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Kurzgeschichten, Briefe, Szenen etc
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Adrian und Herr Sinnlos

Du könntest genausogut den Ostwind fragen, ob er für dich die Richtung wechselt.“, sagte der Mann und trank einen großen schluck Wein.

„Oder die Liebe einer Seejungfrau gewinnen.“, setzte der Alte hinzu und ließ sein Zahnloses Lachen blicken.

Herr Sinnlos grinste verlegen. „Nun, da ich meinen Beruf nicht mehr machen kann, möchte ich gerne mit dir kommen“

„Was?“, fragte Adrian mit weit aufgerissenem Mund und warf einen Blick auf den Stofffetzen, den sich der Gnom um die Schultern geworfen hatte und der nichts als einen Haufen wertlosen Plunder enthielt.

Er würde sein Essen mit ihm teilen müssen.

„Du kannst nicht mit mir kommen!“, protestierte er. „Und überhaupt, wieso willst du eigentlich?“

Herr Sinnlos machte eine ausladende Geste, indem er beide Schultern bis zu den Ohren hoch zog. „Sieh! Ich kann mir keinen vernünftigen Beruf suchen, denn sonst wäre ich ja nicht mehr Sinnlos, sondern Sinnvoll. – Und es fällt logischerweise sehr schwer einen Namen aufzugeben, der einen schon sehr lange begleitet. Also tu ich das sinnloseste, was mir einfällt und das ist, dich bei deinem närrischen Ausflug zu begleiten.“

Adrian nickte mit einem fragenden Blick, hoffte aber nicht wirklich auf weitere Erklärungen.

Wenn er geglaubt hatte verschont zu werden, wurde er nun enttäuscht.

„Sieh! Es ist eher sinnlos einen Sinn für die Sinnlosigkeit zu haben, aber einer muss es ja tun, sonst gäbe es keinen Sinn darin, dass Sinnlosigkeit überhaupt existiert. – Was an und für sich schon ein Widerspruch ist.“

Adrian seufzte und ging vorwärts. Der Gnom hatte sich stolz in die Brust geworfen und schien sich gerade für sehr intelligent zu halten.

Dann änderte sich seine Mimik und wurde zu einer Art bizarrer Trauer. „Du ahnst nicht, was ich tagtäglich durchmache.“

Während Adrian sich bückte, um einen langen Stock auf zu heben, der ihm bei dem langen Marsch durch das Gebirge nützlich erschien, fragte er beinahe abwesend: „Wenn dich dein Leben stört, wieso lebst du es dann so?“

Herr Sinnlos sah Adrian entgeistert an, als hätte er sich darüber noch niemals ernsthafte Gedanken gemacht. Dann spuckte er aus: „Das habe ich doch gerade gesagt. Mein Name würde sich ändern und damit meine Identität.“

Adrian sah langsam ein, dass er den Gnom, der sich wie ein treuer Hund an seine Fersen geheftet hatte so schnell nicht los werden würde. Außerdem begann ihn die Philosophie des wahnsinnigen Geistes aus irgendeinem Grund zu faszinieren. Er konnte daraus vielleicht eine Ballade für Kinder komponieren.

„Aber wir ändern uns doch alle.“, sinnierte Adrian und dachte an sich selbst. Noch vor wenigen Monaten war er so vollkommen anders gewesen. Wie hätte er sich jemals erträumen lassen können die ruhige Heimat zu verlassen?

„ICH ändere mich nicht. Wenn ich es würde, würde Herr Sinnlos sicherlich sterben und vielleicht gefalle ich mir als Herr Sinnvoll gar nicht.“

Adrian setzte einen Fuß vor den anderen. „Das macht Sinn.“, plauderte er, den Blick unverwandt auf den Horizont gerichtet.

„Nein, genau das eben nicht.“, schloss der Gnom mit beleidigtem Unterton in der Stimme.



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