Die Rose des Lichts von Maruya ================================================================================ Kapitel 15: Die Seelenrose -------------------------- „Na komm schon her, ich will dir doch nichts Böses tun!“ versicherte Manabu und lief hinter Antares her, der sich weiterhin weigerte, den Engelsmann an sich heranzulassen. Immer wieder war er diesem davon gesprungen oder war sonst wie den Fängen seines Verfolgers entgangen. Kumiko saß auf ihrem Stuhl am Tisch mit etwas Schauerwasser zu trinken und verfolgte dieses etwas merkwürdige Fangspiel. Ein breites Grinsen zierte ihren Mund. Das sah einfach zu komisch aus. Außerdem genoss sie es nur dazusitzen und zuzuschauen, wie so viel Treiben um sie herum war. Sie konnte einfach nur den Bewegungen folgen und sich etwas treiben lassen. Draußen war inzwischen Nacht eingekehrt und das Zimmer wurde durch Lampen erhellt. Die Glimmler zogen langsam und bedächtig ihre Kreise darin. Niemals hatte sie Geschwister gehabt, aber so in der Art musste es wohl sein? Dieses Toben, dieser Lärm, der ihr bewusst machte, dass sie nicht allein war. Irgendwie angenehm und beruhigend, auch wenn es alles andere als leise war. In gerade diesem Moment benahmen die beiden sich wie Kinder. Konnte ein Panther sich überhaupt wie ein Kind benehmen? Scheinbar schon. Sie schmunzelte über diesen verrückten Gedanken. Wieder startete Manabu einen Versuch Antares zu fassen zu bekommen. Diesmal hatte er ihn schon fast geschnappt, doch der schwarze Panther lies sich so viel Nähe des Engels nicht gefallen, fauchte laut und widerspenstig. Er holte aus und schlug nach seinem Angreifer. Das Tier sah sehr gereizt aus und der Engelsmann war scheinbar etwas überrascht von dieser Überreaktion, so dass er dem Angriff nur knapp ausweichen konnte. Geschockt hatte die Engelsfrau das alles verfolgt. Als sie den plötzlichen Umschwung von Spaß zu Ernst realisierte, sprank sie auf und hielt Antares fest. Nach seinem Zustand zu urteilen, war das vorher, was für sie so unbeschwert und fröhlich ausgesehen hatte, für ihn nie ein Spiel oder Spaß gewesen. „Was ist nur in dich gefahren, Antares?! Was soll das denn?“ fragte sie die Raubkatze unnötigerweise vorwurfsvoll. In ihren Armen war der Panther wieder ruhiger geworden. Er schaute den Engelsmann dennoch nicht freundlich gesinnt an. Sie schaute zu Manabu hinüber. Völlig unbeteiligt stand der Engel dort und beobachtete den Panther. Seine Wange wies einen kleinen Kratzer auf, er blutete zwar nicht, aber die Haut hatte sich dort leicht rot gefärbt. Dabei hatte Antares ihn nicht einmal berührt. „Alles in Ordnung, Manabu-san? Tut es weh? Hat er dich verletzt?“ fragte sie sofort besorgt und eilte an die Seite des Engelsmannes. Dieser nahm erst seinen Blick von Antares, als die Blondine neben ihm stand. „Was? Nein, es tut nicht weh, kein bisschen. Ein ganz schönes Temperament hat unser Freund.“ gab er lächelnd von sich. Langsam glaubte sie wirklich, dass ihn nichts wütend machen konnte, außer seiner eigenen Unwissenheit. So jemanden wie ihn hatte sie wirklich noch nie getroffen. „Ja, das stimmt, allerdings ist mir das erst aufgefallen, seitdem er auf dich getroffen ist.“ stimmte sie etwas gedankenverloren zu, während sich ihre Hand auf die verletzte Wange zubewegte. Der schwarze Panther gab ein unzufriedenes Grummeln von sich, ihm schien ihre Bewegungsrichtung nicht gerade zu gefallen. Was war nur los mit ihm? „Nun gib aber Ruhe! Du bist schließlich schuld daran, reiß dich endlich mal zusammen!“ fuhr sie ihn leicht genervt an. Sofort verstummte Antares, beleidigt kehrte er ihnen den Rücken. Sie legte ihre Hand auf die Wange des Engelsmannes und ein weißes Licht erschien. Nach wenigen Sekunden verschwand es wieder und nachdem ihre Hand die verletzte Stelle wieder verlassen hatte, war keine Rötung mehr zu sehen. „Heil-Magie, verstehe. Ich habe gehört es sei sehr schwer diese zu erlernen?“ stellte ihr Patient mit einem lobenden Unterton fest. „Ich habe sehr früh angefangen sie mir anzueigenen, als Kind lernt man Vieles leichter. Mittlerweile beherrsche ich sie sehr gut.“ erwiderte Kumiko nur mit einem leichten Schulterzucken. Für sie war dies nun nichts Besonderes mehr. „Das kann ich nur bestätigen“ Er lächelte sie dankend an. „Sag mal, könntest du mir einen Gefallen tun?“ bat der Weißhaarige nun wieder etwas ernster. „Einen Gefallen? Welchen denn?“ erkundigte sich die Blondine sogleich gewillt ihm diesen Wunsch zu erfüllen. „Könntest du Antares festhalten, damit ich mir sein Fell mal etwas genauer ansehen kann? Wenn du ihn hälst ist er so viel ruhiger und gelassener.“ erklärte er ihr seinen Wunsch in aller Ruhe. „Ähm ja natürlich, warum nicht?“ So war es vielleicht besser, sonst würde mit Sicherheit noch einmal eine solche Jagt in Gange kommen, denn Manabu würde nicht ruhen, bevor er nicht seinen Wissensdurst gestillt hatte, da war sie sich sicher. Der schwarze Panther bewegte sich langsam weiter weg. Es war fast so, als wolle er sich heimlich davonschleichen. Er hatte wohl sehr gut verstanden, worum es in dem kurzen Gespräch gegagen war. So langsam glaubte sie wirklich, dass es der Raubkatze, wie auch immer, möglich war, ihre Sprache zu verstehen. Sie verschrankte ihre Arme vor der Brust, dieses Tier war manchmal echt anstrengend. Wo war ihr umgänglicher, lieber Antares hin? „Bleib sofoert stehen. Komm jetzt her und wir bringen es hinter uns.“ etwas genervt waren ihr diese Worte über die Lippen gekommen. Der Panther drehte sich um, und als er ihren Gesichtsausdruck sah, kam er sofort zu ihr. „Du kannst wirklich zum Fürchten sein, Kumiko-san. Selbst unser Hitzkopf scheint es nicht darauf anlegen zu wollen, dich zu verärgern.“ schmunzelte der Engelsmann, als er sich hinunterbeugte und sich das Fell von Antares, der von Kumiko gehalten wurde, näher besah. Hatte sie denn so böse geschaut? Das konnte sie sich gar nicht vorstellen. „Ah, wie ich es mir gedacht habe, schau hier im Licht sieht man kleine Rosetten. Daran erkennt man, dass der Panther eben nur ein Zweig der Art des Leoparden ist.“ Tatsächlich er hatte recht, auch sie konnte diese Rosetten sehen. Nun erhob sich Manabu mit einem triumphirenden Lächeln auf den Lippen. „Wir wollen seine Geduld ja nicht herausfordern. Du bist sicher müde, nicht wahr, Kumiko-san? Komm ich zeige dir ein Bett, in dem du nächtigen kannst.“ schlug der Weißhaarige vor und deutete in Richtung einer Tür. „Das ist nett danke.“ entgegnete sie ihm und erhob sich schließlich auch. Sie folgte ihrem Gastgeber in einen Flur und dann in ein Zimmer. Darin stand ein Bett und ein kleiner Schrank. Es sah gemütlich aus und das Bett schien sie bereits zu sich zu rufen. Sie war wirklich müde. „Schlaf gut, Kumiko-san“ „Du auch Manabu-san“ Er verließ das Zimmer und ließ sie allein. Sie zog die Vorhänge des kleinen Fensters zu und legte sich dann auch schon ins Bett. Warum es in diesem Haus wohl ein Gästezimmer gab? Eigentlich war es ihr so vorgekommen, als ob Manabu nicht oft Besuch hatte. Am besten fragte sie ihn morgen einmal. Gerade als sie ihre Augen geschlossen hatte, ging die Tür etwas auf und ein Schatten sprang zu ihr ins Bett. Sie brauchte nicht einmal die Augen zu öffnen um sagen zu können, wer dieser Schatten war. Es war Antares. Jetzt kam er wieder an und wollte es sich schön gemütlich machen und so tun als wäre nichts gewesen. Sie öffnete die Augen und schaute genau in die des Panthers. Seine roten Augen sahen so mitleidig und bittend drein, ja fast schon unterwürfig. Wer konnte da widerstehen? Der junge Engel jedenfalls nicht. „Na schön, aber nur wenn du dich vor Manabu in nächster Zeit zusammenreißt. Ich hab eh keine Ahung, warum du überhaupt was gegen ihn hast. Also Bedingung akzeptiert?“ Antares schaute ihr noch immer in ihre saphierblauen Augen und sie meinte zu verstehen, dass er einverstanden ist. Danach legte sich das Tier hin und sie legte eine Hand auf seinen Kopf. Es vergingen wohl kaum noch ein paar Minuten, bis beide seelig eingeschlafen waren. Vogelstimmen und ein Duft von Brötchen weckte sie am nächsten morgen. Als sie ihre Augen öffnete schaute der Panther sie schon erwartungsvoll an. Es war so wie immer in der letzten Zeit, das Erste was sie am morgen sah, war er. „Guten morgen“ begrüßte sie ihren Begleiter und schenkte ihm ein Lächeln. Sie dachte kurz über den gestrigen Abend nach. Er hatte sie wirklich ein Stück nach vorn gebracht, Manabu war wirklich ein Segen gewesen und seine Augen erinnerten sie immer ein wenig an die ihrer Mutter. Ihre Mutter.... Ihr fiel auf, dass er nie genauer nach ihren Eltern gefragt hatte. Nicht einmal nachdem er ihren vollen Namen kannte. Ihr war das gar nicht so bewusst geworden, aber sie war ihm im Nachhinein sehr dankbar dafür. Sie lächelte etwas. Er war wirklich sehr rücksichtsvoll gewesen. Kumiko und Antares gingen hinunter, wo der Engelsmann schon mit Frühstücksbeschäftigungen zugange war. Für so fürsorglich hätte sie ihn gar nicht gehalten. Aber mit dem Feingefühl gegenüber ihren Eltern hatte er sie ja auch etwas überrascht. „Gut geschlafen ihr zwei?“ fragte er, als er die beiden Neuankömmlinge bemerkte. „Ja, haben wir, du auch? Das riecht ja herrlich hier“ lonte die junge Engelsfrau und schnuperte noch einmal an der wundervoll duftenden Luft. „Ja, ich auch. Vielen Dank, das sind wohl die Brötchen.“ Sie wunderte sich, dass er hier draußen Mehl und all die anderen Dinge zum Vorbereiten des Frühstückes hatte. Sie hatte geglaubt er lebe hier sehr spartanisch, besonders was das Essen anginge. „Woher sind all diese Zutaten wenn ich fragen darf?“ wollte sie wissen und setzte sich dann an den gedeckten Frühstückstisch. „Aus einem Dorf, dass nur einen Tagesmarsch entfernt liegt. Ich versuche mich alle zwei Wochen einmal dorthinzubegeben“ erklärte er ihr ruhig. „Was ich mich schon lange frage, warum lebst du hier so abgeschieden? Deine Bücher könntest du auch genauso gut in einem kleinen Dorf lesen und dann müsstest du nicht so lange Strecken für das Essen auf dich nehmen“ stellte sie nun die Frage, die sie schon seit geraumer Zeit beschäftigte. So ungesellig war der Weißhaarige nun wirklich nicht. „Das Mag stimmen, aber mich zieht es immer wieder hierher zurück. Du musst wissen ich habe dieses Haus nicht gebaut. Vor 10 Jahren, als ich durch diesen Wald irrte, kam mir der Weg hier her so bekannt vor, ich wusste, dass hier etwas sein musste. Als ich ankam sah ich dieses Haus. Es war bereits damals so eingerichtet wie jetzt. Ich schätze ich fühle mich hiermit verbunden, weil es etwas der wenigen Dinge ist, die mir aus meiner Vergangenheit vertraut zu sein scheinen. Es ist zwar nicht einmal eine kleine Erinnerung sondern nur ein Gefühl, denn Anhaltspunkte fand ich hier auch keine, aber so ist es nun einmal.“ schloss er seine Eläuterung und die Blondine nickte. Es war nur natürlich, dass man an den Ort zurückkehrte, der einem eine gewisse Vertrautheit und Geborgenheit bot. „Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, das kann ich verstehen“ Er nickte ihr zu und überreichte ihr dann ein Brötchen. Er hatte das Haus also nicht erbaut? Das erklärte, warum es hier ein Gästezimmer gab. Nun setzte sich auch der Engelsmann hin und nahm sich ein Brötchen. Hm, irgendetwas fehlte, sie überlegte kurz. Aber natürlich, der schwarze Panther hatte sich während der gesamten Unterhaltung nicht eingemischt. Er hatte sich wohl an die Bedingung gehalten. Sie lächelte ihm zu. Er konnte ja brav sein, wenn er wollte. Nach dem verzehr des ersten Brötchens trafen Manabus Augen die von Antares. „Er ist ja heute so ruhig“ wunderte sich der Weißhaarige etwas. „Ja, nicht wahr?“ gab sie lächelnd zurück. Der Panther sah die beiden etwas vorwurfsvoll und ärgerlich an. So, als wollte er sagen: Das mache ich bestimmt nicht freiwillig. „Sag, was frisst er eigentlich? Ich glaube er hat auch Hunger. In Büchern habe ich gelesen, Panther seien Fleischfresser. Stimmt das?“ ganz ruhig und sachlich formulierte er diese Frage. Kumiko jagte sie einen kleinen Schrecken ein. Wie konnte er so ruhig vermuten, das Tier sei ein Fleischfresser?! „N...nein, natürlich nicht. Solche Lebewesen gibt es hier nicht, Manabu-san. Aber du hast recht, wir können ihm hier nichts voressen.“ stammelte sie, anfangs noch etwas geschockt von der Annahme des Weißhaarigen. Sie glaubte zu wissen, dass der vorwurfsvolle Blick von Antares vorallem ihr galt. Sie schämte sich etwas, dass sie nicht sofort an ihren Begleiter gedacht hatte. Er hatte sicher auch Hunger, wie hatte sie ihn übergehen können? „Ich habe ihm im Wald des Ostens Beeren gegeben. Wenn ich es mir recht überlege, waren das merkwürdige Beeren, sie schienen die Kräfte wieder etwas aufzutanken.“ erklärte sie nun etwas mehr über die Essgewohnheiten des Panthers. „Ah, verstehe. Waren diese Beeren zufällig violett?“ „Ja, das stimmt, kennst du diese Pflanze?“ Warum war sie eigentlich so verblüfft? Es war doch klar gewesen, dass ihr Gegenüber diese Beeren kannte. Er lächelte wissend und stand auf. „Kommt mal mit, ich zeige euch etwas.“ meinte er und stand vom Tisch auf. Nun ging er voraus. Sie stand ebenfalls auf und auch Antares folgte ihr. Wieder durchquerten sie die kleine Hütte. Die Wolkenwände waren einfach, trotzdem stabil gearbeitet. Zumindest traf das auf die Wände zu, die sie sehen konnte, denn so viel war meist nicht davon zu endecken, weil große Bücherregale die Sicht auf sie versperrten. Ansonsten war das Haus überal gemütlich eingerichtet, es lud zum Entspannen ein. Sie fragte sich wer dieses Haus wohl erbaut hatte, wenn Manabu es schon so vorgefunden hatte. Merkwürdig, dass in all der Zeit, in der er nun schon hier lebte, nie jemand gekommen ist und Anspruch darauf erhoben hatte. Der Engelsmann öffnete eine weitere Tür und ihr schlug helles Licht ins Gesicht. Der Raum, der sich vor ihr erstreckte, war wunderschön. Große Fenster erhellten ihn, es gab sogar ein großes in der Decke, das Licht hineinließ. Soetwas hatte sie noch nie gesehen. Am Ende des Raumes stand eine große Tausendjährige Eiche, die in die Wolkenwand hineingebaut wurde. Man sah zwar nur einen Teil ihres Stammes, doch an seiner Größe konnte man die Pflanzenart leicht herausfinden. Wenn man durch das Fenster im Dach schaute, konnte man den Rest der Eiche erblicken. Am Fuße des Baumes wuchsen viele verschiedene andere Pflanzen. Ihre Vielfalt glich der, die sie vorher im Wald des Ostens bewundert hatte. Der Engelsmann bewegte sich zielsicher auf einen kleinen Beerenstrauch zu und deutete auf die violetten Beeren. „Ja, genau das sind sie!“ bestätigte sie die stumme Frage des Weißhaarigen. „Man nennt sie auch Lebensfrüchte, weil sie, wie du schon erwähntest, verbrauchte Energie zurückgeben, zwar nicht in Massen, aber doch einen kleinen Teil.“ Er pflückte ein paar und hielt sie dem Panther hin. Dieser reagierte nicht und drehte seinen Kopf weg. Kumiko seufzte, soweit war es mit seiner Koorperationbereitschaft dann wohl doch nicht. Sie ging und nahm Manabu die Beeren ab, wobei sie ihm entschuldigend zulächelte. Sie hockte sich vor der Raubkatze hin und bot ihm die Früchte abermals an. Doch auch bei ihr zögerte Antares, bis er sie schließlich aß. Während er dies tat, schweifte ihr Blick durch den Raum. Auf der anderen Seite des dicken Stammes der Eiche erregte eine Blume ihre Aufmerksamkeit. Ihre Augen wurden groß und funkelten etwas. Es war eine weiße Rose, die sich stolz und wunderschön ein Stück weit an der Eiche hinaufrankte. Langsam stand sie auf und näherte sich dieser Pflanze. Sie war einfach traumhaft schön. Die Blüten waren voll und glänzten förmlich im Sonnenlicht. Sie konnte nicht anders, die musste eine der Blüten anfassen und daran riechen. Doch als sie eines der Blütenblätter berührte, veränderte sich die Farbe der gesamten Blüte. Diese eine war nun saphirblau geworden und unterschied sich so deutlich von den anderen. Die Engelsfrau war sehr verwirrt, was war denn nun geschehen? „Keine Sorge, das ist eine Seelenrose. Sie nimmt die Farbe der Seele desjenigen an, der Ihre Blüte berührt. Die anderen sind nur weiß, weil ich mich um sie kümmere und sie so dauernd berühre. Scheinbar hat meine Seele eine weiße Farbe und deine eine Saphierblaue.“ erklärte der Weißhaarige ruhig und sachlich wie immer. Davon hatte sie noch nie gehört. Noch nie hatte sie eine Pflanze gesehen, die ihre Farbe so plötzlich ändern konnte. Ihre Seele war also saphierblau? Und Manabus war weiß? Hatte das irgendetwas zu bedeuten? Wenn ja, was? Irgendworan erinnerte sie die Farbe, die die Blume in ihren Händen angenommen hatte. Aber natürlich! Mit der anderen Hand nahm sie Blue Iris und verglich die Farbtöne. Sie waren vollkommen identisch. Sollte das etwa heißen, dass auch er die Farbe der Seele annahm? Das würde erklären, warum sie sich von Besitzer zu Besitzer änderte. Aber woher stammte dieser leicht weiße Schein, der den Anhänger noch umgab? „Haben die einzelnen Seelenfarben eine Bedeuntung?“ wollte sie nun, noch leicht in Gedanken erfahren. Der Engelsmann grinste wissend. „Aber natürlich. Sie sagen etwas über den Träger der Seele aus. So wie wir alle verschieden sind, haben auch unsere Seelen alle verschiedene Farben. Manche ähneln sich zwar vom Farbton, doch du wirst nie zwei Personen mit exakt der gleichen Farbe finden. Jeder Engel hat eine etwas andere Farbe, wie auch jeder Engel verschieden ist.“ Das klang logisch, aber etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet. „Wie kann diese Rose denn nur die Farben der Seelen erfassen? Und wie kann sie diese annehmen?“ fragte sie sogleich wissensdurstig weiter, doch der Gesichtsausdruck Manabus verfinsterte sich etwas. Alles klar, er wusste es auch nicht, bloß nicht noch weiter nachharken. Sie wollte eigentlich gar nicht wissen, wie der Engel war, wenn er richtig wütend war. Antares war an die Seite der beiden getreten und musterte die Rose. Mit seiner Schnauze berührte er, wohl eher unabsichtlich, eine der unteren Blüten. Auch diese verfärbte sich sofort und nahm ein warmes Rubinrot an. „Auch bei Antares hat sie sich verfärbt.“ stellte die Engelsfrau verwundert fest. „Ja, das tut sie bei jedem Lebewesen, dass sie berührt, da auch jedes Lebewesen eine andere Seele hat. Wartet hier kurz, ich werde nachschauen, was eure Farben bedeuten, das wollt ihr doch sicher wissen, nicht wahr?“ damit verschwand er wieder. Ja, sie wollte wissen was die Farbe bedeutete. Um ehrlich zu sein war sie ganz schön gespannt, was dabei herauskam. Der Weißhaarige kam wieder ins Zimmer mit einem Buch in der Hand. Er besah sich erst die Farbe der Blüte, die der schwarze Panther berührt hatte, genau. Nach ein paar Augenblicken schaute er ins Buch. „Diese Farbausrichtung steht für Stärke, Aktivität, Lebensfreude, Verführung, Kraft, Mut, Wärme, Zuverlässigkeit, Leidenschaft und Schutz. So das waren die positiven Eigenschaften. Die Farbe steht aber auch für Agressivität, Launischkeit, Zorn, Impulisivität, Ungedult, Einsamkeit, Sturheit und für das Laute. Na das ist ja eine bunte Mischung mein lieber. Gesagt sei aber, dass vielleicht nicht all diese Eigenschaften zutreffen, da ich nicht weiß, wie genau und richtig ich die Farbe deuten konnte.“ Nach einem musternden Blick auf Antares Reaktion fügte er aber hinzu: „Aber ich denke, dass das meiste durchaus zutreffend kann.“ Der Panther schenkte ihm einen ärgerlichen Blick, tat aber nichts weiter. Den Engel störte die Feindseeligkeit des Tieres nicht besonders, er war schon wieder dabei sich Kumikos Blüte anzuschauen. Sie hatte nicht alle Eigenschaften von Antares mitbekommen, weil Manabu sie etwas eilig hinuntergerattert hatte, aber ein paar Dinge schienen wohl zu stimmen, obgleich noch längst nicht alles. „Also, auch hier sei gesagt, dass ich Fehler meinerseits nicht ausschließen kann. Sie soll im positiven für Harmonie, Freundlichkeit, Treue, Ferne, Begeisterungsfähigkeit, Sehnsucht, Klugheit, Sportlichkeit, Beständigkeit, Heil, Mitgefühl, Loyalität, Entschlossenheit und Mut stehen, kann aber auch für Kälte, Schwermut, Trauer, Unglück, Lüge, Launischkeit, Trotz, Sturheit und Naivität stehen.“ führte er die Eigenschaften auf, die für die Saphirblaue Farbe standen. War sie naiv? Oder trotzig? Nein, bestimmt nicht. Na ja, er hatte ja gesagt, dass nicht alles zutreffen muss, dann stimmten halt die beiden und vielleicht noch ein paar andere nicht. Die Lüge? Hm, das stand also auch für sie, was? Na sowas aber auch. Lüge, was für ein hässliches Wort, und doch... „Alles in Ordnung, Kumiko-san?“ Sie musste wohl sehr traurig geschaut haben, denn Manabu sah sie etwas merkwürdig besorgt an. „Ach was, nein gar nichts! Was bedeutet denn deine Farbe?“ sie wedelte abwehrend mit den Armen und versuchte sogleich auf ein anderes Thema zu lenken. „Laut diesem Buch ist meine Blütenfarbe gleichgesetzt mit Intelligenz, Leichtigkeit, Neugier, Genauigkeit, Frohsinn, und Hilfsbereitschaft. Negativ sind Verlust, Ehrgeiz, Einsamkeit, Gleichgültigkeit und Überheblichkeit. Wie gesagt nicht alles trifft zu. Der Jemand der dieses Buch irgendwann verfasst hat, konnte schließlich nicht allwissend sein, denn das ist bekanntlich ja nur Gott.“ er lächelte kurz über seine Erläuterung. Ja, das stimmte wohl, aber eine Menge Dinge trafen auch zu. Man bedenke nur den Verlust seiner Erinnerungen und die Einsamkeit, aber auch die Neugierde war eine nicht zu übersehende Eigenschaft des Engels. „Nun sollten wir aber aufbrechen. Die Sonne steht schon sehr hoch.“ gab der Weißhaarige zu bedenken. Sie schaute durch das obere Fenster hinauf in den Himmel. Er hatte recht. Sie nickte ihm zu. Ja, sie sollten gehen. ____________________________ Und wieder geht die Reise weiter^^ Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :) Wer Lust hat sich die Rosenfarben einmal anzuschauen: Kumikos Blüte: http://www.tobacco-bloom.de/Info/Blaue_Rose.jpg Antares´Blüte: http://www.adpic.de/data/picture/detail/Rote_Rose_14113.jpg Manabus Blüte: http://res.dada.at/img/grenzenlos/WeisseRose.jpg Viielen lieben Dank an Ju und Kaisy meine fleißigen Kommi-Schreiber!! -knuddel- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)