wicked von kaprikorn (der dunkle Pfad zur Unsterblichkeit) ================================================================================ Kapitel 7: Fürchte dich nicht ----------------------------- Es war nicht schwer gewesen, Abraxas wieder los zu werden. Obgleich es offensichtlich war, dass er mit seinem ehemaligen Schulkameraden ein ernstes Wörtchen wechseln wollte, ließ sich Riddle nicht einmal annähernd auf ein Gespräch, gar einen primitiven Wortwechsel, mit ihm ein. Er schlug dem Blonden die Türe vor der Nase zu, kaum da er bekommen hatte, was er begehrte: Seine Tasse Tee. Abraxas' Schwarzseherei und die Art wie er sich penetrant in seine Angelegenheiten einmischte, begann den Schwarzmagier langsam aber sicher so sehr zu nerven, dass er über ernsthafte Konsequenzen nachdachte. Tom brauchte keine neugierigen Menschen in seiner Umgebung – nicht einmal alte „Schulfreunde". Überhaupt hatte er den Anschein, dass Malfoy sich mehr Gedanken als nötig um seine Person machte. Der Tee dampfte sanft und lautlos in der bauchigen Tasse vor sich her. Die Kondenswölkchen breiteten sich grazil in seiner Nähe aus und verströmten den Duft von frischen Kräutern, regten jedoch nicht zum Nippen an. Ganz im Gegenteil: Riddle stellte die Tasse achtlos auf den Sekretär beiseite, um sich selbst dahinter sinken zu lassen, ein verschlissenes, in Leder eingebundenes, Büchlein zu sich ziehend. Die Schreibfeder steckte in einem halb leeren Tintenfass, unweit seiner Reichweite, sodass er ungehindert weitermachen konnte, wo er eine Woche zuvor mit Schreiben aufgehört hatte. Für gewöhnlich nahm sich Riddle nicht mehr die Zeit, sein Tagebuch zu führen. Soetwas tat man als Jugendlicher, wenn man sich Träume ausmalen wollte und eine Art Begleiter benötigte, der Wut und Hass in sich aufsaugte ohne sich zu beschweren – im wahrsten Sinne... Nun war dieses Tagebuch lediglich ein Seitenfüller seiner Studien, beinhaltete Fehler, Verbesserungen und Kommentare, die er nicht vergessen durfte - und um nicht zu vergessen, einen wertvollen Teil seiner selbst. Das Kratzen des Federkiels füllte jäh die komplette Räumlichkeit, geschmeidig und bedacht. Sie saß dabei nicht einmal ab, das war nicht nötig. 1976. Meine Mühen haben sich gelohnt. Das Ergebnis meines letzten und wichtigsten Experimentes zum Wege der Unsterblichkeit war im Gesamten zufriedenstellend. Mein Körper beginnt sich zu regenieren, obwohl ich anfänglich die Furcht hegte, dass er unter der Last, die mein Geist ihm zumutet, zerbrechen könnte. Das ein oder andere Körperteil musste eingebüßt werden. Zeige allerdings keine Reaktion in Bezug auf Schmerzempfinden oder Verlustpsychiose. Die Psyche ist den Umständen entsprechend stabil. Das Denken ist klar. Der Kreislauf zeigt keinerlei Nebenwirkungen, die durch einen der Zusatzstoffe des Trankes hätten auftreten können. Seine Hand hielt für einen Atemzug lang inne und Voldemort zögerte, seinen Gedanken weiterhin freien Lauf zu lassen. Es wäre wohl falsch, derartige Hirngespinste an einem unsicheren Ort wie diesem fest zu halten. Also entschied er sich für ein paar Silben, die genügten, seine Erinnerung zu wahren: Aber sie war plötzlich in meinem Kopf. Ein unscheinbares Knacken ertönte in ungeahnter Nähe und die Teetasse gerade an die Lippen führend, blickte Riddle über die Schulter zu dem mit Läden verriegelten Fenster um. Das Geräusch wiederholte sich und wurde von mal zu mal stärker. Als er sich erhob und darauf zu ging, es öffnete und die Fensterläden aufstieß, schenkte ihm ein schwarzer Rabe ein böses und überraschtes Krächzen. Der Vogel hatte tatsächlich an dem verschneiten Holz genagt und mit seinem spitzen Schnabel daran geklopft, wie der Schnitter mit der Sense. Toms Augenbraue wanderte an seiner Stirn empor, während er einen weiteren Schluck seines Tees genoss, den er mit sich genommen hatte und über diese sinnlose Kleinigkeit sinnierte. Das Tageslicht war schwach, die Wolken am Himmel dicht. Seine geschundenen Augen mussten sich nicht einmal an die Lichtverhältnisse gewöhnen. Obgleich es im Zimmer so schien, war der Tag der Nacht kein Gegner mehr. Stimmen schlängelten über die Hausmauer und den Efeu an sein Gehör und sich aufmerksam über die Fensterbank lehnend, wollte er einen Blick auf die dazugehörigen Menschen erhaschen. Aber alles, was sich ihm von dieser Höhe aus erschloss war ein Haupt voll buschigem, schwarzen Haar, das sogleich aus seinem Blickfeld verschwand, kaum da er es wahrgenommen hatte. Voldemort seufzte. „Ich werde heute Abend wohl nicht hier sein", richtete der hoch Gewachsene an die auf dem Boden zusammen gerollte Schlange, die, da sie ihn vernahm, aufblinzelte. Sie nickte ein wenig widerstrebend und war wohl am überlegen, ob sie ihn fragen sollte, wieso er ihr nicht Gesellschaft leisten würde. Seine momentan abwesende Haltung war ihr jedoch Antwort genug und so kringelte sie sich zu ihm, holte sich eine für Riddle vollkommen nebensächliche Streicheleinheit ab und verkrümelte sich daraufhin unter dem Bettgestell. Tom rückte seine Kleidung, die aus einem einfachen weißen Hemd und einer schwarzen Stoffhose bestand, ein wenig zurecht, warf sich seinen Mantel um die Schultern und schloss einige Knöpfe in der Bauchnabelregion zu, seinen Zauberstab verstaute er in der Innenseite desselben. Er wirkte blass und kränklich, zumindest erwiderte das sein Spiegelbild, als er an dem Spiegel vorbeizog, beherrschte sich aber in seiner Haltung, seiner Ausstrahlung. Bellatrix würde nicht noch einmal einen falschen Eindruck von ihm bekommen. Die Türschwelle überschreitend, verließ er seine Domäne. Die Schwarzhaarige ausfindig zu machen stellte sich jedenfalls nicht als Problem dar, hörte Riddle sie doch schon von Weitem mit ihrer markanten Frauenstimme. Irgendwie klang sie schriller als am vergangenen Abend. Vielleicht irrte er auch. Doch in der Regel irrte Lord Voldemort eigentlich nie... So folgte er den Lauten, die seine Ohren umscheichelten und wäre beinah in eine um einiges kleinere Gestalt hinein gelaufen, die sich unbedacht umgedreht hatte. Bellatrix starrte Tom aus größer werdenden Augen an und wich abrupt vor ihm zurück, noch ehe sie die Situation wirklich nachvollziehen konnte. „Verzeiht", würgte sie ein wenig nervös hervor und ging in eine kaum merkliche Beugung. „Ich hoffe, ich bin nicht zu spät. Ich wurde aufgehalten und -" „Nein." „... gut, dann ... -" „Wir beginnen sofort. Folge mir." Einen Haken schlagend, wobei er Abraxas noch in einem der Gänge des Hauses verschwinden sah, geleitete er seine selbsternannte Schülerin in einen saalartigen Raum, der zu anderen Begebenheiten wohl für Feste eine gute Partie darstellte. Im Augenblick war er vollkommen leer. „Es interessiert mich nicht, was du dir vorstellst. Du wirst lernen, was ich dir beibringe und nichts anderes", erklärte der Schwarzmagier schlicht und kalt. Die junge Frau war verunsichert hinter ihm hergegangen und letztlich stehen geblieben. Ein Hauch Stille legte sich über ihre Köpfe. Er wandt sich zu ihr, musterte sie abschätzend, ehe sich seine Mundwinkel in ein schmallippiges Lächeln verzogen, das seine Augen nicht erreichte. Ihre Augenmerk heftete sich auf seine Nase, seine Züge. Irgendetwas passte bei diesem Anblick nicht zusammen. Sie war sich nur nicht sicher, was. „Am besten fangen wir mit Verhaltensregeln an. Ein wenig Respekt zu erhalten schadet schließlich niemandem, nicht wahr?" Tom kam unweigerlich näher, er hatte die Hände mittlerweile auf dem Rücken verschränkt. „Ich bin dein Lord. Lord Voldemort, dein Herr, dein Meister. Und du wirst vor mir knien, weil du mir dankbar dafür bist, was ich dich lehre." Ein wenig heißer wurde sein Ton schärfer, seine Stimme leiser – ein Flüstern. Ein eindeutiger Befehl. „Knie nieder..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)