Death on Vacation von kei_no_chi (A Death's Tale) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Titel: Death on Vacation Kapitel: 2/8 Genre: zu viel... Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Disclaimer: Nun, diesmal gehört zur Abwechslung wirklich alles mir, bis auf eine einzige Person, die gehört glücklicherweise sich selbst und ich habe auch keinerlei Rechte an ihr^^ Anmerkung: Nun, mal wieder einmal eine neue Fanfiction von mir, auch wenn sie doch sehr von den anderen differiert. Sie ist das Weihnachtsgeschenk für eine Freundin von mir, an dem ich recht lange dran gearbeitet habe (nicht zuletzt in einigen Nachtschichten xD)Das ist auch der Grund, weswegen ich meine bisher noch nicht abgeschlossene letzte Fanfic "Schlimmer geht's immer" im Moment noch nicht vervollständigen konnte. Aber ich gelobe Besserung und werde hart an mir arbeiten auch sie zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen^^ Ich hoffe aber, dass euch fürs erste diese hier zumindest etwas zusagt^^ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+ „Nun, dann werde ich wohl beginnen, wenn du es wünschst. Sitzt du bequem? Gut, dann lass mich anfangen. Ich sehe an deinem Blick, dass du dir die ganze Zeit schon Gedanken machst wer, oder viel mehr WAS ich bin. Um es einfach zu machen – denn mit den Jahren habe ich erkannt, dass die Menschen alle Dinge so knapp wie möglich beschrieben haben möchten – ich bin das, was man im Allgemeinen den Tod nennt.“ Die Frau stockte in ihrer Erzählung, obwohl sie doch gerade erst angefangen hatte und blickte in das völlig verwirrte Gesicht des jungen Mannes. Einige Zeit herrschte Stille, in der die Gedanken des Mannes rasten um dieser Absurdität jegliche Logik zu entnehmen, ehe schallendes Lachen den Raum erfüllte. „Sie glauben also wirklich... Sie wollen mir wirklich erzählen, dass Sie der Tod sein wollen? Ich bitte um Verzeihung, gute Frau, aber ist das nicht ein wenig zu weit her geholt? Wo ist dann bitte Ihre Kutte und die Sense?“ Die Frau lächelte. Beinahe amüsiert blickte sie den jungen Mann an, als wolle sie sich jede Einzelheit seines Erscheinungsbildes einprägen. Abermals hatte ihre Haut diesen eigentümlich weißen Schimmer, der wohl kaum als natürlich bezeichnet werden konnte, während die braunen Iriden mit jeder Minute mehr in Richtung Bernstein zu gleiten schienen. „Ich habe mir gedacht, dass du dich wundern würdest. Die Zeiten haben sich geändert, in denen noch Achtung vor dem Übernatürlichen bestand. Dennoch möchte ich dich daran erinnern, dass ich von der Allgemeinheit sprach, zudem ist das heutige Bild des typischen Sensenmannes, wie es sich die meisten Menschen vorstellen, etwas verzerrt und basiert auf purem Aberglauben und ausschweifender Fantasie. Aber könnten wir vielleicht fortfahren? Ich danke dir. Nun, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, der Tod. Ich muss zugeben, dass dies nicht die einzige Bezeichnung für mich ist, im Laufe der Jahrhunderte gab man mir viele Namen. Manche davon waren allerdings recht wenig schmeichelhaft, während einige der Schönsten solch herrliche Betitelungen wie >Königin der Verdammten<, >Gevatter Tod< und >Vampir< tragen. Du schaust so bestürzt drein, ist etwas nicht in Ordnung?“ Der junge Mann schreckte zusammen. War es nur die Erwähnung des Begriffes „Vampir“ gewesen, oder hatte er gerade wirklich jene unheilvollen Zähne unter den beinahe bleichen Lippen seines Gegenübers ausmachen können? Nein, er musste sich irren. Wer glaubte heutzutage schon an eine solche Mähr, wo doch selbst schon Kleinkinder wussten, dass es weder Fabelwesen noch Gott gab? Schnell räusperte er sich um seine aufkeimende Verunsicherung vor der Frau zu verbergen, dann machte er eine schnelle Handbewegung um sie zum Weitersprechen aufzufordern. „Gut, ich verstehe. Du glaubst mir nicht. Du denkst ich wäre irgendeine hirnverbrannte Spinnerin, die dir Lügen erzählt, nur um dich ganz zum Schluss hinterlistig abzustechen. Aber ohne Vertrauen als Grundlage brauchen wir diese Unterhaltung gar nicht erst weiter fortzuführen. Es wird Zeit, dass ich einige kleinere Details ändere.“ Die Frau erhob sich anmutig und trat einige Schritte beiseite, ehe mit einem Mal der Raum in gleißendes Licht getaucht wurde, ohne dass sie sich bewegt hatte. Und doch, als der junge Mann seine Augen wieder wegen der Blendung öffnete, sah er sie am anderen Ende des Raumes stehen, die Hand noch immer am Lichtschalter. Harsch sog er die Luft ein und rutsche wie aus Reflex einen halben Meter mit seinem Stuhl beiseite. „Wie... wie haben Sie das gemacht?!“ „So wie auch du das Licht anmachst. Durch eine Verkettung von Bewegungen, nur waren die meinen zu schnell für deine Wahrnehmung.“ Mit langsamen Bewegungen trat die Frau zurück an ihren Stuhl, als mit einem Mal der Schein der Glühbirne auf ihr Gesicht fiel. Es war erstaunlich, als dem jungen Mann bewusst wurde, dass er es bisher noch kaum vollständig gesehen hatte, doch diese neue Offenbarung raubte ihm geradewegs die Luft zum Atmen. Zu sagen, die Frau wäre lediglich schön, wäre eine schamlose Untertreibung gewesen. Würde er an Engel glauben, der Mann wäre der festen Überzeugung jener Bote des Herrn stünde vor ihm. Die Frau konnte kaum älter als Anfang Zwanzig sein, doch obwohl ihr Gesicht jugendlich wirkte, so sah man doch ebenso, dass hinter dieser Fassade ein weit aus älterer Kern stecken musste. Ihre Haare waren von einem Blond, welches auf Erden wohl niemand zuvor besessen haben konnte, denn mit jeder Bewegung wurde es im Scheine des Lichtes von einem sanften Goldschimmer überzogen. Die halblangen Haare fielen völlig glatt über die Schultern und rahmten das zierliche Gesicht mit den stechend blauen Augen und dem wohlgeformten, kleinen Mund perfekt ein. Doch mit einem Mal runzelte der junge Mann die Stirn. Waren die Augen nicht vor kurzem noch braun gewesen? Er musste sich getäuscht haben, denn kein Mensch kann innerhalb weniger Sekunden seine Augenfarbe ohne farbige Kontaktlinsen verändern. „War dies genug der Demonstration? Oder bedarfst du es einer Zaubervorführung à la David Copperfield?“ Beinahe herausfordernd blickte die Schönheit ihn wissend lächelnd an, ohne dabei allerdings einen Blick auf ihre Zähne zu gewähren. Waren sie wirklich spitz gewesen? Oder hatten dem jungen Mann seine angespannten Nerven nur einen üblen Streich gespielt? Fasziniert starrte er vor sich hin und beobachtete wie die Frau langsam nach der Glühbirne griff und sie beinahe liebevoll in der Hand drehte. Allerdings ohne sich dabei zu verbrennen. „Sie haben gesagt, man nennt Sie einen Vampir? Ich dachte, Vampire mögen kein Licht.“ „Ganz im Gegenteil. Ich liebe es, wenn es auch nur so hell wie nur irgend möglich ist.“ „Und Knoblauch? Oder Kruzifixe? Was passiert, wenn Sie in einen Spiegel sehen? Können Sie sich dann erkennen?“ Die Frau lachte auf. Noch einige Male drehte sie die Lampe in der hohlen Hand hin und her, ehe sie sich langsam zurückgleiten ließ. „Das sind recht viele Fragen auf einmal. Fängst du langsam an mir Glauben zu schenken? Oder möchtest du einfach nur austesten wie wahnsinnig ich in Wirklichkeit bin? Aber gut. Lass uns fortfahren. Ich habe nichts gegen Knoblauch und ich sehe mir auch ausgesprochen gerne Kruzifixe an. Was ich allerdings bekennen muss, ist, dass ich mich in der Tat nicht im Spiegel sehen kann, doch hat das einen anderen Grund als du vermuten magst. Anstatt dieser Gestalt hier erkenne ich einfach nur eine rote Energiequelle, doch werde ich darauf noch später zurückkommen.“ Als sei der Ehrgeiz des jungen Mannes mit einem Mal erweckt, setzte er sich aufrechter auf seinen Stuhl und presste die Hände zu Fäusten. „Und was hat es mit Särgen auf sich? Sind auch sie reiner Irrsinn?“ Es dauerte einige Zeit, ehe die Frau erkennen ließ, dass sie die Frage vernommen hatte, denn auf der bislang makellosen Stirn zeigte sich eine kaum sichtbare Falte, als sie die Augenbrauen leicht zusammenzog. „Särge... Särge sind – wie ich es recht gerne benenne – ein notwendiges Übel. In dieser Hinsicht trügt der Aberglaube den Menschen nicht. Auch wenn ich nun schon so viele Jahrhunderte – ja sogar Jahrtausende – dazu verdammt bin auf Erden umher zu wandeln, so bin ich doch noch immer auf den Schutz meines samtenen Gefängnisses angewiesen.“ „Wo wir eh schon einmal beim Thema wären... Gibt es noch mehr von Ihnen? Ich meine, gibt es noch mehr Vampire auf der Welt, oder solche, die sich wie Sie nennen?“ „Nun... jemanden wie mich wirst du wohl niemals finden, da ich – und das darf ich wohl ohne jeglichen Hochmut verkünden – die einzige meiner Art bin. Es gibt jedoch Kreaturen auf diesem Planeten für welche die Bezeichnung Vampir nach Kriterien des heutigen Mystizismus ein treffenderer wäre. Und bevor du fragen möchtest: Nein, es gibt Graf Dracula nicht. Es ist nichts weiter als die fantastische Erfindung eines schizophrenen Russen.“ Nun schwieg der junge Mann. Diese Frau, deren Namen er noch nicht einmal kannte, war bisher die wohl weitbeste Schauspielerin, die er jemals gesehen hatte. Es hatte beinahe den Anschein, als würde sie ihre eigene Geschichte glauben. Als sie auf ihn zukam, schreckte er jedoch zurück und blickte sie argwöhnisch von der Seite her an, doch schien es sie nicht einmal zu interessieren, denn mit eben jener geschmeidigen Bewegung, mit der sie vorhin aufgestanden war, setzte sie sich wieder und schlug die Beine übereinander. „Wir sollten fortfahren, findest du nicht? Immerhin habe ich nicht unbegrenzt Zeit, so wie ihr Sterblichen. Nur wo war ich noch einmal stehen geblieben? Ach ja, bei den mehr oder weniger schmeichelhaften Betitelungen meiner Person. Wie dir wahrscheinlich aufgefallen ist, differieren die Bezeichnungen was genau ich denn nun bin, deswegen wäre es vielleicht einfacher meine Geschichte damit zu beginnen, was meine Funktion im Kreislauf darstellt, denn diese ist überraschend einfach. Meine einzige Aufgabe ist es, völlig neutral zu sein, um im äußersten Notfall in einer Streitigkeit zwischen den beiden Großen einzugreifen. Das ist alles. Diese Nichtigkeit, die dir vielleicht wie eine Maßnahme zwischen zwei Kleinkindern erscheint, ist allerdings dermaßen von Bedeutung, dass ich allein über Gedeih und Verderb einer ganzen Dimension entscheiden kann. Meine Geburt – meine – liegt viele tausend Jahre zurück, noch weit bevor es überhaupt eine Zeitrechnung gab, denn jene, die von der Bibel vorgegeben wird, ist falsch. Überhaupt weist die Heilige Schrift einige geringere Fehler auf, doch werde ich die letzte sein, die darüber richten würde. Ich wurde nicht geboren, sondern erschaffen und zwar aus einer Allianz der beiden Großen, Jehova und Asmodeus, die–“ „Jehova? Etwa dieser Knaller von den Zeugen Jehovas?“ Beinahe barsch wurde die Frau unterbrochen, doch war es nicht allein diese Tatsache, die sie unwillig die Augen verengen ließ, sondern der abfällige Ton des Anderen. Denn wenn sie etwas nicht leiden konnte, dann waren es Unhöflichkeit und Schmähungen. Aus diesem Grund besaß ihre Stimme nun auch einen leicht scharfen Zug, als sie weitersprach. „Ich möchte dich doch bitten verächtliche Bemerkung gegenüber einer dir unbekannten Person zu unterlassen, denn dann könnte dich sein Zorn schneller auslöschen, als dass du überhaupt weißt, was der Grund dafür ist. Aber nichtsdestotrotz liegst du mit deiner Vermutung richtig, wir sprechen in der Tat über ein und die selbe Erscheinung. ist der alte und eigentliche Name desjenigen, der fälschlicherweise von den Menschen genannt wird, ebenso wie den Teufel symbolisiert. Diese beiden bilden die mächtigsten Kräfte des Dies- und Jenseits, sie allein haben die Aufgabe die Zukunft der Erde und ihrer Bewohner im Gleichgewicht zu halten. Zu Anfang lief auch noch alles in verhältnismäßig geordneten Bahnen, ehe Streit aufkam. Jehova, der die Welt und ihre Atmosphäre erschaffen hatte, neidete Asmodeus, welcher ohne dessen Einverständnis Lebewesen auf Jehovas neuer Schöpfung angesiedelt hatte. Es waren nur winzige Kreaturen, die Vorläufer der Fischwesen, aus denen eines Tages einmal Dinosaurier werden sollten, doch allein die Tatsache, dass sich jemand in seine Schöpfung eingemischt hatte, verärgerte Jehova und es entbrannte eine Fehde, welche bis heute nicht beendet ist. Jehova würde am liebsten alle Menschen auf der Erde auslöschen, damit die Welt wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehren und die Reform anstreben kann, während Asmodeus es einfach nicht übers Herz bringt Unschuldige zu vernichten.“ Die Frau stockte, denn längst war ihr aufgefallen wie der junge Mann begonnen hatte unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. Die Unverständnis stand ihm ins Gesicht geschrieben, obgleich er sich bemühte sie weitestgehend zu verbergen. „Moment, noch mal für Doofe und ganz langsam. Wollen Sie mir gerade etwa erzählen, dass Satan gar nicht böse ist und Gott allein die Menschheit vernichten will?!“ „Nein.“ Ein triumphierendes Grinsen glitt auf das Gesicht des jungen Mannes. Er hatte sich eine solche Antwort gedacht. Immerhin konnte es ja auch gar nicht sein, dass jahrhundertealte Überlieferungen der Bibel komplett falsch sein sollten. „Ich fürchte, du hast mich falsch verstanden. Nicht will die Menschheit von diesem Planeten ausradieren, sondern Jehova. Es gibt keinen Gott in der Art, wie du ihn dir vorstellst und es hat ihn auch nie gegeben. Jene übernatürliche Kraft, welche in deinen Gedanken herumschwebt, ist nichts weiter als eine Illusion der Menschheit um Dinge erklären zu können, die sie selbst nicht begreifen kann. Außerdem gibt es kein Gut und Böse, für das es meistens verkauft wird. Jehovas Aufgabe ist es lediglich auf das Wohl der Planeten zu achten, während Asmodeus für seine Bevölkerung arbeitet. Aber das sagte ich ja bereits. Die einzige Tatsache, die vielleicht noch erwähnenswert wäre ist, dass Jehova von Natur aus sehr reizbar ist und nur allzu schnell in Raserei verfällt, dessen Zerstörungswut selbst der friedfertige Asmodeus nur mit Mühe unterdrücken kann. Oder was denkst du, wer die Sintflut geschickt hat? Die Vernichtung von Sodom und Gomorra? Oder sowohl der erste als auch der zweite Weltkrieg? All dies sind Katastrophen, die Jehova inszeniert hat und die nur deswegen keine Früchte getragen haben, da Asmodeus und ich rechtzeitig eingegriffen haben. Ist deine Frage hiermit beantwortet?“ Ein zögerliches Nicken deutete sich an, während der junge Mann mit aller Macht seine Gedankengänge zu ordnen versuchte. Die ganze Angelegenheit wurde für ihn zunehmend suspekter, doch er würde sich hüten auch nur einen Ton des Unmutes laut werden zu lassen. Dafür interessierte ihn die Geschichte der jungen Frau mittlerweile viel zu sehr, so absonderlich sie auch sein sollte. „Gut denn, dann fahre ich fort. Eines Tages hatte Jehova abermals einen dermaßen Wutanfall, dass er all seinen Zorn auf einen Planeten namens Zidhwa niedergehen ließ und ihn somit unwiederbringlich auslöschte. Denn eigentlich gab es neben Mars, Uranus, Merkur, Pluto und all den anderen großen Sternen noch einen zehnten, welcher beinahe die selbe Beschaffenheit aufweisen konnte, wie die Erde, mit dem einzigen Unterschied, dass er beinahe dreimal so groß war. Asmodeus tobte als er von seiner Vernichtung erfuhr und griff seinerseits sein Gegenstück an. , schrie er. Und so hielt er sich dran. Er, der normalerweise der ruhende Pol der beiden ist, ereiferte sich derart, dass er beinahe unbeabsichtigt einen weiteren Planeten zerstört hätte, ehe er letztendlich zur Besinnung kam. Danach war klar, dass sie nicht so weitermachen konnten wie bisher, sondern dass irgendetwas passieren musste, dass zusätzlich jemand auf das Gleichgewicht der Kräfte achten sollte. Und ab hier komme ich ins Spiel. Jehova und Asmodeus rauften sich ein letztes Mal zusammen um etwas nie zuvor da gewesenes zu erschaffen. Es sollte stärker sein, als der stärkste von beiden, allerdings nicht zu sehr, sodass man es unter Umständen wieder gemeinsam vernichten konnte, sollte dieses Pilotprojekt scheitern. Zudem musste es vollkommen neutral eingestellt sein und objektiv handeln, damit nicht letzten Ende doch einer von beiden einen Vorteil herausschlagen könnte. Also vereinigten sie sich zum ersten und wahrscheinlich auch einzigen Mal in ihrem Leben um aus ihrer gemeinsam Energie etwas völlig neues zu erschaffen. Doch Jehova betrog seinen Partner. Anstatt sich genau an die vorherigen Absprachen zu halten, änderte er unbemerkt einige kleinere Details ab, damit ich ihm nicht in die Quere kommen und seinen Plan von der Vernichtung allen Lebens auf der Erde vereiteln konnte. Es waren nur kleinere Änderungen, die eingestreut wurden, doch hätten sie ausgereicht, allem Existenten den Untergang zu bescheren. Ich wäre ein Monster geworden, eine Tötungsmaschine, welche ohne jegliche Gefühle sämtliche Generationen dahingerafft hätte. Doch glücklicherweise – und ich bin mir sicher, dass du dies meinen Worten bereits entnommen hast – bemerkte Asmodeus den Verrat noch gerade rechtzeitig, bevor es zu spät gewesen wäre und mit letzter Kraft schaffte er es zumindest einige Kleinigkeiten zu entkräften. Er konnte sie nicht aufheben oder in irgendeiner Weise ungeschehen machen, aber er konnte sie in so weit ein wenig abändern, dass zumindest ein Teil des Schadens, den Jehova angerichtet hatte, eingedämmt werden konnte. Anstatt völlig rücksichtslos jede Lebensform auf Erden auszulöschen wie es mir beliebt, sollte ich von nun an diejenigen töten, deren es nötig war und deren Tod zur Verbesserung der allgemeinen Zustände beitragen sollte. Denn immerhin sollte ich völlig neutral sein, weder gut noch schlecht kennen, sondern nur Notwendigkeiten. Ich würde meinen Durst an den Lebenden stillen, aber niemals aus Spaß oder Vergnügen morden und ihre Kadaver unbenutzt liegen lassen. Eigentlich war es vorgesehen gewesen, dass ich rund um die Uhr auf die Veränderungen meiner Umgebung achten sollte, doch fesselt mich Jehovas Betrug tagsüber in die Dunkelheit, in der ich ausharren muss. Auch Asmodeus konnte daran nichts ändern, doch erwirkte er einen Zusatz, in dem meine wachsenden Kräfte mir erlauben sollten, mich ab einer bestimmten Machtgröße den Strahlen der Sonne zumindest bis zu einem gewissen Grade zu widersetzen. Jedoch sollten mehr als hunderttausend Jahre ins Land ziehen ehe ich auch nur den Anblick der Morgenröte ertragen konnte, geschweige denn die der Sonne überhaupt. Und so wurde ich erschaffen und meinem Schicksal, meiner eigenen Kraft und meinem Willen überlassen. Nach ihrem Werk waren die beiden Großen am Ende ihrer Kräfte, nicht fähig ihre Schöpfung auch nur anzusehen. Das einzige, was sie über meine Erschaffung hin taten, war, dass sie mir ein eisernes Gefäß zur Verfügung stellten und eine eigene Dimension für mich erschufen. Denn du musst wissen, dass sowohl Asmodeus als auch Jehova über eine eigene dieser Art verfügt. Es ist eine Art Parallelwelt, die sich ganz nach den Wünschen ihres Bewohners richtet. Ich denke nach christlichem Glauben entspräche das Himmel und Hölle, doch wirst du sicher verstehen, dass die Dimensionen der beiden absolut nicht mit den Vorstellungen der Menschheit übereinstimmen. Doch dazu werde ich dir später näheres erzählen. Es ist schwer für mich dir zu schildern, wie ich die Welt wahrnahm, als ich erschaffen wurde, denn all meine Fähigkeiten liegen außerhalb deiner Vorstellungskraft, auch wenn sie in jenen Augenblicken verglichen zu heute noch relativ bescheiden ausfielen. Man hatte mich der Welt überlassen ohne mir vorher erklärt zu haben, weswegen ich überhaupt existierte. Ich wusste noch nicht einmal, dass es andere Existenzen außer der meinen gab, denn ich war in meiner Finsternis gefangen, ohne dass ich Mauern erkennen konnte. Ich war frei in all meinem Handeln und doch blieb mir so vieles verwehrt. Im Gegensatz zu Jehova und Asmodeus, die allwissend sind und auf jede Frage ihres Geistes eine Antwort wissen, noch bevor sie diese stellen, wusste ich nichts. Ich wusste nicht einmal, was ich war. Ich schwebte umher, eine Energiequelle, dem Licht eines Glühwürmchens gleich. Ich hatte keine Augen, mit denen ich wie ein Mensch sehen konnte und doch sah ich besser als irgendjemand sonst. Ich sah die Finsternis um mich herum, die alles zu verschlucken schien, während sie gleichzeitig so gleißend hell war, dass ich mich abwenden musste. Damals hatte ich noch keine Formen oder Gegenstände in meinem Reich, mit Ausnahme jenes Gefäßes, dass für mich das einzige Heil vor dem Licht darstellen sollte. Ohne diese Dinge konnte ich demnach auch weder etwas an Formen ausmachen, noch konnte ich Geräusche vernehmen, die von etwas anderes herrührten, als dem leisen Zischen und Surren meiner eigenen Energie, ähnlich einem Menschen, der sein Blut in den Adern rauschen hört, wenn es still ist. Und es war still. Ich wusste noch nicht einmal was Geräusche waren, ich dachte dies, was sich mir präsentierte, wäre alles, was es gäbe. Oh, was war ich schockiert, als ich das erste Mal ein winziges Tier sah. Eine Maus, doch das wusste ich damals noch nicht. Einer der Großen musste sie mir wohl überlassen haben, als ich kurz davor stand zu sterben. Denn da ich weder eine Ahnung hatte, was ich denn nun war, noch weswegen ich überhaupt existierte, so wusste ich natürlich auch nicht, wie ich überleben sollte. Ich verspürte Hunger. Alles in mir verkrampfte sich und ließ meine Gedanken rasen, in der Hoffnung einen Ausweg aus meiner Misere zu finden, und doch konnte ich ihr nicht entfliehen. Als die Nacht sich dem Ende zuneigte und es nur noch wenige Minuten dauern würde, ehe die Sonne ihre ersten wärmenden Strahlen schicken würde, hatte ich immer noch nichts gegessen. Die unbändige Kraft, welche ich ganz zu Beginn der Nacht verspürt hatte, war beinahe gänzlich verschwunden und stattdessen fühlte ich mich merkwürdig leer und ausgelaugt. Und ich verspürte eine Müdigkeit, die ich noch nie zuvor gekannt hatte. Ich wusste nicht, dass dies die Auswirkungen von Jehovas Fluch waren, welcher mich zwang mich vor Sonnenaufgang schlafen zu legen. Instinktiv bewegte ich mich zu dem Gefäß, welches Asmodeus mir überlassen hatte, auch wenn es eigentlich nichts großartigeres war als eine einfache Blechdose, welche völlig lichtundurchlässig war. Und sobald sich der Deckel geschlossen hatte, fiel ich in einen tiefen Schlaf. Und genauso vergingen auch die folgenden Tage, ohne dass sich auch nur irgendetwas änderte. Ich erwachte, wenn die Sonne unterging, wanderte auf der Suche nach Nahrung, die ich eh nicht finden würde, umher, ehe ich mich wieder völlig entkräftet zur Ruhe bettete. Zusehends wurde ich schwächer, denn aufgrund der ausbleibenden Verköstigung nahm auch meine Kraft ab, bis ich nach der zweiten Woche – ob es tatsächlich zwei waren, weiß ich nicht, aber ich nehme es an, denn länger als diese Zeit hätte ich damals wohl kaum überleben können – noch nicht einmal mehr fähig war, mich zu erheben. Das Rauschen meiner Energie hatte abgenommen und flackerte nur noch ab und an ein wenig auf, was die Stille um mich herum nur noch erdrückender machte. Doch mit einem Mal veränderte sich etwas. Ich spürte den Umschlag der Luft um mich herum, noch bevor ich ein Geräusch ausmachen konnte, und voller Erregung lag ich einfach nur da und ließ die neuen Eindrücke auf mich einströmen.“ Ein Lächeln hatte sich auf das Gesicht der Frau geschlichen, ganz so als schwelge sie in Erinnerungen. Neugierig wurde sie von dem jungen Mann beobachtet, welchem schon seit geraumer Zeit zahlreiche Fragen auf der Zunge gebrannt hatten, die er allerdings nicht auszusprechen gewagt hatte, aus Angst er könne die Erzählung der Frau stören. Doch nun war er so aufgeregt wie noch nie zuvor, denn obgleich er sich auch bemühte, alles Gesagte zu begreifen, so verstand er doch nur die Hälfte. „Aber... wenn Sie keine Ohren oder Augen hatten... Wie konnten Sie dann diese Dinge wahrnehmen? Was hatten Sie denn dann für eine Gestalt, wenn nicht diese? Ist das hier... nicht Ihr richtiger Körper?“ Endlich war es heraus. So lange hatte er darüber sinniert und nachgedacht, aber nun, als die Worte endlich im Raum standen, kam er sich lächerlich vor. Doch anstatt ihn auszulachen oder sonstig zu verspotten, sah die Frau den jungen Mann nur einige Zeit nachdenklich an, ehe sie den Kopf von einer Seite auf die andere legte, sodass ihre blonden Haare im Licht der Glühbirne abermals golden schimmerten. „Es ist gut, dass du fragst, denn für mich sind diese Dinge nur allzu selbstverständlich, dass ich leider des öfteren vergesse, dass ihr Sterblichen nichts von all dem wisst. Dieser Körper, den du vor dir siehst, ist nichts weiter als eine leblose Hülle, eine äußere Fassade, die ich mir erschaffen habe, um ohne großes Aufsehen zu erregen auf Erden zu wandeln. Ich hab weder einen Körper, noch ein Geschlecht. Meine Gestalt manifestiert sich in reiner Energie, nichts weiter. Ebenso wie meine Erschaffer Asmodeus und Jehova bestehe ich aus einer einfachen Energiekugel, deren Beschaffenheit zu komplex ist um sie zu erläutern. Außerdem würdest du ihre Zusammensetzungen sowieso nicht verstehen. Jedoch muss ich zugeben, dass jene Energie eine Farbe aufweisen kann, und zwar die eines satten Dunkelrots, dessen Intensität je nach meiner körperlichen Verfassung und der Menge meiner Nahrung variiert. Meine Farbe ist Rot. Die von Jehova ist ein finsteres Blauschwarz und Asmodeus trägt ein silbrig-weißes Gewand, welches jeden Sterblichen auf der Stelle erblinden lassen würde. Des weiteren wurde mir die Fähigkeit verliehen meine Gestalt je nach Verlangen zu verändern, jedoch ist es eine sehr anstrengende und schmerzhafte Prozedur, auf die ich nur in den aller seltensten Fällen zurückgreife. Diesen Körper hier besitze ich nun schon seit annähernd dreihundert Jahren und es hat bisher noch keinen Grund gegeben etwas an meiner Erscheinung zu ändern. Falls es dich interessieren sollte, davor hatte ich die Gestalt einer Katze, eines sehr jungen Mädchens und die eines Greises. Aber auch darauf werde ich später zurückkommen, wenn du gestattest. Ich glaube im Augenblick sprach ich davon, wie ich zum ersten Mal in meiner erbärmlichen Existenz auf eine andere Lebensform außer der meinen traf. Bist du einverstanden?“ Dem jungen Mann blieb nichts anderes übrig als zu nicken, obgleich ihn die Offenbarung seines anscheinend geschlechtslosen Gegenübers doch reichlich mitgenommen hatte. „Nun denn. Wie ich bereits erwähnte, war ich zu schwach um mich rühren zu können, also lag ich einfach nur starr da und horchte auf die Geräusche, die auf mich einströmten. Du musst wissen, dass meine Sinne um ein vielfaches entwickelter sind, als die eines Sterblichen, denn ich hörte jeden noch so leisen Ton winziger Füße so dröhnend laut wie einen heutigen Presslufthammer. Ich bin in der Lage noch so unscheinbare Geräusche aus einer riesigen Masse herauszufiltrieren und auf den Millimeter genau ihre Herkunft anzugeben. Ich konnte das Scharren winziger Füße vernehmen, vier an der Zahl, hörte das leise Schnüffeln einer zwergenhaften Nase und lauschte gebannt auf das Rauschen des Blutes und das gleichmäßige Schlagen eines viel zu kleinen Herzens. Die Geräusche entfernten sich und kamen wieder näher, ehe sie meinem zinnenen Gefängnis so nah waren, dass mir von ihrem Geruch, welchen ich schon Minuten zuvor empfangen hatte, beinahe die Sinne schwanden. Ich verspürte stärkeren Hunger als jemals zuvor, auch wenn ich nicht wusste, dass das, was sich da in meine Nähe verirrt hatte, tatsächlich Nahrung darstellte. Der Deckel meiner metallenen Dose wurde aufgestoßen und zum ersten Mal SAH ich, was ich vor mir hatte. Es war eine Maus, doch kannte ich derartiges Getier damals noch nicht. Es war das hässlichste Geschöpf, was ich jemals gesehen hatte und doch war es dermaßen schön und vollkommen, dass ich es einfach nur betrachten musste. Ich wollte es beobachten, anfassen und spüren, wobei ich gleichzeitig Abscheu dagegen verspürte. Doch letztendlich besiegte mich die Neugier und mit letzter Kraft rappelte ich mich auf um dieses Wesen näher in Augenschein zu nehmen. Zunächst noch aus sicherer Entfernung, dann aber näherte ich mich dem Tier immer weiter, was anscheinend nichts von meiner Anwesenheit bemerkt hatte, oder es interessierte es einfach nicht, da ich wohl nicht als potentielle Gefahr in Frage kam. Immer weiter stahl ich mich heran, bis das graue Fell zum greifen nah war, doch plötzlich geschah etwas, was mich erschreckt einen halben Meter nach hinten springen ließ. Eine rote Flüssigkeit spritze in dem Augenblick, in dem ich das Geschöpf letztendlich doch berührte, nach allen Seiten davon und ein markerschüttertes Quieken zeriss die Stille um mich herum. Meine eigene Energie hatte den winzigen Körper bersten lassen, ohne dass es meine Absicht gewesen war und wie gebannt starrte ich auf die dickflüssige Substanz, die auch mich beinahe gänzlich bedeckte. Instinktiv leckte ich danach und sog das Blut in mich auf, und genau in diesem Moment durchfuhr es mich, wie als wenn ein Blitz eingeschlagen hätte. Es war das berauschendste Gefühl, was ich jemals in meiner ganzen Existenz gespürt habe, als unbändige Kraft meinen Körper durchflutete und jede Faser zumindest zeitweilig mit Leben füllte. Wie in Raserei hetzte ich dem verwundeten Tier nach, was mittlerweile sein Heil in der Flucht gesucht hatte und sich vor Schmerzen wand und krümmte, und entzog ihm mit aller Kraft seinen letzten Lebenswillen, der bei Mäusen und niederem Getier im Allgemeinen nicht besonders ausgereift ist. Das Blut erregte mich und lud meinen Geist statisch auf, während ich immer noch nach mehr lechzte, als ich das Herz des Tieres stakkatoartig und panisch trommeln hörte. Es war wie das Dröhnen einer Pauke, mit dem man eine Bestie wie auf Treibjagden durch die Wälder hetzt, das Geräusch immer weiter beschleunigend, bis es so schnell war, dass es sich zu überschlagen drohte, es vollständig erstarb und der Körper restlos leer liegen blieb. Zum ersten Mal seit meiner Entstehung fühlte ich mich so satt und wohlig wie nie zuvor, wenn auch das frische Blut in meinem Inneren rumorte und wie schäumende Lava zu kochen begann. Ich hatte zu schnell und zu gierig getrunken, mit dem Resultat, dass ich mich geradewegs vor mir wieder erbrach. Der Augenblick des Mystischen und der völligen Zufriedenheit war schlagartig vorbei. Qualvoll schaffte ich es letztendlich mich zurück in mein eisernes Gefäß zu schleppen, in dem ich für die nächsten Tage und auch einige Nächste schlafen sollte. Dies war der erste Mord, den ich begangen hatte und es sollten noch viele, unendlich viele folgen. Das Erlebnis hatte mich gleichzeitig traumatisiert als auch wachgerüttelt, obwohl ich nicht zu sagen vermochte, auf welche Weise die Veränderung zu Stande gekommen war. Ich nehme an, Asmodeus hatte mir die Maus geschickt, als er es nicht mehr länger mit ansehen konnte, wie ich langsam vor mich hinvegetierte und im Begriff war zu verhungern. Doch sicher bin ich mir bis heute nicht. Während meiner ganzen Anfangszeit hat mir nie jemand von den Großen geholfen, immer musste ich selbst meinen Weg finden, ich habe nur ein oder zweimal einen leichten Fingerzeig von ihnen erhalten, deswegen kann es auch gut möglich sein, dass ich durch schiere Willenskraft und Wunschdenken die Maus eigenständig herbeigeholt hatte. Wie gesagt, ich weiß es nicht.“ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+ Dies war dann wohl also auch Kapitel 2 ^^ Ich hoffe, es hat euch gefallen, immerhin ist dieses ein wenig länger als sein Vorgänger (aber ich sagte ja bereits, dass die Länge der Kapitel immer stark variieren wird) und die Frau beginnt endlich ihre Erzählung. Aber kann man ihr Glauben schenken? Und was wird ihre Geschichte noch alles zutage befördern? Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^°) P.S: Kommentare sind wie immer geschätzt und geliebt, ich freue mich über jeden noch so kurzen^^ Und ein kleines Feedback nimmt bei weitem nicht so viel Zeit in Anspruch wie ich für dieses Kapitel investiert habe^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)