wicked von kaprikorn (der dunkle Pfad zur Unsterblichkeit) ================================================================================ Kapitel 16: Der Anschlag ------------------------ Es war ein ruhiger Morgen. Der Nebel hing hoch über der Stadt und London wollte noch nicht so recht fassen, dass das neue Jahr gerade begonnen hat. Mühselig kletterten die Menschen aus ihren warmen und weichen Betten, um dem alltäglichen Trott ihrer Arbeit nach zu gehen. Einzig ein Trio von Männern verhielt sich wachsam. Sie standen, dicht an dicht gedrängt, in einer Nische, weit unter dem morgentlichen Chaos. An der U-Bahn-Station warteten bereits die ersten Arbeiter auf ihren Zug. Die Magier wechselten flüchtige Worte und achteten abwechselnd stetig darauf, dass sie sich sicher in der Gesellschaft reiner Nichtmagier wähnten und kein falsches Ohr ihr Gesprochenes mit bekam. „Wenn wir das vermasseln, können wir abschließen. Wenn die uns kriegen, dann wäre Azkaban unser geringstes Problem", hauchte der eine, während er sich die klammen und steifen Finger rieb, ehe er sich die Hände unter die Achseln klämmte. „Stell dich nicht so an. Was soll schon passieren? Es rechnet niemand damit", raunte ein anderer. Er hatte einen deutlichen Akzent und unterschied sich ohnehin äußerlich stark von seinen beiden Begleiter, war größer und in einen weiten Fellmantel gehüllt. Sein braunes Haar bündelte sich in einem losen Zopf in seinem Nacken und ein struppiger, spitzer Bart zierte sein markantes Kinn. Igor Karkaroff, der Bulgare. Er war im Augenblick noch für die Zensierung von magischen Artefakten in der Muggelwelt zuständig und arbeitete von Razgrad aus eng mit seinen britischen Kollegen zusammen. Alsbald konnte er jedoch zum Schulleiter der bulgarischen Zauberschule „Durmstrang" aufsteigen. Er und Tom hatten sich in Moskau kennen gelernt. Karkaroff ließ sich sofort von Riddles Ansichten überzeugen und trat dem Inneren Zirkel bei. Er sah sich als Revoluzer – jemand, der etwas bewegen wollte, wenn er seine Gemeinschaft von der Regierung und Möchtegernmagiern befreite. Eine U-Bahn rauschte an ihnen vorbei, brachte unnötige Kälte mit sich, die sie leicht frösteln ließ. Die Zauberer sahen einander an und nickten sich stumm zu. Die nächste sollte Ihre sein, mit der sie direkt in Richtung Zaubereiministerium fahren würden. So stiegen sie an ihrer Haltestelle, nahe St. James', aus dem Wagon und folgten der gemächlichen Menschenmenge hinauf an das Tageslicht. Der eisige Wind wehte ihnen erbarmungslos ins Gesicht und ließ ihre Augenwinkel tränen. „Und der Dunkle Lord hat wirklich Nobby Leach getötet?", erhob sich eine der Stimmen gegen den Lärm und die Launen des Wetters. „Ja, Mulciber." „Aber warum hat er sich dann nicht selbst zum Zaubereiminister ernannt?" Mulciber war der Jüngste ihrer Truppe und noch grün hinter den Ohren. Er hatte einen formbaren Geist, von der vergangen Geschichte aber keine allzugroße Ahnung. Wahrscheinlich hatte ihm Riddle nur deshalb die Ehre der Todesser erwiesen, weil er sich als loyal heraus gestellt hat. Außerdem konnte er sich gut duellieren, fand Orion Black. Jener seufzte leise, hob dann die Schultern. „In erster Linie geht es ihm um Hogwarts. Und da sitzt momentan noch Dumbledore. Und der ist der einzige, den er wirklich fürchtet. Das Ministerium fürchtet den Dunklen Lord allerdings mindestens genauso sehr. Deshalb sind wir ja heute hier." „Achso." „Er hat sich die letzten zehn Jahre sowieso sehr zurück gehalten, finde ich"; fuhr Orion fort und warf einen nachdenklichen Blick zu Igor, der ihr Gespräch mit einem Hauch von Neugierde verfolgte. „Immer wieder einmal ein paar Kleinigkeiten. Hier ein Mord, da ein Totschlag oder anderer Schabernack. Typisch T.. - Typisch er eben. Hat es getan, um sein Gesicht zu wahren und dem Gamont zu zeigen, dass er es ernst meint mit seinen Idealvorstellungen. Es heißt, er wolle erst soviel Kreaturen und Magier wie möglich auf seiner Seite wissen, bevor er seinen Coup startet." „Welchen Coup?" „Na, Hogwarts in seine Gewalt bringen und Dumbledore dem Erdboden gleich machen. Jetzt, wo er unsterblich ist, dürfte ihm das keine Schwierigkeiten mehr bereiten." „Dort vorne ist der Eingang" Der Bulgare nickte zu einer kaputten Telefonzelle. Sie gingen aber nicht etwa darauf zu, sondern erst einmal in einem kleinen Hinterhof, ihr gegenüber, in Deckung. „Gut.", begann Karkaroff und beobachtete die Telefonanlage. „Jetzt heißt es auf unseren Ernest warten." Sein graues Augenmerk legte sich auf Mulciber: „Du weißt, was du zu tun hast. Pass auf, dass dich niemand sieht." Der junge Todesser nickte und zückte seinen Zauberstab. Er hatte den Wächter des Ministeriums schon einige Zeit unter Augenschein genommen und somit heraus gefunden, wann er in der Regel kam und ging. Und seine Annahme bestätigte sich schon eine halbe Stunde später. Die Muskeln des jungen Magiers spannten sich und die anderen beiden Männer spähten über seine Schulter zu dem Zelleneingang hinweg. „Ernest benutzt immer den Gästezugang, weil das der kürzeste Weg zu seinem Arbeitsplatz ist." „Gut gemacht, Kleiner. Jetzt leg ihn um." Mulciber schenkte Igor ein boshaftes Grinsen, erhob sich dann aus seiner Hocke, in die er vor einiger Zeit geglitten war und überquerte schnellen Schrittes die Strasse. „Guten Morgen, Ernest!" Der Kerl mittleren Alters wandte sich sichtlich überrascht dem Burschen zu. Er blinzelte, kehrte dem Telefonzelleneingang den Rücken. „Guten Morgen. Ahm... ja bitte?" Der Todesser zögerte keinen weiteren Sekundenbruchteil und drückte die Spitze des gezückten Zauberstabes gegen den Bauch des Mitarbeiters, kaum da er nahe genug an ihn heran getreten war: „Imperio!" Der Glanz verschwand aus Ernests Augen und machte Platz für gähnende, dumme Leere. Er zwinkerte zweimal abwesend, dann neigte sich sein Kopf haltlos schief. „Hör mir gut zu Ernset. Du wirst meine Freunde da" - Mulciber wies auf Igor und Orion - „und mich ohne große Umstände in das Ministerium lassen. Du wirst uns durchsuchen, aber nichts finden. Hast du mich verstanden?" Er nickte. „Gut Ernest. Jetzt geh!" Der Aufseher taumelte, ging dann seinem eigentlichen Tun nach und betrat die Telefonzelle, um mit selbiger zu seinem Wachtposten zu gelangen. Mulcibers Teil war damit erfüllt und er spürte einen Anflug von Stolz, der seine Brust schwellen ließ. Jetzt lag es an Igor und Orion, ob sie den Ihren in den Sand setzten. So zog er sich zurück zu seinen Kumpanen, geduldig auf den fortgeschrittenen Vormittag wartend. Es war erst acht Uhr. Sie hatten also noch viel, viel Zeit... ... Orion steckte sich die sechste Zigarette an, als Big Ben 11 Uhr schlug und sie alle aus ihrer Trance riss. Karkaroff raffte sich aus seiner sitzenden Position auf, rückte seinen fellbesetzten Wintermantel zurecht und räkelte sich kaum merklich. „Es ist soweit. Habt ihr eure Amunis?" Jeder von ihnen griff in die Innenseite seines Umhanges und zog ein unscheinbares Objekt daraus hervor, das im ersten Moment ein simples Ei zu sein schien. In der Mitte des Körpers erkannte man jedoch einen schmalen Streifen der erahnen ließ, dass es sich auf zwei Hälften, die aufeinander gesteckt worden waren, reduzierte. Ein Drehmechanismus beherrschte es und aktivierte bei der Betätigung einen Sprengzauber, der mindestens die Ausmaße einer Handgranate aufbrachte. „Gut. Aktiviert sie. Dann bleiben uns genau 30 Minuten." Ein einstimmiges Knacken ertönte, dann ein kurzes Ticken. „Los jetzt." Die Todesser liefen über die Strasse zu dem Ministeriumseingang. Orion trat voraus, nahm den Höhrer von seiner Station und hielt ihn an seine Ohrmuschel: „Hallo, mein Name ist Orion Black." Eine freundliche Frauenstimme antwortete sofort: „Herzlich Willkommen im Zaubereiministerium, was kann ich für Sie tun?" „Ich habe einen Termin im fünften Stock mit James Andrews. Abteilung für Internationale Zusammenarbeit. Genau wie mein Partner aus Bulgarien, Igor Karkaroff." Stille folgte und Orion wusste, die Hexe kontrollierte den Terminkalender. Aber ihr Plan war wasserdicht, sie würde keinen Verdacht schöpfen. „Bitte geben Sie ihr Passwort ein. Einen angenehmen Aufenthalt." „Danke." Black betätigte die Gabel. Fahrig glitten seine Finger über die Lettern 6 – 2 – 4 – 4 und die 3. Die Männer drängten sich in der Zelle zusammen, als sich dieselbe in Bewegung setzte. Das Gefährt ruckelte gen Ende, dann öffnete sich die Türe der Telefonzelle und vor ihnen erstreckte sich abrupt das ausgreifende und einladend hässliche Atrium des Ministeriums. Die Atmosphäre war bürokratisch und stickig. Die Todesser quetschten sich ungeschickt aus der Kabine und hielten Kurs auf den verhexten Ernest, der teilnahmslos seine Besucher nach Waffen oder anderen verbotenen Utensilien durchforstete. Die Truppe reihte sich ein, ließ die Prozedur über sich ergehen und passierte in einem normalen Tempo den Kontrolleursbereich, ohne aufgehalten zu werden. Niemand wusste, was gleich geschehen würde. Nachdem sie sich unter die Menschen gemischt hatten, die geschäftig von einem Aufzug zum nächsten und von einer Seite zu anderen hetzten, teilten sie sich auf, um ihre Granaten auf den abgesprochenen Punkten zu platzieren. Ruhig und beinahe gelassen schritt Karkaroff an den goldenden Brunnen heran, besah ihn gespielt interessiert, steckte die Hände in die Manteltasche, umschloß das Ei mit seiner Faust, tastete mit seinem Blick die Halle noch einmal ab und ließ es in das knietiefe, dunkle Brunnenwasser fallen. Dann begab er sich zu einem der Zeitungsjungen, kaufte ihm den Tagespropheten ab, verschmolz mit der Masse und steuerte den Ausgang an. Ebenso wie Orion, der mit einem der Aufzüge ein Stück mitgefahren und seine Bombe in der Tasche einer Frau hatte verschwinden lassen. Mulciber hingegen stieß die Seine ungeachtet mit dem Fuß in den hinteren Teil der Empfangshalle. Keiner von ihnen hatte tatsächlich die Zeit gestoppt, umso nervöser wurden sie durch das langsame hinauffahren der Telefonzelle. Sie sparten sich Worte. Sie waren nicht nötig, denn kaum, da sie zurück ins Freie traten, gab es einen markerschütternden Knall unter ihren Füßen, dass der ganze Boden erbebte, sich auftat und einen Teil der Oberfläche in endlose Leere zog. Orion zückte seinen Zauberstab und richtete ihn gen Himmel: "Morsmordre!" rief er dem Chaos entgegen und markierte die Stelle mit dem Dunklen Mal, ihrem Zeichen der Zerstörung. Die Todesser hatten jetzt zu Laufen begonnen und disapparierten an der Strassenecke. Das „Plopp" wurde verschlungen von entsetzten Schreien, Getöse und in sich einstürzenden Gebäude. Der Terror nahm eine neue, zerstörerische Form an. Lord Voldemort würde sie dafür belohnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)