Vampires von abgemeldet (Wenn der Mond scheint) ================================================================================ Prolog: -------- Kalter Regen vermischte sich mit ihren Tränen. Schluchzer und das Prasseln des Regens verschmolzen miteinander. Ein langer Menschenzug bahnte sich den Weg über den Friedhof. Langsam wanderten sie hinter dem Kirschholzsarg hinterher. Am Ende dieses Zuges ging in einiger Entfernung einen einzelne Person. Sie war unerwünscht und doch bildete sie das Schlusslicht. Sie blieb stehen denn sie waren am Ziel angekommen. Ein Kreis bildete sich um ein tiefes Loch im Boden. Es bestand kein Zweifel daran, dass dies das Grab, die letzte Ruhestätte des Toten sein würde. Mit einer Furcht einflößenden Ruhe ließen die Sargträger den Sarg in das Grab hinab. Eine Frage stellte sich die Person, die in der hintersten Reihe der Trauernden stand. Was würde ich alles für Unsterblichkeit tun? Sie wusste es nicht und doch ließ sie diese Frage nicht mehr los. Sie lauschte den Worten des Priesters, fand jedoch keinen Sinn in ihnen. Sie würde den Toten nicht vermissen. Nicht eine Sekunde. Dafür hatte er ihr das Leben zu sehr zur Hölle gemacht. Ein gellender Schrei ließ sie zusammenfahren. Weitere folgten. In einer plötzlichen Panik rannten die Trauernden in alle Richtungen. Sie wurde hin- und hergeschubst und landete schließlich auf den Knien. „Hier ist noch jemand!“, Finger schlossen sich fest um ihren Oberarm und rissen sie auf die Füße. Schmerz durchfuhr ihren Körper. Schwindel ergriff sie. Mit geschlossenen Augen wurde sie zum Grab gezogen. „Los! Mach die Augen auf!“, die Stimme die den Befehl aussprach sorgte dafür das ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Doch sie öffnete die Augen, wenn auch vorsichtig. Sie blickte einen Mann von einer geschätzten Größe von einsachtzig ins Gesicht. Sein Blick war grimmig und seine Augen schauten ihr hart entgegen. Eine Narbe zog sich vom rechten Auge über das ganze Gesicht und verlor sich im Kragen seiner schwarzen Lederjacke. „Das ist ja mal ein hübscher Fang“, meinte er nun und beugte sich zu ihr vor. Mit einem abschätzenden Blick begutachtete er sie von allen Seiten. „Eigentlich viel zu schön zum Sterben aber was muss, dass muss“, mit einer Hand an ihrem Hals und einer auf ihrer Schulter biss er in ihren Hals. Der Schmerz, den der Biss verursachte ließ sie aufschreien. Es war ein spitzer gellender Schrei, der alle Umstehenden zusammenzucken ließ. Doch nach und nach wurden ihre Schreie leiser und zum Schluss kam kein Ton mehr über ihre kalkweißen Lippen. „Wunderbar!“, er ließ sie los und sie sank vor ihm auf den Boden. Genüsslich leckte er sich mit der Zunge über die blutroten Lippen. „Los! Lasst uns zurückkehren!“, mit einem letzten Blick auf das leblose Mädchen drehte er sich um und verschwand mit seiner Truppe in die bereits beginnende Dämmerung. Kapitel 1: ----------- Bin ich tot? Nein, ich kann nicht tot sein. Dafür schmerzt es zu sehr. Aber wenn ich nicht tot bin, was bin ich dann? Und wo bin ich? Es ist so kalt hier. Eiskalt. Ich muss schreien. Laut. Sehr laut. Ein kehliger Laut kam aus ihrem Mund als sie ihn öffnete. Sie versuchte es noch mal. Diesmal funktionierte es. Ein lauter Schrei entsprang ihrer trockenen Kehle. Sie wartete ein paar Minuten, dann schrie sie noch einmal. Diesmal lauter. Erneut wartete sie auf eine Reaktion. Ein dumpfes Geräusch bei ihren Füßen ließ sie hoffen. Ein weiterer Hilferuf erklang aus ihrer Kehle. Und genau in diesem Moment wurde es an ihren Füßen hell. Der Geruch, der ihr entgegen stieg ließ sie den Atem anhalten. Es roch klar nach Krankenhaus. Aber wieso lag sie in so einem kleinen und eiskalten Raum? Sie konnte sich diese Frage nicht beantworten. Noch nicht. „Mein Gott! Sie lebt noch! Aber das ist unmöglich. Ich hab sie doch bereits obduziert. Sie kann also nicht mehr am Leben sein“, die Stimme klang verwundert und auch verängstigt. Ja, Angst hatte sie auch. Das Knirschen von Metall auf Metall ließ sie zusammenzucken. Langsam glitt sie in einen helleren Raum hinein. Das Licht blendete sie und sie kniff die Augen zusammen. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das grelle Licht und erst jetzt konnte sie erkennen wo sie war. Sie befand sich in der Pathologie eines Krankenhauses! Ein kalter Schauer durchlief sie. Wie konnte es sein das sie in einem Krankenhaus war und dazu noch in der Pathologie? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur dass sie schleunigst zu verschwinden hatte. Den Mann in Weiß ignorierend sprang sie von der Bahre auf der sie lag und rannte zur nächsten Tür. Mit Schwung öffnete sie die Tür und rannte. Wohin war ihr momentan egal. Nur weg. Sie öffnete eine Tür und befand sich draußen. Es war mitten in der Nacht. Ein Auto. Sie brauchte ein Auto. Schnell. Direkt vor dem Ausgang lag der Parkplatz. Sie lief die Reihen ab und rüttelte an jedem Auto an dem sie vorbei kam. Endlich. Ein bemitleidenswerter Idiot hatte sein Auto offen gelassen. Schnell sprang sie hinter das Steuer und schloss kurzerhand das Auto kurz. Mit quietschenden Reifen raste sie von dem Parkplatz. Kapitel 2: ----------- „Sie ist aufgewacht.“ „Wer ist aufgewacht?“ „Das Mädchen das du gebissen hast. Sie ist soeben aufgewacht.“ „Das Mädchen von der Beerdigung? Das kann nicht sein. Sie ist nicht so stark das sie unser Gift überlebt haben könnte. Sie war ganz blass und viel zu dünn.“ „Du weißt, dass es nicht darauf ankommt was wir sehen. Wer weiß was sie bisher durchgemacht hat.“ „Ich weiß nicht.“ „Hol sie bevor der Hunger kommt. Es wird sie töten wenn sie nicht bald isst.“ „Ja, Herr.“ Sie legte den Kopf auf das Lenkrad. In was war sie da nur geraten? Sie wusste es nicht. Wollte es eigentlich auch nicht wissen. Das Rauschen des Meeres war zu hören und auch das Geräusch von Schiffen auf dem Meer war zu hören. Der Hafen. Einsam und in schummeriges Licht gehüllt. Sie öffnete die Fahrertür und stieg aus. Kein Ort für eine Frau. Man roch förmlich den Gestank nach Menschen. Toten und bösen Menschen. Ein Schütteln durchfuhr ihren Körper. Doch es war keine Angst die sie dazu veranlasste. Sie hatte eher das Gefühl beobachtet zu werden. Vorsichtig drehte sie sich um und schaute dem Beobachter in die Augen. Sie zuckte zusammen als sie das Gesicht wieder erkannte. „Wie ich sehe erkennst du mich wieder. Das sollte mich ja eigentlich freuen, oder?“ „Wer bist du? Und was willst du von mir?“, sie tat einen Schritt nach hinten. „Was ich will?“, er hockte auf einer Holzkiste und beobachtet sie genau. Es war eher ein Mustern als ein Beobachten und sie fühlte sich merklich unwohl dabei, „das ist eine gute Frage, die ich dir gern beantworten will. Also wo soll ich anfangen?“ „Am Besten bei der Beerdigung.“ Er nickte und sprang von der Kiste auf der er saß herunter. Lässig lehnte er sich an den Wagen. Sie wich in sichere Entfernung zurück. „Angst?“, fragte er mit einem Grinsen im Gesicht. „Vielleicht“, meinte sie um Lässigkeit bemüht. Er lachte auf. Es war ein angenehmes Lachen. Tief und kehlig. Es jagte ihr einen Schauer über den Rücken. „Nun gut. Schluss mit lustig. Also... die Beerdigung. Normalerweise greifen wir keine Menschen an wenn sie in Massen vorhanden sind. Aber diesmal war es so als ob etwas uns gerufen hat...“ „Wieso greift ihr Menschen eigentlich überhaupt an? Was seid ihr eigentlich?“, unterbrach sie ihn. Ihre natürliche Neugier war geweckt. „Ich und meine Familie gehören der fast ausgestorbenen Art der Vampire an. Du nun auch.“ „Vampire? Mach dich nicht lächerlich über mich.“ „Du glaubst mir also nicht, mmh? Dann muss ich dir das eben beweisen“, mit einem Satz stand er dicht vor ihr. Erschrocken wollte sie zurückweichen doch er hielt sie am Arm fest. Sein Lächeln, das er ihr zeigte, entblößte zwei weiße Reiszähne. „Na, kleine Lady, glaubst du mir jetzt?“ „Muss ich wohl“, sie hatte sich erschrocken bei dem Anblick. Nur langsam konnte sie sich vorstellen was man ihr gerade erklärt hatte. Sie ein Vampir? Das erschien ihr unglaublich. Vampire waren ein Mythos. Nichts als eine Einbildung. Aber wie konnte sie es sonst erklären? Seine Zähne sahen nicht so aus als ob sie mal eben angeklebt worden sind. Es würde auch ihr Erwachen in diesem kalten Gefängnis erklären. „Es reicht mir noch nicht. Ich brauch mehr.“ „Du brauchst mehr? Gut. Dann bekommst du eben mehr. Folge mir und du wirst sehen das ich die Wahrheit sage.“ Er drehte sich um und lief die Straße herunter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)