Bittersweet memories – Forgotten, not lost von yantara (Sirius x ? & James x Lily) ================================================================================ Kapitel 18: ... Halloween ... ----------------------------- Na, ihr? *wink* Dachte ich schau auch mal wieder vorbei, und hab sogar ein kleines Kapitel *hust* 33 Seiten *hust* miteingepackt. ;) Ich hoffe, es ist nicht sooo schlimm geworden. =( Irgendwie mag ich es nicht so recht und empfinde es die meiste Zeit nur als „blah blah“, aber schaut doch einfach selbst!^^ vlg, die yanni =) P.S. Lasst euch von Mel und einem anderen Abschnitt nicht so sehr verwirren – klärt sich schon noch auf! *zwinker* *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Kapitel 15.2 – … Halloween … «Ut sementem feceris, ita metes. » Wie du aussäest, so wirst du ernten. Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr. – 43 v. Chr.), römischer Politiker, Anwalt, Philosoph, Redner u. Konsul Sirius stand vor der Tür zum Schlafsaal und focht einen schweren Kampf aus. Den schwersten überhaupt denkbaren Kampf, den ein Mensch wohl bestreiten konnte – ein Kampf mit sich selbst. „Hey Kumpel – wir warten schon eine Ewigkei-“ „NICHTS „KUMPEL“!“, brüllte Sirius seinem winkenden Freund entgegen. „Weißt du, was heute für ein Tag ist, hm? Weißt du das, James?!“ Sirius kniff seine Augen so sehr zusammen, dass er nur noch durch einen Spalt breit die etwas verdutzte Visage seines besten Freundes wahrnehmen konnte. „Natürlich, weiß ich das! Hältst du mich etwa für blöd oder total bescheuert?!“ James funkelte ihn verärgert durch die Gläser seiner Brille an. „Was soll die dämliche Frage überhaupt?!“, rief er beinah ebenso erzürnt wie der Blackspross – heute war er seltsamerweise äußerst schnell gereizt. In einer anderen Situation hätte Sirius sich über das unerwartet schnelle Austicken seines besten Freundes mit Sicherheit gewundert, wo James doch immer der Lockere von ihnen beiden war. Im Augenblick war ihm dieser neue Wesenszug jedoch herzlich egal, war’s doch nur ein laues Lüftchen im Gegensatz zum dem Sturm, der nun endgültig entfesselt worden war. „DÄMLICHE FRAGE?!!“ Der geballte Zorn des Sirius Black traf James Potter wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht – dieser machte allerdings keinen Schritt rückwärts, so wie die Hälfte seines „mutigen“ Gryffindor-Quidditchteams, sondern blieb standhaft und etwas verdattert stehen. „Ich sag dir, was ’ne DÄMLICHE FRAGE ist! Wenn du weißt, was heute für ein Tag ist, warum schickst du dann „das da““, und Sirius deutete mit seinem bebenden Finger auf Gryffindors Sucherin, die gerade noch als einzige in der Luft über ihnen schwebte, „um mich zu wecken?! Oder ist das etwa mein Geburtstagsgeschenk? HA HA – hab wirklich sehr herzlich gelacht, James!“ Sirius war immer noch fuchsteufelswild, wie ihm sein bester Freund „das“ an seinem Geburtstag – Geburtstag! – hatte antun können. Hatte der Blödmann überhaupt einmal nachgedacht?! Nein, hatte er nicht! Ansonsten hätte er das nicht … er wusste doch schließlich, wie … Er hätte es einfach wissen müssen! „Verflucht! Ich wollte dir halt einen Gefallen tun-“, begann James mit fuchtelnden Armgestiken, als wäre Sirius hier der Schuldige, der Undankbare – der Idiot. „Einen GEFALLEN?!“, brüllte er verständnislos dazwischen. „Mit DER?!!“, wiederum deutete Sirius auf das weibliche Wesen in der Luft, dessen Namen er nicht aussprechen wollte. Diese hatte anscheinend beschlossen sich unbedingt auch mal wieder einmischen zu müssen, denn nur Momente später musste sie – ausgerechnet neben ihm – wieder auf der Erde landen. Die rechte Augenbraue in typisch ätzender Manier erhoben, schaute sie auf: „Gefallen würde ich das nicht nennen, eher Bequemlichkeit erzwungen durch Erpressung.“ „Ach, sei still, Roberts!“, fuhr James barsch dazwischen. Anschließend warf er einen Seitenblick zu ihm und zerstrubbelte sich mit einer Hand wild das Haar. Sirius’ natürliches Misstrauen war sofort erweckt, und obwohl sich wirklich alles in ihm dagegen sträubte – er wollte um jeden Preis die volle Wahrheit hören, selbst wenn es bedeutete, freiwillig mit diesem Miststück kommunizieren zu müssen. „Was heißt hier „Bequemlichkeit“, Roberts?!“, quetschte er also zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor, sie zwanghaft mit seinen Augen fixierend. Das Mädchen mit den blonden Locken grinste süffisant. Das gleiche schreckliche Lächeln hatte sie auch drauf gehabt, als sie ihm ihre „Glückwünsche“ mitgeteilt hatte – und ihn im selben Moment wegen seines nächtlichen Fehlgriffs bei der Unterwäschewahl verhöhnt hatte. „Potter, ich weiß zwar nicht, was dein Gefuchtel mir sagen soll“, Sirius warf einen kurzen grimmigen Blick über seine Schulter, und James hörte sofort auf mit seinem Hampelmann-Gehabe, das ihr eindeutig vermitteln sollte, nicht weiterzusprechen, „aber ich dachte immer Freunde“, sie zog das Wort extra auf eine ironisch, abfällige Weise in die Länge, „wären immer ehrlich zueinander. Und Black hat als dein bester Freund bestimmt Verständnis dafür, dass du deine Prioritäten eben anders setzt.“ Sirius drehte seinen Kopf in Zeitlupe zum Quidditchkapitän um, das Gesicht eine wutverzerrte Maske. Dass er hier so einige Dinge ausgerechnet von Roberts erfuhr, war für sein kochendes Blut nicht unbedingt von besänftigender Wirkung. „Was meint sie damit, dass du deine „Prioritäten“ anders setzt?!“, presste Sirius abermals durch seine Zähne hervor. Schwer atmete er ein – er musste sich stark beherrschen, hier nicht sofort alles in Grund und Boden zu brüllen, sowie seine ureigensten Gefühle es ihm eigentlich befahlen. Aber erst war die Wahrheit dran … und dann James! „Ach, Sirius, hör nicht auf sie – James meinte das nicht so!“ Der Black-Spross suchte mit seinen Augen gefährlich langsam die Reihen nach der Stimme ab, die es da gewagt hatte dazwischen zu quatschen. „Nur Quidditch …“, das Grau seiner Augen hatte Fabian Prewett ins Visier genommen, dieser hielt inne im Unterstützungsversuch für seinen Kapitän, schluckte kurz und ward – zum Glück für ihn – augenblicklich verstummt. Sirius wandte sich wieder dem eigentlichen Objekt seiner lodernden Wut zu. Der Quidditchkapitän schaffte abermals Unordnung in seinem Haar, bevor er mit einem versucht lockerem Grinsen (aber Sirius konnte er nicht täuschen – er kannte ihn zu gut) auf ihn einredete: „Äh, ja, Kumpel … es war nämlich so, ich wollte dich heute Morgen mal länger schlafen lassen, weil ja dein Geburtstag ist. Ich hab halt gedacht, dass du sicher bald danach auch von selber aufwachen würdest, doch dann-“ „-hat er endgültig gecheckt, dass du die trotteligste Schnarchnase der Welt bist, und da er sich nicht in der Lage sah, einen anderen Spieler oder sich selbst von seinem heiligen Training zu entbehren, wurde ich geschickt – ich war nämlich günstigerweise mit meinen Übungen schon fertig.“ Sirius blickte James an. Nein, er blickte ihn nicht an, er spießte ihn auf mit seinen Blicken: Jede Sekunde, die sein Blut mehr in seinen Adern kochte, jeden Moment, in dem sein Kopf in der Lage war, die eben gehörte Nachricht besser zu verarbeiten. In jedem Augenblick wuchs die Wut auf seinen angeblich besten Freund mehr ins Unermessliche. So wichtig war er James Potter also? So wichtig, dass der den verdammten Sport ihm überordnete?! Sirius bebte – innerlich wie äußerlich. Wie immer fehlte in dieser Situation nur noch das berühmte Zünglein an der Wage … das sich auch nicht lange bitten ließ … „Also wirklich, Black, nur weil deinem besten Freund der Sport wichtiger ist, brauchst du nicht gleich in Tränchen ausbrechen.“ … und die Lawine rollte: „ROBERTS – HALT ENDLICH MAL DEINE VERDAMMTE KLAPPE!!!“ Sirius konnte ihre höhnische Stimme einfach nicht mehr länger ertragen – sie war wie ätzende Säure auf seiner Haut. Mit jedem Wort fraß sie sich tiefer in seinen Körper hinein. Die standhafte Unbeeindruckbarkeit über jedes seiner eigenen Worte, die sie mit einem gekonnten Augenbrauenhochziehen noch untermalen musste, ignorierte er in diesem Moment völlig – es war ihm alles egal. „UND DU“, er drehte sich beinah zähnefletschend zu James um, „DU SELTEN DÄMLICHER VOLLIDIOT! GEH MIR AUS DEM WEG – ODER ICH VERGESSE MICH SELBST!!!“ James zuckte und wirkte … sprachlos. Anscheinend war sein Gebrüll tatsächlich mal weiter als bloß bis zu seiner Ohrmuschel vorgedrungen, denn die nicht-kommunikativen Momente traten nur äußerst sporadisch in James Potters Leben auf. Doch Sirius kümmerte es nicht. Er stürmte an ihm vorbei – natürlich nicht ohne ihn absichtlich hart anzurempeln – irgendwohin, wo seine Beine ihn auch immer hin tragen würden. Im Moment wollte er einfach nur sein Gesicht nicht mehr sehen. Aber am aller meisten wollte er vor allem einer anderen Visage nicht mehr begegnen! Sirius spürte, wie die Wut wild durch seine Adern pulsierte. Und James hätte es wissen müssen! Er hätte einfach – wusste er doch genau Bescheid! Noch immer tobte ein Sturm der Wut in ihm, Zorn brannte auf bei dem Gedanken an heute Morgen, gar eine Spur versteckter Verletztheit kam zum Vorschein. Und alles, ja wirklich alles, stürzte sich auf es, bekämpfte es, versuchte seine Wirkung zu vertreiben – aber schlussendlich blieb das Band der Freundschaft doch der wie immer strahlende Sieger. Sirius stieß ein dunkles Knurren aus. So sauer er auch sein mochte, er wollte ihn jetzt auf gar keinen Fall hängen lassen! Schließlich würde er allen Widrigkeiten zum Trotz immer sein bester Freund bleiben. Und niemand würde je daran rütteln können – schon gar nicht Roberts. Sirius atmete noch mal tief durch und trat ein. Die „nette“ Begrüßung folgte sogleich auf dem Fuße: „Verflucht, Remus! Dich will ich jetzt ganz sicher nicht … oh!“ James hatte erst jetzt seinen Kopf vom Bett erhoben. „Du bist’s.“ Für einen Moment schauten sich beide fest in die Augen, Haselnussbraun begegnete Sturmgrau, ein stummer Austausch fand statt, den Außenstehende niemals begreifen könnten – den sie beide noch nicht mal selbst bisher ganz verstanden hatten. Dann ließ sein bester Freund den schwarzen Wuschelkopf zurück aufs Kopfkissen plumpsen. Sirius hockte sich ihm gegenüber auf sein eigenes Bett. Eine Weile sagte keiner von beiden etwas, doch dies war kein schlechtes Zeichen. Zwischen ihnen herrschte ein Verständnis, das auch ohne Worte funktionierte. „Peterson! Schon allein dieser Name klingt doch bescheuert“, sprudelte es schlussendlich doch aus James heraus. „Langweilig, öde und total nichtssagend – genau wie dieser eingebildete Ravenclaw-Schleimer selbst!“ Sirius kannte das schon – dauerndes Schweigen konnte James am Ende doch nie ertragen. „Der Typ schaut aus wie ein käsiges Bleichgesicht und ist so interessant wie ’ne Schachtel alter Kürbiskuchen! Der hat doch heute bestimmt zum ersten Mal seit Jahren wieder das Sonnenlicht gesehen dieser … dieser kastrierte, besserwisserische Vertrauensblödmann! Ich wette, er hat ihr irgendeinen hinterlistigen Trank untergejubelt, dass sie mit ihm ausgeht, dieser arschkriecherische Superstreber!“ James begann nun hin und her zu laufen, weiter obskure Wortgebilde vor sich hin zu fluchen und dann und wann die Arme zu erheben, als würde das Objekt seiner Rachsucht direkt vor ihm stehen, und er bräuchte nur noch zu zugreifen. Eine Weile hörte Sirius ihm ruhig zu – oder auch nicht, da sich James teilweise in seinen Ausführungen über den emotionslosen, aalglatten Lackaffen leicht wiederholte – bis er eine Frage stellte, die er seit Jahren nicht kapierte und die ihm heute mehr denn je auf der Zunge brannte. „Warum?“ James schaute ihn verwirrt an. „Warum, was?“ Eine außergewöhnliche Situation – die beiden verstanden sich mal nicht auf Anhieb. Also wurde Sirius noch ein bisschen deutlicher, auch wenn es ihm nicht leicht fiel, dieses sein Unverständnis in Worte zu fassen. „Warum dieser ganze Terror? Nur wegen ihr?“ Sirius runzelte die Stirn und blickte den immer noch irritierten James an. „Ganz ehrlich, James – Evans ist es doch gar nicht wert!“ Mit James’ heftiger Reaktion daraufhin hatte er allerdings nicht gerechnet. Sie sprudelte sogar noch schneller hervor, als sein Vortrag über das „milchige Arschgesicht von Ravenclaw-Schleimbrocken“, nur klang es weniger wütend, dafür seltsam gereizt. „Sag so was nicht – sie ist jeden Knut wert! Und wenn ich erst mal diesen Vollidioten aus dem Weg geräumt habe …“ „James, verdammt, sie ist nicht Wonderwoman! Du hast sie in der Dritten wegen einer kleinen dummen Wette angefangen zu fragen – weißt du noch? Schön – aber jetzt sind wir in der Fünften, die Wette ist längst Geschichte, Miss Perfect ist genauso prüde wie eh und je und du … läufst ihr immer noch hinterher“, Sirius machte eine Pause und blickte James mit seinem gesamten Unverständnis an, das er über dieses jahrelange, bizarre Verhältnis hatte. „Ich versteh’s einfach nicht, James! Die schreit dich dauernd vor allen Leuten in Grund und Boden, dass es einem in den Ohren klingelt, und du lässt dir das auch noch gefallen und fragst sie trotzdem immer wieder wie doof nach einem Date.“ „Ja, Mann – aber sieh sie dir doch mal genau an!“, erwiderte James und seine Augen funkelten so eigenartig. „Dann wirst du sehen …“ „Verdammt, es gibt Tausende die rote Haare haben und nett lächeln können, James – ich muss es wissen!“ James schnaubte abfällig. „Aber keine davon ist Evans!“ „Und was ist dann so besonders an Miss Evans, dass Rosmerta dir fast Hausverbot aufgehalst hätte?“ Remus hatte ihn zuvor über die kritische Gesamtsituation aufgeklärt – auch warum jetzt nicht er hier oben bei James war. Dieser ließ sich zurück auf sein Bett fallen und schloss die Augen. „Soll ich ehrlich sein? Ich weiß es nicht. Aber irgendwie ist sie …“, und hier öffnete James seine Augen wieder, „… anders“, murmelte er und lächelte merkwürdig. Sirius strich beiläufig sein Haar zurück – er verstand immer noch nichts. In seinen Augen war Lily Evans nur so weit anders, als dass sie das wohl regelbesessenste Mädchen war, das er je getroffen hatte. Ansonsten … gut, sie hatte rote Haare und grüne Augen, eine Kombination, die nicht allzu oft vorkam – aber sie kam vor. Von der Bettkante hätte er sie nicht gerade gestoßen (wenn ihr Charakter nur ein klein wenig ansprechender gewesen wäre), aber für ihn war sie ein Mädchen wie jedes anders auch. Ersetz- und austauschbar. „Hör zu“, sprach Sirius mit bemüht ruhiger Remus-Stimme, denn das komische Lächeln klebte immer noch auf James’ ganzem Gesicht – Sirius empfand es als beängstigend. Das war nicht mehr James! „Vergiss sie doch einfach“, schlug er vor. James richtete sich standepeter auf und starrte ihn an. „Das kann ich nicht!“ „Auch nicht für immer, du Blödmann!“, Sirius verdrehte die Augen. „Sondern nur ein paar Tage und Wochen. Lenk dich ab – es gibt genug andere Mütter mit schönen Töchtern. Und ehe du dich versiehst, ist sie eifersüchtig, weil du sie nicht mehr beachtest, und der Vertrauensidiot ist Geschichte.“ „Meinst du?“, fragte James mit unsicherer Stimme und treuherzigen Augen nach. Er fuhr sich ein paar Mal durchs Haar – wieder so ein Zeichen, das Sirius Angst bereitete. „Klar“, sagte der Black-Spross mit sicherer Stimme, als wäre das alles eine Kleinigkeit. In Wirklichkeit war sich Sirius überhaupt nicht sicher, dass das hinhauen würde, aber sein eigentlicher Plan lautete ja auch ganz anders: James schnellstmöglich auf andere Gedanken bringen! Denn was auch immer da Besitz von James ergriffen hatte, dass er Evans wie ein kompletter Vollidiot hinterherlief, Sirius sah es als seine Pflicht an, seinen besten Freund davon zu kurieren – um was es sich dabei auch handeln mochte. Ein schrecklicher Verdacht keimte da ja in ihm auf … aber, nein! Sirius verengte seine grauen Augen ein wenig. Ein paar schöne Mädels und dieser ganze Evans-Quatsch wäre ein für alle Mal gegessen. Davon war Sirius überzeugt. „Ich hätte Roberts heute Morgen nicht schicken sollen – Sorry!“, begann sein Freund urplötzlich. James’ Hand wanderte erneut zu seinen Haaren, sein drückendes schlechtes Gewissen konnte man ihm geradezu wortgetreu vom Gesicht ablesen. „Ich war ein kompletter Vollidiot. Hab nicht nachgedacht“, murmelte er etwas kleinlaut weiter. „Allerdings“, meinte Sirius trocken. „Ich dachte … ich wollte … war so mit Abigail und Franklin beschäftigt, die diese einfach Formation schlichtweg nicht auf die Reihe bekommen haben“, James fuchtelte mit seinen Armen rum – bei ihm war in Verbindung mit Quidditch alles einfach, „… dass ich … weiß nicht …“, er rang wieder mal mit den richtigen Worten, Sirius half ihm nicht, fixierte ihn nur stumm mit seinen Blicken. „Ok, Frank hat mich daran erinnert, wo du bleiben würdest, und ich war angenervt wegen … wegen Franklin, genau“, murmelte der Schwarzhaarige schnell, aber Sirius wusste, dass er eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen, „und da hab ich einfach sie geschickt, weil sie gerade so teilnahmslos dastand. Ich hab nur gedacht, dass sie dich bestimmt wach kriegen würde … alles andere, das hab ich in dem Moment … vergessen … tschuldige!“, murmelte James kleinlaut zu Ende. „Kurz gesagt: Du hast mir die Zauberer-Pest an den Hals gehetzt, weil du wieder mal vergessen hast, dein verdammtes Hirn einzuschalten?“ Sein bester Freund blickte mit verunsichertem Kopfnicken auf, Sirius jedoch stöhnte nur äußerst angenervt: „James, du bist wirklich ein selten dämlicher Teilzeit-Trottel!“ Der Potter-Sohn versuchte ein entschuldigendes Lächeln, Sirius allerdings winkte beruhigend ab: „Aber du bist immerhin nicht Schuld, dass sie existiert.“ Er wollte sich jetzt echt nicht noch mal darüber aufregen! Jeden andere hätte er normalerweise noch lange, seinen Zorn darüber zu spüren lassen bekommen, aber das hier war James. Und James bildete die große Ausnahme bei Sirius. Ihre Freundschaft hätte vermutlich nicht mal begonnen, wenn er allzu nachtragend gewesen wäre. Außerdem war James Meister darin, alle Nase lang den dümmsten Mist zu bauen – was er im Übrigen grundsätzlich erst fünf Minuten zu spät bemerkte – und Sirius hatte sich allmählich dran gewöhnt, dafür waren seine Entschuldigungen immer absolut reumütig und ehrlich. Wahrscheinlich war James Potter auch deswegen sein bester Freund. „Vielleicht solltest du einen Beschwerdebrief an ihre Eltern schreiben“, grinste Krone ihn nun an, offensichtlich schwer erleichtert und bereits zu neuen Scherzen aufgelegt. „Falls die diesen Plagegeist überlebt haben, sollte ich das echt mal in Erwägung ziehen. Wenn ich allein jeden ihrer blöden Kommentare zusammenrechne, könnte ich sie auf eine ziemlich hohe Summe schmerzvollen Schadensersatzes verklagen, dafür, dass die das in die Welt gesetzt haben!“, entgegnete Sirius ebenso fies lächeln. Seltsam, dass hier seine kleine Moony-Stimme alias Gewissen mal wieder aufmokieren wollte … Sirius stellte sie einfach ab. „Aber keine Sorge, wenigstens heute Abend wirst du sie vergessen – das verspreche ich dir!“ Sirius spürte urplötzlich die Neugier in seinen Fingern kribbeln. Das Vorhandensein einer Überraschung versetzte ihn in helle Aufregung. Mann, er wollte nicht warten, er wollte das jetzt und sofort wissen! Krone merkte das natürlich. „Aber erst heute Abend, bis dahin ist das eine Top Secret Mission!“, erklärte ihm sein bester Freund grinsend und mit ausschweifender Armbewegung – er schien nicht minder aufgeregt zu sein als er. Na hoffentlich war es keine Vorführung des neusten James Bond Films, mit James selbst in der Hauptrolle … „Ja, ja, schon gut!“, erklärte Sirius murrend. Er versuchte seit bald mehr als einem Monat, aus Krone Informationen hervorzukitzeln, doch sein Freund hüllte sich hier ausnahmsweise in ein eisernes Mundzuklappen. >Der Gentleman-Agent genießt die Aufregung und schweigt, Tatze!<, äffte er seinen Freund gedanklich nach. Es war ja so frustrierend! Er hatte doch schon jetzt Geburtstag – warum sollte er dann bis heute Abend warten? Das war ja schlimmer wie Weihnachten … aber das mochte Sirius eh meistens nicht … genaugenommen, mochte er es nie … „Na schön“, Sirius erhob sich vom Bett und vertrieb die Gedanken, „dann würde ich sagen, wir gehen jetzt runter.“ Krone warf ihm einen verständnislosen Blick zu. „Wieso?“ Sirius packte ihn Augen verdrehend am Arm und schleifte einen bedröppelten Krone einfach mit aus der Tür raus. „Weil wir da, glaube ich, noch mehr als eine Sache zu klären haben …“ Und mit diesen Worten unten angekommen, gab er seinem besten Freund einen heftigen Stoß gegen den Rücken, dass dieser beinahe den Boden geküsst hätte – ok, ein bisschen Rache musste einfach sein – und gerade noch so schlitternd vor einer Person zum Stehen kam. Sirius konnte förmlich hören, wie es in James’ Hirn „klick“ machte und er ihm über die Schulter hinweg, ein böses Funkeln zuwarf, bevor er sich mit einem genauso bösen Blick zu der Person vor ihm wieder umwandte. „Na, das kann ja noch lustig werden …“, dachte Sirius für sich, während er in seinem Sessel neben Peter Platz nahm und im Stillen eine gewisse rothaarige Vertrauensschülerin verfluchte. ~*~*~*~ Ihre Hand fuhr das schwarze Gefieder sanft auf und nieder. Immer und immer wieder tat sie diese Bewegung, geistesabwesend vor sich hinstarrend, und Gedanken nieder kämpfend. Die dunkel gefiederte Eule öffnete einen Spalt breit die genüsslich geschlossenen Augen, als hätte sie die innere Unruhe ihrer Besitzerin gespürt. Ein leises, klangvolles Schuhuhen verließ ihren Schnabel, dann schloss sie die Lider wieder. Mel seufzte frustriert. Heute konnte selbst Sador sie nicht ruhiger stimmen. Irgendwie war sie … aufgewühlt. Es war, als hätte sich etwas Schlafendes seit langer Zeit wieder in ihr geregt und würde sich nun einfach nicht erneut zur Ruhe legen lassen wollen. Mit ihm schreckte es Erinnerungen auf – Erinnerungen, die längst vergessen sein sollten. Von überall in Mels Kopf schienen sie hervorzudringen, aufzutauchen, sich vor ihr geistiges Auge zu schleichen, und obwohl sie die Bilder mit einem eisernen Willen niederrang, konnte sie doch nicht verhindern, dass in ihrem Ohr schon lang vergangene Stimmen noch einmal zu neuem Leben erwachten. Ein Flüstern aus anderen Tagen … anderen Zeiten … „Sag mal, bist du eigentlich sicher, dass du hier richtig bist? Der Zug in den Kindergarten war nämlich auf einem anderen Gleis, jedenfalls liefen da Leute in deiner Größenklasse rum“, amüsierte sich eine gehässige Stimme. „Und du, Meister Riese?“, erwiderte eine fremd tönende Stimme ebenso herablassend. „Ich geb dir jetzt mal einen Tipp! Wenn es nächstes Jahr bei der Fahrt ziehen sollte, dann liegt es daran, dass du mit dem Kopf durch die Decke gestoßen bist, also vergiss bloß nicht, dein Wollmützchen mit einzupacken!“ Ein neckisches Lachen erklang in Mels Kopf: „Du bist ziemlich frech … Kleines!“ Zornig hörte die Blonde weg, wollte nichts hören, alles ignorieren. Sie legte sich die Hände auf die Ohren, als könne sie damit die lästigen Stimmen einfach abstellen, aus ihrem Kopf ein für alle mal verschwinden lassen. Es bewirkte jedoch das völlige Gegenteil. Als wenn sich ihre Gedanken plötzlich gegen sie verschworen hätten, tauchte weiteres aus den dunklen Ecken ihrer Erinnerung wieder hervor. Und Mel konnte nichts dagegen ausrichten. „Wo warst du, verdammt?! I- wir haben uns echt alle Sorgen gemacht, wo du bleibst!“, schimpfte eine Stimme voller Zorn. „Einmal muss ich dem Idioten zustimmen!“, rief eine hellere Stimme nicht minder geladen. „Du bist nicht da, keiner weiß, was mit dir ist – und plötzlich tauchst du wieder mitten aus dem Nichts auf und weichst offensichtlich jeder Frage aus!“ „Ich-“ „Weißt du eigentlich, was ich mir alles ausgemalt habe, was passiert sein könnte? Herrgott, ich hab dich schon sonst wo gesehen, besonders nachdem, was im Sommer-“ >Nein!< Mel wollte das nicht hören! Sie wollte rein gar nichts hören! Und noch weniger wollte sie sich auch nur an irgendwas erinnern! Sie hatte aufgehört sich die Ohren zu zuhalten, stattdessen umkrampfte ihre Hand nun die Eulenstange neben Sador, während sie das Tohuwabohu in ihrem Kopf bekämpfte. Fast verzweifelt versuchte Mel, die alte Ordnung wiederherzustellen, lenkte sich ab, dachte an anderes und schloss die Augen. Aber allem inneren Widerstand zum Trotz überrollte sie das Vergangene erneut wie eine riesige Welle – jetzt ein einziges Wirrwarr an alten Echos, die sich in ihrem Kopf gegenseitig wild anbrüllten. „Wo ist er? Wo ist er?!“ „Mir vertraust du also nicht – aber ihm schon?!“ „Ach nichts. Ist nur der dumme Köter, der hier herumstreunt …“ „Dein Vater … ist nur aufgewühlt. Er wird sich schon wieder … beruhigen – vertrau mir!“ „Das meinst du nicht so …“ „Ich meine die Dinge immer so, wie ich sie sage!“ „Ich kann gar nicht glauben, dass das Jahr bereits rum ist. Bald gehen wir schon in die zweite Klasse, könnt ihr euch das vorstellen? Ich fühl mich noch gar nicht so groß.“ „Wo ist er? Wo ist er?!“ „Halt endlich die Klappe … Schlammblut!“ „Ich habe dich die längst Zeit gekannt – geh mir aus den Augen, ich habe dir nichts mehr zu sagen!“ „Es wird mir ein Vergnügen sein … Black!“ „Du magst ihn wohl … nicht besonders …?“ „Es ist okay! Wir haben wohl beide unsere kleinen … Geheimnisse, was?“ „Ich weiß. Nein, keine Sorge, von mir wird nie jemand etwas erfahren. Trotzdem … danke!“ „Weißt du, was das Schöne am Leben ist? Die Sonne geht jeden Tag wieder auf!“ „Wo ist er? Wo ist er?!“ „Ich bin so stolz auf dich …“ „Fass mich nicht an!“ „NEIN!“ Aus dem Nichts heraus schlug die Tür zur Eulerei auf einmal krachend gegen die Wand, und Mel war demjenigen außerordentlich dankbar, wer auch immer sie da zurück in die Realität befördert haben mochte. Ihre Hände lockerten ihre Verkrampfung. Die Holzsplitter-Rauspul-Aktion blieb ihr damit, Merlin sei Dank, erspart … und die unwichtigen Gedanken konnte Mel durch die Störung nun zum Glück auch rasch wieder verschließen. Sicherer als zuvor – das durfte nicht noch mal passieren! Die Blonde wandte ihren Kopf zur Tür – im nächsten Moment war jede Spur von Dankbarkeit gänzlich verflogen. Denn hereinspaziert, die Nase überbetont arrogant erhoben (als wäre sie nicht schon so weit genug vom Erdboden entfernt) kam eine gewisse Persönlichkeit, auf deren bloße Anwesenheit Mel getrost verzichten konnte. Oh, wie gut war es doch, im Schatten des hintersten Winkels der Eulenbehausung zu stehen! Haustiere passten sich eben schnell ihrem Besitzer an. Die blonde Gryffindor zog sich vorsichtshalber noch etwas weiter in die Ecke zurück – man musste ja nichts provozieren – ihre Fäuste geballt. „Bella, ich halte dies nicht für eine besonders kluge Idee!“ Überrascht nahm Mel zur Kenntnis, dass ihre persönliche Feindin Nr.1 nicht allein unterwegs war. Ein blondes Mädchen kam elfenhaft leichten Schrittes ebenfalls durch die Tür geeilt. Sie war von einem langen, sehr zierlichen Körperbau und hatte ein ausgesprochen mehr als nur hübsches Gesicht. In Hogwarts wurde sie von manchen als „stummer Engel“ bezeichnet, andere behaupteten sie müsse mit einer Veela verwandt sein, was von wiederum anderen Persönlichkeiten dann als ein regelrechter Affront empfunden wurde. Schließlich hatte dieses elbenhaft anmutende Mädchen solch reines Blut wie nur die wenigsten anderen in der Schule. Die Blacks waren und blieben eben eine Instanz, selbst unter den sogenannten „Reinblütern“, und das schöne Geschöpf dort vorne war eine von ihnen – Narzissa Black. „Zissy, sei still!“, ereilte die blonde Slytherin die schrille Erwiderung ihrer Schwester. Mel konnte sehen wie ihre schwarzen Augen, Onyxsteinen gleich, begannen zu leuchten. Bellatrix Black schien sich über irgendetwas diebisch zu freuen – denn Mel kannte dieses gierige Glimmen in ihren Augen, das schiefe Hochziehen ihres blutroten Mundes. „Dieser Bastard verdient es, an die Regeln unserer Familie erinnert zu werden. Und ich bin mir sicher, dass sie das bei seinem nächsten Aufenthalt Zuhause in jedem Falle tun werden. Tante Purga vergisst nichts!“, ein hinterlistiges Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht und verlieh ihren angenehmen Zügen etwas bedrohliches. „Du solltest sie nicht unnötig aufregen, Bella!“, redete Narzissa Black weiter mit ihrer leisen Stimme auf ihre ältere Schwester ein. „Unnötig?!“, zischte die schwarzhaarige Slytherin. „Er hat in aller Öffentlichkeit mit diesem Etwas rumgemacht! Ihr Blut ist nicht rein, Zissy – er entehrt unsere Familie, dieser Nichtsnutz!“ Ach, darum ging es. Blacks heutige Nachmittags-Teilzeit-Freundin. Allem Anschein nach hatte er sich die falsche Knutschpartnerin nach Bellatrix’ Geschmack ausgesucht und dummerweise – oder wahrscheinlich mit vollster Absicht – hatte sein liebes Cousinchen es mitbekommen. Mel könnte jetzt Mitleid mit dem Blödmann haben, denn es hörte sich ja wirklich nicht allzu gut an, was ihm da Zuhause drohte – doch selbstverständlich hatte sie keines. Warum auch? Casanova war selbst dran schuld, wenn er meinte, aus Herzensbrecherei seinen persönlichen Sport machen zu müssen. Andere Leute wechselten nicht so oft die Unterhose wie Mr Möchtegern-Sexgott Black seine Bettgenossinnen. Nein, Mel fühlte rein gar nichts. Allenfalls diesen seltsamen Tropfen Genugtuung in ihrem Innern und … Bestätigung. „Bella, es ist doch nicht das erste Mal, dass er das tut!“ >Allerdings!<, dachte Mel Augen verdrehend. „Was ist? Willst du diesen Missetäter auch noch verteidigen, Zissy?!“, die Schwarzhaarige gab einen schlangenähnlichen laut von sich, als Narzissa auf den Brief in ihrer Hand schielte und beinah so aussah, als wollte sie ihn ihrer älteren Schwester abnehmen. „Hast du deinen Brief für deinen Verlobten eigentlich schon fertig?“, wechselte die dunkelhaarige Slytherin nicht nur so urplötzlich das Thema, sondern auch ihren gesamten Ausdruck, dass Mel verwundert die Braue hochzog. Narzissa Black war verlobt …? Anscheinend musste man in den sogenannten „höheren Kreisen“ wohl gerne Kinderehen schließen, denn die blonde Slytherin war allenfalls fünfzehn Jahre alt; sie war ein ganzes Jahr unter Mel. „Er wartet nicht gern, wie du weißt“, sagte die Ältere mit der lieblichsten Stimme, als wolle sie ihre Schwester nur hilfsbereit an einen vergessenen Termin erinnern. Das Mädchen mit den weißblonden Haaren zeigte ein verschlossenes Gesicht und nickte einmal kurz. Bella hatte ihr Ziel demnach erreicht – Narzissa war stumm. Mel konnte den blanken Hohn in ihrer Visage sehen, die Schwarzhaarige frohlockte, den Sieg so einfach davon getragen zu haben. Als die intrigante Slytherin sich gerade umdrehte, die Eule direkt vor ihr zu schnappen, um den Brief loszuschicken, passierte es. Zwei laut streitende Vögel, direkt in Mels Nähe, erweckten kurzzeitig beider Mädchens Aufmerksamkeit, als ihr Blick auch schon weiterfiel … auf Mel in ihrer geschützten Ecke. „Na, wen haben wir denn da?“ Im Stillen verfluchte Mel kurzzeitig die verfressenen Vögel, die sich immer noch um eine tote Maus kloppten – es war vermutlich das erste Mal in Mels Leben, dass sie auf ein Tier sauer war. „Sucht die kleine Eremitin etwa ein bisschen Gesellschaft?“, sie machte eine Schnute, als wenn sie mit einem Kleinkind reden würde. „Immerhin scheinen die Eulen wenigstens deinen Anblick ertragen zu können, was?“, die Slytherin stieß ein überhebliches Lachen aus. Mel hatte nur Geringschätzung für sie übrig: „Dafür muss ich meinen Freunden immerhin nicht erst meinen Stammbaum vorlegen, um zu beweisen, dass ich zum hochwohlgeborenen Kreis überzüchteter Möchtergern-Adliger gehöre. Oder, wie ist euer Aufnahmeritual in Slytherin, Black?“, erwiderte Mel im selben arroganten Tonfall wie zuvor Bellatrix. Damit hatte die blonde Gryffindor wohl eindeutig das richtige falsche Thema berührt, denn jetzt kam die Schwarzhaarige völlig in Rage. Wütend stapfte sie auf Mel zu und hatte nun nichts mehr von der sonstigen eleganten Note, die sie auf Schritt und Tritt begleitete, sondern eher etwas von einem tollwütigen Trampeltier. Narzissa Black machte zwar ein leicht verkniffenes Gesicht im Hintergrund – als würde ihr irgendwas gewaltig stinken – rührte sich allerdings im Gegensatz zu ihrer Schwester nicht von der Stelle und hüllte sich stattdessen in ein kühles Schweigen. „Wiederhol das noch mal!“, Bellas schwarze Augen funkelten nun kaum einen Meter vor ihr, die Wut hatte ihr schönes, ebenmäßiges Gesicht geradezu grotesk verzerrt. Es hatte etwas von einer Wahnsinnigen, ging es Mel durch den Kopf und ließ ihren Blick ruhig auf Bellas erhobenen Zauberstab weiter gleiten. „Gehen dir etwa die Argumente aus, Black, dass du schon zur Waffe greifen musst?“ Die Gryffindor zeigte nicht die Spur von Angst, egal wie sehr der Stab ihres Gegenübers auch wackeln mochte. Von Bellatrix Black würde sie sich nie im Leben einschüchtern lassen. „Pass auf!“, erneut stieß ihr Mund das schlangenartige Geräusch aus – diese Slytherin war wirklich gut aufgehoben in ihrem Haus. „Es sind Sätze wie diese, Roberts, die dich noch mal in ernste Schwierigkeiten bringen könnten.“ Mel blickte sie unbeeindruckt an, erwiderte jedoch nichts darauf, sondern griff jetzt in einer Seelenruhe nach ihrer Lerntasche für die Bibliothek, als wenn sie gerade nicht Bellatrix Black, Rachegöttin, hinterlistigste und unberechenbarste Slytherin weit und breit, bedrohen würde. „Ach, Black“, Mel schenkte ihr einen kühlen Blick voller Herablassung, „erzähl deine Schauergeschichten doch den kleinen Erstklässlern. Ich bin mir fast sicher, dass die noch Angst vor dir haben könnten.“ Mel schritt an der schwarzhaarigen Slytherin vorbei und beachtete sie nicht mehr … scheinbar. Doch in Wirklichkeit wartete sie nur auf etwas … Ein zischendes Geräusch erklang hinter ihrem Rücken. „Protego!“ Mit einer blitzschnellen Drehung hatte Mel ihren Zauberstab hervorgeholt und fixierte nun erneut ihre Feindin Nr.1. >Da haben wir’s wieder: Dreh einem Slytherin niemals den Rücken zu …<, dachte Mel abfällig. Sie hatte das hier geahnt, es war schließlich nicht das erste Mal gewesen … Mel schaute in die wutverzerrte Maske der Bellatrix Black – nein, nach ihren netten Worten war sie sich gewiss gewesen, dass Bella sich gar nicht zurückhalten konnte. Schließlich schien Jähzorn eine weit verbreitete Krankheit unter gewissen Blacks zu sein. „Eins muss ich deinem Cousin“, Mel sprach das Wort ein wenig überdeutlich aus, „lassen. Im Streiten ist der Trottel wirklich besser – er muss jedenfalls nicht gleich zum letzten Mittel greifen.“ Sie sah, dass Bella sich nach ihrer „freundlichen“ Bemerkung am liebsten sofort wieder auf sie gestürzt hätte, ein unerwarteter Zwischenruf verhinderte es jedoch. „Bella.“ Narzissa Black sprach den Namen ihrer Schwester so laut aus, wie Mel sie noch nie gehört hatte. Normalerweise redete diese Black nämlich generell nicht besonders viel – etwas, was Mel an ihr schätzte. Ein nervtötender Black weniger, war immer gut. Die stille Black schaute ihre vorlaute Schwester mit eindringlichen Blicken an, die sie allerdings nicht deuten konnte. Mel wartete erst gar nicht darauf, ob es klappte – sie hatte einfach genug Black für heute gehabt und wollte nur noch weg. Gerade war sie dabei, die Tür zu öffnen, als Bella sie ein letztes Mal „ansprach“ – eigentlich war es mehr ein letztes „Anfauchen“. „Diesmal kommst du noch davon, Roberts, aber freu dich nur nicht zu früh! Dafür und alles andere wirst du kleines Dreckblut noch bezahlen!“ Mel reagierte mit einer arrogant hochgezogenen Augenbraue auf die Drohung der Slytherin. „Wenn du meinst, Black – versuch es doch!“ Die blonde Gryffindor ließ die beiden Slytherin-Schwestern in der Eulerei zurück und machte sich auf zur Bibliothek, an Bellas Rachegesuch verschwendete sie kaum mehr einen Gedanken. Wenn Melody Roberts nur gewusst hätte, was sie damit heraufbeschworen hatte … ~*~*~*~ Remus hob die Augen von seinem Buch, als er ein lang erwartetes Geräusch vernahm. Es dauerte noch einen Augenblick, dann stapfte endlich derjenige durchs Portraitloch – die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und das Gesicht abwesend zu Boden gerichtet – auf den Remus gewartet hatte, seit Wurmschwanz und er einen gewissen, außer Kontrolle geratenen Quidditchkapitän zurück nach Hogwarts geschleift hatten. Was nach ihrem freundschaftlichen Eingreifen geschehen war, bzw. was James vor allem an Sachen herumgebrüllt und besonders ihm an den Kopf geworfen hatte („Verräter“ gehörte da noch zu den netteren Beschimpfungen), daran wollte er sich allerdings jetzt lieber nicht mehr erinnern. Remus war eigentlich nicht sonderlich nachtragend, aber die Anschuldigung seines Freundes, ihn nach Strich und Faden betrogen und belogen zu haben, trafen ihn natürlich tief. Er sollte wahrscheinlich sauer auf James Potter sein, der bis jetzt immer noch nicht verstand und sich auch so standhaft dagegen gesperrt hatte, Vernunft anzunehmen – dennoch beschuldigte Remus vor allen Dingen zuerst sich selbst, Schuld an dem ganzen Schlamassel gewesen zu sein, ja die Katastrophe geradezu herausgefordert zu haben. Und das alles nur, weil er einem anderen Freund hatte helfen wollen – einer anderen Freundin. Nur weil Remus eine Sekunde lang schwach geworden war gegenüber Lilys hilflosem Anblick, ihrem verzweifelten Flehen, ihren Augen … das durfte nicht wieder passieren! „Tatze?“, der braunhaarige Vertrauensschüler vernahm, wie Wurmschwanz’ Stimme mit einem nervösen Unterton neben ihm erklang. Ihr schwarzhaariger Freund blieb stehen, rührte sich jedoch nicht. „Ich-ich glaube, es ist keine gute Idee, da jetzt hoch zu gehen … Krone ist da drin und er … na ja, ist nicht so besonders gut drauf …“ „Hm.“ Was? Remus hob seine Brauen in größter Verwunderung. Das war alles, was Sirius Black zum Thema „James Potter“ zu sagen hatte? Nach dem was sich Letztgenannter da heute Morgen geleistet hatte? Remus hätte nicht davon gewusst, hätte ein Haare verwuschelnder und zerknirschter James Potter Wurmschwanz und ihn nicht nach dem Frühstück aufgegriffen und ihnen in vielen Worten erklärt, warum ihr anderer schwarzhaariger Freund bei seinem Geburtstagsfrühstück wohl derart „feierlicher“ Laune gewesen war, dass man ihm nicht mal gefahrlos hatte gratulieren dürfen. Remus erster Reflex darauf war ein langes, verständnisloses Kopfschütteln gewesen. Er begriff bis jetzt immer noch nicht, wie James das hatte tun können! Hatte er denn wirklich keine Vorstellung davon gehabt, wie Sirius Black – morgens ohnehin schlechter gelaunt als zu jeder anderen Tageszeit – gerade darauf an seinem Geburtstag reagieren würde? In solchen Momenten beschlich ihn das Gefühl, dass James tatsächlich alles vergessen hatte, oder aber – und das war die wahrscheinlichere Möglichkeit, die Remus in Betracht zog – Sirius es ernsthaft geschafft hatte, ausgerechnet seinem besten Freund seine eigene „Unkenntnis“ weiß zu machen. Der Black-Spross war eben ein wirklich guter Schauspieler. Nur Remus, so schien es, hatte er von Anfang an nicht täuschen können und so beobachtete der ruhige Braunhaarige manches, was Sirius tat, seit Jahren mit einem kritischen Auge. Aber egal, was James gedacht – oder nicht gedacht – haben mochte, eins war klar: Er hat sich absolut dämlich verhalten. Natürlich hatte Remus sofort eifrig an das doch-vorhandende-Gewissen seines Freundes appelliert, und an seiner geknickten Art nach dem Gespräch wusste der Vertrauensschüler, dass seine Worte angekommen waren. James mochte hin und wieder – und man konnte es einfach nicht anders ausdrücken – ein wahrer Idiot sein oder sich zumindest wie einer verhalten, aber dafür war er umso einsichtiger, wenn er merkte, einen Fehler begangen zu haben. Besonders gegenüber einer Person, die ihm wichtig war. (Nicht wie ein gewisser anderer Freund, der dem Fehler stur und dickköpfig wie er war, sogar noch demonstrativ den Rücken zuwenden würde, dachte Remus innerlich seufzend.) Denn wenn es eine Sache gab, die James Potter nicht mochte, dann war das Streit mit einem Freund, insbesondere Sirius. Allerdings vermutete der Vertrauensschüler schwer, dass sich seine Worte kurz danach mit James’ Erspähen von ihm an Lilys Seite alsgleich leider in Rauch aufgelöst hatten. Wer würde auch schon auf die Worte eines „Verräters“ hören? Remus seufzte. Oh, warum nur hatte er auch nicht gewusst, wie schlimm es bereits um James stand? >Lügner.< Remus hatte sich selbst dabei ertappt, Unwissenheit vorzutäuschen. Ja, es war wahr, dass er den genauen Grad von James’ Obsession noch nicht kannte, dass es bereits äußerst schlimm stand, hatte er aber durchaus längst beobachtet. Hatte er nicht gar vorgehabt, seinen Freund ganz vorsichtig darauf anzusprechen? >Allerdings.< Remus erinnerte sich, dass James’ Zustand sogar eines der vielen Argumente gewesen war, weswegen er erst „nein“ zu Lily gesagt hatte. Doch, was war es dann gewesen – hatte sich Remus bereits, während der einsamen Durchstöberung von Hazards Schatzinsel, gefragt – dass ihn schlussendlich doch ein einziges Mal in seinem Leben nicht auf seine innere Stimme der Vernunft hatte hören lassen? Kaum gestellt, war die Antwort auf seine gedachte Frage auch schon vor seinen Augen gewesen: Lilys herzerweichender Blick – so bittend, so flehend, so einzigartig, so … schön … Mit Schrecken hatte Remus diesen letzten Gedanken wahrgenommen gehabt und ihn, so schnell er gekonnt hatte, beiseite geschoben. Trotzdem blitzte James’ Gesicht auch jetzt bei der bloßen Erinnerung in seinem Kopf auf – „Verräter!“ –, und Remus fühlte sich augenblicklich so schlecht wie selten zuvor in seinem Leben. Nein, er würde das nie wieder tun! Das Fallen eines Körpers beförderte Remus aus seinen selbstkritischen Gedanken zurück in die Gegenwart, zurück zu Wurmschwanz und Tatze, der soeben nebenan auf seinem Lieblingssessel Platz genommen hatte. Der Braunhaarige beobachtete, wie sein Freund geistesgegenwärtig ins Feuer starrte, das in einem seltsamen Lichterspiel, den ungewöhnlich abwesenden Gesichtsausdruck Sirius Blacks noch untermalte. Remus hob misstrauisch die Brauen. Sein siebter Sinn hatte ihn also nicht getäuscht, auch den Black-Spross schien ein tieferes Problem zu beschäftigen. Schon allein die Haare hatten Remus diesmal aufmerksam werden lassen. Hingegen seines angeborenen Talentes immer eine perfekt elegant fallende Haarpracht aufzuweisen, sahen sie momentan – für Sirius’ Verhältnisse – nämlich äußerst zerzaust aus, als hätte er sich längere Zeit draußen in nicht windgeschützten Bereichen aufgehalten. Remus vermutete, dass er spazieren gewesen war. Wieder mal – allein. Sirius erzählte selten das „warum“ – eigentlich war nie, das richtigere Wort. Remus konnte auch heute also nur raten. Meistens war der Grund ja allzu offensichtlich Wut, die er abreagieren wollte, aber manch anderes mal … waren es schier unerfindliche Gründe, selbst für einen guten Beobachter wie Remus. So wie in diesem Augenblick. Vom komischen Ausdruck auf Sirius’ Gesicht hätte es mal wieder Wut sein können – vielleicht wegen James –, was Remus allerdings eher für unwahrscheinlich hielt. Denn hinzu kam da noch diese tief wirkende Nachdenklichkeit … jedes Mal, wenn Sirius sie aufgelegt hatte, umgab ihn ein mysteriöser Schleier der Unleserlichkeit. Es blieb rätselhaft. Und ein Unterredungsversuch war noch hoffnungsloser. Sirius war nicht der Typ, der erzählte, was genau ihm durch den Kopf ging, noch weniger eine Person, die freimütig seine Gefühle offenbarte. Wahrscheinlich, weil er es nie gelernt hatte. Was würde Remus darum geben, dass es Sirius einem nur einziges Mal leichter machen und einen hinter die Welt seines Dickschädels sehen lassen würde … Remus gab das Grübeln auf. Der Vertrauensschüler entsann sich, dass es noch wichtigere Dinge außer Tatzes Gedankengängen gab – Dinge, die ihm im Augenblick von weitaus explosiverer Gefahr schienen. Er räusperte sich. Wurmschwanz schaute von seinen Nägeln auf, die er seit geraumer Weile nun abfraß – ein Zeichen von Nervosität und Bedrücktheit –, der Black-Spross allerdings hatte oder wollte gar nichts mitbekommen. Was immer ihn beschäftigte, ging ihm dem Anschein nach auch weiterhin durch den Kopf. „Sirius!“, sagte Remus mit ernster, kräftiger Stimme. Der schwarzhaarige Junge merkte endlich auf. Remus’ Ton und die Verwendung seines normalen Namens hatten ihn wohl doch aufhorchen lassen. „Was?“, fragte er – gelangweilt oder genervt? Egal, Remus musste fortfahren. „Interessiert es dich denn überhaupt nicht zu erfahren, warum James so schlecht drauf ist?“ Man sollte dazu wissen, dass auf längere Sicht die schlechte Laune meist einen möglichst großen Bogen um Super-Optimist James Potter machte. Sirius war zurück in der Realität. Remus erkannte es an den zornigen Blitzen in seinen Augen. „Wieso sollte ich?!“, zischte er. Die eingeschnappte Diva war also ebenfalls nach wie vor anwesend und nicht so leicht bereit sich wieder mit dem Quidditchkapitän auseinander zu setzten. „Soll er doch auf seinen Quaffel einschlagen, vielleicht geht’s ihm dann ja besser! Ich unbedeutende Randfigur seines Lebens könnte ihm gewiss nie helfen!“ Ja, Sirius Black war sogar noch reichlich geladen, zu merken an der verwendeten Theatralik. Der größte Mädchenschwarm Hogwarts’ konnte eine solche Drama-Queen sein. „Tatze, es tut ihm Leid!“, sagte Wurmschwanz. Der Schwarzhaarige durchbohrte ihn mit Blicken. „Zumindest heute Morgen tat es ihm leid, als Moony auf ihn eingeredet hat …“, murmelte er leise weiter. Der Black-Spross nahm daraufhin ihn ins Visier seiner dunkelgrauen Augen: „Hast du versucht ihm den Unterschied zwischen einem Schnatz und einem Freund zu erklären?“, erkundigte er sich. Die Gehässigkeit in seiner Stimme hätte selbst ein Tauber nicht überhören können. Remus fasste sich genervt an den Kopf. „Bitte, Sirius – nur dieses eine Mal! Zick jetzt nicht auch noch rum wie ein Mädchen.“ Der Schwarzhaarige gab einen empörten Laut von sich: „Ich bin kein-“ „Ich weiß“, stieß Remus harsch hervor. Wurmschwanz wie Sirius schauten ihn verblüfft an. Wahrscheinlich, weil es nicht üblich war, dass gerade er lauter wurde als unbedingt nötig. Doch an einem einzigen Tag zwei Freunde zu ertragen, die sich aufführten wie Kindergartenkinder – das wurde auch Remus mal zu viel. „Hör einfach nur kurz zu! Dann kannst du dich immer noch über James aufregen …“ Und dieses eine Mal schwieg Sirius Black tatsächlich und hörte seinem Freund – wenn auch erst leicht grummelnd – zu, während dieser, mit reichlicher Unterstützung von Wurmschwanz, berichtete wie ihrer beider Nachmittag, bzw. James’ verlaufen war. Stumm saß der Black-Spross da und erneut war es selbst Remus unmöglich zu deuten, was durch seinen Kopf ging. Jedes noch so brisante Ereignis nahm er ohne eine ersichtliche Regung hin. Nur einmal verengten sich seine Brauen, als Peter davon berichtete, wer James und ihm da auf die Sprünge geholfen hatte, Lily zu finden. „Dieser Idiot! Dieser gewaltige, hirnlose Idiot!“, begann ihr schwarzhaariger Freund sogleich, nachdem sie ihre Erzählung beendet hatten. Sein Statement schwankte irgendwo zwischen Feststellung und immer noch verbliebenen Trotz vom morgigen Streit. Dennoch erhob sich ihr Freund – mit einem abfälligen Schnauben. „Bleibt sitzen!“, lautete sein einziger Befehl. Wurmschwanz blickte ihm mit großen Augen nach, aber Remus zeigte ein schwach erleichtertes Lächeln. Er hatte richtig gehofft. Sobald Sirius erst mal über alles Geschehene Bescheid wusste, konnte er für James auch seinen größten Feind überwinden – seinen Stolz. Etwas, was er für niemand anderes wohl je tun würde. Das war vermutlich das besondere Element an ihrer Beziehung. Falls es darauf ankam, würde der eine für den anderen nicht nur alles stehen und liegen lassen, sondern auch alle Hürden dieser Welt überwinden – selbst die eigenen. Eine Dreiviertelstunde später saßen die beiden Freunde immer noch wartend vor dem Kamin, inzwischen hatte er auch Wurmschwanz ein Buch in die Hand gedrückt, bevor ihn seine eigene Nervosität noch ganz kirre machen würde. Remus hatte sich im Gegensatz dazu in der vergangenen Zeit kaum bewegt. Ziemlich steif hockte er da, überflog wieder und wieder dieselbe aufgeschlagene Seite, ohne irgendeine Information aufzunehmen, und hielt das Buch einem Schutzschild gleich so hoch, das möglichst sein ganzes Gesicht dahinter versteckt ward. Nur seine Augen ragten hin und wieder für einen Moment über den Umschlag hinweg, wenn seine Ohren ein Geräusch vernahmen. Selbst ohne, dass es auf Vollmond zuging, waren Remus’ Sinne besser geschärft als die gewöhnlicher Menschen. Lily hatte ihn trotz allem nicht übersehen. Freundlich hatte das rothaarige Mädchen ihn angesprochen, sich dafür entschuldigt, so plötzlich mit Brian verschwunden zu sein und dass „Potter“ ihm durch ihre Verabredung solche Probleme bereitet hätte, ansonsten hatte sie sich erstaunlicherweise nicht weiter zu ihm geäußert. Allem Anschein nach wollte Lily ihre Ankündigung wirklich durchführen – normalerweise hätte er nämlich damit gerechnet, dass die sonst so friedfertige Vertrauensschülerin sich schnell in Rage über seinen Freund reden würde. Doch bis jetzt hielt sie sich gut. Ohne ein weiteres böses Wort hatte sie sich mit ihrer wie immer kühl dreinschauenden Freundin, Caite Gallagher, anschließend auf den Weg aus dem Turm gemacht. Remus hatte ihr die ganze Zeit bewusst nicht in die Augen geschaut. Er konnte es einfach nicht. Zu sehr lastete immer noch die Schuld auf ihm, zu groß war das Gefühl des Hintergehens. Vermutlich war es auch besser, sich in Zukunft mehr von Lily fernzuhalten und sie distanzierter zu behandeln. Aber es würde ihm schwer fallen – Lily war einfach so ein warmherziger und offener Mensch, dass man gar nicht anders konnte, als sie zu mögen. Tatze war wohl der Einzige, der das schaffte – er und die Slytherins … und Melody Roberts. Doch das war ja eine andere Geschichte … Plötzlich erklangen Schritte auf der Treppe. Und Stimmen. Remus versuchte nach außen hin, dieselbe immerwährende Ruhe zu wahren. „Weil wir da, glaube ich, noch mehr als eine Sache zu klären haben …“, hörte er Tatzes Stimme sagen. Kurz darauf schubste selbiger Schwarzhaarige ihm einen verwirrt guckenden James beinah vor die Füße. Dieser schaute auf, erkannte Remus, legte prompt einen grimmigen Ausdruck auf und warf Tatze, der sich gerade in seinem Sessel fallen ließ, über die Schulter hinweg ein ebenso finsteres Funkeln zu. „Ich habe diesem Verräter aber nichts zu sagen!“, blieb James hartnäckig bei seiner vorherigen Meinung von ihm. Tatze verdrehte stöhnend die Augen: „Nur weil Miss von und zu Evans unseren gutmütigen Moony auf gemeinste Weise besticht, in dem sie an seine unendlich hilfsbereite Seite appelliert“, wiederum fühlte Remus ein schuldbewusstes Stechen, „ist er noch lange kein Verräter, Krone!“ „Als ob! Dieser Verräter hat mich einen Monat lang zum Narren gehalten-“ „Sie hat ihn gestern gefragt“, unterbrach Tatze ihn. „Oh“, diese Nachricht schien den Schwarzhaarigen kurzzeitig tatsächlich, in seinem Zorn zu irritieren, aber eben nur kurzzeitig. „Na – und? Er hat mir trotzdem nichts gesagt! Und so jemand ist nicht mein Freund!“ Schnell hatten James’ dunkelbraunen Augen ihn wieder auf diese stechende Weise fixiert, dass es Remus fast unangenehm wurde, bei dem Gefühl in seinem Magen. Aber er hielt dem Blick trotzdem stand. „Mich anlügen und vor allem mit Evans auf ein Date gehen …“ „Es war kein Date, James“, berichtigte Remus diesen ebenfalls von James falsch aufgeschnappten Fakt. „Ach ja, Remus? Du lügst schon wieder!“, funkelte James ihn durch die Gläser seiner Brille an. „Warum hat mir Evans dann vorher etwas anderes erzählt, hm?!“ „Weil da ihre … wirkliche Verabredung ihr noch nicht abgesagt hatte.“ Remus überging seinen eigenen Verdacht, dass es vor ihm gar keinen anderen gegeben hatte. „Wirkliche Verabredung? Und was warst du dann??“, harkte der Schwarzhaarige barsch nach, anscheinend erwartete er nicht, dass Remus eine gute Antwort für ihn hätte. „Ihre harmlose Ausrede für mich, doch ein Date zu haben?!“, kam es abfällig schnaubend vom Quidditchkapitän hervor. „Ja.“ James schaute ihn ungläubig an. „Bitte, hör mir zu, James! Lily und ich sind Freunde – mehr nicht.“ Wieso hatte er bei diesem Satz das eigenartige Gefühl, James anzulügen? „Und wir haben uns nur getroffen, weil sie mich um einen Gefallen gebeten hat. Ich sollte ihre offizielle Verabredung spielen, aber inoffiziell war es nur ein ganz normales Treffen zweier Freunde“, berichtete Remus. „Na also, damit hat sich die ganze Geschichte doch jetzt erledigt“, Tatze verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und lehnte sich entspannt zurück. Er schien der Auffassung zu sein, dass das als Erklärung ausreichen würde. „Und das soll ich glauben?!“, fragte James mit immer noch ablehnender Haltung. Er war anscheinend nicht überzeugt – Tatze verdrehte die Augen. „Was willst du denn noch hören, Krone? Moony kann dir nicht mehr als die offensichtliche Wahrheit sagen!“ James blickte ihn kühl an: „Wenn er kein Verräter ist, weil er sich mit Evans getroffen hat, so hat er sich dennoch mit dem Feind verbündet – oder bestreitest du, dich mit Peterson verbrüdert zu haben, Remus?!“ Hier hätte Remus fast gelacht, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre. So beließ der Braunhaarige es bei einem für ihn typischen, kurzen Kopfschütteln. James war im höchsten Maße eifersüchtig auf Brian – vielleicht begründet … „Lily und ich haben Brian-“ „Aha!“, stieß der Schwarzhaarige triumphierend auf. „Verwendung des Vornamens ist das erste Zeichen des Verrats!“ „Schnauze, Krone!“, meinte Tatze trocken. „Hey! Wer ist hier der mit Schnauze?“, fragte James beleidigt. „Bitte“, abermals gingen die Augen des Black-Sprosses auf Wanderschaft zur Decke, „dann eben, Maul halten, Krone!“ Wurmschwanz kicherte. Ungeachtet dessen und James’ böser Blicke, fuhr Remus etwas lauter fort: „Wie ich gerade sagen wollte, haben Lily und ich Brian zufällig getroffen, als wir auf dem Weg zum Honigtopf waren …“ „Siehst du, Wurmschwanz? Sie wollte dorthin!“, verkündete James erneut sich triumphal aufrichtend. „MAUL ZU!“, rief Tatze genervt dazwischen. Wie immer schien er der Einzige zu sein, auf den James wirklich hörte. „Also“, begann Remus wiederum ruhig, „wir haben ihn getroffen und er hat uns daraufhin erzählt, dass er dich in den Honigtopf hat rein laufen sehen …“ „Dieser-“ „KRONE! Klapp den Kiefer für drei Minuten zusammen, oder ich helfe dir!“ Was für Wunder ein einziger Blick von Sirius Black bei James Potter doch manchmal bewirken konnte … „Lily war deshalb wieder mal kurz davor zu explodieren. Aber Brian hat angeboten, uns stattdessen einen Ort zu zeigen, den du nicht finden würdest.“ „HA!“, James sprang von seinem Sitzplatz auf. „Falsch gedacht, du Oberstre-“ „Silencio!“ Plötzlich ging von James eine wunderbare Ruhe aus, mal abgesehen von seinen drohenden Fäusten. Tatze drückte ihn fies grinsend zurück auf seinen Sitzplatz, während die Augen seines besten Freundes ihn vorwurfsvoll musterten. „Ich denke, du kannst jetzt ohne Unterbrechung fortfahren, Moony!“ Remus unterdrückte ein Schmunzeln, er musste James ja nicht noch mehr Gründe geben, sauer auf ihn zu sein. „Den Laden kennst du inzwischen ja auch. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe die beiden dort drinnen irgendwie aus den Augen verloren – aber hättet ihr all diese Bücher gesehen, ich sage euch, Hogwarts Bibliothek ist fast nichts dagegen …“ „Monny! Bleib beim Thema“, erinnerte ihn Tatze gelangweilt, als er ins Schwärmen über das Bücher-Paradies geriet. „Äh, ja – du hast Recht“, räusperte Remus sich. „Immer“, erwiderte Tatze lässig. „Jedenfalls hat mich erst Zelma“, James verzog säuerlich sein Gesicht, „darüber informiert, dass die beiden schon vorausgegangen wären und im drei Besen auf mich warten würden. Sie hat mir auch erklärt, warum die beiden so schnell verschwunden sind, d.h. was sie vor dem Schaufenster beobachtet haben. Den Rest der Geschichte kennst du ja … Ich schwöre dir, James“, Remus musterte seinen stummen Freund mit eindringlichen Blicken, „ich wusste nicht, dass die beiden zusammen weggehen würden, noch glaube ich, dass es ein richtiges Date war. Sie wollten dir einfach nur nicht begegnen und haben sich deswegen davongeschlichen. Und im drei Besen haben sie schlichtweg auf mich gewartet.“ James’ Augen schienen ihn, an Ort und Stelle zu fixieren, als wollte er ihn durchleuchten, um den Wahrheitsgehalt seiner Sätze zu prüfen. Remus verspürte hier zum Glück kein schlechtes Gewissen – kein so großes jedenfalls, dass er glaubte, man müsse es ihm unbedingt ansehen. Über die Frage, ob das zwischen Brian und Lily ein Date war oder nicht, konnte er schließlich auch nur Vermutungen anstellen … Da nickte James und drehte seinen Kopf. Er gab Sirius einen Wink und zeigte überdeutlich auf seinen Mund. Seine Mitteilung konnte gar nicht missverstanden werden – eigentlich. „Was, Krone? Ich versteh dich leider nicht. Wenn du etwas von mir willst, musst du es nur sagen!“, Sirius grinste vergnügt über James’ Luftboxverhalten daraufhin, sah allerdings nicht so aus, als würde er sich einen Deut in nächster Zeit bewegen. Dafür amüsierte er sich viel zu gut. Nach einer Weile wandte James seinen Kopf fast verzweifelt abwechselnd zu ihm und Wurmschwanz um und Remus fand, dass Tatze jetzt genug von seiner Rache bekommen hätte. „Du Idiot!“, war das erste, was aus James’ Mund hervor schoss. „Ich sollte dich-“ „Na, na, ich hab Geburtstag, ich darf das!“, erinnerte ein grinsender Tatze und verhinderte somit jede Silencio-Attacke auf sich selbst. James ließ etwas schmollend den Zauberstab sinken. Aber dieser Zustand hielt nicht lange an. Räuspernd und sich ein paar Mal durch die ohnehin zerstrubbelten Haare fahrend, wandte ein nun reumütig drein schauender James Potter seinen Kopf zu ihm um. „Hey, Moony – ich glaub, ich war ein ziemlicher Idiot heute, oder? Das mit Hogsmeade und so … und das, was ich da später, äh gesagt habe … Kannst du mir trotzdem noch mal vergeben?“ Nur ein Wort stand groß und breit auf James’ Gesicht geschrieben: SCHLECHTES GEWISSEN Remus selbst fühlte sich dadurch zwar innerlich beruhigt, aber noch nicht besser. Ein bestimmtes grünes Augenpaar schien ihn pausenlos zu verfolgen. „Wenn du mir vergeben kannst, dass ich mit Lily nach Hogsmeade gegangen bin, ohne dir was zu sagen und damit dieses ganze Chaos heraufbeschworen habe?“ Immerhin konnte er so halbwegs seine Schuldgefühle offen zugeben … Trotzdem rief eine kleine, leise Stimme in ihm nach wie vor ein bestimmtes Wort … „Es tut mir ehrlich Leid, James, es wird nie wieder vorkommen!“ „Ach, was!“, winkte James mit der einen Hand ab, die andere befand sich nach wie vor in seinem Haar. „Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass ich der Trottel bin?“, ein vorsichtiges Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Ihr seid beide Trottel!“, fuhr Tatze schief grinsend dazwischen. „Und was bist du?“, erkundigte sich Krone. „Ich bin Sirius Black, ich bin cool.“ Bevor jemand auf dieses Statement etwas sagen konnte, erklang eine andere Stimme wieder, die bis jetzt ruhig geblieben war: „Äh, Leute?“ Alle schauten auf Wurmschwanz. „Was ist jetzt eigentlich mit den Vorbereitungen? Müssen wir nicht langsam mal anfangen? Ich mein, alle sind schon unten, denn gleich beginnt das Abendessen, und …“ „Scheiße, verflucht – Wurmschwanz hat Recht!“ Krone sprang hyperventilierend vom Sofa auf und kriegte sich kaum mehr ein. Tatze holte weit aus und gab ihm einen beruhigenden, festen Schlag auf den Rücken. „Da-danke, Tatze-e!“, hustete der Quidditchkapitän, während er sich wieder zur vollen Größe aufrichtete. Remus hatte nur wenige Male solch einen Schlag von seinem Freund abbekommen, aber er glaubte dadurch eine gute Vorstellung davon zu haben, wie es sich anfühlen musste, von einem Klatscher ihm Rücken getroffen zu werden. „Ok“, Krone schien sich wieder gesammelt zu haben, „Moony, du holst die Liste! Wurmschwanz, Tatze, ihr kommt mit mir!“ „Ihr beide wisst, was zu tun ist“, hörte Remus seine Stimme noch, während er die Treppe rauf stieg, „Tatze, du verlangst nach Essen, Wurmschwanz, du … isst und Moony und ich kümmern uns um den Rest, sobald er wieder da ist – eben alles ganz normal.“ Remus lächelte, als er die Tür zum Schlafsaal öffnete. Ja, jetzt war alles wieder normal. Wenn da nur nicht ständig dieses unangenehm, drückende Gefühl in ihm wäre … ~*~*~*~ „Lily, was bist du so nervös heute?“, fragte Caite sie gereizt. „Was?“ Lily blickte verwirrt zu ihrer Freundin – hatte sie eigentlich gerade schon dagesessen? Ja, doch, Lily erinnerte sich jetzt wieder, ihre schöne Freundin nach Hogsmeade im Gryffindor-Turm wieder getroffen zu haben. Allerdings hatte Caites Gesichtsausdruck bis jetzt verhindert, dass sie großartig ein Wort miteinander gesprochen hatten. Wenn Lily nett war, würde sie ihn als verschlossen bezeichnen. „Ich bin nicht nervös!“, erwiderte die Rothaarige auf die Frage ihrer Freundin. „Ach, und warum schaust du dich dann so oft um?“, harkte Caite harsch nach. Und wenn Lily nicht nett wäre, würde sie das momentane Verhalten ihrer Freundin, als angeborenen Zickigkeits-Tick bezeichnen, der ausbrach, wann immer Caitlín Gallagher etwas missfiel. Was durchaus häufiger vorkam … Die Frage nach dem berühmten „was“ sollte man sich jedoch hüten zu stellen. So gut Caite auch darin sein mochte, sich einfühlsam und liebevoll um jemand anderes zu kümmern, der Problem auf dem Herzen hatte, so schlecht war sie darin, eigene zu äußern. Lily reckte trotzig das Kinn vor: „Ich halte nach Potter Ausschau!“, lautete ihre stolze Antwort. Den Blick, den Caite ihr daraufhin signalisierte, war entgegen der Norm, eindeutig lesbar. Du? Potter? Ausschau halten?? Für Caite ganz klar drei miteinander unvereinbare Dinge. „Nur, um ihn rechtzeitig zu ignorieren, wenn er auftaucht“, fügte die Vertrauensschülerin schnell hinzu und versuchte sich in einem ebenso kühlen, aber vornehmen Ausdruck wie ihre Freundin. Sie scheiterte auf ganzer Linie. Caites gesamte Art war von ihrem Auftreten, bis hin zu der Weise, wie sich bewegte, sprach und verhielt absolut einmalig und … beneidenswert. Ein einzelner Blick von ihr konnte ausreichen, um das Gefühl vermittelt zu bekommen, ein unwürdiges Nichts zu sein. „Ach ja“, bemerkte die Dunkelhaarige beiläufig, „ich habe Grace darüber sprechen hören, dass im drei Besen ein Vorfall stattgefunden habe … es hatte etwas mit Potter und diesem … Peterson zu tun“, endete die Irin in einem abfälligen Ton. Lily seufzte innerlich auf. Sie kannte Caite inzwischen gut genug, dass sie es ihr nicht krumm nahm. So war ihre schöne Freundin nun mal, und Lily hatte sich dran gewöhnt. Sobald es um einen Jungen ging, wurde sie merklich arrogant und abweisend, es hatte nichts mehr mit der fürsorglichen, freundlichen Caite gemeinsam, die sie kannte. In diesen Momenten hatte sich Lily da ein manches Mal an das Verhalten ihrer Freundin aus der ersten Zeit in Hogwarts erinnert – besonders ihr selbst gegenüber. „Brian konnte absolut nichts dafür! Er hat sich völlig richtig verhalten, ihn einfach zu ignorieren. Nur dieser Potter!“ Lily holte wütend Luft, allein sein Name brachte sie wiederum zur Weißglut. „Er kapiert einfach nichts! Jetzt glaubt der Typ auch noch, einen Besitzanspruch auf mich erheben zu können, weil er sonst ja auch immer alles kriegt, was er will. Als wenn sein ständiges Nerven nicht schon genug wäre! Ich weiß nicht, was passiert wäre, falls dieser Fremde uns nicht geholfen hätte …“ Erneut sog Lily geladen die Luft ein, als ihr auf einmal Caites vornehm gerunzelte Porzellanstirn auffiel. Natürlich verstand sie nicht, wovon Lily redete. So berichtete die Rothaarige ihrer Freundin in wenigen abgehackten Sätzen schnell, was passiert war, auch wenn sie nicht wusste, wie sehr sich ihre Freundin für derartige Geschichten, in denen reichlich Jungs vorkamen, interessierte. Ein paar Mal bemerkte die Vertrauensschülerin tatsächlich, wie Caite, in dem immer wütender werdenden Strom ihrer Worte, die babyblauen Augen verengte, aber sie sagte nichts. „Dieser kindische, bescheuerte Vollidiot!“, endete Lily ihre Erzählung. „Lily, du redest von Potter?“, eine fröhliche Stimme erklang hinter ihrem Rücken. Belli kam in einem Affenzahn neben ihnen zum Halt und quetschte sich sogleich einfach auf den Platz neben ihr und einem losmeckernden Drittklässler. Ihr Gesicht nahm einen fragwürdigen Ausdruck an. Lily brauchte sich nicht zu erkundigen, die Antwort auf ihre gedachte Frage – Belli vermutete grundsätzlich bei jedem Menschen, den sie traf, dass dieser natürlich derartige Fragen hätte – kam postwendend. „Es ist aus!“, rief die Spanierin, dass es mehr Leute als nötig auch mitbekam. „Schon wieder?“, kommentierte Caite zickig. Vermutlich waren das heute ein paar zu viele Jungsgeschichten für sie – normalerweise hätte sie sich solch eine Aussage nämlich versagt. Belli schien das nicht weiter zu irritieren. „Diesmal ist es endgültig vorbei!“, sagte die Schwarzhaarige mit großer Überzeugung in der Stimme – so wie die fünfmal zuvor auch bereits – und wandte ihren Kopf nur allzu offensichtlich vom gegenüberliegenden Hufflepufftisch ab. Lily konnte innerlich nur mit dem Kopf schütteln. Da hatte ihre kleine Freundin es mal geschafft, sich einen – in Lilys Augen – vernünftigen Jungen anzulachen, um sich dann, nach der längsten Beziehung, die Belli je gehabt hatte, in einer dramatischen Szenerie wieder von ihm zu trennen. Nur, um zwei Tage später lauthals zu verkünden, dass sie sich geirrt habe und immer noch wahnsinnig verliebt sei. Selbiges hatte sie übrigens 36 Stunden später erneut widerrufen und nach 48 Stunden war sie ihm bereits wieder freudestrahlend an den Lippen gehangen. Dieses Hick-Hack-Spiel zwischen der Gryffindor und dem Hufflepuff, John Berman, ging jetzt schon über einige Wochen so ewig hin und her. Hogwarts’ Gerüchteküche, alias Bertha Jorkins, musste wohl begeistert sein, schließlich erfreute sich dieses Thema einer ständigen Dauerbeliebtheit, wie Lily durch so manche aufschlussreiche Besuche auf dem Mädchenklo leider hatte erfahren müssen. Lily wollte Bertha, einer etwas beleibteren Hufflepuffschülerin aus dem siebten Jahrgang, nicht böse sein, schließlich konnte das Mädchen ja sicher nichts dafür … aber sie war nun mal eine furchtbare Plaudertasche! Geheimnisse waren bei ihr wahrlich nicht gut aufgehoben, sagte man Bertha etwas, war es am Ende des Tages so, als hätte die gesamte Schule an dem Gespräch teilgenommen. Eine Lektion, die Maria Duff-Poke erst letztes Jahr zu spüren bekommen hatte. Unvorsichtig wie sie war, hatte sie sich in einem schwachen Moment ausgerechnet bei Bertha ausheulen müssen – Lily wusste davon, weil sie sich nachher freiwillig um das arme Mädchen gekümmert hatte – und diesmal hatte es sogar nur zwölf Stunden gebraucht, bis die Hufflepuff diese brandheißen News unter die Leute gebracht hatte. Jeder Vorbeigehende hatte Marias Bäuchlein danach angegafft, als könne es jeden Moment platzten und etwas Schreckliches daraus sie anspringen. Der Höhepunkt war mit Berthas Verlautung erreicht, dass ein gewisser, vielbekannter Mädchenschwarm angeblich der Vater sei – was sich nachher als völliger Irrtum herausgestellt hatte, da Black (ausnahmsweise) mit diesem Mädchen noch nie etwas gehabt hatte. (Lily vermutete dahinter ja viel mehr gekränkte Eitelkeit, weil Bertha etwas von Black gewollt hatte und er ihr mehr als deutlich, rücksichtslos zu verstehen gegeben hatte, dass dieses Interesse nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.) Trotz allem war der Spießrutenlauf für die Fünfzehnjährige nicht mehr aufzuhalten gewesen. So hatte Maria auf eigenen Wunsch die Schule frühzeitig verlassen – ein Resultat, das Lily zum Teil Bertha ankreidete. Aber Lily war einfach nicht der Typ der lange nachtragend und böse auf jemanden sein konnte, und Bertha hatte die schlimmen Folgen ihres Handelns ja nicht voraussehen können. Bestimmt tat es ihr inzwischen leid, was sie getan hatte … Konsequenzen hatte der Fall trotzdem nach sich gezogen, Madam Pomfrey – vollkommen geschockt über die Nachricht, dass eine Fünfzehnjährige, unter ihrer Herrschaft des Krankenflügels, schwanger geworden war – hatte solange beim Schulleiter protestiert (Bertha hatte auch hier Gerüchte verbreitet, dass die Schulkrankenschwester vor seinem Büro übernachtet hätte – in Anbetracht von Madam Pomfreys überfürsorglichen Charakter neigte Lily sogar dazu, es zu glauben), bis dieser ihrer Forderung stattgegeben hatte: Vom Ende des letzten Schuljahres an musste Professor Slughorn nun regelmäßig Verhütungstrank für die Heilerin bereitstellen – für Frauen und Männer –, den sie kostenlos und ungefragt an jeden Schüler verteilte, solange der- oder diejenige wenigstens fünfzehn Jahre alt war. Sie war sogar bereit, mit unsicheren Schülern zu reden, wobei Lily kaum glaubte, dass bisher auch nur ein einziger mit Madam Pomfrey „das Gespräch“ geführt hatte. Besonders Mädchen, die ersteres dieser Angebote nicht wahrnahmen, konnten in letzter Zeit nicht mehr den Krankenflügel betreten, ohne dass die Beherrscherin dieser Hallen ihnen ein zweistündiges Zwiegespräch aufschwatzte, bis man schließlich doch noch bereit war, einmal im Monat bei ihr vorbei zu schauen. So war schließlich auch Lily zu ihren regelmäßigen Besuchen gelangt. Madam Pomfrey hatte sie überzeugt, dass das nur der Sicherheit dienen könnte – nicht für sie selbst, da war es überflüssig. Als wenn Lily an so was jetzt schon denken würde! Aber für jemanden wie Belli z.B., die gerade wortreich erläuterte, warum dieses mal Schluss sei – zufälligerweise aus denselben Gründen wie zuvor: Er hatte darüber gemeckert, dass sie zu umtriebig sei, sie, dass er ihr seine Regeln auferlegen wolle – war es eine gute Sache und allein schon, um ihrer Freundin mit guten Beispiel voranzugehen, war Lily bereit, einmal im Monat diesen für sie gänzlich unwichtigen Trank einzunehmen. Immerhin war er ohne Nebenwirkungen, nicht zu vergleichen mit den hochchemischen Muggelpillen. Bei allem, was Belli noch in den nächsten Minuten zu meckern haben würde, über eins war sich Lily sicher – morgen schon würde sie John Händchen haltend und zutiefst verliebt sogar in die Bibliothek folgen. (Ein Ort, den Belli normalerweise leider nicht im Geringsten zu schätzten wusste.) „Guten Tag, die Damen!“ Alarmiert sah sich Lily um, jetzt kam ihr Auftritt, auf den sie sich schon die ganze Zeit geistig vorbereitet hatte. Brians Abschiedsworte kamen ihr wieder in den Sinn: „James Potter wird dich nicht so einfach in Ruhe lassen. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, Lily, aber er ist viel zu verbohrt, was dich angeht, als dass auch nur eins deiner Worte, mehr als sein Ohr erreicht haben könnte. Also, gib gut auf dich Acht!“ Und dann hatte er sie umarmt. Unbewusst schlich sich ein träumerisches Lächeln auf Lilys Gesicht. Für eine ganze Sekunde war sie erst geschockt, dann überrascht und schließlich wahnsinnig glücklich gewesen. Doch die Berührung hatte nur so lang angehalten wie die in Professor Flosops Klassenzimmer. Zu Lilys eigenem, seltsamen Bedauern. Trotzdem war sie danach unglaublich fröhlich gewesen. Für einen Moment hätte sie gar schwören können, dass ihre Füße über den Boden schwebten. Sie hatte sich einfach so wahnsinnig leicht gefühlt … „Oh, hey, Lily, du träumst?“, Bellis gebräunte Hand wedelte auf einmal vor ihrem Gesicht rum. Die Rothaarige schreckte verwirrt aus ihren Gedanken hoch. „Na, wie heißt er denn?“, kicherte Belli. Caite auf der anderen Seite gab einen unerfreuten Laut von sich und musterte Lily kühl, aber aufmerksam. „Ich, äh …“, Lilys Wangen drohten einen Rotschimmer zu bekommen. Sie vermutete allerdings, es wäre besser nichts zu sagen, was Belli zu sehr in ihrem Glauben ermutigen könnte und das würde die Wahrheit ganz gewiss tun. „Ich habe mir nur Potters Gesicht gleich vorgestellt, wenn ich ihn ignorieren werde!“ Die Rothaarige war stolz auf sich – diese Ausrede klang wirklich überzeugend! Und ein Blick auf Bellis enttäuschtes und Caites etwas gelasseneres Gesicht gab ihr Recht. Lily drehte sich nun um – einen möglichst distanzierten Ausdruck auflegend – in der Erwartung ein altbekanntes Grinsegesicht schon länger hinter sich warten zu sehen … doch – da war niemand! Irritiert stockte die Vertrauensschülerin für einen Moment. Dann begaben sich ihre grünen Augen wie von selbst auf Suche, und kaum waren sie ein Stück nach links gewandert, fanden sie auch schon ihr Ziel. James Potter, wie immer umgeben von seinen drei Freunden, hatte tatsächlich nicht weit von ihr entfernt Platz genommen, seine dämlich, schleimige Begrüßung hatte allerdings wider erwarten nicht ihnen gegolten – sondern drei anderen Gryffindor-Mädchen. „James, woher weißt du nur diese ganzen Witze?“, kicherte ein Mädchen mit maronenfarbenen Haaren. „Was soll ich sagen, Holly? Ein Rumtreiber verrät eben nie all seine Geheimnisse!“, grinste ein Junge mit chaotischen Haarwirrwarr ihr entgegen. Lily konnte es nicht fassen und war gleichzeitig geneigt ihre Augen über seine letzte Aussage zu verdrehen. „Das ein oder andere versteckte Talent könnte er dir allerdings doch zeigen, wenn ihr ein bisschen ungestörter seid“, hörte Lily eine anzügliche Stimme von der anderen Seite des Tisches sagen, für die sie gar nicht hinzugucken brauchte, um zu wissen, wem sie gehörte. Ihre Nase rümpfte sich ein wenig zu laut über Blacks letzte Aussage und mit offensichtlich präsentiertem Desinteresse wandte sie sich ab. Sollte Potter doch weiter Holly Jones beeindrucken und sein Freund genoss es ja sichtlich, jede Sekunde seines Daseins gleichzeitig von Grace und Megan angeschmachtet zu werden. Da taten ihr ja fast schon Pettigrew und Remus – der mit etwas gezwungenem Lächeln daneben saß – leid, die scheinbar gar nicht wahrgenommen wurden. „Anscheinend hast du es ja doch geschafft, nach zwei Jahren endlich zu Potters Ohr durchzudringen, Lily“, Caites Blick war auf eben beschriebenes Grüppchen gerichtet, und ihre Meinung dazu war ihrem Gesicht überdeutlich zu entnehmen. „Unmöglich!“, rief Belli geschockt. Sie hopste etwas auf ihrem Sitzplatz rum, um über Lilys Kopf hinwegsehen zu können. „Das glaub ich nicht! Er läuft dir seit der dritten Klasse ununterbrochen hinterher, es müssen doch tausende Male inzwischen gewesen sein, dass er dich nach einem Date gefragt hat“, Belli schüttelte den Kopf, dass ihre Locken wild hin und her flogen. „Freu dich einfach, Belli! Ab jetzt muss sich Lily wohl nicht mehr tagein, tagaus über ihn aufregen“, ihre schöne Freundin schenkte ihr das erste Lächeln an diesem Abend, der Gedanke schien sie ehrlich zu erheitern. „Auch wenn ich dem Ganzen noch nicht so recht trauen will …“, fuhr sie misstrauischer fort, den Blick auf Lilys persönliche Nervdämon gerichtet, der gerade irgendein ganz besonderes, abstruses Schauspiel zum Besten gab. „Also, ich auch nicht! James kann Lily bestimmt keine zwei Wochen am Stück in Ruhe lassen, das hält er niemals aus!“, Bellis schokobraune Augen zwinkerten ihr amüsiert zu. Dafür, dass sie sich gerade von ihrem Freund getrennt hatte, ging es ihr noch erstaunlich gut – aber das war nur jetzt! Morgen wäre dies schon wieder eine ganz andere Geschichte … Lily schaute noch einmal zu James Potter und Konsorten, und seufzend nickte sie ihren Freundinnen zu. Es wäre schlichtweg zu schön, um wahr zu sein. Wie ein lang herbeigesehnter Traum, der endlich in Erfüllung ging – ein Traum von Ruhe und Gelassenheit. Aber das wäre zu einfach. So sehr sie auch daran glauben wollte, so sehr sie auch jeden Augenblick dieses ungewohnten neuen Daseins genoss, Brians warnende Worte tauchten ständig in ihrer Erinnerung auf. „James Potter wird dich nicht so einfach in Ruhe lassen.“ >Nein, das wird er nicht …<, stimmte Lily dem Ravenclaw zu. Aber solange er sich anderweitig beschäftigte, war es für Lily wenigstens leichter, ihn zu ignorieren, da sie nicht das dauernde Bedürfnis verspürte, ihn anschreien zu müssen. Zwei Jahre hatte sie das dauernde Übergehen ihrer Worte schon ertragen, den leibhaftigen Nerventod durchgestanden, ein paar Monate mehr würde sie auch noch überleben. Doch zum Ende des Jahres war Lily wild entschlossen, James Potter und seine ewige Fragerei losgeworden zu sein – denn sie hatte keine Lust mehr. >Soll er es doch gefälligst bei jemanden versuchen, der ihn wenigstens mag. Auswahl genug hätte er ja!< Lily jedenfalls wollte das nicht länger hinnehmen. Schon jetzt verspürte sie keinen einzigen Tropfen des Bedauerns nach der mangelnden Aufmerksamkeit. Nein, Lily vermisste James Potters Interesse rein gar nicht. Sie hatte es nie gewollt. ~*~*~*~ „Dürfte ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?“, Professor McGonagall klopfte mit ihrer Gabel an ein Glas, ganz offensichtlich war der Klang magisch verstärkt. Alsgleich kehrte Ruhe ein in die große gesprächige Schülerrunde, selbst der Gryffindortisch, insbesondere der interessante Zirkel um vier Jungs, die sich selbst gern „Rumtreiber“ nannten, verstummte in seinen lauten Ausführungen. Ihre Augen wanderten zum Schulleiter weiter, der sich wie erwartet nun erhob: „Jetzt, da wir alle endlich versammelt sind und ich mir sicher bin, dass wir das gleiche im Sinn haben, spare ich mir ein paar wichtige Worte für später auf. Alles, was ich jetzt noch zu sagen habe ist“, er machte eine kurze Pause, bevor mit dem typisch, großherzigen Lächeln fortfuhr, „Buon appetito!“ In genau diesem Moment erschienen die herrlichsten Köstlichkeiten vor ihrer aller Augen, dass selbst ihr sonstiges Abendmahl wie die kargen Speisen armer Bettler wirkten. Sie wusste, dass sich die kleinen Hauselfen jedes Jahr aufs Neue ganz besonders zu Halloween ins Zeug legten, um die außergewöhnlichsten Kreationen an Kochkünsten zu erschaffen. Manche richtig gruselig und abstoßend auf den ersten Blick, aber umso schmackhafter auf den ersten Bissen, andere wiederum schlichtweg zum schief Lachen. Fasziniert starrte sie eine orangene Suppe mit schwarzen Spiralen an, in der winzig kleine Mini-Kürbisse mit noch kleineren Schnitz-Grimassen fröhlich ihre Bahnen schwammen. Es war lustig ihnen dabei zu zusehen, man bekam einen richtigen, irrwitzigen Drehwurm nach einiger Zeit. >Aus was sie wohl gemacht sind …?<, überlegte sie, den Kopf schief legend. Vielleicht Karotten … oder eingefärbtes Marzipan? Das wäre doch mal interessant! Ihr amüsierter Blick ging weiter auf Suche und entdeckte noch so allerlei Aufregendes: Angebliche Monsterwürmer, die sich als in Pfefferminzsoße eingetauchte Rouladen herausstellten, Rumpsteaks – natürlich blutig angebraten, Kartoffelklößchen mit Schreckgesichtern, in blutrote Paprikasoße getauchte Schnitzel, Gemüse, das gruselig lachte, wann immer man es nicht beachtete („Isst du wohl dein Gemüse auf? Du willst doch auf deine Mama hören – oder? Muhahaha …“), und dann waren da noch … Sie erhielt einen sanften Stoß in die Seite. „Vergiss bei aller Faszination bitte nicht wie letztes Jahr das Essen!“ Sie lächelte ihrem Aufpasser zu: „Ihr beachtet diese schönen Künste alle viel zu wenig, dabei befinden sich direkt unter uns Lebewesen, die sich reichlich Mühe geben – findest du die Kürbissuppe nicht auch spannend?“ Ihr Gegenüber war anscheinend verblüfft über den schnellen Wechsel von Anschuldigung zur alten Faszination, denn er sagte einen Moment nichts, bevor er Kopf schüttelnd antwortete: „Du änderst dich nie. Aber jetzt iss, ich denke, die Hauselfen werden noch viel enttäuschter sein, wenn sie einen gar nicht berührten Teller vorfinden.“ „Hm … du hast Recht!“, ihr Kopf wiegte hin und her und sie lächelte erneut fröhlich. „Es wäre auch viel zu schade um die Suppe!“, meinte sie enthusiastisch und griff über den halben Tisch nach dem Topf. Wiederum schüttelte ihr Freund den Kopf, aber auch das so typisch schwache Grinsen zeichnete wie üblich seine Lippen. „Oh!“, entfuhr es ihr. „Was?“, bohrte er neugierig mit in weiche Falten gelegter Stirn nach. „Kein Marzipan“, lautete ihre enttäuschte Antwort. Er zog eine Braue hoch, sagte jedoch nichts mehr. Wieder Kopfschütteln. >Schade …<, dachte sie. Marzipan wäre doch wirklich mal interessant gewesen … Aber die Möhren waren dafür echt gut und kicherten so lustig auf der Zunge! Sie lachte vergnügt laut auf, und es sollte nicht das letzte Mal an diesem Abend sein, dass sie sich im wahrsten Sinn des Wortes „köstlich“ amüsierte. Aber kaum jemand beachtete ihr Verhalten, das sich, wie sie schon im Kindesalter aufmerksam beobachtet hatte, sehr stark von ihren Mitmenschen unterschied. Man war hier an sie gewöhnt. „Verquer“ nannten sie die anderen, sie fand es belustigend. Denn für das Mädchen selbst waren alle anderen Menschen ebenfalls ziemlich komisch – aber das war nichts Schlimmes, über was sollte sie sonst lachen können? Und das tat sie gern. Den lieben langen Tag das seltsame Verhalten ihrer Mitschüler und Lehrer zu analysieren und darüber zu schmunzeln, wie sie im Gegenzug auch gerne ihre vielen Witzchen über sie machten, das war ihr Leben. Ein ständiges Geben und Nehmen. Das eindeutig interessanteste, mitmenschliche Objekt, das sie auch nach jahrelangem Studium noch nicht langweilig fand, saß ihr jedoch gegenüber. Äußerst schweigsam wie immer. Und heute war er ganz besonders darauf bedacht, keine falsche Bewegung zu machen, die sie irritieren könnte. Er wusste schließlich, dass ihr alles auffiel, was anderen entging. Aber sie wusste im Gegenzug auch, warum er das tat – ihre Augen funkelten. Ein alarmierter Blick großer, brauner Augen traf sie sogleich. Ihre schwarzen Pupillen jedoch funkelten weiter vergnügt. Oh ja, sie hatte längst den Grund bemerkt, den Rest konnte sie sich aus dem letzten Monat zusammensetzten, der bereits ebenfalls … äußerst unterhaltsam gewesen war. Das war es wieder! Das Mädchen grinste, der Junge ignorierte es. Oder zumindest versuchte er es … Ihre Lippen zeigten ein Lächeln. >Zu unvorsichtig! Sie muss sich wie immer für unauffällig halten …<, sinnierte sie für sich selbst. Plötzlich verschwand der leckere Topf Kürbissuppe vor ihren Augen und machte kalorienreichen Nachtischen Platz. „Das sieht ja wieder herrlich spannend aus …“, sie ließ erneut ihre Augen rotieren. „Bitte – iss endlich was! Du hast gerade schon so wenig gehabt. Wenn du jetzt noch die Mandelsplitter auf der Schokotorte anfängst zu analysieren, wird Emily morgen wieder meckern, weil du vor lauter Hunger, nachts heimlich ihre Keksdose geklaut hast!“ Sie gab ein glucksendes Geräusch von sich: „Keine Bange, ich habe den Pudding entdeckt!“ Wie ein kleines Kind stürzte sie sich freudig auf die Schale, dass einige ihrer Mitschüler erschrocken zurückwischen. Sie kicherte. Er verdrehte die Augen, aber sie hörte ihn trotzdem schmunzeln: „Pudding!“ ~*~*~*~ „Muhahaha!“ Mel schaute mit zweifelndem Blick auf. Hatte sich jetzt ein Teil des nervtötenden, plappernden Gemüses etwa heimlich unter das Nachtischbüffet geschlichen? Auch andere sah sie verwundert den Blick heben, auf der Suche nach der Ursache des Geräuschs. Ein kleiner Tumult brach in der Halle aus. Das vorherige Geschnatter war vorzeitig unterbrochen. Mel sah über ihre Schulter hinweg. >Es war von irgendwo dahinten gekommen …< Ihre blauen Augen blickten vorbei am Ravenclawtisch und wanderten schließlich zu den Slytherins, die alle leicht auseinander gestoben waren und immer wieder Blicke zur Mitte ihres Festbankettes warfen. Die Gryffindor winkelte eine Braue an. Die Schlangen wurden aber auch immer ängstlicher … Fürchteten die sich jetzt etwa schon vor ihrem „wahnsinnig gruseligen“ Gespensterpudding? Desinteressiert länger als nötig die ihr verhassten Schlangen zu beobachten, wendete sie ihre Aufmerksamkeit zurück auf die leckere Schokotorte auf ihrem Teller, die in Form eines frischen Grabhügels daher kam. Gerade hatte sie die Gabel gehoben und wollte ihren Nachtisch endlich genießen, als … „MUHAHAHA!“ Mel ließ die Gabel, wie so viele andere, entnervt fallen. Schon wieder! Erneut fing der Slytherin-Tisch ihren Blick und nach kurzer Beobachtung, war sich Mel plötzlich sehr sicher, woher das alberne Gelächter kam. Es war- „Was hat dieser Krach zu bedeuten!“, hörte sie Professor McGonagalls empörte Stimme sich erheben, als sie von einem weiteren, tiefen Grusellachen überboten wurde. Im selben Moment erhob sich die – von Mel richtig vermutete – Quelle des eigentümlichen Geräusches. Der riesige Kürbis, der von den Hauselfen reichlich mit Süßem und Dekoration in der exakten Mitte des Tisches platziert worden war, hob von der Tischdecke ab. Die verängstigten Schüler des Schlangenhauses hatten sich inzwischen endgültig in alle möglichen und nur denkbaren Ecken zurückgezogen, ihre vormalige Tisch-Deko mit großen Augen anstarrend. Der Rest der Schüler- und auch Lehrerschaft stand dem in nichts nach, jeder war wie gebannt von dem bizarren Schauspiel und wartete nur darauf, was als nächstes passieren würde. Als Mel bereits annahm, dass das bisschen Lachen und Schweben alles gewesen wäre, trat plötzlich ein unerwartetes, gleißend helles Licht aus dem Zickzack-Mund hervor und erstrahlte einen Augenblick lang den silbern-grünen Tisch. „MUHAHAHA!“, erklang es vom fliegenden Kürbis ... und anschließend wurde dasselbe Lachen wie im Echo dreimal zurückgeworfen – von anderen Stellen der Halle aus. Eine war direkt in Mels Nähe. Der Erstklässler-Gryffindor, der mit seiner Nase genau vor dem zweiten lebendig werdenden Gemüse saß, machte riesige Augen und hob ängstlich seinen Zauberstab an, während der Kopflose Nick, der Hausgeist Gryffindors, tapfer zur Tat schritt und Peeves zum Zweikampf herausforderte. Er erhielt jedoch keine Antwort – außer einem weiteren, peinlichen „MUHAHAHA“ – und Mel bezweifelte ernsthaft, dass dies das Werk Peeves’ war. Nicht mal einen fremden Poltergeist zog sie in Betracht. Nein, für diese Show war ganz sicher jemand völlig anderes verantwortlich. Jemand … lebendigeres! Bevor sie jedoch weiter denken konnte, flogen vier riesige Kürbisse – die von Hufflepuff und Ravenclaw hatten sich auch erhoben – auf einmal genau in die Mitte der Halle und bildeten abstruser Weise über ihrer aller Köpfe einen Kreis. Darin flogen sie erst langsam hintereinander herjagend, dann immer schneller und schneller werdend, bis nur noch ein orangener Wirbel zu erkennen war und schließlich wiederum das gleißend helle Licht ihre Augen blendete. Peng! Der erste Kürbis war aus der Formation geschossen und über dem Hufflepuff-Tisch hochgegangen. Strahlende Gesichter blickten dort nun nach oben und schnappten begeistert nach den vielen bunten Süßigkeiten die plötzlich vom Himmel herabregneten. Mel starrte nur auf das einzelne Wort, das in Leuchtbuchstaben über ihrem Tisch schwebte: HAPPY Mel runzelte die Stirn. Bevor die Blonde sich einen Reim darauf machen konnte, ging es schon weiter. Nacheinander explodierten ein Kürbis über ihrem Tisch und dem der Ravenclaws. Beide Male ging daraus ein Schauer kunterbunter Leckereien hervor, der auf gierige Schülerhände hinab segelte. Hingegen ihrer angeborenen Sucht nach Süßem jedoch, kümmerte Mel sich rein gar nicht um die bunten Bonbons in ihrer Reichweite, sondern achtete nur auf das letzte Wort, das soeben über dem Ravenclaw-Tisch erschienen war. Sie verdrehte hemmungslos die Augen. Mitten in ihrer „großen“ Begeisterung über dieses Schauspiel vernahm Mel ein angeekeltes Murren und Fluchen hinter ihrem Rücken. Ein „entzückendes“ Odeur mit Schwefelgrundlage breitete sich um ihre Nase aus. Es war aus der Slytherin-Ecke gekommen. Sie drehte sich um … und hätte beinah laut losgeprustet. >Na, wenn das mal kein Anblick für die großen Zauberer-Götter ist!<, dachte Mel schadenfroh bis in den letzten Winkel. Aber alles andere hätte sie ja eigentlich auch wundern müssen. Schließlich stand es ganz außer Frage, dass die Slytherins vom Urheber „Süßes“ bekommen würden. >„Saures“ passt ja auch viel besser zu Bellatrix’ Haaren!<, sinnierte Mel vergnügt, während sie beobachtete, wie eine äußerst säuerliche Anführerin der Slytherin-Quidditchmannschaft versuchte, sich die gelb-milchige Eierpampe aus den schwarzen Haare zu wischen. Das war genau das Richtige für ihr eitles Köpfchen! Mel gab offen zu, dass sie in höchstem Maße schadenfroh war, auch wenn sie den Absender der Eierpost fast genauso gern hatte wie den Empfänger. „MUHAHAHA!“ Mel blinzelte. >Natürlich … < Der letzte und größte Kürbis in der Halle konnte neben dieser luftigen Karussellfahrt selbstverständlich nicht einfach liegen bleiben. Hagrids persönliches Prachtstück numero uno, ehemals festlich postiert auf dem Lehrertisch, sauste zu guter Letzt auch noch mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit in die Mitte der Halle ab. Wieder Peng! Und es regnete noch mehr Süßes als zuvor, zugleich vervollständigte das allerletzte Wort für diesen Tag die immer noch übergroße, protzige Leuchtschrift, die über ihren Köpfen hing. Abermals verdrehte Mel an diesem Tag die Augen. >Zarter konnte man ja wohl kaum darauf hinweisen, oder?< HAPPY BIRTHDAY SIRIUS TATZE BLACK „Hey, davon wusste ich ja gar nichts!”, rief ein breit grinsender Sirius Black laut aus, dass es garantiert auch jeder mitbekam. „Tja, Tatze, dafür sind Geburtstage ja auch da – Überraschung!“ James Potter schien sich fast mehr zu freuen, als Mr unwiderstehlich-grinsend-Black, dass man fast meinen konnte, sein eigener Geburtstag sei soeben zelebriert worden. Von allen Ecken und Enden der Halle wurden nun Glückwünsche gebrüllt und gerufen – natürlich musste es so sein, schließlich gab es nur wenige, die die unglaublichen Rumtreiber nicht bewunderten. Auffällig waren besonders wieder die vielen weiblichen Liebesbekundungen zwischen drin – Mel konnte gar schwören, dass ein Hufflepuff-Mädchen gerufen hätte, sie wolle ein Kind von diesem notgeilen Obermacho. Mel beschloss, dass es nicht mal wert war, darüber die Augen zu verdrehen, so dämlich war diese offensichtliche Einladung, beinah auf gleicher Höhe wie Blacks verblödet, eingebildeter Gesichtsausdruck. >Der – als Vater?!< Bei seinem sprunghaften Leben von einem Bettchen zum nächsten eine zwar durchaus denkbare Unfallgefahr, aber … nicht mal Grace Hopkins würde sie das an den Hals wünschen! >Man wüsste ja gar nicht, wen man mehr bedauern sollte: Das dumme Ding, das sich von Black zur alleinerziehenden Mutter hat machen lassen, oder das arme Kind, das ein Leben lang mit seinem halben Gensatz rumlaufen muss.< Egal, wen es, wann, wie und wo mal treffen würde – Mel fühlte ja sogar jetzt schon so etwas wie ein Fünkchen Mitleid mit ihr … „Auch von mir Glückwunsch, Mr Black!“, keifte eine Stimme auf halben Wege zum rumzwinkernden Schulschönling. „Ich bin mir sicher, dass Sie sich über mein Geschenk freuen werden – Sie dürfen nämlich wieder mal ihr Lieblingsklo im zweiten Stock putzten!“, Professor McGonagall war zum Geburtstagskindchen getreten, wirkte aber alles andere als in feierlicher Stimmung. „Und da Sie meine Herren, bestimmt alle wie immer beteiligt waren, werden Sie Ihrem Freund nicht nur tapfer zur Seite stehen, sondern ich ziehe auch jedem großzügige zwanzig Punkte ab – von meinem eigenen Haus!“, setzte sie keifend hinzu. „Ja, Sir!“, salutierte Potter. Wie konnte man eigentlich so verdammt stolz darauf sein, dauernd die Regeln auf möglichst fantasievollste Art zu brechen? Aber eins musste Mel ihnen dennoch lassen – die Idee mit den Slytherins war wirklich nicht schlecht gewesen … „Findet ihr nicht auch, dass die Slytherins so viel besser aussehen?“, fragte Black ein wenig zu laut als nötig. „Das milchige Gelb harmoniert so schön mit dem Giftgrün auf ihrem Umhängen … und ihren käsigen Gesichtern!“, meinte er fies lächelnd. „Die Idee von dir war wirklich klasse gewesen, Tatze!“, stimmte Pettigrew begeistert mit ein. Auf einmal wollten Mel die „faulen“ Slytherins so gar nicht mehr gefallen … ~*~*~*~ Das war ja alles 1a verlaufen! James Potter rühmte sich selbst für diesen perfekten Plan, den er natürlich nicht ganz allein aufgestellt hatte, aber immerhin: Die Idee für die Überraschung kam von ihm allein! Und sie war gänzlich gelungen. (Vorher sollte da statt dem Glückwunsch nämlich „Süßes sonst gibt’s Saures!“ stehen.) Tatze strahlte und grinste breiter, als nach jedem anderen großen Rumtreiber-Spezial, wenn das mal nichts heißen wollte! >Mission „Hohler Kürbis“ erfolgreich abgeschlossen und Auftrag bestens ausgeführt!<, suggerierte der Schwarzhaarige James Bond mäßig. Was würde Tatze da wohl erst zum späteren Verlauf des Abends sagen … James erinnerte sich, das letzte Mal als Zehnjähriger vor der Quidditchweltmeisterschaft so aufgeregt gewesen zu sein. Aber es war ja diesmal auch nichts gewöhnlich – und das meiste wuchs auf seinen Mist. Das hieß, wenn es Tatze nicht gefallen würde … Doch James Potter war durch und durch Optimist, folglich würde es sein Freund auf jeden Fall mögen! Da fiel ihm ein … er musste dringend noch mal mit Chris reden … „Oh, James – du bist ja so genial!“, bewunderte ihn Holly. Vollkommen verträumt betrachteten ihn ihre wasserblauen Augen. Der Potter-Sohn richtete sich zu seiner vollen Größe auf und grinste, bis ihm die Mundwinkel weh taten. Megan vergötterte ihn eben so sehr mit dem gleichen Blick, wenn sie nicht gerade Tatze anschmachtete, der in einer Tour von Grace Hopkins in Beschlag genommen wurde und es scheinbar genoss. Genauso wie James. Vielleicht war an der ganzen „andere-Mütter-haben-auch-schöne-Töchter-Sache“ ja doch was dran … Der Potter-Sohn fuhr sich zur Probe extra durchs Haar und bemerkte, wie sehr es Holly entzückte. James grinste breit. Tatze hatte Recht. Sich von anderen Mädchen umschwärmen zu lassen, war kein schlechter Zeitvertreib – im Gegenteil – es war sogar eine nette Abwechslung zu Evans … ähm, teilweise nicht besonders freundlichen Ausführungen über ihn. Aber sie konnte ja nichts dafür. Sie war eben extrem schüchtern, was ihre Gefühle anging, bzw. sich noch nicht völlig im Klaren darüber. Der Vertrauensidiot konnte schließlich nicht ihr Ernst sein – was hatte der denn, was James nicht hatte? Er, James Potter, hatte alles und dieser Jammerlappen rein gar nichts – so war es nämlich! Und in ein paar Wochen würde Evans das auch noch sehen, nachdem James erst mal per Eifersucht ihre Gefühle hervorgelockt hätte. Wer weiß, vielleicht würde sie ihn sogar in ein paar Tagen schon vermissen? Alles, was er ihr nur geben musste, war Zeit, dann würde sie es erkennen und ein rothaariges Geschöpf würde ihn genauso hingebungsvoll anschauen wie jetzt Holly. Gerade wollte James den Mund öffnen, um seiner Verehrerin noch mehr Gründe zu geben, warum James Potter toll war, als eine Stimme amüsiert dazwischen funkelte. „Ah, Mr Potter – ein Glühwürmchen-Zauber wie ich annehme?“ Alle vier Rumtreiber und Personen in näherer Umgebung wandten sich um und stellten zu ihrem Erstaunen fest, dass tatsächlich der Schulleiter von Hogwarts sich so unbemerkt an sie rangepirscht hatte. „Unter anderem“, verkündete James stolz nickend und laut genug, dass Evans auch einfach auf sein Gespräch mit Dumbledore aufmerksam werden musste. „Es waren noch ziemlich viele Zeitzauber dabei, aber vor allem war es ein Haufen Kombinationsarbeit einfacher Sprüche, die …“ „… Sie hier aber jetzt nicht näher erläutern werden, gehe ich Recht in der Annahme?“, Dumbledores Augen funkelten. „Ein wahrer Rumtreiber behält immer ein paar Geheimnisse für sich, Professor!“, James war grinsend aufgestanden und hatte vornehm seinen imaginären Zaubererhut vor Dumbledore gezogen. Der alte Mann schmunzelte belustigt. „Nun, das dachte ich mir bereits. Ich muss sagen, obwohl es eindeutig gegen die Schulregeln verstößt, bin ich beeindruckt von Ihrer aller Arbeit“, er ließ seine Augen an Tatze, Wurmschwanz und Moony entlang funkeln. „Normalerweise würde ich Ihnen für solch’ Genialität ja Punkte verleihen – wenn es nicht wider die Ordnung wäre – jedoch …“, und seine Miene wurde kurz ernster, als er zum Slytherin-Tisch blickte, der immer noch mit Reinigungszauber beschäftigt war, „wünschte ich Sie würden es nächstes Mal für alle amüsanter gestalten!“ „Ich fand es äußerst amüsant.“ Moony schoss ihm einen warnenden Blick zu, doch Tatze war eben Rebell. Selbst gegenüber Dumbledore, der es ihm offensichtlich aber nicht krumm nahm. „Nun, Mr Black, ich freue mich ja, dass Sie an Ihrem Geburtstag Spaß haben, aber ich muss Sie trotzdem inständig ermahnen, es nicht wieder zu tun. Wenn ich Sie wohl daran erinnern darf, dort drüben sitzt auch ihre Familie.“ „Familie?“, schnaubte sein Freund so abfällig wie es eben nur ging. James fand dieses Wort in Verbindung mit Bellatrix auch eher zweifelhaft. Sirius war echt ein armer Hund, was seine Verwandten anging. „So ist es, Mr Black. Und wenn Sie mir auch jetzt nicht glauben wollen, man kann seine Wurzeln niemals völlig verleugnen. Ich hoffe, dass sie das eines Tages erkennen werden … und akzeptieren können.“ „Wenn Sie meinen, … Sir“, letztes Wort brachte er nur äußerst steif aufgrund eines Stoßes von Moony hervor. Sirius gesamte feierliche Miene war soeben den Bach runtergegangen – das wusste James. Es gab spezielle Themen, auf die man seinen besten Freund keinesfalls ansprechen durfte. Sie waren absolut tabu. Eines dieser Unaussprechlichen war „Familie Black“. Dumbledore blitzte seinen Freund mit diesen für ihn einzigartigen, allwissenden hellblauen Augen an und hielt auch sonst Tatzes Erwiderung gut stand. „Nun denn, wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich habe selber noch ein paar wichtige Worte an alle zu richten – meine eigene Überraschung sozusagen.“ Dumbledore ließ schmunzelnd ein paar staunende Schüler zurück, darunter auch einen überraschten James Potter. Ja, Dumbi hatte irgendwas von „wichtige Worte“ vorher gefaselt gehabt, aber James hatte gedacht, dass damit seine übliche Erinnerung gemeint gewesen wäre, daran, dass Schulregeln durchaus vorhanden wären und sie auch eigentlich eingehalten werden sollten. (Wohl wissend, dass die Rumtreiber deren Existenz besonders zu feierlichen Anlässen gerne vergaßen.) Ihr Schulleiter trat ans Rednerpult und strahlte sie alle an: „Da ihr jetzt hoffentlich genauso rund, prall und zufrieden seid wie ich“, Dumbeldore warf den Slytherins einen mild stimmenden Blick zu, „ist es endlich Zeit noch eine kleine, aber wichtige Ankündigung zu machen.“ Er hielt inne, bevor er mit verschmitztem Lächeln auf ihre neugierigen Gesichter fortfuhr: „Ab sofort möchte ich ein paar junge Leute an dieser Schule begrüßen, die euch dieses Jahr durch den Unterricht begleiten werden. Sie sind Schüler wie ihr und dennoch keine. Sie werden euch sogar Vorbilder sein, so hoffe ich zumindest.“ James tauschte einen Blick mit seinen Freunden aus. Der alte Mann sprach mal wieder in Rätseln. „An dieser Stelle gilt mein herzlicher Dank auch Professor Slughorn, der mit seinem „Docere&Doceri-Projekt“ den Anstoß zu dieser Idee gebildet hat.“ Sluggi erhob sich ächzend und stolz von seinem Platz, reckte den Bauch vor und wirkte, als wäre er soeben zum Zaubereiminister ernannt worden. Schüchterner Applaus erklang, der rasch auch wieder erstarb. Ihr Zaubertränkelehrer schien danach ein bisschen verstimmt. Wahrscheinlich hatte er Trommelwirbel und knallende Sektkorken erwartet. „Also, getreu diesem Motto – „Durch lehren, lernen wir.“ – heiße ich hiermit unsere neuen Schüler willkommen, die sich auch einmal als Lehrer versuchen möchten und ein paar unserer alten Meister damit gleichwohl eine hilfreiche Hand sein werden. Ich darf euch vorstellen“, die Tür neben dem Lehrertisch ging auf, „Mailin Li“, und eine schöne, junge Frau mit asiatischen Zügen betrat freundlich lächelnd die große Halle. Es wunderte James, warum sein bester Freund nicht einen bewundernswerten Pfiff ausstieß – denn so was tat Sirius Black für gewöhnlich, wenn eine schöne Frau die Bildfläche betrat –, aber seine Laune von Dumbledores Gespräch her schien noch zu mies dafür. „Ludovic Bagman“, der Applaus verzehnfachte sich, als ein strahlender, blonder Mann hervorkam, der von seinem jungenhaften, pausbäckigen Gesicht auch ebenso gut noch ein Schüler hier hätte sein können. James konnte es kaum fassen! Es hielt ihn nicht auf der Bank, er musste einfach aufstehen und wie wahnsinnig seine Handflächen gegeneinander jagen. Ludo Bagman! Der aufsteigende Star-Treiber schlechthin, angeblich sollen die Wimbourne Wasps ihn erst letztens unter Vertrag genommen haben – für eine horrende Summe an Galleonen … „Wilhelmina Grubbly“, eine etwas ältere Frau – schätzungsweise Ende zwanzig – mit markant scharfem Kinn und kurzen braunem Haar betrat die Halle, ihnen ein knappes Nicken zusendend. „Und zum guten Schluss noch …“ Ein letztes Mal ging die Tür hinter dem Lehrertisch auf – James wollte seinen Augen nicht trauen! *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* An einem ganz normalen Tag in yannis Kopf ... James: Was, was, was?? Wieso will ich meinen Augen nicht trauen? *unruhig rumhibbelt* yanni: Tja, das musst du schon selber wissen, was du siehst! *fg* Sirius: Genau! *fg* … aber mir verrät’s du’s doch, ooooder? *von nicht so guter Laune in Flirt-Modus schaltet und verführerisch mit Augen wackelt* yanni: Haaaach … Sirius: Jaaaah? yanni … NÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖ! Sirius: *beleidigt Flunsch zieh* James: *auf Boden plumpst und sich kringelig lacht* Sirius: Aber heute ist mein Geburtstag – du musst es mir sagen, wenn du lieb bist! yanni: Erstens: Nö – bin nicht lieb! *g* Solltest du doch am allermeisten inzwischen gemerkt haben. ;) Und zweitens: Du hast seit ungefähr vier Monaten Geburtstag! -.-’ Sirius: Pah! Ist doch nicht meine Schuld, wenn du deinen Arsch nicht zum Schrei- *yanni mit Fingern schnippst und Sirius plötzlich verpufft* James: *verwundert von Lachanfall beruhigt* Nanu, wo ist Tatze auf einmal hin? yanni: *muhahaha* Jaaah, dein Freund hier hat leider vergessen, dass ich die Autorin bin! Ich kann tun und lassen mit euch, was ich will! *megafiesgrins* James: *Haare nervös verwuschel* Aber, wo ist Tatze denn jetzt bloß? *Geräusche aus hinteren Winkel von yannis Hirnwindungen hervorkommen* Sirius: Roberts, du bist nicht schlimm wie die Pest – du bist Pest, Cholera und Typhus zusammen! Mel: Und das erzählt mir die Ansammlung sämtlicher Geschlechtskrankheiten weit und breit – Wild Beauty? Sirius: *ruf* Verdammte Autorin – Hol. Mich. Hier. Weg! *yanni desinteressiert Nägel feil* *Geschrei im Hintergrund weitergeht* James: *traurig guck* yanni: Hey, ich hatte da gerade so ne Idee … *einsamen James zuzwinkert und erneut mit Fingern schnippst* James: Moony! *strahl* Remus: *verwirrt um sich schau* War ich nicht gerade noch in der Bibliothek? Sirius: *brüll* Hey! Wieso holst du ihn her und lässt mich hier bei diesem Etwas zurück?! yanni: Weil ich den Remy lieb hab! *überraschten Remus knuddel* James: *grins* Sirius: *schmoll* Mel: *Augebraue hoch zieh* Oh, Adonis, pass auf! Wenn du weiter diesen Gesichtsausdruck hältst, könntest du dir dauerhafte Falten in dein ach-so-hübsches Gesichtlein machen! Sirius: *grummel* *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* @whatever92: Woah! In nur zwanzig Minuten? *staun* Mann, da fühl ich mich selbst echt langsam – ich glaub, ich werd alt … *lol* Freut mich, dass es dir trotz der massiven Länge gefallen hat! =) Hoffe ich konnte das mit dem hier wiederholen, auch wenn es nicht soooo toll war … *kopfschüttel* Danke für dein Kommi! *kuss* P.S. Freun-de? *g* Komisches Wort … muss ich mal im Lexikon nachschlagen gehen … :P *lol* @Wolfdemon-Ai: Dankeschön! *drück* Ist inzwischen offiziell auch mein Lieblings-Chap. ^^ Wobei ich immer ganz nervös bin euch so viele Seiten zu zumuten, aber deine Resonanz klingt ja trotz allem positiv! *freu* @Nicce: Schlimmster Geburtstag weiß ich noch nicht … Ich denk da z.T. an die ganze die er auch Zuhause gefeiert hat und dann wäre da noch ein ganz bestimmter über den ich mir noch nicht sicher bin … Aber er hat es ganz gewiss bis nach oben in seine Top 5 seiner Alptraum-Geburtstage geschafft! ;) Mal sehen ob Jamesie ihn nicht noch ein bisschen mehr als bis jetzt aufheitern kann … ^^ Den Südländer wirst du schon seeehr bald wiedersehen – versprochen! *g* @Abbi: Eine neue Leserin! =) *jubel* Das freut mich! *strahl* Weil ich die Grundlage dafür (die Erinnerungen) nämlich schon vor ner kleinen Ewigkeit geschrieben habe und außerdem gerne über diese „besondere Beziehung“ der beiden berichte. ^^ Die Frage bei Mel ist ja auch, ob sie überhaupt geträumt hat?? Ich sach mal, sie hat so „halbgeträumt“. *g* @Yuki_94: Hey wollte mich hier auch noch mal für dein Kommi bedanken! *knuddel* Den Rest habe ich ja schon in dein Büchlein geschrieben …^^ Deinen Eintrag habe ich übrigens auch – inzwischen -_-’ – mal bemerkt. Ich schau da ehrlich gesagt nämlich selber nicht so häufig rein … *peinlich, peinlich* Werd deine Story dann lesen und dir ein Kommi hinterlassen, sobald ich Zeit hab! ;) @Lesca07: Juhuu! *freu* Ich hatte ehrlich schon Angst, du würdest nicht weiter lesen! T,T Aber bei Stress hab ich immer Verständnis – bin die letzte, die da kräht. Außerdem haste mich ja sogar schon mal vorgewarnt. ;) Danach war ich erst mal geschockt von deinem Statement: Ich finde Brian soooo toll! O_o Boah, so drastisch hab ich noch nie eine Fan-Bekundung für ihn gehört! *lol* Ich mein, inzwischen hör ich öfter mal, dass nicht alle ihn hassen, aber dass du ihn sogar für einen Traumprinzen hältst? *W-o-W* Hoffentlich lass ich da nicht irgendwann eine Seifenblase platzen … ^^ „Der Augenblick“ – jaaah, also wichtig ist er schon … aber du musst noch nicht richtig verstehen, was da genau abgegangen ist. Ich hab’s ja auch nicht ohne Grund so offen gelassen, was passiert ist. ;) Uhh, Mel ist nicht rätselhaft – sie ist ein Rätsel! *g* Werdet ihr noch merken. Vielleicht sogar schon heute, denn ich denke mit ihren Gedanken werde ich einige verwirrt haben. *fg* Oh, du findest, ich schaff das wirklich? *strahl* Bin ja selber immer skeptisch … aber ich denke, jeder Autor hat bei jedem Kapitel Angst, die Charaktere vielleicht doch nicht getroffen zu haben. Hm, einen Teil der Überraschung für Sirius hast du je jetzt schon gesehen, aber es deutet sich ja, dass das noch nicht alles war … Ich hoffe bloß, dass es euch gefallen wird. *zitter* *lol* Du möchtest also echt, Lily und Brian zusammen sehen? Na, mal sehen, was sich da tun lässt – von Lilys Seite stehen die Chancen nicht schlecht *g*, aber Brians …? Oh, oh, das wird noch kompliziert! ^^ Ich danke dir sehr für dein Kommi (Besser spät als nie stimm übrigens voll und ganz – sozusagen auch mein Lebensmotto! *lol* ), bist immer so schön ausführlich! *kuss* P.S. Ich glaube, bis ich dich dazu kriege Mel zu mögen, müssen noch Wunder geschehen! *lach* … aber die gibt es ja immer wieder, gell? *g* Uuuuund? *ganz lieb um Kommis bittet* Mich würde besonders interessieren, ob ihr Sirius’ und James’ Reaktionen logisch findet …? *da furchtbar unsicher ist* P.S. Noch mal ein Dankeschön an alle fürs Daumen drücken beim Abi!!! *alle knuddel* An mangelndem Glück kann’s jetzt also schon mal nicht scheitern, höchstens meiner schulischen Beschränktheit … ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)