Comfortable Collision von Nihilnisi ================================================================================ Kapitel 2: Halte mich! ---------------------- Ehe Akira sich versah, hatte der Schulgong bereits zum vorerst letzten Mal geschlagen. Massenweise Schüler liefen freudig aus ihren Klassenräumen, jubelten, umarmten und verabschiedeten sich herzlich, wünschten sich gegenseitig schöne Ferien und einen guten Rutsch ins neue Jahr und entschwanden in verschiedene Richtungen. Nur Akira war wieder einmal alleine. Niemand ging mit ihm zusammen zur Haltestelle, niemand war da, mit dem er sich während der Busfahrt unterhalten konnte, niemand begleitete ihn auf den Weg zu seinem Haus. Geistesabwesend zückte er den Hausschlüssel, trat ein und ging ohne Umschweife in sein Zimmer. Seine Eltern waren noch nicht von der Arbeit zurück, das machte ihm aber nichts aus, im Gegenteil. Er war froh, für einige Stunden alleine sein zu können, und über das nachzudenken, was diesen Morgen passiert war. Gedankenverloren ließ er sich in sein frisch gemachtes Federbett sinken, kuschelte sich an sein Kopfkissen und begann, über seine Gefühle nachzudenken. „Wäre es möglich…“, überlegte er, „vielleicht empfinde ich ja… nein, das geht nicht. Wir kennen uns doch erst seit heute Morgen, da kann so etwas nicht… und wenn doch… nein… aber… ahrg!“ Es machte ihn fast wahnsinnig, dass er seine Gefühle und Gedanken nicht kontrollieren konnte. Sein Kopf schien förmlich zu rauchen, er war überhaupt nicht in der Lage, klar zu Denken. „Ich glaub, ich geh mal besser was an die frische Luft…“, entschied er und begab sich langsam zum in der Nähe gelegenen Spielplatz. Wären es wirklich Schmetterlinge im Bauch, es wären abertausende von Raupen gewesen, die sich von innen durch sein Fleisch fraßen, denn Akira hatte keine Gewissheit, ob er wirklich so für Kondo empfand. Mit brummendem Schädel und dem Gefühl, als hätte er gerade einen Massenmord begangen, ließ er sich auf einer morschen Bank unter einer Trauerweide auf dem Spielplatz nieder und starrte sinnlos Löcher in die kalte Luft. Sein Atem, ein dichter Nebel, legte sich wie ein Schleier um sein Gesicht. „Warum… was… was soll das eigentlich? Ich hab keinen Bock, mich so fühlen!“, fuhr es ihm durch den Kopf, „ich will jetzt endlich mal wissen, warum ich das hier durchmachen muss!“ „So ein Mist aber auch!“, brach es aus ihm heraus. „Nana, was hat das denn für einen Beweggrund, so zu fluchen?“, fragte eine ihm bekannte Stimme plötzlich hinter ihm. Akira drehte sich schlagartig um, um zu sehen, wer dort war: Es war Kondo. Kaum hatte er ihn erblickt, machte sein Gesicht jeder Tomate wieder ärgste Konkurrenz. „AH… Kondo-san… was… ach ja, sie wohnen ja hier… sorry…“, sagte Akira und wurde zum Satzende hin immer leiser. „Warum so schüchtern?“, wollte Kondo wissen, „Heute Morgen warst du doch noch so aufgeschlossen und voller Energie… was ist los mit dir?“ Willst du nicht mal darüber reden?“ „Doch, schon...“, meinte Akira darauf, „es ist einfach… ach, Kondo-san, irgendwas stimmt mit mir nicht. Ich weiß zwar nicht, was, aber auf jeden Fall nichts Gutes.“ Für einen Moment herrschte pure Stille, wie auf einem Friedhof, dann seufzte Kondo und schlug Akira vor: „Weißt du was? Wir gehen jetzt einfach mal zu mir nach Hause, trinken zusammen Glühwein, und dann kommst du schon auf andere Gedanken.“ Akira wurde mulmig zumute, er hatte bisher noch nie Alkohol getrunken, obwohl er bereits volljährig war. Er wusste, dass man davon nicht zu viel trinken sollte. „Ähm… okay, Kondo-san“, antwortete er zögerlich. „Gut, dann komm“, sagte Kondo, erfreut über Akiras Entscheidung, und nahm ihn an die Hand, woraufhin Akira sich vertraut an ihn schmiegte. Es war ihm egal, dass er Kondo noch nicht so lange kannte, er brauchte nun einfach eine Stütze, die ihn aufrecht hielt. Sie verließen den Spielplatz, machten sich auf den Weg und Akira spürte, wie die Wärme Kondos langsam aber sicher in jeden Winkel seines fast unterkühlten Körpers überging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)