wicked von kaprikorn (der dunkle Pfad zur Unsterblichkeit) ================================================================================ Kapitel 11: Ich würde alles tun ------------------------------- Es war seltsam, dieses Gefühl in ihm. So stark und aufdringlich. Er konnte es gar nicht zuordnen. Es verwirrte ihn schon die letzten Tage. Zuerst glaubte er, es wäre die Wut auf den verloren gegangenen Tag gewesen, auf die Narren die er richten musste, weil sie sich ihm unfreiwillig in den Weg gestellt hatten. Und eventuell noch deswegen, weil er sich ziemlich über sich selbst ärgerte. Tom hatte die Nächte mit Wachen verbracht, war auf der Fensterbank gesessen und hatte seinen Zauberstab abwesend durch seine geschundenen Finger wandern lassen. Was mochte das nur sein? Was beherrschte ihn mehr als Hass? Was auch immer es war, es musste aufhören. Denn es verunsicherte ihn unweigerlich und ließ ihn daran zweifeln, dass das was er getan hatte, richtig war. Dass seine Entscheidung, die Unsterblichkeit zu erreichen, einer Dummheit gleich kam. Handelte es sich um Reue? Wenn das die Antwort war, so hatte er seine Prioritäten zu klären und sich seine hoch gesteckten Ziele vor Augen zu führen. Im Grunde bereute er nämlich nichts. Nein, er würde alles noch einmal genauso machen, wenn er die Chance dazu gehabt hätte. Noch einmal sein hässliches Inneres nach Außen kehren. Jetzt erfüllte ihn mit Bellatrix Anwesenheit eine ungewöhnliche Ruhe. Obgleich er zuerst sehr verärgert über ihr Erscheinen und ihre Respektlosigkeit war, so tat ihr Dasein gut. Tom glaubte, sie könnte ihn verstehen, wenn sie wollte. Aber er verspürte kein Verlangen, ihr seine Nöte, Ängste, Probleme und Gedanken mitzuteilen. Das war bisher bei niemandem der Fall gewesen, nichtmal bei Abraxas, oder Dumbledore, oder anderen überflüssigen Individuen in seinem sogenannten Leben. Schließlich war Riddle fest davon überzeugt, dass alle Interessierten oder falschen Freunde nichts weiter als freche Heuchler waren. Keiner war auch nur einen Pfifferling von dem wert, was sie versuchten ihm vorzugaukeln. Er mochte sie nicht, er mochte keinen dieser Menschen in seiner Nähe. Aber bei Bella war er sich da nicht so ganz sicher, ob sein Starrsinn durch seinen Verstand oder sein Herz herrührte. Zu wenig ließ er sein Herz entscheiden, um ihm vertrauen zu können. Er wollte nicht schwach sein. Überraschender Weise widersetzte sich die Hexe dem Befehl ihres Meisters. Und anstatt zu gehen und sich in Sicherheit zu wägen, trat sie von der Wand weg und ein wenig in das Zimmer hinein, auf ihn zu. Tom beobachtete ihre Reflektion in der Fensterscheibe, seine Augenbrauen zogen sich streng über der Stirn zusammen. „Warum habt Ihr diese Leute in der Winkelgasse getötet?" Offenbar fand Bella zu ihrer Präzision zurück, ihre Stimme zitterte kaum noch und ihre Neugier legte sich wie ein Hauch von Naivität auf ihr Haupt. „Sie waren mir im Weg", hörte sich Tom sprechen. Dabei bemerkte er kaum, dass sich sein Mund zu seinen Worten bewegte. Der Schwarzhaarige spürte allerdings ihr Entsetzen wie tausend Nadeln, die sich in seinen Rücken zu bohren begannen. Es dauerte eine Weile, bis Bellatrix reagierte: „... Wieso?" „Ich muss mich nicht vor jemanden wie dir rechtfertigen!" Deutlich gereizt, mit einem dumpfen Vibrieren im Hals, sah er über die Schulter zu ihr um. Der hoch Gewachsene wandte der Hexe sogar sein Profil zu, den Blick kalt und störrisch auf einen imagniären Punkt in seiner Domäne gerichtet. Er hatte keine Lust sie anzusehen. „Ich habe es getan. Und es ist mir egal. Mir waren diese Menschen nichts wert." „EGOIST!" durchbrach ihr aufgebrachtes Schreien seine verzerrten Hymnen. „Und was macht dich schon zu etwas Besonderem? Was gibt dir das Recht, dich über mich oder andere zu stellen?" Sie wusste, dass sie etwas Falsches gesagt hatte. Voldemorts Körper lenkte sich gemächlich in ihre Richtung, bis er ihr gegenüber stand. So sehr er ihre Anwesenheit noch vor wenigen Augenblicken befürwortete, so sehr wollte er sie jetzt tot wissen. Vielleicht lag es daran, dass er es nicht gewohnt war, dass man so mit ihm sprach. Bella wich einen Schritt vor ihm zurück, aber er tat einen weiteren auf sie zu und kam somit unaufhörlich näher. Seine Mundwinkel krümmten und kräuselten sich unter der Missbilligung, die er empfand. Auf eine furchterregende Art blieb er jedoch ruhig. „Ich habe den Tod besiegt und die Unsterblichkeit erlangt. Durch mein Genie werde ich unsere Welt von unreinem Blut säubern und sie aus den Händen der unfähigen Regierung befreien. Ich habe die Macht, über jeden zu richten wenn ich das will. Denn mich kann man nicht besiegen. Ich werde meine Prinzipien durchsetzen und unsere Gemeinschaft in altem Glanz erstrahlen lassen." Stockend, neigte er den Kopf schief und betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen. Mit fahrigen Fingern griff er nach seinem Zauberstab, der auf seinem Schreibtisch in unmittelbarer Nähe abgelegt worden war. Tom richtete die Spitze gegen die junge Hexe. „Wir könnten ausprobieren, ob auch du unsterblich bist? - Crucio!" Das rote Licht bahnte sich seinen Weg durch den Staub, die stickige Luft und direkt in ihre Brust. Sie stolperte unerwartet und fiel rücklings zu Boden, kauerte sich kreischend und wimmernd in sich zusammen. Er wollte ihr nicht weh tun, nur hatte sie es – seiner Ansicht nach – nicht anders verdient. Das flüsterte er ihr auch immer wieder zu, während er sie weiterhin quälte. Tom hoffte, dass sie nun endlich begreifen würde, mit wem sie es zu tun hatte. Dass ihr Leichtsinn ein Ende hatte und sie lernen musste, erwachsen zu werden. Bellatrix' Äderchen drangen sichtbar durch ihre blasse Haut. Die Dünneren rissen und verursachten kleine Blutergüsse. Man hätte annehmen können, sie wäre geschlagen worden, als Riddle einigermaßen befriedigt, mit dem Prozedere inne hielt. Der Schwarzmagier tastete sie mit geweiteten Augen ab und stieg dann über ihre regungslose Gestalt hinweg, damit er an die Wasserschale treten konnte. Sie mit Wasser aus dem bereit stehenden Krug füllend, legte er sein magisches Holz beiseite und wusch sich die Hände. Er gab ihr Zeit zu realisieren, was geschehen war und dachte gleichermaßen angestrengt nach. So, wie sie sich jetzt verhielt, war ihm nicht danach zumute Bella in den Inneren Zirkel aufzunehmen. Ob es dumm gewesen war, sie überhaupt zu empfangen? Cygnus' Bitte zu erfüllen, sie auszubilden? Sie erweckte nicht den Eindruck, wahrhaftig willig zu sein und das kränkte Voldemort. Obwohl er eine Verbindung zu ihr nicht ausschließen mochte, wehrte sie sich gegen ihn, seine Vorstellungen und seine Künste. „Du musst mir dein Vertrauen schenken und über den Mann-", er unterbrach sich selbst, presste den lippenlosen Mund aufeinander und schüttelte zu sich selbst den Kopf. „- über das, was vor dir steht hinweg sehen." Sich an den Rändern der Waschschale abstützend, kämpfte er einen Moment gegen sich selbst. Dann drehte er sich zu ihr um. Sie hatte ihn nicht gehört, denn sie war unter den Anforderungen des Zaubers der Ohnmacht erlegen. Tom seufzte schwer und war fast ein wenig froh darum. So blieb ihm das weitere Diskutieren vorerst erspart. Die Distanz zwischen ihnen von Neuem überbrückend, beugte er sich zu Bellatrix hinab und hob die Schwarzhaarige mit etwas ungeschickter Anstrengung auf seine Arme, buchsierte sie in Richtung seines ungemachten Bettes und legte sie dort in die Kissen. Sollte sie sich erholen, er würde sie noch lange genug traktieren, da war er sich sicher. Ihre Ausbildung hatte gerade erst begonnen. Nagini blinzelte unter dem Tun ihres Herren fragend zu ihm empor, zischelte leise. „Was ist?" fragte Tom barsch, würdigte sie keines Blickes. Die Schlange wahrte ihre Vermutung und verkroch sich in der schützenden Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)