Eine Woche später.
Die Bandprobe war grad zu Ende. Sie alle waren ziemlich fertig und wollten einfach nur noch nach Hause. Ruki und Kai waren bereits weg, die anderen drei hatten sich erbarmt noch ein wenig aufzuräumen. Schließlich waren auch sie endlich fertig und konnten endlich gehen.
Aoi war gerade aus der Tür getreten, als er von Reita aufgehalten wurde.
„Warte mal bitte einen Moment..!, ertönte dessen Stimme hinter dem Gitarristen.
„Hm..? Was denn?“ Aoi blieb stehen und drehte sich um. Er blickte dem Bassisten direkt in die Augen und wurde prompt ein wenig unsicher. Er kannte diesen Blick bei ihm und der verhieß nichts Gutes!!
„Naja….was hälst du davon, wenn wir uns einen neuen Plan ausdenken? Der letzte ist immerhin schief gegangen und ich an deiner Stelle würde Uru nicht so einfach aufgeben!!!“
Aoi seufzte leise auf. Er hätte es ahnen können! Es war klar, dass Reita damit wieder ankommen würde, denn das hatte er schon die ganze letzte Woche immer wieder versucht.
„Ich hab dir doch gesagt, dass ich ihn nicht aufgegeben habe, aber ich will es nicht mehr mit diesen Plänen versuchen….die gehen am Ende eh alle schief und verursachen nur Missverständnisse!“
„Aber…was willst du dann machen? Jahrelang warten, bis er dich irgendwann mal anschaut? Das ist doch schwachsinnig! Wenn du nicht irgendwas unternimmst, wird er dich nie wirklich bemerken…“ Reita versuchte weiter sein Gegenüber zu einem neuen Plan zu überreden. Er wollte ihm doch nur helfen…!
„Reita…wir sind in einer Band, warum sollte er mich nicht bemerken?“ Aoi musste an ihre ganzen Konzerte und Bandproben denken…und auch an den Fanservice, den sie immer wieder betrieben! Das konnte nicht einfach nur so sein. Uruha muss sich dabei doch was gedacht haben und bemerkt haben muss er ihn einfach auch….
„Komm schon Aoi, du weißt wie ich das mit dem Bemerken meine!!! Natürlich weiß er, dass du existierst…!
Erneut seufzte Aoi auf. Er wand sich ab und blickte zur Tür. Doch das er da jemanden erblickte, den er jetzt am wenigsten sehen wollte.. damit hatte er nicht gerechnet!
Während er zur Tür starrt und geschockt Uru anblickte, redete Reita weiter auf ihn ein.
Ihm war der Blick, des schwarzhaarigen nicht aufgefallen und da er mit dem Rücken zur Tür stand, konnte er auch den Blonden nicht sehen!
Letzterer hatte eindeutig genug gehört und wollte jetzt einfach nur weg! Die beiden hatten ihn verarscht, da war er sich sicher! Er macht auf dem Absatz kehrt, holte seine Sachen und ging wieder nach draußen. Dabei rauschte er an den beiden vorbei, wobei auch Reita endlich bemerkte, dass sie nicht alleine gewesen waren!!
„Uru, warte bitte!!“ Aoi wollte ihm hinterher und mit ihm reden, wollte die entstandenen Missverständnisse klären, doch Uruha blieb nicht stehen. Er ging einfach weiter, hielt nur an, um ein Taxi anzuhalten. Aoi fühlte sich ignoriert.
„Jetzt warte doch bitte mal! Ich will mit dir reden?“, versuchte Aoi erneut!
„Was willst du denn mit mir reden? Bis jetzt habt ihr doch auch ganz gut ohne mich entschieden, was ihr mit mir machen wollt!!“ Uru war ziemlich sauer. Kein Wunder, er hatte mitanhören müssen, wie Reita und Aoi über ihn gesprochen hatten und über irgendeinen Plan! Mehr wollte er gar nicht von den beiden wissen!
In dem Moment hielt auch ein Taxi direkt vor der Nase des Blonden. Dieser zögerte nicht lange und stieg gleich ein!
„Uru….!“ Aoi versuchte ein letztes Mal mit ihm zu reden, obwohl er wusste, dass er jetzt sowieso nicht mit sich reden lassen würde!
Und schon war auch das Taxi, in dem Uru saß, weg! Aoi blieb noch ein paar Sekunden an der Straße stehen, bevor er zurück zu Reita ging. Dieser war an der stehen geblieben, wo er vorher mit Aoi gesprochen hatte.
„Siehst du? Genau das meine ich damit! Es gibt einfach nur Stress, wenn wir irgendwelche Pläne schmieden wollen!“
Er schnappte sich seine Sachen und machte sich auf den Weg nach Hause. Reita ließ er einfach stehen, immerhin hatte er mit Schuld, dass er jetzt in so einer Situation steckte!!!
„Ich will doch nur nicht, dass du traurig bist….“, murmelte der Bassist leise und senkte den Blick. Langsam trottete er nach Hause, wobei er kurz mit dem Gedanken spielte doch noch mal bei Aoi vorbeizuschauen und sich bei ihm zu entschuldigen. Allerdings war er sich sicher, dass der Schwarzhaarige ihn jetzt sicher nicht sehen und alleine sein wollte!
Aoi wollte tatsächlich nicht mit Reita sprechen. Er lag auf seinem Bett und überlegte, wie er Uru wieder beruhigen konnte und am besten auch wieder in die Augen sehen konnte!
Also stand er auf und schnappte sich sein Telefon. Flugs hatte er Uruhas Nummer gewählt und wartete, dass eben dieser abnahm.
Nach einigen Momenten hörte er auch die Stimme des Blonden.
„Uhm.. hi Uru… ich würde gern mit dir sprechen!“, begann Aoi auch gleich.
„Verdammt, lass mich einfach in Ruhe!! Ich will jetzt einfach nicht mit dir sprechen und auch nicht mit Reita! Das kannst du ihm gleich sagen!“
Kaum hatte er das gesagt, legte er auch gleich wieder auf! Aoi blieb nicht mal der Hauch einer Chance etwas zu sagen. Als nur noch das Tuten des Telefons zu hören war, legte er schwer seufzend wieder auf.
Deprimiert ließ Aoi sich auf der Couch sinken. //Na Klasse…das kann ja was werden…//, ging es ihm durch den Kopf.
Er stand wieder auf und ging in die Küche! Irgendwo musste er doch noch eine Flasche Sake haben! Er war sich sicher, dass er eine gekauft hatte! Und tatsächlich, im Schrank stand sie. Aoi nahm eben diese Flasche und öffnete sie. Die Mühe ein Glas zu nehmen, machte sich der Gitarrist gar nicht erst und trank gleich aus der Flasche.
Zusammen mit der Flasche begab er sich also wieder ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Einige Minuten später war die Flasche bereits beachtlich geleert und Aoi leicht angetütelt.
Der Älteste der Band hatte keine Lust sich irgendwie zusammen zu reißen und wollte sich einfach voll laufen lassen, auch wenn er genau wusste, dass er eigentlich nicht viel vertrug! Doch das war im echt so was von egal!!
Aoi griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Eine ganze Weile musste er durch das Programm zappen, bis er an einem ansprechenden Film hängen blieb. Zwar war das nicht unbedingt die Art von Film, die er bevorzugte, aber immerhin etwas. Was Besseres lief einfach nicht!
Uru hockte zur gleichen Zeit in seine Küche und versuchte das Verhalten seiner beiden Bandkollegen zu deuten, doch wurde er nicht schlau daraus! Noch immer war er sauer, vor allem auf Aoi! Schließlich war er es, der ihn bei sich zu Hause verarscht hatte!
Und das wollte er nicht auf sich sitzen lassen! Auf gar keinen Fall!! Dazu war der Blonde viel zu stolz!!! Er überlegte, ob er sich nicht an den beiden rächen sollte, aber nein. Das wäre zu billig und außerdem würde er sich dann auch auf das Niveau der beiden herablassen!
Also beschloss der Lead-Gitarrist Aoi und Reita vorerst nur zu ignorieren und nicht weiter auf das Thema einzugehen. Auch wenn ihm das ganze ziemlich gegen den Strich ging.
Aoi hingegen hatte mittlerweile mit seiner Fassung zu ringen. Es war bereits zu später Stunde und etliche leere Flaschen lagen auf dem Boden und ein paar auf dem Tisch. Der Schwarzhaarige machte sich Vorwürfe, dass Uruha ihn jetzt erst recht nicht mehr ansehen würde und er auch nie wieder eine Chance bei ihm hätte. Vorher wäre dies vielleicht noch möglich gewesen, aber nun nicht mehr! Er war kurz davor sich einfach fallen zu lassen und loszuheulen, doch etwas hielt ihn davon ab! Wahrscheinlich wollte er vor sich selbst nicht die Blöße verlieren und wegen so etwas anfangen zu heulen, doch irgendwie wollte ein anderer Teil in ihm genau das jetzt einfach tun!
Er schnappte sich ein Taschentuch, die er immer parat hatte, schnaubte einmal kräftig seine Nase und holte dann, ein zweites Mal an diesem Tag das Telefon. Nach einigem hin und her wählte er eine Nummer. Es dauerte einige Minuten bis am anderen Ende eine Stimme ertönte.
Sie war recht leise und klang leicht verschlafen. Kein Wunder, immerhin hatte Reita auch grad geschlafen!
„Hallo?....“, Aoi antwortete nicht.
„Wer is denn da?“ Die Stimme des Bassisten klang noch immer verschlafen und auch etwas genervt. Wer will denn auch schon mitten im Schlaf geweckt werden!?
„Ich bin’s…Aoi..!“ Reita schien verwundert, hatte er doch gedacht, dass Aoi jetzt nicht mehr mit ihm reden würde.
„Kannst du lang kommen?“, fragte Aois Stimme nun leise.
„Natürlich, ich bin gleich da!“, er war besorgt. Wieso wollte Aoi jetzt, dass er zu ihm kommt? War irgendwas passiert? Oder wollte er ihm jetzt heimzahlen, dass die Pläne schief gegangen sind?
Egal, Hauptsache er ist erst mal bei ihm. In Windeseile zog er sich wieder an, schnappte sich seine Schlüssel und rannte förmlich zu ihm.
Kurz darauf klingelte es auch schon an der Tür und Reita wurde in die Wohnung gelassen. Als dieser Aoi erblickte verschlug es ihm den Atem. Der Ältere stank fürchterlich nach Alk und sah auch dementsprechend scheiße aus!
„Oh mein Gott… sag jetzt bloß nicht, dass du dich aus Frust besoffen hast und jetzt jemanden zutexten willst! Das ist doch dämlich!“
„Ja….ich hab dich auch lieb…“, murrte Aoi leise vor sich hin!
Reita packte sein Gegenüber am Arm und schleifte ihn kurzerhand ins Bad. Dort angekommen begann er ihn aus den Klamotten zu schälen.
Aoi fing an zu zetern. „Hey, was hast du vor? Lass mich los, verdammt!!“
„Bevor du irgendetwas unternimmst duscht du dich erst mal! Du stinkst ja meilenweit gegen den Wind! Hält man kaum aus…“
Der Dunkelhaarige machte zwar Anstalten sich zu wehren, doch richtig Lust hatte er dazu nicht. Denn er wusste, dass er gar keine Chance hatte. Einige Sekunden später stand er auch schon nackt unter der Dusche und eiskaltes Wasser lief ihm über den Kopf.
Reita hatte sich sein Oberteil ausgezogen und hielt Aoi an Ort und Stelle, um sicher zu gehen, dass dieser auch ja nicht flüchtete.
Mehrere Minuten standen sie so im Bad und schwiegen sich an. Schließlich zog der Bassist Aoi wieder aus der Dusche und wickelte ihn in ein großes Handtuch.
Anschließend gingen sie, einigermaßen trocken, ins Wohnzimmer, wo sie sich auf der Couch niederließen.
Reitas Blick schweifte über die leeren Flaschen. //Typisch..!//, ging es ihm durch den Kopf.
„Also, wenn du mit mir reden möchtest, kannst du jetzt anfangen!“, meinte er ein wenig tonlos.
Aoi zögerte einige Minuten, bis er den Anderen mit glasigem Blick ansah.
„Ich glaub ich geb Uru doch auf…!“
