pain von SaKi_612 ([ PAIN ]) ================================================================================ Kapitel 1 ~ Wo wir sind ----------------------- [ PAIN ] ~ Die Fortsetzung von [shy] Fandome: Cinema Bizarre Rating: P18 / Slash Pairing: Strify x Shin Genre: Drama, Depression Disclaimer: Die Jungs von Cinema Bizarre gehören nicht mir, ich verdiene weder Geld mit der Story, noch will ich Cinema Bizarre mit ihr schaden. Die Geschichte ist frei erfunden und dient nur meinem Vergnügen. Claimer: Der Plot ist meins und der Stil ist meins, bitte nicht kopieren ;) Inhalt: [ PAIN ] ist die Fortsetzung von [ SHY ] – jaaaaa, es gibt nun doch eine, weil ich gestern (heute ...) nachts um halb zwei in meinem Bett eine Eingebung hatte (dank einer Szene in einer anderen CB-FF auf myff, die thematisch mit dieser rein gar nichts zu tun hat) ... Diese Story wird wahrscheinlich weniger lustig als [ SHY ] stellenweise war, denn Shin widerfährt etwas, das sein und Strifys Leben drastisch verändern wird. Zieht er sich wieder zurück in sein Schneckenhaus? Oder schafft es Strify, ihn zu erreichen? Lest mehr ... ___________________________________________________________________________ Kapitel 1 ~ Wo wir sind (03.01.08) „Das war ja sooo klasse!“, freute sich Strify und warf sich überschwänglich Shin an den Hals, knuddelte ihn durch und gab ihm dann einen stürmischen Kuss. „Fand ich auch“, erwiderte der Schlagzeuger schmunzelnd, als er endlich wieder Luft bekam. „Feeeiiieeern!“, warf Kiro wie gewohnt an dieser Stelle ein und der Rest lachte laut auf. Es war alles wie immer nach einem Konzert. Strify war total aufgekratzt, Shin eher erledigt, Kiro wollte sofort feiern gehen, Yu pflichtete ihm auf der Stelle bei und Luminor lächelte nur zufrieden vor sich hin. „Wir sind dabei!“, antworteten der Sänger und der Gitarrist gerade wie aus einem Munde, als Shin leise meinte: „Macht ihr ruhig, ich geh dann schon mal ins Bett.“ „Ich komme mit!“, grinste Strify und zog Shin in seine Arme, erntete zu seiner grenzenlosen Verwunderung aber nur ein leichtes Kopfschütteln von seinem Geliebten. „Eigentlich hatte ich vor, mich aufs Ohr zu hauen, ich bin tierisch kaputt.“ Shin setzte einen entschuldigenden Gesichtsausdruck auf und verkrümelte sich kurz darauf in seine Garderobe. „Was war das denn?“, fragte der Sänger, als er einsam und verlassen stehen gelassen worden war. „Sieh es ihm nach, er ist müde ... war ja auch eine anstrengende Woche. Erst Bochum, dann Köln, Wiesbaden, Leipzig und heute Hamburg“, warf Luminor ein und legte Strify beruhigend die Hand auf die Schulter, als er hinter ihn getreten war. „Ich komm ja auch nur mit euch mit, damit einer auf euch aufpasst. Eigentlich würd ich mir jetzt auch lieber meine Augenlider von innen anschauen.“ Ein Schmunzeln legte sich auf die Lippen des Ältesten, als Kiro aufgebrachte antwortete. „Wir sind alt genug und wissen, wann wir genug haben!“, protestierte der kleine, vollkommen in weiße, enge Kleidung gehüllte Bassist und zog einen Flunsch. „Das hab ich vorgestern gesehen, als Yu dich zum Tourbus zurück tragen musste, weil du nicht mehr geradeaus laufen konntest“, gab Luminor gelassen zurück und grinste dann unverhohlen bei der Erinnerung an besagten Heimweg. Kiro wurde rot, nuschelte irgendwas mit „Ausnahme“ und verschwand dann in seiner eigenen Garderobe, um sich zu duschen und umzuziehen. „Na, los, Goldkehlchen! Oder willst du da Wurzeln schlagen?!“ Yu klopfte Strify im Vorbeigehen auf die Schultern, was dieser mit einem Murren quittierte, sich dann aber auch in Bewegung setzte und dem Gitarristen den Gang entlang folgte, bis er in seinen eigenen Raum abbog. Luminor verschwand ebenfalls, um sich frisch zu machen und sich auf einen langen Abend vorzubereiten. Das heutige war das vorletzte Konzert ihrer Deutschland-Tour gewesen – morgen würden sie ihr Abschlusskonzert „in der Heimat“, sprich in Berlin, geben und die Bühne vorerst ein letztes Mal rocken. Danach hatten sie eine Woche frei, dann ging es aber schon straff im Zeitplan weiter: Proben, Demo-Aufnahmen, Foto-Sessions. Sie hatten fast jeden Tag in den vergangenen zwei Wochen ein Konzert in einer anderen Stadt gegeben und das hatte natürlich seine Spuren hinterlassen. Doch gleichzeitig waren die fünf unendlich glücklich. Es machte ihnen einen Riesenspaß, auf der Bühne ihr Bestes und noch mehr zu geben und die vielen Fans, die nur wegen ihnen von überall her gekommen waren, zu begeistern. Shin trat aus seinem Raum, hatte sich frisch geduscht in eine schwarz-grau gemusterte Bluse und eine weiße, enge Hose gehüllt, die schwarzen Lederhalbschuhe verursachten ein leise widerhallendes Klacken im Gang. Seine Haare waren noch etwas feucht, doch wie immer topgestylt, die Augen hatte er mit ein wenig Kajal umrundet, ansonsten nur wenig Make Up aufgelegt – schließlich wollte er ja nur zum Tourbus und endlich ins Bett. Gerade warf er sich seinen Kurzmantel über und klopfte an Strifys Garderobentür. „Ja?“, kam es von drinnen, woraufhin Shin die Klinke herunterdrückte und den Kopf durch die Tür steckte. „Ich geh dann mal!“, meinte er nur kurz angebunden und wollte schon wieder die Tür schließen, als Strify zu ihm hechtete und ihn in den Raum zog. Überrascht ließ es der Schlagzeuger geschehen, fühlte sich schon zwei Sekunden später gegen die Wand gepresst. „Ohne einen Kuss? Ohne ein ‚Ich liebe dich’? So lass ich dich bestimmt nicht gehen, egal, wie müde du bist!“, schmollte der Ältere und sah Shin vorwurfsvoll an. „Natürlich liebe ich dich“, lächelte der Blonde und hauchte Strify einen sanften Kuss auf die Lippen, den der Sänger sofort fordernder erwiderte. „Bis dann“, meinte Shin, als sie sich wieder voneinander lösten und schenkte Strify noch ein Lächeln und einen Kuss auf die Wange. „Schlaf gut“, erwiderte der Ältere und strich seinem Geliebten noch einmal durchs Haar. Warum nur wurde er das Gefühl nicht los, dass Shin ihm ein Stück weit aus dem Weg ging, als der Blonde aus dem Zimmer schlüpfte und seine Schritte im Gang hallten? Kurze Zeit später stieß Shin die Tür auf, die auf den Hinterhof der Konzerthalle führte. Ein paar Meter weiter parkte ihr Tourbus, ihr Fahrer lehnte lässig an der Tür des Gefährts und zog an seiner Zigarette. Als er Shin erblickte, hob er die Hand und lächelte freundlich in seine Richtung. Der Schlagzeuger tat es ihm gleich, deutete als Gruß ein Nicken an und stieg dann die wenigen Stufen hinab, die vom Ausgang auf den Hof führten. Ein Seufzen stahl sich von seinen Lippen, als er seine Schritte auf den Bus zu lenkte, sich dann jedoch in die entgegen gesetzte Richtung wandte und dem Verlauf der Straße folgte. Er war noch immer hundemüde, doch er wusste genau, dass er sich, ginge er jetzt wirklich ins Bett, nur unruhig umherwälzen würde. Viel zu viele Gedanken spukten durch seinen Kopf. In letzter Zeit ertappte er sich immer wieder bei dem Gefühl, Strify würde ihn mit seiner Liebe erdrücken. Vor allem jetzt, auf Tour, wo sie jede Minute aufeinander hockten, jede Sekunde des Tages miteinander verbrachten und alle Stress, Hektik und unglaublich vielen, intensiven Emotionen ausgesetzt waren, war Strify noch aufgekratzter, noch süchtiger nach Nähe als sonst schon. Ständig hing er an Shin, überhäufte ihn mit Zuneigung, jeden Tag, jede Nacht. Doch der Jüngste brauchte auch Momente für sich. Für sich allein. Augenblicke, in denen er Luft holen und das Geschehene verarbeiten konnte. Augenblicke, in denen er sich nach Strify sehnen konnte, wenn er ihn nicht um sich hatte und sich umso mehr freuen konnte, wenn er den jungen Sänger wieder in den Armen halten und ihm einen zärtlichen Kuss aufdrücken würde. So jedoch ... fand er kaum mehr Luft zum Atmen, seine Gedanken ließen sich einfach nicht mehr ordnen und Zweifel nagten an seinem Herzen. Sie waren jetzt knapp über ein Jahr zusammen und nach wie vor glücklich wie am ersten Tag. Shin wollte nicht, dass sich das änderte, nur, weil ihm der Freiraum fehlte. Er liebte Strify über alles und er liebte alles an ihm. Doch jetzt, da er wochenlang mit ihm auf engstem Raum lebte, ihn die ganze Zeit pausenlos um sich hatte und er nicht im Traum daran dachte, Shin auch nur für einen Moment von der Seite zu weichen ... hatte der Blonde manchmal Angst, es würde ihm plötzlich einfach zu viel werden und er würde irgendwann wieder weglaufen vor dem, was ihn bedrückte. Erneut vor seinen Problemen fliehen, die seinen Körper und seinen Geist zermarterten. So weit wollte er es nicht kommen lassen. Strify sollte nicht – niemals – zu einem „Problem“ werden. Shin war, völlig in seinen Gedanken versunken, die Straße immer weiter hinab gegangen, hatte nicht darauf geachtet, wohin ihn seine Füße trugen. So merkte er nicht, dass er sich längst an einem alten Industriegebiet befand, dessen stillgelegte Fabriken und Werke gespenstisch in den Nachthimmel ragten. Zwischen den Backsteinbauten führten nur verwilderte Sandwege hindurch, Laternen oder andere Lichtquellen gab es hier nicht. Shin lenkte seine Schritte einfach querfeldein, viel zu sehr war er Strify und seinen Gefühlen beschäftigt, als dass es ihn interessiert hätte, wohin er genau lief. Ein kurzer Lichtschimmer ließ ihn jedoch aufblicken, im selben Moment hörte er lautes Gejohle. Unweit von ihm saßen ein paar grobschlächtige Gestalten um eine brennende Tonne, schienen eine Art Party zu feiern, mitten zwischen den alten Fabrikgebäuden. Shin fröstelte, ihm war nicht wohl bei dem Anblick. Er hoffte inständig, dass ihn die vier Männer noch nicht bemerkt hatten. In solchen Situationen fiel es dem Schlagzeuger schwer, nicht gleich Panik zu bekommen – immerhin waren sie zu viert, angetrunken und allesamt doppelt so breit und wahrscheinlich auch doppelt so stark wie Shin. Es hatte in der Vergangenheit genug unangenehme Erlebnisse mit derartigen Kerlen gegeben, sodass Shin sich beeilte, das Gelände wieder in der Richtung zu verlassen, aus der er glaubte, gekommen zu sein. „Ey, Mädel!“, drang eine laute, raue Stimme an sein Ohr, sofort blieb er wie erstarrt stehen. Verdammt, sie hatten ihn doch bemerkt. Aber Moment mal – „Mädel“?! Hielten sie den Blonden etwa für ein Mädchen? „Hey, Püppchen, komm doch mal rüber!“, grölte nun eine zweite Stimme in seine Richtung und er hörte Schritte auf sich zu kommen. Warum konnte er seine Beine nicht bewegen? Er versuchte mit aller Kraft, sich aufs Wegrennen zu konzentrieren, doch die Angst lähmte ihn. Sein Atem ging hastig und panisch, schmerzhaft trommelte sein Herz gegen seine Brust, kleine Schweißperlen bildeten sich auf Shins Stirn. Er hörte, wie ihm immer mehr eilige, wankende Schritte näher kamen, bis er schließlich einen der Männer direkt vor sich sah, wie er ihm lüstern ins Gesicht grinste. „Na, Kleine, hast du dich verlaufen? Sollen wir dir ein wenig Gesellschaft leisten?“ Shin schlug der Alkoholgestank ins Gesicht. Teufel noch eins, sah dieser Typ denn nicht, dass Shin ein Mann war?! Die Männer umringten ihn nun, Shins Körper begann gegen seinen Willen zu zittern. Der dunkelhaarige Kerl mit dem schmutzigen Muskelshirt und den abgetragenen Jeans streckte die Hand nach seinem Gesicht aus, der junge Schlagzeuger zuckte unwillkürlich zurück und musterte ihn mit weit aufgerissenen Augen. Shin öffnete die Lippen, doch kein Ton, kein Hilfeschrei wollte herauskommen. „Hey, das ist ja ’n Kerl!“, maulte einer, der schräg hinter ihm stand. „Sieht aber aus wie’n Weib!“, gab der neben ihm zurück und grinste dreckig. Langsam schob er sich näher an den schlanken Jungen heran, sein Grinsen wurde breiter. Shin musste hier weg. So schnell wie möglich. Er musste losrennen, musste das Handy aus seiner Hosentasche reißen und Strify anrufen ... oder Luminor ... oder irgendjemand anderen. Hauptsache, jemand kam ihm zu Hilfe! „Hast du auch einen Namen, Süße?“, fragte nun wieder der Mann, der direkt vor ihm stand. „Ey, ich hab doch gesagt, dass is’n Kerl!“, warf der ein, der gerade eben schon einmal diese Feststellung getroffen hatte. Noch immer kam kein Ton über Shins Lippen, nur die Panik, die in seinem Körper wütete wie ein verheerendes Feuer, wurde mit jedem Herzschlag stärker. Eine Hand berührte ihn auf einmal am Hintern. „Fühlt sich aber trotzdem nicht schlecht an!“ Instinktiv zuckte Shin nach vorn, um die Hand loszuwerden, doch sofort packte ihn der Kerl, der vor ihm stand, an beiden Armen und hielt ihn fest. Er spürte, wie die anderen drei dicht neben und hinter ihn traten und ihm so nicht die leiseste Chance einer Fluchtmöglichkeit gaben. Er war gefangen. Gefangen. Ausweglos. Sein Herz raste, er fühlte deutlich, wie ihm schwarz vor Augen zu werden drohte, doch er zwang sich mit aller Kraft, die er noch in sich finden konnte, wach zu bleiben. Was würden sie erst mit ihm anstellen, wenn er bewusstlos wurde? Als die Männer Shins Angst bemerkten, lachten sie lange und rau, packten ihn mit ihren Pranken an den schmalen Schultern und stießen ihn grob vor sich her in Richtung der Fabrikgebäude, zwischen denen sie kurz zuvor noch gesessen hatten. Dort angekommen, warf einer der vier Shin unsanft zu Boden und schenkte ihm ein fieses Grinsen, als sich der Blonde versuchte aufzurappeln und mit vor Angst riesigen Augen in die Gesichter der Männer starrte. „Willkommen auf der Party!“, grölte der, der die ganze Zeit vor Shin gestanden hatte, seine Freunde lachten rau auf. „Wollen wir ein bisschen Spaß haben?“ „Mit ’nem Typen?!“ Einer der Männer blickte den, der eben gesprochen hatte, ungläubig an. „Na, guck ihn dir doch mal genau an! Schlank wie’n Weib, jung und ganz hübsch. Und hey, der ist sogar geschminkt! Außerdem kann man schließlich auch mit jungen Kerlen Spaß haben!“ Er lachte anzüglich und trat so nah an den zitternden, heftig um Atem ringenden Jungen, dass dieser die Geilheit in den Augen seines Gegenübers direkt lesen konnte. „Strify, jetzt hör auf, hier so herumzutigern! Ruf ihn doch einfach an, ob er nicht doch noch herkommen will!“, maulte Yu und hielt den Sänger am Arm fest. Der Ältere war die ganze Zeit schon melancholisch immer denselben Weg gelaufen: Bar – Sitzecke – Wand – Bar – Wand – Sitzecke. Nun ließ sich auf einen Sessel fallen und kramte gedankenverloren nach seinem Handy. Yu hatte Recht. Wenn er noch etwas von diesem Abend haben und ihn nicht mit sinnlosen Grübeleien über Shins seit Tagen für ihn seltsames Verhalten verbringen wollte, musste er wohl oder übel bei seinem Sonnenschein anrufen. Auch auf die Gefahr hin, dass dieser bereits im Bett war. Er drückte die Kurzwahl, hob das Handy ans Ohr und lauschte angespannt auf das monotone Tuten. Ein paar Meter entfernt vernahm Shin plötzlich wie durch einen dichten Nebel die Stimme des Dir en Grey-Sängers Kyo. Verwirrt blinzelte er, versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Handy! Es musste aus seiner Tasche gefallen sein, als die Männer ihn zu ihrem Platz gedrängt hatten. Nun war es unerreichbar für ihn, denn ein schwerer Körper schob sich auf ihn und eine Hand in seine enge Hose. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck presste Shin die Lider aufeinander und versuchte panisch, etwas über seine Lippen zu bringen. Nichts. Nichts außer dem Zittern seines Körpers, das in seinen Ohren unendlich laute Pochen seines eigenen Herzens und die Angst, die seinen Körper fast zerriss. Und in diesem Augenblick verstummte auch Kyo. „Er geht nicht ran. Bestimmt schläft er schon tief und fest“, meinte Strify leise und ließ das Handy sinken. Kiro stellte einen Drink vor ihm ab, verwundert hob der Sänger den Blick. „Shin ist nur müde, ok? Mach dir nicht so einen Kopf und genieß den Abend noch ein bisschen!“ Strify nickte mechanisch, griff nach dem Glas und nippte daran. Wahrscheinlich hatte Kiro Recht und er machte sich nur zu viele Gedanken. Dennoch ließ sich das mulmige Gefühl, das ihn vor einer Weile beschlichen hatte, nicht ganz abschütteln. „Strify“, flüsterte Shin in die Nacht, als er auf das Display seines Handys starrte. Er lag am Boden, war den kurzen Weg zu seinem Telefon mehr gekrochen und hatte sich nun erschöpft auf den kalten Lehmboden sinken lassen, um ein paar flache Atemzüge zu tun und sich langsam zu beruhigen. Alles tat ihm weh. Sein ganzer Körper schmerzte so stark, dass er glaubte, sie hätten ihn zerrissen. Ekel stieg in ihm auf und er übergab sich würgend, setzte sich kurz darauf auf und rückte ein Stück weg. Seine Kleidung war schmutzig, die Bluse hing in Fetzen, seine Haare waren verklebt, die Schminke verlaufen. Lange Zeit konnte er nicht aufstehen, weil seine Beine ihn einfach nicht tragen wollten. Noch immer zitterte er am ganzen Körper, obschon er sich nun allein wusste, hatten sich die Stimmen doch schon vor einer ganzen Weile immer weiter entfernt, bis ihn die Stille und die Dunkelheit gänzlich einhüllten. Eine Stunde später war es Shin gelungen, sich zum Bus zurück zu schleppen. Ihr Fahrer war zum Glück schon auf seinem Sitz eingeschlafen, sodass er den Jüngsten nicht bemerkte, wie er sich ächzend in den Bus stahl und in sein Bett kroch. Die schmutzige Kleidung warf er von sich, dorthin, wo er hoffte, die anderen würden sie nicht sehen. Der Schmutz auf seinem Körper und seinem Geist blieb haften. Jeder Knochen in seinem Leib, jeder Muskel, jede Faser schien nur aus dreckigem Schmerz zu bestehen. Noch nie hatte er sich in seinem Leben so miserabel gefühlt. Mit einem Stöhnen wälzte er sich herum, krümmte sich zusammen und kroch dann unter die Decke in seiner schmalen Koje. Die Augen zusammenkneifend, versuchte er, die Bilder zu verdrängen, das eben Geschehene wegzusperren in irgendeinen dieser Alptraum, die sich nur so unendlich real anfühlten. Niemand durfte es wissen. Er durfte mit keinem darüber sprechen. Was würden sie von ihm halten?! Würden sie ihn angewidert von sich stoßen? So einen feigen, beschmutzten Jungen wie ihn? Wer würde noch etwas mit ihm zu tun haben wollen? Er ekelte sich selbst an, wie erst mussten dann die anderen reagieren? Was würde Strify sagen – sein geliebter Strify – würde er ihn nicht sofort abweisen, ihn auf der Stelle verstoßen und ihm nie wieder nahe kommen wollen? Das durfte nicht passieren, niemals! Das würde er nicht verkraften, das wusste Shin tief in seinem Herzen. Er musste es für sich behalten, musste es verdrängen. Niemals war irgendetwas passiert. Er war gleich zum Bus gegangen. War eingestiegen. Und eingeschlafen. Es war alles nur ein Traum gewesen, ein schlimmer Alptraum. Nein, sein Körper trug keine Spuren von groben Händen und ... nein! Nein!! Er rollte sich auf die andere Seite, presste die Lider aufeinander und die Hände an die Ohren, unterdrückte mit aller Macht ein Zittern. Ein Traum. Ein schrecklicher Traum. Nichts weiter. Nichts weiter ... er würde es niemandem erzählen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)