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Crystal Eyes

von

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Mit unheimlichen Kopfschmerzen öffnete Adam langsam die Augen. Müde schaute er sich in seinem Zimmer um... Moment, in seinem Zimmer? Erschrocken schnellte er auf und betrachtete seine Umgebung etwas genauer, um dann festzustellen, dass er sich gründlich geirrt hatte. Selbst im schlimmsten Fieberwahn hätte er diesen Raum eigentlich unmöglich mit seinem eigenen Zimmer verwechseln können. Er setzte sich etwas bequemer hin und musterte seine Umgebung genauer. Auch wenn sein Kopf brummte und er nur einen schwammigen Blick hatte, konnte er doch recht genau erkennen, wo er sich befand. Er lag in einem breiten Doppelbett, einer regelrechten Spielwiese mit Bettwäsche aus schwarzem Samt mit einem bordeauxfarbenen Nadeldruck. Der ganze Boden wurde von einem sandfarbenen, weichen Teppich bedeckt, passend zu der eine Nuance helleren Wand. An einer Seite befand sich eine breite Fensterfront, durch die das Zimmer in das rotorangene Licht der untergehenden Sonne getaucht wurde. Sie zauberte einen sanften Glanz auf die Mahagonimöbel, die an der gegenüberliegenden Wand standen. Ein Kleiderschrank, dessen Vorderseite komplett aus Spiegeln bestand, und eine kleine Kommode, und in einer Ecke lud eine breite bordeauxfarbene Rundcouch zum Schlafen und Kuscheln ein. Rechts und links neben dem Bett standen zwei Nachttische, auf denen sich mehrere Bilderrahmen, ein Weinglas und, zu Adams kompletter Verwunderung, ein kleiner, rosa Stoffhase befanden.
 

Mit gerunzelter Stirn streckte Adam seine Finger nach einem Bilderrahmen, als es ihn plötzlich fröstelte. Überrascht erstarrte er, schaute an sich runter und bewegte etwas unsicher die Beine. Das Einzige, was er an seinem Körper spürte, war die Decke. Einige Augenblicke blieb er noch in der starren Position, so als ob er eingefroren wäre, bevor er aufgebracht aufsprang, die Augen vor Wut blitzend, die schönen Lippen zu einem schmalen Strich zusammen gepresst. Und gleich darauf brach er auch fast schon zusammen. Er war schwächer als gedacht. Und auch kränker als gedacht. Adam ballte eine Hand zur Faust. Aber das gab diesem arroganten, notgeilen Bastard noch lange nicht das Recht, ihm auszuziehen. Wütend raffte er sich auf, schlang das Laken um seinen Körper, da nirgendwo Klamotten zum Anziehen zu sehen waren, und stapfte aus dem Zimmer. Leicht schnaubend sah er sich um.
 

Das Schlafzimmer befand sich am Ende eines geschmackvoll eingerichteten Flurs. Ein weicher, dunkelbrauner Teppich erstreckte sich zu Adams Füßen, und an der in einem Terracoottaton gehaltenen Wand hingen kunstvolle Gemälde. Adam warf nur kurz einen Blick drauf, ohne die Motive richtig wahrzunehmen. Die Inneneinrichtung der Villa konnte er sich ansehen, sobald einige andere Sachen mit dem Hausherrn geklärt waren.
 

Er lief langsam den Flur entlang und hörte schließlich von weiter unten eine tiefe Stimme. Die Lippen noch etwas fester zusammenpressend folgte er ihr und landete vor der Küche. Langsam schob er die Tür auf und blinzelte rein. Leon stand seitlich zu ihm gegen den Tisch gelehnt und telefonierte leise.
 

Adam musterte ihn einen Augenblick. Ein paar Strähnen hatten sich aus seinem Zopf gelöst und fielen ihm frech ins Gesicht. Seine Ärmel waren aufgekrempelt und neben ihm befand sich eine Schale mit Wasser, daneben lag ein Tuch.
 

Plötzlich sah er auf, obwohl Adam nicht das geringste Geräusch gemacht hatte. Er lächelte, sagte noch was ins Handy und legte es dann beiseite.
 

„Wie ich sehe, bist du aufgewacht. Wie geht es dir?"
 

Mit leicht zusammengekniffenen Augen fixierte Adam seinen Gastgeber und sah anschuldigend an sich runter.
 

„Ich wache in einem fremden Zimmer auf, hab' mordsmäßige Kopfschmerzen und muss dann noch zu allem Übel erfahren, dass ich NACKT bin. Kannst du mir das mal bitte erklären?“
 

Bei den Worten, die er leise, aber heftig hervor gestoßen hatte, war er zu Leon gestapft und sah ihm jetzt vorwurfsvoll ins Gesicht. Er kam sich zwar leicht dämlich vor, weil er einerseits kleiner war als dieser, andererseits nur ein Laken um sich gehüllt hatte und das nicht unbedingt einen beeindruckenden Anblick abgab, aber trotzdem wollte er seine Wut nicht so einfach verrauchen lassen.
 

Sein Gegenüber lachte ihn aber auch dementsprechend an.
 

„Ganz ruhig, kleiner Kampftiger. Ich wollte nicht unbedingt, dass du mir meine Klamotten voll schwitzt, und deine sind immer noch nicht trocken. Also hab ich dich ausgezogen.“
 

„Ah, ja, klar... hast du keine alten Klamotten oder was? Hättest du mich nicht vorher fragen können? Ich steh nicht sonderlich drauf, von irgendwelchen fremden, alten Säcken angeglotzt zu werden!“
 

Wütend raffte er sein Laken noch enger zusammen und starrte Leon starr an, während dieser nur eine Augenbraue hochzog und sich ein weiteres Lachen verkneifen musste.
 

„Mach mal halblang, Tigerchen. Erstens bin ich grad mal 23, wenn schon, dann also ein junger Sack, zweitens warst du ohnmächtig, also hätte ich auf meine Frage wohl kaum ne Antwort erhalten, und drittens weiß ich ja nicht, was du von mir denkst, aber ich geil mich nicht an irgendwelchen Jungs auf, die wehrlos in meinen Armen liegen.“
 

„Ach nein, tust du nicht? Zutrauen würde ich es dir ja, nachdem du auch irgendwelche wehrlosen Jungs mitten in der Nacht als potentielle Vergewaltigungsopfer titulierst.“
 

Leons zweite Augenbraue folge der ersten. Er legte seine Fingerspitzen auf Adams nackte Schultern und schob ihn ein wenig nach hinten, um ihn besser in die Augen sehen zu können. Sie funkelten wie Kristalle, halb aus Wut und halb wegen des Fiebers, und nur die langen Wimpern warfen einen Schatten auf sie. Leon grinste sanft und er legte einen Finger auf Adams Lippen, während die andere Hand ihn wieder zu sich zog. Er beugte seinen Kopf zu seinem Ohr und flüsterte leise mit einer durchdringend rauen Stimme:

„Glaubst du wirklich, ein kleiner, unerotischer und kindischer Junge wie du könnte irgendeinen Reiz auf mich ausüben?“
 

Klein? Unerotisch? Kindisch? Adams Augen weiteten sich leicht. Kindisch? Er atmete einmal tief durch. UNEROTISCH??? Mit einem tiefen Knurren stieß er sich von Leon weg.
 

„Du elender Bastard, hast du nichts besseres zu tun als mich mit dieser... mich zu beleidigen? Du alter, geiler Sack, du. Du hast mich doch als Vergewaltigungsopfer tituliert. Und jetzt bin ich dir nicht mehr erotisch genug? Unerotisch? Alles, was du mal nackt gesehen hast, verliert seinen Reiz, oder was? Bietet ja nichts mehr, ist ja langweilig. Ich bin dir wohl nicht geil genug, oder wie? Arschloch! Ich brauch für dich nicht erotisch sein. Niemand hat verlangt, dass du mich fickst. Und ICH schon gar nicht.“
 

Mit hochrotem Kopf drehte er sich auf der Ferse um und wollte hocherhobenen Hauptes davon stolzieren, doch leider hatte er nicht mit dem Laken gerechnet. Ein Zipfel verfing sich zwischen seinen Füßen und er glitt ziemlich ungalant auf dem glatten Satin aus. Reflexartig griff er nach hinten, erwischte dabei aber nur Leons Hemd und riss ihn dadurch mit zu Boden. Dieser schlang jedoch ohne Nachzudenken seine Arme um den Körper des Jungen und drückte ihn schützend an sich.
 

Adam keuchte leise. Er senkte die Augenlider, um seinen sich drehenden Kopf zu beruhigen, und lehnte sich nach hinten. An seinem Ohr hörte er das warme Keuchen Leons, der seine Arme immer noch um seinen Oberkörper geschlungen hatte. Mit einer fahrigen Handbewegung wollte er sie abstreifen, überlegte es sich dann aber anderes und ließ die Hand einfach auf Leons Oberschenkel sinken. Ein angenehmer, herber Geruch stieg ihm in die Nase. Derselbe, den er schon auf dem Bett wahrgenommen hatte. Leons Duft. Er sank noch etwas mehr zusammen und genoss die Wärme, die der Körper hinter ihm ausstrahlte. Er drehte seinen Kopf ein wenig zur Seite, so dass Leons Atem über seine Stirn strich. So schön warm. So... schön...
 

Leon unterdrückte einen Schmerzenslaut. Bei dem Sturz hatte er einen Ellbogen an der Tischkante angeschlagen, und jetzt pochte es dort heftigst. Von dem Schreck, der ihn durchfahren hatte, als er Adam stürzen sah, ganz zu schweigen. Er schloss die Augen, um sich wieder zu fassen, und öffnete sie erst wieder, als er eine Hand auf seinem Oberschenkel spürte. Etwas überrascht hob er eine Augenbraue. Obwohl Adam ihn gerade ziemlich wütend beschimpft hatte, schien es ihm in seinen Armen gefallen, jedenfalls danach zu urteilen, wie er es sich dort bequem gemacht hatte. Und danach zu urteilen, wie er seinen Kopf zu ihm drehte. Fasziniert betrachtete er das gerötete Gesicht, die halbgeschlossenen Augen, die langen, schwarzen Wimpern, den leicht geöffneten Mund. Perfekt. Schmerzlich perfekt. Mit einem nachdenklichen, gierigen Blick lehnte er seine Wange gegen Adams fieberheiße Stirn, zog ihn noch enger an sich und verzog seine Lippen zu einem leichten Grinsen. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und entspannte sich, öffnete sie jedoch gleich wieder und tippte mit den Fingerspitzen auf Adams nackten Bauch.
 

„Ich weiß ja, dass es gemütlich ist, auf mir zu liegen, aber der Boden hier ist etwas kalt, und ich wage zu behaupten, dass es dir nicht unbedingt gut tut.“
 

Er quittierte Adams unerfreutes Stöhnen mit einem Lächeln und drückte ihn nach vorne, so dass sich dieser genötigt sah, aufzustehen, wenn er nicht wie eine leblose Puppe weiter dort sitzen wollte. Mit zittrigen Bewegungen raffte Adam das Laken und versuchte auf die Beine zu kommen. Er schwankte wie ein Fahnenmast im Sturm. Leon rappelte sich auf, packte seinen Gast um die Hüfte und bot ihm dadurch die nötige Stütze.
 

„Was hältst du davon, wenn du dich wieder hinlegst und dich ausschläfst? Ich rufe deine Eltern an und sag ihnen Bescheid, sie sollen dich morgen früh abholen und dich in der Schule entschuldigen. Na, ist das ein Angebot?“
 

Adam krallte seine Finger in Leons Hemd, um nicht mit den Beinen wieder einzuknicken, und nickte langsam. Leon musterte ihn belustigt. Der Kleine hätte wohl auch zugestimmt, wenn er ihm vorgeschlagen hätte, ihn in ein Mafiosobordell zu verkaufen. Er bezweifelte, dass auch nur ein Wort von dem, was er gesagt hatte, zu ihm vorgedrungen war. Nun ja, da er ja keinen unsittlichen Vorschlaf gemacht hatte, zuckte er nur leicht mit den Schultern und half seinem kranken Gast, wieder nach oben ins Zimmer zu kommen. Es war keine leichte Sache, da das Fieber Adam jetzt komplett übermannt hatte und er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
 

Leon seufzte.
 

„Uhm... bevor du mich schlägst, weil ich es ungefragt mache, wie wär’s, ich nehm dich auf die Arme? Das würde es uns beiden leichter machen.“
 

„Vergiss es, ich bin doch kein Weib!“
 

Es überraschte ihn milde, wie viel Empörung der Kleine noch in seinen Blick legen konnte, während die Stimme eher einem heiseren, absterbenden Flüstern glich. Er packte ihn noch etwas fester, seufzte noch einmal tief, und kam schließlich in seinem Zimmer an. Mit vorsichtigen Bewegungen, als ob es sich um eine Porzellanfigur handeln würde, legte er Adam auf sein Bett und deckte ihn fest zu.
 

Sanft strich Leon Adam ein paar Strähnen aus der Stirn.
 

„Ich brauch die Nummer deiner Eltern.“, meinte er leise, um den fast schon wieder schlafenden Jungen nicht zu stören. Dieser nuschelte nur etwas von wegen „Handy“, „Schultasche“ und „Mom“, und eine Sekunde später schlief er auch wieder tief und fest. Leon blieb noch einen Augenblick an seinem Bett sitzen und lächelte. Dann gab er sich einen Ruck und verließ mit einem Blick aus dem Fenster das Zimmer. Es war bereits spät, die Eltern würden sich wohl Sorgen machen. Er sollte schnellst möglich anrufen. Für einen Moment blieb er an der Tür stehen und betrachtete seinen schlafenden Gast. Mit einem liebevollen, siegessicheren Blick lehnte er seine Stirn gegen den Türrahmen.
 

„Wie der Schmetterling im Netz der Spinne.“ Er lächelte. „Jetzt gehörst du mir.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ReinaDoreen
2007-12-21T13:40:38+00:00 21.12.2007 14:40
Adam ist schon ganz schön erschrocken als er in dem fremden Zimmer und dann noch nackt aufgwacht ist. Sehr wütende macht er Leon klar, was er darüber denkt, doch der wirdt ihm da ein paar Dinge an den Kopf, die Adam noch mehr aufregen, denn unerotisch will er doch wohl auf keinen Fall sein und in Leons Armen ist es doch gar nicht so verkehrt.
Reni


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