pain von SaKi_612 ([ PAIN ]) ================================================================================ Kapitel 9 ~ Nicht allein ------------------------ AN: Sooo, dann geht es jetzt mal weiter ^^ Irgendwie entwickelt sich das nun so, dass ich nur noch Sonntag Vormittag zum Schreiben fähig bin ... die letzten drei-vier Wochen war es jedenfalls so ... Viel Spaß nun mit diesem Kapitel, es ist nicht mehr ganz so düster ... Danke für die 57 Reviews ^^ Ich freue mich tierisch über das positive Feedback, auch wenn ich nicht zu jedem persönlich schreibe. Es bedeutet mir wirklich viel und ich wollte mich einfach auf diesem Wege bedanken! _______________________________________________________________________________ Kapitel 9 ~ Nicht allein (02.03.08) Shin erwachte durch ein leichtes Rütteln an seiner Schulter. „Wach auf, Shin ...“, drang Luminors gedämpfte Stimme an sein Ohr. Murrend öffnete der Jüngste einen Spalt die Augen und ... konnte im letzten Moment einen erschrockenen Aufschrei unterdrücken. „Str-Strify ...?!“, brachte er keuchend hervor und drückte sich an die Sofalehne. Sein Geliebter hockte vor der Couch auf dem Boden, hatte seinen Kopf genau vor Shins Gesicht aufs Polster gebettet und schien in einen tiefen Schlaf versunken. „Sei leise, ja? Er konnte wahrscheinlich die ganze Nacht nicht schlafen und ist jetzt einfach erschöpft.“ Shin nickte zaghaft. Strify sah wirklich blass aus und leichte Schatten hatten sich unter seine geschwollenen Augen gelegt. Doch was machte er, Shin, eigentlich hier? Wieso schlief er auf dem Sofa im Wohnzimmer und warum war Strify an seiner Seite? Wie spät war es eigentlich? Verwirrt blickte er Luminor an. „Was mach ich hier eigentlich? Und warum weckst du mich? Es ist doch noch dunkel ...“, fragte er leise und ließ sich langsam vom Sofa gleiten, darauf bedacht, seinen Geliebten nicht aufzuwecken. „Als du gestern im Flur fast umgekippt und dann einfach eingeschlafen bist, haben wir entschieden, dich nicht mehr allein in deinem Bett schlafen zu lassen ... Wir haben dich ins Wohnzimmer gebracht und auf dich aufgepasst. Als es immer später wurde und du dich immer wieder hin und hergewälzt hast, hat Strify gesagt, er würde die Nacht über auf dich Acht geben und dir helfen, falls du wieder Alpträume bekommst. Er hat bestimmt kein Auge zu getan ... so ist er eben.“ Shin nickte wieder leicht, erhob sich schließlich ganz und sah immer noch verwirrt zu dem Schwarzhaarigen auf. „Und geweckt hab ich dich, weil wir unbedingt noch einmal zu diesem Arzt von gestern müssen. Erinnerst du dich?“ Der Jüngere verzog das Gesicht und ließ nur ein fast tonloses „Mh ...“ über seine Lippen gleiten. „Und Strify?“, fragte er nach einer Weile, in der sie in den Flur getreten waren und Shin nun einen Blick ins Wohnzimmer zurückwarf. „Es ist besser, wir lassen ihn erst einmal schlafen. Dann macht er uns zwar wieder eine Szene, wenn wir zurück sind, aber das ist besser, als wenn er uns unterwegs einfach vom Fleck weg einschläft und mitten auf der Straße umfällt.“ „Mh, wenn du meinst ...“, gab Shin leise zurück, blickte noch einmal skeptisch zu seinem Geliebten, wandte sich dann jedoch wieder Luminor zu, als dieser vor dem Bad stehen blieb. „Geh duschen, ich bin in der Küche, falls was ist. Hast du großen Hunger?“ „Eigentlich hab ich gar keinen Hunger ...“, erwiderte Shin kleinlaut und machte sich auf in Richtung Badezimmer. „Gestern hast du den ganzen Tag nichts gegessen, nur ein paar aufgeweichte Müsliflocken zum Frühstück. Da wirst du wohl jetzt nicht drum herum kommen, Shin. Ohne Frühstück lass ich dich jedenfalls nicht aus dem Haus.“ Luminors Tonfall duldete keinen Widerspruch, was den Jüngeren leise aufseufzen und dann leicht nicken ließ. „Ok, kann ich ein Brötchen haben?“, resignierte Shin und verschwand halb im Bad. „Und Tee?“ „Meinetwegen ...“ Dann schloss er die Tür. Gute zwanzig Minuten später erschien Shin im Türrahmen zur Küche. Er war zwar ziemlich blass, bot aber sonst eine fast normale Erscheinung. Doch sie wussten alle, dass die Wunden unter der modischen Kleidung noch nicht verheilt waren ... von den Wunden auf seiner Seele ganz zu schweigen. Dennoch lächelte Luminor leicht, bedeutete Shin, sich hinzusetzen und reichte ihm ein Brötchen, als der Blonde seiner Aufforderung nachkam. Lustlos nahm Shin es an sich, schnitt es auf und belegte es mit dem, was da war. Während er den dampfenden Tee vor sich musterte, kaute er widerwillig auf seinem Frühstück herum und versank einfach schweigend in seine Gedanken. Kaum waren die beiden jungen Männer im Flur, um ihre Jacken und Schuhe anzuziehen, als aus der Wohnstube ein erschrockenes „Shin!“ erklang. Keine fünf Sekunden später stürmte Strify in den Flur und starrte die beiden mit einer Mischung aus Verärgerung und Fassungslosigkeit an. „Wo wollt ihr schon wieder hin?!“ „Noch mal zum Arzt, wir müssen doch noch einen Termin ausmachen“, antwortete Luminor ruhig, hatte er mit solch einer Szene doch gerechnet. Allerdings erst, wenn sie wieder nach Hause gekommen wären. „Das hab ich euch doch gestern erzählt.“ Während Strify aufgebracht irgendetwas zeterte, drang die Bedeutung von Luminors letzten Worten erst ganz langsam zu Shin durch. „Das hab ich euch doch gestern erzählt ...“ – Was hatte der Älteste ihnen alles erzählt? Wussten sie gar alle nun, dass ...? Erschrocken über diesen Gedanken schüttelte Shin heftig den Kopf und kniff die Augen zusammen. Das konnte doch nicht wahr sein! Niemals! Luminor, der eben etwas auf Strifys Vorwürfe erwidern wollte, drehte sich abrupt zu ihrem Jüngsten um, als dieser sich an die Wand drückte und sich ein „Nein ...“ über seine Lippen stahl. „Shin, was hast du?“, kam es fast gleichzeitig von den beiden anderen, Strifys Wut hatte sich verflüchtigt und einer tiefen Sorge Platz gemacht. Der Angesprochene antwortete zunächst nicht, hob erst den Kopf, als ihn eine Hand an der zitternden Schulter berührte. „Was ... was hast du ihnen alles erzählt?“, fragte er aufgelöst, seine Stimme war zu einem heiseren Flüstern zusammengeschmolzen. Luminor seufzte verhalten – er hatte das erwartet. „Bitte sei mir nicht böse, Shin“, begann er, löste nicht die Hand von dessen Schulter. „Ich habe den anderen erzählt, was der Arzt über dich gesagt hat. Aber nur, damit wir dir helfen können. Und wir wollen dir alle wirklich von Herzen helfen ...“ Er sah ihrem Jüngsten, der kurz davor stand, in Tränen auszubrechen, fest in die Augen. „Du hättest sicher von dir aus nichts gesagt ...“, fuhr er leise fort. „Und wenn ich ganz ehrlich bin“ – er wandte den Blick ab und starrte auf die Wand – „war mir diese Bürde alleine ... einfach zu schwer ...“ Strify zog verhalten die Luft ein, Shin sah Luminor einfach nur mit einem undefinierbaren Blick an. Hinter seiner Stirn tobte ein wahrer Sturm aus Gedanken, die er alle nicht richtig zu fassen bekam. Nur ab und an konnte er einen erwischen. Alle wissen es nun! – Scham, Angst. Aber sie wollen dir helfen! – Unsicherheit, Hoffnung. Vielleicht wenden sie sich doch ab! – Angst, Unsicherheit. Er hat dich hintergangen! – Unverständnis, Wut. Doch jetzt können alle dich unterstützen! – ... „Werdet ihr das?“ Kaum mehr ein Flüstern. „Was?“, gab Luminor verwirrt zurück. „Werdet ihr ... mir helfen?“ Seine Stimme zitterte, Shin kämpfte noch immer mit den Tränen. „Aber Shin ... Natürlich!“ Strify stand nun direkt vor ihm und legte seine Hand vorsichtig an die Wange seines Geliebten. Dass dieser kurz zusammenzuckte, entging ihm nicht, doch er beließ seine Hand an dieser Stelle. Eine Weile schwiegen alle drei einfach. Dann blickte Strify Luminor fest in die Augen. „Ich komme mit.“ Schon hatte er sich seine Lieblingsjacke geschnappt und zog sie an. „Aber du ...“, setzte der Schwarzhaarige an, wurde jedoch sofort von dem Sänger unterbrochen. „Ich kann selbst entscheiden, was ich tue. Und noch mal gehst du mir nicht alleine mit Shin zu diesem Doc. Schließlich liebe ich Shin!“ Ein kurzes, unterdrücktes Schluchzen ließ Strify herumfahren. Bei den letzten Worten des Sängers hatte sich doch eine Träne aus Shins Augen gestohlen und rollte nun über seine Wange. „He-hey! Kein Grund, zu weinen!“, rief Strify verzweifelt und wollte Shin schon aus Gewohnheit in seine Arme ziehen, als dieser einen Schritt zurück wich und leicht den Kopf schüttelte. „Es ist nichts“, brachte er hervor und fuhr sich schnell über die leicht geröteten Augen. „Das macht mich gerade nur so ... glücklich ...“ In der Bahn schlief Strify mit dem Kopf an die kühle Scheibe gelehnt. Deutlich sah man ihm an, dass er in der letzten Nacht kein Auge zugetan haben konnte. Ungewohnt zerknittert waren seine Sachen, nur die nötigste Schminke hatte er – ebenso notdürftig – aufgelegt, die Haare einfach nur gekämmt und unter einer Schirmmütze verborgen. Die Schatten unter seinen Augen waren dunkler geworden – oder sein Gesicht hatte nur noch ein wenig mehr seiner Farbe verloren. Seufzend blickte Shin an ihm vorbei aus dem Fenster. Luminor saß neben ihm und hing ebenfalls seinen Gedanken nach, während draußen die Sonne langsam den Horizont erklomm. „Der Zeitplan ist ganz schön straff, hm?“, meinte Strify gerade, als er sich die Schuhe auszog und achtlos vor die Flurgarderobe warf. Yu würde sich wieder aufregen über die Unordnung, aber das war dem Sänger gerade herzlich egal. Shin nickte nur leicht und folgte Luminor, der schon in die Küche verschwunden war, um Kaffee zu kochen. „Heute haben wir ja erstmal noch frei und morgen nur ein Meeting mit Tilo und Eric und eine Bandprobe. Wir kriegen das mit Shins Arztterminen in der nächsten Zeit schon vereinbart“, erwiderte Luminor und öffnete das große Küchenfenster, um ein wenig frische Luft und Licht hereinzulassen. Shin ließ sich seufzend auf einen Küchenstuhl fallen. „Ich will da nicht hin ...“, gab er leise von sich und fixierte die Tischplatte. „Sonnenschein ...“, begann Strify sanft und strich ihm übers Haar, ließ sich dann neben ihm nieder. „Du hast doch vorhin gehört, was der Arzt gesagt hat. Wenn du darüber hinweg kommen willst, musst du zu diesem Doc – ach, wie auch immer der jetzt hieß – gehen.“ „Aber ich hab doch euch ...“, widersprach Shin kleinlaut und blickte seine beiden Bandkollegen an. „Und wir sind doch auch für dich da, Shin“, versicherte ihm Luminor schnell und setzte sich ebenfalls. „Aber damit du richtig über ... diese Sache hinweg kommst und irgendwann wieder ganz ungezwungen lachen kannst, solltest du zu diesem Arzt gehen. Er kennt sich mit sowas aus und kann dir viel besser helfen als wir ...“ Shin biss sich auf die Unterlippe und fixierte wieder die Tischplatte. Er wusste, dass Luminor wieder einmal Recht hatte, doch dieser Arzt war ihm unsympathisch gewesen. Er war sich absolut nicht sicher, ob er diesem Mann wirklich auch nur irgendetwas anvertrauen konnte. „Hey, guten Morgen!“, riss ihn kurz darauf die Stimme Yus aus seinen Gedanken. „Morgen“, erwiderten die drei unisono, worauf Yu näher kam und sich den gerade fertig gewordenen Kaffee großzügig in einen Becher einschenkte. „Wie geht’s unserem Küken?“, fragte der Gitarrist, als er sich umgewandt und einen ersten Schluck genommen hatte. „Mir geht’s ok“, antwortete Shin leise und erhob sich, um sich auch einen Kaffee zu holen. „Dafür siehst du aber ganz schön scheiße aus“, grinste Yu mit einem Blick auf Strify. „Herzlichen Dank“, knurrte der Sänger, bedachte Yu mit einem finsteren Blick und einem bühnenreifen Schmollmund. „Im Gegensatz zu dir hab ich eben nicht zehn Stunden gepennt.“ „Ach, ist ja schon gut, ich hab’s ja nicht böse gemeint! – Aber mal was anderes: was haltet ihr davon, wenn wir heute in den Zoo gehen?“ „Bitte?!“ Drei verwunderte Augenpaare musterten ihn. „Wie kommst du denn da drauf?“, fragte Luminor ungläubig. „Ist mir eben so eingefallen, als ich im Bett lag. Außerdem ist doch schönes Wetter.“ Dass er sich eine halbe Stunde lang, bevor er endlich aufgestanden war, Gedanken darum gemacht hatte, wie sie Shin am besten von seinen Problemen und Alpträumen ablenken konnten, verschwieg er den anderen allerdings. „Und Shin, hast du Lust?“, fragte er deshalb lächelnd an den Blonden gewandt. Nach kurzem Überlegen nickte er schließlich. „Ja, das wäre toll. Im Zoo waren wir schon lange nicht mehr.“ Das leicht versonnene Lächeln, das sich dabei auf seine Lippen legte, schien für alle Anwesenden heller zu leuchten als die Sonnenstrahlen, die dabei durch das geöffnete Fenster in die Küche fielen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)