Bet the Lion and Tame the Beast von MayTanner ================================================================================ Kapitel 7: The Truth about the Boy ---------------------------------- ~ ~ ~ Es war aber nicht Leonore, die schließlich um die Auflösung der Verlobung bat. In den frühen Morgenstunden des übernächsten Tages erreichte sie eine Mitteilung der Duchess of Hamilton, die sie dringend um einen Besuch in deren Stadtresidenz ersuchte. Leonore kam der Bitte der Lady nach, ohne darüber nachzudenken, warum sie dort erwünscht war. Sie machte sich keinerlei Sorgen, daß ihr ein Entschluß durch das Gespräch irgendwie beeinflußt werden würde. Sie schlich sich in einen langen Kapuzenmantel gehüllt durch den Hintereingang aus dem Haus und verschmolz mit den Bediensteten der Herrschaftshäuser, die um diese frühe Stunde ihre Besorgungen erledigten. Feine Damen begabens sich zu dieser frühen Morgenstunde nicht auf die Straßen. Leonore war so mit sich selbst beschäftigt, daß sie die Anzeichen eines Trauerhauses erst bemerkte, als sie Lady Séraphine direkt in deren Morgenzimmer gegenüberstand. Die Lady war ganz in schwarz gekleidet und wirkte dadurch zugänglicher und nicht mehr so überirdisch schön. Sie wirkte nun wie eine junge Frau, die in kurzer Zeit durch die emotionale Hölle gegangen war. Leonore mochte sich kaum vorstellen, wie es für sie gewesen sein mußte, mit einem so betagten Herren verheiratet zu sein, selbst wenn man durch die Verbindung hohes gesellschaftliches Ansehen erhielt, war es sicher keine glückliche Ehe gewesen... "Guten Morgen, Lady Harper! Vielen Dank, daß Sie meiner Bitte Folge leisten konnten. Bitte nehmen Sie doch Platz!", sagte Séraphine mit einer Stimme, die nicht so hochmütig wie sonst klang. Lady Hamilton wies auf einen bequemen Sessel ihr gegenüber. Leonore setzte sich und betrachtete das hübsche Gesicht der Frau fragend. "Mein Mann ist letzte Nacht überraschend gestorben, deshalb hat sich meine Position sehr unerwartet geändert und ich muß Sie dringend um etwas bitten!" Da die Duchess einen Moment zögerte, sprach Leonore ihr das Beileid aus, bevor sie ihre Manieren vergaß. "Bitte sprechen Sie frei, Mylady!", forderte sie die Frau dann noch auf. Leonore war auf einmal sehr leicht ums Herz und eine kleine Hoffnung keimte in ihr auf. "Ich weiß, es ist schändlich von mir und Leo würde es von sich aus niemals tun... Ich bitte Sie, die Verlobung zwischen Ihnen und dem Earl of Henley zu lösen!" Lady Séraphines strahlende Augen richteten sich bittend auf die dunklen Augen von Leonore, die niemals damit gerechnet hatte, ausgerechnet ein solches Gespräch zu führen. "Ich verstehe! Ich werde die Verlobung noch heute lösen, machen Sie sich keine Sorgen! Der Earl wird schon Morgen ein freier Mann sein!" Leonore erhob sich und maß ihre Rivalin mit einem traurigen Blick. Was würde sie dafür geben mit Lady Séraphines Schönheit, das Herz eines Mannes gewinnen zu können? Nein, so wäre das nicht richtig. Sie wollte um ihrer selbst willen gemocht oder geliebt werden. "Sie sind einfach so damit einverstanden? Sie wollen nicht auf einer Hochzeit bestehen?" Die Duchess erhob sich ebenfalls und schien über Leonores Reaktion sehr überrascht zu sein. "Ich weiß, daß der Earl Sie liebt! Die Verbindung zwischen uns ist lediglich aus Vernunftgründen heraus entstanden, ich werde nicht darauf bestehen! Ich werde Sie jetzt allein lassen, damit ich alles veranlassen kann! Viel Glück für Ihre Zukunft, Mylady!" Leonore verließ rasch das Zimmer und hinterließ eine perplexe Lady Hamilton, die mit einem harten Kampf gerechnet hatte. Sie hätte den Earl of Henley nie einfach so ziehen lassen und empfand ob Lady Harpers Großzügigkeit sogar etwas wie Schuldbewußtsein. Aber nicht allzu lange, weil sie eigentlich ein ziemlich selbstbezogener Mensch war... ~ ~ ~ Zurück bei ihrer Tante begab sich Leonore sofort auf ihr Zimmer und setzte sich an den kleinen Sekretär, an dem sie immer ihre Post erledigte. Sie griff zu einem Bogen Papier und begann, nach kurzem Überlegen zu schreiben. Sie mußte die Worte abwägen, denn sie wollte vermeiden, daß der Earl of Henley erfuhr, wie sehr sie seine Täuschung getroffen hatte. "Verehrter Lord Morland! Soeben habe ich erfahren, daß der Duke of Hamilton letzte Nacht unerwarteterweise verstorben ist. Da ich mir über die Bedeutung dieser traurigen Nachricht bewußt bin, möchte ich hiermit unser Verlöbnis auflösen. Es bedarf keiner weiteren Erklärungen, da ich die Stadt sobald wie möglich verlassen und der Gesellschaft den Rücken kehren werde. Die Geschmeide ihrer Familie werde ich meiner Tante zur Obhut übergeben, sie wird sie Ihnen jederzeit gerne aushändigen. Ich danke Ihnen vielmals für das Vertrauen, das Sie in mich gesetzt haben und verbleibe Ihre ergebene Freundin Leonore Lillian Harper" Für diesen kurzen Brief benötigte sie mehrere Anläufe, bis sie mit dem Inhalt zufrieden war. Sie veranlaßte einen Lakaien, den Brief zu Lord Morland zu bringen und nicht auf Antwort zu warten. Am liebsten wäre ihr gewesen, sie müßte den Earl nie wieder sehen. Sie saß immer noch bewegungslos an ihrem Platz, als ihre Tante zu ihr ins Zimmer schaute. "Da bist Du ja, Leonore! Wir haben dich beim Frühstück vermißt und dann erfahren, daß Du zu früher Stunde schon außer Haus warst!" Leonore fuhr aus ihren Gedanken gerissen zusammen und drehte sich zu ihrer Tante um. "Ja, ich habe die Duchess of Hamilton besucht! Ihr Mann ist gestern Nacht gestorben und sie bat mich, die Verlobung mit dem Earl zu lösen!" Ihre Tante starrte sie einen Moment lang sprachlos an und setzte sich kraftlos auf das Setté, das in dem kleinen Vorzimmer stand. "Leonore! Das ist skandalös, ich hoffe, daß Du ihre Bitte zurückgewiesen hast! Der Earl hat dich kompromittiert, er muß dich heiraten!" Leonore lächelte ihre Tante an, die bis zum Letzten für sie kämpfen würde, und das Wissen darüber war ein kleiner Trost für sie. "Nein, Tante Hermione! Ich wollte die Verlobung schon seit längerem lösen, ich kann den Earl nicht heiraten! Und jetzt noch weniger, da ich weiß, daß er Lady Séraphine zugeneigt ist. Niemand weiß von dem Zwischenfall beim Maskenball und es ist am besten, wenn Du ihn auch vergißt. Außer einigen Küssen ist nichts zwischen uns passiert! Damit ich Alexias Ruf nicht schade, werde ich die Stadt so schnell wie möglich verlassen.", setzte sie hinzu, um die Bedenken ihrer Tante zu zerstreuen. "So einfach kannst Du uns das Gerede nicht ersparen, Kind! Wenn Du jetzt gehst, wird jedes Klatschmaul in London behaupten, daß der Earl dich besessen habe und deinen Ruf in Frage stellen. Das wäre genauso verheerend für Alexias Ruf, da man ihr das gleiche unterstellen würde. Ihr müßt euch in Freundschaft trennen und euch in der Gesellschaft zeigen. Lady Hamilton ist in Trauer und kann nicht vor drei Monaten eine neue Verbindung eingehen, das würde dich und Alexia wieder ins Gerede bringen. Ich bestehe darauf, daß der Earl heute Nachmittag hier erscheint und mit uns zusammen unser weiteres Vorgehen abstimmt!" Leonore seufzte tief und lenkte ein, da sie einsah, daß ihre Tante, die die Gesellschaft und ihre Konventionen besser kannte als sie, Recht hatte. Eine weitere Scharade wartete auf sie, doch diesmal würde ihr Herz unversehrt bleiben, das schwor sie sich. ~ ~ ~ Zur selben Zeit in der Residenz des Earl of Henley... "Gut daß Du mir beim Frühstück Gesellschaft leisten wolltest, so kannst Du meine Niederlage hautnah miterleben. Das hier dürfte ganz nach deinem Geschmack sein, Beast." Leonard überreichte seinem Besuch, Viscount Stratton, die kurze Mitteilung, die er soeben von seiner Verlobten erhalten hatte. Charles nahm den Brief entgegen und las ihn neugierig durch, doch sein Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an, als er den Absender erkannte. "Leonore Lillian Harper, Lillian. Lilly! Das wäre ein viel passenderer Name für sie...", Charles hatte nicht gemerkt, daß er diese Worte leise vor sich hin murmelte. Leonard waren sie aber nicht entgangen und auch nicht der betroffene Gesichtsausdruck, der sich flüchtig auf seinen Zügen gezeigt hatte, bevor sich sein Freund wieder unter Kontrolle hatte. "Sie darf unter keinen Umständen die Stadt verlassen, Leo! Das würde euch alle in den Mittelpunkt des Geredes stellen. Jeder weiß, daß zwischen dir und Lady Séraphine eine besondere Beziehung besteht. Du mußt Lady Harper überreden in der Stadt zu bleiben, damit wir alle euren Ruf schützen können." Charles war selbst von der Heftigkeit überrascht, mit der er gesprochen hatte. "Wer sagt, daß man ihren Ruf schützen muß? Ich könnte auch auf der Verlobung bestehen, dann gäbe es keine Probleme." Leo wollte mit diesen Worten nur Charles Reaktion testen und war zufrieden, als dieser fast aufsprang und dern Brief in seinen Händen zusammenknüllte, als er versuchte, die Beherrschung zu bewahren. "Keine Sorge, das war nur ein Scherz! Ich bin froh, daß Lady Harper mir zuvorgekommen ist. Ich wäre wahrlich in einer Zwickmühle, wenn der Duke of Hamilton nur zwei Wochen später verstorben wäre. Ich werde Lady Harper noch heute aufsuchen und mit ihr besprechen, wie wir am besten vorgehen. Ich bitte dich, Joker und Paris zum Diner heute Abend bei mir, damit wir einen Plan austüfteln können, der alle Beteiligten schützt. Einverstanden?" Charles atmete tief durch, um sich zu beruhigen, bevor er antwortete: "Natürlich! Du hast recht, wir müssen uns alle absprechen. Wie immer siehst Du einen Ausweg aus dem Dilemma." . . . Während des exquisiten Abendessens sprachen die vier Gentlemen nicht über ihr Problem, sie verschoben das ganze bis zum Servieren des erlesenen Portweins aus dem gut bestückten Weinkeller des Earls. Sie saßen alle entspannt im Herrenzimmer in bequemen Ledersesseln und warteten darauf, daß Lion das Stichwort gab. "Ihr wißt sicher alle, warum wir hier sind. Ich habe heute Nachmittag ausführlich mit der Countess of Burnham und Lady Harper gesprochen und es steht fest, daß meine Verlobung mit ihr aufgelöst ist. Die offizielle Bekanntmachung erfolgt nächste Woche, damit das ganze nicht zu sehr mit dem Ableben des Duke of Hamilton in Verbindung gebracht wird. Darüber hinaus wird eine Ankündigung unseres Freundes Paris für etwas Ablenkung der Klatschmäuler sorgen, oder irre ich mich?" Lion sah Lord Allenby auffordernd an, der daraufhin das Wort ergriff: "Du hast recht, Lady Alexia hat vorgestern eingewilligt, meine Frau zu werden und die Verlobungsanzeige wird Ende der Woche erscheinen. Wir werden auch in großem Stil heiraten, damit der Ton etwas zu reden hat, obwohl wir es eigentlich nur im Kreis der Familie tun wollten. Lion wird der Trauzeuge sein, Lady Harper Alexias Brautjungfer, so können wir allen Mitgliedern des Ton beweisen, daß eure Trennung einvernehmlich war." Die Besprechung wurde nun von den aufrichtigen Glückwunschbekundungen unterbrochen, bis Lord Lawrence sich zu Wort meldete: "Und um noch mehr Ablenkung zu schaffen, werde ich dem Vorbild unseres Paris folgen und ebenfalls in großem Stil heiraten!" Richard weidete sich amüsiert an den erstaunten Blicken seiner Freunde, die ihn natürlich mit Fragen nach der zukünftigen Braut bedrängten und ihn davor warnten, bei diesem Thema wieder einen seiner berühmten Scherze zu treiben. "Gemach, liebe Freunde! Ich verrate es ja schon, Lady Brittany Moreley hat meinen Antrag hat vor ein paar Tagen akzeptiert und ihr Vater gab uns heute seinen Segen, wenn auch etwas zögerlich ob meines lädierten Rufes. Also sind zwei der Kleeblätter gefallen und ich nehme an Lion wird mir folgen, oder?", sagte Richard und grinste Leo dabei schief an. "Vor mir muß noch Beast unter die Haube gebracht werden, ich kann nicht vor ihm heiraten, denn er würde mich von allen Problemen erlösen, die einer Verbindung mit Séraphine im Wege stehen." Alle Augen waren plötzlich auf Charles gerichtet, der tatsächlich spürte, wie eine feine Röte seine Wangen überzog. "Was meinst Du damit, Lion?! Ich werde sicher nicht heiraten, nur um eine Ablenkung für den Ton zu schaffen. Ich dachte Scherze wären Jokers Spezialität!" Lion grinste breit: "Würdest Du nicht heiraten wollen, wenn Lilly die Braut wäre?" Leonard benutzte absichtlich den Namen, den Charles am Morgen geflüstert hatte, um ihn aus der Reserve zu locken. Diesmal sprang Charles aus seinem Sessel auf und überlegte, sich auf seinen Freund zu stürzen, weil er die Wahrheit ausgesprochen hatte und er es zum ersten Mal realisierte, daß dies tatsächlich sein sehnlichster Wunsch war. Er beherrschte ich jedoch mit Mühe und beließ es dabei, Leonard feindselig anzublitzen. "Ich weiß nicht, woher Du das weißt, Leo. Aber es ist unmöglich, auch wenn ich es wollte! Für sie bin ich ein Taugenichts, der ihr nur Kummer bereitet hat, indem er seinen besten Freund zu einer Wette überredet hat, nur um ihm eins auszuwischen. Sie weiß von der Wette, aber statt mich mit Verachtung zu strafen, hat sie mir das Geld gegeben und mir verziehen. Sie ist der großherzigsten Mensch, den ich kenne und ich verdiene sie nicht!" Charles ließ sich in seinen Sessel zurücksinken und starrte entmutigt in das leere Glas, das er in der Hand hielt, um den ungläubigen Blicken seiner Freunde auszuweichen. "Wer ist diese Lilly?", wollte Richard verdutzt wissen. "Lady Harpers zweiter Vorname lautet Lillian, Charles nennt sie insgeheim Lilly, seitdem er das weiß. Wie lange wußte sie von der Wette? Moment, das muß beim Verlobungsball gewesen sein, da wirkte sie sehr verstört, habe ich recht, Charles?" "Ja, ich Idiot habe mich mit Lady Estelle darüber in einem abgelegenen Zimmer unterhalten. Ich war so über den Verlust des Geldes verärgert, habe einige unbedachte Sätze fallen lassen und Lady Harper war Zeugin. Sie kam am nächsten Tag zu mir und gab mir das Geld, damit ich dich damit bezahle. Ich war noch nie in meinem Leben so beschämt und noch nie hat ein Mensch mich so beeindruckt wie sie, als sie mir dafür dankte, daß ich ihr die Augen geöffnet hätte. Ihr müßt wissen, daß sie von einem tyrannischen alten Onkel großgezogen worden ist, der sie körperlich mißhandelt hat. Ich habe die Narben auf ihren Handflächen gesehen, die seine Stockhiebe hinterlassen haben. Das ist dir entgangen, nicht wahr Leo? Sie trägt immer Handschuhe, um sie zu verbergen." Charles mußte tief durchatmen, um die tobenden Gefühle zu kontrollieren, die seine Brust zu sprengen drohten. "Charles, Du beschämst mich. Ich habe das nicht gewußt, weil ich mich nicht wirklich für sie als Mensch interessiert habe. Ich entnehme deinen Worten jedoch, daß Du ihr sehr zugetan bist. Nimm meinen Rat an und mache ihr den Hof, sie sollte selbst entscheiden, ob Du sie verdienst. Versuchen mußt Du es, sonst wirst Du nie wissen, ob sie dir nicht doch zugeneigt ist", riet Leonard seinem Freund und meinte seine bedauernden Worte ehrlich. "Leo hat Recht, Richard. Du mußt es versuchen und wir werden dir beistehen. Wir sind das Kleebaltt und ich will verdammt sein, wenn wir es nicht schaffen, dich so schnell wie möglich unter die Haube zu bringen!" Robert hob sein Glas wie auch Leo und Richard und prostete dem unglücklich Verliebten zu. ~ ~ ~ Vor lauter Freude über die glückliche Verbindung ihrer Tochter zu Lord Allenby, einem zukünftigen Earl, gab die Countess of Burnham ein rauschendes Fest in Burnhouse, zu dem natürlich das "Kleeblatt" und alle wichtigen Mitglieder der Gesellschaft geladen waren. Die gemeinsame Strategie zur Ablenkung von der Auflösung der Verlobung hatte gewirkt, da Lady Hamilton an keinem der offiziellen Feste teilnahm und in aller Stille auf dem Landsitz ihres Gatten trauerte. Das konnte man Ironie des Schicksals nennen, denn unteren anderen Umständen wäre Leonore in ihrer Lage gewesen und hätte sich aufs Land zurückziehen müssen, jedoch ohne die glänzenden Perspektiven der hochmütigen Lady. Sobald die Verlobungsanzeigen erschienen waren, wurden die geplanten Hochzeiten zum zentralen Gesprächsthema des Tons, da zwei unerfahrene Debütantinnen zwei der meist begehrtesten Lebemänner Londons in den Ehehafen gelockt hatten. Leonore mußte natürlich an der Seite ihrer Tante und dem glücklichen Paar die Honneurs machen und kümmerte sich anschließend um die älteren Gäste, die nicht tanzten und versorgte sie mit Getränken oder einem Gespräch. Sie war ganz froh, nicht tanzen zu müssen, da sie nur Beachtung von Lord Allenbys Freunden fand, die ihm einen Gefallen tun wollten. Die feine Gesellschaft mußte schließlich davon überzeugt werden, daß Leonore und das Kleeblatt auf gutem Fuß standen. Leonore setzte sich einen Moment auf eine schmale Couch und sah dem munteren Treiben auf der Tanzfläche zu, als sich eine ältere Dame neben sie setzte. "Sie sollten auch tanzen, mein Kind! Sie sind viel zu jung, um neben uns Matronen zu sitzen!", sagte eine kühle Stimme zu ihr. Leonore blickte in ein Paar schwarzer Augen, die sie herrisch anblitzten. Die Frau mußte weit über siebzig sein, denn ihr Haar war schneeweiß und ihre Haut faltig, doch ihre Haltung war aufrecht und der Blick wach. "Ich habe meiner Tante versprochen, mich um die Gäste zu kümmern, heute ist Alexias Tag, sie sollte ihn ungestört genießen! Kann ich Ihnen etwas bringen? Ich bin übrigens Lady Leonore Harper, die Cousine von Lady Alexia." Leonore lächelte die alte Dame aufrichtig an, der strenge Ton der Dame konnte nicht über das Lächeln in ihren Augen hinweg täuschen, so daß Leonore ihr die Worte nicht übel nehmen konnte. Die Dame war es wahrscheinlich gewohnt, über ihre Familienmitglieder mit eiserner Hand zu bestimmen, wirkte dabei jedoch nicht anmaßend oder kaltherzig. "Leonore Harper? Ich kannte ihre Eltern, sehr nette Leute, auch wenn sie etwas wirklichkeitsfremd waren. Sie müssen die kleine Lilly sein, ich war bei Ihrer Taufe anwesend und bei der Beerdigung ihrer Eltern. Ich bin die Großtante ihrer Mutter, Sie dürfen mich also Tante Lydia nennen", gewährte die Dame gnädig. Leonore starrte die Lady einen Moment sprachlos an, da ihr wieder eingefallen war, daß ihre Eltern sie immer bei ihrem zweiten Vornamen genannt hatten. "Sie haben mir ein großes Geschenk gemacht, Tante Lydia! Ich hatte vergessen, daß ich Lilly gerufen wurde, ich mochte den Namen Leonore nie besonders und wußte nicht warum. Vielen Dank, daß Sie mich daran erinnert haben." Die Dowager Viscountess Lydia Stratton tätschelte dem Mädchen die Hand, sie war als Drachen in der Gesellschaft verschrieen und mochte Menschen, die sich nicht von ihrer schroffen Art abschrecken ließen. In der Ferne sah sie ihren Enkel, der gerade mit ihr Augenkontakt aufnahm, deshalb winkte sie ihn gebieterisch heran. Er kam auch sofort, als er Leonore neben ihr entdeckte. "Großmutter, was kann ich für dich tun? Lady Harper!" Charles verneigte sich vor den Damen und küßte seine herrische Großmutter, der er aber zutiefst zugeneigt war, auf die faltige Wange und lächelte Lady Harper an. "Ich habe gerade eine entfernte Verwandte entdeckt, das hier ist Leonore Harper, die Tochter meiner Großnichte, ich möchte, daß Du sie zum Tanz führst, mein Lieber!" Lady Deverell bemerkte natürlich die errötenden Wangen des Mädchens und den erfreuten Blick ihres Enkels. "Wie Du wünscht Großmutter, für dich tu ich alles. Darf ich bitten, Lady Harper?" Charles reichte ihr seinen Arm und führte sie auf die Tanzfläche, wo ein Walzer angestimmt wurde. Ehe Leonore wußte wie ihr geschah, wurde sie von Viscount Stratton eng umschlungen und sie drehten sich schwungvoll mit den anderen Tänzern. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen und sie konnte ihren Blick nicht von seinen unergründlichen grauen Augen wenden. Sie hatte geglaubt, der Tanz mit Lord Morland sei eine Offenbarung gewesen, sie wußte nun, daß sie sich getäuscht hatte. Es gab keine Worte, das Gefühl zu beschreiben, in Viscount Strattons Armen zu liegen. Sie wünschte sich, er würde sie noch enger umarmen und sie könnte ihr Gesicht an seine Schulter schmiegen. Sie mußte sich zwingen, den Blick von seinem Gesicht zu wenden und auf seine Krawattennadel zu starren, denn sie hatte Angst, ihre Gefühle wären zu offensichtlich und sie wollte ihn nicht damit belästigen. " Bitte lächeln Sie, Lady Harper, sonst denkt meine Großmutter, daß ich Ihnen auf die Füße trete!" Damit hatte er ihren Blick wieder auf sich gerichtet, doch er sah nur besorgt aus. "Verzeihen Sie! Ich hatte keine Ahnung, daß die Dame ihre Großmutter ist, ich wußte nicht, daß sie Sie bitten würde, mit mir zu tanzen. Ich bin leider nicht sehr geübt darin!" Ihre Stimme war nur ein leises Flüstern und er konnte Tränen in ihren Augen glitzern sehen, bevor sie ihren Blick wieder senkte. "Sie ist manchmal ein wahrer Tyrann! Aber ich tanze wirklich sehr gerne mit Ihnen und hätte Sie auch bald dazu aufgefordert, ich wollte Sie nur nicht von Ihren Aufgaben abhalten." Leonore schenkte ihm ein kleines Lächeln, weil er versuchte, nett zu ihr zu sein. Es war nicht seine Schuld, daß ihr dummes Herz sich nach ihm sehnte, er hatte nichts getan, um es zu ermuntern. Viscount Stratton war nur ein guter Freund ihres ehemaligen Verlobten und half, die Wogen der Gesellschaft zu glätten. Nach dem Tanz brachte er sie wieder zu seiner Großmutter und wurde von ihr mit dem kurzen Heben ihrer beringten Hand entlassen. "Sehen Sie, jetzt haben Sie endlich etwas Farbe auf den Wangen! Es gibt nichts Besseres für die Durchblutung, als einen Walzer mit einem Tunichtgut wie Charles zu tanzen!" Lady Deverell lächelte Lady Harper gutgelaunt an. "Er ist wirklich ein ausgezeichneter Tänzer, My... Tante Lydia." Leonore schaute auf ihre behandschuhten Hände und wurde noch röter. Lady Stratton bohrte nicht weiter nach, denn die kleine Lilly hatte sich schon in den Armen ihres Enkels verraten. Sie war sehr zufrieden mit seiner Wahl, denn sie wußte, daß Charles nie mit einer verwöhnten Schönheit glücklich werden würde, nicht bei seiner Vergangenheit. ~ ~ ~ Am Tag als die Auflösung ihrer Verlobung bekannt gemacht wurde, nahm der Earl of Henley Leonore in seinem prächtigen offenen Zweisitzer auf eine Spazierfahrt durch den Hyde Park mit. Es galt allen Mitgliedern des Ton zu beweisen, daß die beiden sich im besten Einvernehmen getrennt hatten. "Wir sind die Sensation des heutigen Nachmittags. Ihre Haltung ist wirklich bemerkenswert, Lady Harper, ich stehe tief in Ihrer Schuld. Ich muß Ihnen gestehen, daß Charles mir erzählt hat, daß Sie über die Wette Bescheid wußten. Können Sie mir und den anderen verzeihen? Ich war hochmütig und egoistisch in meinen Motiven und empfinde tiefes Bedauern." Leonore schaute unter der Krempe ihres schicken Hutes hervor und musterte das aristokratische Profil des Earls. "Ich habe Ihnen verziehen, nachdem mir klar wurde, warum Sie so handelten. Hätte es eine andere Dame getroffen, wäre sie womöglich der Verbindung frohen Herzens eingegangen. Sie konnten ja nicht ahnen, daß ich kein Interesse an einer passenden Verbindung hege. Bitte vergessen wir diese Sache und beginnen von vorn. Sie sind einfach der beste Freund des Mannes, den meine Cousine bald heiraten wird. Sobald Alexia und Brittany geheiratet haben, kann ich mich zurück in mein Haus am Meer begeben und werde nicht mehr zur Saison in die Stadt kommen. Ich bin nur noch hier, damit Niemandes Ruf Schaden nimmt, wenn es nur um mich ginge, wäre mir das Gerede egal. Aber ich muß an Alexia und Tante Hermione denken." Leonore lächelte zwei Damen in einer vorbeifahrenden Kutsche an und winkte dann einigen flüchtigen Bekannten zu, sie mußten den Eindruck erwecken, als wären sie auf einer gewöhnlichen Spazierfahrt, auf die man sich begab, um andere Mitglieder der Gesellschaft zu treffen. Leonard widersprach ihr nicht, auch wenn ihm auf der Zunge lag, daß Charles sie nicht einfach in die Verbannung ziehen lassen würde. Ihm wurde jetzt erst die Schwere seines Vergehens klar, denn nichts anderes hatte er mit seiner zukünftigen Frau vorgehabt... . . . Am Abend führte sie der Earl an seinem Arm in den Ballsaal der Moreleys, die eine zwanglose Abendgesellschaft gaben, zu der nur gute Freunde und Bekannte geladen waren. Jeder konnte sehen, daß die beiden freundschaftlich miteinander umgingen und daß Lady Harper von den Mitgliedern des Kleeblattes hofiert wurde. Nach den obligatorischen Tänzen mit dem Earl, Lord Lawrence und Lord Allenby zog sich Leonore von dem Treiben zurück und ging zu dem kleinen Musikzimmer im hinteren Teil des Hauses, wo niemand sich hinverlaufen würde. Hier wollte sie in aller Ruhe abwarten, bis es Zeit war nach Hause zu gehen. Gerne hätte sie sich an das Klavier gesetzt und etwas gespielt, doch ihr Onkel hatte ihr keinen Musikunterricht geben wollen. Sie setzte sich stattdessen auf eine Fensterbank, und sah hinaus auf den Garten, der von einem fast vollen Mond beschienen wurde. "Lady Harper, hier sind Sie! Ich habe schon gedacht, daß es Ihnen nicht gut geht!" Viscount Stratton war unbemerkt neben sie getreten und schreckte sie aus ihrer Versunkenheit auf. "Mir geht es gut, ich wollte nur etwas für mich sein! Es ist anstrengend die ganze Zeit angestarrt zu werden, ich komme bald zurück!" Leonore behielt den Blick nach draußen gerichtet und versuchte ihr klopfendes Herz zu beruhigen, zu sehr erinnerte sie die jetzige Situation an den Nachmittag, als Lord Stratton vor ihr auf die Knie gegangen war, um sie um Verzeihung zu bitten. Charles setzte sich jedoch zu ihr und nahm ihre Hand in seine. "Ich wünschte, ich könnte die Klatschmäuler für Sie zum Schweigen bringen! Ich möchte nicht, daß Sie Ihnen wehtun. Ich will, daß Sie glücklich und unbeschwert sind!" Leonore nahm einen zittrigen Atemzug und sah dem Viscount dann in die Augen. "Nach dieser Erfahrung werde ich mich nie wieder darüber beschweren, ein Mauerblümchen zu sein!" Sie sagte das leichthin, um den Eindruck zu erwecken, daß sie es nicht berührte. Charles Miene verdüsterte sich jedoch. "Sprechen Sie bitte nicht so über sich! Sie lassen Ihren schrecklichen Onkel auch im Tod noch über Sie triumphieren! Es ist nicht wahr, was er Ihnen gesagt hat! Sie sind nicht weniger Wert als ein anderer Mensch, lassen Sie sich nicht klein machen von einem Toten!" Seine Hände umfaßten ihre Schultern und sein Gesicht kam dem ihren so nahe, daß sie kleine goldene Lichter in seinen Augen tanzen sehen konnte. Leonore schluckte die Tränen herunter, die ihr in die Kehle stiegen und flüsterte mit belegter Stimme: "Das ist leichter gesagt als getan. Ich brauche all meine Kraft für diese Sache hier, es bleibt nichts mehr übrig, um zu kämpfen. Ich will nur noch an einen stillen Ort, wo niemand mir mehr wehtun kann. Das können Sie nicht verstehen, Mylord." Charles ließ Leonore los und sah sie einen Moment lang nachdenklich an, bevor er sich erhob. "Ich verstehe Sie besser, als Sie sich vorstellen können. Eigentlich wollte ich es Ihnen nur erzählen, aber ich denke, daß Sie den Tatsachen ins Auge blicken sollten." Er ging zur Tür und stellte einen Stuhl so unter die Klinke, daß man sie nicht mehr von außen öffnen konnte. Danach kam er wieder zurück und streifte sein Abendjackett dann seine Weste ab. Leonore sah perplex dabei zu, wie er sein Krawattentuch vom Hals riß und anschließend sein Hemd aus der Hose zog, um es sich abzustreifen. Er sah ihr mit entschlossenem Blick in die Augen und drehte ihr dann mit ausgebreiteten Armen seinen breiten Rücken zu. Leonore stockte der Atem, als sie auf seinem muskulösen Rücken die Striemen erkannte, die nur von Stockhieben herrühren konnten. Leonore lief es immer wieder kalt den Rücken herunter, während er ihr seine Geschichte erzählte. "Diese Narben stammen von der Zuwendung meines Vaters, wenn man es so ausdrücken möchte. Er meinte, ich sei ein schwächliches Kind, das zu körperlicher Ertüchtigung ermuntert werden müsse. Wenn ich Zeichen von Angst zeigte, wurde ich durch seinen Stock überredet, riesengroße Pferde zu reiten oder auf der Jagd auf Tiere zu schießen, wohlgemerkt war ich erst fünf oder sechs. Er war erst zufrieden, als ich mich aus schierer Notwehr heraus dermaßen wild aufführte, daß meine Lehrer mir den Spitznamen "Beast" gaben. Damals wünschte ich mir auch diesen stillen Ort herbei, wo niemand mir mehr wehtun konnte", schloß er mit leiser, vor unterdrückten Gefühlen bebender Stimme. Charles ließ die Arme sinken und wartete auf ihre Reaktion. Er spürte sie zuerst, denn sie war hinter ihn getreten und legte eine ihrer warmen Hände vorsichtig auf seinen Rücken. Dann spürte er ihre feuchte Wange auf seiner Haut. "Es tut mir leid, es tut mir so leid... Ich komme mir so dumm vor, Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Bitte verzeihen Sie mir," bat sie mit bebender Stimme, die sein Herz heftig schlagen ließ so wie ihre zarten Berührungen es taten. Die Narben hatten schon sehr viele Frauen gesehen, allerdings hatte nie eine Mitgefühl oder Verständnis gezeigt. Sie hielten ihn einfach für stark, die Zeichnung seines Rückens betonte einfach, daß er ein so wilder und mutiger Mann war... Er hatte bis heute nie mit jemandem darüber gesprochen. Charles drehte sich zu ihr um und nahm sie in die Arme, um sie an seiner breiten Brust zu wiegen. Es schien das Natürlichste von der Welt zu sein, hier mit ihr in seinen Armen zu stehen und sie an seiner nackten Haut zu spüren. Trotz ihrer Zerbrechlichkeit und Unerfahrenheit schreckte sie nicht vor der Intimität zurück, was ihn mit Unglauben und Freude erfüllte. Konnte es sein, durfte er hoffen...? "Bitte weine nicht, Lilly. Ich kann es nicht ertragen, dich weinen zu sehen. Den kleinen Jungen gibt es nicht mehr und mein Vater ist auch schon lange tot. Ich wollte dir nur zeigen, daß ich dich sehr gut verstehen kann." Er strich die Tränen vorsichtig von den Wangen und küßte dann sanft ihre salzigen Lippen. Leonore riß die Augen auf, als sie ihren Spitznamen aus seinem Mund vernahm. "Woher weißt Du, daß man mich früher Lilly genannt hat?" Sie war von seiner Nähe berauscht und durch seinen Kuß verwirrt, so daß sie ihn unwillkürlich auf alle Formalitäten verzichtete. "Leo zeigte mir die Mitteilung, die Du ihm zur Auflösung der Verlobung geschickt hast. Du hast mit Leonore Lillian Harper unterschrieben und ich fand gleich, daß Lilly in viel passenderer Name für dich wäre. Anbetungswürdige Lilly.", setzte er zärtlich hinzu und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und drückte ihr wieder einen Kuß auf die Lippen, nur dieses Mal gab er sie nicht sofort frei. Sein warmer Mund blieb auf ihren zitternden Lippen, bis sie ihm mit einem leisen Seufzen nachgab und er den Kuß vertiefen konnte. Leonore empfand ein nie gekanntes Glücksgefühl in Charles Armen, das sofort alle Erinnerungen an ihre Erfahrungen mit Lord Morland verblassen ließ. Ihr Herz klopfte wie verrückt und das Blut rauschte durch ihre Venen und doch verspürte sie keine Angst oder Unsicherheit sondern verlangte nur nach mehr. Mit diesem zärtlichen Kuß flog ihr Herz ihm endgültig und unwiderruflich zu. Richard selbst war von ihrer rückhaltlosen Hingabe überrascht, ihre Zärtlichkeit erfüllte ihn mit Wärme und dem Wunsch, sie nie mehr gehen zu lassen. Wenn er sonst Frauen küßte, führte das unweigerlich zu körperlichen Avancen und einer schnellen Vereinigung. Er hatte bisher nie das Herz einer Frau begehrt und nicht gewußt, daß dieses Verlangen weit verzehrender war als die simple körperliche Begierde. "Liebste Lilly. Ich muß dir gestehen, daß ich dabei bin, mich in dich zu verlieben. Wirst Du mir erlauben, dir den Hof zu machen und dich besser kennen zu lernen?", fragte er eindringlich. Charles hielt ihr Gesicht immer noch umfaßt und strich ihr mit den Daumen sanft über ihre geröteten Wangen. Leonore erschrak über seine Worte, sie konnte nicht glauben, daß dieser schöne, starke Mann sie wirklich lieb gewonnen haben könnte. "Bitte, sagen Sie so etwas nicht, Mylord! Ich kann mir selbst nicht trauen. Vergessen Sie nicht, daß Ihr Freund Lord Morland, mir etwas vorgemacht hat, und ich nur zu bereit war, es zu glauben. Ich verstehe meine Gefühle für Sie nicht, wir kennen uns kaum und doch empfinde ich die Situation nicht als unschicklich oder beängstigend. Und ich kann einfach nicht aufhören, an Sie zu denken." Leonore sprach schnell, ohne groß nachzudenken, weil sie so durcheinander war. Sie stand hier während eines Balles in einem abgeschlossenen Raum und küßte einen halbnackten Mann und wünschte sich nichts sehnlicher, als ihn wieder zu küssen. "Ich möchte dich nicht erschrecken und verspreche dir, mich zurückzuhalten, auch wenn es mir sehr schwer fallen sollte. Aber bitte zweifle nicht an dir oder an meiner Aufrichtigkeit, ich bin immer ehrlich zu dir gewesen und werde das nicht ändern." Charles gab sie frei und bückte sich nach dem Hemd, das er vorhin achtlos auf den Boden hatte fallen lassen. Leonore sah ihm gebannt dabei zu, wie er sich wieder herrichtete. Sie war jedoch zu schüchtern, um ihm zu sagen, daß sie ihn beeindruckend fand. In ihrem Magen tanzte ein Schwarm Schmetterlinge, wie immer wenn er sich in ihrer Nähe aufhielt. "Gehst Du bitte in den Ballsaal vor, Lilly? Wenn wir zusammen ankommen, könnte das zu Spekulationen führen und ich will nicht, daß die Leute über uns reden, nicht bevor es nicht wahr ist." Er nahm ihre Hand und küßte ihre Handfläche und geleitete sie dann zur Tür. "Und vergiß nicht, mir einen Walzer zu reservieren", erinnerte er sie mit einem Lächeln, das ihre Knie weich werden ließ. Er schob sie sanft durch die Tür und lehnte sich dann gegen sie, um sie ins Schloß zu drücken. Jetzt war er es, der sich an einen stillen Ort wünschte, wo sein Verlangen nach der Frau, die er aus tiefsten Herzen liebte, nicht so überwältigend wäre, daß er kaum atmen konnte. Das Problem mit seinem Vorleben war, daß er bisher immer nur Möglichkeiten gesucht hatte, der Ehefalle zu entkommen. Nun wußte er nicht, wie er eine Antwort auf diese wichtige Frage bekommen sollte: Wie gewann man eine ehrbare Dame zur Frau? Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)