Untreu
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*does the amazing-commentators-chachacha*
Leute, jetzt mal im Ernst: Ich liiiebe euch! *großzügig Küsschen verteil*
Ich bin begeistert, wie viele Schwarzleser sich inzwischen geoutet haben - nur immer weiter so, und seid bloß nicht schüchtern!
Jetzt geht das hier also mal wieder weiter und ich bin so langsam ehrlich entsetzt, dass das überhaupt kein Ende nimmt.
Was hab ich mir nur gedacht? Wie soll ich jemals zu einem für alle Parteien befriedigenden Schluss kommen?
Schrecklich sowas.
Naja ... los geht's und viel Vergnügen allerseits!
moko-chan
Sam schloss leise die Tür zu ihrem Motelzimmer hinter sich und drehte sich dann zum Bett um, auf dem Dean ganz offenbar schon vor einiger Zeit eingeschlafen war.
Er verdrehte die Augen, als er die Kuchenkrümel erblickte, die Dean um sich herum verstreut hatte, und wollte lieber nicht wissen, wie viel Kuchen man benötigte, um eine solch gleichmäßig bestreute Bettdecke zu erhalten.
Viel interessanter wäre, zu erfahren, wie Dean bei dem ganzen Zucker, der nun zweifellos durch seine Adern strömte, hatte einschlafen können.
Sam fuhr sich mit der Hand durchs nun ein wenig kürzere Haar, setzte sich zu Dean aufs Bett und klappte seinen Laptop auf.
Die Recherche im Friseursalon hatte nicht wirklich was ergeben – mal abgesehen von der Telefonnummer der hübschen Rothaarigen, die sich ihm als Sharon vorgestellt hatte, und der er nicht wirklich hatte begreiflich machen können, dass er ihre Telefonnummer nicht wollte, nachdem er ihre Frage, ob er eine Freundin habe, mit Nein beantwortet hatte.
Schon doof, dass er noch immer zu feige war, offen zu der Beziehung mit Dean zu stehen.
„Nmpf …“
Dean gab ein hingebungsvolles Grunzen von sich, drehte sich von der einen auf die andere Seite und fing an, leise zu schnarchen.
Sam rief die Seite der Lokalzeitung auf und erschrak über die Schlagzeile für die nächste Ausgabe, die sich genüsslich über ein Familiendrama ausließ, das sich vor wenigen Stunden nur wenige Straßen von ihrem Motel entfernt ereignet hatte.
Offenbar war der Ehemann – Vater von drei Kindern – nach Hause gekommen und hatte seine Frau im Bett mit dem Milchmann – ja, dem Milchmann – vorgefunden, war durchgedreht und hatte sowohl seine Ehefrau als auch den unglücklichen Milchmann umgebracht, bevor er sich selbst das Leben genommen hatte.
Zurück ließ er seine drei Kinder im Alter von vier bis acht Jahren.
Sam schloss die Augen und atmete einmal tief durch.
Warum taten Menschen so etwas?
Wozu diese sinnlose Gewalt?
Es wäre so viel einfacher gewesen, böse Mächte dafür verantwortlich machen zu können.
Sam versuchte, sich einzig und allein auf Deans Präsenz zu konzentrieren, und das tat er auch, bis das dumpfe Klopfen in seinen Eingeweiden nachgelassen hatte, und er sich wieder ein wenig besser fühlte.
Er atmete erneut tief durch, schlug die Augen wieder auf und starrte blicklos an die gegenüberliegende Wand.
Warum wurde er das Gefühl nicht los, dass in dieser Stadt etwas nicht stimmte?
Sam zuckte leicht zusammen, als Dean hinter ihm mit einem nachdrücklichen Schmatzen erwachte und legte den Laptop beiseite.
Er musste mit Dean darüber reden – sofort.
Als sich jedoch zwei starke Arme um seine Mitte schlangen und ihn in eine feste Umarmung zogen, musste er seine Selbstbeherrschung schon arg strapazieren, damit aus ‚sofort’ nicht ‚das hat Zeit bis … wir fertig sind’ wurde.
„Dean“, versuchte er es sanft, nahm Deans Hände in seine und hielt sie fest, aber Dean war offenbar nicht in der Stimmung für subtile Hinweise – er entzog ihm seine Hände und schob sie vorn unter sein Shirt.
Sam seufzte leise.
„Dean … bitte …“
Er griff nach Deans Handgelenken und hielt nun diese fest, und Dean fing an, ihm den Bauch zu kraulen.
Sam kamen die armen, dank des unglücklichen Milchmannes nun elternlosen, Kinder in den Sinn und er zog wütend die Stirn kraus.
„Jetzt hör endlich auf!“
Sam spürte Dean hinter sich zusammen zucken, dann zog dieser seine Hände unter Sams Shirt heraus und rutschte zu ihm an die Bettkante.
„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? … Und was ist mit deinen Haaren passiert?“
Das Runzeln auf Sams Stirn vertiefte sich, und Sam deutete stumm auf seinen Laptop.
„Lies.“
Dean tat, wie ihm geheißen, runzelte ebenfalls die Stirn und blickte Sam dann fragend an.
„Ja na und?“
Sam konnte es nicht fassen.
„Ja na und?! Diese Menschen sind tot, Dean! Wie kann dir das so egal sein?!“
Dean stand vom Bett auf und streckte sich, dann drehte er sich zu Sam um und sah ihm in die Augen.
„Sowas fällt nicht in unseren Zuständigkeitsbereich, Sammy. Wenn diese Leute nicht treu sein können, dann ist das nicht unser Problem.“
Die Bar war klein, schummrig beleuchtet und für einen Donnerstagabend verdammt gut besucht.
Dean hatte seinen Blick auf die Bierflasche fixiert, die vor ihm auf dem Tisch stand, um nicht Sam ansehen zu müssen, der ihm gegenübersaß und in stummer Feindseligkeit sein eigenes Bier trank.
Gut möglich, dass er sich ein wenig unsensibel ausgedrückt hatte – etwas, das Dean nie laut eingestehen würde – aber das war doch noch lange kein Grund, dass Sammy ihn so kühl behandeln musste.
Was konnte er denn dafür, wenn die Leute in diesem Kaff keine anständigen Moralvorstellungen hatten?
Und wieso erwartete Sam ausgerechnet von ihm, dass er sich über sowas aufregte?
Dean griff nach seiner Bierflasche, setzte sie an die Lippen und leerte die ohnehin nur noch halbvolle Flasche in einem Zug.
Die Kellnerin kam so schnell an ihren Tisch, als habe sie nur auf diesen glorreichen Moment gewartet und ihn aus einer dunklen Ecke beobachtet, fragte ihn mit einem aufreizenden Lächeln, ob sie ihm noch etwas bringen könne, und Dean bestellte sich noch ein Bier.
Er bemerkte nicht einmal, wie er ihr Lächeln erwiderte.
Sam ihm gegenüber bemerkte es jedoch sehr wohl, trank ebenfalls sein Bier aus und bestellte sich auch ein neues.
Irgendwie fühlte er sich nicht gut.
Die Stimmung zwischen ihm und Dean war kühl bis eisig – wofür er sich selbst die Schuld gab – und war auf dem besten Weg, arktische Ausmaße anzunehmen.
Wenn Dean wenigstens in Betracht ziehen würde, dass sie möglicherweise einen Job in diesem Ort zu erledigen hatten – Sam konnte noch immer nicht verstehen, wie Dean so stur darauf beharren konnte, dass sie die Angelegenheit nichts anging.
Sam hob den Kopf, als Dean aufstand und in Richtung der Toiletten verschwand, und verkniff sich ein Seufzen.
Allein die Tatsache, dass Dean ihn nicht einmal im Scherz gefragt hatte, ob er mitkommen wollte, zeigte nur zu deutlich, dass er extrem miese Laune hatte.
Irgendwie lief heute alles schief.
„Oh, hi – Sam, richtig?“
Sam drehte verwundert den Kopf nach links, als er angesprochen wurde, und erkannte die hübsche Rothaarige – Sharon – aus dem Friseursalon.
Er lächelte höflich, und sie lud ihn auf einen Drink an die Bar ein.
Sam warf einen kurzen Blick auf die Tür zu den Toiletten am anderen Ende des Raumes, dann nickte er und stand auf.
Vielleicht konnte Sharon ihm ja etwas über die Ehebrüche in der Stadt erzählen, das ihm weiter helfen würde.
Als Dean vom Klo zurück kam und Sam an der Bar ins Gespräch mit einer äußerst scharfen Dame vertieft vorfand, wusste er zunächst nicht, welchem Gefühl in seiner Brust er mehr Aufmerksamkeit schenken sollte – der heftigen, aber unnötigen Eifersucht, oder dem total unangebrachten Stolz darüber, dass Sam mit ner heißen Rothaarigen flirtete, die ganz offensichtlich total auf ihn abfuhr.
Dean fand sich damit ab, dass dieser Abend scheiße war, nahm sein Bier von der Kellnerin entgegen, die ihn erneut erfolglos anflirtete, und machte sich an dessen Vernichtung – die des Biers.
Wenn er den Abend schon ohne sexy Sammy an seiner Seite verbringen musste, wollte er sich wenigstens gepflegt die Kante geben.
Geraume Zeit später stützte Dean den Kopf auf die rechte Hand und seufzte aus tiefster Seele.
Wie lange wollte Sam sich denn noch dem hemmungslosen Flirt mit dieser rothaarigen Hexe hingeben?
Dean zählte die Bierflaschen vor sich auf dem Tisch, um sich vom treulosen Verhalten seines Bettgefährten abzulenken, kam auf 11, zählte erneut, kam auf 13 und beschloss, dass er langsam genug hatte.
Tatsächlich standen übrigens 15 Flaschen auf dem Tisch.
Ein kurzer Blick zur Bar informierte Dean darüber, dass Sam verschwunden war, und er entschied, noch so lange sitzen zu bleiben, bis Sammy vom Klo zurück war, ihn dann einzusacken, zurück zum Motel zu schleifen und … mit ihm zu kuscheln.
Zu mehr war er heute Nacht sowieso nicht in der Lage.
Als Dean nach etwa fünf Minuten erneut einen Blick in Richtung Bar riskierte, war Sam allerdings noch immer nicht vom Klo zurück, und von der blöden Rothaarigen war auch weit und breit nichts zu sehen.
Dean ignorierte das mulmige Gefühl in seiner Magengegend, stand auf, wankte an die Bar und erkundigte sich nach dem Verbleib seines riesenhaften Kumpans, während er seine Rechnung beglich.
Die frustrierte Kellnerin, die den ganzen Abend lang erfolglos versucht hatte, mit ihm zu flirten, warf ihm einen kurzen Blick zu und zog die Augenbraue hoch.
„Dein Bruder? Der ist vor ner Viertelstunde mit Sharon weg.“
Es dauerte ein Weilchen, bis diese Nachricht zu Deans Alkohol umwölktem Verstand vorgedrungen war, und dann starrte er die Kellnerin ungläubig an.
„Wie bitte?“
„Ja, ich hab auch nicht gedacht, dass sie ihn noch rumkriegt, so wie er sich am Anfang angestellt hat“, erwiderte sie schulterzuckend und den Ernst der Lage einfach mal nicht erfassend, „aber als sie ihn gefragt hat, ob er mit zu ihr will, hat er tatsächlich ja gesagt – und gut für sie, so einen hätt ich auch gern zum dran Knabbern …“
Der Subtext dieser Aussage – Subtext? – Die Aussage dieser Aussage zog komplett an Dean vorbei, und er konnte sich gerade noch beherrschen, sie nicht zu packen und zu schütteln.
„Wo wohnt diese Kuh?!“
„Sharon? Zwei Straßen von hier – im Greenway … Warum?“
Sie sollte nie eine Antwort auf diese dümmliche Frage erhalten.
Dean war aus der Tür gestürmt … getorkelt, bevor sie noch wusste, wie ihr geschehen war, und draußen vor der Bar musste er erstmal einen Moment inne halten und seine Sinne sortieren.
Scheiß Bier.
Dean ging noch einmal zurück in die Bar, erkundigte sich bei der verdutzten Barfrau, wo genau der Greenway sei und welche Nummer die blöde Sharon bewohnte, und machte sich dann so schnell wie möglich auf den Weg dorthin.
Was war denn auf einmal in Sam gefahren, dass er sich einfach so abschleppen ließ?
Kannte der denn gar keine Hemmungen mehr, was die Recherche in diesem nicht existenten Fall betraf?
Dean vergrub die Hände in den Hosentaschen und stapfte konzentriert die Straße entlang, immer darauf bedacht, möglichst linear vorzugehen.
Vielleicht wäre es doch besser gewesen, nicht ganz so viel Bier zu trinken.
Es fing wieder an zu regnen, Dean zog die Schultern hoch und nahm sich vor, Sam eine zu knallen, wenn er ihn gefunden hatte.
Konnte doch nicht angehen, dass der einfach mit nem Mädel mitging, nur weil das ihm vermutlich Informationen versprochen hatte – so naiv konnte doch selbst Sam nicht sein, dass er auf sowas herein fiel.
Dean erreichte den Greenway, fand die richtige Hausnummer und wollte klingeln, hielt jedoch inne – die Hand nur einen Zentimeter vom Klingelknopf entfernt – als er Stimmen aus dem Innern des Hauses vernahm.
„Hätten wir deinem Bruder nicht Bescheid sagen sollen?“
Oho, die blöde Rothaarige war netter, als er gedacht hatte.
Dean zog seine Hand zurück und ging um das Haus herum in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
„Vergiss meinen Bruder …“
Dean blieb stehen, als nun Sams Stimme ertönte, und wollte seinen Ohren nicht trauen.
Ihn vergessen?
Er starrte durch die dünnen Vorhänge, die nur unzulänglich verbargen, was sich im Inneren des Hauses abspielte und wollte seinen Augen noch viel weniger trauen als zuvor seinen Ohren.
Was zur Hölle machte Sam da?