Der alte Teddybär von sweet-kirara ================================================================================ Kapitel 1: Der alte Teddybär ---------------------------- Vor einigen Jahren war ich in London gewesen und hatte dort die Bekanntschaft mit einer älteren Dame gemacht. Sie erzählte mir die Geschichte von Amy und ihrem Stoffbären, welchen sie Teddy genannt hatte. Teddy begleitete Amy schon seit ihrer Geburt. Immer, wenn sie ein Problem hatte, hatte sie es ihm erzählt. War sie traurig, so tröstete er sie. So ging es schon seit 21 Jahren und immer hatte er ihr geholfen. An diesem Abend war Amy wieder einmal traurig. Nichts lief so, wie sie es sich gern gewünscht hätte. Arbeit hatte sie keine und auch in der Liebe stand alles Kopf. Zudem war ihre Katze Lucky vor wenigen Tagen von einem Auto überfahren worden. Soviel Unglück auf einmal. Sie fragte sich, ob ihr wohl jemals wieder etwas Erfreuliches widerfahren würde. Sie war verzweifelt und hoffte, bei ihrem Teddy Trost zu finden. Sie weinte sich all ihr Leid von der Seele. Dabei fiel eine ihrer Tränen auf Teddys großes, braunes Auge. Bunte Lichtstrahlen durchfluteten den Raum, der vorher nur spärlich von einigen wenigen Kerzen erleuchtet worden war. Kurz darauf stand ein junger Mann vor Amy, die mit verquollenen Augen auf ihrem Bett saß. Er war groß, hatte dunkles Haar und sanfte Augen, so dass sich Amy nicht zu erschrecken brauchte, sondern ihn nur verwundert ansah. Der junge Mann setzte sich zu ihr auf die Bettkante und nahm ihre Hand in die seinigen, um sie zu trösten. Mit einer angenehmen, Ruhe ausstrahlenden Stimme begann er, zu erzählen. Als er ein kleiner Junge war, war der Teddy sein liebstes Spielzeug gewesen. Er hatte ihn überall mithin genommen. Als er aber starb, ging seine Seele auf den Teddy über. Dies sei nun 100 Jahre her und er wäre damals etwa in Amys Alter gewesen. Deshalb machte es ihn auch sehr glücklich, dass Amy als junge Frau noch immer ihren Teddy bei sich habe. Als Teddy hatte der junge Mann schon viele traurige Kinder getröstet, indem er ihnen wunderschöne Träume gebracht hatte. Nun sei Amy an der Reihe, Trost zu bekommen. Er strich ihr übers Haar und zwinkerte ihr noch einmal lieb zu. Als Amy am nächsten Morgen aufwachte, kam ihr dies alles wie ein schöner Traum vor. In ihrem Zimmer war alles gleich geblieben, nichts hatte sich verändert. Nur ihr Teddy zeigte nun ein glückliches Lächeln statt der alten geraden Mundnaht. Einige Zeit später ging sie gutgelaunt in den Park um zu spazieren. Ihre Umgebung schien gleich viel wohlwollender zu sein. Die Menschen, die ihr begegneten, lächelten ihr feundlich zu, die Männer schenkten ihr mehr Aufmerksamkeit. Einer unter ihnen kam ihr bekannt vor, doch sie wusste nicht genau, woher. Erst, als er ihr zuzwinkerte, erkannte sie in seinen Augen die des Teddybären. Vor Entzücken musste sie in sich hinein lachen, wobei ihr Blick auf einen Zettel am Boden fiel. Sie hob ihn auf und besah ihn sich genau. Darauf stand eine Zahlenkombination – vielleicht eine Telefonnummer? – und etwas Handgeschriebenes, was vielleicht „Kanzlei“ heißen mochte. Zu Hause rief sie die Nummer an. Es meldete sich eine helle Frauenstimme, welche Amy, nachdem sich diese vorgestellt hatte, fragte, ob sie wegen der ausgeschriebenen Stelle anrief. Hier sah Amy nun einen Wink des Schicksals, aus ihrer Arbeitslosigkeit herauszukommen. Natürlich sagte sie zu, nannte alle für die Bewerbung erforderlichen Daten und bekam bald darauf die Zusage. Gleich am ersten Arbeitstag bekam sie ihren eigenen Schreibtisch sowie eine Person zugewiesen, an welche sie sich bei eventuellen Problemen wenden könne. Als sie von diesem Angebot Gebrauch machen wollte, stellte sich ihr ein junger Mann vor. Es war der Mann mit den Teddy-Augen, den sie im Park gesehen hatte. Nach einigen Wochen der Eingewöhnung in der Kanzlei trafen sich die jungen Leute nicht mehr nur während der Arbeitszeit, wenn es Probleme zu lösen gab, sondern sie verabredeten sich auch für einen Kaffee danach. Als die Dame aus London ihre Erzählung beendet hatte, zeigte sie mir noch das Foto eines hübschen, jungen Mannes, das auf ihrem Nachttischchen stand. Einen lächelnden, braunäugigen Teddybären in den Händen haltend, legte sich ein Hauch von Seligkeit auf ihr Gesicht. In mir stieg ein warmes Gefühl auf. Es war das Gefühl der inneren Gewissheit: Alles im Leben ist vorherbestimmt, wir müssen nur darauf vertrauen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)