Poltergeist
Mehr Zucker, geradezu fabelhafte Redundanz und so flache Gewässer, dass man nonstop Gefahr läuft, auf einer Sandbank - oder Zuckerbank? - aufzulaufen.
All das bekommt ihr von mir zu Ostern liebe Freunde!
Ich grüße all die neu hinzugestoßenen Kommischreiber, alle alten Bekannten und natürlich die Favolistler, die sich noch immer im Dunkeln halten.
Ich geb die Hoffnung nicht auf, auch von euch irgendwann mal was zu lesen, ich bin da stur.
Wünsche allen Lesern frohe Ostern und schreibe derweil munter weiter - geht gut so mit Zuckerflash! *debiles Grinsen*
moko-chan
„Dean!“
Sam warf die Beifahrertür des Impala mit tausendfach erprobter Routine hinter sich ins Schloss und beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie Dean in die Hocke ging, um Hannah aufzufangen, die über die Auffahrt auf ihn zugeflitzt kam.
Die Umarmung zwischen den Beiden war so innig, dass er beinahe eifersüchtig wurde und Sean, der lässigen Schrittes seiner Schwester folgte, entsprechend finster anblickte.
Sean ließ sich davon allerdings weder entmutigen noch zur Umkehr bewegen, er streckte Sam lächelnd die Hand entgegen und schüttelte sie freundlich.
„Ihr seid später dran, als erwartet. Die letzte halbe Stunde war sie unausstehlich…“, verkündete er mit einem Seitenblick auf seine Schwester und Dean, der sich soeben mit Hannah auf seinen Armen erhoben hatte und sich jetzt zu Sam und Sean gesellte.
„War ich gar nicht!“, empörte Hannah sich entschieden und ging dann wieder dazu über, Dean zu knuddeln, „Ich hab mich einfach nur so gefreut…“
Sean rollte vielsagend mit den Augen und bat Sam und Dean dann ins Haus.
„Ihr kommt gerade rechtzeitig…“, verkündete Sean, nachdem er die Haustür hinter ihnen geschlossen hatte, „Wir diskutieren gerade darüber, ob es sowas wie Poltergeister tatsächlich gibt…“
Sam und Dean wurden ins Wohnzimmer abgeführt, wo auf einem von zwei überdimensionalen roten Sofas Jane und William bei Kaffee und Kuchen saßen, sich bei ihrem Anblick allerdings erhoben und sie so herzlich begrüßten, dass Sam ganz elend wurde vor Schuldgefühlen, dass er sich auf diesen Besuch nicht angemessen gefreut hatte.
„Also, gibt es Poltergeister? Gibt es die?“, erkundigte Hannah sich ungeduldig bei Dean, noch bevor der ihre Eltern fertig begrüßt hatte und er fixierte seine grünen Augen auf ihre – Sam kam der Gedanke, dass theoretisch das Universum implodieren müsse, so unglaublich ähnlich, wie sich diese zwei Paar Augen samt sie umkränzender unendlich langer Wimpern sahen – und nickte: „Gibt es! Und so gut wie alles Andere, was einem den Appetit verderben könnte, auch…“
Sam erwartete kurz, eine Geldübergabe zwischen Jane und William bezeugen zu müssen, aber augenscheinlich hatten sie über diese Frage keine Wette abgeschlossen.
„Setzt euch doch!“, forderte Jane sie stattdessen freundlich auf und verschwand dann in die Küche, um noch zwei Gedecke Tassen und Teller zu holen.
Dean nahm prompt in einem zu den Sofas passenden, unglaublich bequemen, roten Sessel Platz, ließ Hannah geduldig auf seinen Schoß klettern und wurde von ihr daraufhin derart emsig mit Keksen versorgt, dass er zunächst gar nicht dazu kam, sich innerlich darüber aufzuregen, so dumm gewesen zu sein, sich in einen Sessel zu setzten, so dass Sam nun mit Sean auf dem zweiten Sofa saß und nicht unbedingt glücklich über diesen Umstand wirkte.
„Hast du mir ein Geschenk mitgebracht?“, lenkte Hannah ihn neugierig von diesen düsteren Überlegungen ab und er machte ein geheimnisvolles Gesicht: „Verrat ich nicht!“
Hannah grinste beseelt und Williams sanfter Einwand, dass sie doch ohnehin erst am folgenden Tag Geburtstag habe, verpuffte ungehört.
„Um noch mal auf den Poltergeist zurück zu kommen…“, Jane reichte Dean eine Tasse Kaffe, nachdem sie zuvor bereits Sam mit einer versorgt hatte und ließ sich zurück aufs Sofa sinken, „Was machen die denn so? Ich meine: Wie machen sie sich bemerkbar?“
Dean überließ es Sam, die Tischgesellschaft an ihrem überbordenden Wissen über diese Thematik teilhaben zu lassen und nahm einen weiteren Schokoladenkeks von Hannah entgegen.
Er fühlte sich schon jetzt entschieden zu wohl im Kreise dieser Familie und nahm sich vor, dass der nächste Besuch ruhig mal von ihm und Sam ausgehen konnte – selbst wenn Sam noch immer nicht allzu gut auf Sean zu sprechen war und er auch diesem Besuch nicht unbedingt vorfreudig entgegen geblickt hatte.
Nachdem Sam seinen detaillierten Bericht über Poltergeister und ihre zahlreichen Risiken und Nebenwirkungen abgeschlossen hatte und er endlich dazu gekommen war, ein paar Schlucke von seinem mit reichlich Milch verdünnten Kaffee zu trinken – Sam schämte sich erneut, sich nicht mehr auf die Lawlesses gefreut zu haben, Jane hatte sich doch tatsächlich gemerkt, wie er seinen Kaffee am liebsten mochte – setzte William sie darüber in Kenntnis, dass ihnen vor kurzem der Verdacht gekommen sei, das Haus einer befreundeten Familie könnte von einem Poltergeist bespukt werden.
„… Und nachdem, was Sam erzählt hat, glaube ich, dass wir tatsächlich Recht haben…“, stellte William abschließend fest und blickte dann von Sam zu Dean und wieder zu Sam, „Würdet ihr so gut sein, euch das mal anzusehen?“
Sam tauschte einen kurzen Blick mit Dean, dann nickten sie synchron, bevor sie ebenso synchron mit einem „Klar!“ einwilligten.
„Aha, ich hab’s ja gleich gesagt: Schweinkram!“
Dean blinzelte ein wenig perplex, als er und Sam mit exakt diesen Worten im Haushalt der Aitschmakers begrüßt wurden und erst, als die junge Dame, die ihnen die Tür aufgemacht hatte, ihm forsch die Hand entgegen streckte und sich mit „Ich bin Regina, freut mich!“ vorgestellt hatte, fiel bei ihm der Groschen.
„DU bist Rina!“
Sie wirkte ein wenig verblüfft über diesen Ausruf, nickte aber und reichte dann Sam die Hand, bevor sie ihn und Dean ins Wohnzimmer führte.
„Die Altvorderen sind im Urlaub und meine Schwester und ich hüten ihnen so lange das Haus…“, erklärte sie flüchtig ihre Anwesenheit in ihrem Elternhaus und schrie dann die Treppe hoch nach besagter Schwester: „Kinka! Sie sind da!“
Die derart herbei Geschriene schwebte flugs die Treppe hinab, reichte Dean und Sam lächelnd die Hand und Dean nahm sich vor, seine Lieblingscousine für die schändliche Verschleierung der Tatsachen, die sie sich bei ihrem vorletzten Telefongespräch geleistet hatte, böse zu rügen.
So wie die nämlich von ihren lieben „Freundinnen“ gesprochen hatte, war Dean überzeugt gewesen, dass es sich bei ihnen um etwa sechsjährige – zweifellos bezaubernde – kleine Mädchen handeln musste.
In Wirklichkeit waren Kinka und Rina allerdings weder minderjährig noch klein, sie waren sogar verdammt groß – er hätte sie als Prachtweiber bezeichnet, wäre er nicht mit Sam zusammen gewesen – und nur unwesentlich kleiner als er selbst.
„Jane und William haben euch also von unserem kleinen Problem erzählt?“, erkundigte sich Kinka – Katharina, wie sie sich vorgestellt hatte – nun mit leicht zur Seite geneigtem Kopf und Sam nickte ihr zustimmend zu und hielt einen kleinen schwarzen Beutel in die Höhe: „Und das hier wird es hoffentlich lösen.“
„Ein Sack?“, Regina verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zweifelnd drein, „Und was ist da drin? Knochen, Graberde… oder vielleicht ein wenig Blut in Flaschen?“
Kinka reagierte auf diesen geballten Zynismus mit einem vorwurfsvollen Schnauben: „Jetzt sei nicht immer so! Wenn William und Jane sagen, dass die Zwei uns helfen können, dann können sie das auch!“
Der kritische Ausdruck auf Reginas Gesicht vertiefte sich wenn möglich noch, dann ließ sie ihren Blick prüfend zwischen Dean und Sam hin und her schweifen.
„Na, wenn du meinst… Ich glaub ja noch immer nicht an diese gewagte Theorie mit dem Poltergeist und das Einzige, über das ich mir bei diesen Beiden sicher bin, ist der Schweinkram…“
Diese Aussage entlockte Katharina ein Grinsen, bevor sie Sam bat, näher zu erläutern, was es mit dem famosen Beutel auf sich habe.
Sam der beschlossen hatte, sich nicht zu fragen, was dieses ständige Gerede von „Schweinkram“ zu bedeuten hatte, erklärte ihr, dass sich in seinem famosen Beutel vier weitere befanden, die, mit Kräutern und ein paar Geheimzutaten gefüllt und in allen vier Windrichtungen im Haus in die Wände eingearbeitet, den Poltergeist dazu bringen sollten, sich eine neue Bleibe im Jenseits zu suchen.
„Und wo bringen wir eure Zauberbeutel jetzt am besten unter?“, ließ sich erneut Reginas spöttische Stimme vernehmen, was Dean dazu veranlasste, seine Augenbraue noch ein wenig steiler als sonst in die Höhe zu ziehen.
„Im Keller…“, erwiderte er ein wenig herablassend, nachdem er einen zufriedenstellenden Augenbrauenschwung erreicht hatte und wandte sich dann Kinka zu: „Wo geht’s nach unten?“
„Hier lang…“, wies ihm Rina überraschend hilfsbereit die Richtung, führte ihn in die Küche, wo sich der Zugang zum Keller befand und knipste auch gleich noch das Licht an, das ihm und Sam die nach unten führende Treppe beleuchtete.
Als sie sich jedoch anschickte, voran zu gehen, nahm Dean sie an der Schulter und hielt sie sanft aber unerbittlich fest.
„Das sollten Sam und ich lieber allein machen – Poltergeister halten von unserer Art der Umzugshilfe nicht allzu viel…“
Regina warf einen Blick auf die Hand auf ihrer Schulter, dann sah sie Dean in die Augen und nickte schließlich: „Ganz wie du meinst…“
Sie zog sich zu ihrer Schwester an den Küchentisch zurück, beobachtete, wie Sam hinter Dean die Kellertreppe hinab stieg und seufzte dann aus tiefster Seele.
„Warum müssen die Gutaussehenden immer schwul sein? Was für ein Verlust…“
„Ich behaupte nach wie vor, dass die sich einfach nur sehr gern haben.“, erwiderte Kinka grinsend und setzte Wasser auf, um Sam und Dean nach ihrer erfolgreichen Poltergeistaustreibung mit Tee und Keksen bewirten zu können, „Und lass das nicht Schluffi hören, dass du die Beiden fesch findest – Mr. Ames hat es nicht so gerne, wenn seine Verlobte anderen Männern nachgeifert!“
Rina ignorierte ihren mahnend erhobenen Zeigefinger, machte eine wegwerfende Handbewegung und zuckte zusammen, als ein leichtes Beben durchs ganze Haus ging und das Geschirr in den Küchenschränken klirrte.
„Was zum Teufel machen die da unten!“, erboste sie sich und warf einen anklagenden Blick auf die Tür zum Keller, „Selbst unser angeblicher Poltergeist hat nie so einen Aufruhr verursacht!“
„Nein, er hat bloß Socken verschwinden lassen, die Katze im Kühlschrank eingesperrt, unseren Herrn Vater fast vom Garderobenspiegel erschlagen lassen und die liebe Mutter in der Badewanne zu ertränken versucht…“, gab Kinka zynisch zurück und Rina wies sie grummelnd an, doch keine solche Haarspalterei zu betreiben.
„Zumindest hat er das Geschirr ganz gelassen…“, fügte sie hinzu und strich sich mit einer flüchtigen Geste das Haar aus dem Gesicht, „Und warum kochst du den Beiden eigentlich Tee – die sehen mir nicht aus, als wüssten sie das zu schätzen.“
Kinka zuckte erst mit den Schultern und dann zusammen, als ein etwas heftigeres Beben als zuvor das Haus erschütterte und ein wenig Putz von der Decke rieselte – mitten in ihre Teekanne.
„Na ganz toll…“, stellte sie mir leicht gerunzelter Stirn fest, nahm die Kanne hoch, um sie auszuspülen und warf sie beinahe von sich, als ein ohrenbetäubendes „DEAN!“ aus dem Keller an ihre Ohren drang.
„Ok, das reicht!“, stellte sie mit einiger Schärfe in der Stimme fest, stellte die Teekanne zurück, ging zum Kellereingang, riss die Tür auf und prallte zurück, als sie mit Sam konfrontiert wurde, der sich Deans Arm um die Schultern gelegt hatte und ihn nun mit einer Führsorge, die kaum zu überbieten war, zum Küchentisch führte und ihn auf den nächstbesten Stuhl setzte.
„Ich habe gesagt, er hat sich leicht verletzt – davon, dass die gesammelte Familie hier anrücken muss, war nie die Rede!“
Regina schnaubte ein ganz klein wenig genervt, als in ihrem Windschatten nicht nur Jane und William sondern auch noch Hannah und Sean die Küche betraten, die allesamt ein wenig überstürzt auf ihren rein informativ gedachten Anruf über Deans kleinen Fauxpas reagiert und sich trotz der späten Stunde noch zu diesem Überfall aufgemacht hatten und tauschte einen kurzen aber aussagekräftigen Blick mit ihrer Schwester, die soeben Sam bei der Versorgung von Deans Schürfwunden assistierte.
Der ungnädige Poltergeist hatte den Armen nämlich in einer Kamikaze-Aktion erst noch an die nächste Wand schleudern müssen, bevor er unfreiwillig das Feld geräumt hatte.
Jane musterte ihren Neffen, der sich zur Wundversorgung oben rum freigemacht hatte, mit offener Bestürzung, als sie die feinen Narben sah, die sich fast über seinen gesamten Oberkörper zogen und musste sich setzen.
„Ich hab nicht geahnt, dass das so gefährlich ist – mit Großvater Jack wirkte es so einfach!“, murmelte sie bedrückt und als sie Dean leicht das Gesicht verziehen sah, weil das Jod, mit dem Katharina soeben die verletzte Haut an seinem Rücken behandelte, unangenehm brannte, schluckte sie nervös.
„So einfach ist es für gewöhnlich eher nicht…“, erwiderte Sam mit vorgetäuschtem Gleichmut und ignorierte den leisen Schmerz, der noch immer von den Narben ausstrahlte, die die vergifteten Pfeile der Orks hinterlassen hatten.
„Kommt er wieder in Ordnung?“, erkundigte William sich besorgt und Dean wandte den Kopf und sah ihn amüsiert an: „Ich bin durchaus noch ansprechbar – und der kleine Kratzer ist nicht weiter der Rede wert!“
William lächelte ihn geringfügig erleichtert an, aber seine Stirn blieb gerunzelt, bis Katharina ihm eine Tasse frisch gebrühten Tee in die Hand drückte.
„Geht’s dir auch wirklich gut?“, hakte Sean für seine versammelte Familie nach und bekam ebenfalls eine Tasse Tee von Kinka und einen genervten Blick von Dean.
„Ja doch, verdammt!“
„Nicht fluchen!“, war Hannahs emphatische Reaktion, dann machte sie sich daran, die von Sam und Kinka soeben abgeschlossene Wundversorgung zu inspizieren.
„Tut es sehr weh?“, fragte sie besorgt und beobachtete mir gerunzelten Brauen, wie Dean ein wenig umständlich in sein angefetztes Shirt schlüpfte.
„Ein wenig…“, gab Dean zu – was er wohl nur tat, weil es Hannah war, die ihn gefragt hatte und sie der einzige Mensch auf der Welt war, dem er bedingungslos die Wahrheit erzählte – und die richtete ihre großen Augen auf Sam und-
„Warum hast du nicht besser auf ihn aufgepasst?“
Schickte ihn mit nur einem Satz auf die Bretter.
Sam blinzelte, blinzelte noch mal, wurde noch immer aus großen grünen Augen vorwurfsvoll angestarrt, blinzelte erneut und dann hatte Dean ein Einsehen und nahm Hannah auf den Schoß.
„Er hat auf mich aufgepasst Hannah – das macht er immer. Er kann nichts dafür, dass mir was passiert ist.“
Hannah legte skeptisch den Kopf schief, sah erneut Sam an, der sich schon lange nicht mehr so… groß, dumm und als unfreiwilliges Zentrum der Aufmerksamkeit gefühlt hatte und als sie ihn anlächelte und nickte, wollte er sie plötzlich knuddeln und wuddeln und verstand Deans Beziehung zu ihr besser als je zuvor.