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Bittersweet memories – Forgotten, not lost

Sirius x ? & James x Lily
von

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Hogsmeade, ...

Kapitel 15.1 – Hogsmeade, …
 

»And I am cold, yes I'm cold

But not as cold as you are

I love the sound of you walking away, you walking away

I love the sound of you walking away, walking away, hey hey
 

Why don't you walk away?

Why don’t you walk away?

Why don't you walk away?
 

No buildings will fall down (don’t you walk away)

No quake will split the ground (won’t you walk away)

The sun won’t swallow the sky (won’t you walk away)

Statues will not cry (don’t you walk away)
 

Why don't you walk away?«
 

„Walk away“ – Franz Ferdinand

(*Video zum Song*: http://youtube.com/watch?v=qII2RBVcEKQ)
 

Mit starrem Blick ging Sirius durch Hogsmeade. Seine Laune drohte ein erneutes Tief an diesem Tag zu erreichen und nur die Aussicht auf ein nettes kleines Extrageburtstagsgeschenk ließen ihn das nicht nach außen hin zeigen. Obwohl – seine schauspielerischen Künste schienen heute gänzlich überflüssig zu sein. Das plappernde Ding in seinem Arm fühlte sich allem Anschein nach von nichts, aber auch rein gar nichts gestört.

Sirius atmete schwer aus.

Das Mädchen mit dem kurzen braunen Haarschopf redete ungestört weiter.

Seit Stunden, wie es Sirius vorkam.

Laura Brandon tat nämlich, seit er sie im Gemeinschaftsraum abgeholt hatte, nichts anderes, als ihn ununterbrochen voll zu texten und zwar mit all den Themen für die Sirius sich noch nie interessiert hatte. Und wer sich jetzt wunderte, warum Sirius, entgegen der Gewohnheit, sogar mal mehr als den Vornamen seiner derzeitigen Teilzeitfreundin wusste, nun … ihren Zweit- und Drittnamen hätte er auch problemlos aufsagen können. Es war einfach gänzlich unmöglich, ihn zu vergessen, wenn sie ihn jeden zehnten Satz wiederholte, da kam selbst jemand wie Sirius nicht drum herum, ihn sich zu merken.

In der letzten Dreiviertelstunde oder länger (Sirius verlor allmählich sein Zeitgefühl) hatte er außerdem noch erfahren, wie ihre Urgroßmutter, Onkel zweiten Grades, Cousins, Halbgeschwister und Oheims hießen. Sirius hatte laut aufgeatmet, als es endlich vorbei gewesen war, aber das Beste kam ja immer zum Schluss, daraufhin folgte nämlich ein Vortrag von Laura Brandon über die herzergreifende Lebensgeschichte ihrer Muhme Sophie Amrosine Peninah Brandon. Und schließlich quasselte sie nun munter von Hölzchen nach Zauberstäbchen daher, was für eine Rasse ihr Piepmatz im Alter von fünf Jahren war, wieso sie Erdbeereis eindeutig Schoko vorzog, welche „Trendläden“ in der Winkelgasse gerade ein Muss waren, irgendeinen Blödsinn über ihren Lieblingsschnulzensänger und warum sie Venice Lithon zutiefst bewunderte.

„… ihre Haare gesehen? Ein Traum! Ich wollte sie schon lange fragen, mit welchem Haarwaschmittel sie sie wäscht, aber wahrscheinlich könnte ich mir das sowieso nicht leisten. Denn sie ist ja sooo reich! Ihr Vater hat ein riesiges Vermögen und allein in Großbritannien drei Häuser. Und wenn ich Häuser sage, dann meine ich richtige Schlösser, nicht so kleine Reiheneigenheime, wie wir drin wohnen. Ganz zu schweigen von deren ganzen anderen Villen in Australien, Hawaii, Fidschi – eigentlich wohnen sie ja auf der ganzen Welt, hat Venice mal erzählt“, sie lachte in einem unangenehm hohen Ton.

„Mein Opa sagt dann immer, wenn ich ihm davon erzähle, „Laurie“, sagt er, „dafür haben wir ja uns.“ Aber was soll ich mit so einer Großfamilie? Ich mein schön und gut alles, aber werden meine Haare davon glänzend wie Seide?“

Sirius überlegte kurz, ob es sinnvoll wäre, jetzt ein „Hm.“ erklingen zu lassen.

Allein dieser Gedanke war schon überflüssig, wie er drei Sekunden später feststellte, denn sie plapperte einfach munter weiter. Also schaltete Sirius sein Gehör gleich völlig auf Durchzug.

Merlin!

Warum hatte er gerade dieses Ding hierher mitnehmen müssen?!

Eine andere hätte es doch auch getan.

Ach ja!

Es fiel Sirius wieder ein.

Weil sie frech gewesen war.

Es mochte zwar komisch klingen, aber ihr Verhalten hatte Sirius irgendwie imponiert. Normalerweise war es immer er, der die Mädchen ansprach, die ihm gefielen und die dann jedes Mal allesamt nach einem Schema zu funktionieren schienen:

Nach Luft Japserei aus Schock, dass tatsächlich er sie angesprochen hatte, rotes Anlaufen wegen seines eindeutigen Angebots, das wirklich an sie gerichtet war und schließlich das ja und danke sagen zu allem, was er vorschlug, immer mit diesem komisch verträumten Abwesenheitsblick in sein Gesicht.

Diese Gryffindor aber hatte den Spieß immerhin auf gewisse Weise mal umgedreht, indem sie ihn einfach mitten auf dem Gang mutig und ohne zu zögern angesprochen hatte. Es war fast schon dreist gewesen, aber Sirius hatte diese Abwechslung von der Norm gefallen … außerdem war ihr Äußeres auch durchaus ansprechend gewesen. Kurze braune Haare, die ihr vorwitzig ins Gesicht hingen, ein Paar schöner dunkelgrüner Augen mit leicht verruchten Graustich, ein nettes kindliches Lächeln und natürlich das Wichtigste, wo Sirius zuerst hingesehen hatte – vielversprechende Kurven. Jetzt blieb Sirius nicht mal das als Ausblick, da alles unschöner Weise unter den dicken Schichten ihres Wintermantels verborgen blieb.

Heute schien sein persönlicher Pechtag zu sein, es musste einfach, wenn er bereits mit diesem Miststück von einer Kratzbürste angefangen hatte. Dabei sollte der Sechzehnte doch immer etwas „ganz besonderes“ sein – sweet sixteen!

Sirius lachte freudlos in sich hinein.

Was war das denn dann für ein derartig beschissener Geburtstag?!

Er seufzte genervt.

Ein plötzlicher spitzer Schrei ließ Sirius schon denken, dass seine Bekanntschaft es dummerweise mal mitbekommen hätte, aber ihr nächster Ausruf belehrte ihn eines besseren - dieses Mädchen bekam alles mit, nur nicht, was um sie herum passierte.

„Wahnsinn – Alabasters magische Wundercreme für nur einen Sickel das Stück!“

Sirius wollte seinen Kopf in die Hände legen oder ihn zumindest irgendwo gegen hauen.

Das durfte einfach nicht wahr sein!

„Nein, lass das nicht den Laden sein!“, sandte Sirius ein Stoßgebet gen Himmel.

Als er die Augen öffnete, stöhnte der Schwarzhaarige erneut auf. Diesmal allerdings ohne Zurückhaltung.

„Und da wollen einem die Muggel was von der Existenz dieses Gottes-Typen weiß machen?!“

Sirius’ Flehen war jedenfalls nicht erhört worden.

Vor ihm prangte unbestreitbar dick und fett ein großes pinkes Schild, auf dem in schwarzer geschlungener Schrift stand:
 

~ Madame Beaubabettes Tempel der Aphrodite – für die schönheitsbewusste Hexe von heute ~
 

Sirius konnte sich nicht mehr erinnern, wie viele Mädchen ihn bereits hierhin geschleift hatten oder plötzlich mit Sicht dieser grell pinken Ankündigung einfach ähnlich reagiert hatten, wie Laura Brandon – aber es waren definitiv zu viele gewesen!

Sirius hasste einkaufen und verstand partout nicht, was Weiber daran so unglaublich toll fanden. In diesen Momenten des Grauens fragte er sich immer, warum er nicht einfach mit den Jungs gemütlich einen trinken gegangen war, statt sich von kaufsüchtigen Geschöpfen mit Vorbau in ein Geschäft nach dem anderen ziehen zu lassen.

Heute wusste er ausnahmsweise, warum (auch wenn Sex immer ein gutes Argument für Sirius war) – James’ Visage wollte er für eine ganze Weile erst mal nicht sehen!

Scheinbar stundenlang – für Sirius – stand sie da und begeisterte sich für eine Auslage nach der anderen, die vor dem Geschäft aufgebaut waren, während in seinen Augen all diese bunten Döschen absolut gleich aussahen.

Wozu brauchten Weiber eigentlich diesen ganzen Scheißkram?!

Ein Bimmeln erklang von der Ausgangstür und ein mürrischer Sirius reckte – der vielen kitschfarbigen Produkte längst überdrüssig – den Kopf, als zwei hochgewachsene Gestalten mit jeweils zwei voll beladenen schweren rosa Tüten heraustraten.

Die Gallagher-Schwestern.

Sogleich besserte sich Sirius’ Laune erheblich und wie automatisch zeichnete sich statt Genervtheit ein verführerisches Lächeln auf seinen Lippen ab, mit dem er der Jüngeren zuzwinkerte. Wie erwartet, erröteten die Wangen Sheila Gallaghers auf sehr ansprechende Weise und sie gab gleichen Blick schüchtern zurück.

„Black“, das war die Ältere.

Ungern wandte ihr Sirius seine Aufmerksamkeit zu. Nicht, dass sie nicht genauso schön anzusehen gewesen wäre, keineswegs. Caite Gallagher gehörte zu den Mädchen, die man normalerweise mehr als gern länger anschaute und deren Körperbau – der wahrlich nicht von schlechten Eltern war – er für gewöhnlich genauestens studieren würde, bis das Mädchen aufgrund dieser Schamlosigkeit puterrot angelaufen war.

Kurz gesagt:

Sie wäre unter normalen Umständen eine durchaus würdige Anwärterin für ein Date mit ihm – aber diese Gallagher hatte einen Fehler.

„Wage das ja nicht noch mal!“, sagte sie giftig und ihr Blick verriet so viel Abscheu, wie er es sonst nur von einer Slytherin gewohnt war.

Oh ja, ein einziger Fehler, der all die netten Attribute Caite Gallaghers zur Nichte machte.

Sie hasste ihn.
 

Er war sich absolut sicher, sie knacken zu können. Schließlich war er ja er selbst – Sirius Black. Und er konnte sie alle haben. Das wusste er selbst im Alter von vierzehn Jahren schon.

Ein nettes Lächeln hier, ein freundliches Kompliment dort und immerzu Verständnis für all ihre Probleme heucheln – dann wäre die Sache bald wie geritzt und die schöne Unnahbare, die unantastbare Eiskönigin Caite Gallagher wäre auch nur ein Name auf seiner endlosen Liste.

Sie war eine gewaltige Herausforderung – ähnlich wie Lily Evans für James – aber gerade deswegen lockte es Sirius diesmal. Es war allzu verführerisch, das zu schaffen, was bisher kaum einer überhaupt gewagt hatte, woran jeder bisher verzweifelt war. Egal mit was für Absichten.

Ein kleiner Kampf, ein bisschen Geduld und viel Hartnäckigkeit, dann würde er den süßen Geschmack des Sieges schmecken dürfen, von der Frucht des Erfolgs kosten.

Und Sirius wollte sich beweisen – beweisen, dass er sie wirklich schaffen konnte, dass er sie alle schaffen konnte, dass Sirius Black nicht nur ein wahrer Mann, sondern „der“ Mann war.

Alles was er jetzt noch brauchte, war ein Anfang …

Und was war da unschuldiger und einfacher als ein nettes kleines Tischgespräch?

So ließ sich Sirius also an diesem Abend so mir nichts, dir nichts, neben dem Mädchen mit den langen tiefbraunen Haar einfach fallen. Er schnappte sich seinen Teller und befüllte ihn wie immer kräftig mit allem in seiner Reichweite. Schnell hatte Sirius losgelegt und erklärte kauend das unglaubliche Geschmackserlebnis des heutigen Pies. Als er nach einiger Zeit des Monologs endlich bemerkte, dass es um ihn herum verdächtig still geworden war, fielen ihm Lily Evans erstechende grüne Augen auf, sowie ihre Zunge, die sie gerade als Kaugummi missbrauchte. An Sirius’ Siegesgewissheit änderte das jedoch nichts, selbst mit ihrem drohenden Schimpfterror würde er noch fertig werden.

Belli Cruz sah ihn mit träumerischen Augen an und kicherte vergnügt, als er ihren Blick intensiv erwiderte.

„Hm, nicht schlecht, vielleicht etwas klein, aber durchaus eine Nacht wert“, dachte Sirius in sich hinein lächelnd.

Außerdem hatte er einen Faible für das südländische Temperament, insbesondere das spanische, Sirius wusste nur allzu gut, wie verlockend dieses Feuer war … und unersättlich.

Inneres wie äußeres Lächeln erstarben allerdings schlagartig, als Sirius einen Blick auf sein eigentliches Opfer warf. Plötzlich fing sein Erfolgsglaube an zu bröckeln und sich selbst in Einzelteile zu zerlegen. Das schöne Mädchen schaute ihn an, wie … wie es noch nie ein Mädchen gewagt hatte ihn anzuschauen! (Ok, eine vielleicht schon, aber die zählte für Sirius nicht unter dem Begriff „Mädchen“, sondern „nerviges Gör“.)

Als wäre er eine hässliche überdimensionale Kakerlake, die sich über ihr Essen her machte, schaute die Gallagher ihn an und dass nachdem er ihr den ganzen Tag über sogar ziemlich viele Komplimente gemacht hatte.

Aber noch war Sirius nicht bereit aufzugeben.

„Hey, was ist? Auch so sprachlos wegen des Pies?“

„Mann – was für ein saublödes Gerede!“, dachte Sirius für sich.

Doch mit solch einem Blödsinn konnte man meistens die angespanntesten Stimmungen noch retten.

Meistens.

Nicht immer.

Caite Gallagher erhob sich – „aufstehen“ konnte man das wirklich nicht mehr nennen – und machte ihrem Titel als „Eiskönigin“ alle Ehre, in dem sie auf eine majestätisch anmutende Weise ihren Kopf leicht anhob und ihn gleichzeitig mit einem kalten Blick geradezu sekündlich schrumpfen ließ.

„Sirius Black!“, sprach sie seinen Namen laut – nicht gebrüllt oder geschrien – aus, aber so, dass ihr genug Leute zuhörten.

„Wage es ja nie wieder, dich an mich ran zu machen! Deine dümmliche Masche funktioniert bei mir ohnehin nicht, denn in meinen Augen bist du nichts weiter, als ein niederträchtiger egoistischer schleimiger Widerling, der mit seinem Unterkörper denkt!“

Rumms – das hatte gesessen.

Unter teils bewundernden, teils verachtenden Blicken, verließ die schöne Irin auf anmutige Weise die Halle und ließ Sirius dem Spott und Hohn seiner Mitschüler zurück.

Dabei hatte er noch nicht einmal wirklich etwas getan, außer zu versuchen, mit ihr ein Gespräch anzufangen!

Und dafür war nun sein gesamter Stolz als Schulschwarm von diesem Mädchen gerade zerschmettert worden und jeder hatte zusehen können. Daran änderte auch Remus aufbauender Blick nichts, wenn James daneben saß und frech grinste – kein Wunder, es bedeutete 15 Sickel und drei Stinkbomben mehr für ihn – oder Leute wie Evans zufrieden lächelten, weil sie womöglich auch noch stolz war auf ihre kalte-Schulter-Freundin.

Und damit Sirius diese Blamage seines Lebens auch bestimmt nie wieder vergessen würde, musste jemand natürlich noch auf den Scherben seines einstigen Hochmutes herumtrampeln.

„Black, wenn du gleich heulen musst, weil ein Mädchen mal nicht deinem Ego die Füße geküsst hast, dann geh doch gefälligst raus. Ich will nicht, dass du mir den Appetit verdirbst!“

Wut explodierte geradezu in ihm und wenn er gekonnt hätte, Sirius hätte sie in diesem Moment mit seinen Augen aufgespießt, aber es blieb bei dem Versuch. So stand er auf und stürmte schließlich nach draußen, nicht ohne Melody Roberts vorher noch den tödlichsten Blick zu schenken, den er einem Menschen geben konnte.
 

„Caite, hör endlich auf!“, rief Sheila Gallagher plötzlich dazwischen.

Die Größere sah sich mit einem Ausdruck der Strenge nach ihrer Schwester um.

„Sheila, das hatten wir schon!“, erklärte sie ihr in einem Ton, in dem andere nur von ihrer Mutter belehrt wurden.

„Ich habe dir den Umgang mit ihm verboten.“

Aber ihre Schwester schien sich dieses Maß an Dominanz nicht länger gefallen lassen zu wollen.

„Du sollst aufhören mich wie ein kleines Kind zu behandeln! Ich bin nicht mehr acht, Caite.“

Trotzig fügte sie noch hinzu:

„Und eigentlich darfst du mir keine Befehle erteilen.“

„Genau, Gallagher. Lass deine Schwester doch mal tun, was ihr gefällt!“, bemerkte Sirius und erhielt dafür ein weiteres schönes Lächeln.

Allerdings nicht von ihrer älteren Schwester.

„Halt du dich da raus, Black! Das hier geht dich ja wohl gar nichts an. Außerdem dachte ich, ich hätte dir klar gemacht, dass du meiner kleinen Schwester nicht zu nahe kommen sollst?!“

„Was ist hier los? Sirius, kennst du die da?“

Sirius schloss kurz die Augen und stöhnte in sich hinein.

Anscheinend hatte seine Begleitung doch noch, neben dem emsigen Studium sämtlicher Cremetügelchen und Lippenstiftfarben, bemerkt, dass ihre Verabredung sich gerade anderweitig „amüsierte“. Sie griff entschlossen nach seiner Hand und umklammerte sie so fest, dass Sirius befürchtete, die Blutzufuhr dorthin könne abgetrennt werden. Oh nein – jetzt begann dieser besitzergreifende Drang in ihr, die Macht zu übernehmen.

Irgendwie schien bisher noch jedes Mädchen von der Idee beseelt gewesen zu sein, einen Alleinvertretungsanspruch auf ihn anmelden zu wollen. Was durchaus schmeichelnd für sein Ego hätte sein können, wenn da nur nicht auf Dauer dieses klammernde Problem wäre. So empfand es Sirius die meiste Zeit mehr als lästigen Störfaktor.

„Siehst du – willst du genauso sein?“, fragte die größere Gallagher mit herablassendem Nicken auf seine Begleitung.

Laura gab einen empörten Laut von sich:

„Was soll das denn heißen? Du bist wohl ganz schön eifersüchtig, nicht auch so einen tollen Freund zu haben!“

Freund?

„Es käme mir gewiss nie in den Sinn, darauf eifersüchtig zu sein“, erwiderte Caite Gallagher mit der Gesamtheit, der ihr zur Verfügung stehenden Kühle.

„Komm jetzt, Sheila!“, befahl sie ihrer kleinen Schwester, die sich aber keinen Zentimeter von der Stelle bewegte und trotzig die Arme verschränkte.

„Du willst mich gar nicht verstehen, Caite! Ich bin alt genug – ich kann tun und lassen, was ich will!“, ihr Blick fiel auf ihn.

Sirius grinste ihr charmant zu. Dafür wurde er von der anderen giftig gemustert und der Druck um seine Hand verstärkte sich nochmals.

„Schön“, sagte sie zu ihrer Schwester.

„Wenn du es so willst …“

Caite Gallagher wandte sich zu ihm um und sprach ihn zum allerersten Mal wirklich von selber an:

„Black, Mittwochnachmittag, fünf Uhr, in der Bibliothek. Wir beginnen unser Zaubertrankprojekt“, ihre Stimme ließ keinen Einspruch seiner Seite zu.

Daraufhin brach ein kleiner Kampf zwischen den beiden Schwestern aus, da die eine die jüngere nun wegziehen wollte, weil sie das Gespräch wohl für beendet hielt, sich die andere dem aber mit aller Kraft und Renitenz widersetzte.

Sirius würde allerdings nie erfahren, wie dieser Auseinandersetzung ausging, da er nun selber weggeschleift wurde. Anscheinend war es seiner Verabredung doch zu bunt geworden und sie war nun fest entschlossen, seine Aufmerksamkeit zurück zu gewinnen.

Als sich überraschenderweise, aber sehr erfreulich, zwei zarte Lippen auf seine pressten, hatte sie es geschafft, ihn von der süßen Gallagher, sowie ihrer unterkühlten Schwester und deren merkwürdiger plötzlichen Zusage tatsächlich abzulenken. Sirius erwiderte den Kuss auf die übliche stürmische Art und vernahm zufriedenstellender Weise ein Aufseufzen.

Na bitte, es würde also doch noch ein netter Nachmittag werden.
 

Lily und Remus gingen seit einiger Zeit schweigend nebeneinander her, genaugenommen, seit sie das Schloss verlassen hatten. Irgendwie schien heute eine Mauer zwischen den beiden zu stehen, die sich keiner zu überwinden traute.

Lily gab Potter daran die Schuld.

Natürlich hatte sie eine ähnliche Reaktion seinerseits eingeplant, schließlich ging es um den kindischen Blödmann James Potter, der nicht in der Lage war, die Wörtchen „nein“ und „nie“ zu verstehen, aber ein solch albernes großes Theater aufzuführen – damit hatte selbst Lily nicht gerechnet. Anscheinend hatte sie zu viel gesunden Menschenverstand von Potter erwartet. Aber wie hätte sie es auch ahnen können, hatte er sich doch genauso dumm wie immer benommen, nach der etwas ungeplanten Bekanntgabe ihres Dates …
 

„Hey, Evans!“

Nein, das konnte nicht wahr sein! Fünf Sekunden – fünf Sekunden in dem die Hogsmeade-Termine erst hingen und Lily ihre Hand gerade mal Zentimeter von der Pinnwand entfernt hatte, schon ging der Terror wieder los.

„Ganz ruhig, Lily! Zähl langsam bis zehn und dreh dich dabei um. Nein, diesmal wirst du dich nicht aufregen!“

So ging Lily also gedanklich die Zahlenreihe bis zehn durch, während sie sich nur sehr widerwillig dem altbekannten Grinsegesicht hinter ihrem Rücken zuwendete.

Lily blickte ihm in die Augen … und schon war alle mühsam zusammengekratzte Ruhe dahin.

„Potter“, sagte Lily äußerst steif, bemüht ihn nicht anzuschreien.

„Hey, Evans!“, Potter zwinkerte ihr unverschämt frech zu, stütze sich mit einer Hand an der Wand neben ihr ab und schaute sie wie immer mit diesem Gesichtsausdruck an, der möglichst alle seine Zähne zeigte.

Nahrung für Lilys kleinen inneren Wüterich.

„Ich hab gesehen, die Hogsmeade-Termine stehen fest …“, Lily ballte die Fäuste und rückte sicherheitshalber genau immer dann ein Stück weg, wenn Potter näher kam, „… wie wär’s? Nur du, ich und Madame Puddifoot?“

„Tut mir ja schrecklich leid, Potter“, hörte Lily sich selber sagen, „aber du bist zu spät!“

Der Genuss seine Mundwinkel geradezu in Richtung Kerker abstürzen zu sehen, ließ Lily den Schock über dieses ungewohnte Rede-Nachdenk-Verhältnis vergessen.

Welch eine Genugtuung für ihre Augen!

„Ich bin bereits verabredet“, setzte Lily noch einen drauf und vertrieb somit endgültig jede Spur des kleinen Honigkuchenpferds aus James Potters Gesicht.

Lily genoss jede Sekunde dieses neuen Anblicks, sie spürte geradezu, wie sich ihr Blutdruck wieder Richtung Normalwert entspannte.

Endlich, endlich – sie hatte es geschafft!

Vielleicht war dieses Reden, ohne vorher darüber drei Stunden gründlich nachzudenken, sogar manchmal von Vorteil, James Potter würde jetzt jedenfalls gewiss Ruhe geben …

Doch dafür musste nun leider jemand anders das Reden für seinen – ausnahmsweise – wortlosen Freund übernehmen.

„Wie viel hast du dem denn bezahlt, der freiwillig mit dir ausgeht, Evans?“, lachte es ihr von einem der Sessel entgegen.

„Den armen Schlucker würde ich ja gern mal sehen.“

Lily wurde nervös – und wollte gleichzeitig diesem gehässigen Jemand am liebsten den Hals für seinen letzten Kommentar umdrehen.

„Gar nichts, Black!“, erwiderte Lily schnippisch.

„Und es geht dich nichts an, wer er ist.“

„Heißt, sie hat gar kein Date, Krone und will dich nur loswerden“, der schwarzhaarige Schönling grinste ihnen beiden schief von seinem gemütlichen Sitzplatz entgegen.

Lily biss sich auf die Unterlippe.

Warum musste gerade Sirius Black sie durchschauen?

Und warum konnte man in ihr überhaupt so offen lesen wie in einem Buch?

Jetzt bereute Lily es, vorhin vorschnell mit der Tür ins Haus gefallen zu sein.

„Oh, Evans, hätte dir gar nicht zugetraut, dass du so eiskalt lügen kannst“, Potter hatte sich rasch wieder gefangen, jegliche angenehme Sprachlosigkeit hatte sich in Luft aufgelöst, während Lily nun erst richtig anfing zu kochen.

Eigentlich war es eine Mischung aus leichter, aber doch vorhandener Panik – sein Gesicht verzog sich erneut gefährlich nah der alten Hass-Grimasse – und Wut.

Sie, eine eiskalte Lügnerin?!

„Na warte, James Potter!“

Diesem Betrüger würde sie es ein für alle Male heimzahlen!

„Sei dir da lieber mal nicht so sicher, Potter!“, Lily versuchte diesen Satz möglichst überzeugend rüberzubringen.

Was ihr wohl auch zu gelingen schien, Potters ekelhafte Strahlemann-Überlegenheitsvisage verblasste leicht – er fuhr sich mit einer Hand durch sein Chaoshaar und erstickte damit jeden Ansatz von Ordnung sogleich im Keim.

„Dass ich sehr wohl ein Date habe, wirst du in einem Monat sehen. Im Gegensatz zu dir, bin ich nämlich ehrlich!“

Lily verschränkte die Arme ineinander und versuchte sich in einem majestätischen Caite-Abgang, in dem sie die Nase etwas anhob, was allerdings damit endete, dass Lily ins Straucheln geriet, weil irgendeine gemeine Stolperfalle natürlich ihr würdevolles Ende in ein peinliches Fiasko verwandeln musste. Innerlich schon darauf gefasst, mit dem Boden schmerzhaften Kontakt aufzunehmen, wurde Lily von zwei starken Armen am Fall gehindert. In diesem Moment beschloss die Rothaarige, sich nie wieder an Caite zu versuchen und ihre Augen fortan immer auf den Weg vor ihr zu richten.

„Evans, du kannst es ruhig zugeben!“, hauchte ihr Retter ihr unsanft laut ans Ohr.

Wie viel lieber hätte Lily jetzt das peinliche Plumpsen auf den Boden in Kauf genommen!

„Wir beide wissen doch, dass dieser Fall in meine Arme geplant war.“

Sirius Black lachte nebenan in seinem Sessel. Lily wurde rot – jedoch nicht der Schamesröte wegen.

„Genauso, wie du mit dieser Lüge versucht hast, mich eifersüchtig zu machen. Es braucht dir aber nichts peinlich zu sein – dass du mich toll findest, ist ganz normal.“

Knall – und James Potter und durfte bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr seine pochende Wange halten.

Das hatte Lily endgültig gereicht!

Wie konnte ein einziger Mensch nur so … so verflucht eingebildet und selbstverliebt sein?!

„Ich glaube, in Männersprache übersetzt, heißt das „nein“, Krone“, amüsierte sich Black trotzdem weiterhin großartig.

Lily wünschte sich ausnahmsweise, dass ein gewisses kaltschnäuziges Mädchen plötzlich auftauchen würde – Blacks nervender guter Laune wäre damit garantiert sofort ein Ende gesetzt.

„Tatze, du verstehst das nicht. Evans ist eben schüchtern. Sie traut sich nur noch nicht, mir zu sagen, dass sie wahnsinnig gern mit mir nach Hogsmeade gehen würde, weil-“

„Zum letzten Mal, Potter!“, rief Lily dazwischen.

„Ich habe eine Verabredung und mit dir gehe ich nie im Leben freiwillig aus!“

Damit ging Lily zum Portraitloch.

Nein, heute wollte sie sich nicht aufregen!

Sämtliche „Hey, Evans!“-Rufe wurden geflissentlich von ihr ignoriert, Lily ließ James Potter einfach stehen, sollte er doch weiter an seine dümmliche Theorie glauben, er würde schon sehen, was er davon noch hätte.

Als sie draußen im kühlen Flur stand, atmete Lily erst mal langsam ein und aus. Sie war stolz auf sich, diesmal geradezu „ruhig“ gegenüber Potter geblieben zu sein – immerhin hatte sie ihn nicht angeschrien – denn Lily hatte es satt.

Ja, endgültig satt.

Fünf Jahre ging sie jetzt nach Hogwarts, fünf Jahre, in denen James Potter es wohl als seine Aufgabe erkoren hatte, ihre Nerven allesamt zum Platzen zu bringen. Vom ersten Moment an hatte Lily ihn nicht gemocht, schon damals war er nichts weiter als ein verzogener kleiner Bengel gewesen, der geglaubt hatte nur, weil er „Potter“ hieße, müsste ihm die ganze Welt zu Füßen liegen und nach seinen Regeln funktionieren.

Lily seufzte.

„Wenn er wenigstens nur die Nervensäge mit der riesigen Klappe geblieben wäre …“

Aber seit der dritten Klasse machte er ihr nahezu das Leben zur Hölle, dank seiner ständigen albernen Nachfragerei nach einem Date. Kein Tag der Ruhe war für Lily seitdem vergangen, immerzu war ihr dieselbe nervtötende Frage gestellt worden, auf die sie von mal zu mal gereizter reagiert hatte.

Er hatte es eindeutig auf sie abgesehen!

Lily wusste allerdings noch nicht, worin der Plan bestand, ob sie einfach sein liebstes Opfer war oder er sie schlichtweg ins Bett kriegen wollte, um zu beweisen, dass wirklich jeder James Potter zu Füßen lag. Schließlich war Lily seit jeher die einzige, die seinen „Stand“ so offensichtlich untergrub.

Aber heute hatte sie es ihm gezeigt – vielleicht würde ihre Botschaft sogar mal ankommen …

Die rothaarige Vertrauensschülerin schritt den Weg zur Bibliothek entlang. Da gab es jetzt nur noch ein einziges, klitzekleines Problem …

Wer war ihr Date?
 

Den gesamten Oktober lang hatte Lily nun entgegen ihrer gewöhnlichen Art, eine Arbeit mal vor sich hergeschoben und – man glaubt es ja kaum – sogar Ausreden erfunden!
 

„Potter hat bestimmt bald vergessen, was du gesagt hast. Er leidet doch sonst auch immer unter einem schlimmen Kurzzeitgedächtnis, was deine Antworten betrifft.“
 

Das dachte Lily am Anfang des Monats.
 

„Es ist doch viel besser, ihn mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen! Wenn er erst mal sieht, dass du ihn angelogen hast, wird er bestimmt endlich verstehen, dass du ihn nicht leiden kannst.“
 

Das hatte Lily sich zwischendurch eingeredet, als sie leider hatte feststellen müssen, dass Potter keineswegs auch nur ein Wort von dem vergessen hatte, was sie an diesem verhängnisvollen Nachmittag von sich gegeben hatte.

Im Gegenteil – er hatte ihr fortan sogar noch öfter als sonst hinter jeder Ecke aufgelauert, war zum garantiert unpassendsten Zeitpunkt erschienen (Lily erinnerte sich mit Horror daran, als sie zwischen zwei Unterrichten aufs Klo gemusst hatte und Potter hinter einer Ritterrüstung hervorgesprungen war, um sie die nächsten zehn Minuten gegen die Wand zu quatschten) und war überhaupt nur eins gewesen:

Der Vasall des Nerventods!

Seinen Standard-Blödmannspruch („Hey Evans! Gehst du mit mir aus?“) hatte er zwischendurch transformiert zu penetranter Neugier – „Hey Evans! Mit wem gehst du aus?!“ – das hatte dem Nervfaktor allerdings nichts abgetan. Und seit neustem hatte Potter dann auch noch fast ähnlich gereizt reagiert, wie sie ihm schnippisch geantwortet hatte, man konnte fast sagen, dass er über die ständige Nicht-Auskunft richtig wütend geworden war.

Kein Wunder, wie Lily dachte, schließlich war er es bestimmt nicht gewöhnt, dass einem James Edward Potter auch nach wochenlangen Nervterrorismus, so hartnäckig die Antwort verweigert wurde.

Aber selbst, wenn Lily es ja gewollt hätte, sie hätte ihm nicht antworten können. Ein Umstand an den sie erst gestern erinnert worden war.
 

„Außerdem – mit wem willst du überhaupt hingehen?“, waren die freundlichen Worte ihrer inneren Stimme gleich mit dem Aufwachen gewesen und hatten auf diese Weise prompt die Diskussion Lilys und ihrer Sorgen fortgesetzt, die durch eine siebenstündige Zeitpause namens Schlaf zwangsweise unterbrochen worden war.

„Es gibt doch überhaupt keinen Jungen, mit dem du gerne ausgehen würdest!“
 

Aber auch das war spätestens am Nachmittag nicht mehr nur als dürftige Ausrede, sondern sogar als glatte Lüge von Lily selbst enttarnt worden. Wie die Panik überhand genommen hatte, so hatte sich Lily Evans gleichzeitig eingestehen müssen, dass es da durchaus jemanden gab, mit dem sie gerne nach Hogsmeade gehen würde – mit dem sie liebend gern hingehen würde.

Nur … ob er das auch wollte?

Lily war keine Zeit geblieben, diese Frage genauestens zu erörtern, denn ehe sie sich versehen hatte, war die rothaarige Vertrauensschülerin wieder vor der Bibliothek gestanden, die sie soeben erst verlassen hatte.
 

Ihre blonde Nachhilfeschülerin wider Willen hatte sich nicht von der Stelle gerührt, an der Lily sie fünf Minuten zuvor, nach einem dreiviertelstündigen Monolog ihrer selbst, zurückgelassen hatte. Stock und steif hockte sie über ihren, über den gesamten Tisch verteilten, Aufzeichnungen. Lily schien sie nicht zu bemerken – oder nicht bemerken zu wollen.

Kurz schweiften die Gedanken der Rothaarigen ab, denn eine andere Sorge ereilte sie mal wieder. Irgendwann musste sie auf das eine unangenehme Thema zu sprechen kommen – Pettigrew machte ihr da nur aufgrund seines äußerst mangelnden bis gar nicht vorhandenen Talentes sorgen. Doch ihr anderer Schüler …

Irgendwer aber musste es endlich antippen und Lily war sich sicher, dass Mel nicht diejenige sein würde, also blieb es wie immer an der Vertrauensschülerin hängen, die Leute auf eine anstehende Arbeit aufmerksam zu machen – in diesem Fall auf das ausstehende Zaubertränkereferat über Armontentia.

All das war jedoch schnell vergessen, als Lily auf ihr eigentliches Problem zurückkam. Die Lösung dafür saß nämlich mit hochkonzentriertem Blick nur ein paar Tische hinter der Blonden, und war scheinbar völlig in seine Arbeit vertieft. Mit einem Male klopfte Lilys Herz wie verrückt, sie wusste gar nicht, was mit ihr los war. Angespannt versuchte sie sich zu beruhigen, aber alles, was Lily erreichte, war, dass die Trommel in ihrer Brust noch um einen weiteren Takt zulegte.

Dabei gab es doch gar keinen Grund, auch nur irgendwie aufgeregt zu sein!

Schließlich war es bloß eine kleine, simple, unschuldige Frage und trotzdem … Lilys Füße wollten sich partout nicht wegbewegen. So stand sie also da, neben dem Bücherregal, die Hände um ihre Unterlagen verkrampft, mit einem Herzschlag bis zum Halse, ihn anstarrend.

„Na los! Stell dich nicht so an, Lily Evans – es ist doch nur eine einzige Frage, also geh jetzt!“, befahl Lily sich selbst in Gedanken.

Langsam, ganz langsam machten ihre Füße ein paar kleine Schritte vorwärts, als sie fast jemanden umgeschmissen hätte, der gerade aus der Regelreihe links von ihr raus kam.

„Entschuldigung!“, ertönte es hinter einem hohen Bücherstapel.

Lily runzelte die Stirn – die Stimme kannte sie doch!

„… oh, hallo, Lily!“, Remus’ freundliches, jetzt leicht abgehetztes Gesicht, tauchte hinter dem Wackelturm hervor.

Lily wollte ebenfalls „hallo“ sagen, nichts weiter als ihn begrüßen, aber stattdessen verließ etwas anderes ihre Lippen.

„Gehst du mit mir nach Hogsmeade?“

Diese Wort hatte sie beinah so schnell aufgesagt, wie Belli sonst nur morgens die Gerüchte des Tages – und im selben Moment hätte Lily sich die Zunge dafür abbeißen können. Ihr Sprechorgan hatte in letzter Zeit eine wirklich beängstigende Kontrolle über das übernommen, was den lieben langen Tag so aus Lily Evans’ Mund hervordrang.

Wo war nur Kopf ihr geblieben?

„Tut mir Leid“, sagte Remus, nachdem er sich wohl von dem Schock ihres plötzlichen Date-Überfalls erholt hatte, „aber ich muss ablehnen. Außerdem dachte ich, dass du schon eine Verabredung hättest?“

Bingo!

Lily musste mit aller Kraft verhindern, dass ihre verräterischen Wangen sie nicht wieder mal in ihrer Ertapptheit bloßstellten. Doch ein Zurück gab es jetzt nicht mehr – jedenfalls nicht ohne dass sich noch größere Peinlichkeitsabgründe auftun würden.

„Ich, äh … er hat mir leider abgesagt“, erzählte Lily hastig und bemühte sich, ein gequältes Gesicht zu machen, aber wahrscheinlich war es mehr ein nervöses Zucken, nach Remus’ Blick zu urteilen.

Denn das Gesicht des Braunhaarigen wurde nun leicht abweisend … und kühl:

„Das tut mir wirklich Leid, aber glaub mir, ich wäre kein guter Ersatz. Vielleicht solltest du lieber-“

„Remus, bitte!“

Panik ergriff von Lily Besitz und ließ sie zu schier undenkbaren Mitteln greifen:

Sie klimperte ein bisschen zu oft mit den Wimpern, machte möglichst große flehende Augen (was ihr in ihrer momentanen Lage auch nicht besonders schwer fiel) und schob die Unterlippe leicht vor.

Kurz gesagt:

Lily griff zu den Waffen einer Frau.

Etwas, was sie bisher strickt abgelehnt hatte zu tun und besagtes Verhalten bei anderen Mädchen Lilys Nase seither immer nur dazu verleitet hatte, sich aufgebracht zu rümpfen.

Zu ihrer eigenen Überraschung wurde Remus’ Gesicht eine Spur weicher – und dabei war sich Lily sicher gewesen, zu solchen Überzeugungskünsten gar nicht in der Lage zu sein – also traute sich die Rothaarige auch noch die letzten Zweifel in ihm zu vertreiben zu versuchen.

„Bitte, Remus, du bist meine letzte Rettung! Ich flehe dich an als Vertrauensschülerkollege und Freund – das wird sonst morgen der schlimmste Tag meines Lebens!“

Remus seufzte hinter seinem Bücherstapel – war sie etwa besser, als sie es erwartet hatte?

„Na, schön. Treffen wir uns um zehn in der Vorhalle?“

Lily fielen die Felsbrocken der gesamten letzten Wochen von den Schultern.

„Danke, Remus!“, lächelte sie erleichtert.

„Ich bin dir einen Gefallen schuldig“, meinte Lily überschwänglich.

Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auch auf seinen Lippen ab, aber irgendwie wirkte er mehr nervös als glücklich. Vorsichtigen Schrittes wankte er mit seinem zitternden Stapel weiter.

„Soll ich dir vielleicht …“

„Schon gut!“, unterbrach Remus sie in ihrem Behilflichkeits-Versuch.

„Wir sehen uns dann morgen, Lily“, aber es klang nicht nach massiver Begeisterung.

Lily biss sich auf die Unterlippe. Ihre plötzliche Euphorie hatte einen gewaltigen Dämpfer bekommen, der sich im Volksmund auch „schlechtes Gewissen“ nannte. Vielleicht hätte sie Remus nicht so unter Druck setzten sollen …

Gerade wollte sie sich umdrehen, um die Bibliothek zu verlassen, als etwas ihr schlechtes Gefühl noch verstärkte. Brian schaute von seinem Tisch, ein paar Reihen hinter Mel, auf und guckte sie an. Lily wollte lächeln, aber in dieser einen winzigen Sekunde des Blickkontakts schaute Brian sie an, als wäre er ihr schlechtes Gewissen höchstpersönlich, das sie zur Verantwortung ziehen wollte.

„Nur damit du nicht blöd dastehst, nötigst du ihn, mit dir auszugehen!“, lautete der Vorwurf.

Lily schüttelte den Kopf und Brian konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. So schnell sie konnte, verließ sie den bücherreichen Teil des Gebäudes.

„Immerhin wird Potter morgen früh nichts zu lachen haben!“, versuchte Lily ihre Schuldgefühle zu besänftigen.

Aber Brians durchdringender Blick schien sie trotzdem noch eine ganze Weile, von allen Ecken aus zu verfolgen.
 

„Lily …“, Angesprochene schreckte aus ihren Gedanken hoch.

Remus wagte es tatsächlich, die Mauer des Schweigens zu überwinden.

„Das mit James vorhin … versteh das bitte nicht falsch!“

Lily legte die Stirn in misstrauische Falten.

Was gab es denn daran, falsch zu verstehen?

„Er ist nur manchmal … er meint es eigentlich-“

„Ihr solltet besser nicht dort hingehen“, wurde Remus jedoch unterbrochen.

Beide drehten sich überrascht um. Hinter ihnen stand ein blonder Junge mit dickem, rostroten Schal um den Hals, die Hände hingen locker an seinen Seiten.

„Und bevor ihr fragt, Potter hat gerade eben den Honigtopf betreten“, sagte Brian und deutete auf das Geschäft mit den vielen farbigen Schildchen und den noch bunteren Auslagen im Schaufenster, das Lily und Remus bis gerade eben angesteuert hatten.

Sie stöhnte entnervt auf, und auch Remus neben ihr seufzte. Wiederum spürte Lily diesen ungemeinen Drang, James Potter mal richtig die Meinung zu sagen und dass ohne auch nur eine Spur von Höflichkeit zu wahren.

„Er wird uns wohl überall hin folgen“, meinte Remus kopfschüttelnd und scheinbar bereits resignierend.

Brian zeigte daraufhin ein verschmitztes Lächeln.

„Wenn ihr wollt, kann ich euch an einen Ort bringen, den James Potter garantiert nicht kennt.“

Lily wie Remus schaute den blonden Jungen erstaunt an.

„Es wird euch gefallen – vertraut mir …“, meinte der kluge Ravenclaw geheimnisvoll.

Die beiden Vertrauensschülerkollegen tauschten einen Blick aus und nickten.

Schlimmer konnte es ja nicht werden, oder?

„Dann folgt mir …“, wieder lächelte Brian auf eine mysteriöse Weise, dass Lily ganz komisch flatterhaft wurde.

Irgendwas schien ihn zu amüsieren.

„Hauptsache weg von Potter!“, war Lilys einziger Gedanke bei dieser Sache – zumindest wollte sie das glauben.

Mit einer unbekannten neuen Euphorie folgte Lily ihrem „Erretter“ in die Nebenstraßen.
 

„Krone, sie sind nicht hier.“

Wurmschwanz kam schnaufend und sich durch die Schülermassen kämpfend von der anderen Ecke des Ladens auf ihn zu.

„Das ist unmöglich! Sie muss hier sein, wir haben nur noch nicht gründlich genug gesucht“, sagte er und machte sich gleich wieder frisch ans Werk, indem er seinen Kopf zuversichtlich nach allen Seiten verrenkte.

James war sich absolut sicher – Lily Evans musste hier sein!

Schließlich ging die rothaarige Gryffindor seit jeher immer als erstes in den Honigtopf, bevor sie sich um andere Dinge kümmerte. Und stets kaufte sie zwei Tafeln Schokolade von jeder ihrer Lieblingssorten – Vollmilch, Zartbitter und Haselnuss (von letzterer allerdings immer drei) – und anschließend musste noch eine Tüte Bertie Botts Bohnen dran glauben. Dieses einstudierte Schema war seit Jahren nicht durchbrochen worden – James wusste das – und auch jetzt änderte diese Gryffindor nicht so einfach ihre Gewohnheiten.

Peter schüttelte, anscheinend über sein Verhalten, den Kopf und schaute ihn mitleidig an.

Pah, als wenn James Edward Potter irgendwer’s Mitleid benötigte!

Das würde viel eher Remus heute Abend benötigen, wenn James ihn zur Rechenschaft zog. Der Quidditchkapitän war schwer enttäuscht. Dass gerade sein braunhaariger Vertrauensschülerfreund ihn so hintergehen würde, hätte er nie für möglich gehalten. Aber nach dem derzeitigen Stand der Mission hatte Remus ihn tatsächlich einen ganzen Monat lang zum Narren gehalten. Während James nahezu jedes gefährliche Suspekt in Betracht gezogen hatte – besonders diesen langweiligen Peterson, der sich schon mal an Evans rangeschmissen hatte – war der Täter also fröhlich die ganze Zeit neben ihm gesessen.

Kein Wunder, dass Remus ihn ständig aufgefordert hatte, es aus „Vernunftsgründen“ (wie er es zur Tarnung bezeichnet hatte) sein zu lassen!

Mit einem leicht zornigen Funkeln in den Augen ließ James seinen Blick durchs Geschäft schweifen, aber Wurmschwanz sollte dummerweise Recht behalten. Nichts.

Nicht mal die kleinste Spur roten Haares.

Remus’ Schicksal wurde immer schwärzer.

Mit wütenden Schritten verließ James daraufhin das Geschäft, die meisten Leute machten ihm bereits freiwillig Platz, wenn auch mit verwirrten Gesichtern. Nicht überraschend, war doch James Potter seit eh und je für seine gute Laune bekannt, im Moment führte er sich dagegen wohl mehr auf wie Tatze nach einem Zusammentreffen mit seiner „speziellen“ Freundin.

Draußen angekommen, empfing ihn bittere Kälte, was aber nicht im Geringsten James’ erhitztes Gemüt abkühlte.

Wo zum Dementor waren die nur?!
 

„Dort vorne ist es“, sagte er und zeigte auf eine kleine Treppe in ein paar Metern Entfernung.

Lily war irritiert.

Was sollte denn da sein?

Sie war schon oft diese Straße entlang gekommen und hatte den alten hölzernen Abstieg bisher immer für die Kellertreppe irgendeines Hauses gehalten. Doch sie vertraute Brian, also folgte sie ihm weiter genau wie Remus die Stufen hinunter und staunte nicht schlecht, als sie unten angekommen war. Eine halb gläserne Front machte deutlich, dass es sich keineswegs um den Zugang zu einem Keller handelte, sondern irgendeinen seltsamen Laden.

Seltsam, weil Lily seinen genauen Zweck noch nicht bestimmen konnte, die Waren in der Auslage schienen ihr dafür viel zu verschieden:

Alte Karten, verstaubte Bücher, antike Kessel, altertümlich anmutende Zauberstäbe und einen ganzen Haufen komischer Dinge, die Lily noch nie zuvor in ihrem Leben erblickt hatte. Sie spürte urplötzlich den ungemeinen Drang, einen ganzen Schwall von Fragen auf Brian loszulassen, als sie bemerkte, dass sie als einzige noch immer hier draußen stand. Brian hielt ihr galant die Tür auf und die Rothaarige eilte den beiden Jungs hurtig hinterher. In ihrer Hast konnte Lily im Vorbeirauschen nur noch die erste Zeile des im Eingangsfenster hängenden Schildes kurz lesen:
 

*Hazards Schatzinsel – Wandeln Sie auf Merlins Spuren!*
 

Im nächsten Moment blieb Lily schon keine Zeit mehr, sich über den eigenartigen Titel zu wundern, denn ihr klappte einfach nur der Mund auf.

So etwas hatte sie wahrlich noch nicht gesehen!

Hinter der unscheinbaren Treppe verbarg sich ein richtiges kleines Reich.

Lily schritt mit immer noch zum Staunen aufgeklappten Mund durch den kurzen Eingangsbereich und folgte anschließend Remus Beispiel, indem sie den Kopf nach oben und nach unten reckte und ihren Blick immer wieder rotieren ließ. Sie konnte sich gar nicht satt sehen an all den neuen Eindrücken.

Vor Lilys und Remus’ Augen erhoben sich in scheinbar endlosen Reihen meterhohe Bücherregale, mit Schätzen gefüllt, die den Wert von Hogwarts’ Bibliothek noch bei weitem in Alter und Wert übersteigen mussten. An sie gelehnt standen gewaltige Leitern, von deren bloßen Anblick Lily schon ein ungutes Gefühl im Magen bekam. Rasch sah sie weiter nach oben, wo sich, durch eine dunkelbraune Holzdecke abgetrennt, eine weitere Ebene befand. Zwei Eschenholz-Treppen jeweils links und rechts führten zum oberen Bereich des Ladens hinauf, wo Lily auch wieder einzelne kleinere Bücherregale ausmachen konnte, aber auch Sideboards und Tische …

„Ja, Potzblitz!“

Lily und Remus zuckten gleichzeitig zusammen. Verwirrt schaute Lily sich um.

Von woher war die fremde Stimme gekommen?

Du, mein Junge, das habe ich mir natürlich gedacht!“, rief es von oben.

Lily und Remus wandten ihren Kopf zur Decke. Nun entdeckte die Rothaarige, was ihr vorhin völlig entgangen war. Nicht alle Leitern waren unbesetzt.

„Guten Tag, Sir Hazard!“, grüßte Brian den alten bärtigen Mann hoch oben auf der letzten Sprosse seiner Leiter.

Lily sah, wie dieser sofort wild gestikulierend die Arme von der Leiter wegnahm, im gleichen Augenblick schrillten panikartig sämtliche vorhandenen Alarmglocken in Lilys Kopf.

Zu Recht.

„Wie oft muss ich dich noch daran erinnern, Junge, dass …“, er stockte inmitten seines empörten Vortrags.

Anscheinend hatte er endlich auch bemerkt, was Lily unter Schock beobachtet hatte – die Leiter lehnte nicht mehr sicher am Regal. Der alte Mann hatte sein Gewicht allem Anschein nach, zu stark nach außen hin verlagert. Nun schwankte die hölzerne Kletterhilfe gefährlich, Sir Hazard mit ihr und beide drohten, nach hinten zu kippen. Die Reaktion des alten Mannes darauf war ein ruckartiges Nachvornelehnen, was jedoch endgültig das Schicksal des Greises besiegelte. Die Leiter vollführte mit seinem menschlichen Partner noch einen letzten bizarren Tanz, eine Schlusspirouette – und beide krachten im hohen Bogen zu Boden. Lily schrie auf und eilte im höchsten Maße alarmiert – gedanklich ging sie bereits jeden ihr bekannten Heilzauber durch – mit Remus an ihrer Seite, auf den weißbärtigen im Bücher- und Schriftrollenmeer liegenden Mann zu.

Brian folgte ihnen nur gemächlichen Schrittes.

Es ächzte und fluchte bereits heftig, noch bevor die beiden den Unfallort erreicht hatten. Lily kniete sich über den alten Mann mit dem Weihnachtsmannrauschebart, während Remus ihn von den vielen Folianten und anderen schriftlichen Aufzeichnungen befreite.

„Warten Sie – es ist besser, wenn sie noch liegen bleiben!“, sagte Lily, an die vielen möglichen Verletzungen denkend, als das Unfallopfer sich wieder erheben wollte.

„Ach was, Kindchen! Nichts passiert, nichts passiert“, meinte er unwirsch und versuchte ihre Hand wegzudrücken.

Lily glaubte es ja nicht!

„Still halten!“, mit McGonagall artigen Befehlston in der Stimme, drückte Lily den widerspenstigen Mann wieder zurück auf den Boden und begann ihre Untersuchung.

Ihr Gebot schien Wirkung zu zeigen, Sir Hazard rührte sich nicht mehr, wenn auch mit leicht schmollenden Gesichtsausdruck.

„Ossis simulacrum!“

Mit einem Prüfzauber, den Lily in einem Erste-Hilfe-Zauberkurs gelernt hatte, konnte sie den Zustand jedes einzelnen Knochens kontrollieren. Überall blieb ihr Stab stumm und locker in ihrer Hand liegen, nur über der rechten Schulter vernahm sie immer wieder ein schwaches Vibrieren auf der Haut.

Von wegen also, „nichts passiert“!

„Ihre rechte Schulter ist in jedem Fall nicht in Ordnung“, sagte Lily triumphierend, während Sir Hazard sich widerwillig von Remus auf die Beine helfen ließ.

„Eine Prellung nehme ich an.“

„Ach, ich sag doch, Mädchen – nicht der Rede wert …“, tat Sir Hazard die ganze Geschichte mit einer Armbewegung ab und zuckte prompt, weil er den Rechten benutzt hatte.

„Nicht der Rede wert?!“, empörte sich Lily und stemmte die Hände in die Hüften.

Remus nahm komischerweise etwas Abstand zu ihr ein.

„In ihrem Alter kann so etwas lebensgefährlich sein!“, belehrte sie den alten Mann mit gefährlich wackelndem Zeigefinger.

Sie hörte Brian laut hinter sich auflachen. Fassungslos drehte Lily sich zu dem blonden Jungen um und war mit einem Male sehr unsicher.

Machte er sich etwa lustig über sie?

„Entschuldige, Lily. Aber man merkt, dass du Sir Hazard schlecht kennst.“

Genannter grummelte irgendwie unzufrieden vor sich hin.

„Ihm passieren solche Sachen mindestens einmal pro Woche“, grinste Brian amüsiert.

„Einmal pro Woche?!“

Das überstieg eindeutig Lilys Vorstellung, von einem geordneten sicheren Leben in älteren Tagen.

„Aber diesmal nur, weil du mich aus dem Konzept gebracht hast, Junge!“, beschwerte sich Sir Hazard und seine Augen blitzen auf.

„Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst dir wenigstens das „Sir“ sparen. Ich weiß doch selber nicht, was sich diese Trottel von der Kommission dabei gedacht haben …“

„Sie haben Ihre Arbeit auf dem Gebiert altertümlicher Geschichte bewundert, Sir Hazard“, erklärte Brian mit Betonung des vorletzten Wortes.

Allmählich hatte Lily das Gefühl, es würde ihm Spaß machen, den alten Mann damit etwas zu triezen.

Was ihm auch prompt gelang.

„Ach, Quatsch!“, erregte sich das, in Lilys Augen, hagere Weihnachtsmann-Double (nur, dass das Original vermutlich weniger Unfälle mit seinem Schlitten baute).

„Die haben doch bloß gehofft, dass ich mit einem Adelstitel endlich Ruhe geben würde – aber da haben sie sich selbst den Fluch in den Hintern gejagt! Und jetzt zum allerletzten Mal, es heißt Aloysius oder von mir aus auch Hazard, aber niemals Sir Hazard! Wo kommen wir denn dahin, wenn jeder gleich zum Herzog ernannt würde, der mal was beim Aufräumen findet …“

Ab hier wurden die Worte des greisen Mannes unverständlich, doch Lily hörte ihn noch eine Menge weiterer Sachen, während des anschließenden Aufräumens, in seinen weiß-grau melierten Bart murmeln. Schweigend halfen die drei Jugendlichen, die verstreuten Sachen wieder einigermaßen an Ort und Stelle zu bringen, wobei Lily Remus allerdings einige Male dabei erwischte, wie er gedankenverloren und mit einem begeisterten Lächeln im Gesicht in einem der Bücher blätterte, die er eigentlich hatte wegräumen sollen. Lily konnte ihm deswegen nicht böse sein. Im Gegenteil – ihre Neugier wuchs auch buchstäblich von Minute zu Minute. Es kribbelte selbst in ihrem kleinen Zeh, sich hier mal etwas genauer umzusehen …

Plötzlich vernahm Lily einen kalten Hauch im Nacken, als wenn der Herbstwind von draußen auf einmal Zugang zu dem mollig warmen Geschäft gefunden hätte, gleichzeitig erklang das goldene Eingangsglöckchen über der Tür und eine weitere unbekannte Stimme ereilte an diesem Nachmittag Lilys Ohr.

„Aloysius Hazard!“, Angesprochenen sah Lily die Augen verdrehen, bevor er sich mit nicht ganz so mutigem Gesicht umdrehte.

„Da verlässt man nur mal fünf Minuten das Haus …“, Lily hatte sich inzwischen umgedreht und sah eine ältere ebenfalls hagere Dame mit typisch weißer Löckchendauerwelle, auf sie zuschreiten, in ihren klaren blauen Augen blitzte ein geradezu mütterlicher Zorn auf, „… und schon findet man dich im Chaos wieder! Was hast du nun wieder angestellt?“

Aloysius Hazard machte ein schuldbewusstes Gesicht.

„Zelma …“, brummte er kleinlaut.

„Ah, das habe ich mir gedacht!“, rief sie dazwischen.

Lily war erstaunt wie laut eine so alte Frau werden konnte.

„Du bist mal wieder auf die Leiter gestiegen, obwohl ich gesagt habe, dass du warten sollst!“

Sir Hazard schien unter ihren Augen immer kleiner zu werden, wie ein kleiner Junge stand er da, der von seiner Mutter die Löffel lang gezogen bekam. Lily hatte Mitleid.

„Es ist eigentlich auch unserer Fehler“, mischte sich die Gryffindor in den Streit der beiden ein, Zelma Hazard schien erst jetzt überhaupt Notiz von ihr zu nehmen, „wissen Sie, mit unserem plötzlichen Auftauchen haben wir ihn wohl leicht durcheinander gebracht.“

Schlagartig wurde der Ausdruck ihrer Augen milder, die alte Dame schien sich mit Lilys Worten rasch wieder zu beruhigen.

„Nicht doch, mein Mädchen, mach dir keine Sorgen um diesen alten Zausel“, Aloysius schmollte und wandte sich demonstrativ seinen Büchern zu, „der hat es nicht nötig von dir verteidigt zu werden. Aber wie unhöflich von mir euch nicht zu beachten! Ah mein lieber guter Junge“, sie erspähte jetzt auch Brian und zog ihn sogleich in eine so herzliche Umarmung, als wäre sie seine Großmutter, „wie schön dich wiederzusehen! Du fehlst mir über den Sommer immer sehr, aber das weißt du ja.“

„Ja, Tante Zelma“, lächelte Brian.

Lily kamen die Gesten der beiden wirklich urvertraut vor, als würden sie sich schon ewig kennen.

Die alte Dame kicherte:

„Na, für eine „Tante“ bin ich wohl doch etwas zu alt – du schmeichelst mir immer.“

Hinter sich konnte Lily ein Gemurmel hören wie „Haltbarkeitsdatum längst überschritten“.

„Möchtest du uns vielleicht etwas mitteilen, … Aloysius?“, fragte Zelma Hazard scharf nach.

Es grunzte nur hinter Lilys Rücken.

„Fein“, sagte sie steif.

„Kommen wir zu etwas wichtigerem – möchtest du mir nicht deine netten Freunde vorstellen, Brian?“, fragte sie mit großmütterlichem Lächeln.

„Natürlich. Das sind Lily Evans und Remus Lupin, sie sind beide Vertrauensschüler so wie ich, kommen aber aus Gryffindor.“

Beide Löwen nickten der alten Dame höflich zu.

„Soso, aus Gryffindor also“, sie und Brian tauschten einen Blick aus, den Lily nicht deuten konnte, anschließend sagte Zelma schnell, „wisst ihr vor langer Zeit bin ich auch dort nach Hogwarts gegangen …“

Lily hörte der langen Lebensgeschichte von Zelma Hazard aufmerksam zu, allerdings war es ein bisschen wie in Binns Unterricht – man musste jede Minute nicht nur mit seiner Konzentration, sondern auch mit seinen fallenden Augenlidern kämpfen. Aber Lily wollte die alte liebevolle Frau, die sich so begeistert über ihre Schulzeit ausließ, nicht enttäuschen. Sie vermutete das Remus neben ihr fast gleiches krampfhaftes Verhalten versuchte, sein zum freundlichen Lächeln angespanntes Gesicht würde dafür sprechen – ob Brian zuhörte, konnte Lily allerdings beim besten Willen nicht sagen. Er machte das konzentrierteste Gesicht, jedoch mit einer solch starren Maske, dass keine Gefühlsregung daraus ablesbar war.

Als nach einiger Zeit plötzlich ein überlautes Gähnen erklang, schickte Zelma sie leicht eingeschnappt, den Laden zu erkunden, fort, während sie „einem alten Träumer mal gewaltig die Leviten lesen“ müsste.

Endlich konnte Lily dem aufgeregten Kribbeln in ihrem Körper folgen und diese tatsächliche Schatzinsel durchforsten, das Brians Hand ihre zufällig streifte, verstärkte es merkwürdigerweise nur noch und euphorisch sah Lily einem der spannendsten Nachmittage ihres Lebens entgegen …
 

James Potter war gereizt – gereizt wie selten in seinem Leben zuvor. Schon zum fünfzehnten Mal kamen sie jetzt bestimmt am Honigtopf vorbei, einige alte Hogsmeade-Bewohner, die scheinbar nichts besseres mit sich anzufangen wussten, guckten bereits blöd. James konnte mit Sicherheit sagen, dass sie so gut wie jeden aus dem Schloss inzwischen getroffen hatten, der sich heute überhaupt auf den Weg ins Dorf gemacht hatte.

Aber eben nur beinah jeden.

Ein markanter roter Haarschopf blieb weiterhin wie vom Erdboden verschluckt.

„Du solltest besser schnell wieder auftauchen, Remus!“, dachte James grimmig.

Neben ihm schnaufte Wurmschwanz unter dem raschen Tempo, das er gnadenlos vorlegte.

„Krone, du – äh, können wir vielleicht mal eine kleine Pau-“

James wandte ihm kurz seinen Kopf zu.

„Oh … oh schon gut – wir finden sie gleich bestimmt sowieso“, meinte der kleinere Junge hastig.

James schaute wieder stur geradeaus, er war fest entschlossen, nicht eher zu ruhen, bevor er sie gefunden hätte und wenn er jeden Zentimeter und jeden aus ihrer Stufe dafür befragen müsste. Dummerweise hatte von denen auch keiner bis jetzt den blassesten Schimmer gehabt …

Da erblickte James einen der noch wenigen jetzt verbliebenen Befragungskandidaten. Der Quidditchkapitän zog sein Schritttempo nochmals stark an – Wurmschwanz stolperte eiligst hinter ihm her – und steuerte direkt auf sie zu, dass seine Absicht eigentlich gar nicht missverstanden werden konnte. Seiner Auskunft schien das jedoch herzlichst egal zu sein, denn sie ging schnurstracks weiter, als wenn er gar nicht existieren würde.

„Stehen geblieben, Roberts!“, brüllte er dem Mädchen nach.

Sämtliche vorhandenen Köpfe wandten sich in diesem Moment nach ihnen um, nur ein blonder Lockenkopf zeigte weiterhin deutliches Desinteresse an der gesamten Situation.

„Hey, Roberts, ein Spieler hört auf seinen Kapitän! Also bleib jetzt gefälligst auf der Stelle stehen oder das Silber wandert doch noch in den Topf!“

Zwei kalte dunkelblaue Augen nahmen ihn prompt ins Visier und zu James’ Zufriedenheit wirkte sein Druckmittel nach wie vor auf einzigartige Weise.

Nur gegen ein anderes Problem half es leider nichts.

„Wie wär’s zur Abwechslung mal mit „bitte“, Potter – aber damit du jetzt kein Lexikon rausholen musst, das heißt jemanden höflich nach etwas zu fragen“, lautete ihr Begrüßungskommentar, als sie ihn und Wurmschwanz erreicht hatte.

In manchen Situationen konnte James tatsächlich sehr gut nachvollziehen, warum sein bester Freund dieses Mädchen so derart verabscheute.

„Roberts, ich stehe in der Rangordnung eindeutig über dir“, der Haarbogen über ihrem Auge schlug einen scharfen Bogen, „also beantworte lieber schnell meine Frage: Hast du Evans gesehen, ja oder nein?“

Sie runzelte kurz die Stirn, dann lächelte sie ihn geradezu höhnisch an:

„Vielleicht“, James’ Augen wurden begierig groß, „vielleicht aber auch nicht“, und James fühlte abermals sehr gut mit Tatze mit.

„Verflucht, Roberts – ja oder nein?!“, wiederholte James lautstark.

Er spürte, dass er den angestauten Zorn immer weniger unter Kontrolle halten konnte.

„Wie heißt das B-Wort noch, Potter?“, sie hob die rechte Braue abermals an.

„Bitte, sag es uns!“, flehte Peter und entlockte der Blonden damit einen beinah überraschten Blick.

James fühlte sich nun wiederum von einem seiner Freunde hintergangen.

Was war nur heute mit denen los?

Erst der Streit mit Sirius, dann Remus’ Verrat und jetzt auch noch Peter, der vor Roberts auf die Knie fallen wollte?!

James konnte seine Enttäuschung kaum in Worte fassen.

„Es gibt nur ein Wort mit „B“, das ich in diesem Zusammenhang kenne, Roberts und das heißt Beeilung – aber dalli!“

„Zu schade!“, ein höhnisches Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit.

„Dank Pettigrew, wollte ich es dir gerade eigentlich verraten, aber ich habe heute ja noch wichtigeres zu tun, als mich mit deinem Kindergartendrama um Evans aufzuhalten, Potter. Regentropfen an der Scheibe zu zählen ist nun mal leider interessanter, Mr. Quidditchkapitän“, die letzten Worte zog sie ironisch in die Länge.

Anschließend drehte sie sich um und wollte gehen, aber James packte die Blonde einfach beim Arm und zwang sie zum Bleiben.

„Potter, was soll-“

„Jetzt hörst du mir mal zu, Roberts!“

James war inzwischen soweit, dass er bereit war, andere Seiten aufzuziehen.

„Im Vertrag stand, dass du erfolgreich für uns spielen müsstest, nur leider zähle ich dazu auch, auf meinen Befehl zu hören. Wenn du also nicht willst, dass ich Sirius heute noch eine Freude bereite, indem ich ihm ein kleines Silberkettchen zum Geburtstag schenke, dann solltest du jetzt wohl besser noch mal darüber nachdenken, ob du Evans gesehen hast oder nicht!“

Ein hasserfülltes Blau drohte ihn zu durchbohren, aber James wusste, dass er abermals gewonnen hatte.
 

In ein paar Stunden hatte Lily Evans so viel erfahren und solch viele neue Eindrücke gesammelt, dass sie gar nicht wusste, wo sie anfangen sollte, über all das Neue nachzudenken.

Zuerst einmal dieser für sie anfangs seltsame Laden, der gar nicht so seltsam war.

Na ja, vielleicht ein wenig verrückt und auch komisch, aber vor allem war er eins:

aufregend!

Diese Wahnsinnsmenge an Büchern allein war für Lily schon wie das Wahrwerden eines Kindheitstraumes – den Remus wohl übrigens mit ihr teilen musste – und wenn sie nur erst über die vielen anderen Dinge nachdachte … Da gab es längst gelbe Landkarten, geschützt von dickem Vitrinenglas und Ortschaften zeigend, die Lilys Fantasie zu den wildesten Vorstellungen von märchenhaft anmutenden Landschaften anregte. Antike Papyrusrollen, die sich querbeet angeordnet durch die Regalreihen zogen und in rätselhaften Zeichen von den Anfängen der Kulturen berichten. Altertümliche Magieutensilien, die schon vor langer Zeit aus der Mode gekommen oder deren Gebrauch verboten worden war. Hinzu kamen noch aller möglicher Muggelkram der aus den verschiedensten Jahrhunderten stammen musste, rätselhafte Magierausstattungen anderer Länder, schimmernde Kristalle und glänzender Schmuck, die ihre geheimnisvollen Kräfte nur erahnen ließen und schließlich waren noch eine ganze Menge Sachen zu finden, die Lily partout nicht in eine ihr bekannte Ordnung einfügen konnte. In Hazards Schatzinsel konnte man wirklich alles entdecken, was man vorher nicht einmal für möglich gehalten hatte. Jetzt wunderte sich Lily auch nicht mehr, dass Aloysius seinen ungeliebten Titel angeblich durchs „Aufräumen“ erhalten haben soll. Wer hier den Besen ordentlich schwang, hätte vermutlich Millionär werden können – es könnte allerdings Jahrzehnte dauern, wie Lily sich so in dem Chaos umsah.

Es drängte die Rothaarige allein aus einem angeborenen Zwang heraus schon, hier mal mit dem Staubtuch ordentlich herzugehen – gut, dass Caite nicht mitgegangen war, sie wäre vermutlich bei betreten des Ladens in Ohmacht gefallen – Zelma aber hatte ihr erklärt, dass es nutzlos sei, gegen „das Staubwolkenunwetter“ ankämpfen zu wollen, das „der alte Zausel“ verursache – sie hätte den Kampf schon vor vielen Jahren aufgegeben. Aloysius sei angeblich ganz allein Schuld daran, dass hier so ein Chaos herrsche, mit seinem „Unglücksarm“ für Zauberkunst und seiner erhöhten Unfallgefahr, würden sämtliche Ansätze von Ordnung jedes Mal wieder in sich zusammenstürzen. Das einzig richtig nützliche an ihm sei sein Talent zum Entdecken von Schätzen eben, die er von seinen abertausenden Reisen um die Welt mitgebracht habe und zum größten Teil den Reichtum des Ladens ausmachen würden.

Lily war zuerst zutiefst verwundert gewesen, wie eine Frau wie Zelma denn ständig so abfällig von ihrem Ehemann sprechen konnte. Und mal wieder war Lily peinlich im Fettnäpfchen baden gegangen, als sie Zelma etwas genauer darauf angesprochen hatte … und Aloysius es ebenfalls leider auch noch hatte mitbekommen müssen:

Die als Ehefrau?! Merlin bewahre!“

Brian hatte Lily daraufhin in den hinteren Teil des Ladens gebracht – „Hier lagern die besten Stücke, Lily – vertrau mir!“ – das Geschrei von Vorne hatte man trotzdem immer noch gedämpft mitbekommen. Remus war längst verschwunden, nachdem er eine Weile ungeduldig mit den Stuhlbeinen geschabt hatte.

Mit „Ich muss mir mal die Beine vertreten gehen …“ hatte er sich davongemacht und Lily glaubte nicht, dass er aus dem kleinen Bücherparadies so schnell wieder hervortauchen würde.

Merkwürdigerweise verspürte Lily selbigen Drang keines Wegs im Moment. Es kribbelte zwar, allerdings anders und nicht in ihrem gesamten Körper, sonder mit Konzentration auf ihren Bauch. Sie und Brian saßen sich schweigend an einem kleinen Holztischchen gegenüber.

Um endlich das peinliche Schweigen zu überwinden, zwang Lily sich eine der Fragen zu stellen, die ihr schon länger ungeduldig auf der Zunge lagen – wenn sie sie auch nicht für spannend genug hielt:

„Sie sind Geschwister, oder?“, erkundigte sich die Rothaarige nach den beiden alten Streithähnen.

Brian grinste.

„Um genau zu sein, sogar Zwillinge. Aber nicht besonders ähnlich im Charakter – bis auf ein gewisses Talent zum Streiten“, lachte er.

Lily legte die Stirn in Falten.

„Dafür, dass sie so eng miteinander verwandt sind, scheinen sie sich nicht besonders gut zu, äh verstehen“, Lily wollte nicht sagen, dass sie pausenlos aufeinander rumhackten.

„Nun ja, in dem Punkt sind sie doch ziemlich normal – Geschwister streiten sich eben ständig“, sein Gesicht wurde irgendwie eine Spur ernster nach Lilys Meinung, „aber ich denke, es gibt zudem noch viel Ungesagtes zwischen den beiden.“

Wie so oft schaffte es der Ravenclaw, sie buchstäblich zu verwirren. Gerade wollte sie eine weitere der Abermillionen Fragen stellen, die seine Antwort soeben hatte entstehen lassen, als Zelma mit misstrauischen Gesicht sich ihnen näherte.

„Kinder, vielleicht seht ihr euch das mal an!“, die alte Frau wirkte offensichtlich ungehalten über irgendetwas.

„In meinem ganzen langen Leben habe ich selten eine so offensichtliche Unverschämtheit erblickt!“

Lily fragte sich, was Aloysius jetzt wieder angestellt haben mochte …
 

Mit starrem Gesichtsausdruck ging Mel durchs Dorf. Sollte Potter doch tun, was er wollte, es ging sie nichts an … und es interessierte sie auch nicht.

Von Interesse war für Mel lediglich die Tatsache, dass der werte Quidditch-Blödikus langsam aber stetig unsichtbare Grenzen überschritt. Grenzen, die Mels Heiligtum bildeten.

Aber Potter ließ einfach nicht von seinem Weg vom Möchtegern-Quidditchrumkommandierer zum Diktator auf Schuljahrszeit ab, diese Dreistigkeit musste irgendwie von seinem besten Kumpel Black auf ihn abgefärbt haben. Er konnte es nicht mehr lassen, wann immer es ihm gerade gelegen kam, auf den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen ihnen beiden zu verweisen, weil „Quidditchman“ leider ganz genau wusste, wie viel ihr an ihrem Schatz lag.

Zu viel …

Mel hasste es Schwachpunkte zu haben – hasste es generell irgendwelche Angriffsflächen zu bieten.

Doch am meisten hasste Mel den Zustand hilfloser Schwäche.

Die Situation, in der sie sich dummerweise ja gerade genau gegenüber Potter befinden musste. Wie sehr verabscheute es Mel doch, irgendjemandes Befehl entgegenzunehmen – das Gefühl aufoktroyierter Beugsamkeit, es widerstrebte ihrer ganzen Natur.

So groß ihre Abneigung dagegen jedoch auch sein mochte, es änderte doch nichts an den Tatsachen:

Potter hatte Macht über sie.

Mel atmete zischend aus.

Wenn sie sich doch nur davon befreien könnte …

Aber selbst ihrer Freiheit zu liebe, würde sie niemals ihren Schatz opfern – nicht an Black!

Mel spürte allein bei dem Gedanken, was dieser mit ihm anstellen würde, Wut in sich pulsieren.

Desertieren fiel also aus – blieb noch der anderen Weg, sich einfach zurückzuholen, was ihr rechtmäßig gehörte, nur tauchte da das kleine Problemchen mit den zwei Buchstaben auf:

„wo“.

Denn trotz längster Überlegungen – Mel hat noch immer keinen Schimmer, wo es überhaupt sein könnte.

Nur eins war Mel bewusst:

Potter war nicht dumm.

Zumindest nicht so dumm, wie man es nach fünfjähriger Lebenserfahrung mit dem infantilen Wirrkopf eigentlich annehmen musste. Nein, so viel Intelligenz traute sie Mr. Quidditchheini zu, einer der ach-so-tollen Rumtreiber hatte sich gewiss einen Ort ausgesucht, der nicht nur schwer erreichbar, sondern vor allem nicht vorstellbar für sie war …

Den Jungeschlafsaal konnte sie davon schon mal ausschließen, den hatte sie erst heute Morgen gründlich durchkämmt, während Black nebenan den Regenwald am abholzen gewesen war. Er hatte sie ganz schön von ihrer Arbeit abgelenkt – nicht seines „göttlichen Anblicks" wegen, nein, Mel hatte sein Gebrabbel zwischen den einzelnen Schnarchern und Grunzern viel interessanter gefunden. Sie hatte bis dato gar nicht gewusst, dass Black solche Fantasien von einem gewissen Slytherin hatte.
 

„Jaah, Schniefelus, sei richtig sexy!“
 

Sie würde ihn bei Gelegenheit darauf ansprechen, wenn Black Beauty sich sein eitles hübsches Näschen zur üblichen Schaustellung wieder mal an den Hinterkopf angetackert hätte – gleichwohl sie damit höchst bedauerlicherweise dreiviertel Hogwarts’ weiblicher Herzchen brechen musste.

„Aber ich muss doch meinen Teamkameraden helfen, zu ihrem wahren Ich zu stehen!“, dachte Mel ironisch.

Schließlich hatte sie sich Wohl oder Übel in ihr Schicksal zu fügen, Teil von Potters Dream Team zu bleiben, denn die Wahrscheinlichkeit war nicht gerade überragend, dass sich der einzige andere Ausweg so schnell wiederfinden würde. Und das hieß u. a. auch Black zu „akzeptieren“ – nicht als sympathisches menschliches Subjekt der männlichen Art, aber immerhin als nicht-Feind auf dem Quidditch-Platz. Ihr innerer Widerstand gegen diese Idee war noch längst nicht gebrochen, Mel beschlich jedes Mal ein leichtes Misstrauen bei der Vorstellung, dass Black sie vor den Klatschern beschützen sollte. Gegen ihn zu spielen wäre kein Problem – erstere Version hatte es bisher nur auf Platz fünf ihrer Alptraumszenarien geschafft.

Andererseits gab es doch tatsächlich sogar eine verlockende Sache für Mel in Gryffindors Mannschaft zu sein – das Spiel gegen Slytherin. Es grollte zufrieden in ihrem Innern, bei dem Gedanken den hinterlistigen Schlangen eins auszuwischen, besonders einer ganz bestimmten wollte Mel die arrogante Hohnvisage für lange Zeit aus dem Gesicht radieren.

„Dafür allein lohnte es sich schon, Potters unendlichen Quidditchwahn und Blacks dreiste Rausekelversuche jedes Mal aufs Neue zu ertra-“

Plötzlich wirbelte Mel herum.

Angespannt sah sich die Blonde mehrmals gründlich nach allen Seiten um.

Ihr war so … als ob …

Eine leichte Nervosität versuchte sich in Mel breit zu machen, doch die Gryffindor schüttelte sie vehement ab.

„Nein, hier ist niemand“, sprach sie deutlich mit sich.

„Wahrscheinlich war es nur ein unerwarteter Windstoss gewesen … Sieh dich doch um! Hier ist keine Menschenseele“, Mel kämpfte heftig gegen einen Teil in ihr an, der noch immer Zweifel streuen wollte.

Und dabei stand sie wirklich völlig verlassen und mutterseelenallein auf dem kleinen Woodcroft-Platz im Zentrum von Hogsmeade, einzelne Rufe erklangen nur von der weiter entfernten, gut befüllten Haupteinkaufsstraße her.

Mel schüttelte wirsch den Kopf.

Sie musste sich geirrt haben – sie musste einfach.

„Hör auf darüber nachzudenken, niemand hat nach dir gerufen!“

Stille.

Das Mädchen hatte sich angewöhnt auf die Befehle ihrer inneren Stimme zu hören. Denken war sowieso in vielerlei Hinsicht oftmals nur lästig. Und zu viel Nachgrübeln war generell nicht gut …

Die Gryffindor blendete jegliche vorherige Überlegung aus und konzentrierte sich wieder auf ihr eigentliches Ziel:

zum Honigtopf gehen!

Wiederum eine Schwäche – aber eine süße Schwäche, die Mel liebte. Sie konnte einfach nichts dagegen tun, das große Gummibärchen-Sortiment des Honigtopfs zog die Blonde geradezu magisch an, wie sonst kaum etwas auf der Welt. Besonders die peperoniroten Chili-Bärchen hatten es ihr neuerdings angetan. Und eine Tüte Bertie Botts Bohnen musste natürlicherweise für Mel immer mit dran glauben, auch für dieses gefährliche Zungenroulette hatte sie einen absoluten Faible entwickelt – egal wie viele Kotze- und faule-Eiertoffes da noch kämen.

In beinah kindlicher Vorfreude stakste Mel in Richtung Süßigkeitenspezialisten für alle Fälle davon, ohne dass sich ihr Gesichtausdruck merklich verändert hätte.

Über den einsamen Woodcroft-Platz wehte ein eisiger Wind …
 

Wurmschwanz ließ sich mit einem schreckhaften Plumpsen wieder neben ihm fallen.

„Na los! Und, hast du sie sehen können?“, fragte James ungeduldig nach, als sein Freund ihm nicht sofort Rede und Antwort über seine Beobachtung erstattete.

„Nein, aber ich glaube die Oma da drinnen hat mich bemerkt“, meinte Wurmschwanz nervös und machte sich noch kleiner als nötig.

„Egal, darauf können wir jetzt keine Rücksicht nehmen!“, James blieb hartnäckig.

Außerdem gehörten Omas in James’ Agentenverständnis nicht gerade zu den bedrohlichen Subjekten.

Was wollte so eine alte Frau schon tun?

„Warum gehen wir dann nicht rein und suchen nach ihnen?“

„Blöde Frage, weil unsere Mission strengster Geheimhaltung unterliegt, solange bis wir den offenen Angriff riskieren können“, erklärte James als Fachmann für derartige James-Bond-Fälle.

„Und warum muss ich dann die ganze Zeit durch das Schaufenster spionieren?“, maulte Peter.

„Das liegt doch auf der Zauberstabhand!“, James ging diese überflüssige Ausfragerei so langsam gegen den Strich.

„Erstens, weil du weniger Verdacht erregst als ich und zweitens, weil du kleiner bist.“

„Und warum tun wir das ganze eigentlich, Krone? Ich meine es ist doch nur Moony …“, erkundigte sich Peter mit großen Augen.

James war endgültig genervt.

Die Antwort war jawohl simpel!

„Weil … weil, äh …“, der Gryffindor suchte angestrengt nach der einfachen Lösung für diese Frage, bis ihm klar wurde, dass er es selber gar nicht so genau wusste.

Peters Augen wurden immer größer und tatsächlich – Misstrauen blitzte in ihnen auf.

Das nannte sich dann Freund!

„Ist doch egal weil!“, erregte sich James heftig.

„Fest steht nur, dass Remus uns angelogen hat.“

Peter wiegte den Kopf komisch hin und her, sagte aber daraufhin nichts mehr und begab sich endlich wie ein wahrer Freund wieder an die Arbeit.

Wenigstens war auf Wurmschwanz immer Verlass!

Von seinem Vertrauensschülerfreund und dem alten Brummbär konnte James das nicht gerade sagen. Doch er hoffte, dass zumindest letzterer sich bis heute Abend wieder beruhigt hätte, schließlich sollte da ihre gut überlegte Überraschung starten …

Nach einer Weile des schweigenden Auskundschaftens, zupfte ihn Wurmschwanz plötzlich aufgeregt am Ärmel.

James schaute genervt auf.

„Was ist de-“, seine haselnussbraunen Augen fanden von selbst den Grund.

„Oh …“
 

Lily fühlte sich komisch.

Nein, „komisch“ war nicht das richtige Wort für diesen Zustand.

Ihr war merkwürdig und seltsam zumute, zugleich kribbelig und aufgeregt, gepaart mit Euphorie und einem eigentümlichen Glücksgefühl – ja, das alles zusammen beschrieb am besten, wie ungewöhnlich die Rothaarige sich fühlte. Es war ein kunterbunter Emotions-Müsli-Mix, doch etwas fehlte noch … die Milch, die alles gut vermischte und die gute Lily Evans vollends verwirrte.

Das neuartige Gefühl einer unbekannten Leichtigkeit, das sich schon einmal in ihrem Bauch breit gemacht hatte …

So fremd das alles auch für sie war – Lily wollte nicht, dass es endete.

Es fühlte sich … gut an.

Brian ließ abrupt ihre Hand los.

Lilys Hochstimmung verebbte langsam … aber sie verschwand nicht ganz.

„Siehst du – da vorne ist der Drei Besen“, sagte der blonde Junge, mit seinem Arm auf das örtliche Lokal in der Ferne deutend.

Natürlich hatte er wie immer Recht gehabt, mit allem. Der Weg war vom Hinterausgang tatsächlich viel kürzer gewesen und was noch wichtiger war – er hatte ihnen eine Menge Ärger und vor allem ihr Nerven erspart. Lily könnte noch immer bei dem Gedanken an Pettigrews auf- und abtauchenden Kopf explodieren. Ganz zu schweigen von den paar hervorlugenden Büschel schwarzen abstehenden Haares …

Sie hatte so kurz davorgestanden diesem Stalker ihre sehr persönliche Meinung von seinem ganzen albernen Kindertheater mitzuteilen, doch Brian hatte es verhindert.
 

„Lass ihn, Lily!“, Brian lächelte verschmitzt und die Rothaarige wurde augenblicklich weich – ohne dass ihr Puls sich beruhigte.

„Ich habe eine bessere Idee.“

Dann wandte er sich zu der empörten Zelma Hazard um, die Potters Verhalten beinah noch mehr verärgert hatte als Lily selbst („Die Jugend von heute! … das gilt natürlich nicht für euch, Kinder.“).

„Ich hätte da eine Bitte an dich, Tante Zelma …“
 

Anfangs hatte Lily heftig gegen den Rückzug protestiert, besonders im Hinblick auf Remus, der von alledem nichts mitbekommend, noch immer im Laden verschwunden geblieben war. Doch Brian hatte es wiederholt geschafft, sie zu beruhigen:
 

„Mach dir keine Sorgen, Lily! Zelma weiß ja, wo wir sind, sie wird es ihm sagen. Es ist besser jetzt zu gehen, bevor es James Potter da draußen zu kalt wird. Außerdem kann Remus noch am besten etwas gegen ihn ausrichten – glaub mir, wir beide würden ihn kaum beruhigen können.“

Brian zog sie an der Hand zur Hintertür fort und Lily vergaß, trotz offen stehenden Mundes, was sie hatte sagen wollen – ihr Widerstand war längst verschwunden.
 

„Halt!“, rief Lily da auf einmal, als sie beide schon die halbe Strecke zur Kneipe zurückgelegt hatten.

Lily war siedend heiß eingefallen, dass sie etwas Elementarwichtiges vergessen hatte. Brian beobachtete sie neugierig.

„Einen Moment – können wir noch schnell in den Honigtopf? Ich wollte für meine Familie die Weihnachtsgeschenke besorgen.“

Brian lachte laut auf. Und Lily stellte fest, dass sie es mochte, es hatte irgendwie etwas sehr klares an sich.

„Du bist reichlich früh dran, das muss ich dir lassen“, schmunzelte er.

„Der frühe Vogel fängt das Korn“, murmelte Lily automatisch.

Brian musterte sie mit seinem intensiven Blick.

„Das hat meine Oma immer gesagt …“, meinte die Rothaarige und errötete.

„Deine Oma scheint mir eine weise Frau zu sein.“

Brian lächelte sie an, doch diesmal konnte Lily nicht gleiches zurückgeben, nicht mit dem traurigen Gedanken, wie lange es bereits her war, seit sie diesen Spruch das letzte Mal gehört hatte. Seine kastanienbraunen Augen musterten sie eindringlich.

„War … sie ist vor vier Jahren gestorben“, erklärte Lily mit schwacher Stimme.

„Das tut mir sehr Leid, Lily!“, sagte Brian voller Mitgefühl und sein Blick verriet, dass er es wirklich ernst meinte.

Dann wandte er das Gesicht kurz von ihr ab.

„Es ist nicht leicht, jemanden zu verlieren.“

Es war nur ein einzelner kurzer Satz, der so oft bereits als Höflichkeitsfloskel in solchen Situationen verwendet worden ist, doch Lily, die derlei Sprüche seit damals mehr als kundig war, spürte, dass Brian ihn weder aus wohlwollender Nettigkeit, noch des Mitleids wegen gesagt hatte. Es klang eher, als wüsste er genau, wie sie sich fühlte …

„Hast du- hast du auch schon mal jemanden verloren?“

Oh nein, Lily Evans!

Die Rothaarige hätte sich jetzt bereits wieder die Zunge abbeißen können, dafür so taktlos und neugierig zu sein.

Brian schaute sie mit verschlossenem Gesicht an.

„Nicht so wichtig“, meinte er.

Doch Lily hatte das kurze winzige Zucken bemerkt – diesmal blieb sie jedoch still und hielt sich mit ihren allzu neugierigen Fragen zurück.

„Aber du wollest doch was kaufen, oder?“, Brian überraschte sie mit seinem plötzlichen Mienenwechsel und ehe sich die Rothaarige versah, stand sie im Eingang des Honigtopfs.

Lily musste standardmäßig lächeln, sie erinnerte sich, wie sie ihren Eltern damals lang und breit von dem „Süßigkeitenparadies“ vorgeschwärmt hatte – und bis heute war es das für Lily geblieben. Egal welchen Geschmack auch das innewohnende Naschkätzchen bevorzugte, hier blieb kein Wunsch offen. Die verschiedensten zuckerreichen Leckereien türmten sich in den Regalen bis an die Decke, man war richtig geblendet von dem gigantischen Meer an Regenbogenfarben, das einen umgab. Da fanden sich saure Drops, die einem ein Loch in die Zunge ätzen konnten, Beat-Cola-Kracher, deren Genuss eine wahre Disko in den Mund verlegten, quiekende weiße Marshmallow-Mäuse, Lakritz-Schnapper, Amor-Lollis, die jeder Person eine stundelang die rosa-rote Brille auf die Nase setzten – und das war nur ein kleiner Teil des Sortiments.

Auch heute war der Laden vollgestopft mit Schülern aller Art, man konnte kaum vorwärts und rückwärts, ohne jemanden auf die Füße zu treten. Groß und klein, Gryffindor und Slytherin, aufgestylte Mädchen und langhaarige Friedensproleten – alle waren sie gekommen.

Lily verlor Brian schnell in dem engen Gewusel, als sie von hinten stetig weiter nach vorne gedrängt und er in eine komplett andere Richtung geschubst wurde. Die Rothaarige beschloss die Suche nach ihm bei der Masse an Leuten vorerst sein zulassen, zudem sie sich auch gerade zufällig vor dem Schokoladenstand befand. Also lud sich Lily schnell die übliche Auswahl ihrer Lieblingssorten auf (Vollmilch, Zartbitter und Haselnuss) und fügte abschließend noch die Geschenke für ihre Familie hinzu, dazu zählten u. a. ein herausnehmbarer Schokoladenweihnachtsmann, der in einem Zuckergussrentierschlitten mit Bonbon-Päckchen Platz fand und jedes Mal „Santa Claus is coming to town“ sang, sobald man ihn berührte, um ein Stück zu essen. Nachdem ihre Eltern schon Rudy, das singende Rentier, so sehr gemocht hatten, dass ihre Mutter es nicht übers Herz gebracht hatte, es zu essen, war Lily sich sicher, dass sie auch das diesjährige Honigtopf-Weihnachtsspecial wieder mögen würden.

Jetzt fehlte ihr nur noch eins …

Lily kämpfte sich, möglichst ohne jemanden weh zu tun, bis zum Bertie Botts Bohnen-Regal durch und griff nach der erstbesten Tüte. Sie nutzte eine sich ebengerade auftuende günstige Lücke aus, um rasch Richtung Kasse zu gelangen und sich dabei nach Brian umzusehen. Die Rothaarige erspähte seinen Rücken, wie er über einem Trüppchen Drittklässler aufragte und wollte bereits glücklich nach ihm rufen – doch in genau diesem Moment, als Lily ihren Arm erhob, passte die Vertrauensschülerin nicht auf und machten einen unvorsichtigen Schritt nach vorne.

Rumms – Lily schwankte gefährlich und mit den rudernden Armen um ihr Gleichgewicht ringend, ließ sie alles fallen. Der Weihnachtsmann verlor vor ihren Augen Kopf und Bein, die kunterbunten Bonbons verteilten sich auf dem Fußboden und der Zuckerschlitten lag nunmehr halb in seinen Einzelteilen dar.

„Es tut mir Leid“, sagte Lily, sich traurig von ihrem Geschenk abwendend, „ kann ich dir-“

Die Rothaarige stockte mitten im Satz und hielt die Luft an.

In einem farbenfrohen Süßigkeitenmeer auf der Erde saß … Mel!

Und ihre dunkelblauen Augen schauten wie immer nicht besonders freundlich zu Lily auf – im Gegenteil – bis sie sich erhebend und den scheinbaren Dreck von den Sachen klopfend, ihren kalten Blick abwandte. Lilys trotz allem aufhelfen wollende Hand, hatte sie natürlich ignoriert.

„Besser aufpassen kannst du wohl nicht, Evans, du Trampel?! Vielleicht solltest du dir mal Potters Brille leihen, er würde sie dir bestimmt mit persönlicher Widmung überreichen!“, schimpfte sie vor sich hin.

In Lily fand ein Kampf statt, angeheizt durch Mels Erwähnung von Potter, ein Wettstreit zwischen der Höflichkeitsstimme, die ihr gebot, sich zehnmal zu entschuldigen und einem kämpferischen Echo, das sie daran erinnerte, dass nicht nur sie an dem Zusammenprall Schuld hatte.

„Was ist hier los? Um Merlins Willen!“, der Ladenbesitzer Ambrosius Flume kam auf sie beide zugeeilt.

Entgegen einer möglichen Annahme, war der Führer dieses Naschgewerbes dünn wie eine Bohnenstange. Und mit seinem schwach besiedelten Haupte schaute dieser jetzt auf die noch immer leise singenden Reste des Weihnachtsmannes und Schlittens.

„Wie ist das passiert?“, erkundigte er sich ernst.

Lily sah Mel eine Augenbraue hochziehen:

„Fragen Sie Evans“, und sie deutete mit einem schwachen Kopfnicken in ihre Richtung, bevor sich die Blonde daran machte, ihre Einkäufe wieder aufzusammeln.

Der Ladenbesitzer musterte sie daraufhin mit knittriger Stirn und die Höflichkeitsstimme entschied den Wettstreit in der Rothaarigen sofort für sich:

„Es tut mir schrecklich Leid“, Lily schlug beschämt die Augen nieder, „ich … ich habe einen Moment nicht so richtig aufgepasst-“

„Genauso wie die andere“, sagte eine sanfte Stimme.

Brian gesellte sich sicheren Schrittes neben sie und Lily spürte, wie der Mut in sie zurückkehrte.

Mel schaute auf, nachdem sie die ganze Zeit mit aufsammeln beschäftig gewesen war. Lily beobachtete, wie sich ihre großen dunkelblauen Augen ein klein bisschen verengten, als sie Brian neben ihr fixierte.

„Was kann ich dafür, wenn Evans plötzlich blind durch die Gegend wandelt?!“, erwiderte sie aggressiv und stierte ihren blonden Partner weiterhin an, der jedoch äußerst gelassen wirkte.

Jetzt kam auch endlich etwas Bewegung in die zuschauende Menge um ihren Unfallort herum und das Gemurmel klang gewaltig danach, als wenn sich niemand auf Mels Seite schlug.

„Also schön“, meinte der dünne Süßigkeitenhändler beschwichtigend.

„Belassen wir es dabei, dass es ein Unfall war – einen kaputten Schokoladenhaufen kann der Laden schon verkraften“, und mit einem Wink seines hervorgeholten Zauberstabs ließ Mr. Flume das ehemalige Kunstwerk verschwinden.

„Doch damit das Geld wieder reinkommt … ich wollte gerade eine Dose meiner neusten Kreation öffnen – kitzelnde Lachgummis! Wer will eine kostenlose Probe haben …?“

Die Aufmerksamkeit der Leute entfernte sich alsbald vom Geschehen und die drei Teenager blieben allein zurück. Lily seufzte erleichtert und wollte nun gerade nach ihrer ersten Besorgung greifen, als es ihr vor der Nase weggeschnappt wurde.

„Das ist meine, Evans!“, zischte Mel und steckte die Bertie-Botts-Bohnen-Tüte in ihre Tasche.

Lily wich zurück, aber Brian hielt ihre Hand fest an Ort und Stelle.

„Ich glaube, eine Entschuldigung bei Lily wäre angebracht“, sagte er freundlich, sein Gesicht hatte einen steinernen Ausdruck angenommen.

„Und ich glaube, dass sich Evans den Vorschlag mit Potters Brille noch mal gut durch den Kopf gehen lassen sollte“, erwiderte die Blonde eisig und verschwand mit einem letzten Funkeln auf Brian hinaus aus dem Geschäft.

Eine Weile packten sie beide nun stumm Lilys Besorgungen zusammen, dann erhob Brian seine Stimme wieder:

„Keine … Freundin von dir, oder Lily?“, Brian sah sie nicht an.

Lily dagegen schaute zu ihm … und schüttelte den Kopf.

„Nein“, wollte sie klar und deutlich feststellen, doch ein leichtes Zittern ihrer Stimme konnte sie nicht vermeiden.

„Danke übrigens, dass du mir geholfen hast“, sagte Lily ohne aufzuschauen – sie hatte Angst sonst erneut zu erröten.

„Das war selbstverständlich.“

„Nein“, hielt Lily dagegen, „nicht bei Melody Roberts. Die meisten legen sich nicht gerne mit ihr an“, meinte die Gryffindor mit Gedanken an Mels entwürdigende Kommentare.

Roberts“, er betonte das Wort eigenartig, „war das nicht die spezielle Umarmungs-Freundin von Sirius Black aus dem Unterricht bei unserem Problemfall?“, harkte Brian nach.

„Allerdings“, Lily hob ihre eigene Bertie-Botts-Bohnen-Tüte auf, „das ist sie.“
 

Mit Sack und Pack war Mel mit voll beladenen Umhangtaschen dabei, sich auf den Weg zurück ins Schloss zu machen, schließlich wartete noch jede Menge Arbeit auf sie.

Eigentlich hatte sie zuerst gar nicht nach Hogsmeade gewollt, sie hatte ja nichts absolut Dringendes benötigt … aber die Verlockung war einfach zu groß gewesen und die Frustration über ihren alljährlichen Misserfolg in Zaubertränke gigantisch – da war eine Packung Gummibärchen schlichtweg existentiell, wie sich Mel sagte.

Doch nun stand dem Weg in die Bibliothek von Hogwarts nichts mehr im Wege!

… oder?

Mel blieb wie erstarrt stehen. Begierig sog ihre Nase einen wohl vertrauten Geruch ein.

„Mmh – frisch gebrautes Butterbier …“

Doch, da stand allerdings etwas zwischen Mel und ihrem stetig weniger verführerisch wirkenden Arbeitsberg.

Lautes Gelächter, Gläserklirren und andere typische Kneipengeräusche drangen an ihr Ohr.

Oh, warum nur musste der Drei Besen auch direkt am Wegesrand aus dem Dorf liegen?

Das war vollkommen unfair!

Nein, sie musste weitergehen, dass sie es schon wieder nicht hatte lassen können, dem Honigtopf einen Besuch abzustatten, war heute genug.

Für weiteren Blödsinn hatte sie keine Zeit!

Mels Füße aber sahen das leider anders, denn sie blieben zum Verdruss ihrer Besitzerin standhaft stehen.

Erneut blies der Wind diesen verlockenden Duft an ihrer Nase vorüber.

Nein, sie musste konsequent bleiben!

Wenn ihre Finger sich nur nicht mit einem Male so gewaltig kalt anfühlen würden … ein kleines Butterbier könnte da mit Sicherheit Abhilfe schaffen …

Mels Füße nahmen ihrer gespaltenen Besitzerin die Entscheidung einfach ab, indem sie sie schnurstracks in die drei Besen reinführten, der so gut gefüllt war, wie es sein Geräuschpegel angekündigt hatte.

Ausnahmslos jeder Tisch war wie üblich besetzt, bis auf ein kleines einzelnes Tischlein in einer der dunkelsten Ecken. Es wirkte schon von weitem ungemütlich auf jeden und mehr als eine Person hatte dort wahrlich keinen Platz, zudem war es heute auch noch von einem der riesigen Halloween-Kürbisse so verdeckt, das es vermutlich kaum wahr genommen wurde.

Mel ließ sich auf diesem ihrem Stammplatz fallen, nachdem sie sich eins der leckeren Butterbiere am Tresen bei der neuen Besitzerin, Madam Rosmerta, organisiert hatte und genoss jetzt ausgiebig die Wärme, die vom Glas ausging und sanft ihre Fingerspitzen durchfuhr, sowie den aufsteigenden köstlichen Duft, an dem sie ausgiebig schnupperte. Schließlich nahm Mel den ersten Schluck und wurde wie immer nicht enttäuscht – angenehme heiße Wellen breiteten sich von Innen heraus bis in ihre Zehenspitzen hin aus.

Ein herrliches Gefühl!

Aber sie würde sich nur dieses eine Glas gönnen, dann schwor sie sich, wieder zu verschwinden. Sie durfte nicht noch länger so untätig hier verweilen …

Während sie so hin und wieder an ihrem Bier nippte, beobachtete Mel aufmerksam die Leute um sich herum. Wenn sie sich auch sonst wenig für ihre Mitschüler interessierte, hier hatte sie ja nichts Besseres zu tun, also studierte sie zu diesen seltenen Gelegenheiten umso gründlicher das momentane Privatleben ihrer Schulkameraden.

In einer Ecke machte sie Miss Busenwunder Nancy Stuart aus, die heftig auf einen Jungen einquasselte, während dieser ausnahmslos von ihrem Dekolleté fasziniert zu sein schien.

„Wenn der wüsste, dass er einzig und allein das Wunderwerk von Hugh Prices magischen Push-up BHs ansabbert …“

Aber Hauptsache ein netter Ausschnitt und schon gab es mindestens einen Kerl, der bald seine Augen darin suchen musste, egal ob das nun Mutter Naturs Werk oder das eines 8-Sickel-Zaubers war.

Wenige Tische weiter entdeckte sie ebenfalls drei ihrer Mitschüler aus Gryffindor:

Frank Longbottom, Fabian Prewett und Chris Young.

Alle drei warfen einem Tisch giggelnder Mädchen – die Mel augenscheinlich als Hufflepuffs identifizierte – ziemlich oft interessierte Blicke zu. Mel bemerkte wie Young Longbottom in die Seite knuffte und der sonst so ruhige orangehaarige Riese daraufhin eine ganz puterrote Nase bekam. Was für eine Krankheit hinter diesem auffälligen Symptom stecken musste, konnte man sich ja denken …

Ein überlautes affektiertes Kichern ganz in ihrer Nähe lenkte abrupt Mels Aufmerksamkeit von den Jungs ab.

„Nein – wirklich?“

Mel verdrehte die Augen und lächelte gequält, diese Quietschstimme würde sie unter Tausenden erkennen, aber sie hob sich ja auch durch ihre einmalige aufdringliche Penetranz unverwechselbar von den anderen ab.

„Natürlich, ich habe es mit eigenen Ohren gehört!“

Und die Quelle dieser dumpfen Erwiderung war Mel ebenfalls vielbekannt.

Nur ein kleines Stück vor ihrem Kürbis-Versteck entfernt saßen Venice Lithon – wie immer natürlich ätzend perfekt aussehend –, daneben die Antwortgeberin und Hogwarts’ Gerüchteküche in persona Bertha Jorkins, des weiteren Mels über alles geliebte Zimmergenossinnen Grace Hopkins, Holly Jones und Megan McCaufield – alle drei denselben einstudierten Freundlichkeitsausdruck auf den Lippen – und schließlich noch Lithons überallhin folgender Anhang, die dauerkichernde Meute aus Mandy, Sandy und Randy – einzig offizieller Schwule Hogwarts’ (auch wenn die Bekanntmachung dieser Tatsache mehr als überflüssig gewesen war).

„Der Club der hohlen Kichererbsen“, dachte Mel abschließend, als allesamt wie die blöden geierten, sobald Jorkins ihnen von Amos Diggorys heimlichen Seitensprung erzählt hatte, den sie aus erster Quelle haben wollte.

Mel rollte die blauen Augen, jetzt verstanden sich alle ja noch sooo wahnsinnig gut – nachher würde wieder die Zickerei losgehen, wenn Lithon „das Prinzesschen“ und Hopkins „die Diva“ gegenseitig übereinander in einer Tour ablästern würden, dass sich die Ritterrüstungen in den Fluren krümmten.

Mels Augen wanderten gelangweilt weiter über ihr bekannte und weniger bekannte Ravenclaws, weitere Hufflepuffs und Gryffindors, offensichtliche Dorfbewohner an der Theke, die sich mit Rosmerta über den neusten Tratsch austauchten, unbekannte Fremde, die vermutlich auf der Durchreise waren, ein seltsam anmutendes zotteliges Wesen und sogar einige wenige Slytherins, unter ihnen der blonde Haarschopf von Esmond Cedric Debbenham.

Nicht viel weiter links von ihr nahm Mel noch jemanden war, den sie kannte und wogegen man Venice Lithon als ihre beste Freundin hätte bezeichnen können, hätte man den Hass, den sie für beide empfand, gegeneinander aufgewogen.

Black.

Er verschlang gerade ein Mädchen – zumindest sah es für Mel so aus, er hätte es vermutlich als „unwahrscheinlich leidenschaftliche Art zu küssen“ bezeichnet.

Doch Mel blieb lieber beim „Aufessen“.

Die Tür flog auf und trug einen Strom kalter Luft selbst zu Mels kleiner Nische hinüber. Herein traten ein blonder Junge mit rostrotem Schal, der einem rothaarigen Mädchen Gentleman like die schwere Honigtopf-Tüte trug.

Lily Evans und ihr neuer Freund – für Mel das Stichwort zu verschwinden.

Ihr Glas war eh schon seit einer Weile leer, sie hatte sich viel zu lange ihrem Lieblings-Spiel hingegeben. Das merkte beim Aufstehen auch Mels Blase an, die vehement und dringend nach Erleichterung verlangte. Schneller wie Merlins Teekessel pfeifen konnte, raste Mel also den Weg zum unteren Klo hinab (Schlange stehen auf dem oberen wäre jetzt nicht gut gewesen, da nahm sie lieber den längeren Weg in Kauf).

Erleichtert wollte sie ein paar Minuten später ihre Kabinentür wieder aufschließen, als sie hörte, wie die eigentliche Tür zum Klo erneut aus heiterem Himmel aufgeschlagen wurde.

„Wer kommt denn hierher?“

Es gab vermutlich nicht viele Mädchen, die von der weiteren Toilette im Untergeschoss des drei Besen wussten und den meisten wäre es hier gewiss auch zu einsam gewesen, schließlich lag es in der instinktiven Natur einer Frau, die Gesellschaft anderer weiblicher Mitgeschöpfe auf dem stillen Örtchen zu suchen.

Komische erstickte Laute drangen rasch an Mels Ohr, ein stetig wiederkehrendes Rascheln von Kleidern und … Geräusche wie, wenn jemand beim Essen schmatzte. Bei dem Gedanken verzog Mel angewidert das Gesicht, als sie kurz darauf ein immer lauter werdendes Japsen und Seufzen wahrnahm, das eindeutig femininen Ursprungs war.

Eine gewisse Ahnung beschlich sie – vorsichtig öffnete Mel einen winzigen Spalt breit die Tür ihrer Kabine.

Er reichte aus.

Sie schloss die Tür ganz leise wieder und machte es sich auf dem Klopott bequem. Das könnte ja noch eine Weile dauern.

Wie lang würde Sirius Black wohl brauchen, um dieses Mädchen zu vögeln und abzuservieren?

Wäre interessant mal die Zeit zu stoppen.

Aus Ermangelung eines passenden Zaubers ließ es Mel dann doch bleiben.

So hockte die Blonde einfach auf dem Klodeckel da, den Kopf auf die Hand gestützt und wartete – bei jedem „Oh, Sirius!“ die Augen entnervt verdrehend – ab. Gewiss, sie hätte auch rausgehen können, Blacks herrlich dämliche Visage wäre es hundertmal wert gewesen, aber auf einen weiteren unvergesslichen Anblick wie in seinem Schlafsaal konnte Mel getrost verzichten. Der erste wollte schon nicht mehr von ihr weichen, ein zweites Brüderchen, das ihm Gesellschaft leistete und sie nachts in ihren Träumen heimsuchte, benötigte Mel nicht.

„In meinen Alpträumen“, verbesserte sich die Blonde mit gerunzelter Stirn.

Also lauschte Mel weiterhin dem äußerst eintönigen Spektakel („Oh, Sirius!“), bis es nach einer ganzen Weile mit einem finalen „Merlin“-Schrei endlich sein Ende fand.

„Wow – Wild Beauty macht seinem Ruf tatsächlich alle Ehre!“, dachte Mel sarkastisch.

Sie nahm war, wie Kleider wohl wieder zu Recht gerückt wurden – anscheinend war das lustige Spektakel wirklich beendet, zumindest jetzt. Morgen hätte Beauty sicherlich schon wieder eine andere zum Weitermachen gefunden und da er heute ja auch noch das Geburtstagskindelein war, würde er bestimmt nicht in der Lage sein, den Weg in sein Bett allein zu finden.

„Sirius-Schatz, wo willst du hin?“, flötete das Mädchen.

„Weg?!“, blaffte er sie deutlich genervt an.

Aha – das war also der Anfang des Endes einer Kurzbeziehung mit Mr. Wenn-du-mich-siehst-ist-es-als-hättest-du-Gott-gesehen Black. Soso … (A/N: Dieser „liebevolle“ neue Kosename für Sirius stammt übrigens von joj55!^^*kuss*)

„Hey, ha-hat es dir denn nicht gefallen?“, es klang als wolle das Mädchen taff wirken, aber ihre Stimme zitterte dafür zu sehr.

„Schätzchen, es war wirklich ganz nett mit dir, aber ich hab heute noch was anderes zu tun.“

Er hörte sich mehr als desinteressiert an.

„Das … das war mein erstes Mal …“, murmelte sie mit schwacher Stimme und Mel hätte schwören können, dass sie in diesem Moment zu weinen begann.

„Ich hab dir nichts versprochen“, war seine distanziert herablassende Erwiderung auf ihr Geständnis.

Mels Lippen formten ein seltsames Lächeln in diesen Augenblicken, während sich ihre Fäuste gleichzeitig in ihrer Hose festkrallten. Eigenartige Zufriedenheit mischte sich in ihr mit einer unbekannten Wut.

Nein, er hatte ihr bestimmt nie etwas versprochen und wer blöd genug war sich auf diesen Playboy einzulassen, musste eben nachher mit den Konsequenzen leben. Und trotzdem … so sehr sich Mel auch dagegen wehrte, etwas spürte Mitleid mit dem dummen Huhn da draußen – das musste ihr Hass auf Black sein, der sich da bemerkbar machte.

Frei nach dem Motto:

Der Feind meines Feindes ist mein Freund.

Ein leises Schluchzen drang an Mels Ohr – und sie hatte genug gehört.

„Zeit zu gehen!“, dachte Mel grimmig lächelnd.

Sie hatte eindeutig schon zu viel Zeit auf diesem Klo verschwendet, also schlug die blonde Gryffindor im nächsten Moment krachend die Tür zu ihrer Kabine auf und marschierte schnurstracks aufs Waschbecken zu.

Zwei Augenpaare starrten sie erschrocken an, doch Mel ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. In scheinbar Gemütsruhe wusch sie gründlich ihre Hände und trocknete sie anschließend so sorgfältig ab, als gäbe es nichts Interessanteres auf der Welt als Hände säubern.

Schließlich schaute sie aber doch wieder auf und erblickte das Gesicht von Blacks nachmittags-Ex-Freundin, die noch immer auf dem Waschbecken hockte, wo er Minuten zuvor noch lustvoll über sie hergefallen war.

„Wa-was machst d-du hier?“, sie stotterte, da sie wohl mit den Tränen kämpfen musste – auf ihren Wangen zeichneten sich bereits deutlich Mascara-Spuren ab – dennoch wirkte sie durchaus angriffslustig.

„Eine Toilette in ihrem ursprünglich gemeinten Sinn benutzten, im Gegensatz zu euch“, erklärte Mel und winkelte die rechte Braue an.

Jetzt waren ihre Wangen nicht nur verschmiert, sondern glühten auch. Sie wandte ihr süßes kindliches Gesicht ab, dass ihr die kurzen braunen Haare ins Gesicht fielen, anscheinend hatte sie den Kampf gegen die Tränen doch noch aufgegeben. Ihr Körper zuckte immer wieder und die Töne, die sie am laufenden Band von sich gab, waren eindeutig.

Mel mochte das dumme Huhn zwar nicht trösten wollen, aber sie hatte immerhin so viel Anstand – und eventuell auch Mitgefühl – das Mädchen jetzt in Ruhe zu lassen.

Also drehte sie sich zur Tür um, die allerdings durch einen 1, 85m hohen Gegenstand versperrt war. Die ganzen Minuten hatte Mel sich bereits gefragt, warum es auf der anderen Seite so verdächtig ruhig geblieben war, nun war ihr klar, wieso.

Bisher war der Vulkan nämlich nur leise am Brodeln gewesen und hatte für den richtigen Moment der Explosion gewartet. Dieser war nun gekommen – ein kurzer Augenaufschlag von Mel in seine Richtung kam einem entzündenden Funken gleich, der den Vulkan endgültig zum Überlaufen brachte.

„HAST DU SIE NOCH ALLE?!“

Mel winkelte unbeeindruckt die rechte Augenbraue noch steiler an:

„Meiner mentalen Gesundheit geht es bestens, danke auch der Nachfrage, Wild Beauty.“

„ACH JA? DANN KANNST DU MIR JA BESTIMMT VERRATEN, WARUM DU MICH SOGAR BIS HIERHIN VERFOLGST?!“, schrie der selbsternannte Schulschönling erbarmungslos weiter das Bad zusammen.

„Verfolgen? Ich – dich?!“, Mel lachte spöttisch auf.

„Zu deiner Information, Black, da du ja etwas schwer von Begriff bist: Dies ist eine öffentliche Toilette, und eigentlich für natürliche weibliche Bedürfnisse gedacht, nicht für das Ausleben deiner niederen männlichen Perversitäten.“

Oho – vielleicht hätte sie die Erklärung noch einfacher formulieren sollen, der Vulkan wackelte abermals verdächtig.

Roberts“, es hörte sich an, als müsse er sich einiges an Mühe geben, ihren Namen über die Lippen zu bekommen, „nur weil du auf ewig eine alte verbitterte Jungfer bleiben wirst, brauchst du nicht neidisch auf dieser Seite meines Lebens rumzuhacken.“

Mel starrte ihn an – ihr überhebliches Lächeln verschwand.

„Tja, aber so einen Trottel, der dich freiwillig von deinem Eremiten-Schicksal erlöst, lässt sich wohl auf der ganzen Welt nicht finden“, meinte er abschätzig, zu seiner üblichen Arroganz zurückfindend.

„Schließlich müsste der nicht nur mit Blindheit geschlagen, sondern auch taub und dazu ein völliger Schwachkopf sein!“

Nie zuvor hatte Mel so viel Hass gegen Black verspürt wie nach haargenau diesen Sätzen.

Dieses eingebildete, hochmütige, selbstgefällige, schleimige, arrogante Arschloch!

… und eigentlich war selbst das noch viel zu nett, man sollte das „Arsch“ vorneweg streichen.

Aber wenn Prince Charming glaubte, dass er damit schon gewonnen hätte, würde sie ihn jetzt im hohen Bogen wieder von seinem eitlen Ross runterschmeißen.

„Wenigstens hast du deinen Trottel schon gefunden, was, Black?“

Er schaute sie leicht irritiert an und kniff seine grauen Augen misstrauisch zusammen. Mel lächelte süffisant.

„Ich muss sagen, es ist wirklich überaus spannend, wenn man dem größten Mädchenschwarm Hogwarts’ beim Schlafen zuhören kann – oder sollte ich lieber sagen, beim Reden?“

Ihr Lächeln wurde noch intensiver, als sie bemerkte, wie die Farbe um seine Nasenspitze etwas abnahm.

„Wie war das noch gleich“, tat Mel tief überlegend, „Jaah, Schniefi sei sexy!“, sie imitierte perfekt seinen begeisterten Schlaf-Ausruf vom Morgen und grinste höhnisch, als er vollends sein Gesicht verlor und hinter ihr ein geschocktes „W-was?!“ des Mädchens erklang.

„Aber, aber, Black - ich bin mir sicher, dass Snape einem schönen Gesicht wie deinem nicht widerstehen können wird, nachdem du ihn erst mal deine heimliche inbrünstige Liebe gestanden hast!“

Mel machte nun das einzige, was in dieser Situation richtig war:

Sirius Blacks wutentbrannter Hechtsprungattacke geschickt ausweichen – einmal machte sich Potters Sklaventreiber-Training bezahlbar – und anschließend so schnell sie konnte, die Beine in die Hand nehmen, die Tür aufreißen und hinausstürmen.

Dummerweise nahm ihr leider sehr viel stärkerer Gegner auch an diesem Training teil …

Sie war schon halb aus der Tür draußen, da packte etwas nach ihrer linke Hand mit einem derartig felsenfesten Griff, dass Mel zurückgerissen wurde – nur um im nächsten Moment blitzschnell wieder losgelassen zu werden. Mel taumelte daraufhin leicht zurück, die Augen – größer als sonst – auf ihr Gegenüber fixiert.

Für einen Augenblick sahen sich die beiden Intimfeinde absolut stumm an. Dunkelblau traf auf Anthrazit – völlige Verwirrung auf blanke Irritation. Genau wie sie, suchte er in ihren Augen nach einer Erklärung – einer Erklärung für etwas von dem keiner von ihnen wusste, was es gewesen war.

Sekunden vergingen so, dann machte Mel schließlich ein paar vorsichtige Schritte rückwärts auf die Treppe zu, zuletzt löste sie auch noch den Blickkontakt, in dem sie ihn mit den üblich kalten Augen fixierte und er sofort mit typisch wütenden Zusammenkneifen antwortete.

„Fass mich ja nie wieder an, Black!“

„Mit dem allergrößten Vergnügen, Roberts!“

Die Normalität der Ordnung war zurück.

Mel rannte. Rannte die Treppen hoch, rannte an dem vollen, eigentlichen Mädchenklo entlang, rannte an Evans und ihrem Freund vorbei, rannte hinaus – rannte, rannte, rannte.

Bis sie nicht mehr konnte, da war das Schloss schon in Sichtweite.

Für einen winzigen Moment blieb Mel stehen und blickte auf ihre linke Hand – dann schüttelte sie energisch den Kopf.

„Ach, Blödsinn!“

Sturen Schrittes machte sich Mel auf den restlichen Weg zum Schloss, aber tief in ihr blieb trotzdem die Verwirrung über diesen einen rätselhaften Augenblick zurück.
 

„Wo Remus nur bleibt?“, fragte Lily in das drückende Schweigen hinein, dass sie beide jetzt schon eine ganze Weile umgab, eigentlich hatte es bereits angefangen, kurz nachdem sie den Pub betreten hatten.

„Kurz nachdem Mel an uns vorbei gelaufen war …“

Leichte Wehmut erfasste Lily, sie konnte es nie ganz verhindern, dass dieses Gefühl sie im Zusammenhang mit Mel überkam. Ihr Erstaunen, dass Sirius Black nur zwei Minuten später auf ähnlich eilige Weise die Kneipe verlassen hatte und dabei beinah einen Fremden in der Tür umgerannt hätte, war jedoch noch sehr viel größer gewesen.

Momentan fühlte Lily sich selbst eingeschüchtert von der Atmosphäre, schließlich war das hier nicht die übliche ruhige Bibliothek, in der sie normalerweise zu zweit zu sitzen pflegten und wo sie genau wusste, welche Fragen zu stellen waren, weil sie nach der passenden Antwort für ein Problem dürstete. Das hier war etwas anderes.

Fast wie ein … Date!

Bei dem Gedanken ruckelte Lily noch nervöser auf ihrem Stuhl und fummelte aufgeregt an ihrem halbleeren Glas herum.

Was redete man in so einer Situation bloß?

Lily hatte in ihrem ganzen Leben noch kein Date mit einem Jungen gehabt und wenn sie ehrlich war, hatte sie auch bisher nur selten bis gar nicht ein tiefer greifendes Gespräch mit dem anderen Geschlecht geführt. Und dazu zählten für Lily nicht so eins von der Sorte „Hallo! Wie geht’s dir?“ oder die zahllosen Streitereien mit Potter.

Nein, Lily Evans, allein mit einem Jungen, sich über sehr private Dinge austauschend oder den Sinn des Lebens philosophierend?

Ausgeschlossen.

Obwohl … Remus hatte dieses Jahr bereits den Anfang gemacht hatte, seit sie beide zusammenarbeiteten, war ihre Beziehung von mal zu mal enger geworden.

Aber mit Remus war das ja etwas ganz anderes … jeder konnte mit Remus reden!

Doch nun saß sie hier, im „Drei Besen“, mit Brian Peterson und wusste einfach nicht wie … ja, wie sie nur anfangen sollte.

Währenddessen saß er da, als wenn – Lily beobachtete ihn heimlich aus den Augenwinkeln – als wenn er eine unbewegliche Marmorstatue wäre, tot und starr. Seine emotionale Stimmung typisch unablesbar.

Würde er doch nur etwas sagen …

Egal, einer musste es tun, einer musste den Anfang machen und Lily wollte sich nicht Tod schweigen, noch sich nachsagen lassen, dass sie eine schrecklich langweilige Schweigerin wäre.

Also los!

„Äh, schmeckt dein Butterbier auch so gut wie meins?“

Und der erste Preis für den intelligentesten Einstiegssatz geht an … Lily Evans!

Brian schaute sie ein wenig irritiert an, dann lachte er plötzlich laut los.

Solange bis Lily schwören konnte, ihr Kopf könnte mit einem amerikanischen Hydranten verwechselt werden.

Doch tat es irgendwie auch gut, ihn lachen zu hören …

„Entschuldige, bitte!“, sagte er und sein Lächeln nahm Lilys potentieller Wut jede Möglichkeit zum Angriff.

„Ich glaube, ich war mit den Gedanken gerade … etwas woanders, als du mich zurückgeholt hast. Tut mir Leid, du musst dich fürchterlich gelangweilt haben!“

„Nein, nein“, log Lily und nahm lieber noch einen kräftigen Schluck Butterbier.

„Ok, hier ist mein Vorschlag – sozusagen als Entschädigung für meine schreckliche Ignoranz – ein kleines Ravenclaw-Spiel.“

Lily wurde neugierig. Sie spitzte die Ohren und kam seinem Kopf ein Stück näher.

„Es geht folgendermaßen: Wir stellen uns abwechselnd Fragen, aber nur ganz einfache, wie „Was ist deine Lieblingsfarbe?“, und der andere muss so schnell es geht, mit dem Erstbesten antworten, was ihm gerade in den Sinn kommt.“

„Eine Art Psycho-Test?“, fragte Lily verwundert.

Brian zog die Stirn kraus.

„Das kenn ich aus Muggelzeitschriften …“, meinte Lily und errötete abermals.

War ja klar, woher sollte er so etwas auch kennen!

Hoffentlich gehörte er nicht auch noch zu der Sorte, die sich über Muggel-Sachen lustig machten.

„Ah ja, davon hab ich schon mal gehört“, verkündete Brian aber dann zu Lilys Überraschung verschmitzt lächelnd.

„Nun, so ähnlich wird es sein. Es ist wohl die beste Möglichkeit schnell mehr übereinander zu erfahren und da man so rasch antworten muss, sagt man meistens die reine Wahrheit. Es ist fast so gut wie Veritaserum.“

Lily nickte.

„Es ist unsere Art, so die Neuzugängen in Ravenclaw zu begrüßen, wir sind eben alle furchtbar neugierig und wollen es immer ganz genau wissen“, er grinste.

„Okay, fangen wir an?“

Lily nickte erneut.

Brian gab ihr mit einer eleganten Handbewegung zu verstehen, selber anzufangen.

Krampfhaft suchte Lily nun in ihrem Kopf nach einer schönen, aber intelligenten, interessante, jedoch nicht zu privaten Frage. Bis Brian ungeduldig die Lippen schürzte und Lily sich daran erinnerte, dass es ja nur ein Spiel war und es um ganz triviale Sachen gehen sollte. So stellte sie die erste Frage, die ihr daraufhin in den Sinn kam.

„Woher kommst du?“

„Aus dem Nirgendwo.“

Brian lachte über ihr irritiertes Gesicht.

„Ich wohne mal hier, mal dort. Wirklich, wenn ich dir alle Orte aufzählen würde, säßen wir noch lange hier. Also … hast du Geschwister?“

„Nur eine Schwester“, murmelte Lily, „ihr Name ist Petunia. Dein Sternzeichen?“

„Krebs. Dein Lieblingsautor?“

„Ich kann mich wirklich nicht entscheiden“, Lily schüttelte lächelnd den Kopf.

„Mal William Shakespeare, dann wieder J. R. R. Tolkien. Momentan ist es Jane Austen.“

Ihre Antwort jagte ihm ein flüchtiges Lächeln übers Gesicht. Lily fragte sich, ob es ihm ebenso ging und deshalb lautete ihr nächste Frage genau wie seine vorherige.

„Den habe ich noch nicht gefunden. Aber es gibt auch einige, die ich sehr schätze … Dein Haustier?“

„Artus – meine Eule.“

„Bist du reinblütig?“, Lily wollte unbedingt mehr über seine Familie erfahren.

„Nein“, antwortete er monoton.

„Hat es eine bestimmte Bedeutung, dass deine Eule ausgerechnet Artus heißt?“, jetzt wurde seine Stimme wieder neugieriger und seine Augen funkelten.

Lilys Wangen wurden warm.

„Weil König Artus als Kind mein Held war“, erzählte die Rothaarige, ließ dabei aber einen anderen noch peinlicheren Teil der ganzen Geschichte aus.

Sie machte sich auf sein Lachen bereit, aber ein verschmitztes Lächeln zeigte nur, dass er äußerst amüsiert war.

„Welchen Beruf haben deine Eltern?“, fragte Lily, die die ungewöhnlichen Zaubererberufe von Natur aus spannender fand als die von Muggeln.

Hier legte sich plötzlich ein Schatten über Brians Gesicht und das eben noch dagewesene Lächeln verschwand unter einer starren Maske.

„Keinen. Nicht … mehr“, er stockte.

Geschockt starrte die Gryffindor ihn an.

Wieder mal hatte sie, Lily Evans, ihre Zeichens Vertrauensschülerin, es geschafft, vollends im Fettnäpfchen nicht nur baden zu gehen, sondern gleich auch noch mit Salto Montane und anschließendem Bauchplatscher reinzuspringen.

Aber bevor ihr auch nur irgendein weiteres Wort zur Rettung aus dieser Misere möglich war, sprang die Tür zur Kneipe mit einem riesigen Krachen auf, dass sie fast aus den Angeln flog und jemand stürmte wutentbrannt hinein …
 

„Au – au – AU!“

Krone.

„Hey, du Alte, lass mich gefälligst los – nicht mal meine Mum behandelt mich so!“

„Dann sollte ich mich wohl dringend mal mit deiner Mutter unterhalten, denn sie hat einen furchtbar ungezogenen Bengel einfach nur größer werden lassen!“

Zelma Hazard.

Dazwischen ertönte das zaghaftere Gejammere von Wurmschwanz, der wohl sehr genau wusste – im Gegensatz zu einem gewissen schwarzhaarigen Jungen –, dass er sich nicht zu beschweren hatte.

Die rigorose alte Frau schleifte die beiden Jungen, trotz größten einseitigen Protests und Beleidigungen, erbarmungslos weiter – ihre Ohrläppchen beide in den eisernen Kneifzangen ihrer Finger gefangen –, bis sie ihn erreicht hatte und sie ihm geradezu vor die Füße warf.

„Mein lieber guter Junge …“, Zelma schüttelte harsch ihre weiße Löckchenfrisur, „und das sind wirklich deine Freunde?!“

Remus nickte, wenn auch mit verzweifelten Blick auf James, der sich jetzt aufrappelte und ihn mit seinen Brillengläsern wild anblitzte.

„Dann sollten sie sich mal ein Beispiel an dir nehmen!“, sie stemmte die Hände in die Hüften, Wurmschwanz wurde etwas kleiner.

„Aber heutzutage kann man anscheinend auch nicht mehr damit rechnen, solch gut erzogene Jungen wie dich und Brian vorzufinden. Zu meiner Zeit hätte man dieses Bürschchen da noch mit dem Zauberstab auf seinen Platz verwiesen!“, sie deutete auf Krone, der auf einmal einen äußerst komischen Anblick machte, es zuckte gefährlich um sein rechtes Auge.

Remus ahnte schlimmstes – dieses Anzeichen kannte er, es kam nicht oft bei Krone vor.

„Brian … Peterson?“, es klang nicht so richtig wie eine Frage.

„Genau der!“, Zelma hob stolz den Kopf.

„Das ist ein guter lieber Junge, der weiß, was sich gehört. Aloysius, jetzt steh da doch nicht so rum, sondern sag auch mal was!“

Remus kam der Einfall leider zu langsam, dass es besser wäre, nichts Weiteres über den „höflichen Brian“ zu erzählen – doch es war bereits zu spät.

„Jaja, kluger Junge ist der, typischer Ravenclaw eben. Und wie schon damals kriegen die gesitteten Kerle da natürlich die hübschesten Mädchen ab. Aber ich kann ihn verstehen, wenn ich nur ein paar Jährchen jünger wäre …“, Zelma schnaubte ungehalten.

„Was denn?! Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich dem Jungen Glück wünsche, dass in den Drei Besen die Funken schlagen. Rothaarige sollte man sich jedenfalls nicht entgehen lassen, die waren immer schon am besten!“, erklärte Aloysius großmütig und Remus wurde schlagartig so bleich, wie jemand anderes nun rot sah.

„Aber davon verstehst du ja nichts, alte Schabra-“

Er wurde durch ein lautes Schnauben, wie dem eines Stieres beim spanischen Torero-Kampf unterbrochen.

„Peterson – Peterson – PETERSON!“

Jetzt war alles zu spät – die halb gläserne Eingangstür krachte gefährlich gegen die Wand – die Katastrophe nahm ihren Lauf.
 

Remus Lupin lief – so schnell er konnte. Nicht um sein Leben, sondern um Brian Petersons und auch James’. Lily würde ihn umbringen.

Wurmschwanz schnaufte neben ihm her, doch ihre Fitness war ungefähr gleich – viel zu schlecht für den wutentbrannten Quidditchkapitän Gryffindors.

Dafür verbrachte er einfach zu viel Zeit mit dem emsigen Studium sämtlicher Regalreihen der Bibliothek und seine monatlichen Termine schwächten ihn jedes Mal noch zusätzlich. Wurmschwanz hingegen war schlichtweg zu rundlich und hatte zu kurze Beine, um einen brauchbaren Sportler abgeben zu können.

Kurz gesagt:

Sie würden zu spät kommen.

Endlich erblickte Remus viele Seitenstiche später den Ort der sich gerade ereignenden Katastrophe. Der Drei Besen lag nunmehr in greifbarer Nähe, aber trotzdem hatte der Braunhaarige die schlimmsten Befürchtungen, was bereits alles passiert sein könnte.

Normalerweise war Tatze ja der unberechenbare Pol von ihnen Vieren, doch es gab auch empfindliche Punkte beim immer gut gelaunten James, die bei ihm ähnlich leichtsinniges und unreflektiertes Verhalten á la Sirius auslösten:

eine Kurzschlussreaktion.

Keuchend kamen Wurmschwanz und er an der offenen Tür des Drei Besen zum Stehen. Von drinnen drangen bereits, wie von ihm erahnt, laute Rufe. Eine Stimme identifizierte er davon als Lilys – allerdings nicht sanft und freundlich, sondern Potter-hasserfüllt geladen.

„… nicht dein Eigentum! Ich gehe, wohin ich will und mit wem ich will, Potter!“

James war am Toben – Remus hörte es an seinem gereizten aggressiven Ton – und dass so schlimm, wie er es noch nie erlebt hatte bzw. bei James Potter überhaupt für möglich gehalten hätte.

„NEIN, aber dieser langweilige Idiot-“

„Nenn Brian nicht, was du selber bist, Potter!“, unterbrach Lily ihn fauchend.

Wurmschwanz und er betraten jetzt durch die halb offenstehende Tür, das Kampfgeschehen.

Lilys flammendes Haar fing sofort seinen Blick, sie stand halb von ihrem Platz erhoben mit Zorn funkelnden grünen Augen da, die ihr Gegenüber verfluchen wollen zu schienen.

James stand dem in nichts nach, die Zähne fest zusammengebissen, den Zauberstab nicht erhoben, aber bereits sicher umklammert, stand er vor ihrem Tisch – durchbohrte die meiste Zeit allerdings Brian mit seinen Blicken.

„-ist nichts für dich! Er soll sich gefälligst von dir fern halten. Verstanden, Freundchen?!“

James beugte sich noch mehr zu Brian hinab und schaffte es selbst Sirius in Sachen „tödliche Blicke“ noch Konkurrenz zu machen, was allerdings nicht zur gewünschten Gegenreaktion führte.

Brian saß da, schaute ihn beinah gelangweilt an, als wenn James ihm gerade irgendeine ermüdende Geschichte erzählen würde.

„HEY, ich rede mit dir, du streberhafter Blödmann!“, Brian guckte ihn weiterhin mit dem größten Desinteresse an – wenn er ihn überhaupt anschaute.

„Verflucht noch mal! JETZT SAG SCHON ENDLICH WAS!!!“, brüllte James jetzt herum.

Remus wusste, dass es jetzt richtig brenzlig wurde, denn nichts konnte James Potter weniger ausstehen, als wenn ihm jemand nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenkte. Das drohende Erheben seines Stabs bestätigte Remus’ Befürchtung.

„Hey ihr!“, die gut gebaute jungen Kneipenwirtin, Madam Rosmerta, stand nun vorne am Tresen.

„Keine Schlägereien in meinem Pub – prügeln könnt ihr euch draußen, James!“

Remus nutzte diese Ablenkung den Schwarzhaarigen beim Arm zu packen, Peter tat es ihm gleich.

„Komm schon, James. Sei vernünftig – das hat doch keinen Zweck!“, redet er auf ihn ein.

Wohl leider die falschen Worte.

„NEIN!“, der Quidditchkapitän schüttelte sie beide brutal ab.

„Wir regeln das draußen wie richtige Männer!“

James wandte seinen schwarzen Wirrkopf wieder seinem Objekt des Hasses zu:

„Na los, wird’s bald oder soll ich dir Beine machen?!“

Brian zeigte ein unbeeindrucktes Lächeln.

„Nein, danke – aber ich habe kein Interesse, dir irgendwohin zu folgen, James Potter.“

„Falsche Worte“, dachte Remus mit einem Anflug von Panik, um James’ Zurechnungsfähigkeitszustand.

„Niemand hier hat Interesse deinem Affenaufstand zu zuhören, Potter! Also wie wäre es, wenn du endlich verschwindest – du hast für heute bereits genug Mist gebaut!“

Nun ging alles sehr schnell.

„Daran bist nur du Schuld!“, rief James in vollkommenen Zorn und wollte sich auf Brian stürzen.

Dieser tat jedoch nichts, rührte sich kein bisschen vom Fleck, als James mitten in der Attacke heftig zurückgeschleudert wurde und mit dem Rücken auf den Boden prallte.

„Scusi“, ertönte es irgendwo von der Seite her.

Remus schaute sich verwirrt nach der Stimme um, die gesprochen hatte, dann merkte er wie ein brauner Wuschelkopf den sich widerstrebenden James blitzschnell einfach unter dem Arm packte und nach draußen schleifte. Alle vier Jungendlichen folgten dem seltsamen Geschehen vor die Tür, am schnellsten die fuchsteufelswilde Lily – James hatte sich eindeutig jede Chance auf ein wenig Sympathie bei ihr für immer verbaut.

„Wer bist du? Was hast du gemacht?!“, hörte er James bereits im Türrahmen erbost rufen.

„Lass mich gefälligst wieder rein – ich bin noch nicht fertig mit dem Kerl!“

„Scusi erneute, meine Freund“, sagte eine dunkle Stimme, mit deutlichem südländischem Akzent.

Remus entdeckte vor dem Drei Besen angekommen, den seltsamen Fremden mit dem braunen Lockenkopf, der Brian anscheinend den Hals gerettet hatte.

„Aber du machste mir nicht den Eindruck, dass du bereit wieder zu gehen rein, biste“, erklärte er mit ausladenden Armen und auffällig rollendem „r“.

„Ich bin bereit wie noch nie, diesem Typen sofort klar zu machen, wem Evans gehört!“

„Ich gehöre niemanden, Potter!“, mischte die Rothaarige sich jetzt wieder ins Geschehen ein.

„Am allerwenigsten dir“, spie sie ihm angewidert ins Gesicht.

„Und ob, Evans!“, sagte James in typisch unerschütterlicher Manier.

„Du hast es nur noch nicht verstanden. Und dieses Würstchen da-“

„Nein, du hast nicht verstanden!“, schrie sie ihn an.

„Du und ich James Potter, hatten nie etwas, haben nichts und werden auch nie irgendwas sein. Es gibt kein „uns“, noch bin ich in irgendeiner Weise dein persönliches Eigentum. Und solltest du Brian nochmals, auf welche Art auch immer, beleidigen, werde ich nie mehr mit dir sprechen. Dann hörst du für mich auf zu existieren, endgültig.“

„Ische glaube, die signorina hatte sich klar ausgedrückt“, sagte der seltsame Fremde, den Remus entweder als Spanier oder Italiener einordnete.

„Misch dich nicht ein!“ sagte James scharf.

Dieser Ton – Lilys letzter Kommentar musste wirklich einmal tief bei ihm gesessen haben.

„Nein, James Potter, misch du dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen!“

Das war das erste Mal, dass er bei Brian eine Spur von Wut und nicht die gewöhnliche Gelassenheit wahrnahm.

„Lily möchte nichts mit dir zu tun haben, das hat sie dir bereist auf verschiedenste Weise und das nicht erst seit gestern versucht, klar zu machen. Aber da du ja nicht in der Lage zu sein scheinst, dies wie ein normaler Mensch zu begreifen …“, er drehte sich zu Lily, „… würde ich dich gern jetzt zurück ins Schloss begleiten, Lily.“

Er warf einen letzten abschätzigen Blick auf James:

„Es hat keinen Sinn, noch länger hier zu bleiben.“

„Lass schön deine dreckigen Griffel von ihr, du schmieriger intellektueller Schnösel!“

Remus wollte sich an den Kopf greifen!

James verstand immer noch nicht. Er ging mit einem scheinbar kindischen Unverständnis an die ganze Sache ran, als wenn ihm jemand sein Lieblings-Spielzeug weggeschnappt hätte.

„Potter, jetzt reicht’s mir! Von heute an, werde ich auf dich nur noch reagieren, wenn es absolut nötig ist. Ansonsten existierst du für mich nicht mehr – vielleicht bringt dich das ja mal irgendwann zu ein bisschen Verstand.“

Lily wandte sich erhobenen Hauptes von ihm ab und nahm dankend Brians Arm an, den er ihr höflich anbot.

„Evans, bleib hier!“, brüllte James dem rothaarigen Mädchen nach.

Aber Lily und Brian gingen beide einfach weiter und bald schon hatten sie die Kurve erreicht, die sie aus dem Dorf und ihrer aller Blickfeld führen würde.

James blieb für einen Moment stehen und starrte ihr beinah fassungslos hinterher, dann kehrte die altbekannte Wut in sein Gesicht zurück und er wäre ihnen mit Sicherheit nachgestürmt.

Er wäre …

James fluchte die wildesten Ausdrücke, als der Ausländer ihn abermals am Angriff hinderte, indem er zur rechten Zeit unsichtbare Schnüre heraufbeschworen hatte.

„Glaubte, dass ihr kommt eine Weile mit ihm zurechte?“, fragte sie der – wie Remus inzwischen beschlossen hatte – Italiener.

„Musse nämlich selber ins Schlosse.“

Wurmschwanz und er nickten synchron, auf das verschnürte Bündel namens James hinabblickend („Verräter!“).

„Klar, das schaffen wir schon“, meinte Wurmschwanz mit mehr Mut in der Stimme, als es sein Blick denken ließ.

„Ja, vielen Dank für ihre Hilfe“, sagte Remus höflich und schüttelte seine große braungebrannte Hand.

„Nichtse problema!“, lachte der Mann ausgelassen.

Er schien von einem äußerst sonnigen Gemüt zu sein.

„Aber bevore ich gehe“, er beugte sich zu James hinab und grinste ihn an, während dieser wohl gerne dasselbe mit dem Südländer angestellte hätte wie mit Brian.

„Eine Rat von eine erfahrene Mann, an meine giovane amico. Das Herze einer signorina du nicht kannst ergreifen mit Gewalt – sondern nur stehlen in rischtige momento!“

Er zwinkerte dem grimmigen Quidditchkapitän verschwörerisch zu.

„Und dann erst iste sie für immer dein.“

James schnaubte abfällig.

Remus bezweifelte stark, dass auch nur irgendetwas von der Botschaft des Mannes bei seinem Freund angekommen war. James’ Hirn schien heute wie vernagelt.

Der Mann verabschiedete sich mit einem übergroßen Lächeln von ihnen („Arrivederci! Wir bestimmt nicht haben gesehen letztes Mal …“) und verschwand ebenfalls denselben Weg entlang wie zuvor bereits Brian und Lily.

Remus löste daraufhin mit einem Zauber vorsichtig James’ Fesseln. Der Schwarzhaarige blieb völlig ruhig am Boden sitzen – dann sprang er blitzschnell und unerwartet auf.

Aber diesmal nicht.

Remus brachte ihn mit einem Stolperzauber erneut zum Fallen und er und Wurmschwanz schnappten sich jeweils einen Arm des Quidditchkapitäns.

„Hey, was soll das? Seid ihr eigentlich meine Freunde?!“

So heftig protestierend schleiften die zwei Freunde ihren unberechenbaren Kumpel durch das gesamte Dorf, bis zur Heulenden Hütte – der Honigtopf wäre heute zu auffällig gewesen.

Erst jetzt fiel Remus etwas auf. Er hatte den fremden Helfer gar nicht nach seinem Namen gefragt, noch was er hier tat.

Der Braunhaarige zuckte die Schultern – sie würden ihn bestimmt noch mal wiedersehen.

Schließlich sah man sich im Leben immer zweimal
 


 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

@eva-04: *lol* Was findet Lily an Brian - gute Frage! Die stell ich mir auch öfters ... Ihre Gefühle haben mich auch damals sehr überrumpelt, aber ich würd sagen, sie sind sich in manchen Punkten einfach sehr ähnlich (Bücherwurm ^^), Brian ist sehr höflich im Gegensatz zu James und irgendwie fasziniert er sie auch. *g*

Jep, Sirilein ist heute arm dran *troest* - doch vllt hab ich ja noch ein Herz, der Tag geht schließlich noch weiter. ^^
 

@Nicce: Nö, wie Sirilein sich das ganze gedacht hat, hat man ja ganz am Anfang sehen können - fehlte nur noch das Mädchen im Bikini, das aus seiner Geburtstagstorte springt. *g* Bin aber geneigt ihm wenigstens heute noch eine Freude zu machen (das Chap besteht schließlich aus drei Teilen ^^) - dat is dann James' Part. ;)
 

@whatever92: Ich war schon ganz aufgelöst =( - will ja niemanden verärgern oder so. *kopfschüttel* Bin sehr froh, dass du weiter liest und auch weiter fleißig Kommi schreibst! *knuddel*

Jo, der Streit (denk mal du meinst Jamesies Ausraster ^^), der war ja nur zum warm werden *g* ... na da bin ich mal gespannt was du zum heutigen Ergebnis sagst! ^^
 


 

A/N: So Leute, jetzt sind alle meine schönen vorgeschriebenen Chaps aufgebraucht. *Mist* Heißt ihr werdet nun wahrscheinlich erst richtig merken wie faul ich sein kann. *g*

Doch ich hab Hoffnung, weil ich ja sehr bald (hoffentlich) auch den letzten Schulstress endgültig hinter mir lasse, dass ich dann mal zu Abwechslung sehr produktiv bin. Vor Ende April würde ich jedoch nicht unbedingt mit einem neuen Chap rechnen ...

Also verabschiede ich mich an dieser Stelle von euch in eine (kurze) Pause - hoffe ihr schreibt mir trotz allem jedoch ein paar Kommis, wäre übrigens nett, wenn sich ein paar von den Schwarzlesern auch mal äußern würden (ich sehe euch alle *muhaha*)!
 

heagdl yanni =)
 

P.S. Noch mal ein großes DANKESCHÖN an alle bisherigen Kommischreiber, besonders an die, die regelmäßig was hinterlassen - ihr seid die Besten!!! *knutscha*



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  eva-04
2008-05-18T19:21:12+00:00 18.05.2008 21:21
hey sry das ich erst sp spät6 meinen kommi schreibe^^
tolles kappi^^
bin gespannt wie das nächste ist^^

*wink*
eva
Von: abgemeldet
2008-05-14T18:49:01+00:00 14.05.2008 20:49
Es tut mir wahnsinnig Leid!!! >,<
Mein Kommentar kommt hammer spät und zum letzten Kap hab ich noch nicht mal eins geschrieben >,> Aber es heißt ja besser spät als nie, newa? ^^'
Ich war nur so im Stress... bin ja mitten im Abschluss, dann meine eigene FF und wachsender Freundeskreis rauben einem echt die Freizeit ^^''
Nun ja .... zum Kap: Einfach nur klasse! =) Ich finde Brian soooo toll!
Er ist genau das, was sich jedes Mädchen wünscht und James so ein Idiot! Oh ja und wie! Die Szene mit Mel, Sirius und diesem Mädchen war jawohl genial ;D Aber was war dieser kleine Augenblick? Ich hab das ganz ehrlich gesagt nicht richtig verstanden .... o,o naja .. ich werds denk ich mal noch verstehen? ^^' Mel ist so .... rätselhaft?!
Oh ja, und ich mag sie immer noch nicht! Wie sie zu Lily war! Booah!!!! Aber Brian hat sie ja brav verteidigt! =) Ich liebe ihn! Hab ich das schon erwähnt? XD Und Sirius! Gott! Wie er mit dem Mädchen umgegangen ist! Das arme Ding! Ihr erstes Mal >__>'' ... Sünde ey! Ich mag ihn nun ein wenig weniger ... genauso wie James ... er ist ein kindischer Idiot... und doch irgendwie total niedlich =) Oh man ...
Ich finde es klasse, dass bei dir alle Hauptcharaktere eigene Charakterzüge haben und diese auch beibehalten ^^ Das schaffen nicht viele Autoren ~ finde ich zu mindestens. Vor allem Lily ist wirklich niedlich mit ihrer Art =)

Nun ja ... alles in allem war das Kapitel klasse! =) Ich frag mich was die Überraschung für Sirius ist! Mal schauen ... und mal gucken was noch zwischen Lily und Brian laufen wird. Ich bin gespannt ^^
Hoffe, du schreibst schnell weiter! Übrigens habe ich .... ewig .... gebraucht um dein Kap zu lesen XD Bin glaub ich aber auch keine schnelle Leserin .... über eine Stunde war es auf jeden Fall! Naja =)
Tut mir wie gesagt hammer leid, dass mein Kommi erst so spät kommt!
Beim nächsten versuche ich sofort loszulesen ;D Sofern meine Zeit das zu lässt ...

Mach im nächsten Kap doch bitte LilyXBrian, ja? ;D Würd mich freuen!

Lg, Lesca ~

P.S: Achja! Wie immer ist dein Schreibstil hammer gewesen! =) Ich liebe ihn!
Von:  Nicce
2008-04-13T21:00:45+00:00 13.04.2008 23:00
Armer Siri das is bis jetzt warscheinlich sein schlimmster Geburstag^^
Muss ja jetzt ne richtig dicke Überraschung folgen
Und James is mir gerade unsympatisch geworden wie kann man nur so...
Naja bin jetzt aber echt gespannt wer dieser südländische Typ is und wie's weiter geht^^
glG Nicce

Von:  QueenZombie
2008-04-12T22:18:15+00:00 13.04.2008 00:18
Oo oha das kapitel war ja sau lang Oo
aber hamma geil ^^ mir gefällt das ^^
hoffentlich kommt bald das nächste kap xD ^^
Von: abgemeldet
2008-04-12T17:37:44+00:00 12.04.2008 19:37
boah..20 minuten hab ich gebraucht um dein neues kappi zulesen!
*kopf schüttel*
du hast eindeutig zuviel zeit und keine freunde...
*lacht*
*kopf schüttel*

ja wäre viel was ich jetzt hier erwähnen könnte...
deswegen sag ich einfach:
es hat mir gefallen!
*kopf nick*
*daumen nach oben zeig*
whatever92


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