wicked von kaprikorn (der dunkle Pfad zur Unsterblichkeit) ================================================================================ Kapitel 2: Ein Hauch Verzweiflung --------------------------------- Tom gluckste kurz und ein Röcheln trat aus seiner Kehle, weil das Blut durch die hohle Nasenöffnung dahinter herunter rann. Seine Hände hatten zu Zittern begonnen und seine Gedanken rasten, unfähig eine klare Lösung zu fassen, die ihm gelegen kam. Bei Merlin, er hielt ein Stück seines Fleisches! Es wäre ihm ohne sein Zutun aus dem Gesicht gefallen! Und Riddle zog erschrocken über sich selbst die Finger weg, dass das Nasenteil dumpf den Holzboden berührte und sich mit einer rollenden Bewegung von ihm verabschiedete. Einen weiteren Atemzug reglos verharrend, erschlafften seine Arme schließlich, neigte sich sein Kopf in den Nacken und entrang seinen gereizten Stimmbändern ein unnatürliches, grausames Auflachen. Hysterie sammelte sich in seinem Ton, gepaart mit vollkommener Irritation darüber, was um ihn herum passierte. Träumte er noch, oder wachte er längst? Sollte das sein verdienter Teufelskreis sein? Würden noch mehr seiner Gliedmaßen einfach an ihm verfaulen und deren Gelenke sich lösen? Sein Arm vielleicht? Sein Bein? Voldemorts Körper bebte vor unterdrückter Wut über seine Unachtsamkeit und je fester sich seine Hände zu Fäusten ballte, umso tiefer fraßen sich die darin verkerbten Glassplitter der Phiole und umso mehr Blut schlängelte sich gemächlich daraus hervor. Aber es interessierte ihn nicht. Etwas durch und durch Wahnsinniges, als hätte er das Reich der Vernunft längst verlassen, reflektierte in seinen geröteten Augen, das Haupt gemächlich routieren lassend. Sein Blick erfasste den Spiegel, auf den er zu wankte, wobei er sein verlorenes Körperteil achtlos mit der Fußspitze beiseite stieß, dass sich im selben Augenblick die Schlange darauf stürzte, um es mit einer gierigen Manier herab zu würgen. Riddles Shilouette kristallisierte sich nur langsam aus dem Schatten des Spiegelbildes heraus, aber je mehr er sah, umso weniger wollte er tatsächlich wissen. Dort, wo seine Nase gerade noch gewesen war, prangerte nun ein Loch, gähnende Leere die einem Einblick in seinen Kehlkopf gewährte. Das Gesicht stand vor Blut und Staub und zu einem entstellten Auge hatte sich ein zweites gesellt, obgleich er keineswegs registriert hatte, seine Umgebung weiterhin eintönig zu sehen. Abstoßend war der Anblick nichtsdestotrotz. Der Rest seines einst vollen und schwarzen Haares war während seines Experimentes gänzlich ausgefallen und fand sich in kleineren Büscheln auf seinen Schultern und Kleidern wieder. Seine Wangenknochen waren stark hervorgetreten und spannten die Haut wie rissiges Pergament. Mit einem einzelnen, langen und verkrüppelten Finger zog der Schwarzmagier die Konturen seiner Wangen und seines Nasenansatzes nach. Dann ergriff er endlich seinen Zauberstab, musste rücklings danach angeln, legte ihn nahe an die klaffende Wunde – und zögerte. Tom hatte keinerlei Ahnung von Wundheilung in diesem Ausmaße, was er sich nur langsam und widerwillig eingestehen musste. Freilich gab es in Instituten wie dem St. Mungos Hospital die nötigen Mittel und Wege dafür, aber da er sich weder dazu herablassen würde, sich dort helfen zu lassen, noch glaubte, dies doch selbst zu können, verwarf er diese Idee. Zumal, wie würde es auf einen Heiler wirken wenn sein Patient ihm versuchte zu erklären, was mit seinem Organismus und seinem Aussehen passiert war? Nein, diese Möglichkeit konnte aus vielen Gründen nicht wahr genommen werden. Sich also einstweilen mit aufkeimender Ratlosigkeit begutachtend, einigte Riddle sich mit seinem Genie darauf, dass es in jener Notwendigkeit einer „Nasenprotese" wohl auch ein Stück Haut aushelfen würde. Und da Haut das einzige war, was er sich im Überfluss anbieten konnte, verfestigte sich dieser Momentgedanke zu einer nachfolgenden Tat, von der er sich ein akzeptables Ergebnis erhoffte. Voldemort glitt mit einem ausgreifenden Schritt in Richtung Tisch und kehrte seinem Spiegelbild damit den Rücken. Mit einem Schlenker seines Zauberstabes befahl er dem darauf abgelegten Material – das hauptsächlich aus selbsterstellten Skizzen und aufgeschlagenen Büchern, sowie losen Buchseiten bestand – zu weichen, damit er ein leeres Stück Pergament auf der Platte ausbreiten konnte. Sich aus seinem Hemd schälend, dabei den Kopf ein wenig zurückhaltend neigend, da er das Blut nach wie vor in seiner Kehle spürte, versuchte Riddle gleichermaßen einen Blick auf seinen Oberkörper zu erhaschen, um eine Stelle zu finden, die seiner Vorstellung nach geeinigt für diese kleine und eher ungewöhnliche Transplantation, die er sich einbildete, geeignet schien. Und es stellte sich als sonderbar schwer heraus, da man nicht unbedingt behaupten konnte, der Schwarzmagier hätte einiges an Gewebe zu bieten. Nichtsdestotrotz legte Riddle seine Zauberstabspitze unterhalb seiner Bauchdecke an, kniff die geeiterten Augenwinkel zusammen, als die selbige zu leuchten und das Fleisch unter dem aufkommenden Zauber zu rauchen begann. Es ätzte, brannte und unweigerlich darunter stöhnend, biss er sich die Unterlippe blutig, als er eine Figur formte, deren Durchmesser groß genug für das Loch in seinem Gesicht sein sollte. Die Prozedur nahm nicht nur Zeit, sondern auch Kraft in Anspruch – Kraft, die er nach einem Zauber wie dem Erstellen eines Horcrux nicht mehr aufzubringen im Stande war. Den Hautfetzen vorsichtig mit spitzen Fingern lösend, betrachtete er es mit eisiger Faszination, legte es schließlich wie ein Metzger seine Ware auf das Pergamentstück und trat mit demselben zurück an den Spiegel. Das Adrenalin war mittlerweilen Stärker als sein Schmerzempfinden. Die Kerzen flackerten aufgeregt unter dem Windhauch, den er mit seinen Bewegungen erzeugte und kaum, da er sich an das entgegen gaffende Spiegelbild gewöhnen wollte, daran war, den Hautlappen auf die klaffende Wunde zu legen, wurde er mit einem einhaltenden Klopfen aus seiner Apathie gerissen, dass ihm das Blatt beinahe von der Handfläche gerutscht wäre. Auf Riddles Stirn bildeten sich missbilligte Fältchen und der Tür einen enervierten Blick schenkend, sparte er sich Worte, die er unter jenen körperlichen Umständen ohnehin nicht hätte formen können. „Herr?", kam es deshalb unsicher flüsternd von der anderen Seite. Die Stimme gehörte einem Mann, dessen Anwesenheit er eigentlich zu schätzen wusste, im Augenblick jedoch mehr als nur unpassend war. „Herr, Sie ist da." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)