A moment of reflection and deceit von Yusuri (Sparrington) ================================================================================ Kapitel 1: Jagende Beute ~ Teil 1 --------------------------------- Vielen lieben Dank an alle Review-Schreiber. Wir beide sind wirklich sehr froh, dass euch der Start der FF gefallen hat und hoffen, ihr bleibt uns treu. *kiss* LG Cat & Itoshii ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~ JAGENDE BEUTE - TEIL 1 ~ Seitdem die Tür dieses wirklich äußerst entzückenden, kleinen Quartiers ins Schloss gefallen war und sich nichts mehr rührte, war schon einige Zeit vergangen. Das heißt, nichts rührte sich mehr, abgesehen von gequälten, schmerzerfüllten Schreien die immer wieder dumpf in die kleine Zelle drangen. Jack saß in einer Ecke, die Beine an sich gezogen, die Augen geschlossen und den Hut tief ins Gesicht gezogen. Eine Hand presste er auf seine Schulter, war diese doch erheblich verletzt worden. So gar nicht britisch, von einem treuen Soldaten der englischen Krone von hinten abgestochen zu werden. dachte der Pirat bitter. Die Erkenntnis, dass er das Gefecht aller Voraussicht nach nicht überleben würde, war weniger mit profundem Entsetzen, denn mit einem Gefühl bitterer Ernüchterung verbunden: dass er auf See sterben würde, war für ihn stets außer Zweifel gestanden, und wenn es just diese Schlacht sein sollte, in der ihn sein Schicksal ereilte, so blieb ihm nichts mehr zu tun, als sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Doch er war am Ende seiner Kräfte, die Schwertstreiche, die er gegen seine unmittelbaren Kontrahenten führte, wurden zusehends unpräziser, ihn schwindelte, nachdem bereits im Anfangsstadium des Gefechts ein Stück des zusammen brechenden Hauptmastes der „HMS Hawk“ ihn an der Stirn getroffen hatte, sein rechtes Bein zu belasten war nach einem Streifschuss am Oberschenkel mit widerwärtigen Schmerzen verbunden, und... ...und Admiral James Norrington schreckte schweißgebadet aus seinem Alptraum hoch, eine jähe Bewegung, die sogleich mit heftigem Pochen hinter seinen Schläfen bestraft wurde. Vorsichtig blinzelte er ins Halbdunkel: Gitterstäbe, der muffige Geruch feuchter Steine und alten Strohs sowie der Umstand, dass er sich in denkbar schlechter Gesellschaft befand, versicherten ihm indes, dass es sich bei seinem Traum eher um Erinnerungen, denn um Fiktion gehandelt hatte. „Guter Gott“, stöhnte er leise, und „Verdammt.“ Das leise, gequälte Fluchen, das von der anderen Seite der Zelle zu Sparrow drang, veranlasste seine Mundwinkel dazu, ein Stück weit nach oben zu rutschen. Als sie vor ein paar Stunden hier her gebracht worden waren, hatte sich Norrington auf dem schmalen Pfad zwischen Besinnungslosigkeit und Tiefschlaf bewegt, hatte er doch relativ viel Blut verloren – was ihm auch Sparrow zugestehen musste, und obwohl es ihm widerstrebte, sich um seinen, wahrscheinlich größten Feind zu kümmern, hatte er dennoch seine Verletzungen versorgt. War doch alles nur eine Frage der Ehre… Drei ebenso beschämende wie vergebliche Versuche sich aufzurichten nahm es in Anspruch, ehe Norrington zu dem Entschluss kam, dass es in seiner gegenwärtigen Situation ohnehin keine große Rolle spielte, ob er nun lag, saß, stand oder umhermarschierte, war sein Universum augenblicklich doch geschrumpft auf eine wenige Schritt lange - und nur unerheblich breitere - Gefängniszelle. „Wieder unter den Lebenden, Commodore?“ fragte der Pirat schließlich, nicht in der Lage, ein kleines bisschen Spott in der Stimme zu verbergen. Unendlich langsam, vorsichtig, wandte Norrington den Kopf, um seinen Mitgefangenen in Augenschein zu nehmen. Soweit im Dämmerlicht des Kerkers zu erkennen, sah Sparrow selbst für seine Verhältnisse äußerst derangiert aus. Großmütig überhörend, dass der Pirat ihn mit der falschen Rangbezeichnung adressierte - dies war wohl kaum der geeignete Zeitpunkt, um eine Debatte über Manieren, Hierarchien und Titel im allgemeinen wie im spezifischen Fall zu beginnen - gelang es ihm immerhin, sich, auf beide Ellbogen gestützt, halb aufzusetzen, wobei er nur mühsam gegen das Gefühl aufsteigender Übelkeit ankämpfen konnte. "Wo sind wir? Haben unsere Gastgeber sich schon blicken lassen?" wollte er wissen, der Umstand, dass seine Stimme kaum mehr war denn ein heiseres Keuchen, betrog die Worte um ihre intendierte Ironie. "Aaaa, Ihr habt die Begrüßungszeremonie verschlafen.“ meinte Jack, als ob ihm die Tatsache, dass James die letzten Stunden in Bewusstlosigkeit verbracht hatte, gerade erst wieder eingefallen war. Ein Hauch von Vergnügtheit war in seiner Stimme zu hören, Vergnügtheit über den gegenwärtigen psychischen Zustand des Admirals Jack schob seinen Hut hoch, um seinen Gegenüber abschätzend zu mustern. „St. Barbara schätze ich mal.“ sagte er dann, ernster als zuvor. Sein Blick fiel auf James´ Bein, dann auf seine Stirn und ein Seufzen folgte daraufhin aus der Kehle des Piraten. Sieht gar nicht gut aus, aber besser als vor ein paar Stunden. Die Tatsache, dass er selbst auch verletzt war - dass durch die Schnittwunde sein Hemd von beiden Seiten blutgetränkt war - ignorierend, zog sich Sparrow auf die Füße und griff nach einer Flasche Wasser, die er Norrington unter die Nase hielt, als er vor ihm in die Hocke gegangen war. Mit einem resignierenden Seufzen nahm Norrington die Flasche entgegen, das Wasser war lauwarm und vermutlich nicht allzu sauber, dennoch besser als der widerliche Geschmack von Blut und Übelkeit. Schwer lehnte er seinen schmerzenden Kopf gegen die feuchte Steinmauer. Im Gegensatz zu dem Piraten fiel es ihm denkbar schwer, auch nur einen erheiternden Aspekt in ihrer aktuellen Lage zu erkennen. Kommentarlos stand Sparrow auf, wankte zu der Tür und lehnte sich an die Wand, auf den halbdunklen Gang starrend. „Das ist gar nicht gut…“ "Hat man verlauten lassen, worum es hier geht?" erkundigte James sich, so gelassen wie er es nur irgendwie zustande brachte. "Lösegeld, vermutlich", beantwortete er seine Frage selbst, versuchte sich in einem dünnen Lächeln. "Bei meinem Glück wird der Governor vermutlich zu der Erkenntnis gelangen, dass der Staatshaushalt etwaige Ausgaben für die Befreiung glückloser Führungsoffiziere nicht trägt und mich meinem Schicksal überlassen“, murmelte er voll Sarkasmus und Bitterkeit - nun, gebühren würde es ihm gewiss, für seine letzte, gigantische strategische Miskalkulation. Wie viele seiner Männer mochten ihr Leben gelassen haben in dieser Schlacht? Die "Hawk" war gewiss verloren... das zweite Schiff, das die Jagd auf diesen gottverfluchten Piraten ihn gekostet hatte. Diesen Piraten, der nur von Glück sprechen konnte, dass James Norrington gegenwärtig über keinerlei Kraftreserven verfügte, die ihm erlaubt hätten, hier in trauter Zweisamkeit seinem alten Erzfeind das Genick zu brechen. Nur kurz drehte Sparrow seinen Kopf zu James, die Augen verdrehend, um ihn dann sofort wieder resignierend an die kalte Wand sinken zu lassen. „Ich glaube kaum, dass es sich hierbei um den gierigen Wunsch nach Geld handelt…“ meinte er schließlich gedehnt, „...eher ein Akt, nun ja, es ist was Persönliches, und doch Geschäftliches.“ Seinen Worten folgte ein Seufzen, begleitet von einen Zusammenkneifen seiner Kohleumrandeten, fast ebenso schwarzen Augen, dessen Grund der Schmerz war. Stille hatte sich über die Zelle gelegt, die Luft angespannt, wenn nicht kurz vorm explodieren. Erst als die Schmerzwelle ein Stück weit erträglicher wurde, blinzelte Jack wieder in das halb-dunkle, drehte sich dann rasch zu seinen Mitgefangenem. Die Erläuterungsversuche des Piraten veranlassten James, voll missbilligender Ungeduld den Kopf zu schütteln - eine weitere nicht sonderlich kluge Geste, überlegte er erschöpft, während er die Zähne fest zusammen gebissen hielt, um sich nicht noch eine weitere Blöße mehr zu geben. "Etwas Persönliches und doch Geschäftliches", wiederholte er die Wendung, derer sich der Pirat bedient hatte. "Darf ich Euch angesichts der misslichen Umstände um den dringenden Gefallen bitten, Euch ansatzweise in sich kohärenter, sinntransportierender Formulierungen zu bedienen, oder wäre dies wohl zuviel der Mühe?" „Wisst Ihr, Norrington, die Franzosen finden es zweifellos…“, Jack verzog sein Gesicht, „…toll, Euch und mich, mich und Euch, nun gefangen zu haben. Ihr seit der Feind, ich bin der Feind, klar soweit?“ Er ging auf den - auf dem provisorischen Schlafplatz liegenden - Offizier zu, runzelte die Stirn, bevor er einmal mehr vor ihm in die Hocke ging, und ihn lange einfach nur ansah. Seine Augen verengten sich, wobei sich kleine Fältchen um diese bildeten. „Ich will euch nicht zu nah treten, Commodore – jedenfalls nicht näher, als ich es schon getan habe – aber wie viel wisst ihr über die Gefängnisse französischer Freibeuter?“ Dass er sich zusehends wieder in der Lage sah, in seinen gewohnten Sarkasmus zurückzufallen, brachte Norrington zu der Überzeugung, dass seine Lebensgeister allmählich wieder erwachten. Vorsichtig betastete er mit zwei Fingern die Wunde über seiner linken Augenbraue, fühlte klebriges, halbgetrocknetes Blut und zog die Hand rasch wieder zurück. Es gab Dinge, über die wollte er momentan noch gar nicht so genau Bescheid wissen. Stattdessen wandte er sich Sparrows Frage zu. "Ich hatte bisher noch nicht die Ehre, eines von innen zu erleben", erwiderte er bissig. "Piratenstützpunkte auf französischem Terrain sind die Probleme der 'grande nation', möchte ich meinen." Seiner geradezu übermenschlichen Selbstbeherrschung war es zu verdanken, dass er sich ein Mir genügt vollauf, was sich an Piratenpack in britische Hoheitsgewässer verirrt verbiss. Jack biss sich auf die Unterlippe, James weiterhin fest mit seinem Blick fixierend, bevor er langsam nach seinem Mantel griff, mit dem er Norrington zuvor bedeckt hatte - ohne, dass diesem es bis jetzt aufgefallen war. Er schmiss sich das Kleidungsstück über die Schultern, rückte es zurecht, verzog aber kurz abermals das Gesicht, als ihn eine neue Welle des Schmerzes auf seine Verletzung aufmerksam machte, auch diesmal ausgelöst, durch die jähe Bewegung. Es schien, als würde sich der Pirat selbst am Riemen reißen, schenkte dem Admiral dann einen tiefen Liedaufschlag, begleitet von einem schwachen Grinsen. "Von Eurer Seite betrachtet, sind dass Eure Gewässer. Zudem seid ihr James Norrington - der große Piratenjäger. Von meiner Seite betrachtet, sind es meine Gewässer. Wenn die Franzosen nun uns beide aus dem Weg räumen, ist die Karibik sozusagen...herrenlos." Ein Seufzen unterdrückend, ließ sich Jack zurück fallen, zog die Beine in einen Schneidersitz, als sich ein Goldzahn-Lächeln auf seine Züge stahl. Zum ersten Mal, seit er in der gottverdammten Zelle, in Jack Sparrows unliebsamer Gesellschaft erwacht war, flackerte etwas Ähnliches wie Amüsement in Norringtons Augen auf. "Geradezu bewundernswert, wie sehr Ihr Eurem Ego verhaftet seid, Sparrow", stellte er trocken fest. "Offiziere der Royal Navy, die ihr Leben der Aufgabe widmen, die Herrschaft über die karibischen Gewässer für Heimat, König und Krone zu sichern, wird es immer geben, ebenso wie Piraten, Schmuggler und Schurken, die ihr möglichstes tun werden, ihnen diese Aufgabe zu erschweren." Er seufzte leise, strich sich behutsam eine blutverkrustete Haarsträhne hinters Ohr, für einen Augenblick erschien ihm die Überlegung, wann genau er seine Perücke verloren hatte, als geradezu absurd essentiell. "Der größere Kontext wird vermutlich bis in alle Zeiten bestehen bleiben", fuhr er zuletzt fort, "Ihr und ich, Sparrow, wir sind nicht mehr als zwei besonders ausgeprägte und hartnäckige Personifikationen besagter Archetypen." Müde blinzelte er in das Halbdunkel. Selbst das Sprechen strengte an, gleichzeitig war die Furcht einem unangebracht frivolen, beinahe an Hysterie grenzenden Gefühl höchster Euphorie gewichen. Blutverlust, überlegte er. Verwundungen pflegten die erstaunlichsten psychischen Reaktionen in ihm hervorzurufen. Die Augen inzwischen geschlossen, lies sich Sparrow nach hinten fallen, wobei er die Beine lässig überkreuzte und abermals die Hand des gesunden Armes auf seine Verletzung presste. Ihm war nicht nach Wortgefechten zu mute, so beteiligte er sich an Norringtons kleinem, hübschen Beitrag über die Aufgabenverteilung der karibischen See, lediglich mit einem resignierendem Seufzen. "Was immer ihr wollt, Schätzchen. Soll mir Recht sein..." murmelte, eher lallte - trotz der völligen Nüchternheit - in sich hinein, als James endlich eine Pause machte. Hätte sich der Pirat nicht hingelegt, wäre ihm spätestens jetzt schwarz vor Augen geworden. James beschäftigte indes gegenwärtig noch ein anderer, wichtigerer Gedanke: "Ihr wisst nicht zufällig, was mit den Überlebenden unter meinen Männern geschehen ist?" fragte er, obgleich er sich nicht sicher war, ob er die Antwort auch hören wollte. "Euer Boot ist gesunken...aber nicht durch mein Zutun. Ich weiß weder, was mit euren Leuten geschehen ist, noch ob es meine Männer überlebt haben, aber wahrscheinlich..." abrupt hielt er inne, sah gedankenverloren durch den Raum. "Diese Bastarde haben die Pearl." "Aber natürlich ist die "Hawk" nicht durch Euer Zutun gesunken" stellte James eisig fest. "Ebenso wenig wie die "Dauntless". Ebenso wenig wie Euch die Schuld gegeben werden kann, dass vor der Isla de Muerta dutzende tapfere Soldaten sterben mussten. Ebenso wenig..." Er hielt inne, fixierte Jack mit kalten grünen Augen. "Das wäre allzu leicht, nicht wahr? Den Feind zur Verantwortung zu ziehen. Nein, die Schuld jeder misslungener Mission trägt allein der jeweilige Kommandant." Mit einem leisen, bitteren Lachen, das nahtlos in eine Serie unterdrückter Flüche überging, kämpfte er sich nun doch auf die Beine: die Tatsache, dass er sich nun wieder in der erfreulichen Lage sah, auf Sparrow herabzublicken, ließ Schmerz und Schwindel und den beschämenden Umstand, dass er sich an einem Vorsprung in der unebenen Kerkermauer festkrallen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als kleines Übel erscheinen. Abrupt öffnete Jack die Augen, blinzelte den Admiral nun aus leicht verwirrten, schwarzen Knopfaugen an, wundernd einerseits, dass er es tatsächlich auf die Beine geschafft hatte, verwundert andererseits, dass er tatsächlich so blöd war, um aufzustehen. "Aye. Der gute, alte Jack ist einmal mehr an allem schuld." Obwohl es ihm schwer viel, setzte er sich wieder auf. "Darf ich euch erinnern, dass es eure 'Missionen' waren - nämlich die, mich an den Galgen zu bringen - die gescheitert sind? Denn was mich betrifft, es war nie meine Absicht, eure Wege zu kreuzen." Nun stahl sich ein verdorbenes Grinsen auf seine Züge und seine Augen schienen sich noch mehr zu verdunkeln - insofern, dass überhaupt noch möglich war. "Aber ich muss gestehen, dass mir unsere 'Bekanntschaft' - wenn ich es so nennen darf - keinesfalls missfällt." Nicht zum ersten Mal sah sich Norrington in seiner Annahme, dass der Irrsinn dieses unausstehlichen Exemplars von Piraten lediglich durch dessen Impertinenz überboten würde, bestätigt: doch wenn Sparrow - der "gute alte Jack", wie dessen Eigenbezeichnung ach so wenig treffend lautete - ihn selbst in der gegebenen misslichen Lage provozieren wollte... nun, er, James, würde gewiss nicht mitspielen. Ein Musterbeispiel an gelangweilter Gleichgültigkeit würde er fortan abgeben, und seine Energie, Konzentration nicht weiter darauf verschwenden, Sparrow moralische, ethische und militärische Grundsätze, sowie möglicherweise nützliche Basisbegriffe wie "Anstand" und "Konversationskultur" zu lehren. "Nun, es freut mich, dass wenigstens Ihr Gefallen an unserer Bekanntschaft gefunden habt", wandte er sich schneidend an den Piraten. "Vielleicht werde ich nicht widerstehen können, Euch diese Äußerung ins Gedächtnis zu rufen, wenn ich veranlasst habe, dass des Henkers Schlinge endlich um Euren gottverdammten Hals liegt." Feindselig starrte er an Jack vorbei, durch die massiven Gitterstäbe der Zelle. "Unter der Prämisse, dass wir beide lebend von hier weg kommen, versteht sich." Wonach es, aus objektiver Sichtweise, um die sich Norrington stets bemühte, kaum aussah: selbst wenn die Franzosen nichts dramatischeres mit ihnen vorhatten, als sie unter derartigen, wenig erbaulichen Konditionen warten zu lassen, bis das Lösegeld eintraf - was Norrington insgeheim stark bezweifelte, ganz abgesehen von der Überlegung, welcher Irrsinnige für die Freilassung eines Piraten zahlen würde - befanden sich Sparrow, ebenso wie er selbst in höchst angeschlagenem Zustand, darüber hinaus war die Zelle bemerkenswert schmutzig und feucht, somit stand die Wahrscheinlichkeit, dass Verletzungen sich entzünden würden, erschreckend hoch. James fröstelte. Wenn es noch etwas gab, das er fürchtete, so war es Krankheit und Siechtum. Zu viele Männer hatte er bereits langsam und qualvoll sterben sehen, dahingerafft von Fieber und Wundbrand, tapfere Männer, die ihr Elend zuletzt reduziert hatte auf wimmernde, gepeinigte Karikaturen ihrer selbst, die um Erlösung bettelten. Nein. Wenn er sterben sollte, dann musste es schnell gehen, selbst wenn er sich wie ein Feigling aus dem Leben stehlen würde. Jacks Blick traf den von James mit einem Hauch von Besorgnis, rutschte tiefer, auf die Schussverletzung des Offiziers. "Es war ein harter Kampf. Es ist nur ein Streifschuss, doch ich habe es trotzdem ausgebrannt, gesäubert - soweit dies möglich war - und verbunden. "Ihr seid ein stetiger Quell neuer Überraschungen", wandte sich James an den Piraten. "Was immer Euch daran gelegen sein mag, gegenwärtig zu meinen Überleben beizutragen - ich danke Euch." Eine Ahnung von Spott klang in seiner Stimme mit, als er hinzufügte: "Der Vollständigkeit halber sollte ich Euch allerdings darauf hinweisen, dass die Verwendung von Halsbinden zur Wundversorgung als despektierlicher Umgang mit der Uniform gewertet werden kann." Nun zwang sich auch Jack zurück auf die Beine, stand auf, während in seinen Augen ein bitter-böses Feuer entfacht wurde. James' Sticheleien, die Sparrow eigentlich immer als sehr ansprechend und konstruktiv empfand, fingen ihn an zu nerven. Eigentlich war immer er der jenige gewesen, der Öl ins Feuer kippte... Doch Jack war sich im Klaren, wo sie sich befanden und das ihnen ein kalter Krieg nun am wenigsten weiter helfen würde. Mit einem schon fast zornigen Blick fixierte er den Offizier, ging dann, als dieser seine nächste verbale Attacke beendet hatte, auf ihn zu. Ohne Rücksicht auf seine, oder gar Norringtons Verletzungen, drückte er diesen zurück, an die feuchte Wand. "Hört mir gut zu, denn ich habe nicht vor, mich zu wiederholen. Im Gegensatz zu euch, bin ich mir durchaus bewusst, in welcher Lage wir uns befinden und ich schwöre euch bei Gott, wenn diese französischen Ratten mit euch fertig sind - und ihr noch leben solltet - werdet ihr einen schnellen Tod herbei sehnen und euch wünschen, damals mit der "Dauntless" untergegangen zu sein. Also tut mir und euch selbst einen Gefallen, setzt euch hin und haltet den Rand. Ist dies nun bei euch angekommen, oder muss ich nachhelfen?" Wütend funkelte er James an, drückte ihn nochmals an die Wand, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und ließ dann von ihm ab. Norrington war gerade Zeuge eines äußerst seltenen Schauspiels geworden: Jack Sparrow, kurz davor, die Fassung zu verlieren, die Selbstbeherrschung beiseite geschoben und nur einen Schritt vor der völligen Verzweiflung entfernt. Der Pirat wandte sich ab, die gegenüber liegende Wand ansteuernd. Kurz darauf, traf seine Faust besagtes Teil des - wahrscheinlich sehr komplexen - Gebäudes. "Verdammt!" zischte er, lehnte dann seinen Kopf auf seine Hand, atmete tief durch. "Nicht gut, nicht gut, verdammt. Denk nach..." Es dauerte eine Weile, bis sich Jack wieder halbwegs gefangen hatte, doch behielt er die, an der Wand lehnende Position bei, als er plötzlich, erschreckend ruhig, seine Worte wieder an James richtete. "Ruht euch aus, ihr werdet die Kraft brauchen." tbc Alle, die ein Kommentar hinterlassen, werden benachrichtigt, sobald ein neues Kapitel online gestellt wird^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)