Harte Zeiten von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 6: Ursache und Wirkung ------------------------------ Sam starrte versunken auf den See hinaus und erschauderte leicht. Wenn die Sonne unterging, war es für die Jahreszeit schon empfindlich kühl. Er erschrak, als neben ihm ein Schatten auftauchte und schüttelte über sich selbst den Kopf, als er Dean erkannte. „Es wird langsam kalt, Dude.“ Wer sollte es auch sonst sein, wenn nicht Dean. Wer außer ihm würde ihn schon an diesem abgelegenen Steg aufspüren. Dabei hatte er gedacht, er habe endlich ein sicheres Versteck entdeckt. Natürlich musste Dean ihn auch hier finden. Er fand ihn immer. Es war nun keineswegs so, dass Sam etwa Abstand von Dean gesucht hätte – so etwas wäre ihm nicht einmal im Traum eingefallen. Nicht seit der Crossroads Geschichte. Er hatte Dean einfach ein wenig Zeit für sich selbst gönnen wollen. Aber offensichtlich wollte Dean keine Zeit für sich. Sam rührte sich nicht, als Dean ihm seine Jacke über die Schultern legte, sondern blickte weiter auf das unbewegte dunkle Wasser vor sich. Sein Plan, Dean auf diesem idyllischen Flecken Erde eine Art Zwangsurlaub zu verpassen, war eindeutig gescheitert. Wenn es überhaupt möglich war, sah Dean noch erschöpfter aus als in den Tagen vor ihrer Ankunft. Was sollte er denn noch tun, damit Dean endlich aufhörte, sich ununterbrochen um ihn zu sorgen? Der würde sich damit noch völlig kaputt machen. Dean setzte sich neben ihn auf die Bank und Sam warf ihm einen verstohlenen Blick aus dem Augenwinkel zu. Warum zum Teufel entspannte der sich nicht einfach? Was sollte ihm denn schon Furchtbares passieren? Sam unterdrückte ein belustigtes Schnauben. Dumme Frage. Er könnte erstochen, erwürgt oder auch ertränkt werden – um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Deans Sorge um ihn war alles andere als unberechtigt. Sam fuhr sich mit der Hand durchs Haar und biss sich auf die Unterlippe. Er wollte doch nur, dass Dean endlich mal wieder eine Nacht durchschlief. Er wollte seinen nervigen, ewig überlegenen großen Bruder zurück. Sam schrak zusammen, als Deans Kopf plötzlich gegen seine Schulter sackte, dann lächelte er und legte den Arm um ihn. Jetzt war er eingeschlafen – wunderbar. Das war ja noch nie da gewesen, dass Dean seinen Wünschen so prompt nachkam. Mit einem nachsichtigen Grinsen beobachtete er Deans schlafendes Gesicht und fragte sich unwillkürlich, ob der schon immer so lange Wimpern gehabt habe. Sam blinzelte, kam Deans Gesicht mit seinem eigenen ein Stück näher und wünschte sich, er habe ein Zentimetermaß dabei. Die waren ja wirklich abnorm lang. Dean rührte sich in seinen Armen, schlug die Augen auf und sie starrten einander perplex an. Dann zuckte Sam so heftig zurück, dass er von der Bank fiel, Dean mit sich riss und sie Beide höchst unelegant in den Dreck plumpsten. „Idiot.“, brummte Dean dumpf gegen seine Brust und Sam starrte in den sich verdunkelnden Abendhimmel. Er musste Dean leider Recht geben. „Entschuldige.“ „Schon gut…“, kam es zurück, „Du bist bequem.“ Sam blinzelte heftig und stellte nach einem Weilchen fest, dass Dean offenbar nicht vorhatte, in allzu naher Zukunft von ihm runter zu gehen. Der war tatsächlich wieder eingeschlafen. „Wir werden diesen Ort verlassen und zwar jetzt sofort!“ Dean hatte gerade noch Zeit, die Badezimmertür wieder zu schließen, da klatschte auch schon von der anderen Seite Sams Jeans samt Gürtel mit Rodeoschnalle dagegen. Offensichtlich hatte Sam beschlossen, ihn umzubringen. Er hörte Sam auf der anderen Seite der Tür vor sich hin zetern, schnappte Brocken wie „ganz bestimmt nicht noch einmal – Schnauze voll – olle Penntüte“ auf und fragte sich, was zum Teufel passiert war, Sam so aufzuregen. Er öffnete vorsichtig die Tür, luscherte hinaus und gewahrte Sam am Fenster, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und versuchte, bedrohlich auszusehen. „Ist was passiert, während ich unter der Dusche war?“, erkundigte er sich und konnte ein amüsiertes Grinsen nicht unterdrücken. Sam versuchte, bedrohlich auszusehen! Sonst noch was? Der war in etwa so bedrohlich wie Bambi. „Allerdings ist was passiert!“, knurrte Bambi nun und Dean zog die Augenbraue in die Höhe und blickte Sam abwartend an, „Der Page hat mich angebaggert!“ Dean entgleisten sämtliche Gesichtszüge. „Wie bitte? Was hast du gemacht?!“ Sam baute sich zu seiner vollen Größe auf und Dean musste zugeben, dass er zumindest Potential besaß, eines Tages König des Waldes zu werden. Was machte er hier eigentlich? Er kannte doch gar keine Disney Filme. Das musste Sams schädlicher Einfluss sein. Und wenn Sam Bambi war, wer war dann er – Klopfer? „Ich habe dich verpennten Sack auf unser Zimmer getragen!“, blökte Sammy und unterbrach damit gnädigerweise seinen Gedankengang. „Und natürlich hat mich der halbe Ort dabei gesehen und jetzt halten sie uns wieder alle für ein Paar!“ Dean entwich ein Glucksen, das er höchst unglaubwürdig als Husten zu tarnen versuchte und Sam spießte ihn mit seinem Blick förmlich auf. „Das ist nicht lustig!“ „Natürlich nicht!“, bestätigte Dean grinsend, marschierte zu ihrer Eingangstür und riss sie energisch auf. „Ey!“, grölte er den Pagen an, der praktischerweise gerade an ihrem Zimmer vorbei lief, „Hast du meinen Kerl angegraben?!“ Er hörte hinter sich einen dumpfen Laut und vermutete, Sam sei entweder in Ohnmacht gefallen, oder habe das Fenster geöffnet, um sich in die Tiefe zu stürzen. Zum Glück waren sie bloß im ersten Stock. Der Page hielt mitten im Gehen inne, drehte sich zu ihm um und musterte ihn von oben bis unten und das auf eine Art und Weise, dass Dean das dringende Bedürfnis verspürte, gleich noch mal zu duschen. Das war ja ekelhaft. „Und wenn?“, grinste der Typ ihn schmierig an und Dean unterdrückte einen Würgreiz. Er wünschte nur, er hätte sich mit mehr als einem Handtuch um die Hüften vor die Tür gewagt. Da musste man ja Angst kriegen. Der widerliche Page sah aus wie ein zu groß geratenes Insekt. Er spürte plötzlich Sams Hand an seiner Schulter und als er irritiert zu ihm aufblickte, sah er Sam den Pagen schon beinahe mordlüstern niederstarren. Den schien das allerdings nur halb so sehr zu beeindrucken wie Dean. „Ich würde euch Beide nicht von der Bettkante stoßen…“, flötete er. Sam gab so etwas wie ein Knurren von sich, dann zog er Dean mit einem Ruck in ihr Zimmer und knallte die Tür zu. „Dude, was war das denn?“ Dean verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Sammy, der sich offenbar wieder von seinem Anfall erholt hatte und nun energisch dazu übergegangen war, zu packen. „Was war was?“, fragte Sam gereizt und Dean ließ sich auf sein Bett fallen. „Zieh dich an und fang an zu packen!“, grollte Sam ihn an und Dean lächelte und blieb, wo er war. „Erst, wenn du mir erklärst, was da eben in dich gefahren ist.“ Sam hielt inne, blickte ihn einen Moment ungeduldig an und zuckte dann mit den Schultern. „Ich darf dich auch mal beschützen.“ Sam lächelte plötzlich und Dean schlug das Herz bis zum Hals. Moment – sein Herz machte was? Dean horchte erschüttert in sich hinein und stellte fest, dass er sich nicht geirrt hatte: sein Puls hatte sich noch immer nicht beruhigt. Entweder wurde er krank, oder er musste sich ernsthaft Sorgen machen. Sams Anblick sollte das Letzte sein, was ihm Herzklopfen verursachte. Dean atmete ein paar Mal tief durch und beschloss dann, dass das rein gar nichts zu sagen hatte. Er hatte Sam eben lieb – das war alles. Das war alles. … Das war alles. Er stand vom Bett auf, zog sich etwas an und folgte dann Sams Beispiel und packte seine Sachen. Er hatte diesen Ort eh satt – die hatten nichtmal eine anständige Bar. Sie gingen gemeinsam nach unten zur Rezeption und wurden dort erneut mit der Zecke – ehemals als Page bekannt – konfrontiert. Sam mutierte sofort wieder zu Charles Bronson und setzte seinen Todesblick auf, als Zecke Dean anbot, ihm die Tasche zum Auto zu tragen und Dean war von Sammys Heldenmut so beeindruckt, dass er völlig vergaß, angewidert zu sein und Zecke seine Tasche gab. Der grinste beglückt und Dean konnte Sammy gerade noch davon abhalten, seinen inneren Kammerjäger zu erwecken und Zecke den Hals umzudrehen. Was war denn plötzlich mit Sam los? Wenn es um ihn selbst ging, verlor er die Fähigkeit zu Sprechen, aber wenn sich jemand an Dean heran machte, war er plötzlich Superman? Sie saßen schließlich im Wagen, zur Abfahrt bereit, und der vermaledeite Page wagte es doch tatsächlich, noch einmal das Wort an Dean zu richten. Er fragte ihn nach seiner Nummer. Dean war sprachlos, Sammy schäumte und tat dann etwas sehr Unüberlegtes. Sein einziges Anliegen war, dem unterbelichteten Kofferträger klar zu machen, dass Dean ja mal so gar nicht in seinen Einflussbereich fiel. Dean war viel zu gut für solchen Abschaum und außerdem war er ja gar nicht schwul. Und weil das so war und weil der dumme Insektenmann es ja einfach nicht begreifen wollte, beugte er sich zu Dean hinüber und küsste ihn demonstrativ. Dean hatte kurz das Gefühl, das Raum-Zeit-Kontinuum habe sich verschoben. Was passierte hier bitte gerade? Das waren doch nicht wirklich Sams Lippen auf seinen? Warum fühlten die sich so gut an? Der benutzte doch nicht etwa so ’nen weibischen Lippenpflegestift?! Zu viele Fragen, keine Antwort in Sicht. Aber das mit dem Lippenpflegestift musste er Sam unbedingt fragen, wenn sie fertig waren. … Der hörte ja gar nicht wieder auf. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte Dean ja fast glauben können, dass Sam das hier ernst meinte. Na schön, dann konnte er es auch genau so gut echt aussehen lassen. Dean schloss die Augen und begann, seine Lippen gegen Sams zu bewegen. Der hatte mit sowas offensichtlich absolut nicht gerechnet – er japste überrascht auf und… dann machte er mit. Auf einer Merkwürdigkeitsskala von eins bis zehn war das hier mindestens eine neununddreißig. Er küsste hier gerade seinen Exbruder, verdammt! Interessanter Weise fand Dean es nicht halb so ekelhaft, wie es zu erwarten gewesen wäre. Eigentlich war es überhaupt nicht ekelhaft – es war eben Sam. Auch diesmal wollte er lieber nicht wissen, was Freud dazu sagen würde. Sam legte beide Hände an seine Wangen und Dean grinste in sich hinein. Machte er das bei den Mädels auch so? Das war irgendwie süß. Aber auch nur irgendwie, denn in Wirklichkeit fand er Sam ja überhaupt nicht süß. Sam war ein Kerl und Kerle waren nicht süß und damit hatte es sich. Dean schwor sich, Sam bis an dessen Lebensende mit diesem Kuss aufzuziehen. Wann würde er schon jemals wieder so eine glorreiche Gelegenheit dazu bekommen? Dieser Kuss war ein Geschenk Gottes. Sam war geliefert, und völlig egal, welche Argumente er auch vorbringen mochte, er hatte ja schließlich damit angefangen. Dean war einfach nur seiner Vorgabe gefolgt. Sams Besitzansprüche ihm gegenüber in allen Ehren, aber das hier ging schon irgendwie ein kleinwenig zu weit. Wie lange küssten sie sich eigentlich schon? Schade, dass er Zeckes Gesicht nicht sehen konnte, dem ging bestimmt grad einer ab. Sam streichelte ihm sanft über die Wange und Dean spürte, wie sein Herz ein paar Takte aussetzte und dann von Walzer auf Flamenco umsprang. Danach schaltete sich sein klarer Verstand ab. Er schlang auch noch seine Arme um Sam, vergaß den Zeckenmann, vergaß, dass sie im Auto saßen, wo sie jeder sehen konnte und dann schob er seine Zunge in Sams Mund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)