht genau, er wollte nicht richtig mit mir reden. Aber ich glaube, es ist besser, wenn wir ihn erstmal ein bisschen in Ruhe lassen. Das Konzert war sehr anstrengend für ihn in der stickigen Halle.“ „Warum bist du eigentlich so nass?“, fiel ihm Strify gerade perplex ins Wort, als er den Älteren zufällig am Ärmel berührte. „Äh ...“, machte Luminor zunächst wenig intelligent, überlegte sich die folgenden Worte sehr genau. „Nun, als ich zu ihm ins Zimmer ging, war er nicht im Raum, nur die Dusche war an. Als er auf mein Rufen immer noch nicht reagierte, ging ich nachsehen und ... da lag er ohnmächtig am Boden.“ – Strifys Augen weiteten sich ungläubig und wurden eine Spur dunkler – „Da bin ich zu ihm hin und hab zunächst versucht, ihn wach zu bekommen. Danach erst hab ich die Dusche abgestellt ...“ „Und ... und jetzt?“ „Jetzt macht er sich gerade fertig, damit wir nach Hause können.“ „Und ...“, Strify senkte seine Stimme und kam bedrohlich näher, musterte Luminor bei seiner folgenden Frage sehr genau, „... du hast ihn gesehen? Nackt?“ Luminor schluckte verhalten. Strify war doch nicht etwa eifersüchtig? Auf IHN? „Ja, aber ich habe sicherlich besseres zu tun, als deinen Geliebten ausgiebig im bewusstlosen Zustand anzustarren ... zum Beispiel, ihm zu helfen.“ Strify jedoch gab nur noch etwas, das sich wie ein wenig schnippisches „Aha“ anhörte, von sich und machte sich schleunigst auf den Weg zu Shins Zimmer. Der Schwarzhaarige versuchte nicht, ihn zurückzuhalten. Er hoffte nur, dass Shin schon fertig angezogen war und Strify ihn nicht zu sehr in die Enge treiben würde. Luminor wollte eigentlich grad nur noch eins: Aus den Klamotten raus, duschen und dann einfach eine rauchen. Als Strify am nächsten Morgen müde aus seinem Zimmer in die Küche schlurfte, fand er diese verlassen vor. Ein Umstand, den er sich nicht erklären konnte. Stand nicht normalerweise Luminor längst hier mit seinem Kaffee? Dass Kiro und Yu noch nicht auf waren, war nicht verwunderlich, waren die beiden doch erst vor ein paar Stunden nach Hause gekommen und schliefen wahrscheinlich noch ihren Rausch aus. Im Stillen hoffte Strify, dass Yu dies allein tun würde – ein fremdes Mädchen war gerade genau das, was er im Moment als allerwenigstes sehen wollte. Seufzend verließ der Sänger die Küche wieder und wollte schon ins Bad, als er an Shins Zimmer vorbei kam. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen bei dem Gedanken, seinen schlafenden Geliebten zu beobachten. Leise öffnete er die Tür und spähte in den Raum. Nichts. Shin war auch nicht da. Was sollte das denn?! War er in einem schlechten Film oder sowas? Wut stieg in ihm hoch. Was sollte diese Geheimniskrämerei? Erst erzählte ihm Luminor gestern nicht, was mit Shin los war, obwohl er es versprochen hatte ... dann, als er Shin erneut selbst zur Rede stellte, erntete er kaum mehr als „Alles ok“ und einen kurzen Kuss und nun waren die beiden einfach sang- und klanglos verschwunden! In seine Wut mischte sich Eifersucht. Warum redete sein Sonnenschein mit Luminor, aber kein Wort mit ihm selbst? Vertraute er ihm denn gar nicht mehr? Knurrend warf er die Tür wieder zu und verschwand ihm Bad, wo er seine Schlafklamotten von sich warf, die Dusche auf kalt stellte und grummelnd unter das eisige Wasser stieg. Kaum war er fertig, stiefelte er in sein Zimmer, zog sich fertig an und schlug dann den Weg in die Küche ein. Er setzte sich einen Kaffee auf und ließ sich am Küchentisch nieder. Seine Laune war an diesem Morgen schon reichlich verhagelt. Erst jetzt, als er den Blick über den Tisch schweifen ließ, bemerkte er einen Zettel, den die schwungvolle Handschrift des Keyboarders zierte. „Ich bin mit Shin beim Arzt. Bis später, Luminor“ „Beim Arzt?!“ Strify konnte es nicht fassen. „Und ihr haltet es nicht für nötig, mich mitzunehmen?!“ Wütend sprang er auf, als die Kaffeemaschine in diesem Augenblick ankündigte, seinen Kaffee fertig zu haben, dann goss er sich seine Tasse bis zum Rand voll und ließ sich wieder auf den Küchenstuhl fallen. „Na, wartet. Ihr kriegt was zu hören, wenn ihr wieder da seid!“, murmelte er vor sich hin und durchbohrte Luminors Notiz mit seinem Blick. Kapitel 6 ~ Haltlos ------------------- AN: Hallo ihr Lieben! Wie versprochen hier jetzt Kapitel 6 ^^ oje, was hab ich nur verbrochen ..... ^^** danke an dieser Stelle mal wieder für 25 Reviews ^^ *knuddelt euch alle* Viel Spaß nun! Ich hoffe, ich kann heute oder morgen noch kapitel 7 schreiben, da ich am Dienstag und Mittwoch in Leipzig bin (Cinema Bizarre Konzert und so ^^ *g*) da komm ich dann erstma zu nix, ne? ^^ ________________________________________________________________________________ Kapitel 6 ~ Haltlos Der Schwarzhaarige blickte auf, als nach Stunden endlich die Tür zum Behandlungsraum aufging und ein älterer, freundlich wirkender Arzt auf ihn zutrat. „Kommen Sie bitte kurz? Ich möchte etwas mit Ihnen bereden.“ Luminor nickte, erhob sich von dem unbequemen Stuhl im Warteraum und folgte dem Arzt in sein Büro, das an den Behandlungsraum angrenzte und durch eine Tür mit diesem verbunden war. Nachdem sich beide Männer gegenüber an den Schreibtisch gesetzt hatten, blickte der Mediziner Luminor sehr ernst an, was dem Keyboarder ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bescherte. „Ich möchte nicht lange drum herum reden, Herr ...“ „Luminor“, half der Angesprochene aus, bemerkte die hochgezogene Augenbraue des Arztes. „So nennen mich alle“, fügte er deshalb schnell an. „Nun gut, Herr Luminor“, setzte der ältere Mann fort, sein Gesichtsausdruck wurde sogar noch eine Spur ernster. „Nach den bisherigen Untersuchungen Ihres Cousins“ – was ging es den Arzt auch an, dass er mit Shin alles andere als verwandt war? – „müssen wir leider davon ausgehen, dass er vergewaltigt wurde.“ „Verge...?!“ Weiter kam Luminor nicht, seine schlimmste Vermutung hatte sich gerade bestätigt. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals, machte ihn unfähig, noch etwas zu sagen. „Ja, es tut mir sehr Leid, Ihnen das mitteilen zu müssen. Außerdem sieht es bisher so aus, als wäre es nicht nur ein einzelner Täter gewesen.“ „Oh Gott“, brachte der Schwarzhaarige nur noch heraus, schlug geschockt die Hand vor den Mund. „Aber es ist sehr schwierig, etwas Genaueres zu sagen bisher. Ihr Cousin redet kaum, will mit diesem Thema auch nicht konfrontiert werden, er spielt die Ereignisse herunter und spricht die ganze Zeit von einem Sturz im Bus. Doch das ist bei vielen Vergewaltigungsopfern so, dass sie die ganze Sache verdrängen und sich in sich selbst zurückziehen, weil sie sich vor sich selbst ekeln. Meistens lassen sie dann niemanden mehr an sich heran und scheuen Berührungen, so, wie Sie uns das auch geschildert haben. Dieses Verhalten und die Verletzungen, vor allem in Genital- und Analbereich, sprechen für sich.“ Luminor hörte schweigend den Ausführungen des Arztes zu, nickte nur leicht, als er kurz innehielt. Diese Vorstellung war einfach nur schrecklich. Doch wenn er, Luminor, schon kaum mit dieser Tatsache umgehen konnte, wie mochte es erst Shin gehen? „Meistens glauben die Opfer im Nachhinein, an ihnen würde Schmutz kleben und wenn sie anderen von dem Erlebten erzählen, würden diese sich dann vor Ekel von ihnen abwenden und sie verstoßen. Aus Angst davor schweigen die meisten, versuchen, das Erlebte zu verdrängen und gerade die, die sie lieben, nichts merken zu lassen. Der psychische Druck wird immer größer, sodass die Opfer oft daran zerbrechen oder mit selbstverletzendem Verhalten zu kompensieren versuchen, wenn ihnen nicht geholfen wird.“ Der Arzt erhob sich und ging ein paar Schritte im Raum umher. „Sie können von Glück reden, dass Sie ihn so schnell hergebracht haben. Wir haben zwei sehr gute Psychologen, die Ihrem Cousin sicher helfen werden. Wohnen Sie mit ihm zusammen?“ Luminor brauchte eine Weile, um die Informationen zu verarbeiten und der letzten Frage die richtige Bedeutung zuzumessen. „Ja, wir wohnen zu fünft in einer WG.“ „Dann seien Sie alle für ihn da. Er macht gerade eine sehr, sehr schwere Zeit durch“ – das musste der Mann Luminor wohl kaum sagen – „und braucht alle Kraft, die er kriegen kann, um das alles zu verarbeiten. Seine Familie und Freunde sollten ihn nun mehr denn je unterstützen, ihn vor allem aber nicht in eine Ecke drängen. Geben Sie ihm Zeit.“ Luminor nickte erneut und sah den Arzt ein wenig unsicher an. „Kann ich zu ihm?“ „Ja, wir sind vorerst fertig. Sie sollten aber so bald wie möglich wiederkommen, um einen Termin beim Psychologen auszumachen. Es ist wichtig, dass er die Erlebnisse gut und vor allem bald verarbeiten kann.“ Mit diesen Worten öffnete der Mediziner die Tür zum Nebenraum und führte Luminor zu Shin, der zusammengesunken und mit ausdruckslosen Augen auf einer weißen Behandlungsliege saß und einfach nicht anwesend zu sein schien. Eine Schwester räumte gerade ein paar Utensilien weg. Sein Anblick schmerzte Luminor und er hoffte, dass die Ärzte den Blonden nicht allzu sehr gequält hatten – sei es nun körperlich oder mit Fragen nach den Geschehnissen. „Shin, lass uns nach Hause gehen“, sagte Luminor leise, trat neben den Jüngsten und legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter, um ihn wieder ins Hier und Jetzt zu holen, ihn gleichzeitig aber nicht allzu sehr zu erschrecken. Shin nickte nur leicht, ließ sich von der Liege gleiten und folgte dem Schwarzhaarigen schweigend und mit gesenktem Kopf zur Tür. „Alles Gute – und bitte denken Sie daran, einen Termin auszumachen“, verabschiedete der Arzt die beiden Männer, schloss nach einem Nicken und einem „Vielen Dank“ seitens Luminor die Tür hinter ihnen. Die ganze Heimfahrt über schwieg sich Shin aus, blickte vollkommen gedankenverloren aus dem zerkratzten Fenster der S-Bahn in den grauen, wolkenverhangenen Tag. Seine Augen wirkten so leer, als hätten die letzten Stunden auch noch den letzten Funken Leben aus ihm heraus gesogen. Traurig beobachtete Luminor den Blonden, hielt einfach weiter seine Hand fest, die der Jüngere, seit sie aus der Klinik gekommen waren, nicht mehr losgelassen hatte. Er sorgte sich furchtbar um Shin und seinen Zustand. Doch eigentlich war er mit seinen Gedanken längst woanders. Wie sollten sie es den anderen beibringen? Shin würde sicher von sich aus nichts sagen ... Luminor seufzte leise. Er musste unbedingt noch einmal mit Shin reden. Sie konnten es ja schlecht vor den anderen geheim halten. Vor allem nicht vor Strify, schließlich war er mit ihrem Jüngsten zusammen und schon am Vorabend vollkommen aufgelöst gewesen. Vorsichtig strich er mit dem Daumen über Shins Handrücken, erntete jedoch keine Reaktion. Wieder seufzte der Schwarzhaarige verhalten und sah nun ebenfalls aus dem Fenster. Ihnen würde noch viel bevorstehen ... Zu Hause angekommen, erklommen beide die wenigen Stufen zu ihrer Wohnung, Luminor schloss gerade die Tür auf, als auch schon ein lautes Poltern aus der Küche zu vernehmen war. Verwundert schob Luminor Shin hinein und machte die Tür hinter sich zu, als Strify wütend in den Flur stürmte. „Da seid ihr ja“, warf er den beiden entgegen. Luminor hob befremdet eine Augenbraue – er hatte doch extra einen Zettel da gelassen – Shin hingegen brachte nicht mehr als einen ängstlichen Blick in Strifys Richtung zustande. Bevor sich einer der beiden Heimgekommenen versah, schnappte sich Strify seinen Geliebten und zerrte ihn mit sich in sein Zimmer. Luminor Augen weiteten sich erschrocken und er warf seinen Mantel von sich, den er eben hatte aufhängen wollen. „Strify, warte!“, rief er und stürmte dem Sänger hinterher. Doch bevor er dessen Zimmer erreichen konnte, hatte Strify schon den Schlüssel herum gedreht und Shin und sich so eingeschlossen. „Verdammt, verdammt, verdammt!“, fluchte Luminor verhalten und schlug gegen die Tür. „Strify, mach auf! Du verstehst da was falsch! Strify! Tu jetzt nichts Unüberlegtes!“ Doch dieser ignorierte Luminor völlig. Am Bett angekommen warf er Shin mehr darauf, als dass dieser sich setzen konnte und funkelte den Jüngeren gefährlich an. Dass ihn sein Geliebter mit immer größer werdender Angst musterte und ein Zittern seinen zierlichen Körper überkam, bemerkte er in seinem Aufruhr gar nicht. „So, und jetzt erzählst du mir gefälligst, was hier los ist! Was sollte das alles?! Warum gehst du mit Luminor irgendwohin?! Und wieso redest du nicht mit mir?! Vertraust du mir denn überhaupt nicht?! Was ist los mit dir?“ Strify hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sich bedrohlich vor Shin aufgebaut. Deutlich standen Wut und Eifersucht in seinem Gesicht geschrieben. „Shin, ich will jetzt endlich wissen, was das soll! Diese Geheimniskrämerei macht mich noch verrückt! Rede endlich mit mir!“ Zornig packte er Shin an den Schultern, der Blick des Sängers bohrte sich unbarmherzig in Shins Augen. Der Jüngste zitterte haltlos, vor Angst brachte er kein Wort über die Lippen. So hatte er seinen Geliebten noch nie erlebt. Strify hielt ihn so fest, dass es ihn schon schmerzte, er fühlte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten, die kurz darauf über seine Wangen rannen. Unsicher und angsterfüllt blickte er Strify an, sein Herz schlug ihm bis zum Hals. „Bitte ... bitte lass ... mich ... los ...“ Shins Stimme war brüchig und tränenerstickt, er traute sich nicht, Strify bei diesen Worten anzusehen. Doch der Ältere dachte gar nicht daran, Shin auch nur eine Sekunde loszulassen, er verstärkte seinen Griff sogar noch. „Das werde ich nicht, bis du mir endlich gesagt hast, was los ist!“ „Strify!“, drang Luminors Stimme durch die Tür, der Ältere hörte, wie Strify herumbrüllte und Shin so wahrscheinlich unheimlich einschüchterte. Wieso führte er sich nur so auf? Schließlich liebte er Shin doch und wollte nur sein Bestes – oder? Strify allerdings ließ sich nicht beeindrucken, starrte nur weiterhin Shin an, der wie ein Häufchen Elend in seinen Armen hing und ihn voller Angst anschaute. „Wie soll man dir helfen, wenn du den Mund nicht aufmachst?!“, fuhr Strify ihn gerade an, lockerte eine Sekunde seinen Griff. „Ich ... ich kann nicht ...“, brachte Shin erstickt hervor, riss sich mit letzter Kraft los und rannte zur Tür. Mit zitternden Fingern drehte er den Schlüssel herum, riss die Tür auf und stürmte an einem verzweifelten Luminor vorbei in sein eigenes Zimmer. Fahrig brachte er es irgendwie fertig abzuschließen und taumelte dann mit weichen Knien auf sein Bett zu. Kaum hatte er es erreicht, gaben seine Beine nach und er ließ sich von einem Weinkrampf geschüttelt darauf fallen, vergrub sein Gesicht im Kopfkissen, weinte haltlos. Es war ihm egal, ob man sein hemmungsloses Schluchzen noch bis auf den Flur hören konnte. Kapitel 7 ~ Offene Worte ------------------------ AN: Sooo, seit mal wieder 9 Tagen hab ich euch auf die Folter gespannt ... ich böses Viech, ich ... aber das lag auch daran, dass ich mich in letzter Zeit ziemlich "bescheiden" fühle, sonst hätte das Kapi schon am Mittwoch letzte Woche gestanden ... :/ Verzeihung ........... ich bemühe mich, jetzt gleich noch Kapitel 8 zu tippen, kann aber wie immer für nix garantieren ^^* Vielen lieben Dank an dieser Stelle an meine Reviewer! (34 Reviews ^^ *freu*) und natürlich an die 16 Leute, die mich in ihren Favs haben (Frage: bei 16 Faveinträgen nur insgesamt 34 Revs?? Ich beobachte euch! Kann doch nich so schwer sein, seine Meinung mal kundzutun, wenn mans schon gelesen hat?? Mach ich doch auch so!) ... danke, ihr macht mich glücklich! *allen oreos ausgeb oder was sie sonst noch gerne essen* So, und nun äääh .. viel Spaß? mit Kapitel 7! (Was sagt man bei sowas? *g* Viel Spaß werdet ihr eigentlich nich haben ^^*) ________________________________________________________________________________ Kapitel 7 ~ Offene Worte Luminor wusste im ersten Moment nicht, wohin er zuerst gehen sollte, entschied sich nach einem prüfenden Blick in Strifys Zimmer allerdings für Shin. Er trat auf die verschlossene Tür zu, klopfte vorsichtig dagegen. Das haltlose Schluchzen und Wimmern aus dem Inneren des Raumes schmerzten ihn und er würde Strify ein paar Takte erzählen, sobald Shin sich beruhigt hatte. „Shin? Bitte mach auf! Lass uns reden, bitte!“, versuchte er es, klopfte erneut gegen die Tür. Aus dem Schluchzen glaubte Luminor, ein „Nein“, herauszuhören, seufzte daraufhin und schloss kurz die Augen. „Shin, bitte ... Strify hat es nicht böse gemeint!“ Bei diesen Worten musste sich Luminor stark zusammenreißen, war er selbst doch unheimlich wütend über die völlig überzogene Reaktion des Sängers, der noch immer ziemlich überrumpelt in seinem eigenen Zimmer herumstand. Als der Schwarzhaarige erkannte, dass das alles nichts brachte und Shins Weinen einfach nicht abriss, seufzte er noch einmal auf, drehte sich auf dem Absatz herum, durchmaß den kleinen Flur mit wenigen Schritten und stand keine zwei Sekunden später neben Strify. „Sag mal, was fällt dir eigentlich ein?! Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung, was du eben angerichtet hast?!“, fuhr Luminor den nun doch etwas überrascht aussehenden Sänger an. „Aber ich ... das ...“, begann Strify, der sich nun gänzlich zu Luminor umgewandt hatte, wurde aber sofort von dem Älteren unterbrochen. „Das was?! Du weißt doch ganz genau, wie sensibel Shin ist! Und vor allem jetzt ...“ Er brach ab und wandte sich zornig ab. So gern er Strify auch hatte, aber diese Reaktion von ihm konnte er einfach nicht nachvollziehen. Zum ersten Mal seit langem war er dem Sänger wirklich böse. Auch wenn dieser natürlich noch nicht wissen konnte, was mit Shin passiert war, hätte er ihn nicht so in die Enge treiben dürfen – egal was los war und wie eifersüchtig Strify auf seinen Geliebten und ihn selbst, Luminor, war. „Es tut mir Leid ...“, begann Strify leise und fixierte eine Falte in seinem Teppich. Seine Wut war verpufft und langsam realisierte er, was er mit seinem Verhalten angerichtet hatte. Wahrscheinlich hatte er Shin gerade zutiefst verletzt – das Letzte, was er jemals gewollte hätte. „Sag das nicht mir, sondern Shin“, knurrte Luminor und drehte sich nun wieder zu ihm herum. Noch immer funkelten seine Augen bedrohlich, obwohl er bemerkte, dass Strify das eben Geschehene längst bereute. Nur brachte Reue jetzt auch niemanden mehr weiter. „Ich hoffe für dich, dass wir ihn da heute noch rauskriegen ...“, meinte der Keyboarder verstimmt und versuchte das Weinen zu ignorieren, das noch immer aus Shins Zimmer herüber klang. Strify nickte geknickt und ließ sich auf sein Bett fallen. „Das wollte ich wirklich nicht ... ich ... ich war nur so sauer, als ich heute Morgen aufstand und ihr beiden einfach verschwunden ward. Dass du einfach ohne mich mit ihm zu irgendeinem Arzt gegangen bist ... oder dass er eher mit dir mitgegangen ist, obwohl er mir – mir! – nicht mal sagt, was mit ihm los ist. Ich war nur so schrecklich eifersüchtig ...“ „Auf mich?!“ Luminor starrte den zaghaft nickenden Sänger ungläubig an. „Ich glaub’s nicht ...“ Der Schwarzhaarige ließ sich neben Strify nieder und blickte ihn an. „Und deshalb machst du Shin eine Szene?“ „Ich wollte ihn eigentlich nicht anschreien ...“ „Wie gesagt, ich bin es nicht, dem du das erzählen solltest.“ „Ich hatte nur solche Angst, dass Shin sich zu weit von mir entfernt ... seit der Tour geht er mir ständig aus dem Weg, ich darf ihn kaum noch küssen oder anfassen ... Ich will doch einfach nur wissen, was los ist!“ Tränen sammelten sich in seinen grau-blauen Augen. „Was, wenn ich dadurch wirklich alles kaputt gemacht habe und er mir gar nicht mehr vertraut? Wenn es wieder so endet wie vor einem Jahr?“ Vereinzelte Tränen liefen über die Wangen des Sängers, er blickte Luminor Hilfe suchend an. Dessen Zorn verflog augenblicklich und er wollte Strify schon fast in den Arm nehmen, als er sich innerlich selbst zur Vernunft rief und sich die Worte des Arztes ins Gedächtnis rief. „Seine Familie und Freunde sollten ihn nun mehr denn je unterstützen, ihn vor allem aber nicht in eine Ecke drängen. Geben Sie ihm Zeit.“ „Strify, hör mir zu. Es ist etwas Schreckliches passiert und du ...“ – „Was ist denn hier los?“, kam es auf einmal von der Tür herüber genuschelt. Luminor und Strify sahen zeitgleich auf und gewahrten einen verschlafenen, zerknitterten Yu, der im Türrahmen lehnte. „Hörst du doch“, gab Luminor noch immer verstimmt zurück. „Was hör ich?“ Yu blickte ernsthaft verwirrt in die Richtung des Keyboarders. „Na, Shin ...“, begann der Älteste, hielt dann aber inne. Das Weinen hatte aufgehört. Wahrscheinlich war Shin vor Erschöpfung eingeschlafen. Luminor räusperte sich und erhob sich dann plötzlich. „Ist Kiro auch wach?“ „Keine Ahnung, ich wollte eigentlich nur mal kurz für kleine Königstiger und dann wieder ab in die Federn ...“, murmelte Yu und fuhr sich durch die Haare. „Dann geh ich ihn jetzt wecken und ihr beiden seht zu, dass ihr in die Küche kommt. Ich muss euch etwas sagen.“ Je eher, desto besser. Und Shin würde von sich aus sowieso nichts sagen. Während Sänger und Gitarrist Luminor leicht verwirrt hinterher sahen, dann aber Anstalten machten, in die Küche zu gehen, verschwand der Älteste in Kiros Zimmer, um diesen aus seinem Tiefschlaf zu reißen. Keine zehn Minuten später waren die vier in der Küche versammelt, Kiro ließ sich gerade ein wenig mürrisch und mit einer großen Tasse Kaffee in der Hand auf einen Stuhl fallen und blickte fragend in die Runde. Strify plagte ein ungutes Gefühl, sein Magen verkrampfte sich regelrecht bei dem todernsten Ausdruck, der auf Luminors Gesicht lag. „Also, Lu, was soll das?“, fragte Kiro und machte keinen Hehl daraus, dass er diese Kriegsberatung liebend gern gegen sein warmes Bett eingetauscht hätte. „Es geht um Shin.“ Strify wurde sofort hellhörig und saß kerzengerade auf seinem Stuhl, die anderen beiden nickten nur. „Ihr wisst, dass er die letzten Tage fast schon unnormal distanziert war ... und niemanden mehr an sich heran ließ. Nicht einmal – oder vor allem nicht – Strify.“ Wieder allgemeines Nicken. Luminor holte tief Luft. Es wurde wirklich nicht einfacher. „Als er gestern nach dem Konzert Strify anschrie, er solle ihn nicht anfassen und dann Hals über Kopf die Flucht ergriffen hat, haben wir beide angefangen, uns wirklich ernste Sorgen zu machen. Shin läuft zwar meistens davon, wenn er ein Problem hat – aber sowas hat er noch nie gemacht. Also bin ich ihm hinterher in seine Garderobe und ... fand ihn bewusstlos in der Dusche. Sein Körper war über und über mit Blutergüssen und Schrammen übersät ...“ Luminor machte eine kurze Pause, um das Bild zu verdrängen und sich erneut zu sammeln, während die anderen ihn jetzt schon schockiert anstarrten. Gerade als Strify etwas sagen wollte, hob er kurz die Hand und sprach weiter. „Als ich diese ganzen Verletzungen sah, mir sein Verhalten der letzten Tage ins Gedächtnis rief ... kam mir ein schrecklicher Verdacht. Deshalb bin ich heute in aller Herrgottsfrühe mit ihm zu einem Arzt gefahren, um ihn untersuchen zu lassen. Auch wenn er sich zuerst dagegen gewehrt hat.“ Er schluckte hart, die Anspannung in dem kleinen Raum war fast schon greifbar. „Und was ... hat der Arzt gesagt?“, fragte Kiro zögerlich nach, als der Keyboarder nicht sofort weiter sprach. Seine schlechte Laune war vollkommen verflogen, hatte wie bei den anderen einem mulmigen Gefühl Platz gemacht. „Der Arzt ... rief mich nach Stunden endlich zu sich ...“, begann der Schwarzhaarige und es sah aus, als würde er eher an seinem Kaffeebecher Halt suchen, als er diesen umfasste, um daraus zu trinken. „Und mit einem Satz bestätigte er mir das Schlimmste, das ich mir ausgemalt hatte.“ Strifys Magen zog sich augenblicklich zusammen. „Shin wurde ... vergewaltigt.“ Stille. Für ein paar Sekunden schien die Zeit einfach stehen zu bleiben. Dann sprang Strify mit einer hastigen Bewegung auf, stürmte aus der Küche, prallte mit der Schulter an den Badtürrahmen und verschwand kurz darauf im Badezimmer. Sein Magen rebellierte, haltlos zitternd beugte er sich über die Toilette, übergab sich würgend, Tränen rannen über sein Gesicht. Das durfte nicht wahr sein! Nicht Shin, nicht sein Shin! Auch Yu und Kiro war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen, als Luminor ihnen die schreckliche Mitteilung gemacht hatte. Kiros Hände umklammerten so fest seinen Kaffeebecher, als wollte er ihn zerdrücken, während Yu einfach nur ungläubig vor sich hin starrte. „Das ... kann nicht wahr sein ...“, murmelte der Bassist vor sich hin. Als er aufblickte, überzeugte ihn Luminors trauriges Gesicht jedoch vom Gegenteil. Schweigend saßen die drei in der Küche und versuchten, das eben Gesagte zu verarbeiten. Aus dem Bad drangen immer wieder Geräusche zu ihnen herüber, bis Yu sich schließlich mit einem „Ich ... seh mal nach ihm“ erhob und ebenfalls im Bad verschwand. Ein paar Augenblicke später kehrte er mit Strify im Arm in die Küche zurück. Der Sänger war kreidebleich, noch immer rannen Tränen über seine Wangen und sein Körper zitterte, obwohl er es zu verbergen versuchte. Yu setzte ihn auf seinem Stuhl ab und ging neben ihm in die Hocke, hielt die schweißnasse Hand Strifys weiterhin fest. „Geht’s?“, fragte Luminor leise, bedachte Strify mit einem sorgenvollen Blick. Auch Kiro sah besorgt in seine Richtung. Der Blonde nickte nur knapp und wischte sich über die Augen. „Ich bin so ein Idiot ...“, gab er mit brüchiger Stimme von sich. „Ich treibe ihn so in die Enge und schrei ihn auch noch an ... und das, obwohl er ...“ Er konnte es nicht aussprechen, erneut brach er einfach nur in Tränen aus, vergrub sein Gesicht hinter den Händen. Betretenes Schweigen füllte den Raum, nur Strifys Weinen durchbrach die Stille. Die anderen starrten einfach nur auf den Tisch oder zu ihrem Sänger, dessen Hand Yu immer noch festhielt. „Wir müssen ihm helfen“, sagte Luminor nach einer Weile, in der Strify sich langsam wieder beruhigt und die anderen beiden sich ein wenig gefangen hatten. „Aber wie?“, fragte Kiro kleinlaut und schenkte dann Strify einen prüfenden Blick, als dieser sich kurz über die Augen wischte, dann aber nickte. Es ging wieder. „Wir müssen für ihn da sein. Ihn auf andere Gedanken bringen. Ihn begleiten, wenn er ... nun ja, zu einem dieser Psychologen muss, um das alles zu verarbeiten ...“ Luminor hatte sich das abschätzige Wort „Seelenklempner“ gerade noch verkneifen können, hielt er selbst doch meistens nicht allzu viel von diesen Leuten ... doch sah er auch ein, dass Shin unbedingt professionelle Hilfe brauchte, wenn er über das Geschehene hinwegkommen wollte. „Und wir dürfen ihn keineswegs irgendwie bedrängen. Er braucht viel Zeit.“ Strify wusste, dass die letzte Bemerkung Luminors insbesondere ihm galt. Er nickte leicht und wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich ein lang gezogener Schrei durch die Wohnung hallte. Kapitel 8 ~ Gefangen -------------------- AN: Tadaaaa! Endlich Aufklärung über den Schrei ;) Vielen Dank aber erstmal an die 44 Reviews *staunt*! Ich freue mich über jedes Review wie eine Schneekönigin! ^^ Es ist toll, dass euch PAIN so gut gefällt ... Viel ... äääh ... Spaß? nun mit Kapitel 8 ^^ (ich will immer noch wissen, was ich da nun wünschen soll ... spaßig isses ja nun mal nich ....) PS: ich merke, dass ich bei Komissar Rex am besten schreiben kann xDD *gg* bis um 11 ging nämlich gar nichts (und das, obwohl ich seit halb 8 wach bin) und kaum kam der Rex, konnt ich tippen ... toll, ne? ^^ PPS an mein Dramakrümelschn: ich hab mich nun doch um die Szene gedrückt (mehr oder minder) und weiß noch nicht, inwiefern ich explizit werde ... oder ob überhaupt ^^*** ________________________________________________________________________________ Kapitel 8 ~ Gefangen Sofort sahen sich die vier erschrocken an. „Shin!“ Strify war als erster aufgesprungen und in den Flur gehastet, drückte die Klinke von Shins Tür mehrmals erfolglos hinunter – immer noch abgeschlossen. Nervös klopfte er ein paar Mal, während die anderen mittlerweile ebenfalls in den Flur kamen. „Shin! Shin, was ist passiert? Sag doch was!“, rief der Sänger laut, ein verzweifelter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Aus dem verschlossenen Zimmer drang nur noch leises Wimmern, der junge Schlagzeuger hätte ohnehin nicht mehr die Kraft gehabt, noch einmal zu schreien, geschweige denn zu antworten. Er hatte sich auf seinem Bett zusammengerollt, sein ganzer Körper war schweißnass und zitterte unkontrolliert. Wellen aus Schmerz schienen jede seiner Zellen zu überschwemmen, immer und immer wieder, sodass der Blonde erstickt aufkeuchte und sich enger einrollte. Vor allem sein Unterleib schmerzte bei der Erinnerung an das, was er eben aufs Neue durchleben musste ... erschrocken riss Shin die Augen wieder auf und unterdrückte in letzter Sekunde einen erneuten Aufschrei, als die Bilder aus seinem Traum wieder vor seinem inneren Auge auftauchten. Kurz nachdem er in sein Zimmer geflohen war und sich weinend aufs Bett geworfen hatte, war er vor Erschöpfung wirklich eingeschlafen. Die letzten Stunden hatten ihren Tribut gefordert – der Arzt und die Schwester, die ihn vorsichtig, aber bestimmt untersucht hatten, dann die Konfrontation mit dem, was er am liebsten für immer in eine tiefschwarze Kammer tief unten in seinem Herzen verbannt hätte und vor allem die Reaktion seines Geliebten, die ihn so verletzt hatte. Doch kaum war er in einen unruhigen Schlaf abgedriftet, überfielen ihn die Gesichter der Männer, die ihm Leid angetan hatten, als alptraumhafte Fratzen, die ihn einkreisten, ihn nicht mehr gehen lassen würden, ihn erdrückten und ihm die Luft zum Atmen nahmen. Er war gefangen. Es war, als legte sich ein eiserner Ring um seine Brust, der immer enger und enger wurde, ihm die Luft aus den Lungen presste. Schwarze Schlieren waberten vor seinen Augen, doch immer wieder tauchten die Gesichter derer auf, die sich an ihm vergangen hatten – lachend, lustverzerrt, unheimlich. Starke Pranken hatten ihn gepackt, drückten seine Arme und Beine fest auf den Boden – Shin hatte keine Chance, konnte sich keinen Millimeter bewegen. Den schneidenden Schmerz an seinem Rücken bemerkte er in seiner Panik kaum. Raue Hände rissen seine Bluse auf, einer der abfliegenden Knöpfe traf ihn an der Wange und machte dieses bizarre Schauspiel erst zur Wirklichkeit – es war kein Alptraum! Der muffige Atem an seinem Gesicht, der Alkoholgestank, der schwere Körper auf seinem eigenen, das hohle Lachen, das in der Nacht verhallte, als sie ihm Hose und Shorts gleichermaßen brutal vom Körper rissen – all das war real! Wieder stahl sich ein Wimmern von Shins Lippen. Er war der Erinnerung ausgeliefert ... hatte er sich eben durch einen lauten Schrei selbst geweckt und so aus dem Alptraum befreien können, so überfielen ihn diese Bilder und Gefühle auch in der Realität, in seinem Zimmer, in dem er sich wie ein Embryo auf seinem Bett zusammenkauerte. Fast glaubte er, noch immer die Hände auf sich zu spüren und machte eine erschrockene Geste, um die vermeintlichen Peiniger zu vertreiben. Doch da war nichts – er war allein. Wieso konnte er nicht entkommen? Warum ließen sich diese Bilder einfach nicht verdrängen? So oft er die Augen auch aufriss und wieder zukniff, die Erinnerungen hatten ihn fest in ihrem Griff. Shin rang nach Atem, keuchte erneut auf, als eine neue Welle aus Schmerzen über seinen zierlichen Körper rollte. Sein Mund war trocken, als sei er tagelang durch die Wüste geirrt, kalter Schweiß stand auf seiner Stirn und bedeckte jeden Zentimeter seiner Haut. „Shin! Bitte sag doch was!“, drang es erneut voller Sorge zu ihm, vorsichtiges Klopfen begleitete die Worte. Strify. „Wasser ...“, rief Shin, so laut es seine sich immer mehr zuschnürende Kehle noch zuließ. Er musste hier raus, es würde ihn erdrücken, wenn er nicht schnell aus den Klauen des viel zu realen Alptraums fliehen konnte. Mühsam setzte er sich auf und wischte sich fahrig die Schweißperlen von der Stirn. Er fühlte sich unheimlich schwach und ausgelaugt. Der Verband, den ihm der Arzt angelegt hatte, fühlte sich warm an seinem Steiß an, wahrscheinlich hatte der Schnitt wieder zu bluten begonnen durch die heftigen Bewegungen. Kurz schloss der Schlagzeuger die Augen, um sich zu sammeln, bevor er sich erheben wollte – was sich sofort als Fehler entpuppte. Ein hässliches Gesicht grinste ihn dreckig an, fast zeitgleich glaubte Shin, Hände an sich zu spüren, die seine Beine grob auseinander drückten. Der Blonde sank aufs Bett zurück, presste die Hände vor die Augen, als würde dies die Bilder ausschließen können, die in seinem Kopf umherspukten. „Nein ...“, flüsterte er tonlos, konnte nicht entkommen – weder im Traum, noch in der Wirklichkeit. „Bitte nicht ...“ Ein heftiges Stechen durchzuckte ihn von seinem Unterleib ausgehend – einer der Männer war, ohne Vorwarnung und ohne ihn irgendwie vorzubereiten, in ihn eingedrungen. Lautes Johlen erfüllte seine Ohren, ein tiefes, raues Stöhnen mischte sich darunter. Daneben seine eigenen unterdrückten Schmerzenslaute. „Shin!“ Luminors Stimme. Das Pochen an der Tür wurde energischer, kurz darauf erklang wieder die Stimme seines Geliebten. „Ich hab hier das Wasser! Du musst die Tür aufmachen ... bitte!“ „Holt mich hier raus ...“, flehte der Jüngste kaum hörbar, kratzte das letzte bisschen Kraft und Willen in sich zusammen, um sich mit einem Ruck zu erheben. Er versuchte, das Schwindelgefühl und die erlittenen Qualen zu verdrängen, schleppte sich auf wackligen Beinen zur Tür und fasste nach dem Schlüssel. Als Strify hörte, wie Shin mit zittrigen Händen die Tür aufschloss, hätte er fast das Wasserglas fallen gelassen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, auch Luminor und die anderen beiden machten angespannte Gesichter. Kaum hatte der Jüngste es geschafft, den Schlüssel herumzudrehen, drückte er die Klinke hinunter, zog die Tür auf und taumelte einfach in den Flur. Wie er gehofft hatte, stand Strify genau vor ihm, sodass er einfach noch einen Schritt auf ihn zu machte und sich dann gegen ihn fallen ließ. Zum Glück erwachte der Sänger schnell aus seiner erschrockenen Starre und fing seinen Geliebten auf, hielt ihn mit einer Hand fest. Luminor nahm ihm umgehend das Wasserglas aus der anderen Hand und auf der Stelle umarmte Strify seinen zitternden Geliebten richtig. „Hilf mir ...“, wisperte Shin kraftlos, als sich die dunklen Schatten einfach nicht abschütteln ließen. Sein ganzer Körper schien nur aus pulsierendem Schmerz zu bestehen, ausgehend von seinem Unterleib. Verzweifelt darüber, dass ihn der Traum scheinbar um nichts auf der Welt aus seinen Krallen entlassen wollte, drückte er sich an Strify und versuchte kaum mehr, das leise Wimmern zu unterdrücken. Strify hatte sich noch nie so hilflos gefühlt, wie in diesem Augenblick. Er wusste nicht, wie er dem zitternden, völlig aufgelösten Bündel in seinen Armen helfen sollte. Er spürte nur Shins Angst, ja gar Panik. Was auch immer eben passiert war – und vielleicht immer noch passierte – es musste so schrecklich gewesen sein, dass Shin seine Angst vor den Berührungen Strifys vollkommen vergessen haben musste und nun wie ein Kind einfach Schutz bei ihm suchte. Seinen Geliebten fest an sich drückend, fragte Strify nur leise: „Was ist passiert, Shin?“ „Sie lassen mich nicht gehen ...“ Der Blonde bekam kaum einen Ton über die Lippen, seine Kehle war wie zugeschnürt, auf seiner Brust schien ein tonnenschwerer Stein zu liegen, was es ihm fast unmöglich machte, zu atmen. „Ich kann nicht mehr ...“ Alarmiert drückte Strify den Jüngsten ein Stück von sich, als dieser in sich zusammenzusacken drohte. „Shin, was ist?! Wirst du ohnmächtig?“ Der Sänger fasste Shin an den Schultern, rüttelte ihn leicht, als er dagegen ankämpfte, dass ihm einfach die Augen zufielen. Ein Nicken brachte er kaum mehr zustande. „Trink was, schnell!“ Er entriss Luminor das Glas und hielt es an Shins Lippen, half dem Blonden, ein paar kleine Schlucke zu trinken. Luminor legte Shin indessen die Hand auf die Schulter, übte nur leichten Druck aus. „Bleib bei uns ...“, sagte er leise, als er besorgt bis zu Shins bleicher Wange strich und diese Mischung aus Hitze und kalter Angst spürte. „Wir sind da, niemand tut dir etwas ...“, setzte er fort, als Strify seinen Geliebten, nachdem dieser unsicher noch ein paar Schlucke getrunken hatte, wieder vorsichtig in die Arme zog. Shin hatte den Kopf auf Strifys Schulter gelegt und starrte nun seitlich an Kiro und Yu vorbei an die Wand. Langsam lichteten sich die schwarzen Schlieren, machten einer erneuten, diesmal bleischweren Müdigkeit Platz. Aber er durfte nicht einschlafen, auf keinen Fall! Aufs Neue würden ihn die vergangenen Erlebnisse einholen, ihn in die Tiefe reißen, zu Boden drücken und ihm die Luft zum Atmen nehmen. Eine Weile noch kämpfte er stumm gegen seine schweren Augenlider an, bis er sie erschöpft schloss, während Strify ihm sanft durchs Haar fuhr. „Ich kann einfach nicht mehr ...“, konnte er gerade noch wispern, dann gab er auf und glitt hinüber in eine schwarze, leere Traumwelt. Strify hielt ihn weiterhin fest, fühlte, wie Shins Herz langsam wieder ruhiger schlug und hauchte ihm dann einen leichten Kuss aufs Haar. Dann warf er den anderen einen fragenden Blick zu – er wollte Shin auf keinen Fall wieder allein in seinem Zimmer schlafen lassen. Kiro verschwand schnell im Wohnzimmer und räumte die große Couch frei. Kurze Zeit später saßen alle im Raum verteilt – Strify hatte sich vor dem Sofa niedergelassen und strich sanft über Shins Handrücken – und schwiegen eine Weile. Für Shin würde es noch ein sehr langer, steiniger Weg werden, bis er zur Normalität zurückkehren konnte. Doch er ging ihn nicht mehr allein. Kapitel 9 ~ Nicht allein ------------------------ AN: Sooo, dann geht es jetzt mal weiter ^^ Irgendwie entwickelt sich das nun so, dass ich nur noch Sonntag Vormittag zum Schreiben fähig bin ... die letzten drei-vier Wochen war es jedenfalls so ... Viel Spaß nun mit diesem Kapitel, es ist nicht mehr ganz so düster ... Danke für die 57 Reviews ^^ Ich freue mich tierisch über das positive Feedback, auch wenn ich nicht zu jedem persönlich schreibe. Es bedeutet mir wirklich viel und ich wollte mich einfach auf diesem Wege bedanken! _______________________________________________________________________________ Kapitel 9 ~ Nicht allein (02.03.08) Shin erwachte durch ein leichtes Rütteln an seiner Schulter. „Wach auf, Shin ...“, drang Luminors gedämpfte Stimme an sein Ohr. Murrend öffnete der Jüngste einen Spalt die Augen und ... konnte im letzten Moment einen erschrockenen Aufschrei unterdrücken. „Str-Strify ...?!“, brachte er keuchend hervor und drückte sich an die Sofalehne. Sein Geliebter hockte vor der Couch auf dem Boden, hatte seinen Kopf genau vor Shins Gesicht aufs Polster gebettet und schien in einen tiefen Schlaf versunken. „Sei leise, ja? Er konnte wahrscheinlich die ganze Nacht nicht schlafen und ist jetzt einfach erschöpft.“ Shin nickte zaghaft. Strify sah wirklich blass aus und leichte Schatten hatten sich unter seine geschwollenen Augen gelegt. Doch was machte er, Shin, eigentlich hier? Wieso schlief er auf dem Sofa im Wohnzimmer und warum war Strify an seiner Seite? Wie spät war es eigentlich? Verwirrt blickte er Luminor an. „Was mach ich hier eigentlich? Und warum weckst du mich? Es ist doch noch dunkel ...“, fragte er leise und ließ sich langsam vom Sofa gleiten, darauf bedacht, seinen Geliebten nicht aufzuwecken. „Als du gestern im Flur fast umgekippt und dann einfach eingeschlafen bist, haben wir entschieden, dich nicht mehr allein in deinem Bett schlafen zu lassen ... Wir haben dich ins Wohnzimmer gebracht und auf dich aufgepasst. Als es immer später wurde und du dich immer wieder hin und hergewälzt hast, hat Strify gesagt, er würde die Nacht über auf dich Acht geben und dir helfen, falls du wieder Alpträume bekommst. Er hat bestimmt kein Auge zu getan ... so ist er eben.“ Shin nickte wieder leicht, erhob sich schließlich ganz und sah immer noch verwirrt zu dem Schwarzhaarigen auf. „Und geweckt hab ich dich, weil wir unbedingt noch einmal zu diesem Arzt von gestern müssen. Erinnerst du dich?“ Der Jüngere verzog das Gesicht und ließ nur ein fast tonloses „Mh ...“ über seine Lippen gleiten. „Und Strify?“, fragte er nach einer Weile, in der sie in den Flur getreten waren und Shin nun einen Blick ins Wohnzimmer zurückwarf. „Es ist besser, wir lassen ihn erst einmal schlafen. Dann macht er uns zwar wieder eine Szene, wenn wir zurück sind, aber das ist besser, als wenn er uns unterwegs einfach vom Fleck weg einschläft und mitten auf der Straße umfällt.“ „Mh, wenn du meinst ...“, gab Shin leise zurück, blickte noch einmal skeptisch zu seinem Geliebten, wandte sich dann jedoch wieder Luminor zu, als dieser vor dem Bad stehen blieb. „Geh duschen, ich bin in der Küche, falls was ist. Hast du großen Hunger?“ „Eigentlich hab ich gar keinen Hunger ...“, erwiderte Shin kleinlaut und machte sich auf in Richtung Badezimmer. „Gestern hast du den ganzen Tag nichts gegessen, nur ein paar aufgeweichte Müsliflocken zum Frühstück. Da wirst du wohl jetzt nicht drum herum kommen, Shin. Ohne Frühstück lass ich dich jedenfalls nicht aus dem Haus.“ Luminors Tonfall duldete keinen Widerspruch, was den Jüngeren leise aufseufzen und dann leicht nicken ließ. „Ok, kann ich ein Brötchen haben?“, resignierte Shin und verschwand halb im Bad. „Und Tee?“ „Meinetwegen ...“ Dann schloss er die Tür. Gute zwanzig Minuten später erschien Shin im Türrahmen zur Küche. Er war zwar ziemlich blass, bot aber sonst eine fast normale Erscheinung. Doch sie wussten alle, dass die Wunden unter der modischen Kleidung noch nicht verheilt waren ... von den Wunden auf seiner Seele ganz zu schweigen. Dennoch lächelte Luminor leicht, bedeutete Shin, sich hinzusetzen und reichte ihm ein Brötchen, als der Blonde seiner Aufforderung nachkam. Lustlos nahm Shin es an sich, schnitt es auf und belegte es mit dem, was da war. Während er den dampfenden Tee vor sich musterte, kaute er widerwillig auf seinem Frühstück herum und versank einfach schweigend in seine Gedanken. Kaum waren die beiden jungen Männer im Flur, um ihre Jacken und Schuhe anzuziehen, als aus der Wohnstube ein erschrockenes „Shin!“ erklang. Keine fünf Sekunden später stürmte Strify in den Flur und starrte die beiden mit einer Mischung aus Verärgerung und Fassungslosigkeit an. „Wo wollt ihr schon wieder hin?!“ „Noch mal zum Arzt, wir müssen doch noch einen Termin ausmachen“, antwortete Luminor ruhig, hatte er mit solch einer Szene doch gerechnet. Allerdings erst, wenn sie wieder nach Hause gekommen wären. „Das hab ich euch doch gestern erzählt.“ Während Strify aufgebracht irgendetwas zeterte, drang die Bedeutung von Luminors letzten Worten erst ganz langsam zu Shin durch. „Das hab ich euch doch gestern erzählt ...“ – Was hatte der Älteste ihnen alles erzählt? Wussten sie gar alle nun, dass ...? Erschrocken über diesen Gedanken schüttelte Shin heftig den Kopf und kniff die Augen zusammen. Das konnte doch nicht wahr sein! Niemals! Luminor, der eben etwas auf Strifys Vorwürfe erwidern wollte, drehte sich abrupt zu ihrem Jüngsten um, als dieser sich an die Wand drückte und sich ein „Nein ...“ über seine Lippen stahl. „Shin, was hast du?“, kam es fast gleichzeitig von den beiden anderen, Strifys Wut hatte sich verflüchtigt und einer tiefen Sorge Platz gemacht. Der Angesprochene antwortete zunächst nicht, hob erst den Kopf, als ihn eine Hand an der zitternden Schulter berührte. „Was ... was hast du ihnen alles erzählt?“, fragte er aufgelöst, seine Stimme war zu einem heiseren Flüstern zusammengeschmolzen. Luminor seufzte verhalten – er hatte das erwartet. „Bitte sei mir nicht böse, Shin“, begann er, löste nicht die Hand von dessen Schulter. „Ich habe den anderen erzählt, was der Arzt über dich gesagt hat. Aber nur, damit wir dir helfen können. Und wir wollen dir alle wirklich von Herzen helfen ...“ Er sah ihrem Jüngsten, der kurz davor stand, in Tränen auszubrechen, fest in die Augen. „Du hättest sicher von dir aus nichts gesagt ...“, fuhr er leise fort. „Und wenn ich ganz ehrlich bin“ – er wandte den Blick ab und starrte auf die Wand – „war mir diese Bürde alleine ... einfach zu schwer ...“ Strify zog verhalten die Luft ein, Shin sah Luminor einfach nur mit einem undefinierbaren Blick an. Hinter seiner Stirn tobte ein wahrer Sturm aus Gedanken, die er alle nicht richtig zu fassen bekam. Nur ab und an konnte er einen erwischen. Alle wissen es nun! – Scham, Angst. Aber sie wollen dir helfen! – Unsicherheit, Hoffnung. Vielleicht wenden sie sich doch ab! – Angst, Unsicherheit. Er hat dich hintergangen! – Unverständnis, Wut. Doch jetzt können alle dich unterstützen! – ... „Werdet ihr das?“ Kaum mehr ein Flüstern. „Was?“, gab Luminor verwirrt zurück. „Werdet ihr ... mir helfen?“ Seine Stimme zitterte, Shin kämpfte noch immer mit den Tränen. „Aber Shin ... Natürlich!“ Strify stand nun direkt vor ihm und legte seine Hand vorsichtig an die Wange seines Geliebten. Dass dieser kurz zusammenzuckte, entging ihm nicht, doch er beließ seine Hand an dieser Stelle. Eine Weile schwiegen alle drei einfach. Dann blickte Strify Luminor fest in die Augen. „Ich komme mit.“ Schon hatte er sich seine Lieblingsjacke geschnappt und zog sie an. „Aber du ...“, setzte der Schwarzhaarige an, wurde jedoch sofort von dem Sänger unterbrochen. „Ich kann selbst entscheiden, was ich tue. Und noch mal gehst du mir nicht alleine mit Shin zu diesem Doc. Schließlich liebe ich Shin!“ Ein kurzes, unterdrücktes Schluchzen ließ Strify herumfahren. Bei den letzten Worten des Sängers hatte sich doch eine Träne aus Shins Augen gestohlen und rollte nun über seine Wange. „He-hey! Kein Grund, zu weinen!“, rief Strify verzweifelt und wollte Shin schon aus Gewohnheit in seine Arme ziehen, als dieser einen Schritt zurück wich und leicht den Kopf schüttelte. „Es ist nichts“, brachte er hervor und fuhr sich schnell über die leicht geröteten Augen. „Das macht mich gerade nur so ... glücklich ...“ In der Bahn schlief Strify mit dem Kopf an die kühle Scheibe gelehnt. Deutlich sah man ihm an, dass er in der letzten Nacht kein Auge zugetan haben konnte. Ungewohnt zerknittert waren seine Sachen, nur die nötigste Schminke hatte er – ebenso notdürftig – aufgelegt, die Haare einfach nur gekämmt und unter einer Schirmmütze verborgen. Die Schatten unter seinen Augen waren dunkler geworden – oder sein Gesicht hatte nur noch ein wenig mehr seiner Farbe verloren. Seufzend blickte Shin an ihm vorbei aus dem Fenster. Luminor saß neben ihm und hing ebenfalls seinen Gedanken nach, während draußen die Sonne langsam den Horizont erklomm. „Der Zeitplan ist ganz schön straff, hm?“, meinte Strify gerade, als er sich die Schuhe auszog und achtlos vor die Flurgarderobe warf. Yu würde sich wieder aufregen über die Unordnung, aber das war dem Sänger gerade herzlich egal. Shin nickte nur leicht und folgte Luminor, der schon in die Küche verschwunden war, um Kaffee zu kochen. „Heute haben wir ja erstmal noch frei und morgen nur ein Meeting mit Tilo und Eric und eine Bandprobe. Wir kriegen das mit Shins Arztterminen in der nächsten Zeit schon vereinbart“, erwiderte Luminor und öffnete das große Küchenfenster, um ein wenig frische Luft und Licht hereinzulassen. Shin ließ sich seufzend auf einen Küchenstuhl fallen. „Ich will da nicht hin ...“, gab er leise von sich und fixierte die Tischplatte. „Sonnenschein ...“, begann Strify sanft und strich ihm übers Haar, ließ sich dann neben ihm nieder. „Du hast doch vorhin gehört, was der Arzt gesagt hat. Wenn du darüber hinweg kommen willst, musst du zu diesem Doc – ach, wie auch immer der jetzt hieß – gehen.“ „Aber ich hab doch euch ...“, widersprach Shin kleinlaut und blickte seine beiden Bandkollegen an. „Und wir sind doch auch für dich da, Shin“, versicherte ihm Luminor schnell und setzte sich ebenfalls. „Aber damit du richtig über ... diese Sache hinweg kommst und irgendwann wieder ganz ungezwungen lachen kannst, solltest du zu diesem Arzt gehen. Er kennt sich mit sowas aus und kann dir viel besser helfen als wir ...“ Shin biss sich auf die Unterlippe und fixierte wieder die Tischplatte. Er wusste, dass Luminor wieder einmal Recht hatte, doch dieser Arzt war ihm unsympathisch gewesen. Er war sich absolut nicht sicher, ob er diesem Mann wirklich auch nur irgendetwas anvertrauen konnte. „Hey, guten Morgen!“, riss ihn kurz darauf die Stimme Yus aus seinen Gedanken. „Morgen“, erwiderten die drei unisono, worauf Yu näher kam und sich den gerade fertig gewordenen Kaffee großzügig in einen Becher einschenkte. „Wie geht’s unserem Küken?“, fragte der Gitarrist, als er sich umgewandt und einen ersten Schluck genommen hatte. „Mir geht’s ok“, antwortete Shin leise und erhob sich, um sich auch einen Kaffee zu holen. „Dafür siehst du aber ganz schön scheiße aus“, grinste Yu mit einem Blick auf Strify. „Herzlichen Dank“, knurrte der Sänger, bedachte Yu mit einem finsteren Blick und einem bühnenreifen Schmollmund. „Im Gegensatz zu dir hab ich eben nicht zehn Stunden gepennt.“ „Ach, ist ja schon gut, ich hab’s ja nicht böse gemeint! – Aber mal was anderes: was haltet ihr davon, wenn wir heute in den Zoo gehen?“ „Bitte?!“ Drei verwunderte Augenpaare musterten ihn. „Wie kommst du denn da drauf?“, fragte Luminor ungläubig. „Ist mir eben so eingefallen, als ich im Bett lag. Außerdem ist doch schönes Wetter.“ Dass er sich eine halbe Stunde lang, bevor er endlich aufgestanden war, Gedanken darum gemacht hatte, wie sie Shin am besten von seinen Problemen und Alpträumen ablenken konnten, verschwieg er den anderen allerdings. „Und Shin, hast du Lust?“, fragte er deshalb lächelnd an den Blonden gewandt. Nach kurzem Überlegen nickte er schließlich. „Ja, das wäre toll. Im Zoo waren wir schon lange nicht mehr.“ Das leicht versonnene Lächeln, das sich dabei auf seine Lippen legte, schien für alle Anwesenden heller zu leuchten als die Sonnenstrahlen, die dabei durch das geöffnete Fenster in die Küche fielen. Kapitel 10 ~ Wieder zurück -------------------------- AN: Unglaublich!! O___O ich habe eben ein neues Kapitel geschrieben! Das habt ihr allein VULCAN [von myff / ff.de] zu verdanken ^^ Ich hab nämlich eben sein aktuelles Kapitel von "Die Zeit für Helden ist gekommen" gelesen (meine Empfehlung!! Lesen gehen, es lohnt sich ^^ es gibt auch Shin x Strify Slash *gg*) und spontan Lust bekommen, [ PAIN ] Kapitel 10 zu tippern ... und das, obwohl ich krank bin, Kopfweh hab wie blöd und eigentlich mal was zum Abendessen machen sollte ... [meine Eltern sind ja nicht da, da kann ich mich nicht bewirtschaften lassen ;)] ... Viel Spaß nun also mit Kapitel 10, am Anfang ist es noch sehr lustig ^^* *g* Danke sehr an euch alle! 66 Reviews machen mich unglaublich glücklich!! :) PS: Wie immer net gebetat, aber ich jag mein persönliches Beta-Wesen Hadess bei Gelegenheit noch ma drüber ^^ Wenn ich's net irgendwann selber mache *jetzt zu kaputt dazu* __________________________________________________________________________________ Kapitel 10 ~ Wieder zurück Als alle sich nun endlich fertig gemacht und die Jacken übergezogen hatten, waren doch noch einmal fast zwei Stunden vergangen. Yu hatte in dieser Zeit ein wenig gekocht, hatte er doch noch den Vorschlag gemacht, im Tierpark anschließend noch ein Picknick zu machen. Die Sachen hatte er in einem großen, geflochtenen Korb verstaut, den er nun ächzend durch den Flur an Luminor und Kiro vorbei bugsierte. „Yu, der Korb passt nicht zu deinen Klamotten“, witzelte Shin, als er dem sich abmühenden Yu grinsend hinterher blickte. „Ach, willst du das Ding lieber tragen?“, grummelte Yu zurück und stellte das Monstrum auf den Boden, um sich seine schwarzen Chucks anzuziehen. „Nein, nein, lass mal!“ Shin hob abwehrend die Hände, zupfte anschließend noch ein paar Strähnen zurecht, als er mal ein paar Sekunden vorm Flurspiegel für sich hatte, ohne dass ihn jemand umzurennen drohte. „Seid ihr nun langsam mal soweit?“ Yu stand in der offenen Tür und musterte seine Freunde kritisch. „Lu, was musstest du bei der Wärme draußen auch deine Lieblingsstiefel anziehen?!“, empörte sich der Gitarrist, als er sah, dass Luminor erst die Hälfte seines zweiten Stiefels geschnürt hatte. Sonst ließ er die Dinger doch auch immer aus Faulheit offen! „Wieso nicht? Ich will schließlich gut aussehen!“ „Lu, wir gehen nur in den Tierpark!“ Yu hatte mittlerweile Ähnlichkeit mit einem zeternden Rohrspatz, wie er so mit dem Riesenkorb im Türrahmen stand und sich nichts weiter als ein allgemeines breites Grinsen von allen Seiten einfing. „Du hast dich doch auch gestylt, also lass mich doch wenigstens noch meine Schuhe zumachen“, erwiderte Luminor ruhig, während er den Schnürsenkel durch das letzte Loch führte und versuchte, das Grinsen unauffällig wieder aus seinem Gesicht zu bekommen. Yu war richtig knuffig, wenn er sich aufregte. Eine halbe Stunde später betraten fünf junge Männer unter den ungläubigen Blicken von jungen Müttern und zahllosen Kleinkindern lachend den Tierpark und steuerten auf die große Übersichtstafel zu. „Schau mal, Kiro, hier gibt es Insektenhaus! Lass uns Libellen gucken!“ Strify sprang Kiro lachend um den Hals, der Bassist verzog allerdings nur das Gesicht und nuschelte grummelig etwas in seinen nicht vorhandenen Bart. Strify wusste genau, dass Kiro Insekten, allen voran Libellen, nicht nur hasste, sondern fürchtete. Gerade deshalb machte es ihm ja auch Spaß, ihn damit auf den Arm zu nehmen. Bevor er allerdings noch etwas anfügen konnte, wurde er von Luminor unterbrochen. „Wollt ihr da Wurzeln schlagen oder soll ich mit Shin und Yu alleine zu den Raubkatzen gehen?“, rief der Keyboarder aus ein paar Metern Entfernung. Yu schleppte sich mit seinem Korb ab, Shin stand einfach nur neben Luminor und wartete auf die anderen beiden. Kiro und Strify ließen sich natürlich nicht zweimal bitten und sprinteten den Weg entlang zu ihren Freunden. Dort angekommen, umarmte Strify seinen Sonnenschein liebevoll und sah ihm tief in die Augen. „Du wärst doch nicht echt ohne mich irgendwo hin gegangen?“, wollte er mit einem perfekten Strify-Schmollmund wissen. „Aber nein“, beeilte sich Shin, zu versichern und legte seine Hand in die Strifys. Sofort legte sich ein Strahlen auf das Gesicht seines Geliebten und er zog Shin in Richtung des Elefantengeheges, das direkt vor ihnen lag. Die Dickhäuter standen in der Sonne, bedeckten ihre Körper gerade mit kühlendem Schlamm und veranstalteten damit eine ziemliche Sauerei in ihrem Gehege. Ideal für die Kinderschar, die vor dem Zaun stand und ihre verdreckten Klamotten vor den Eltern mit dem Argument rechtfertigen wollten, dass sie auch Elefant gespielt hatten. Die fünf mussten grinsen und machten sich nach kurzem Stopp – den Yu zum Absetzen des Korbes und Luminor zum Anstecken einer Zigarette nutzten – weiter auf den Weg zum Raubtierhaus. „Affen!!“, quietschte Kiro plötzlich auf. In der nächsten Sekunde war er schon, eine überdimensionale Staubwolke hinter sich herziehend, auf das Affengehege zugestürmt, sprang davor auf und ab und schnitt die seltsamsten Grimassen. Sowohl die Affen, als auch seine Freunde starrten ihn ein wenig entgeistert hat – doch dann brachen die Tiere in amüsiertem Geschrei und seine Freunde in wildem Gelächter aus. Kiro hatte zu Affen eben eine seltsame Affinität. Als die fünf das Raubtierhaus – wo auch die noch immer belustigt kreischenden Affen untergebracht waren – wieder verließen, hatten sich ein paar Wolken vor den strahlend blauen Himmel geschoben. „Wehe, wir kriegen jetzt Regen, wo ich mich extra mit dem schweren Ding hier abschleppe“, begann Yu sofort zu wettern, doch Luminor legte ihm nur beruhigend die Hand auf die Schulter. „Ich glaub nicht, dass sich das das Wetter getraut, wenn du hier so rumzeterst.“ Er hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken und schob den Gitarristen einfach weiter den Weg entlang. Kiro war eh schon ein Stück vorgesprungen und besah sich fasziniert die Zebras, die in ihrem Freigehege vor sich hinstarrten. Shin und Strify liefen Hand in Hand ein paar Schritte weiter hinten und Luminor warf ihnen im Gehen einen flüchtigen Blick über die Schulter zu. Es schien jedoch alles in Ordnung zu sein. „Wie geht’s dir?“, fragte Strify leise, während er seine übergroße Sonnenbrille – die er mal wieder von Kiro stibitzt hatte – nach oben schob und Shin mit einem besorgten Blick bedachte. „Ganz ok“, erwiderte dieser und zwang sich zu einem Lächeln. Bei den Raubkatzen und Schlangen – die Yu wiederum bewundert hatte – war ihm schon ein wenig mulmig gewesen. Kiros Spielchen mit den Affen hatten ihn allerdings doch laut lachen lassen. Und er hatte schon geglaubt, das nun nie mehr zu können. Seit sie allerdings aus dem Raubtierhaus getreten waren, kam er sich ein wenig beobachtet vor. Er hatte versucht, sich verstohlen umzusehen, hatte aber nichts Verdächtiges ausmachen können. Dennoch blieb eine leichte Nervosität zurück, die Strify jetzt bemerkt haben musste. „Wenn du dich nicht gut fühlst, gehen wir wieder zurück. Sag Bescheid, wenn irgendwas ist, ja?“ Der Sänger machte noch immer ein besorgtes Gesicht. „Mach ich, mach dir keine Sorgen“, sagte Shin leise und ließ seinen Blick zu Kiro und Luminor gleiten, die gerade den Zebras auf die Nerven gingen. Yu hatte erst seinen Korb auf dem niedrigen Zaun absetzen wollen, brachte das Picknickzubehör nun aber gerade in Sicherheit, als ein Zebra neugierig auf ihn zu gerannt kam und nach dem Korb schnappte. Fluchend schleppte er das schwere Ding weiter, als Strify und Shin zu ihnen aufgeschlossen hatten. Nachdem sie auch bei Ziegen, Hängebauchschweinen, Gnus, Kamelen, Erdmännchen, Wildschweinen, Rehen und Pinguinen vorbeigekommen waren, standen die fünf Jungs nun vor den Käfigen der Raubvögel. Luminor betrachtete natürlich fasziniert die Nachtaktiven – Eulen aller Arten und mürrisch dreinblickende Uhus – während Kiro und Yu versuchten, einen Falken zur Weißglut zu treiben. Wie die Kinder, dachte Strify mit einem Schmunzeln. Er und Shin standen bei Luminor und betrachteten die Schneeeule, die am Boden hockte. Sie saß eigentlich mit den Rücken zu ihnen, hatte aber ihren Kopf um 180 Grad gedreht und starrte die seltsamen Gestalten vor ihrem Gehege misstrauisch an. „Die macht mir ein bisschen Angst, brrr!“, ließ Strify vernehmen und ging einen Schritt zurück, als die Eule einfach nicht ihren Blick von ihm nehmen wollte. „Lasst uns noch den Rest anschauen und dann essen, ich hab einen riesigen ...!“ – „Strify ...“ Shins tonloses Flüstern ließ den Sänger abrupt innehalten und den Blick zu seinem Geliebten wenden, als dieser sich ängstlich an ihn drückte. „Was hast du?“, fragte er besorgt und legte Shin beruhigend eine Hand an die Wange, strich dann vorsichtig durch sein Haar. Der Jüngere schwieg, presste nur die Augenlider aufeinander und suchte verzweifelt Schutz in Strifys Armen. Ein leichtes Zittern durchfuhr seinen Körper. Ein paar Schritte entfernt standen drei kleine Familien bei den Erdmännchen, die Kinder amüsierten sich lautstark, die jungen Mütter lächelten nur und hoben die Kleinen hoch, damit sie die Tiere besser sehen konnten. Shin allerdings hatte nur Augen für die vier Männer gehabt. Bis auf einen – der wohl selbst noch ein älterer Sohn sein mochte – waren es allesamt stämmige Kerle, fast schon dick in ihrer Statur. Auf alle Fälle machten sie einen kräftigen Eindruck, einer starrte sogar voller Abscheu zu den fünf Jungs herüber. Da sich in den letzten Minuten immer mehr Wolken vor die Sonne geschoben hatten, war mittlerweile der ganze Park in ein Zwielicht getaucht, das immer kurz vor einem heftigen Regenguss oder einem Gewitter herrschte. Es gab dieser Szenerie etwas Unwirkliches, Traumhaftes. Alptraumhaftes. Sofort hatten Shin die Erinnerungen überfallen, als die Eltern sich mitsamt Anhang in ihre Richtung aufgemacht hatten, um die nächsten Tiere anzusehen. Für Shin kamen die Männer bedrohlich auf ihn zugewankt, schienen ihn die ganze Zeit anzustarren, fast glaubte er, sie würden nach ihm geifern und ihn jeden Moment packen, wenn er nicht schnell wegrannte. Doch seine Beine fühlten sich an wie aus Stein, er verkrampfte sich und wusste sich einfach nicht mehr zu helfen. In der Hoffnung, aus dem Alptraum aufzuwachen, hatte er die Augen zugekniffen und sich an seinen Geliebten gedrückt, auf dass dieser ihm irgendwie helfen konnte. Natürlich wollte Strify wissen, was so plötzlich mit Shin los war, doch der Blonde brachte einfach kein Wort über die Lippen. Seine Kehle war wie zugeschnürt, sein Mund fühlte sich trocken an und sein Herz pochte rasend und schmerzhaft gegen seine Rippen. Alarmiert rüttelte Strify ihn leicht an der Schulter, starrte ihn besorgt an. „Shin, alles in Ordnung?! Guck mich an, Shin! Was ist denn so plötzlich?“ Erschreckt von Strifys Rufen, drehten sich auch Luminor, Kiro und Yu zu den beiden um, erkannten sofort, dass etwas nicht stimmte mit ihrem Jüngsten. Währenddessen waren die Kinder zusammen mit ihren Eltern bei den Raubvögeln angekommen, rannten lärmend um die Käfige herum und ahmten Eulen und Adler nach. Noch immer musterten zwei der Männer und Frauen die fünf mit Misstrauen, einer sogar mit unverhohlener Abscheu. Shin spürte deutlich, dass die Männer nun genau neben ihnen standen. Sein Gesicht an Strifys Halsbeuge vergrabend, versuchte er, irgendwie sein Zittern zu unterdrücken und gegen das Übelkeitsgefühl, das in ihm aufzusteigen drohte, anzukämpfen. „Bitte ... ich ... ich will gehen ...“, brachte er mühevoll hervor, doch Strify verstand und zog ihn behutsam mit sich. Ein Kind rannte in sie hinein, als sie gerade losliefen, Shin fuhr erschrocken auf und konnte nur in letzter Sekunde einen spitzen Schrei unterdrücken. Die Kleine war auf ihren Hosenboden geplumpst und fing sofort an zu weinen. Schon in der nächsten Sekunde kam eine der Mütter wie eine Furie angerauscht und hielt Strify und Shin eine gehörige Standpauke, ob sie denn keine Augen im Kopf hätten und wie sie es denn wagen könnten ... Mit einem Blick auf die verlaufene Schminke in Shins Gesicht, brachte Luminor die junge Frau mit ein paar resoluten Worten zum Schweigen und folgte dann den anderen mit schnellen Schritten zum Ausgang. Yu verkniff sich aufgrund von Shin, wie er in sich zusammengesunken auf seinem Sitz in der S-Bahn saß, was er gerade zu seinen vergeblichen Mühen bezüglich des Picknicks hatte sagen wollen und zog den halb herunter gerutschten Korb zurück auf seinen Schoß. Strify saß dicht neben Shin und strich dem noch immer verstört vor sich hinstarrenden Blonden vorsichtig übers Haar. Luminor und Kiro standen neben ihnen und hielten sich schweigend an den Haltestangen fest, während die Bahn sie mit leisem Quietschen nach Hause ruckelte. Draußen regnete es mittlerweile in Strömen. Kapitel 11 ~ Willenlos ---------------------- AN: *schluck* also ........... ihr werdet mich hassen XD *schon mal in sicherheit bring* eigentlich wollte ich jetzt keinen sprung von zwei wochen machen .... ich wollte eigentlich zwischen dieses und das letzte kapi noch eins schieben, aber dann ............. hab ich es doch nicht gemacht .... :( ich bin doof. aber ich musste das jetzt einfach schreiben und als ich fertig war, spukte in meinem kopf nur noch "stell's on, stell's on!!" x__x Also ... hier nun mein "Ostergeschenk" an euch ... ihr werdet mich hassen ... glaube ich .... es ist diesmal FSK18 ... *räusper* und hat 3.200 Wörter oder so *g* Danke an die Manga Crimson Spell und Kizuna (jeweils Band 1) für die .... äh ... Inspiration! XD Und danke an die fleißigen Reviewer (72 *quietsch*) O__O *you make me happy* Nun aber genug gesülzt, Streifchen wünscht frohe Ostern! *räusper* PS an KoichiKimura: Was machst du auch sowas? XD *knuddl* dann lies das Kapi hier besser net XD __________________________________________________________________________________ Kapitel 11 ~ Willenlos Mittlerweile waren zwei Wochen seit ihrem Zoobesuch vergangen. Und noch immer hatte sich nichts geändert. Nur dass Shin nun schon zum wiederholten Male bei diesem Seelenklempner im Warteraum saß. Die Tür öffnete sich und ein junges Mädchen, gefolgt von Doktor Astus verließen den Raum. „Dann bis Donnerstag! Und denk daran, was wir ausgemacht haben“, verabschiedete der ältere Herr gerade freundlich lächelnd seine Patientin, als Shin und Strify sich von ihren Stühlen erhoben. „Ah, da bist du ja schon, Shin!“, wandte sich der Arzt sofort an Shin, lächelte auch ihm freundlich entgegen und reichte ihm die Hand zum Gruß. „Und wieder eine andere Begleitung?“, fragte er, als Strify neben Shin trat und Doktor Astus ebenfalls die Hand schüttelte. „Ja, ich bin Strify. Wir wechseln uns ab.“ Der Arzt nickte verständnisvoll und ließ die beiden jungen Männer ins Behandlungszimmer treten. Strify war hier das erste Mal, für Shin war es mittlerweile das siebente. Der Sänger wäre gern schon eher mit Shin hierher gegangen, doch irgendwas hatte ihn immer abgehalten. Als unfreiwilliger Bandleader kamen eben doch ein paar mehr Dinge auf einen zu. Der ältere Mann hatte schon Platz genommen auf seinem riesigen Ledersessel, vor dem ein wuchtiger Schreibtisch aus wahrscheinlich tausend Jahre alter Eiche stand. Gerade goss er den beiden ein Glas Wasser ein. Was Shin und Strify nicht bemerkten, als sie ihre Sachen an die Garderobe hängten, war, dass Doktor Astus mit einem halbunterdrückten Grinsen noch ein paar Tropfen einer durchsichtigen Flüssigkeit in Shins Glas fallen ließ. Kaum hingen ihre Jacken und Schals, setzte der Psychologe wieder ein freundliches Lächeln auf und bot den beiden einen Sitzplatz direkt ihm gegenüber an. „So, Shin. Wie geht es dir denn heute?“, begann er. „Es geht ...“, war Shins immergleiche Antwort auf diese Frage. Wie sollte es ihm denn auch gehen? „Hattest du wieder Alpträume seit unserem letzten Gespräch?“ „Ja, zweimal ...“, gab Shin monoton zurück. Strify warf verstohlen einen Blick in seine Richtung – er hatte es nur einmal mitbekommen. „... du mir beschreiben, was diesmal passiert ist?“, hörte der Sänger gerade noch und wandte seinen Blick wieder zu Doktor Astus. Shin seufzte leise. Er wollte nicht darüber reden. Er wollte diesem „netten, älteren Herrn“ nichts von sich erzählen. Vor allem nicht von diesen schrecklichen Bildern, die sich in ihm eingebrannt hatten und Nacht um Nacht um den Schlaf brachten. Dunkle Schatten lagen seit Tagen unter Shins Augen, er hatte kaum mehr eine Nacht durchgeschlafen, seit sie im Zoo gewesen waren. „Shin?“, riss ihn Strifys sanfte Stimme aus seinen Gedanken. Er hielt ihm das Wasserglas unter die Nase. „Hier, trink erstmal was. Du weißt doch, dass du nichts musst, was du nicht willst, oder?“ Die letzte Frage stellte er eher an den Arzt, auch wenn er seinen Geliebten dabei ansah. „Nein, du musst natürlich nichts erzählen. Aber sieh mal, Shin, wir sind schon so weit ...“ – Pah, so weit!, unterbrach Shin den Mann in Gedanken. Was hieß „so weit“? Dass er ihm mittlerweile dreimal von seinen Alpträumen erzählt hatte und sich bisher trotzdem nichts daran geändert hatte, dass sie immer wieder kamen? Dass er schweißgebadet fast jede Nacht aufschreckte, sich kaum befreien konnte aus den Klauen des wieder einmal viel zu realen Traumes? Wie unendlich froh er dann über die Nähe eines anderen – meistens Strify – war, der ihn schützend an sich zog und für ein paar hektische Atemzüge ein wenig Ruhe geben konnte? Und was hatte dieser Arzt dazu getan? Antidepressiva hatte er ihm verschrieben und ein starkes Schlafmittel, das er noch nicht einmal genommen hatte! Und zugehört hatte er, wenn Shin etwas erzählt hatte, weil er sich genötigt gefühlt hatte, irgendwas zu sagen. Notizen hatte sich der Arzt gemacht und ab und an genickt hatte er. Ihm ein paar Worte mit auf den Weg gegeben, bei denen Shin gar nicht erst richtig hingehört hatte. Als er bemerkte, wie sowohl der Arzt als auch Strify ihn erwartungsvoll ansahen, griff er nach dem Wasserglas und trank es bis zur Hälfte leer, um von der unangenehmen Stille abzulenken. „Ich mag nicht ...“, sagte er leise, als er das Glas wieder auf den Tisch zurückstellte. „Aber Shin, deswegen sind wir doch hier. Damit dieser Arzt dir helfen kann. Aber wie soll er das denn machen, wenn du ihm nichts erzählst? Du willst das doch auch alles bald hinter dich bringen, oder?“, warf Strify ein und sah Shin mit einer Mischung aus Ernst und Sorge an. „Waren es wieder dieselben Träume?“, erkundigte sich der Arzt genau in dem Moment, als Shin etwas erwidern wollte. „Das wissen Sie doch“, murrte der Schlagzeuger und sah ein bisschen aus wie ein trotziges Kind. „Shin, du weißt, dass ich das fragen muss. Und du weißt auch, dass ich dir nicht helfen kann, wenn du nicht den ersten Schritt machst. Also?“ Anstelle einer Antwort trank Shin noch einmal missmutig von seinem Wasser. Merkte dieser Mann denn nicht, dass Shin ihm absolut kein Vertrauen entgegen brachte? Er schwieg beharrlich. „Ach, Shin ...“, setzte Strify an und sein Blick war ein bisschen traurig, als er seinen Geliebten so verschlossen auf dessen Stuhl hocken sah. „Würden Sie mich bitte erst einmal allein mit ihm sprechen lassen?“, fragte der Arzt an Strify gewandt. „Ich glaube, so kommen wir erstmal nicht weiter.“ Shin blickte fast erschrocken auf – er war noch nie allein mit diesem Mann gewesen. Strify bemerkte Shins plötzliche Unruhe zwar, dennoch nickte er zögerlich. „Wenn Sie meinen ... Shin, ich warte draußen vor der Tür, ja?“ Er strich ihm noch einmal sanft durchs Haar – durch einen Kuss wollte er dem Arzt nicht verraten, wie ihr Verhältnis zueinander wirklich war – griff dann seine Jacke von der Garderobe und war schon im nächsten Moment aus dem Raum verschwunden. „So, Shin, dann erzähl mir mal, was los war“, begann Doktor Astus erneut freundlich, als Strify die Tür hinter sich geschlossen hatte. In Shin machte sich eine leichte Panik breit. Er wollte nicht allein sein mit diesem Mann, das hatte er auch in ihrer ersten Sitzung deutlich gesagt ... dass er immer einen seiner Freunde an seiner Seite wissen wollte. Sein Herz begann, schmerzhaft gegen seinen Brustkorb zu trommeln, eine Hitze begann sich in seinem Körper auszubreiten, ließ seine Hände feucht werden. „Ka-kann Strify nicht wiederkommen?“, versuchte er es vorsichtig, war selbst verwundert über seine fast piepsige Stimme. „Shin, ich wollte einmal allein mit dir über diese Alpträume, oder vielmehr Erinnerungen, sprechen. Aber dazu müssen wir zusammenarbeiten. Dein Freund wartet doch vor der Tür, also keine Panik. Lass uns lieber über diese Bilder in deinem Kopf sprechen.“ Der Blonde fühlte noch immer die Angst durch seinen Körper rasen, er wollte diesem Mann einfach nichts mehr erzählen. Er wollte raus. Nach Hause. Oder wenigstens Strify an seiner Seite haben. Plötzlich hielt ihm der Arzt das Wasserglas unter die Nase. „Hier, beruhig dich erstmal wieder“, meinte er und Shin nahm das Glas in seine zitternden Hände. Doch anstatt besser, schien es nur noch schlimmer zu werden. Die Hitze in seinem Körper schwoll immer mehr an, langsam wurde ihm ein wenig schwindlig. Die Umrisse des Arztes und seines Büros wurden immer unklarer, verschwammen, setzten sich wieder richtig zusammen. Überall stand ihm heißer Schweiß auf der Haut. Verzweifelt setzte er erneut das Wasserglas an seine Lippen, trank es aus, doch nichts passierte. Es wurde nicht besser. Shins Blick irrte zwischen dem sich gerade erhebenden Arzt und dem Fenster hinter ihm hin und her. Luft! Er brauchte unbedingt Luft! „Komm, Shin, leg dich erstmal hin.“ Irrte er sich oder hatte sich die Stimme des Doktors plötzlich verändert? Schwang da ein hämischer Unterton mit? Der Mann half ihm auf, führte ihn zu einer Liege in der Ecke, weit weg vom Fenster, und ließ ihn darauf nieder. Shin hatte das Gefühl, als würde sein Körper Tonnen wiegen und als wären alle Muskeln in ihm bis zum Zerreißen gespannt. Vor allem die Muskeln an seinem ... Erschrocken fuhr er auf – das konnte doch gar nicht sein! Nein, das war unmöglich! Doch der schmerzhafte Druck, der sich im Inneren seiner Hose aufgebaut hatte, ließ sich einfach nicht leugnen. „Vielleicht hab ich zuviel genommen, hm?“ Plötzlich spürte Shin eine kräftige Hand an eben jener Stelle, an der sich die Anspannung seines Körpers konzentrierte. „Nein ...“ Das Wort kroch atemlos von Shins Lippen, dann biss er sich auf die Unterlippe und kniff die Augen zu. Nein, das konnte nicht wahr sein. Was passierte hier mit ihm?! Die Hand öffnete den Reißverschluss an seiner Hose und glitt hinein. Muffiger Atem schlug ihm plötzlich entgegen, dann spürte er eine feuchte Zunge an seinem Hals. NEIN! Zitternd und starr vor Angst lag Shin unter dem Arzt, der sich nun leise keuchend an ihm vergriff. Ein Alptraum. Das passierte doch alles nicht wirklich. Nein, das konnte einfach nicht wahr sein. Die Hand, die seine Hemd aufzuknöpfen begann, die Zunge, die über sein Schlüsselbein fuhr, die andere Hand, die sich in seine viel zu eng gewordenen Short zwängte. „Wie haben sie’s mit dir gemacht, hm? Nacheinander? Oder etwa alle gleichzeitig? Hat dich das genauso angemacht wie meine Berührungen jetzt?“ Die Stimme des sonst so freundlichen Arztes war rau und erregt. Ob er es nun wahrhaben wollte oder nicht – wenn er nicht schnell reagierte, würde sich dieser Perverse ebenfalls an ihm vergehen! So schwer es ihm auch fiel, einen klaren Gedanken zu fassen oder irgendeine Bewegung zwischen all dem Schmerz, der Panik und dem Ekel zu koordinieren ... Shin nahm all seine verbliebene Kraft zusammen und stemmte die Hände gegen die Brust seines Peinigers, drückte den überraschten Arzt weg von sich und sprang schwer atmend auf. Er musste hier raus, unbedingt! Bevor der Mann reagieren konnte, rannte Shin zur Tür, riss sie auf und hastete hinaus. Strify, der genau neben der Tür auf einem Stuhl gesessen und gewartet hatte, sprang erschrocken auf, als Shin vollkommen aufgelöst an ihm vorbeistürmte. Er kollidierte mit einem Wandvorsprung, den er anscheinend gar nicht wahrgenommen hatte, strauchelte kurz und taumelte dann weiter in Richtung Fahrstuhl. „Shin!“, rief Strify durch den Gang, konnte nicht fassen, was eben passiert war. „Shin, warte doch!“ Keuchend lehnte Shin an der Wand neben dem Fahrstuhl, drückte mit heftig zitternden Fingern die Ruftaste, woraufhin sich der Fahrstuhl quälend langsam nach oben bewegte. Strify war Shin hinterher gerannt, erreichte ihn gerade, als die Fahrstuhltüren auf glitten und der Jüngere hineintaumelte. Kaum war auch Strify in dem Metallkasten, riss er Shin an der Schulter herum, blickte ihn entsetzt an, als er erkannte, WIE aufgelöst Shin wirklich war. Das konnte doch nicht nur davon kommen, dass er nicht mit dem Arzt sprechen wollte?! „Shin, was ist passiert?“ Dem Älteren standen nicht nur Sorge und Verwunderung ins Gesicht geschrieben, nein, auch ganz deutlich flackerte Angst in seinen Augen. Der Blick des Jüngeren irrte eine Weile in Strifys Gesicht herum, er bekam die Augen seines Geliebten einfach nicht zu fassen. In ihm tobten noch immer Panik, Ekel, Schwindel und eine Hitze, die ihm immer wieder den Schweiß ausbrechen ließen. Er hatte das Gefühl, sein ganzer Körper müsste jeden Moment zerreißen, so sehr spannten sich alle seine Muskeln. Viel zu viel Speichel sammelte sich in seinem Mund, sodass er gezwungen war, ein paar Mal schwer zu schlucken, bevor er irgendetwas über die Lippen brachte. „Nie ... wieder ... hierher ...“, hörte sich Shin mit einer ungewohnt kratzigen, dunklen Stimme sagen. Strify verstand nicht ganz, doch in diesem Augenblick fiel sein Blick auf Shins halboffenes Hemd, den herunter gezogenen Reißverschluss seiner Hose ... und die beachtliche Beule in seinen engen Shorts. Geschockt schlug er die Hand vor den Mund. „Shin, was ...?“, weiter kam er jedoch nicht, denn in diesem Moment erklang ein leises Ping – sie waren im Erdgeschoss. Geistesgegenwärtig zog Strify nur schnell den Reißverschluss an Shins Hose nach oben – was Shin nur damit quittierte, dass er scharf die Luft einzog – griff dann nach der schweißnassen Hand des Schlagzeugers und zog ihn aus dem Fahrstuhl. Die irritierten Blicke der Leute ignorierte er einfach. „Los, schnell nach Hause, Shin“, drängte Strify, doch der Angesprochene konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Immer wieder knickte er ein und wäre gestürzt, hätte Strify ihn nicht festgehalten. Shins Atem ging schwer und stoßweise, noch immer raste eine ungewohnte Hitze durch jede seiner Zellen. Was passierte hier nur mit ihm? „Hat dir der Kerl irgendwas gegeben?“, fragte Strify und legte wieder einen Arm um Shins schmale Hüften, um ihn festzuhalten. „Nur ... Wasser ...“, keuchte der Jüngere und hielt kurz an einer Hauswand inne. Man sah ihm deutlich an, dass die Enge in seiner Hose und die Anspannung in seinem Körper ihm sehr zu schaffen machten. Wahrscheinlich war jede Bewegung für ihn mittlerweile schmerzhaft. Ihm war komplett rätselhaft, wie sie den Weg zur S-Bahn und dann auch noch die S-Bahn-Fahrt hinter sich gebracht hatten, Shin bekam alles nur noch durch einen dichten Schleier mit. Immer wieder verschwamm seine Umgebung, immer wieder hatte er das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Wäre Strify nicht an seiner Seite, läge er wahrscheinlich längst bewusstlos irgendwo mitten auf der Straße. Strify allerdings konnte sich langsam denken, was mit Shin gerade passierte. Dieses Schwein hat ihm wahrscheinlich irgendein Aphrodisiakum ins Wasser geschüttet, dachte er und ballte seine freie Hand zur Faust. Wenn das so weitergeht, kippt mir Shin noch weg, bevor wir zu Hause sind! Ich muss irgendwas tun ... „Shin ...“, flüsterte Strify und zog den Jüngeren in eine Nebenstraße. Überrumpelt ließ dieser es geschehen, dass Strify ihn nach ein paar Metern hinter einem Wandvorsprung an eine Mauer drückte. So konnte sie niemand sehen. Vorsichtig nestelte der Sänger an Shins Hose, wollte ihm nicht durch eine unbeherrschte Bewegung wehtun. Endlich hatte er den Reißverschluss offen und zog Shin die Hose bis zu den Knien herunter. „Was ... was machst du da?“, kam es schwach von Shin, als dieser bemerkte, dass Strify ihn auch noch von seinen Shorts befreien wollte. „Ich helfe dir“, erwiderte der Ältere und legte vorsichtig seine Lippen auf die Shins. Der Schlagzeuger war zwar vollkommen überrumpelt, erwiderte den Kuss jedoch mit unbekannter Leidenschaft. Ein leichtes Aufseufzen entrang sich seiner Kehle, als die Enge um seine Männlichkeit endlich gewichen war. Dennoch zuckte er leicht zusammen, als er Strifys Hand an seiner harten Erektion spürte. Er wollte etwas sagen, doch der Sänger legte ihm nur einen Finger auf die leicht geöffneten Lippen. „Ssshh ... ich helfe dir nur“, sagte er leise und begann, seine Hand auf und ab zu bewegen. So sehr Shin sich auch schämte und so sehr er sich auch wehren wollte – es ging nicht. Sein ganzer Körper fixierte sich plötzlich auf die Stelle zwischen seinen Beinen und ein ungebändigtes Aufstöhnen brach sich über seine geöffneten Lippen frei. Er wollte diesen schmerzhaften Druck loswerden, nichts anderes schien plötzlich noch zu zählen. Keuchend zog er Strifys Kopf näher und küsste seinen Geliebten verlangend. Überrascht erwiderte dieser den Kuss, löste sich dann aber wieder von Shin und ließ sich tiefer gleiten. Vorsichtig hauchte er einen Kuss auf Shins Spitze, was dieser mit einem unverhohlenen Aufkeuchen quittierte, bis er Shins Glied voll in den Mund nahm. Es dauerte nicht lange und Shin ergoss sich zitternd und heftig atmend in Strifys Mund. Als Strify sich von seinem Geliebten löste, traute er seinen Augen kaum. Shin war noch immer hart. Was für ein starkes Teufelszeug war das?!, grollte der Sänger innerlich und gab Shin einen vorsichtigen Kuss auf den Mund. Mit glasigen Augen blickte ihn der Jüngere an, als sie sich wieder voneinander lösten – er brauchte mehr. Strify bezweifelte, dass Shin sich nun seiner bewusst war – es war wahrscheinlich im Moment nur das Mittel, das ihn steuerte. Sonst hätte er niemals auch nur daran gedacht, nach Strifys Hand zu greifen und diese wieder zu seiner steifen Erregung zurückzuführen. Schon allein wegen den schrecklichen Erinnerungen, die ihn normalerweise schon beim Berühren von weniger empfindlichen Stellen überkamen. Als Shin ihn erneut verlangend küsste, erwiderte Strify diesen Kuss mit derselben Leidenschaft, löste sich aber schnell wieder von ihm. „Dreh dich um“, hauchte er gegen Shins Wange und öffnete seine eigene Hose. Shin nickte nur, drehte sich mit dem Rücken zu seinem Geliebten und drückte sich an die kalte Wand vor sich. Schnell hatte sich Strify aus Hose und Shorts befreit – natürlich hatte es ihn nicht kalt gelassen, Shin so erregt und scheinbar vollkommen willenlos zu sehen. Mit einer Hand griff er um Shin herum und strich vorsichtig an dessen Glied auf und ab, was dem Jüngeren Mal um Mal ein Stöhnen entlockte. Mit der anderen Hand bereitete er ihn vorsichtig auf das vor, was gleich kommen würde. So erregt er auch war, er wollte Shin auf keinen Fall wehtun. Auch wenn er wusste, dass der Blonde es jetzt wohl nicht einmal richtig wahrnehmen würde. „Bi-bitte ... Strify ... ich-ich kann ... nicht mehr“, hörte er Shin gerade betteln, als er einen zweiten Finger in ihn schob und vorsichtig bewegte, um ihn zu weiten. Der Jüngere hatte den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen, sein Körper zitterte leicht, sein Mund war weit geöffnet. In der Hoffnung, Shin gut genug vorbereitet zu haben, nickte der Ältere und zog seine Finger aus ihm zurück. Während seine Hand noch immer an Shins Vorderseite auf und ab glitt, drang er langsam in ihn ein. Ein lang gezogenes Stöhnen begleitete sein Tun, Shin bewegte sich sofort gegen ihn, nahm ihn tief in sich auf. Strify wusste, wie er Shin unheimlich schnell in einen Höhepunkt treiben konnte, der seinesgleichen suchte. Sofort stieß er zu und landete einen Volltreffer – Shin stöhnte laut vernehmlich auf. Auch die nächsten Stöße trafen genau seinen Lustpunkt, er zitterte haltlos in Strifys Armen, machte sich schon lange keine Gedanken mehr darum, dass er nur noch aus Verlangen und heiserem Stöhnen zu bestehen schien. Immer wieder spürte er Strify tief in sich, wie er Mal um Mal genau die Stelle in ihm traf, der bunte Sterne vor seinen Augen tanzen und ihn fast die Beherrschung verlieren ließ. Aber warum noch beherrschen? Der immer weiter anschwellende Druck in seinem Schritt, ließ ihn fast schmerzerfüllt aufkeuchen, schließlich ließ er sich vollkommen gehen und von Strify in immer höhere Sphären der Lust katapultieren, bis all seine Erregung schließlich in einem Orgasmus ungeahnter Intensität explodierte. Mit einem ungehaltenen Stöhnen ergoss er sich in Strifys Hand, die noch immer sein hartes Glied verwöhnte, bis auch der letzte Tropfen aus ihm heraus geflossen war. Erschöpft knickten seine Beine ein und er sackte einfach in sich zusammen. Vorsichtig zog sich Strify, der bei Shins Höhepunkt auch nicht mehr an sich halten konnte und in ihm gekommen war, aus seinem Geliebten zurück und fing ihn auf, als dessen Beine versagten. „Shin, alles in Ordnung?“, fragte er leise, versuchte seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Der Jüngere atmete noch immer heftig, doch die Anspannung war gänzlich von ihm abgefallen und er hing einfach nur noch schlaff in Strifys Armen, die Augen geschlossen und die Lippen geöffnet. Für ein Nicken fühlte er sich fast zu schwach. Als das Telefon klingelte, war Luminor der erste, der hin gehastet war und gehetzt abnahm. „Ja?“ „Hey, Lu. Ich bin’s. Kannst du uns abholen? Shin schafft es nicht mehr.“ Als der Keyboarder die von Strify beschriebene Straße erreichte, traute er fast seinen Augen nicht: Strify und Shin hockten am Boden, Shin schlief vollkommen erschöpft auf Strifys Schoß und der Sänger selbst sah auch ziemlich fertig aus. Bevor Luminor jedoch angekommen war, hatte Strify es zumindest geschafft, sie beide wieder richtig anzuziehen. Shin huckepack nehmend und den Sänger an seiner Seite, machte sich Luminor wenig später wieder auf den Weg zurück in die WG – nur ein paar Straßen weiter. „Was ist denn passiert?“, fragte er vorsichtig, als er Shin behutsam auf das Sofa im Wohnzimmer legte und zudeckte. „Später ...“, sagte Strify leise und war im nächsten Moment schon im Bad verschwunden. Kapitel 12 ~ Offene Wunden -------------------------- AN: Ich hasse dieses Kapitel xDD Sorry! Aber ich stell's nun trotzdem on, wie's eben aus der Feder geflossen ist (oder eher in die Tasten gehauen wurde), ohne nochmal drüberzulesen ... Danke für eure Treue ^^ und die 77 Reviews O__O Ich liebe euch alle! ^^ __________________________________________________________________________________ Kapitel 12 ~ Offene Wunden Kaum hatte er die Badtür hinter sich geschlossen, streifte er in Windeseile alle Sachen ab und stieg in die Dusche. Er drehte das warme Wasser an, schloss die Augen und seufzte leise, als die ersten Tropfen seine Haut benetzten. Seine Gedanken rasten und schienen gleichzeitig durch tiefen Morast zu waten, er fühlte sich träge und aufgekratzt zugleich. Das mit Shin ließ ihn einfach nicht los. Natürlich hatte sich Strify in den vergangenen Wochen nach Shins Nähe gesehnt und natürlich hatte er eingesehen, dass er diese wohl bis auf Weiteres nicht genießen können würde, da die Erinnerungen für Shin einfach noch zu frisch waren. Dennoch war die Sehnsucht geblieben und er hätte alles gegeben, um mit seinem Sonnenschein einfach nur aneinandergekuschelt einzuschlafen, so wie vor diesem schrecklichen Ereignis. Nicht, um ihn in der Nacht rechtzeitig aus seinen Alpträumen zu reißen, sondern einfach nur um ihrer Liebe willen. Seufzend schloss der junge Sänger die Augen und lehnte seinen Kopf an die kühlen Fliesen vor sich. Es machte ihn unheimlich fertig, Shin so zu sehen. Auch wenn er sich wohl von ihnen allen helfen ließ, so war dort doch auch eine gewisse Distanz, die einfach niemand überwinden zu können schien. Auch er, Strify, nicht. Inständig hoffte er, mit dieser Kurzschlusshandlung vorhin, Shin nicht mehr geschadet als genützt zu haben. Er hatte sich einfach nicht mehr anders zu helfen gewusst. Unbemerkt hatten sich zwei kleine Tränen hinter seinen Augenlidern hervor gestohlen und wurden nun mit dem an seinem Gesicht hinab rinnenden Wasser fortgespült. Ein paar folgten den ersten beiden stumm, dann hob Strify den Kopf und ließ das Wasser direkt auf seine Gesicht prasseln. Es hatte keinen Sinn – er konnte nur hoffen. Hoffen und darauf warten, wie Shin reagieren würde, wenn er wieder aufwachte. Plötzlich mischte sich Groll in seine Verzweiflung. Eine immer weiter anschwellende Wut über den, von dem sie sich alle für Shin die größte Hilfe erhofft hatten. Und der nun wahrscheinlich dafür verantwortlich war, dass der Schlagzeuger gar kein Vertrauen mehr gegenüber Ärzten oder denen, die ihm helfen wollten, fassen konnte. Strify wünschte sich im Moment nichts sehnlicher, als diesem „Arzt“ einiges antun zu dürfen, doch er wusste im selben Atemzug, dass er das nicht tun durfte. Aber dieses Schwein würde dafür bezahlen – bald, sehr bald. Mit zur Faust geballten Hand stand Strify noch einen Augenblick unter dem Wasser, dann drehte er es ab und stieg vorsichtig aus der Dusche. Nur ein Handtuch um die Hüften geschlungen, huschte er kurz darauf über den Flur und verschwand in seinem Zimmer, um sich neue Klamotten überzuziehen. Wenige Minuten später machte er sich mit noch immer tropfnassen Haaren, jedoch in frische Sachen gehüllt, auf den Weg ins Wohnzimmer. Wie erwartet, schlief Shin noch immer auf dem Sofa, Luminor hingegen hatte sich wartend in seinem Sessel niedergelassen und blickte Strify erwartungsvoll an, als dieser den Raum betrat. Der Sänger ging zunächst jedoch zu Shin und strich ihm vorsichtig über die Wange. Er reagierte nicht, schien tief und fest zu schlafen – wie lange hatte er dieses Bild schon vermisst. Doch es versetzte ihm einen schmerzhaften Stich, als er sich vor Augen führte, wieso sein Sonnenschein nun hier vollkommen erschöpft auf dem Sofa schlief. „Also?“, begann Luminor leise, als sich Strify, völlig in Gedanken versunken, auch nach ein paar Minuten noch nicht bewegte. „Was ist passiert?“ Der Jüngere seufzte hörbar und schenkte Luminor einen traurigen Blick. „Lass uns ... in die Küche gehen, ok?“, fragte er leise, der Keyboarder nickte leicht und erhob sich, um Strify zu folgen. „Wo sind eigentlich Kiro und Yu?“, wollte Strify wissen, als er sich schwer auf einen der Stühle sinken ließ, während Luminor ihm und sich selbst einen Kaffee einschenkte. Dankend nahm der Sänger das Getränk kurz darauf entgegen und tat einen ersten vorsichtigen Schluck. „Einkaufen ... der Kühlschrank war fast leer“, gab der Ältere zurück und ließ sich neben Strify nieder. „Und nun erzähl“, forderte er ihn sanft auf. Als Strify nur unruhig auf seiner Unterlippe herumkaute, setzte er nach: „Du bist immer noch ganz schön durch den Wind, hm?“ „Er hat ihn fast vergewaltigt!“, platzte es irgendwann einfach aus dem Sänger heraus, lauter als er eigentlich beabsichtigt hatte. „Was?! Wer?“ Luminor war vollkommen vor den Kopf gestoßen. „Dieser ‚Arzt’! Der Psycho! Er wollte Shin vergewaltigen!“ Strify traten unwillkürlich wieder Tränen in die Augen, ob vor Verzweiflung oder Wut, wusste er selbst nicht. „Er hat Shin irgendwas gegeben und mich dann rausgeschickt und so getan, als würde er mit ihm allen reden wollen! Und kaum zehn Minuten später kam Shin völlig aufgelöst an mir vorbei gestürmt und ist einfach zum Fahrstuhl gerannt. Seine Klamotten waren vollkommen durcheinander und er wusste nicht, ob er zittern oder heulen sollte! Verdammt noch mal, kannst du dir vorstellen, wie weh dieser Anblick tat?! Ich ...“ – Schon hatte sich Luminors Zeigefinger auf Strifys Lippen gelegt und hinderte ihn so am Weitersprechen – oder vielmehr am Weiterschreien. „Hey, sssshh, ganz ruhig“, sagte der Schwarzhaarige leise und zog den aufgebrachten Jüngeren an sich, um ihn zu beruhigen. Ein paar Sekunden lang herrschte Stille – in der Luminor wahrscheinlich das gerade Gehörte verarbeitete – dann drang die dunkle Stimme des Keyboarders wieder an Strifys Ohren. „Er hat ihm was gegeben?“ „Ja, ich weiß nicht, was ... vielleicht irgend so ein Aphrodisiakum ... Shin war völlig weg“, erwiderte Strify nun etwas ruhiger und seufzte dann verhalten. „Ich hatte eine Scheißangst ... ein paar Mal wär er mir fast weggekippt.“ Luminor nickte nachdenklich. Dieser „Arzt“ hatte heute das letzte Mal auf seinem breiten Ledersessel gesessen. Dafür würde er sorgen. Gleich nachdem er sich zusammen mit den anderen um Shin gekümmert hatte. „Und weiter?“, fragte er nach einem Moment erneut nach. „Wir haben’s irgendwie zur S-Bahn geschafft und auch fast bis nach Hause. Aber ich ... ich hab gesehen, dass Shin ... dass er unheimliche Schmerzen zu haben schien. Und dass er es wohl bald nicht mehr aushalten würde“, sagte Strify leise, noch immer in Luminors Armen. Er konnte ihn jetzt unmöglich ansehen. „Ich wollte ihm helfen, so unbedingt ... und da ... da hab ich ...“, er stockte, brach schließlich ab. Luminor begriff allerdings dennoch. „Sag mir nicht, du hast in dieser Gasse mit Shin geschlafen?!“ Strifys Nicken fiel sehr zaghaft aus. Luminors Antwort war eine Mischung aus einem Knurren und einem Aufseufzen. „Das hättest du nicht tun dürfen, Engel ...“ „Aber was hätte ich denn sonst machen sollen?“, fuhr der Sänger auf und drückte den Schwarzhaarigen ein Stück von sich weg. „Es ging ihm doch so schlecht, wie hätte ich ihm denn sonst helfen können?!“ „Ich weiß es nicht, aber ich fürchte, dass das die denkbar schlechteste Möglichkeit war ... Auch wenn er sich wohl nicht gewehrt hat, ohne dieses Mittel im Blut hätte er das sicher nie zugelassen! Strify, du hast in offene Wunden gestochen!“ Luminor machte ein so todernstes Gesicht, dass Strify es doch ein wenig mit der Angst bekam und unsicher erneut auf seiner Unterlippe herumkaute. Er hatte nicht nachgedacht. Er hatte nur eins gewollt: Shin helfen. Was, wenn er nun alles noch schlimmer gemacht hatte? Erst hatte sich der Arzt, mit dem Shin eigentlich über diese schrecklichen Erlebnisse hinwegkommen wollte, an ihm vergriffen und dann auch noch sein Geliebter?! Wieder versetzte es Strify einen schmerzhaften Stich und er blickte Hilfe suchend zum Bandältesten, der einfach nur traurig den Kopf schüttelte. „Wir können nur abwarten. Wenn Shin wieder wach ist, werden wir sehen, wie er reagiert.“ Zum ersten Mal trank der Schwarzhaarige von seinem Kaffee, leerte die Tasse fast in einem Zug. „Ich hoffe nur, dass dieses Zeug keine Nebenwirkungen oder so was hat. Das nicht auch noch ...“ Den letzten Satz hatte er nur vor sich hin geflüstert. „Lu, ich hab so Angst ...“, murmelte Strify nach einer Weile leise, schon wieder standen Tränen in seinen Augen, er sah unheimlich mitgenommen aus. „Wieso musste das passieren? Warum Shin?!“ Seinen Kaffeebecher mit beiden Händen fest umklammernd, starrte der Jüngere den Tisch an. „Ich weiß es nicht ...“, gab Luminor vorsichtig zurück und strich Strify sanft übers Haar. „Aber das nächste, was wir tun werden, ist, dieses Schwein anzuzeigen. Der wird nie wieder irgendjemandem so etwas antun. Und wenn ich persönlich dafür sorgen muss“, grollte der Schwarzhaarige und konnte nur schwer den Impuls unterdrücken, seine Hände zu Fäusten zu ballen. Strify nickte nur abwesend und starrte weiter vor sich hin. „Es ist schrecklich, was passiert ist, Engel. Was wieder passiert ist. Oder fast geschehen wäre. Wir können nur hoffen. Shin wird schwer damit zu kämpfen haben. Mit allem, was heute Morgen war ...“, sagte Luminor nach einer Weile und strich dem Blonden noch einmal übers Haar. Wie zur Bestätigung ertönte in diesem Augenblick ein leises Stöhnen aus dem Wohnzimmer, Shin schien sich unruhig herumzuwälzen. „Ich geh zu ihm“, ließ Strify leise vernehmen, war schon aufgestanden und halb aus der Tür. „Ja“, erwiderte Luminor, als der Sänger schon längst die Küche verlassen hatte und trank den letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse. „So viele offene Wunden ... und sie werden immer wieder aufgerissen ...“, murmelte er gedankenverloren vor sich hin, bevor er den leeren Becher in die Spüle stellte und das Fenster breit öffnete, um eine zu rauchen. Kapitel 13 ~ Der Preis ---------------------- Wow! Nach langer Zeit der Pause habe ich es nun endlich geschafft, [ PAIN ] weiterzuschreiben! ^^ Vielen lieben Dank an meine vielen treuen Leser, die mich in dieser Zeit dennoch nicht im Stich ließen und immer mal wieder anfragten, wann es denn mal wieder einen neuen Teil geben würde ... Und hier ist er nun .... äääh ... viel Spaß! _______________________________________________________________ Kapitel 13 ~ Der Preis Vorsichtig legte Strify seinem Geliebten eine Hand auf die Stirn. Der Jüngere wälzte sich wirklich unruhig umher, kleine Schweißperlen standen auf der erhitzten Haut – wahrscheinlich suchten ihn gerade die frischen Erinnerungen heim. „Shin“, flüstere Strify und strich diesem eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wach auf ... es ist nur ein Alptraum.“ Seine Hand glitt zu Shins Wange, behutsam strich sein Daumen dort über die weiche Haut des Schlagzeugers. Er wollte ihn nicht durch eine hektische Berührung erschrecken, obwohl er Shin am liebsten auf der Stelle mit aller Macht aus seinem Alptraum geholt hätte. Einmal hatte er diesen Fehler begangen – einmal und nie wieder. Sein Geliebter war in dieser Nacht für lange Zeit so verstört gewesen, dass er sich ins Wohnzimmer ins Alleinsein geflüchtet hatte, weil er die Hand im Traum für einen Moment nicht von der Hand Strifys hatte unterscheiden konnte und kein Auge mehr zutun konnte, solange Strify ihn in dieser Nacht berührte. Quälend langsam hoben sich nach einer Weile Shins Augenlider und er musste ein paar Mal blinzeln, bevor sich die verschwommenen Konturen vor seinen Augen in das Bild seines besorgten Geliebten wandelten. Seine Sachen klebten an seinem Körper, noch immer krochen die Angst und der Ekel vor dem eben erneut Erlebten durch seine Adern. „Du hast nur schlecht geträumt ... Es ist alles in Ordnung“, hörte er den Älteren gerade sagen, als er dessen Hand in seinem Haar fühlte. „Alles in Ordnung?!“, krächzte Shin und konnte dem Impuls nicht widerstehen, unter Strifys Berührung zusammenzuzucken und die Hand abzuschütteln. Er rückte weg, drückte sich in die Polster des Sofas, in seinen Augen flackerte eindeutig eine leichte Panik – aber auch Wut glitzerte darin. Nichts, überhaupt nichts war in Ordnung! Noch immer vollkommen aufgelöst und verwirrt, überzog ein leichtes Zittern Shins Körper und er rollte sich zusammen, zog die Beine an, schlang die Arme um seinen Körper und kniff die Augen zusammen. Gar nichts war in Ordnung! Dieser Arzt, dem er von Anfang an nie richtig vertraut hatte, wollte sich an ihm vergehen. Fast hätte er es geschafft. Er hat ihn angefasst, seine schmutzigen Hände waren zitternd vor Erregung über Shins erhitzten Körper geglitten, hatten in Shin ein unglaubliches Ekelgefühl aufkeimen lassen, aber auch die alte Panik war sofort durch seine Adern geschossen. Und kaum war er dem entgangen, zog ihn Strify – sein Geliebter! – in irgendeine Gasse und beendete das, was der perverse Arzt angefangen hatte. Gerade der, von dem er sich erhofft hatte ... „Ich helfe dir nur!“, hallte Strifys Stimme in Shins Kopf, der Schlagzeuger kniff noch weiter die Augen zusammen. Nur helfen! Wie hatte er ihm so helfen wollen?! Übelkeit stieg in Shin auf. Er konnte das alles nicht mehr ertragen. Diese Demütigung, die Angst, den Ekel, die Schande ... Was nur hatte er getan, was nur hatte er an sich, dass sich anscheinend ständig jemand an ihm vergehen wollte?! Wofür zahlte er den Preis? „Hey! Shin? Bist du ok? Du bist ganz blass, soll ich dir ...?“ Weiter kam Strify nicht, auch fand seine Hand nicht besorgt die Stirn des Jüngeren, denn plötzlich riss dieser die Augen auf, sprang auf und stob aus dem Wohnzimmer. Mit einem lauten Knall warf er die Badezimmertür hinter sich zu und schaffte es gerade noch in letzter Sekunde, sich würgend über die Toilette zu beugen. Strify wusste nicht, ob er ihm nachlaufen sollte, blieb für ein paar Sekunden einfach nur perplex auf dem Boden sitzen, nachdem Shin ihn beim Aufspringen fort gestoßen hatte. Doch was hatte er erwartet? Natürlich war er nicht ok, natürlich war er vollkommen durcheinander und wahrscheinlich würde er ihn, Strify, nicht mehr so einfach an sich heran lassen nach diesem Vorfall. Dennoch machte sich der Sänger auf den Weg in den Flur, wo bereits Luminor mit einem besorgten Gesichtsausdruck vorm Bad stand und gerade klopfen wollte. Strify schüttelte nur kurz den Kopf, als ihn der Schwarzhaarige mit einem fragenden Blick bedachte, und bedeutete ihm dann stumm: Lass mich das machen. Luminor nickte knapp und räumte das Feld, Strify klopfte leise und trat, nachdem er von drinnen das Rauschen der Spülung vernommen hatte, mit einem „Shin? Ich komm jetzt rein“ ins Bad. Der Blonde kniete noch immer blass und zitternd vor der Toilette, hatte sich aber mittlerweile wieder beruhigt und starrte vor sich hin. Vorsichtig näherte Strify sich ihm, griff einen Waschlappen vom Stapel auf dem Badschrank und hielt ihn unter kaltes Wasser. Dann ließ er sich neben Shin in die Hocke sinken und wischte ihm kurz behutsam über das noch immer schweißnasse Gesicht. Der Jüngere zuckte ein Stück zurück, nahm Strify den Lappen aus der Hand und fuhr sich damit selbst über Gesicht und Mund, um sich dann unsicher zu erheben und sich den Mund auszuwaschen. Seine Hände zitterten dabei und als er sich anschließend auf dem Waschbecken abstützte. „Es tut mir Leid.“ Strify war wieder hinter seinen Geliebten getreten, er hatte den Blick gesenkt und zwischen ihnen einen kleinen Abstand bewahrt. Shin sollte sich nicht bedrängt fühlen. „Was? Dass du beendet hast, was der Arzt nicht mehr geschafft hat, weil ich abgehauen bin?!“ Auch wenn Shins Stimme leicht zitterte, so war der schneidende Unterton nicht zu überhören. „Nein, dass ... dass ich ... wahrscheinlich einfach falsch gehandelt habe. Aber versteh doch, ich wollte dir nur helfen!“ „Du hast meine Situation doch nur ausgenutzt ...“ Shins kurzzeitige Wut war umgeschlagen und seine Stimme war zu einem Flüstern zusammengeschmolzen. Er kam sich benutzt vor. Strify hatte es doch nur ausgenutzt, dass er nicht imstande war, sich zu wehren. Er hätte doch wissen müssen, dass Shin so etwas sonst niemals zugelassen hätte. Er hätte doch wissen müssen, wie sehr ... „Ich wollte dich nicht verletzen, Shin.“ Strifys Augen waren traurig, als er Shin durch den Spiegel vor ihnen ansah. „Du hast so gelitten, ich hab gesehen, dass du starke Schmerzen hast und da ... ich wollte ...“ Er fand einfach nicht die richtigen Worte, schließlich brach er ganz ab. „Lass mich allein.“ Erschrocken starrte Strify ihr Spiegelbild an, suchte Shins Blick, doch dieser schaute stur ins Waschbecken. „Bitte ... geh.“ „Shin, ich kann dich doch unmöglich ...“ – „GEH!“ Mit diesem Wort wandte sich der Jüngere um und packte Strify mit unerwarteter Kraft an den Oberarmen, schob ihn von sich durch die nur angelehnte Badezimmertür und warf eben jene sofort krachend zu, als Strify völlig perplex draußen stand. Der Sänger starrte sprachlos das Holz vor sich an. Ein leises Klicken, dann konnte er direkt vor sich sehen, wie sich Shin mit einem leisen Rascheln seiner Kleider an der Innenseite der Tür hinab sinken ließ. Er versuchte es zwar, doch das leise Schluchzen war deutlich zu hören. „Ich will nicht mehr“, flüsterte der Jüngste vor sich hin, als die ersten Tränen versiegt waren. „Ich will das nicht mehr ...“ Wie in Trance erhob er sich, ging auf den Badezimmerschrank zu und zog die Schere aus dem Schubfach. Silbern blitzte sie ihm entgegen, als er sie hochhob. Er setzte an und schnitt einfach nur. Immer mehr. Immer weiter. „Shin, verdammt! Komm aus dem Bad! Sonst tret ich die Tür ein!“ Yu brüllte die verschlossene Badtür an, schlug wie ein Geisteskranker gegen das Holz. Er musste schon ewig aufs Klo und nun wurde es dringend. Sehr dringend. Das Rauschen, was aus dem Bad klang, machte es alles andere als besser. „Shin, ich muss mal! Jetzt mach gefälligst diese Scheißtür auf!!“, wetterte der Gitarrist ungehalten weiter. Kiro versuchte ihn und die wachsende Zahl der Schimpfwörter, die er pro Satz verwendete, einfach weiter zu ignorieren, während er die letzten paar Einkäufe im Kühlschrank verstaute und die Beutel weglegte. Shin hatte eingesehen, dass es keinen Zweck mehr hatte. Und dass Yu wegen ihm die Badtür einschlug –was ihm durchaus zuzutrauen war, wenn er in Rage war – wollte er nicht riskieren. Er streckte sich, drehte die Dusche ab und erhob sich. Unsicher stand er für ein paar Atemzüge im Raum und versuchte, das Schwindelgefühl loszuwerden. Er blinzelte kurz, machte sich dann aber zügig auf, um die Tür vor wirklich ernsten Schäden zu bewahren. Klack. Yu hielt inne. Dann wurde die Tür vorsichtig aufgezogen und ... „Himmel, wie siehst du denn aus?!“ Da stand er nun. Nass bis auf die Knochen, blasse Haut und dunkle Augenringe. Mit völlig ausgefranstem, verschnittenem Haar, schief und krumm zerschnittenen, triefnassen Klamotten und etlichen Schnittwunden an den Unterarmen, die zwar nicht besonders tief waren und auch nicht mehr bluteten, doch dem Ganzen einen noch bizarreren Anblick gaben. „Ist frei“, sagte Shin nur leise und wollte sich davonstehlen in sein Zimmer, als ihn eine starke Hand am Oberarm packte. „Warte!“ – So sehr er sich auf wehren wollte, gegen Yus starken Griff kam er bei Weitem nicht an. Wie immer, wenn er nicht fliehen konnte, stieg Panik in ihm auf, die Yu zwar sofort bemerkte, ihn aber unbarmherzig mit ins Wohnzimmer zog, wo sich gerade Strify, Luminor und Kiro ihrer traurigen Stimmung ergaben. Ihre Köpfe ruckten sofort hoch und als sie Shin erblickten, schnappten sie alle kurz nach Luft. Ihr Jüngster bot einen schrecklichen Anblick. „Shin, was ... was hast du gemacht?!“ Strifys Augen waren riesig vor Entsetzen. „Lass mich!“, fiepte der Angesprochene gerade und versuchte, sich von Yu loszureißen. Dieser gab seinen Arm frei, verstellte aber die Tür, sodass er nicht wieder weglaufen konnte. Als er alle Blicke auf sich ruhen fühlte, platzte es einfach aus ihm heraus: „Ich hasse mich! Ich hasse mein Aussehen! Wär ich hässlich, hätte sich sicher nie einer an mir vergangen! Dann könnte ich jetzt normal weiterleben!“ „Aber Shin ...“, setzte Strify an, wurde aber sofort wieder von dem Jüngeren unterbrochen. „Lasst mich doch! Ich will so aussehen! Ich hasse mich! Lasst mich doch einfach in Ruhe!“ Mit diesen Worten drehte er sich um, stieß den verdatterten Yu zur Seite und stürmte an ihm vorbei über den Flur. Bevor einer der anderen reagieren konnte, hatte er die Tür hinter sich zugeschlagen und verschlossen. Zitternd und tränenüberströmt ließ er sich auf sein Bett fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. „Ich hasse mich ...“ Kapitel 14 ~ Schwäche zeigen ---------------------------- Hallo meine Lieben!! Jaaaaaaa, ich habe es nach einem Monat (O__O) mal wieder geschafft, hier weiterzuschreiben .... Bitte verzeiht mir, dass ihr immer so lange warten müsst .......... ich hoffe, es lohnt sich immer noch? Ich möchte mir an der Stelle sehr für die vielen Reviews bedanken und freue mich sehr, dass Pain euch bisher so gut gefällt und immer wieder berührt. Es macht auch Spaß, die Geschichte zu schreiben :) Aber es braucht Zeit, die richtigen Szenen und Worte zu finden ... die Story an sich ist ja schon fertig in meinem Kopf, sie braucht nur noch Feinschliff und Zeit/Stimmung/Ruhe/flinke Finger zum Aufschreiben. Und da ich ständig so viel Zeug im Kopf habe, komme ich einfach nie dazu ....... gomen ne!!! Ich versuche mich zu bessern ... Nun aber erstmal viel Spaß mit Kapitel 14 ... wie immer ungebetat ^^* PS an meine Schwarzleser: ICH SEHE EUCH. Und sollte ich mal eine FF von euch lesen, hinterlasse ich auch kein Review. __________________________________________________________________________ Kapitel 14 ~ Schwäche zeigen Noch immer starr vor Schock saß Strify auf der Couch und hätte womöglich das Atmen vergessen, hätte Yu nicht in diesem Moment auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre ins Bad gestürmt. Der Türknall weckte den Sänger aus seiner Trance und er schnappte hörbar nach Luft. Er wollte etwas sagen, doch seine Kehle war wie zugeschürt, seine Lippen zitterten nur tonlos. Schließlich schlug er die Hände vors Gesicht und versuchte, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken und den riesigen Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken. Es tat so weh, Shin so zu sehen, diese Worte aus seinem Mund zu hören ... „Ich hasse mich!“ In diesem Augenblick schallte laut Luminors Handyklingelton durchs Wohnzimmer, was die Anwesenden auf der Stelle zusammenfahren ließ, bis sie zuordnen konnten, woher das Geräusch kam, was so plötzlich die Stille zerrissen hatte. Der Schwarzhaarige sprang auf, angelte sein Telefon vom anderen Ende des Tisches und räusperte sich kurz, bevor er ranging. „Hallo?“ Wer Luminor schlecht kannte oder nicht richtig hinhört, hätte nie das leichte Zittern seiner Stimme bemerkt. So allerdings schien es seinem Gesprächspartner zu gehen, denn dieser ließ wohl gerade eine ganze Flut von Informationen auf den Bandältesten nieder. Sichtlich überfordert tigerte Luminor unter den ungeduldigen Blicken von Kiro und Strify durchs Zimmer, bis er sich zu einem „Halt, halt, bitte ganz langsam noch mal!“ durchringen konnte. Mehr wurde aus dem Gespräch für die beiden anderen allerdings nicht ersichtlich, da der Keyboarder immer nur ein ungläubiges „Was, jetzt sofort?“ oder etwas wie „Aber ... ja – ja, natürlich ...“ antwortete. Nach ein paar Minuten legte er schließlich mit einem versteinerten Gesicht auf und ließ sich schwer auf seinen Sessel fallen. „Wer war das?“, fragte Yu, der gerade durch die Tür kam und sich dann neben Strify auf die Couch setzte. „Tilo“, kam es nur einsilbig von Luminor zurück. Als er nicht von sich aus weiter sprach, fragte Kiro leise nach: „Und, was wollte er?“ – „Bandprobe. Jetzt. Und danach ... ein Fotoshooting.“ „Scheiße“, brachte Yu es auf den Punkt. Luminor und Kiro nickten nur, während Strify zu gar keiner anderen Reaktion als Augen aufreißen imstande war. „Aber wir können ihn doch so unmöglich ...“, begann Kiro und schaute hilflos die anderen an, den allerdings auch nichts Brauchbares einfallen wollte. „Ich rufe noch mal Tilo an, dass wir wenigstens das Shooting verschieben können“, erklärte Luminor und erhob sich wieder, tippte schon die Nummer in sein Handy. „Und ihr überlegt euch, wie wir Shin da wieder heraus bekommen.“ Damit war er schon aus dem Wohnzimmer in Richtung Küche verschwunden, wo er breit das Fenster öffnete, sich eine Zigarette anzündete und versuchte, den Fototermin zu verlegen. Auch wenn die anderen nicht hörten, was er und Tilo sagten, so konnten sie sich doch lebhaft vorstellen, dass dieses Gespräch alles andere als angenehm werden würde. „Und nun?“, fragte Kiro ein wenig mutlos und musterte Yu und Strify, die auf der Couch saßen und schwiegen. Während der Gitarrist eindeutig grübelte, saß der Sänger einfach nur neben ihm und starrte gedankenverloren ins Nichts. Er hatte so eine schreckliche Angst um Shin. Er hasste sich, seinen Körper, ließ niemanden mehr an sich heran und verbarrikadierte sich immer öfter in seinem Zimmer. Vor allem jetzt, nachdem dieser widerliche Arzt ... und ... Strify selbst ... über ihn hergefallen waren. Verzweifelt vergrub der Blonde den Kopf in den Händen, doch nicht einmal Tränen wollten über seine Wangen fließen, er saß einfach nur stumm da und versuchte, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Er hatte es doch nur gut gemeint! Er wollte Shin wirklich nur helfen, wollte ihn von seinen Schmerzen erlösen, niemals hätte er ihn noch tiefer in seine Depression stürzen wollen. Niemals hätte er zu einem der Alptraumbilder werden wollen, die Shin Nacht für Nacht und selbst am Tage quälten. Doch er hatte alles nur verschlimmert. Seine Chance, noch einmal an Shin heran zu kommen, ihm Trost spenden zu können mit seinen Worten, vielleicht sogar auch mit einer Umarmung, einfach mit seiner Liebe, hatte er wohl in dieser Seitengasse endgültig verspielt. Als ihm dies bewusst wurde, traten ihm nun doch die Tränen in die Augen und er konnte ein Aufschluchzen nicht unterdrücken. Durch einen dummen Fehler hatte er Shins Vertrauen endgültig verloren. Plötzlich fühlte er, wie sich ein Arm um seine Hüften legte und er zuckte sofort zusammen, riss den Kopf hoch, doch als ihn Yus beruhigender Blick traf, entspannte er sich wieder ein wenig. „Mach dich nicht so fertig“, sagte Yu leise und zog den Blonden schließlich an sich und so in eine vorsichtige Umarmung. „Glaub nicht, dass das alles deine Schuld ist, ja? Wir wissen doch, dass du es gut gemeint hast.“ Ja, Strify hatte es vorhin auch den anderen beiden erzählt, was passiert war und nachdem der erste Schock abgeklungen war, hatten sie Verständnis gezeigt, wenn auch nur in einem begrenzten Maße. Sicherlich hatten sie es nicht gut geheißen, doch eingesehen, dass Strify Shin wirklich nur hatte helfen wollen. Schließlich kannten sie den Sänger seit Jahren und wussten, dass er manchmal etwas unüberlegt, jedoch nie in schlechter oder eigennütziger Absicht handelte. Doch jetzt, in Yus tröstender Umarmung, erst jetzt wurde Strify bewusst, wie sehr ihn diese Situation zermürbte. Immer war er für Shin da gewesen, hatte sich liebevoll und aufopfernd um ihn gekümmert, seine Zurückweisungen hingenommen, sich nicht abschütteln lassen, hatte ihn nachts beruhigt, wenn Alpträume ihn quälten, war stets an Shins Seite gewesen, wenn er zu straucheln drohte und hatte alles akzeptiert, was Shin getan oder unterbewusst gefordert hatte. Er hatte ihn allein gelassen, wenn er darum gebeten hatte, hatte ihn festgehalten, wenn er sich zitternd und schutzsuchend in seine Arme geflüchtet hatte und nie hatte er ihn zu etwas gedrängt. Seine eigenen Gefühle, seine eigene Schwäche hatte er verdrängt, sie weit von sich geschoben, um für Shin da sein zu können, Tränen, Hoffnungslosigkeit oder Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns hatte er vor Shin immer verborgen. Nun jedoch, als Yu seine Arme um seinen Körper geschlungen hatte und ihn sanft festhielt, konnte er nicht mehr an sich halten und vergrub den Kopf an der Schulter des Gitarristen, legte zitternd ebenfalls seine Arme um den Schwarzhaarigen und versuchte erst gar nicht mehr, sein Schluchzen zu unterdrücken. Es war einfach zu viel gewesen in den letzten Tagen und Wochen. Zu viel Schmerz und Angst, zu viele unterdrückten Gefühle. Und wie heilfroh war er, einen Freund wie Yu zu haben, der ihn einfach umarmte, ihm einfach etwas Nähe und Sicherheit schenkte, ihn auch einmal auffing, wenn er sich nicht mehr halten konnte. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an Yu, hielt sich hilflos an ihm fest und obwohl er etwas sagen wollte, brachte er kein richtiges Wort heraus. Es war einfach nur zu viel. Eine warme Hand strich auf einmal durch sein Haar und irgendwie schafften es seine Gedanken, Kiro darin zu erkennen, der sich ebenfalls auf der Couch niedergelassen hatte, um dem Sänger auch ein bisschen Nähe zu schenken. Der Bassist wusste, wie sehr Strify selbst unter der Situation litt, doch kaum einmal hatte er sich so offen verzweifelt gezeigt, niemals hatte er sich beklagt. Doch er erkannte, dass nun durch Shins endgültige Ablehnung einfach etwas in Strify zusammengebrochen war, das es ihm unmöglich machte, weiterhin stark zu sein für sich und für Shin. Im Moment reichte es nicht einmal mehr für ihn selbst. Während Yu den Blonden also festhielt und Kiro ihm beruhigend durchs Haar und über den Rücken streichelte, fing Strify sich langsam wieder und konnte nach einigen Minuten sogar ein brüchiges „Danke“ flüstern. „Du musst nicht immer stark für zwei sein“, erwiderte Yu sanft, ließ den Älteren nicht los dabei. „Wir wissen doch, wie sehr dich das alles mitnimmt.“ Kiro nickte zustimmend. „Du musst nicht immer alles mit dir selbst ausmachen, Strify“, ergänzte er. „Wenn es nicht mehr geht, fangen wir dich doch auf. Dafür sind Freunde doch schließlich da.“ Gerührt nickte der Sänger nur, war gar nicht fähig, darauf etwas zu antworten. Er schloss einfach nur die Augen und lehnte seinen Kopf wieder an Yus Brust, während sich ein leichtes, ganz leichtes Lächeln auf seine Lippen legte. Ein paar Minuten später kehrte auch Luminor ins Wohnzimmer zurück. Zuvor war er allerdings kurz vor Shins Zimmer stehen geblieben, doch als kein Ton aus dem Inneren drang, hatte er seinen Weg fortgesetzt. Für einen Atemzug stand er perplex vor dem Sofa, auf dem seine drei Freunde sich in den Armen lagen, doch dann überblickte er die Situation und nickte Yu leicht zu, der ihn fragend ansah. Es war gut, dass die beiden für Strify da waren und ihn aufgefangen hatten. Luminor konnte sich lebhaft vorstellen, was passiert war und war erleichtert, dass Yu und Kiro so schnell geschaltet hatten. „Geht’s?“, fragte der Keyboarder leise in ihre Richtung, woraufhin Strify den Kopf hob und leicht nickte. „Was hat Tilo gesagt?“, fragte Kiro und schenkte Luminor einen hoffnungsvollen Blick. „Nachdem ich ihm kurz erzählt hatte, was passiert ist, konnte er das Shooting verschieben“, antwortete der Älteste und als er die Erleichterung in den Blicken der drei anderen lesen konnte, ergänzte er leiser: „Allerdings nur auf morgen.“ „Was?!“ Ungläubig starrten ihn seine Freunde an. „Das kann doch nicht sein Ernst sein, jetzt, nachdem er weiß, was los ist!“ „Das sagte ich auch ...“, gab Luminor zu, „doch er versicherte mir, dass er alles versucht hatte. Das Studio hätte allerdings nur noch morgen etwas frei, da sie für die nächsten Tage komplett ausgebucht wären und dann wäre der Fotograf wohl auf Amerika-Reise für zwei Wochen. Und jetzt noch ein anderes Studio zu beauftragen, wäre zu geld- und zeitintensiv“, erklärte der Schwarzhaarige und seufzte resigniert. „Wir sollen ihn irgendwie zum Friseur bekommen.“ Nachdem ihre Fassungslosigkeit gewichen war, fand Yu als erster von den dreien seine Sprache wieder. „Wie sollen wir das anstellen? Du hast doch gesehen, wie er aussah und du hast auch gehört, was er gesagt hat! Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass wir ihn aus seinem Zimmer bekommen, er wird jetzt ganz bestimmt nicht zu einem Friseur gehen und das retten lassen, was nach seiner Selbstzerstörungsattacke noch zu retten ist!“ Betretenes Schweigen. Jeder der vier starrte in eine andere Richtung und hing seinen Gedanken nach. Nach ein paar Minuten sagte Luminor leise: „Übrigens ... die Bandprobe ...“ – er wartete, bis alle ihn wieder ansahen – „... wurde nicht verschoben. Wir sollen im Notfall ohne ihn hingehen. Tilo will dann auch noch etwas mit uns besprechen.“ „Aber wir können ihn doch nicht allein lassen!“, ereiferte sich Strify und sprang auf. „Wenn er nicht aus seinem Zimmer kommt, müssen wir das wohl“, entgegnete der Keyboarder resigniert. „Aber in ein paar Stunden sind wir doch wieder da und außerd...“ – „Aber das können wir doch unmöglich tun!“, unterbrach ihn der Blonde, doch Luminor fuhr ungehindert fort: „... außerdem sollten wir ihm einfach etwas Zeit für sich ganz allein lassen. Bisher war immer einer von uns bei ihm, um auf ihn Acht zu geben. Ich glaube, er braucht dringend Zeit, um nachzudenken. Und, wie gesagt, wir sind doch bald wieder hier. Je eher wir losgehen, desto früher sind wir auch wieder da.“ Das mulmige Gefühl, das sich bei ihm einzuschleichen versuchte, verdrängte er, so gut es ging. Strify wollte erst wieder auffahren, doch dann überlegte er es sich anders und ließ sich wieder auf die Couch fallen. „Ok“, gab er kaum hörbar von sich, auch wenn er tief in seinem Inneren eine Heidenangst davor hatte, Shin allein zu lassen. Vor allem nach diesem Anblick, den sein Sonnenschein kurz zuvor noch geboten hatte. Bald darauf hatten sich die vier fertig gemacht und waren aufbruchsbereit. Strify tigerte unruhig im Flur herum, bis er zum zwanzigsten Mal vor Shins Zimmertür anhielt, tief einatmete und endlich dagegen klopfte. „Shin?“ Keine Reaktion. „Shin? Wir ... wir gehen jetzt los zur Probe. Wir sind bald wieder da, ok?“ Wieder keine Reaktion. Luminor, der in der Tür stand und Strify stumm zum Mitkommen aufforderte, war bereits der Vorletzte, Kiro und Yu warteten bereits unten im Auto. „Ich liebe dich“, flüsterte der Sänger gegen das stumme Holz von Shins Zimmertür, dann schlich er an Luminor vorbei aus der Wohnung, woraufhin der Ältere die Tür zu zog und zusammen mit Strify die Treppen hinunter stieg. „Lass ihm die Zeit“, sagte der Keyboarder sanft und strich dem Blonden übers Haar. Dieser nickte zwar, doch so wenig wie bei Luminor ließ sich das schlechte Gefühl in ihm ganz verdrängen. Kapitel 15 ~ Besser ------------------- Hallo meine Lieben!! Heute gibt es nicht nur gute sondern wunderbare Neuigkeiten! Ich habe nach 3 Monaten PAIN weitergeschrieben! Und nein, nicht nur ein Kapitel, sondern dreieinhalb! :) Das heißt, dass es hier zwar relativ zügig weitergehen wird mit Posten, allerdings bewegen wir uns auch mit großen Schritten auf das Ende zu. Aber keine Sorge, es kommen noch ein paar Kapitel ;) Hier also nun erstmal viel Wasauchimmer mit Kapitel 15 ^^ An dieser Stelle auch noch ein DANKE an meine treuen Leser, die immer wieder nachgefragt haben, wann und ob mal wieder ein neuer Teil kommt und die mir so gezeigt haben, dass diese Story beliebt ist und gern gelesen wird. Das gibt mir wirklich ein gutes Gefühl und ich habe kaum mal einen Tag nicht daran gedacht, dass ich weiterschreiben muss. Leider hatte ich oft keine Zeit oder einfach private Probleme, die mir ein Weiterschreiben unmöglich machten. Nun hoffe ich aber, dass ich die Story bald abschließen kann. Danke an euch. Was wäre ich ohne euch *knuddel* _________________________________________________________________ Kapitel 15 ~ Besser „Das kann er doch unmöglich ernst gemeint haben.“ Nur ein leises Murmeln von Strify, als sie die Haustür aufschlossen, dennoch hatten es alle gehört. „Das dachte ich auch erst“, gab Yu zu und seufzte vernehmlich. „Aber vielleicht hat er Recht und das ist wirklich die einzige Lösung ...“ „Niemals!“ Strifys Aufschrei hallte laut im Treppenhaus wider. „Niemals ...“ Die anderen hielten es für besser zu schweigen, bis sie in der Wohnung waren. Shin war, nachdem die anderen zur Probe gegangen waren, auf seinem Bett eingeschlafen, tief und traumlos. Durch das leise Klimpern eines Schlüssels vor der Wohnungstür wurde er wieder wach und blinzelte in den Raum. Schon fast dunkel draußen. Kaum hörte er, wie die Tür geöffnet wurde, da näherten sich auch schon Schritte seinem Zimmer. „Shin?“ Strifys Stimme. Doch er wollte niemanden sehen, niemanden hören, gar nicht da sein. „Shin, alles ok?“, vernahm er aufs Neue die Stimme ihres Sängers, doch er antwortete nicht. „Vielleicht schläft er“, hörte er nun Luminor sagen, dann entfernten sich die Schritte wieder. Kiro sagte noch irgendetwas mit Wohnzimmer und besprechen, dann war es wieder ruhig und Shin schloss erneut die Augen. Seine Sachen waren mittlerweile getrocknet, auch sein Haar, von dem ihm eine unordentliche Strähne ins Gesicht hing. Er strich sie weg, doch dadurch, dass er so schief und krumm alles verschnitten hatte, sprang sie ihm immer wieder in die Stirn und stach in seine geschlossenen Lider. Seufzend drehte er sich auf die Seite. Er fühlte sich schwach und ausgelaugt, alles war ihm zuviel. Es war so viel passiert in der letzten Zeit, so viel Schmerz und Scham und Angst hatte er ertragen müssen, musste er noch immer ertragen und mit jedem Tag schien es schlimmer zu werden. Und es gab niemanden – niemanden mehr – der ihn festhalten konnte. An den er sich klammern konnte, wenn die Erinnerungen und die Panik über ihn hereinbrachen. Der Schmerz über Strifys Tat saß tief. Er hatte genau den wunden Punkt in Shin getroffen, die tiefe Wunde gefunden, die erst die Männer und dann der Arzt kurz zuvor in ihm geschlagen und wieder aufgerissen hatten. Shin fühlte sich hintergangen und benutzt, sein Vertrauen in Strify war vollkommen erschüttert. Er hatte Shins Situation ausgenutzt, als er sich nicht wehren konnte aufgrund der Droge, die ihn hart aber hilflos gemacht hatte. Strify hatte doch genau gewusst, dass Shin es nicht gekonnt hatte. Oft hatte er versucht, Strify zuliebe ein bisschen Nähe zuzulassen, hatte sich bemüht, nicht unter seiner Hand zusammenzuzucken, wenn er sanft seinen Körper streichelte, hatte sich immer wieder klarzumachen versucht, dass Strify ihm nichts Böses wollte, dass er nicht war wie diese Kerle, die ihn vergewaltigt hatten. Dass er ihn liebte. Und nun? Sollte er sich wirklich getäuscht haben?! Strify hatte doch immer Verständnis gezeigt. Hatte ihn festgehalten, wenn ihn die Erinnerungen wegzureißen drohten, hatte ihn nicht aufgehalten, wenn er allein sein wollte, hatte ihm immer wieder versichert, dass er ihn liebte. Und Shin wusste es doch auch. Er spürte es doch deutlich. Jedes Mal, wenn Strify verzweifelt vor seiner Tür stand und seinen Namen flüsterte, wenn der Ältere ihn fragte, was er machen wolle, um ihn abzulenken von seinen düsteren Gedanken oder wenn er einfach nur neben ihm im Bett lag und ihm half einzuschlafen. Hatte er ihm vielleicht wirklich nur helfen wollen? Shin erinnerte sich an die Schmerzen und die Anspannung, die seinen Körper fast gelähmt hatten, immer wieder war ihm schwindlig geworden und er wäre ein paar Mal gestürzt, hätte Strify ihn nicht festgehalten. Es hatte wehgetan, doch er hatte gehofft, dass es bald weggehen würde, wenn sie erst einmal wieder zu Hause gewesen wären. Doch stattdessen war es immer schlimmer geworden, mit jedem Schritt, den er sich abgequält hatte, hatte sein Körper nach Erlösung geschrien. Hatte Strify diesen Schrei gehört und einfach auf ihn reagiert, dort in der Seitengasse? Hatte er Shins Situation gar nicht ausgenutzt, sondern das einzig Richtige getan? Shin konnte sich nicht mehr an alles erinnern, nur dass ihm ständig Sterne vor den Augen getanzt hatten und irgendwann war all die Anspannung von ihm abgefallen und er war erschöpft in Strifys Arme gesunken. Er musste eingeschlafen sein. Seufzend drehte er sich auf seine andere Seite, an Schlaf war nun allerdings nicht mehr zu denken. Er hasste sich noch immer, sich und seinen schmutzigen Körper, noch immer nagte das Gefühl in ihm, er müsse sich um jeden Preis hässlich machen, damit so etwas nicht noch einmal passierte. Doch Strify hatte all der Dreck, der an und in ihm klebte, nicht gestört, er hatte ihn alles andere als sanft genommen, doch dass er es überhaupt getan hatte ... war ihm wirklich egal, dass diese Kerle ihn so sehr beschmutzt hatten? War er wirklich immer noch der Shin, den er liebte? Und dem er nie etwas Schlechtes wollte? Langsam öffnete er die Augen, setzte sich auf. Er musste mit ihm sprechen. So haltlos wie er sich fühlte, brauchte er einfach irgendetwas – oder irgendjemand – der ihn nahm, wie er war und ihm sagen konnte, dass alles wieder gut werden würde. Dass er da war. Und Strify ... war immer für ihn da gewesen. Mit einem leisen Klicken entriegelte er seine Tür und tapste auf den Gang. Er hatte sich andere – nicht zerschnittene – Klamotten angezogen, lauschte nun angestrengt auf die leisen Stimmen im Wohnzimmer. Luminor sagte irgendetwas, doch es war Shin unmöglich zu verstehen, worüber sie genau sprachen. Er nahm seinen Mut zusammen und trat in den Türrahmen. Kiro und Yu saßen mit dem Rücken zu ihm auf dem breiten Sofa, Strify hatte sich auf das kleine Sofa daneben niedergelassen, Luminor saß wie erwartet in seinem Sessel, hatte sich weiter vorgebeugt und sah Strify gerade eindringlich an, während Shin nur noch den letzten Rest seines Satzes mitbekam: „... er sein Trauma nie überwinden können!“ Strify nickte resigniert, dann wandte er den Blick ab – und seine Augen wurden groß, als er seinen Geliebten in der Tür stehen sah. „Shin!“ Sofort war er aufgesprungen, kam auf ihn zugelaufen, war jedoch unsicher, ob er ihn wirklich in die Arme nehmen und an sich drücken sollte. Würde er nicht zu weit damit gehen? Shin bemerkte die Unsicherheit in Strifys Augen, gab sich einen Ruck und flüsterte mit gesenktem Blick: „Halt mich fest.“ Sofort spürte er Strifys Arme um sich, die ihn sanft an den Älteren zogen und festhielten, sein Geliebter legte den Kopf an Shins Schulter und schloss die Augen, um die Tränen zurückzuhalten. „Es tut mir so leid, Shin.“ Seine Stimme klang brüchig, er fühlte, wie der Jüngere leicht den Kopf schüttelte. „Schon gut“, erwiderte dieser und war selbst überrascht, wie gefasst er klang. „Du wolltest mir helfen.“ Überrascht fuhr Strify auf, sah Shin einen Moment fassungslos in die Augen, doch als er darin die Bestätigung seiner Worte las, drückte er ihn wieder an sich, vergrub das Gesicht an dessen Hals. „Ich liebe dich!“ „Ich ... dich auch.“ Shin konnte die Erleichterung in den Gesichtern der anderen lesen, doch sie konnte nicht über den Ernst hinwegtäuschen, der sich über ihrer aller Züge gelegt hatte. Strify und er saßen auf ihrem angestammten Platz auf der kleinen Couch, Shin lag in den Armen des Älteren und blickte etwas verunsichert zu den anderen. „Was habt ihr denn alle?“, fragte er also vorsichtig, als Strifys Hand sanft sein Haar streichelte. Was auch immer die Antwort war, er wusste, Strify war an seiner Seite und würde ihn niemals loslassen. „Tilo hat vorhin mit uns gesprochen“, begann Luminor genauso ernst wie er schaute. „Es ging um dich, Shin.“ Irgendwie wurde ihm doch ein bisschen mulmig. „Und was hat er gesagt?“ Luminor antwortete nicht sofort und die anderen schienen beschlossen zu haben, ihm das Feld des Erklärens zu überlassen. „Shin, er hält es für besser, wenn ... wir dich in eine psychiatrische Klinik bringen.“ Kapitel 16 ~ Darüber hinwegkommen --------------------------------- Hallo ihr Lieben! Wie versprochen hier schon das nächste Kapitel ^^ Danke für eure Reviews ^______^ Kapitel 18 ist seit heute Früh auch fertig ........ ihr werdet mich ab dem nächsten Kapitel hassen xDD Aber nun erstmal Kapitel 16 ^^ Das nächste Kapi kommt dann wahrscheinlich am Dienstag ...... denke ich mir so ^^ ________________________________________________ Kapitel 16 ~ Darüber hinwegkommen „Was?!“ Shin stand das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. „Dort kann man dir viel besser helfen, die Fachkräfte dort sind speziell geschult und ...“ – „Nein!“ Shins panischer Aufschrei unterbrach den Keyboarder, als ihr Jüngster aufsprang und ihn anstarrte, als hätte er ihm eben sein Todesurteil verkündet. „Nein, niemals! Ich will da nicht hin!“ „Aber Shin, überleg doch mal“, begann nun auch Yu, der den Blonden wieder auf die Couch zurückdrückte. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird dich das immer weiter verfolgen ... zu einem anderen Psychologen wirst du ja jetzt sowieso nicht mehr gehen, das kann ich auch nachvollziehen. Aber in so einer Klinik können sie dir wirklich viel besser helfen als wir.“ „Nein, ich brauch das nicht!“, protestierte Shin, wollte wieder aufspringen, doch Strify hatte ihm einen Arm um die Hüften gelegt. „Shin, du musst doch aber darüber hinwegkommen.“ Kiro diesmal, auch er schaute Shin mit demselben Blick an wie Yu und Luminor. Sie alle waren anscheinend davon überzeugt, dass sie nichts tun konnten und diese Psychiatrie die einzige Möglichkeit war, um Shin noch zu retten. Sie würden ihn doch nicht wirklich wegschicken? Ihn allein lassen? Das konnten sie doch unmöglich ernst meinen! Aber Strify! Strify würde ihn doch niemals loslassen! Er liebte ihn doch und würde niemals zulassen, dass man sie beide trennte, dass er Shin nicht mehr festhalten und beschützen konnte! Er würde es doch niemals zulassen! Verzweifelt drehte sich Shin zu seinem Geliebten um, blickte ihm hilfesuchend in die Augen, seine Stimme zitterte. „Das kannst du nicht zulassen ...“ Strify konnte es nicht. Er konnte nicht sofort antworten. Und er konnte Shin nicht in die Augen sehen. Obwohl er ihn weiter festhielt, starrte er das Polster neben sich an, als er endlich Worte gefunden hatte. „Shin, ich weiß nicht, was ich noch tun kann. Immer wieder verletzt dich mein Verhalten und das will ich nicht. Shin, ich ... ich kann dir nicht helfen. Ich weiß einfach nicht wie. Aber ... die in der Klinik ... wissen es.“ Während der Sänger sich auf die Unterlippe biss, um nicht doch zu sagen, dass er das gar nicht ernst meinte und er immer an Shins Seite sein wollte, sprang ihr Jüngster nun doch auf. Das konnte nicht sein! Sogar Strify hatte dem anscheinend zugestimmt! Selbst Strify, von dem er bis gerade dachte, er würde niemals von Shins Seite weichen, er würde immer da sein, um ihn zu umarmen und mit ihm zusammen alles durchzustehen. Auch er stieß ihn von sich! In eine Psychiatrie sollte er! War er etwa krank?! Und wieso waren alle seine Freunde, wieso war sogar sein Geliebter dafür?! Mit Tränen in den Augen wandte er sich um, stürmte aus dem Wohnzimmer und warf die Tür hinter sich ins Schloss. „Das war nicht seine Zimmertür!“ Luminor hatte schnell geschaltet, war ebenfalls aufgesprungen und sah in den Flur. Shins Zimmertür offen, der Schlagzeuger weg. „Scheiße!“ Schon warf er sich seinen Mantel über, schlüpfte in seine schwarzen Halbschuhe. „Er ist abgehauen!“ Kiro und Yu waren sofort bei ihm, zogen sich ebenfalls ihre Jacken und Schuhe über, nur Strify blieb im Wohnzimmer sitzen und starrte dumpf auf den Teppich vor seinem Sofa. „Ich bleib hier, vielleicht kommt er zurück“, gab er auf Yus fragenden Blick zurück. Der Gitarrist nickte, schnappte sich den Wohnungsschlüssel und sein Handy und ging Luminor und Kiro nach, die schon die Wohnung verlassen hatten. Ein schrilles Klingeln. Strify schreckte aus seinen Gedanken auf, erhob sich fahrig und eilte zu seinem Handy, das im Flur in seiner Jackentasche vor sich hin schrie. Keine Nummer. Mit zitternden Fingern hob er ab. „Ja?“ – „Strify? Shin ist hier!“ – „Tilo?!“ Strify starrte perplex die Flurtapete an. „Ja. Er ist hier im Probenraum. Er spielt wie ein Wahnsinniger und schlägt auf seine Drums ein, als gäbe es kein Morgen mehr! Wenn er so weitermacht, bricht er mir gleich zusammen!“ „Da-dann halt ihn doch auf!“ Dem Sänger gefiel das ganz und gar nicht, aber besser Shin reagierte sich so ab, als dass er wieder eine Schere in die Hand bekam. „Ich hab’s versucht, er ignoriert mich vollkommen, ihm die Sticks wegzunehmen bringt auch nichts! Verdammt, jetzt kommt her und holt ihn ab!“ Ohne noch etwas zu erwidern legte Strify auf, schlüpfte in seine Schuhe und wählte Luminors Nummer, als er die Treppe hinunterstürzte. Als die vier die Tür zum Probenraum aufstießen, war es verdächtig still. Tilo stand gebeugt neben dem Schlagzeug, auf das ein vollkommen erschöpfter Shin gesunken war, strich dem Blonden vorsichtig über die Wange. Anscheinend versuchte er, ihn wach zu bekommen. „Shin ...“ Schon war Strify bei ihm und umarmte den bewusstlosen Jungen. „Er ist vor ein paar Minuten zusammengebrochen“, erklärte Tilo und trat ein Stück zurück, sodass Yu und Strify den Schlagzeuger hinter seinem Instrument hervorholen und auf die Couch legen konnten. „Er kam hier reingestürmt, hat sich hingesetzt und dann getrommelt wie ein Wahnsinniger, ich konnte ihn nicht aufhalten.“ „Schon ok, besser so, als wenn er seine Wut wieder mit einer Schere an sich selbst auslässt.“ Strifys Lächeln war so bitter, dass Tilo die Frage, was er denn meinte, sofort herunterschluckte. Man konnte deutlich sehen, was die anderen vor ein paar Stunden gemeint hatten, als sie sagten, dass das Fotoshooting unmöglich war. „Wir bringen ihn erstmal heim und dann sehen wir weiter“, erklärte Luminor, während Yu ihm half, Shin nach draußen zu bringen. „Konntet ihr schon mit ihm reden wegen der Klinik?“ „Deshalb, Tilo, war er überhaupt hier“, knurrte der Bassist und zog Strify, der wie eine Salzsäule im Raum stand, mit sich. „Oder hast du geglaubt, dass er jubelnd zustimmen wird?“ „Nein, natürlich nicht. Aber ihr müsst doch einsehen, dass das der einzige Weg ist, um ihm zu helfen.“ „Ja, wir schon“, gab Kiro nur leise zurück und auch Strify nickte zaghaft, als die beiden anderen ihn ansahen. „Aber Shin wird das nicht verstehen.“ Zu Hause angekommen, wollte Shin, der kurz nachdem ihn Yu und Luminor nach draußen gebracht hatten wieder aufgewacht war, schon wieder in sein Zimmer flüchten, doch Strify hielt ihn fest. „Lauf nicht weg, bitte. Lass uns reden.“ Shin wollte nicht reden. Er wollte auch nicht in der Nähe der anderen sein, die ihn in seinen Augen so verraten hatten. Ob sie ihn nur abschieben wollten in diese Klinik, weil sie seinen Anblick nicht mehr ertragen konnten? Oder weil sie es leid waren, dass sie sich so für ihn aufopfern mussten? Ob sie seiner in den letzten Wochen einfach überdrüssig geworden waren? „Ich will nicht reden“, gab Shin leise von sich, schüttelte Strifys Hand von seinem Arm. „Ich will gar nichts mehr. Lasst mich in Ruhe.“ „Aber Shin, bitte sieh doch ein, es gibt nur diesen einen Weg! Wir wollen dir doch nur helfen, dass du darüber hinwegkommst ...“, versuchte es der Sänger noch einmal, griff erneut nach Shins Hand, als dieser sich abgewendet und auf den Weg zu seinem Zimmer begeben hatte. Wieder schüttelte der Jüngere ihn ab. „Ihr wollt mich doch nur loswerden“, knurrte er leise. „Das stimmt nicht!“, ergriff diesmal Kiro das Wort, weil Strify einfach nur stumm im Flur stand und nichts von sich geben konnte. „Wir ...“ „Lasst mich in Ruhe.“ Damit schloss Shin die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel herum. Bloß gut, dass Yu eben hinter Strify getreten war, sodass er den Blonden auffangen konnte, als dessen Beine nachgaben und nur ein tonloses „Nein“ sich über seine Lippen stahl. Den Abend verbrachte Strify mit Selbstvorwürfen und Weinkrämpfen. Warum konnte er Shin nicht helfen? Sollte diese Klinik wirklich die einzige Hoffnung sein? Warum konnte er nicht diese Hoffnung sein, dieser Halt, den Shin brauchte und die Hand, die ihn aus seinem dunklen Loch zog? Warum? Erneut wies er sie alle ab, vergrub sich in seinem Zimmer, hatte das Vertrauen, was er gerade wieder gefasst hatte, sofort nach Luminors Eröffnung wieder verworfen. Strify wusste nicht mehr ein noch aus. Alles, was sie taten, schien falsch zu sein. Nun war er es selbst, der sich in Luminors Umarmung klammerte und seinen Tränen freien Lauf ließ, bis er irgendwann am Abend erschöpft einschlief und Luminor ihn ins Bett brachte. Doch auch den anderen dreien ging es nicht viel besser. Was sollte nun werden? Kapitel 17 ~ Der einzige Weg ---------------------------- Wie versprochen hier nun Kapitel 17 ^^ Was eure Hoffnungen anbelangt ... hmm .. lasst euch "überraschen" ;) Und sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt ....... ;) Kapitel 17 ~ Der einzige Weg In dieser Nacht plagten Shin Alpträume. Er sah sich inmitten seiner Freunde, Strify an seiner Seite, der ihm sanft durchs Haar strich. Von allen Seiten näherten sich plötzlich finstere Gestalten, von Schatten umwabert und bedrohlich, doch Shin konnte sie genau erkennen. Die Männer aus Hamburg und der Arzt. Mit zombiehaften Bewegungen kamen sie auf die fünf zu und in dem Moment, in dem Shin die Augen zusammenkniff und sich voller Panik an Strifys Brust drückte, spürte er einen groben Stoß und taumelte in die Arme einer der Männer. „Was..?“, fragte er tonlos, als er Strify anstarrte, der ihn von sich gestoßen hatte. Seine Mundwinkel umspielte ein seltsames Lächeln, in seinen Augen glaubte Shin so etwas wie Genervtheit zu lesen. „Shin, wir können dir nicht helfen. Ich bin es leid, dich ständig vor den Typen da zu retten, wenn sie dich Nacht für Nacht überfallen. Und die anderen haben auch keine Lust mehr, ständig deinen Anblick zu ertragen und jeden Tag aufs Neue daran erinnert zu werden, was dir angetan wurde. Doktor Astus wird dich zu seinen Kollegen in eine Klinik bringen, die können dir dann helfen.“ Angsterfüllt sah Shin zu seinem Geliebten, fühlte die starke Pranke, die ihn eisern in ihrem Griff hielt. „Aber Strify, das könnt ihr doch unmöglich ...“ – „Lass dir von denen helfen, Shin. Es gibt nur diesen einen Weg.“ Und damit rissen ihm die Kerle die Kleidung vom Leib und blutige Wunden, vergingen sich wieder und wieder an ihm, bis sie ihn, von Doktor Astus angeführt, in eine Klinik mit Gitterstäben an den Fenstern zerrten, in der ihn ein paar gierig schauende Weißkittel schon lechzend erwarteten. Schweißgebadet schreckte er auf, hatte sich durch seinen eigenen lauten Panikschrei geweckt. Zitternd strich er sich die Haare aus der Stirn, vergrub anschließend das Gesicht in den Händen und fühlte heiße Tränen über seine Finger laufen. „Ihr habt Recht ...“, schluchzte er, wischte sich fahrig über die Augen. „Es gibt nur diesen einen Weg, dem allem zu entkommen.“ Luminor hatte bisher grübelnd im Wohnzimmer gesessen, nun hatte er beschlossen, sich einen Tee zu machen. Gerade suchte er im Küchenschrank nach den Teebeuteln, als er ein Geräusch aus dem Flur vernahm. Es war doch mitten in der Nacht? Verwirrt schaute er sich um und blickte in Shins Gesicht, das ihm blass und erschrocken entgegenblickte. „Shin! Was machst du denn hier? Es ist mitten in der Nacht“, sagte der Schwarzhaarige und bedachte Shin mit einem prüfenden Blick. Irgendwie hatte er bei seinem Anblick kein gutes Gefühl. „Ich ... äh ... will mir nur schnell ein ... Glas Wasser holen“, gab der Jüngere als Antwort, ging schnellen Schrittes zum Waschbecken, nahm auf dem Weg dahin ein Glas aus dem Schrank und füllte es fast bis zum Rand mit Wasser. „Ok.“ Luminor hatte sich indes abgewandt und war endlich fündig geworden. Als er sich wieder umwandte, um Shin doch auf sein aufgelöstes Äußeres anzusprechen, fand er die Küche verlassen vor. Verwundert schaute er sich um, gewahrte das Wasserglas unberührt auf der Arbeitsfläche, direkt neben dem Messerblock. Was zum..? Luminors Augen waren für einen Sekundenbruchteil schreckgeweitet, dann stürmte er aus der Küche in den Flur. Im Messerblock fehlte ein Messer. „Shin? Shin, verdammt, mach die Tür auf!“ Er klopfte immer wieder gegen das Holz, doch keine Reaktion. Es blieb unheimlich still in der gesamten Wohnung. „Shin, mach keine Dummheiten! Komm schon, mach die Tür auf!“ Er versuchte es noch einmal, doch wieder nichts. Was nun?! Was, wenn sich seine Befürchtung bewahrheitete? Das durfte nicht passieren! Nein, Shin! Kurz entschlossen schoss er bei Yu ins Zimmer und rüttelte den Gitarristen wach. „Yu? Yu! Los, wach auf!“ Er schüttelte ihn ziemlich unsanft, doch das war ihm gerade herzlich egal. „Hrrrmmm, Lu, lass das, lass mich schlafen ... was ist denn los?“, nuschelte Yu verschlafen, setzte sich aber doch auf und rieb sich über die Augen. „Du musst Shins Tür aufbrechen, sofort!“ Der Ernst in Luminors Stimme ließ den Jüngeren sofort hellwach werden, auch im wenigen Licht, das vom Flur aus in sein Zimmer drang, konnte er genau erkennen, wie angespannt der Keyboarder war und mit was für einem Blick er ihn bedachte. Mit einem Satz war er aus dem Bett und folgte Luminor in den Flur. Er fragte erst gar nicht nach, was das alles sollte, sein Unterbewusstsein war ihm ohnehin einen Schritt voraus und ahnte, was hier los war. Der Gitarrist konnte sich nicht erinnern, jemals einen so panischen Blick an ihrem Ältesten gesehen zu haben. Als auf sein „Shin! Mach auf!“ nichts kam, warf er sich mit der Schulter an die Tür. Nichts, sie bewegte sich keinen Millimeter. Auch aus dem Inneren des Zimmers drang kein Geräusch. „Verdammt“, flüsterte Luminor neben ihm, doch so leicht gab Yu sich nicht geschlagen. Erneut warf er sich mit aller Kraft gegen das Holz, das ihm nur ein dumpfes „Rumms“ schenkte, aber dennoch nicht den Weg freigab. Yu betete, dass ihm die Tatsache zugute kommen würde, dass sie in einem Altbau lebten. Vielleicht gaben das Schloss oder das alte Holz des Türrahmens irgendwann nach. Durch den Krach geweckt standen auch Kiro und Strify kurze Zeit später verschlafen und verwirrt im Flur, doch ein Blick auf Luminor und Yus verzweifeltes Bemühen, die Zimmertür ihres Jüngsten durch körperliche Gewalt zu öffnen reichte, um ihnen klarzumachen, dass etwas nicht stimmte. Yus Schulter schmerzte, er war mittlerweile auf gezielte Tritte gegen die Tür umgestiegen, Strify klammerte sich angstvoll an Kiro, während Luminor immer wieder verhalten vor sich hinfluchte. Das durfte einfach nicht wahr sein! Plötzlich ging ein lautes Knacken und Knirschen durch das Holz des Türrahmens und das Schloss riss aus, als Yu ein weiteres Mal mit aller Kraft dagegen trat. Bevor ein anderer reagieren konnte, war Luminor durch die nun offene Tür ins dunkle Zimmer gestürmt und konnte in letzter Sekunde einen Aufschrei unterdrücken. Er hörte, wie die anderen ihm folgen wollten und alles, was ihm einfiel, war nur noch ein: „Lasst Strify nicht hier rein!“, dann beugte er sich mit zitternden Händen über Shin. Kiro schaltete am schnellsten und zog Strify an sich, als dieser hinter Luminor her ins Zimmer stürzen wollte, hielt ihn so gut es ging fest, da der Sänger sich nach Kräften wehrte. Yu hatte mittlerweile ebenfalls den Raum betreten. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entglitt ihm nur noch ein tonloses „Oh mein Gott“, dann schlug er die Hand vor den Mund. Kurzerhand stieß Strify dem Bassisten den Ellenbogen in den Bauch, sodass dieser keuchend seinen Griff lockern musste, dann befreite sich der Sänger schnurstracks und rannte in Shins Zimmer. Der Anblick ließ ihm den Atem stocken. Shin lag eingerollt auf dem Boden inmitten einer riesigen Blutlache. Seine Haut war fast weiß, seine Augen geschlossen, die Haare an manchen Stellen rostbraun, wo ihn das Blut bereits erreicht hatte. Seine Handgelenke waren übersäht mit sehr tiefen Schnitten. Neben ihm das blutverschmierte Küchenmesser. „Nein ... nein, Shin ...“ Strifys Stimme zitterte ebenso sehr wie sein Körper, erst jetzt bemerkten ihn Luminor und Yu, drehten sich entsetzt zu ihm um, als er auf Shin zuging. „Nein, Strify ... raus hier ...“, versuchte es Luminor noch einmal, doch der Sänger schob ihn mit ungeahnter Kraft zur Seite und ließ sich an seiner Stelle auf den Boden sinken, bettete vorsichtig Shins Kopf auf seinen Schoß und erschrak, wie kalt die Haut seines Geliebten sich schon anfühlte. „Nein ... Shin ... nicht ...“ Mehr brachte er nicht heraus, Tränen tropften auf Shins ruhiges Gesicht, über das er sich gebeugt hatte. Verzweifelt küsste er ihn, hoffte, er würde so die Augen aufschlagen und ihn umarmen, wie Strify ihn gerade umarmte, strich ihm mit entsetzlich zitternden Händen die blonden und rot verfärbten Haare aus dem Gesicht, doch Shin regte sich nicht. „Shin ... mach die Augen auf ... das ist alles nicht wahr, nein ... nein ...“ Strify versagte die Stimme, haltlos zitternd drückte er Shin an sich, reagierte nicht auf Luminor, der ihn aus dem Zimmer bringen wollte, nicht auf Yu, der ihn entsetzt an der Schulter rüttelte, selbst vollkommen aufgelöst war und auch nicht auf Kiro, der mit bebender Stimme gerade den Notarzt verständigt hatte. Dass er irgendwann bewusstlos wurde, merkte er gar nicht mehr. Kapitel 18 ~ Mein Platz – an Deiner Seite ----------------------------------------- Soooo .. hier nun wie versprochen das erstmal letzte vorgeschriebene Kapitel ...... das ist der aktuelle Stand der Fanfic und ich weiß leider noch nicht genau, wann ich weiterschreiben kann, da ich dieses WE in Leipzig bei meinem Engel *Hades wink* und danach net weiß, wie es auf Arbeit und überall wird (wahrscheinlich stressig >.<) Also hier nun erstmal Kapitel 18 - viel Spaß! Und keine Sorge, die Story ist noch nicht zu Ende - es wird noch schlimmer! :PPP ________________________________________________________________ Kapitel 18 ~ Mein Platz – an Deiner Seite Auf dem Friedhof waren zu dieser Uhrzeit nur wenige Menschen unterwegs. Die kleine Gruppe der Trauernden – Familie, Freunde, Manager – hatte sich vor der weißen Kapelle versammelt und wartete auf den Pfarrer. Shin hatte es nicht geschafft. Strify stand schweigend im Regen und starrte Löcher in den Boden. Die rote Rose hielt er so fest umklammert, dass sich ihre Dornen längst in seine Haut gebohrt und kleine blutende Wunden hinterlassen hatten. Er merkte es nicht einmal. „Strify, komm her, du erkältest dich noch!“, sagte Yu und hielt seinen Schirm über den Sänger. Doch der Blonde trat nur ungerührt einen Schritt zur Seite, stand so wieder im strömenden Regen. Dieses Spiel wiederholte sich noch zweimal, dann gab Yu auf und kehrte zu Kiro und Luminor zurück, hielt seinen Schirm wieder über sich selbst und sah besorgt zu ihrem Sänger hinüber, von dessen Haaren sich immer wieder dicke Tropfen lösten und über Strifys blasse Wangen rollten. „Das hat keinen Sinn, Yu. Hoffen wir einfach, dass er sich nicht auch noch was einfängt, so angeschlagen, wie er schon ist“, meinte Luminor leise und seufzte verhalten. Yu nickte nur resigniert, dann tauchte der Pfarrer auf und bedeutete ihnen allen, in die Kapelle zu gehen. Drinnen war es zwar warm und trocken, doch beim Anblick der aufgebahrten Urne wären die meisten am liebsten wieder hinaus in den Wolkenbruch geflüchtet – allen voran Strify. Nun war es endgültig. Alles, was von Shin übrig geblieben war, befand sich in diesem kleinen Gefäß, das mittig vor dem Altar neben einem Bild des fröhlichen Blonden stand. Luminor, Kiro und Yu hatten darauf bestanden, dass vier Sachen zusammen mit ihm verbrannt werden sollten: seine Drumsticks, ein Foto von Shinya, ein Foto der ganzen Band und eines, das ihn und Strify zeigte, wie sie nach einem Kuss glücklich in die Kamera lächelten. Die Trauerrede war bald vorüber. Immer wieder war der kleine Raum erfüllt vom Weinen der Angehörigen oder leise gemurmelten Worten des Trostes. Nun war es an jedem Einzelnen, allein oder zu zweit nach vorn zu treten, um sich zu verabschieden. Nachdem Luminor, Kiro und Yu gemeinsam mit Tränen in den Augen vorn gestanden und Abschied von ihrem Küken genommen hatten, war es an Strify, es ihnen gleichzutun. Doch als sich die drei umwandten, war der Blonde verschwunden. Draußen fanden sie ihn wieder. Er lehnte an der Kapellenwand im Regen und schien zu beobachten, wie die Tropfen in seiner Nähe immer größere Pfützen auf den schlammigen Wegen bildeten. Keiner seiner Freunde sagte ein Wort. Sie wussten auch so, dass Strify sich nicht von seinem Geliebten verabschieden konnte. Dass er nicht akzeptieren konnte, dass Shin wirklich tot war. Wegen ihm. Kurz nach Strifys Zusammenbruch war der Notarzt eingetroffen, hatte in Windeseile die Erstversorgung von Shin vorgenommen und ihn zusammen mit seinem Geliebten, der einfach nicht aufwachen wollte, ins Krankenhaus gebracht. Die anderen waren ihnen sofort gefolgt, doch als sie in der Klinik angekommen waren, hatte auf sie nur ein Schock gewartet: „Es war zu spät. Wir konnten nichts mehr für ihn tun.“ Keiner der drei hatte in diesem Moment begreifen können, was das hieß. Es war alles so unwirklich, so alptraumhaft gewesen. Das konnte doch nicht wahr sein, oder? Shin konnte nicht einfach gestorben sein. Nicht nach allem, was er schon durchgestanden, was sie alle erlebt hatten. Und nun, wo sie doch endlich kurz Hoffnung geschöpft hatten, nun sollte einfach alles vorbei sein? Das konnte nicht wahr sein ... nein, niemals. Shin konnte nicht einfach tot sein. Zu viel. Ein paar Schwestern hatten sich um sie gekümmert, nachdem diese die weißen Gesichter der jungen Männer bemerkt hatten. Auf die Kiros zittrige Frage hin, was mit Strify wäre, hatte eine der Schwestern nur geantwortet, er wäre noch nicht wieder bei Bewusstsein, hatte aber bejaht, als die drei unbedingt über Nacht in seiner Nähe hatten bleiben wollten. Als Strify am nächsten Morgen die Augen aufgeschlagen hatte, waren das erste, das er gesehen hatte, die ernsten und aufgelösten Gesichter seiner Freunde. Von Shin keine Spur. „Er hat es nicht geschafft, Strify“, hatte Luminor irgendwann leise gesagt und den Blonden sofort in die Arme gezogen, als diesen ein Weinkrampf übermannt hatte. Er hatte sich keine Mühe gegeben, das Schluchzen zu unterdrücken, hatte sich einfach nur an den Ältesten geklammert und seine Verzweiflung herausgeschrien. Auch den anderen hatten Tränen in den Augen gestanden – sie hatten selbst noch immer nicht ganz realisiert, was das bedeutete. Strify war vollkommen aufgelöst gewesen, hatte sich an Luminor geklammert wie ein Schiffbrüchiger an ein Stück Holz, den Kopf an dessen Schulter vergraben. „Das i-ist doch alles n...icht wahr! Sh-Shin kann ni-nicht tot sein ... Nein ... Das ist a-alles meine Schuld ... we-wenn ich nicht zu...gestimmt hätte, ihn in die K-Klinik zu bringen, dann ... dann ... er hätte m-mich geb...gebraucht und ich h-hab ihn von mir gestoßen!“ Strify hatte sich mit nichts beruhigen lassen, nichts auf der Welt hätte ihm ausreden können, dass Shins Tod nicht seine Schuld gewesen war, doch mit einem Mal war der Sänger verdächtig ruhig gewesen, hatte sich über die rot geschwollenen Augen gewischt und nur noch ein letztes Mal „Dass Shin tot ist, ist nur meine Schuld. Das kann ich mir nie verzeihen“ geflüstert. Dann – Stille. Es war das letzte Mal, dass Strify geweint und gesprochen hatte. Erst heute, am Tag von Shins Beerdigung, hatte man ihn aus dem Krankenhaus entlassen. Die Ärzte hatten ihn untersucht, doch nichts gefunden – zumindest nichts Körperliches, was verhindert hätte, dass Strify sprechen oder irgendwelche Emotionen zeigen konnte. Die Psychologen waren sich einig: es war wie eine psychische Barriere, die nur Strify allein überwinden konnte. Doch augenscheinlich ... wollte er nicht. Mittlerweile waren der Pfarrer und der Trauerzug am offenen Grab angekommen, an dessen oberen Ende ein weißer Marmorstein mit Shins bürgerlichen Namen, dem Namen, mit dem seine Freunde und Manager ihn immer gerufen hatten, und seinen Daten stand. Es war ein schlichter Stein mit schlichten schwarzen Lettern – wahrscheinlich hätte er Shin gefallen. Der Pfarrer sprach noch ein paar letzte Worte, dann trat jeder einzeln an das Grab, in das die Urne herabgelassen worden war, legte seinen Kranz ab und warf seine Blume und anschließend eine Handvoll Erde hinein. Asche zu Asche, Staub zu Staub. Luminor legte, als die Reihe an ihm war, den Kranz von ihnen allen auf die feuchte Erde, sodass die Schleife gut zu erkennen war: „Wir vermissen dich, Shin“ stand auf der einen Seite, auf der anderen „Escape to the Stars“ und ihre Namen. Strify stand lange vor dem Grab und blickte hinein. Stumm bewegten sich seine Lippen dabei und er schien tief in Gedanken versunken. Keiner sagte etwas. Sie alle wussten schließlich, dass die beiden zusammengewesen waren – und dass Strify weit davon entfernt war, Shins Tod überwunden zu haben. Sie gaben ihm alle Zeit, die er brauchte, selbst der Pfarrer schwieg und wartete ab. Irgendwann öffnete der Blonde die Hand, mit der er die einzelne rote Rose umklammert hatte. Langsam fiel sie hinab in die dunkle Erde, ein paar kleine Tropfen von Strifys Blut folgten ihr und benetzten neben den Regentropfen ihre Blütenblätter. Die Handvoll Erde sparte der Blonde aus. Wieder stand er reglos eine Zeitlang am Grab und blickte hinein, seine Lippen formten die stummen Worte, die sich seit Tagen in seinem Kopf festgesetzt hatten: „Ich liebe dich, Shin. Mein Platz ist an deiner Seite.“ Dann wandte er sich zum Gehen. Kapitel 19 ~ Kraft und Hilfe ---------------------------- Uff. Seit heute Morgen gegen 10 saß ich an diesem Kapitel, bin eben damit fertig geworden und ich hasse es ....... es ist nicht, wie es sein soll, ich hab's mir ein bisschen abgequält ._____. irgendwie ist alles in meinem Kopf ein bisschen konfus (aber es is auch verdammt schwer, zu schreiben, wenn nebenbei High School Musical 2 auf Pro7 läuft ^^*) Also ich kann das Kapi net leiden, ich hab's auch nicht noch mal gelesen, wer also Fehler findet, darf sie mir gerne mitteilen, das erleichtert die Nacharbeit. Viel Spaß ... PS: mir ist kein Titel eingefallen, aber titellos wollte ich es auch nicht lassen. Den Titel hasse ich also auch ;) _____________________________________________________________________ Kapitel 19 ~ Kraft und Hilfe Als Luminor die Tür aufschloss, verschwand Strify sofort. Die anderen drei mussten nicht fragen, wohin er geflüchtet war, sie wussten es auch so. Nachdem sie alle ihre Jacken und Schirme in Flur und Bad verteilt hatten, stellte Luminor Strifys Tasche vor dem Bett auf dem Boden ab. „Willst du hierbleiben?“, fragte der Schwarzhaarige und musterte den Jüngeren, wie er auf dem ordentlich gemachten Bett saß und vor sich auf den dunklen Boden starrte. Keine Reaktion. „Ok, dann bringe ich jetzt deine Sachen ins Bad und hole dir ein Handtuch und Kiro macht dir einen Tee, damit du dich nicht erkältest. Leg dich hin solange.“ Mit diesen Worten packte Luminor Strifys Tasche aus, sortierte unbenutzte Kleidung von benutzter und schleppte schließlich einen Wäschestapel zu dem großen Bastkorb im Bad. Dann griff er sich ein Handtuch, ging damit in die Küche, um den anderen beiden, die ohnehin gerade den Wasserkocher füllten, Bescheid zu geben, für Strify einen Tee zu machen. „Haben wir vor“, kam es nur von Yu zurück, der gerade nach dem Kamillentee suchte, während Kiro das Wasser aufsetzte. Luminor nickte nur, dann kehrte er zu Strify zurück. Dieser hatte sich in dieser Zeit nicht bewegt, Luminor bezweifelte, dass ihr Sänger überhaupt einmal geblinzelt hatte. Seufzend ließ er sich neben ihm nieder, trocknete die noch immer nassen Haare ab und versuchte ihn dann dazu zu bewegen, die feuchten Klamotten auszuziehen. „Wenn du dich erkältest, ist auch niemandem geholfen!“ Dennoch – keine Reaktion. Drang überhaupt ein Wort durch zu ihm? Kurzerhand nahm Luminor das Ganze selbst in die Hand und begann, Strify von seinen Sachen zu befreien. Erst die aufgeweichte Jacke, dann das schwarze Hemd, das schwarze T-Shirt. Der Blonde wehrte sich nicht, ließ die Prozedur einfach schweigend über sich ergehen und hielt still, als Luminor ihm noch mal mit dem Handtuch Haut und Haare abtrocknete, ihm anschließend ein langärmliges Pyjamaoberteil überzog. Da Strify im Schneidersitz auf dem Bett saß, gelang es dem Schwarzhaarigen natürlich nicht, ihm auch noch Schuhe und Hose auszuziehen. „Strify, bitte streck die Beine aus. Himmel, du kannst das doch alles selbst, lass dich nicht so hängen!“ Wieder keine Reaktion. Nicht einmal ein Zucken. Luminor atmete einmal tief durch, um nicht genervt die Augen zu verdrehen – schließlich konnte ihr Sänger kaum etwas dafür und um diese Apathie abzulegen, brauchte es sicherlich mehr als das. Also drehte der Ältere Strify so, dass er ihm Schuhe und Hose abstreifen konnte, zog ihm dann auch noch die Pyjamahose über und deckte ihn schließlich zu. Strify starrte an die Decke, sagte nichts und blieb einfach so liegen, wie Luminor ihn hingelegt hatte. Je länger der Ältere ihn betrachtete, desto schwerer fiel es ihm, die Tränen zurückzuhalten. Er konnte es kaum ertragen, seinen Engel so zu sehen, so leidend, so teilnahmslos, so völlig apathisch. Er hatte Angst um ihn, unbeschreiblich große Angst. Strify hatte abgenommen in den letzten Tagen – fast zwei Wochen –, seine Augen wirkten matt und stumpf, seine Haut fahl und grau. Wenn Luminor nicht gewusst hätte, dass er atmete, wenn er das nicht sehen würde, er hätte geglaubt, er hätte längst einen Geist vor sich und keinen lebenden Menschen. Mit leicht bebenden Fingern griff er nach Strifys Hand, die auf der Bettdecke ruhte und umschloss sie mit seiner. Sie war klamm und kühl, fast kalt. Der Blonde ließ es geschehen, brachte Luminor dazu, den Kopf zu senken und die Augen zu schließen, um die Tränen zurückzuhalten. Wie sollte es nur weitergehen? War das hier nun ihr Schicksal? Er kam nicht dazu, weiterzudenken, denn Kiro und Yu traten vorsichtig in den Raum, ein Tablett mit einer großen Kanne und vier Tassen tragend. „Schläft er?“ – „Nein, er ist wach“, erwiderte Luminor und gab sich keine Mühe, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. Kaum später hielt Yu ihm eine Tasse mit dampfendem Tee hin, um die der Älteste sofort seine Hände, die mittlerweile genauso klamm waren wie Strifys, schloss. Kiro indes hatte ihren Sänger aufgerichtet und flößte ihm nun ein bisschen der warmen Flüssigkeit ein. Strifys Blick klebte auf der Bettdecke. „Wir lassen dich jetzt ein bisschen schlafen, ja? Versuch dich zu erholen.“ Luminor erhob sich langsam, zog noch die Gardinen zu und folgte dann den anderen beiden aus dem Zimmer. Nach einem kurzen Umweg über die Küche fanden sie sich im Wohnzimmer ein, wo Yu mit einem „Ich brauch dringend Ablenkung“ den Fernseher anknipste und durch die Kanäle schaltete. Bei einer Stand Up Comedy Show, gegen die niemand etwas einzuwenden hatte, blieb er schließlich hängen und versuchte sich, genau wie Kiro und Luminor, auf diese zu konzentrieren und die düsteren Gedanken für eine – viel zu kurze – Weile zu vertreiben. „Meint ihr, es ist eine gute Idee, wenn er in Shins Zimmer bleibt?“ Kiros Stimme war unsicher. „Was sollen wir denn dagegen machen? Er wird sowieso nirgendwo anders hingehen“, gab Yu nur zurück, schwieg dann wieder, als Kiro resigniert genickt und ein „Wahrscheinlich hast du Recht“ gemurmelte hatte. Luminor war ohnehin in seine Gedanken versunken und bekam vom TV-Programm und der kurzen Unterhaltung gar nichts mit. Strify hatte sich aufgesetzt, fixierte die leichte Ausbeulung, die seine Knie unter der Bettdecke verursachten. Er konnte nicht schlafen, durfte es nicht. Im Traum würden ihn wieder diese Bilder überfallen, schreckliche Bilder, die nichts als Schmerz und Trauer für ihn bereithielten. Er wollte ihn nicht mehr vor sich sehen, die riesige Blutlache um ihn herum, sein fast weißes Gesicht, die tiefen Schnitte ... oder Bilder, wie sie ihn gewaltsam nahmen, wie dieser Arzt sich ihm aufdrängte, wie er selbst, Strify, alle Zweifel über Bord warf und ihn in dieser Seitenstraße nahm. Wie er sein „Ich hasse mich“ in den Raum schrie, sein verzweifeltes Schluchzen, die riesige Blutlache, sein fast weißes Gesicht, die ... Hilflos presste der Blonde die zu Fäusten geballten Hände auf seine Augen, konnte die Bilder so für ein paar Sekunden verdrängen. Er wollte nicht schlafen, wollte nicht von der Nacht träumen, in der Shin aufgegeben hatte. Irgendwie – egal, wie – musste er sich wach halten. Er quälte sich aus dem Bett, schob die Tür, die zwar repariert war, sich jedoch nicht mehr abschließen ließ, auf und schlich auf den Flur, dann in die Küche. Ein paar Minuten später saß er am Küchentisch, die nahezu randvolle Kaffeetasse vor sich fest umklammert. Er mochte Kaffee nicht sonderlich, vor allem nicht schwarz, aber das war die erste – und bisher einzige – Möglichkeit, die ihm eingefallen war. Als die anderen drei zwei Stunden später die Küche betraten, um das Abendessen vorzubereiten, staunten sie nicht schlecht, ihren Sänger am Tisch sitzend zu sehen, vor sich zwei leere und einen halbvollen Becher Kaffee. „Strify, was machst du denn?! Du solltest doch im Bett bleiben und dich ausruhen! Und was soll der ganze Kaffee?“ Natürlich rechnete Yu nicht mit einer Antwort, auch nicht damit, dass der Blonde seinen starren Blick von der Tischplatte hob. „Geh wieder ins Bett bis zum Abendessen“, versuchte es Luminor vorsichtig, doch erfolglos. Alles, was Strify tat, war ein Nippen an seiner Tasse. Beim Abendessen saß Strify einfach nur auf seinem Stuhl, rührte die Nudeln, die Kiro gekocht hatte nicht einmal an. Er leerte nur seinen Becher, machte sich noch einen Kaffee, ließ sich dann wieder auf seinen Platz fallen. Resigniert räumten die anderen drei irgendwann die Teller und Schüsseln weg, Strifys Portion landete im Kühlschrank – vielleicht würde er es später noch essen, dann würden sie es aufwärmen. Doch auch „später“ war Strify zu nichts zu bewegen, bis Luminor irgendwann darauf bestand, dass es besser für die Gesundheit des Jüngeren wäre, wenn er nun ins Bett ginge und sich endlich ausruhen würde. Rigoros griff er Strify am Arm, zog ihn hoch und in Shins Zimmer, wo er ihn ins Bett drückte und zudeckte. „Strify, du brauchst deinen Schlaf, sonst wirst du wirklich noch krank. Glaub mir, wir meinen das doch nur gut. Wenn du schon nichts essen willst, dann trink wenigstens noch einen Tee. Und schlaf endlich ein bisschen. Ich will nicht, dass du irgendwann umkippst.“ Der Blonde blieb liegen, schloss jedoch nicht die Augen, blickte Luminor nicht einmal an. Es war ihm egal, was der Älteste wollte und ob er seine Gesundheit aufs Spiel setzte, er würde nicht schlafen. Sobald alle im Bett waren, würde er sich in die Küche setzen und die Nacht damit zubringen, Kaffee zu trinken und die Sterne anzustarren. Die Sterne, zwischen denen Shin nun wohnte ... und wartete. Dass er umkippte, ließ nicht lange auf sich warten. Eine Woche später fand ihn Kiro eines Morgens bewusstlos im Flur, zusammengekrümmt, die Fingernägel noch in die Handflächen gegraben, ganz so, als hätte er gegen die Ohnmacht ankämpfen wollen. Doch er war zu schwach gewesen. Zusammen mit den anderen brachte Kiro ihn wieder in Shins Bett, blieb besorgt an seiner Seite, während Luminor mit einem Arzt telefonierte. Strify hatte so gut wie gar nichts gegessen in den letzten Tagen, war sichtlich abgemagert, seine Wangenknochen stachen schon unter der grauen Haut mit den dunklen Augenringen hervor. Alles, was er zu sich genommen hatte, waren Unmengen Kaffee und Energy Drinks gewesen, er hatte insgesamt vielleicht fünf Stunden geschlafen – in der ganzen letzten Woche. Jetzt hatte sein Körper die Notbremse gezogen, er war viel zu schwach geworden. „NEIN!“ Ein langgezogener Schrei – in seinen Gedanken. Über seine Lippen drang jedoch nicht einmal ein Wimmern, als der Arzt ihm die Spritze mit Beruhigungsmittel in den Arm jagte. Er starrte ihn an, wollte ihn anschreien, dass er keinesfalls schlafen dürfte, dass er sie nicht ertragen konnte, die Alpträume, die ihn seit Shins Selbstmord quälten. Doch es ging nicht. Wie seit Wochen schwieg er einfach, es gelang ihm nicht, irgendeine Gefühlsregung zu zeigen. Nur seine Hände waren verkrampft, hatten sich zu Fäusten geballt, die Fingernägel gruben sich tief in seine Haut, hinterließen teils blutige Spuren und konnten doch nicht verhindern, dass seine Augenlider zufielen, dass sein Geist in tiefschwarze Traumgefilde abdriftete. Eine Finsternis, in der er schon erwartet wurde. „Er muss schlafen, sonst macht er sich kaputt.“ Das waren die energischen Worte des Arztes, der kurz nach Luminors Anruf in der WG eingetroffen war. „Und er muss unbedingt mehr zu sich nehmen. Wenn er weiterhin nichts isst, wird sein Körper nicht nur immer schwächer werden, er wird wahrscheinlich auch eine krankhafte Störung davontragen.“ Ein Blick in die erschrockenen Gesichter der drei jungen Männer ließ den Arzt einen versöhnlicheren Ton anschlagen. „Geben Sie ihm diese Tabletten, dann wird er wenigstens schlafen. Und sorgen Sie dafür, dass er wieder etwas isst – wenn er nichts Festes will, dann geben Sie ihm Suppe, aber essen muss er, wenn er nicht wirklich ernsthafte Probleme bekommen will.“ „Die hat er doch schon“, murmelte Yu leise vor sich hin, das erboste „Yu!“ aus Luminors Richtung ließ ihn sofort zusammenfahren – anscheinend hatte er doch zu laut gesprochen. Geknickt senkte er den Kopf, ließ nur noch ein „Ich mach mir doch nur Sorgen“ vernehmen. „Das machen wir doch auch ...“, gab Luminor etwas ruhiger zurück, ließ sich dann in seinen Sessel sinken. Die vier hatten sich, nachdem Strify eingeschlafen und der Arzt ihn kurz, aber gründlich untersucht hatte, ins Wohnzimmer zurückgezogen. „Nach dem, was Sie mir erzählt haben, hat er völlig widersinnig gehandelt“, begann der Arzt nach einer Weile, in der alle geschwiegen hatten. „Er hat augenscheinlich krampfhaft versucht, sich wach zu halten, aber andererseits hat er seinen Körper so sehr geschwächt, dass es irgendwann dazu kommen musste, dass er vor Erschöpfung einfach nicht mehr kann. Sie sagten, dass ist seit dem Tod Ihres Freundes so?“ „Nun ja, so extrem eigentlich erst seit ... seit der Beerdigung“, sagte Kiro leise und versuchte, die Erinnerungen an diesen Tag nicht allzu lebendig werden zu lassen. „Ich empfehle Ihnen auf jeden Fall, einen Experten zu Rate zu ziehen. So, wie ich das beurteilen kann, hat er ein schweres psychisches Problem, das sich leider nicht von heute auf morgen lösen wird, selbst wenn er wieder zu Kräften kommt. Es ist wichtig, dass er das alles verarbeitet.“ Betretenes Schweigen. Ein Experte, das bedeutete, Strify ebenfalls zu einem Psychologen zu schicken. Würde das gut gehen? Nach allem, was mit Shin war? Würde es nicht alles noch schlimmer machen? Aber so, wie es jetzt war, konnte es doch auch unmöglich bleiben ... „Überstürzen Sie nichts, Sie sind ja selbst noch ganz mitgenommen“, fuhr der Arzt fort, erhob sich wieder vom Sofa, auf das er sich anfangs gesetzt hatte. „Aber glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass Ihr Freund dringend Hilfe braucht. Und dass Sie selbst vielleicht auch welche in Anspruch nehmen sollten, solange all diese Ereignisse nicht durchgestanden sind. Lassen Sie sich nicht zu viel Zeit.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich von den jungen Männern, ließ sie nachdenklich, ja, fast ängstlich zurück. Was nun? Hatten sie alle für das, was noch kommen sollte, überhaupt noch genug Kraft? Kapitel 20 ~ Rettung -------------------- AN: Bitte bitte bitte verzeiht mir!! Ich weiß, wie sehr ihr das nächste Kapitel herbeigesehnt habt und es tut mir unglaublich leid, dass ich euch so lange hab warten lassen. Ich habe viele viele Reaktionen bekommen auf Shins Tod und Strifys Apathie und etwa 100% von euch hatten wirklich Tränen in den Augen und haben so sehr mit Strify mitgelitten. Es tut mir unglaublich leid, dass ihr so lange mitleiden musstet, bis es nun endlich mal ein neues Kapi gibt ._______. gomen ne ;_____; Das Kapitel hier ist ziemlich ... äh ... schlecht, obwohl es meiner Meinung nach auch schöne Stellen hat (schön im Sinne von ganz gut ge-/beschrieben) ... Aber im Großen und Ganzen ist das nicht ganz exakt das, was ich wollte ... auch wenn es nun nen böseren Cliffhanger hat, als ich eigentlich beabsichtigt hatte. Mal sehen, ob der Cliffhanger vom nächsten Kapi a) noch böser oder b) eher erträglicher dadurch wird. Danke sehr für eure Treue und Geduld! PAIN ist bald zu Ende, ich plane noch 2 Kapitel (wenn es ein halbes mehr wird, ist mir sicher auch niemand böse), also seid ihr bald von meiner Folter erlöst ^^***** Aus den gegebenen Umständen (Luminor) möchte ich PAIN zu einem schnellen Abschluss bringen. Sooooo, das war ne ganze Menge Vorgelaber, gomen ne! .____. Here you go for PAIN Kapitel 20. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Kapitel 20 ~ Rettung Da lag er nun. Bleich und kalt in seinem eigenen Blut, der Blick verzerrt, die Hand ausgestreckt in seine Richtung. „Hilf mir!“ Ein leises, kraftloses Flehen. „Bitte, Strify, hilf mir ...“ Der Ältere stand vor ihm, keine drei Meter entfernt, wollte zu ihm laufen, ihn retten, die Blutung stoppen, doch – er konnte sich nicht bewegen. Hilflos streckte er die Hand aus, konnte den Blonden jedoch nicht erreichen, konnte nicht einmal etwas sagen, seine Kehle war wie zugeschnürt. „Bitte hilf mir doch, Strify“, wimmerte Shin immer wieder, sein verzweifelter Blick bohrte sich in den seines Geliebten. „Bitte ... ich brauche dich.“ Doch es ging nicht. So sehr Strify sich auch bemühte, er konnte sich nicht rühren, konnte Shin nicht erreichen. „Nein“, hallte es in seinem Kopf. Immer wieder „Nein, nein, nein!“ Seine Lippen jedoch verließ kein Ton. Einzig ein gequältes Aufschluchzen, als Shin vor ihm zusammenbrach, die Augen geschlossen, das Haar längst blutgetränkt. Er hatte es wieder nicht geschafft. In diesem Moment erfasste ein starker Sog Strifys Körper, riss ihn mit sich, weg von seinem Geliebten, zurück in die Wirklichkeit. Schweißgebadet schreckte er auf, setzte sich hin, schlug die Hände vors Gesicht. „Nein!“, wollte Strify schreien, laut und erlösend, einfach all seine Trauer, seine Wut auf sich selbst, seinen ganzen angestauten Schmerz, alles einfach herausbrüllen in diesem einen Wort: „NEIN!“ Seit Tagen jedoch, seit Wochen, konnte er sich nicht von dieser Last befreien, sein Mund blieb stumm, selbst wenn sein Innerstes fast barst. Immer wieder quälten ihn diese Alpträume. Träume, in denen er Shin unglaublich leiden sah und ihm einfach nicht helfen konnte. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte sich nie von der Stelle rühren, immer wieder musste er Shin im Stich lassen, musste mit ansehen, wie er vergewaltigt wurde, wie er verzweifelt nach ihm rief. Wie er starb. Nacht für Nacht – wenn es ihm nicht gelang, sich wach zu halten. Ein paar Mal hatte er versucht, sich den anderen verständlich zu machen, doch stets war er stumm geblieben. Irgendetwas in seinem Inneren verhinderte, dass seine Lippen Worte formten, dass er nach Hilfe rufen konnte, so wie Shin es in seinen Träumen tat. Irgendwann hatte er es aufgegeben, hatte sich eingeredet, dass die anderen ohnehin nach Shins Tod mit sich selbst und ihrer eigenen Trauer beschäftigt wären und er sich ihnen nicht auch noch zusätzlich aufhalsen wollte. Er bereitete ihnen ohnehin genug Sorgen, weil er sich so in sich vergrub, weil er kaum aß und schlief. Bevor er einen neuen Gedanken fassen konnte, öffnete sich plötzlich leise die Tür und Luminor steckte seinen Kopf in das abgedunkelte Zimmer. „Strify? Bist du wach?“, fragte er vorsichtig, um ihn im Zweifelsfall nicht aufzuwecken. Als er den Jüngeren allerdings im Bett sitzen sah, trat er ein und schloss die Tür hinter sich, kam dann langsam auf das Bett zu. Vorsichtig ließ er sich schließlich neben den Sänger sinken. „Wie geht es dir? Konntest du schlafen?“, begann der Schwarzhaarige, erwartete jedoch keine Antwort. „Natürlich konnte ich schlafen, der Arzt hat mir ja genug Beruhigungsmittel gespritzt!“, wollte Strify schreien, doch es gelang ihm nicht. Überraschend für Luminor und ihn selbst schaffte er jedoch ein Nicken. „Kommst du mit frühstücken? Yu war beim Bäcker, es gibt frische Brötchen und Schokocroissants. Du magst doch Schokocroissants?“ Aufmunternd lächelte Luminor den Blonden an, wurde allerdings sofort wieder ernst, als Strify leicht den Kopf schüttelte. „Hör zu, Strify. Du musst etwas essen. Es braucht nicht viel sein, aber so geht es nicht weiter. Shin hätte das auch nie gewollt.“ Erschrocken zuckte er zurück, als der Jüngere ihn anfunkelte und mit einem Mal ausholte. Sein kraftloser Schlag ging ins Leere, schweigend senkte er wieder den Blick und biss sich auf die Unterlippe. „Du weißt, dass es wahr ist. So hilfst du doch niemanden. Bitte zieh dir etwas über und komm in die Küche. Wir ... wir müssen außerdem etwas mit dir besprechen.“ Schon hatte Luminor sich erhoben und war auf dem Weg zur Tür, um Strifys fragendem Blick auszuweichen, den er ihm hinterher schickte. „Er kommt doch sowieso nicht“, seufzte Kiro, als sie auch nach zehn Minuten noch zu dritt in der Küche saßen. „Lu, wie soll das weitergehen? Es macht doch nicht nur ihn kaputt ... Ich kann das auch nicht mehr ertragen.“ Kiro schaute bei diesen Worten derart verzweifelt drein, dass Luminor einen Moment lang nichts erwidern konnte, Yu hatte sich ohnehin hinter seiner Kaffeetasse vergraben. „Ich weiß es nicht, Kleiner. Wirklich nicht. Aber ich glaube, dass der Arzt Recht hat. Er wird nie darüber hinweg kommen, wenn er sich nicht helfen lässt und endlich akzeptiert, dass er ohne Shin weiterleben muss.“ Der Schwarzhaarige stockte kurz bei seinen letzten Worten, dann senkte er den Blick auf das halbe Brötchen auf seinem Teller. „Dass wir alle ohne Shin weiterleben müssen“, fügte er leiser an und verbiss sich ein resigniertes Seufzen. Bevor er allerdings weiter sprechen oder einer der anderen beiden antworten konnte, zog Strify die Aufmerksamkeit der jungen Männer auf sich, als er plötzlich im Türrahmen erschien. Er war blass und müde, wankte sogar leicht, doch er betrat schließlich die Küche und ließ sich auf seinem Stuhl nieder. Schweigend warf er einen kurzen Blick in die Runde, blickte dann aber schnell wieder auf seinen leeren Teller. „Ich bin froh, dass du zum Frühstück gekommen bist.“ Luminor war der erste, der seine Sprache wieder gefunden hatte und sich an einem aufmunternden Lächeln versuchte. Die anderen beiden nickten zustimmend, Kiro reichte Strify nach einem Moment der Überraschung den Korb mit den Brötchen. Der Sänger blickte kurz auf, griff dann aber unsicher nach einem Schokocroissant, legte es auf seinem Teller ab. Doch anstatt es zu essen, starrte er es nur eine Weile an. „Strify, schau mich mal an.“ Luminors Stimme. Der Keyboarder beugte sich über den Tisch, legte den Zeigefinger unter Strifys Kinn und zwang ihn so sanft dazu, ihn anzusehen. Unsicher erwiderte der Blonde den Blick. „Du musst was essen. Nur ein paar Bissen. Aber so kann es wirklich nicht weitergehen, da wirst du mir sicherlich zustimmen. Es wird doch nichts besser dadurch, dass du nichts zu dir nimmst. Nichts wird besser, wenn du dich nun auch noch kaputt machst.“ Luminors Augen und das leichte Lächeln auf seinen Lippen waren traurig. So traurig, dass Strify sich selbst wenn er könnte nicht getraut hätte, etwas zu erwidern. Stattdessen senkte er nur wieder den Blick auf das Croissant. Er verspürte nicht den geringsten Hunger, ihm war vielmehr schlecht. Ein mulmiges Gefühl hatte sich in seinem Bauch eingenistet und schickte immer wieder Wellen von Übelkeit durch seinen Körper. Vielleicht hatte er das Beruhigungsmittel nicht vertragen? Oder war es der Alptraum? Eine geschlagene Minute starrte er das Essen auf seinem Teller an, als hätte er Angst, es würde eher ihn verschlingen als umgekehrt. Dann erhob er sich mit einem schnellen entschuldigenden Blick und wollte sich zurück in Shins Zimmer flüchten. „Warte.“ Yus Hand an seinem Handgelenk. „Bleib hier. Wir müssen mit dir reden. Setz dich wieder hin.“ Perplex über den todernsten Tonfall dachte Strify erst gar nicht an Widerstand, sondern ließ sich sofort wieder auf seinen Platz fallen. Das mulmige Gefühl in seinem Magen wurde ungleich stärker, während er den Gitarristen angstvoll ansah. Auch Kiro und Luminor blickten zu Yu, der anscheinend beschlossen hatte, es endlich auszusprechen. „Strify, wir haben gestern noch mit dem Arzt geredet. Er ist der Meinung, dass wir alle es nur schaffen können, wenn wir uns Hilfe suchen. Vor allem du. Sonst wirst du niemals darüber hinwegkommen und dich nur weiter kaputtmachen.“ Genauso ernst wie er gesprochen hatte, blickte er den Sänger nun an. Dieser starrte mit riesigen Augen zurück, konnte nicht glauben, was Yu gerade gesagt hatte. Dass er zunächst sie alle mit einbezogen hatte, als er davon sprach, Hilfe in Anspruch zu nehmen, ignorierte Strify unbewusst. Vor allem er. Er brauchte Hilfe, ja! Nein! SHIN! Shin brauchte Hilfe! Hätte sie gebraucht ... Nacht für Nacht flehte er Strify an, ihm zu helfen, doch er konnte nichts tun. Gar nichts ... Und nun sollte er sich helfen lassen? Durch einen Psychologen?! War es nicht letztendlich ein solches Angebot gewesen, das Shin den letzten Schritt hatte tun lassen? Und nun, nun sollte er, Strify, an Shins Stelle treten? Was sollte das bringen?! So ein Seelenklempner würde ihm nicht helfen können! Niemand konnte das! Weil sie alle Shin nicht mehr hatten retten können, ihn eher noch tiefer in seine Depressionen und Ängste gestürzt hatten, konnten sie auch Strify nicht helfen. Wie sollte Strify etwas helfen, das seinen Geliebten umgebracht hatte?! Tränen schossen ihm in die Augen, als erneut Shins lebloser Körper vor seinem inneren Auge auftauchte. Hektisch sprang er auf, ignorierte das gehörige Schwindelgefühl, das ihn sofort überfiel und rannte in Shins Zimmer, warf sich wieder aufs Bett, aus dem er wenige Minuten zuvor erst aufgestanden war. Heiße Tränen flossen über seine Wangen, immer wieder entwand sich seiner Kehle ein ersticktes Wimmern, während der Blonde das Kissen an sein Gesicht presste. Nein, er wollte keine Hilfe, er wollte nicht darüber hinwegkommen! Er wollte SHIN! Er wollte zu seinem Geliebten, den er so sehr im Stich gelassen hatte ... Keiner der anderen war ihm gefolgt. Insgeheim hatte jeder der drei mit solch einer Reaktion gerechnet und schon im Vorhinein beschlossen, dass es besser sein würde, wenn sie Strify in Ruhe einen Moment darüber nachdenken ließen. Etwas zu überstürzen oder gar zu erzwingen würde ohnehin nichts bringen, das Ganze eher noch verschlimmern. Hatte dieser Fehler doch erst vor so kurzer Zeit ein Menschenleben gekostet. Also blieben die drei in der Küche zurück und schwiegen. Nach einer Weile hatte sich Strify wieder beruhigt und wischte sich mit zitternden Fingern übers Gesicht. Er wollte nicht, dass man ihm half, darüber hinwegzukommen. Es wäre von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er wollte Shin einfach nicht loslassen, wollte ihn bei sich haben – und wenn es nur als Erinnerung wäre. Doch diese Alpträume ... waren sie nicht die Strafe für sein Versagen? Die Strafe, die er nun ertragen musste, weil er Shin in den Abgrund gestoßen hatte? Weil er selbst Schuld war daran, dass sein Geliebter nie wieder an seiner Seite sein würde? Als Strify sich bei diesen Gedanken wieder im Bett aufsetzte, fiel sein Blick auf das Nachttischchen am Kopfende. Neben einer Flasche Wasser lag eine große Packung Tabletten darauf, dahinter ein Abzug des Fotos von Shin und ihm, das zusammen mit seinem Geliebten verbrannt worden war. Was ...? Strify griff nach den Tabletten und versuchte, im dämmrigen Licht den Namen des Medikaments oder etwas anderes zu erkennen. Ein starkes Schlafmittel. War es Ironie des Schicksals, dass es genau vor dem Foto von ihm und seinem Geliebten gelegen hatte? Schließlich war der Schlaf die einzige Möglichkeit für Strify, Shin noch einmal zu begegnen. Auch wenn er jedes Mal Höllenqualen litt, so konnte er doch ... Strifys Hand schloss sich fester um die Packung. Er würde mehr Zeit bekommen, Shin vielleicht doch irgendwie zu helfen, wenn er länger schlafen und nicht sofort wieder aufschrecken würde. Vielleicht würde er ihn erreichen ...? Strify dachte einfach nicht weiter nach. Kurzerhand drückte er so viele Tabletten wie möglich aus der Aluminiumhülle und ließ sie in seine andere Hand fallen. Die Wasserflasche war schnell aufgeschraubt. Ein kurzer Blick zu ihrem Foto. „Ich rette dich, Shin. Warte auf mich.“ Dann würgte er die bitter schmeckenden Pillen mit ein paar Schlucken Wasser hinunter. Kapitel 21 ~ Such mich in Deinem Herzen --------------------------------------- Anm.: Aaaaaaaaaah!!! Oh mein Gott!!! Ich habe [PAIN] weitergeschrieben! Wie konnte das denn passieren?! x'D Nee, mal Spaß beiseite. Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass hier über VIER MONATE Funkstille war .___. Und das auch noch, nachdem ich sagte, ich wolle [PAIN] zu einem schnellen Abschluss bringen. Aber als ich heute im Garten saß, hatte ich genau die Eingebung, die mir gefehlt hat zum Schreiben. Also hab ich mein Motivationsfünkchen festgehalten, mit nach Hause geschleppt und mich sofort rangesetzt. Die Traumszene ist mir dann beim Schreiben so dazwischen gerutscht ^^* Dies ist das letzte [PAIN] Kapitel. Danach folgt nur noch der Epilog. Danke für eure Geduld und ich hoffe, ihr verzeiht mir vielleicht irgendwann ein bisschen ... Hier nun also Kapitel 21. ________________________________________________________________ Kapitel 21 ~ Such mich in Deinem Herzen „Ich finde, wir sollten mal nach ihm sehen und noch mal mit ihm reden. Schließlich muss er da ja nicht alleine durch, wenn er wirklich zu einem Psychologen geht. Ich würde ganz freiwillig mitkommen. Ich kann das Ganze nämlich auch nicht mehr ertragen.“ Kiro erhob sich nach diesen Worten und stellte seine Kaffeetasse in die Spüle. Schon vor einer halben Stunde hatten sie die Frühstücksutensilien weggeräumt und nur noch mit einem Kaffee oder Tee am Küchentisch gesessen. Hatten ein wenig geredet. „Ja, mach das“, erwiderte Luminor einsilbig, erhob sich jedoch auch. Allerdings nur, um das Fenster zu öffnen und seine Rauchutensilien vom Kühlschrank zu nehmen. Dann ließ er sich wieder auf den Platz neben Yu fallen und steckte sich schweigend eine Zigarette an. Der Schwarzhaarige ließ sich an die Rückenlehne sinken und nahm einen tiefen, beruhigenden Zug, schloss für eine Sekunde die Aug... „SCHEISSE!!“ Schon riss er sie wieder auf und fuhr wie elektrisiert von seinem Stuhl hoch. Yu neben ihm sprang im selben Moment auf und starrte den Größeren alarmiert an. Keinen Atemzug später stürzten die beiden aus der Küche und in Richtung von Shins ehemaligen Zimmer. „Kiro, was ...?“, setzte Yu an, verstummte allerdings sofort, als er an der Zimmertür ankam. Kiro krallte sich leichenblass in das Holz des Türrahmens und starrte ins Dunkel des Raumes, unfähig, sich auch nur einen Millimeter zu rühren. „Kiro, was ist los?“, fragte Luminor, der nur eine Sekunde nach Yu den Blonden erreichte und diesen nun vorsichtig an der Schulter berührte. „St-Strify, er ... er ist ...“ Weiter kam Kiro nicht, bevor er sich die Hände vors Gesicht schlug und herumwirbelte. Die anderen beiden schalteten schnell und stürzten in den abgedunkelten Raum. Das Bild, das sich ihnen bot, ließ sie im ersten Moment nach Luft schnappen: Strify lag reglos halb auf dem Bett, halb auf dem Boden, das Foto von Shin und ihm selbst war seiner Hand entglitten. Die leere Tablettenhülle lag zerdrückt auf dem Teppich. Strifys Brust hob und senkte sich nur noch unmerklich. Während Yu noch erschrocken vor sich hinstarrte, hatte Luminor die Situation erfasst und handelte. „Yu, schnell, hilf mir! Wir müssen ihn ins Bad bringen! Kiro, ruf einen Krankenwagen, los!“ Der Gitarrist tat sofort wie ihm geheißen und hob Strify vorsichtig vom Bett hoch, folgte Luminor, der in Richtung Badezimmer vorausgeeilt war. Einzig Kiro stand wie eine Salzsäule unverändert im Flur und starrte Strifys leblose Gestalt an wie einen Geist. Seine Lippen zitterten tonlos, sein Gesicht war aschfahl. „Kiro, jetzt ruf schon einen Notarzt!“, drängte der Älteste erneut, als Yu mit Strify im Bad ankam und der Angesprochene sich noch immer keinen Millimeter bewegt hatte. Luminor nahm den Bewusstlosen entgegen, legte ihm einen Arm um die Hüfte und klappte mit der freien Hand den Toilettendeckel auf. „Wir müssen ihn dazu bringen, sich zu übergeben. Wenn er die ganzen Tabletten wirklich genommen hat, hat er sonst keine Chance. Hilf mir, Yu, du bist kräftiger als ich.“ Der Schwarzhaarige nickte, kniete sich hinter Strify und legte fest die Arme um dessen Mitte. Dann drückte er solange kräftig zu, bis Strify sich ein paar Mal würgend erbrach. „Komm schon ...“, flüsterte Luminor vor sich hin, hielt dem Blonden die längeren Haare aus dem Gesicht. Ein leises Wimmern von der Tür aus ließ ihn aufschauen. Kiro stand im Türrahmen, eine Hand vor den Mund gepresst, den anderen Arm hatte er um seine Hüften geschlungen. Seine Wangen waren tränenüberströmt und er konnte nichts anderes tun, als fassungslos die Szenerie anzustarren, die sich vor seinen Augen abspielte. Irgendwann stahl sich ein tonloses Flüstern über seine Lippen und er hielt sich zitternd am Holz des Rahmens fest. „Ich halt das nicht mehr aus. Ich kann das nicht mehr.“ „Hast du einen Krankenwagen gerufen, Kiro?!“, fragte Luminor, doch der Jüngere war zu keiner Reaktion fähig. Als er nur weiterhin wimmernd in der Tür stand, sprang der Älteste mit einem „Yu, mach weiter!“ auf und war mit zwei schnellen Schritten bei Kiro. „Kiro, schau mich an! Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, die Nerven zu verlieren!“ Er packte den Kleineren bei den Schultern, übte Druck aus. „Aber ... Strify ist tot. Erst Shin und dann Strify. Ich kann niemanden mehr sterben sehen. Ich kann nicht mehr, Lu ...“ „Strify ist nicht tot, Kiro!“, fuhr der Keyboarder sein Gegenüber aufgebracht an. Auch seine Nerven lagen blank. „Er ist bewusstlos, er muss in ein Krankenhaus! Jetzt ruf den verdammten Notarzt! Sonst hat Strify keine Chance mehr!“ Kiro riss sich los, drehte sich von Luminor weg und versuchte seine Tränen in den Griff zu bekommen. „Es ist doch eh alles sinnlos“, murmelte er leise, schüttelte kraftlos den Kopf. Dem Ältesten reichte es. Er schob Kiro beiseite, rannte selbst in den Flur und wählte mit fliegenden Fingern den Notruf. Hastig beschrieb er dem Mann am anderen Ende, was vorgefallen war, gab ihm ihre Adresse, dann legte er auf und eilte ins Bad zurück. Dort erwartete ihn ein wenig verändertes Bild: Kiro stand noch immer reglos im Flur, Yu hatte gerade die Spülung betätigt und streckte sich nach einem Waschlappen, um Strifys Gesicht zu säubern. Luminor ging ihm zur Hand, anschließend verfrachteten sie den noch immer bewusstlosen Blonden ins Wohnzimmer auf die Couch. Kiro folgte ihnen langsam, ließ sich auf die kleine Couch fallen und fixierte irgendeinen Punkt weit hinter seinen drei Freunden. Yu beobachtete mit wachsender Verzweiflung, dass Strify kaum noch atmete, blickte unsicher Luminor an. „Wird er ... ich meine ... schafft er es?“ Luminor, der Strifys Hand in seiner barg und seine Finger prüfend auf dessen Pulsadern gelegt hatte, blickte auf. „Wir können nur hoffen.“ Als es an der Tür klingelte, war er der erste, der aufgesprungen und in den Flur geeilt war. Im Krankenhaus hatte man ihnen allen sofort ein Beruhigungsmittel gegeben. Seit einer halben Stunde saßen die drei in der Notaufnahme und warteten auf ein Zeichen. Hofften auf ein Wunder. Als weitere fünf Minuten vergangen waren, in denen sie alle Blickkontakt vermieden und geschwiegen hatten, erhob sich Luminor und ging zu Kiro hinüber, der ein paar Stühle entfernt saß. Bei ihm angekommen, ließ sich der Schwarzhaarige in die Hocke gleiten und griff nach Kiros Hand. „Geht’s wieder?“, fragte er vorsichtig. Der Angesprochene nickte zaghaft. „Ich mache dir keinen Vorwurf. Glaub mir, wir sind alle überfordert mit dieser Situation.“ Wieder nickte der Blonde und blickte unsicher auf Luminor herab, schwieg allerdings. Der Ältere erhob sich wieder, ließ sich auf dem Stuhl neben Kiro nieder, legte einen Arm um den schmalen Körper des anderen und zog ihn an sich. Liebevoll strich er dem Blonden durchs Haar und hielt ihn fest. Nach einer Sekunde der Überraschung drückte sich der Jüngere an Luminor, vergrub sein Gesicht an dessen Brust. Daraufhin erhob sich auch Yu, kam zu den beiden herüber und setzte sich an Kiros andere Seite. Seine Hand strich sanft über den Rücken des Blonden. „Ich hab Angst, dass wir Strify auch noch verlieren“, schluchzte Kiro nach einer Weile leise, fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Ich auch, Kleiner“, murmelte Yu, Luminor nickte nur als Antwort. „Ich ertrag das nicht mehr“, flüsterte der Blonde und versuchte gar nicht mehr, seine Verzweiflung zu verstecken. Der Blonde erwachte in völliger Finsternis. Es war eiskalt und windig, der Boden war hart. Wo bin ich?, fragte er sich in Gedanken, sah sich mehrmals um. Doch er konnte beim besten Willen nichts erkennen. „Hier bin ich. Hier. Hilfe!“ Erschrocken zuckte der schlanke Jugendliche zusammen, sah sich erneut um. Diese dünne Stimme war von links gekommen! Mit tastend nach vorn gestreckten Händen und ohne überhaupt zu überlegen, ging der Blonde voran. Mit jedem Schritt, den er tat, schien sich die Dunkelheit zurückzuziehen. Oder bildete er sich das nur ein? „Hilfe! Hier bin ich. Hier drüben.“ Der Jugendliche hielt inne, drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Es war keine Illusion gewesen, er konnte nun wirklich etwas nicht weit entfernt von sich ausmachen. Eine zierliche Gestalt kauerte mit dem Rücken zu ihm auf dem Boden, der aus schwarzem Wasser zu bestehen schien. Als der Blonde näher trat, erkannte er, dass es für Wasser zu zähflüssig war. „Hilfe!“ Nur noch zwei Schritte. „Ich bin hier! Ich helfe dir!“, rief der Blonde zu der Gestalt vor sich. Diese drehte sich um und nun sah der Jugendliche, dass es Shin war und dass er Tränen aus Blut weinte. Shin streckte die Hand aus und von seinen Handgelenken tropfte ebenfalls Blut. „Hilf mir!“ Der Blonde erschrak, stürzte jedoch im selben Moment vorwärts und ergriff Shins kalte, weiße Hand. Er zog ihn an sich, umarmte ihn verzweifelt. „Shin, du blutest! Wir müssen hier weg, du musst in ein Krankenhaus!“ Der Blonde spürte, wie Shin sich an ihn schmiegte, doch daraufhin leicht den Kopf schüttelte. „Es ist zu spät für mich. Es gibt nichts, das mich noch retten kann.“ „Nein! Nein, niemals! Ich lasse dich nicht sterben! Komm mit mir zurück! Ohne dich kann ich nicht leben!“, rief der Jugendliche hilflos, umarmte Shin fester. Er spürte, wie Shin mit einem Mal leicht lächelte. „Ich kann nicht. Für mich gibt es kein Zurück. Ich bin doch schon tot. Du musst ohne mich leben“, flüsterte er nahe am Ohr des Blonden, schloss dann die Augen. Längst hatte der schlanke junge Mann zu weinen begonnen, seine Finger in Shins Haar vergraben. „Es tut mir so leid! Das ist alles meine Schuld! Nur wegen mir ...“ „Ssschh!“, unterbrach ihn Shin und legte ihm seinen Zeigefinger auf die Lippen. „Nein, es ist nicht deine Schuld. Du wolltest doch nur mein Bestes. Du wolltest mir helfen. Ihr alle wolltet das. Aber für mich gab es keine Rettung mehr. Bitte gib dir nicht die Schuld daran, dass ich so schwach war. Ich bin so unendlich froh, dass ich dich noch einmal umarmen konnte.“ „Nein, Shin. Bitte sag so etwas nicht. Komm mit, wir müssen in ein Kr...“ „Bitte, küss mich noch ein letztes Mal.“ Shin drehte das Gesicht des Blonden zu sich, streifte leicht dessen Lippen mit seinen. Sofort zog der Blonde Shin an sich und schenkte ihm einen Kuss, dann noch einen und noch einen. Nie wieder wollte er sich von diesen Lippen lösen! „Du musst zurück. Geh. Ich muss auch endlich gehen.“ „Ich kann nicht. Ich lasse dich nicht alleine. Lass mich mit dir kommen!“ Verzweiflung spiegelte sich in den Augen des Blonden. Er wollte Shin nicht verlieren. Doch schon begann die Gestalt in den Armen des jungen Mannes zu verblassen. „Nein, Shin! Verlass mich nicht! Ich weiß nicht, wie es ohne dich weitergehen soll!“ Noch einmal beugte sich Shin zu seinem Geliebten, sein Kuss war wie der Hauch eines warmen Windes. „Wenn du mich suchst, such mich in deinem Herzen. Ich liebe dich. Doch du musst leben. Leb, Strify!“ Dann verschluckte ihn die Dunkelheit und der Blonde war allein. „Ich liebe dich auch“, flüsterte er in die Stille. Seine Hand glitt über seine Lippen, fühlte dem federleichten Kuss seines Geliebten nach. Er schloss die Augen, woraufhin die Dunkelheit auch ihn einhüllte und schließlich sein Bewusstsein mit sich riss. Schließlich, nach weiteren endlos scheinenden Minuten, öffnete sich die Tür zum Behandlungsraum und ein älterer Arzt mit graumeliertem Haar und scheinbar viel zu weitem Kittel trat auf die drei zu. „Wie geht es ihm?“ „Wir haben seinen Magen ausgepumpt und ihm eine Art Gegenmittel verabreicht. Er ist stabil, aber noch nicht bei Bewusstsein. Er hat eine sehr große Menge Schlaftabletten zu sich genommen, aber dank dessen, dass Sie so schnell gehandelt haben, ist nur ein Teil des Wirkstoffes bisher in den Blutkreislauf gelangt. Er wird es schaffen.“ Yu atmete erleichtert auf. „Dürfen wir zu ihm?“ „Ja, aber nur kurz. Wahrscheinlich wird er morgen wieder aufwachen. Dann wäre es gut, wenn Sie bei ihm wären.“ „Wir werden da sein. Danke, Doktor“, antwortete Luminor und erhob sich mit Kiro zusammen. Auch Yu folgte den beiden schnell, nachdem der Doktor ihnen die Zimmernummer von Strify genannt hatte. Der Sänger war noch immer leichenblass, doch seine Brust hob und senkte sich schon merklicher. Sein Gesichtsausdruck war friedlich. Eine Weile betrachteten die drei Strify, dann verließen sie leise wieder das Zimmer und machten sich schweigend auf den Heimweg. „Hoffen wir, dass Strify sich wieder fängt“, sagte Yu, als er die Wohnungstür hinter sich schloss. „Wir müssen einfach zusammenhalten und gegenseitig Kraft spenden“, murmelte Luminor, verschwand in der Küche und setzte Teewasser auf. „Und wir müssen uns endlich Hilfe holen, wenn wir nicht alle daran zerbrechen wollen.“ Yu und Kiro, die ihm gefolgt waren, nickten einvernehmlich. „Das ist zu groß für uns. Wir schaffen das nicht allein“, erwiderte der Blonde und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Kaum saß er, verwuschelte Yu grinsend sein Haar. „Für dich ist alles zu groß, Kleiner!“ Sofort wurde er aber wieder ernst und nahm ebenfalls Platz. „Aber du hast Recht. Wir müssen uns Hilfe holen. Dann wird auch alles wieder gut.“ „Hoffentlich“, war alles, was die anderen beiden darauf zu antworten wussten. Epilog: Epilog -------------- Fast ein Jahr später. Seit Tagen kam zum ersten Mal die Sonne hinter den dicken schweren Regenwolken hervor. Die Grashalme an den Wegrändern glänzten noch nass, in kleinen Tropfen an ihren Spitzen brach sich das Sonnenlicht. Strify stand mit einer Rose in der Hand vor dem Stein. Seine Freunde warteten ein paar Meter entfernt auf dem Hauptweg. Es war Monate her, dass Strify aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Er hatte eingesehen, dass er Hilfe brauchte, um seinen Schmerz über Shins Verlust zu überwinden. Zusammen mit den anderen hatte er eine halbe Ewigkeit damit verbracht, zweimal die Woche zu einem Psychologen zu gehen und mit ihm über all die Dinge, die in letzter Zeit passiert waren, zu sprechen. Erst wollte er es sich nicht eingestehen, doch es tat ihm gut. Es ging voran. Seine Freunde unterstützten ihn, wo sie konnten und auch sie kamen langsam mit professioneller Hilfe über Shins Tod und all die schrecklichen Ereignisse hinweg. Mit den ersten Sonnenstrahlen des nahenden Frühlings konnte Strify das erste Mal nach Shins Tod wieder lächeln. Und nicht nur seinen Freunden fiel dabei ein Stein vom Herzen. Und nun standen sie gemeinsam an Shins Grab und blickten auf die schwarze Inschrift in dem weißen Marmor. Noch immer konnten sie es nicht wirklich begreifen, dass ihr Küken nie wieder mit ihnen lachen, weinen oder seine Scherze machen würde. Dass er Strify nie wieder zärtlich berühren würde. Der Sänger seufzte und schloss die Augen, doch er konnte nicht verhindern, dass eine Träne über seine Wange lief. Energisch wischte er sie weg – er wollte nicht vor Shin weinen! Sorgsam entfernte er die alten Blumen aus der Vase, stellte anschließend seine Rose hinein und hockte sich vor das Grab. Er entzündete das Grablicht, das er mitgebracht hatte, starrte eine Weile in die tanzende Flamme. „Jetzt ist es genau ein Jahr her“, murmelte der Blonde und strich über den kalten Stein. „Ich vermisse dich so sehr.“ Trotz dessen, dass er nun endlich mit Shins Tod umzugehen gelernt hatte, änderte sich nichts daran, dass sein Geliebter ihm fehlte. Schrecklich fehlte. Sein Herz trug ein großes Loch, seit er allein sein Leben bestreiten musste. Nicht ganz allein. Das Klicken von Luminors Feuerzeug rief Strify ins Bewusstsein zurück, dass er immer noch seine besten Freunde hatte. Dass er nicht einsam war. „Ich hoffe, du hast deinen Frieden gefunden, dort, wo du jetzt bist.“ Strify strich sich erneut eine Träne aus dem Augenwinkel. Atmete einmal tief durch. „Du wirst immer in meinem Herzen sein. Ich liebe dich, Shin. Ob du nun hier bist oder zwischen den Sternen, ich liebe dich – bis in alle Ewigkeit.“ Strify drückte einen Kuss auf seine Fingerspitzen, dann legte er sie auf den Stein. Langsam erhob er sich, drehte sich zu seinen Freunden um. „Lasst uns nach Hause gehen.“ Die anderen drei nickten und sie machten sich auf den Weg. Am Friedhofstor drehte sich Strify noch einmal um, blickte zu Shins Grab zurück. „Bis bald, mein Engel.“ Der warme Windhauch, der mit seinem Haar spielte, ließ ihn lächeln. ------------------------------------------------------------------------------------ AN: Unglaublich. Jetzt folgt der Satz, den ich über die Monate hinweg gleichermaßen erhofft und gefürchtet habe: [PAIN] ist zu Ende. Diese Geschichte begleitete mich seit dem 3. Januar 2008, also nun anderthalb Jahre. Rechne ich [SHY] noch dazu, komme ich mit dem Plot auf neunzehneinhalb Monate. Wow. Und ich bin froh, dass ich sie nun in den Ordner meiner abgeschlossenen Geschichten verschieben kann. Ich möchte mich bei allen, die mich über die ganze Zeit hinweg begleitet haben, ganz herzlich bedanken. Meine treuen Leser, die mich immer wieder aufgebaut und zum Weiterschreiben ermutigt haben mit ihren zahlreichen und so positiven Reviews. Aber auch meine stummen Leser weiß ich zu schätzen - immerhin habt ihr [PAIN] gelesen und ich danke euch dafür. Es war eine schöne und turbulente Zeit mit [PAIN] und die Geschichte wird mir fehlen. Ihr werdet mir fehlen. Danke, dass ihr all meine schreiberischen Kapriolen mitgemacht habt, dass ihr mitgelitten und mitgelacht habt und nicht müde geworden seid - obwohl es immer so lange Wartezeiten gabt - diese Geschichte doch bis zum Ende zu verfolgen. Irgendwie kann ich gar nicht glauben, dass [PAIN] nun wirklich zu Ende ist. Aber ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen. In einer meiner Geschichten, in einer eurer Geschichten, in den unendlichen Weiten des Internets. Danke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)