Die Rose des Lichts von Maruya ================================================================================ Kapitel 10: Der Wald des Ostens ------------------------------- Ihre majestätischen Schwingen trugen sie sanft durch die Luft, während die Sonne immer höher stieg. Unter ihr erstreckten sich große Felder und kleine Wege, von Engeln war allerdings keine Spur. Jedoch wusste der Stand der Sonne auf diesen Umstand eine Antwort: Es war Mittagszeit. So machten wohl viele Engel gerade eine Pause oder saßen am Mittagstisch. Die warmen Sonnenstrahlen und das Zwitschern der Vögel, die sie immer öfter ein Stück weit begleiteten, gaben Kumiko Kraft. Sie drehte gut gelaut ein paar Schleifen oder Salti in der Luft und ab und zu forderte sie auch den ein oder anderen Vogel zum Wettrennen heraus. Bei diesen Kunstsückchen und Rennen flog immer wieder ihr Rock hoch und sie schaute an sich hinunter. Der alte Engel hatte gar nicht so unrecht gehabt, dass musste sie etwas verstimmt zugeben. Das Kleid war wirklich nicht optimal für ihr Vorhaben, es würde innerhalb weniger Stunden im Wald des Ostens völlig verdreckt sein. Dafür war es eindeutig zu schade. Die junge Engelsfrau entschloss sich umzuziehen, nur wo? Ihr fiel wieder ein, dass ein Grund für die üppige Vegetaion im Wald des Ostens die hohe Feuchtigkeit dort war. Diese Feuchtigekeit kam dadurch, dass die Wolken dort nicht für die Wasserversorgungen des Himmelsreiches genutzt wurden. So wurde das überschüssige Wasser, das die Wolken nicht auf der Erde entleerten, nicht aus ihnen entfernt, und sie enthielten so ständig mehr Wasser als die meisten Wolken im Himmelsreich. Die Engel nutzen diese Wolken nur im Notfall für die Wasserversorgung des Reiches, denn die Wolken waren verständlicherweise nur sehr schwer zugänglich, da viele Bäume und Pflanzen auf ihnen standen. Ein weiterer Grund war, dass viele Pflanzen eingehen oder nicht mehr zu ihrer vollen Größe auswachsen könnten, wenn die Wolken als Wasserquelle genutzt, und somit die hohe Feuchtigkeit aus dem Wald schwand. Einige dieser Wolken enthielten jedoch so viel Wasser, dass sich kleine Teiche auf ihnen bildeten. Diese verschwanden aber wieder, wenn die Wolke sich abgeregnet hatte, aber bis dies geschah, konnte es schon einmal ein paar Tage dauern. Diese Teiche waren ein Phänomen, das nur in den vier großen Wäldern auftrat. Da alles Wasser, das die Engel benutzen, nur aus Wolken gewonnen wurde, war eine solch große Ansammlung von sichtbaren Wasser natürlich etwas ganz besonderes. Auch das war ein Anreiz für viele Engel, zumindest ein Stück weit in diese Wälder zu gehen, um einmal dieses Ereignis mit eigenen Augen sehen zu können. Kumiko beschloss dieses Phänomen auszunutzen, und in einem dieser Teiche ein Bad zu nehmen und anschließend ihre Kleidung zu wechseln. Sie hoffte nur, nicht sehr tief in den Wald hineingehen zu müssen, um einen solchen zu finden. Denn sonst bestand die Gefahr, dass ihr Kleid vielleicht schon schmutzig war, bevor sie einen Teich fand. Und das galt es schließlich zu verhindern! Das war sie Chiyo schuldig. Viele Stunden vergingen, in denen sie nur so vor sich hin flog. Die Engelsfrau versuchte zu überlegen, was sie wohl genau im Wald des Ostens erwartete, aber wirklich vorstellen konnte sie es sich nicht. Sie war eben einfach noch nicht selbst dort gewesen. Sie musste wohl schlicht und ergreifend mit allem rechnen, sogar mit dem, was sie eigentlich für unmöglich hielt. Dieser dumme Akuma und der wundervolle schwarze Panther waren wohl die besten Beispiele, dass auch etwas sehr untypisches, ja etwas gar unnatürliches passieren konnte. Ob sie die Raubkatze vielleicht im Wald des Ostens wiedertreffen würde? Das wäre wirklich zu schön. Langsam begann Kumiko gezielter Ausschau nach dem Dorf zu halten, das ihr der ältere Engel beschrieben hatte, denn es begann bereits zu dämmern. Der Himmel färbte sich allmählich in den verschiedensten Rot- und Rosatönen. Einige Vögel flogen diesem Schauspiel und damit dem Ende des Tages entgegen. Schließlich sah sie ein paar Häuser vor sich auftauchen. Bald darauf ließ sie sich vorsichtig zu Boden gleiten, streckte ihre Flügel noch einmal, um diese somit endgültig von der Last ihres Körpers zu befreien. Nun betrat sie den Wald, der sich nur wenige hundert Meter hinter dem Dorf erstreckte. Seine Bäume waren schon insgesamt größer als normale Bäume des Reiches des Himmels, wirklich riesig und irgendwie respekteinflößend. Dieser Wald verströmte etwas geheimnisvolles und uriges. Gedämpfte Tierstimmen drangen hinaus und die Blätter der Bäume rauschten gleichmäßig in der Abendbriese. Die Blondine blieb stehen und schaute fast wie gebannt auf den Anblick, der sich ihr bot. Sie musste diese ganze geballte Kraft der Natur ersteinmal auf sich wirken lassen. Schließlich nickte sie entschlossen, bereit sich auf ihren weiteren Weg zu machen. Bedächtig setze sie einen Schritt vor den anderen, während es um sie herum immer dunkler wurde. Die mächtigen Blätterkronen der Bäume ließen nur begrenzt das Licht der Sterne hinein, die inzwischen am Nachthimmel aufgetaucht waren. Einen wirklichen Weg, an den sich die junge Engelsfrau hätte halten können, gab es hier nicht. Überall traten große Baumwurzeln aus den Wolken heraus und legten somit Stolperfallen für neugierige Eindringlinge. Bei Tage war dieser Anblick sicher sehr eindrucksvoll, aber im Moment war er Kumiko etwas unheimlich. Immer wieder schlugen ihr kleinere Zweige ins Gesicht und ihre Schuhe wurden sicher nicht mehr allzu lange die Nässe von ihren Füßen fernhalten können. Es war, als würde sie auf einem noch leicht nassem Schwamm vorübergehen, der von Wolke zu Wolke trockener oder nasser war. Ein nicht gerade angenehmes Gefühl. Gerade als ihr Schuh aufgab und ihre Zehenspitzen mit der Nässe Bekanntschaft machten, sah sie eine kleine Waldlichtung, die vom Licht des Mondes beschienen wurde. Im Licht glitzerte etwas, das die Blondine gesucht hatte, ein kleiner Wolkenteich. Er umfasste vielleicht gerade mal 3x3 Meter, trotzdem raubte dieses Phänomen ihr fast den Atem. Es sah einfach traumhaft schön aus. Durch den leichten Wind bewegte sich die Wasseroberfläche etwas, und die Blätter, die auf das Wasser gefallen waren, schienen fast auf dem Teich zu tanzen. Dazu traten die auf der Oberfläche gespiegelten Sterne, die darauf funkelten wie Diamanten. Es war einfach ein bildhübscher Anblick. Die Engelsfrau trat näher heran und sah einige Augenblicke ihr Spiegelbild an, das sich wie die Blätter etwas bewegte. Wie es aussah hatte ihr Kleid noch nicht sehr gelitten, es war also noch nicht zu spät die Kleidung zu wechseln. Sehr gut. Kumiko ging in die Hocke und streichelte in kreisenden Bewegungen sanft über den Teich. Etwas gedankenverloren lächelte sie. Wie wunderschön das doch war. Bevor sie sich entkleidete schaute sie kurz dem Himmel und den Sternen entgegen, die sie schon zuvor auf der Wasserobfläche betrachtet hatte. Schritt für Schritt betrat sie den Teich und setzte sich, als sie in der Mitte angekommen war, hin. Dieser kleine Wasserbasin war nicht besonders tief, aber es reichte, um ihren Körper mit Wasser zu bedecken. Entspannt lehnte sie sich zurück und horchte auf die Natur, die sie umgab, während sie sich genüßlich etwas streckte. Die Geräusche waren sehr beruhigend. Sie fühlte sich sogar ein wenig geborgen. Jedoch machte sich langsam auch ein anderes Gefühl in ihr breit, Das Gefühl beobachtet zu werden. War es nur ein Streich, den ihr ihre Sinne spielten? Wieder konzentrierte sich die junge Engelsfrau auf ihre Eingebung. Nein. Ihre Sinne hatten sie noch nie dermaßen getäuscht. Sie setzte sich wieder aufrecht auf und schaute sich um. Nichts. Kein Tier, kein gar nichts war zu sehen. Aber sie konnte sich das doch nicht einbilden?! Plötzlich knackte etwas - wahrscheinlich ein Zweig oder ähnliches- am anderen Ende des Teiches. Sofort drehte sich die Blondine, die bis zu diesem Zeitpunkt noch in die völlig entgegengesetzte Richtung geschaut hatte, um und blickte gebannt in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Zuerst erblickte sie nur ein leicht leuchtendes Augenpaar, das zwischen den Büschen zu schweben schien. Doch dann schaute sie genauer hin und erkannte den schwarzen Panther wieder. Sie hatte ihn also, ohne es direkt darauf angelegt zu haben, wiedergefunden. Da hatte sie so gehofft, dieses Tier wieder zu treffen und jetzt, wo es geschehen war, wusste sie nicht was sie tun sollte. Sie schien wie festgenagelt von dem Blick des Raubtieres. Es schaute sie unaufhörlich an. Seine Augen erfassten jede noch so kleine Bewegungen von ihr und doch war es, als würden seine Augen nur immer die ihren suchen. So eigenartig es auch war, aber irgendwie genierte Kumiko sich vor dem Panther, wie sie so dort saß. Sie wusste, dass es albern war, aber sie konnte nichts dagegen tun. Wie angewurzelt blieb sie sitzen, unfähig irgendetwas zu tun. Ein zweites Mal knackte ein Zweig und der Panther war mit einem Sprung wieder in das schützende Gebüsch verschwunden. Die Anspannung fiel von der jungen Engelsfrau wie das Laub im Herbst von den Bäumen ab und sie sank etwas in sich zusammen. Was für eine merkwürdige Situation das gewesen war. Warum hatte sie nicht reagiert? Wollte sie nicht wenigstens einmal über das Fell des Panthers streichen? Sie seufzte, einerseits ärgerte sie sich ein wenig, andererseits hatte sie tief in sich das Gefühl richtig gehandelt zu haben. Sie wusste aber auch nicht, was sie wollte. Langsam stieg sie aus dem Teich und trocknete sich ab. Das weiße Kleid verschwand in ihrer Tasche und die Jeans und das T-Shirt wurden herausgeholt und übergestreift. Ihre Haare band sie sich zusammen und steckte sie hoch, so dass diese nicht ihre Kleidung nass machten. Diese ganze Begenung war ihr vorgekommen wie ein Traum und wie um aus dem Traum endlich zu erwachen, setzte sie ihren Weg fort und verließ somit die verträumte und gerade zu magisch wirkende Lichtung. Die Glimmler, die sie in Mirage besorgt hatte, erfüllten nun ihre Pflicht und spendeten ihr Licht in dem immer dunkler werdenden Wald. Der Panther war also wirklich im Wald des Ostens. Nur warum? Was wollte er hier? Sie war sich ganz sicher, dass es der selbe Panther gewesen war, den sie letzte Nacht gesehen hatte. War er ganz allein, oder gab es hier vielleicht noch mehr? Der Wald war zwar riesig, aber das Gefühl dieses Tier noch einmal wiederzutreffen ließ den Engel nicht mehr los. Man konnte es fast schon Vorahnung nennen. Es schien allmählich Tag zu werden, es fiel zwar immer noch nur spärlich Licht in das Waldinnere, jedoch kündigte das Anschwellen der Tierstimmen den neuen Tag an. Vögel sangen die verschiedensten Lieder und flogen manchmal so tief durch den Wald, dass Kumiko sich ducken musste. Sie waren solch große Hindernisse wohl einfach außer den Bäumen nicht gewohnt. Ein paar Stunden später war die Sonne so stark geworden, dass sie die Glimmler nicht mehr benötigt wurden. Jetzt konnte sie die Pflanzenvielfalt erst wirklich bewundern und genießen. Es war unglaublich wie hoch diese Bäume waren. An ihren Stämmen schlang sich eine Vielzahl Blütenpflanzen hinauf, um ein wenig mehr Sonnenlicht zu erhaschen. Der Boden war ebenfalls von Pflanzen bedeckt, die Wolken darunter waren nur noch selten zu endecken. Hier und da flogen Schmetterlinge und Bienen von Blüte zu Blüte und sammelten den Necktar der Blüten verschiedenster Farbe. Die Umgebung der Blondine war wirklich nicht einfach nur grün, wie sie angenommen hatte, sondern viel mehr sprühte hier alles vor sämtlich nur erdenklichen Farben. Die Pflanzen spränkelten den Wald mit einer immensen Anzahl an Farbtönen, kaum eine Farbe war nicht vertreten. Dort wo die Sonne bis zum Waldboden gelangte war es am Buntesten, wo weniger Sonne war, war die vorherschende Farbe jedoch tatsächlich grün. Der Wald war bei Tag wirklich viel sympatischer. Es war einfach ein unglaublicher Anblick. Hier in der Natur, die sie so liebte, fühlte sie sich richtig wohl. Die nächsten Tage gingen so vor sich her. Kumiko ging immer tiefer in den Wald hinein, in Richtung der Tausend Jährigen Eichen. Die meiste Zeit über fühlte sie sich beobachtet, jedoch war dieser Umstand nicht länger ein Problem für sie, denn es war fast so, als würde jemand über sie wachen. Sie glaubte fest daran, dass es der Panther war, auch wenn sie versuchte ihr etwas anderes einzureden. Doch sie versuchte so gut es ihr möglich war ihre Stimme zu ignorieren. Sie versuchte sich hingegen sich viel mehr auf die Anwesenheit des Raubtieres zu konzentrieren, die sie besonders immer abends, wenn sie ihr Lager aufsclug, zu spüren schien. Manchmal fragte sie sich schon, ob sie nicht nach ihm rufen sollte, dann belustigte sie der Gedanke so sehr, dass sie mit einem Lächeln auf den Lippen einschlief. Schließlich, bitte wie sollte der Panther denn wissen, dass er gemeint war, wenn sie ihn schwarzer Panther rief? Oder sollte sie sich vielleicht einen Namen für ihn überlegen? Das war ja fast noch eine absurdere Vorstellung, verstehen würde er den Namen dann sicherlich immer noch nicht. Doch sie verwarf alle Überlegungen, wenn sie aufwachte und weiter ging. ________________________________ Diesmal bin ich ganz schön schnell xD ich lade das Kapitel einfach jetzt schon hoch, ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen. Beim nächsten Kapitel kommt die Geschichte ein Stückchen weiter, versprochen^^ vielen Dank noch mal an Ju!! -knuddel- über Kommis freue ich mich wie immer, Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)