Harte Zeiten von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 1: Paarungen -------------------- „Dean?“ Der Angesprochene fuhr herum und stürzte zu Sam ans Krankenbett, fiel daneben auf die Knie und ergriff Sams Hand. „Ich bin hier, Sammy… ich bin hier.“ Er sah Sam mühevoll die Augen öffnen und brauchte eine Weile, bevor er begriff, dass es Tränen waren, die ihm die Sicht vernebelten. Dean war sich nur nicht sicher, ob er weinte, weil Sammy endlich aufgewacht war, oder weil er nicht sein Bruder war. Sam war nicht sein Bruder. Das machte überhaupt keinen Sinn! „Dean…“ Er hörte die Besorgnis in Sams Stimme, aber er konnte nicht aufhören zu weinen und er ließ sogar zu, dass Sam ihm, in seinem Bestreben ihn zu trösten, ein wenig unbeholfen über den Kopf streichelte. Was sollte er denn jetzt machen? Dean hörte, wie der Arzt das Zimmer verließ und mobilisierte all seine Kräfte, um sich zu beruhigen. Was machte er hier eigentlich? Das war ja total peinlich! Sam lebte und war über den Berg und er flennte wie ein Waschweib. Waren sie eben nicht verwandt, nach all den Jahren sollte das keine Rolle mehr spielen. Aber irgendwie tat es das doch. Dean riss sich zusammen und stand auf, griff sich ein paar Kleenex von Sams Nachttisch und putzte sich geräuschvoll die Nase. Er wusste, dass Sam ihn die ganze Zeit beobachtete, also ließ er sich mit dem Naseputzen Zeit. Momentan fehlten ihm eindeutig die Worte, sich aus dieser Situation rauszureden und dann musste er Sam ja auch noch offenbaren, dass er ein Einzelkind war. Wie er das anstellen sollte, entzog sich seiner Vorstellungskraft. Sensibel wie Sam war, würde der wahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch oder Ähnliches bekommen und Dean glaubte sich nicht in der emotionalen Verfassung, mit sowas umzugehen. „Dean?“ War ja klar – kaum wach und schon fing Sam an, ihm auf die Eier zu gehen. Dean entsorgte die Taschentücher und wandte sich dann Sam zu, der ihn besorgt musterte. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Sam schwach und Dean schaffte ein Grinsen. „Sollte ich das nicht eher dich fragen?“ Sam lächelte geisterhaft und Dean setzte sich zu ihm und zögerte einen Moment, seine Hand zu nehmen und dann tat er es doch. „Du hast mir ganz schön Sorgen gemacht.“, bekannte er leise und Sam schloss die Augen. „Das wollte ich nicht.“ „Das weiß ich, du Pappnase. Aber der Doc sagt, dass du wieder gesund wirst, also ist das vergeben und vergessen.“ Sam drückte sanft seine Hand und Dean konnte einfach nicht anders, als zu lächeln. Egal ob verwandt oder nicht, er hatte diesen Kerl verdammt gern. „Sammy, ich muss dir was sagen…“, begann er leise und wartete auf eine Reaktion. Aber Sammy reagierte nicht, Sammy war eingeschlafen. Ganz Großartig. Vielleicht konnte er den Arzt überreden, die frohe Botschaft zu überbringen, während er sich auf dem Klo versteckte. Dean wollte nicht Sams Gesicht sehen müssen, wenn er es erfuhr. Sam beobachtete seinen Bruder, wie der unruhig durchs Zimmer tigerte und fragte sich unwillkürlich, was den so nervös machte. Wenn man dem Arzt glauben konnte, war er in einem hervorragenden Zustand, wenn man in Betracht zog, dass er bis vor kurzem von einem Rudel Vampire als Dauerlutscher missbraucht worden war. Das wusste der Arzt natürlich nicht, der Arzt dachte, er sei mit einer Barbecue Gabel attackiert worden. Unglaublich, was die sich im Krankenhaus alles weismachen ließen. Sam schnaubte und bat Dean, dem Teppich eine Verschnaufpause zu gönnen und der hielt mitten im Schritt inne und drehte sich zu ihm um. Irgendwie gefiel Sam dieser Blick nicht. Dean machte ein Gesicht, als habe er schon wieder irgendeinen hanebüchenen Unsinn angestellt – einem Dämon seine Seele für ein neues Autoradio verkauft, oder etwas in der Art. „Sammy…“, fing Dean an und Sam zog beide Augenbrauen in die Höhe und wartete ab, aber Dean machte keine Anstalten, noch etwas zu sagen. „Was hast du gemacht?“, erkundigte er sich also misstrauisch und Dean zog die Stirn kraus. „Ich hab gar nichts gemacht!“, stellte er klar, eindeutig irritiert, und Sam verschränkte die Arme vor der Brust. „Die konnten meine Blutspende nicht für dich verwenden…“, setzte Dean schließlich an und Sams Gesichtsausdruck drückte pures Entsetzen aus und er ließ Dean keinerlei Zeit, weitere Erklärungen abzugeben. „Wieso nicht? Was ist mit deinem Blut? Bist du krank? Was-“ „Sammy!“, grollte Dean, entnervt weil sein Exbruder es ihm so verdammt schwer machte, seine Rede einfach hinter sich zu bringen, „Mir fehlt nichts, ok? Unsere Blutgruppen passen einfach nicht zusammen.“ Sam holte Luft, um etwas zu sagen und hielt dann perplex inne. „Sie passen nicht zusammen?“ „Nein.“ Sam mochte sich irren, aber Dean klang bedrückt. „Der Doc sagt, es sei ausgeschlossen, dass wir genetisch verwandt sind.“ Wenn Sam nicht im Bett gesessen hätte, er wäre umgefallen. Das war doch vollkommen unmöglich! „Das ist ein Scherz, oder?“ Seine Stimme zitterte und er wagte es kaum, Dean anzusehen und als er es schließlich doch tat, wusste er, dass es kein Scherz war. Dean würde über sowas keine Scherze machen. Sam hörte sein Blut in seinen Ohren rauschen und einen Moment lang hatte er das Gefühl, er würde ohnmächtig werden. Er war eindeutig nicht in der körperlichen Verfassung für solche Neuigkeiten. „Sammy?“ Dean machte ein paar schnelle Schritte quer durch den Raum auf ihn zu und Sam ahnte, dass er leichenblass geworden war. Dean klappte die Rückenlehne vom Bett mit einem geübten Handgriff nach hinten und drückte Sam sanft auf den Rücken, bevor er ihm das in Unordnung geratene Haar aus der Stirn strich und ihm besorgt in die Augen sah. „Besser?“ In dem Moment wusste Sam, dass es völlig egal war, dass sie keine Brüder waren. „Die steht auf dich.“ Sam verdrehte die Augen und ignorierte einen grinsenden Dean, der reichlich auffällig einer rothaarigen Krankenschwester hinterher blickte. „Sie hat nur meinen Puls gemessen, Dude.“ „Ja klar, ihre Oberweite hat dich doch fast angesprungen, als sie sich über dich gebeugt hat!“ Dean riss sich vom Anblick der Krankenschwester los und wandte sich ihm zu. „Wie fühlst du dich?“ „Ausgezeichnet.“ Dean nickte zufrieden und klaute sich Sams Nachtisch von dessen Essenstablett. „Dann können wir hier ja bald verschwinden. Ich mag keine Krankenhäuser.“ „Wirklich?“, Sam musterte ihn spöttisch, „Is mir nich aufgefallen.“ „Ich mag keine Krankenhäuser, Dude – von Krankenschwestern hab ich nix gesagt.“ Dean grinste einem im Flur vorbeigehenden Exemplar dieser Gattung zu und wandte sich dann wieder an Sam. „Du siehst aber auch schon viel besser aus.“ Sam kam diese Bemerkung ein wenig merkwürdig vor, aber er ging nicht näher darauf ein. Seit sie keine Brüder mehr waren, kam Dean ihm ständig merkwürdig vor. „Vielen Dank.“, antwortete er also und beobachtete, wie Dean auf ihn zu kam und sich zu ihm an die Bettkante setzte. „Bobby hat vorhin angerufen. Es gibt da einen Job in Seattle, der darauf wartet, von uns angenommen zu werden.“ Sam zog die Augenbraue in die Höhe und Dean blickte ihn unschuldig an: „Was?“ „Woher weiß Bobby, dass wir in der Nähe von Seattle sind?“ „Ich hab’s ihm erzählt.“, gestand Dean schuldbewusst und fügte hinzu: „Wenn das zu viel für dich wird, dann lassen wir’s und bleiben hier – Tacoma ist zwar nicht unbedingt mein favorisiertes Urlaubsziel, aber wir können ja den Nationalpark besichtigen.“ Sam hörte sich das alles schweigend und ein kleinwenig ungläubig an und fixierte Dean dann mit seinen grün-braunen Augen. „Du willst den Job sausen lassen?“ „Nein, aber du, dachte ich?“ Sam lächelte plötzlich. „Seit wann so rücksichtsvoll?“ Dean wich seinem Blick aus und betrachtete interessiert den abgewetzten Teppichbelag. „Dude, du wärst mir fast weggestorben…“ „Als ob das was Neues wär.“ Dean sah mit einem Mal wütend aus. „Das ist nicht lustig, Sammy!“ Sam weitete die Augen und blickte überrascht zu Dean hoch, der aufgesprungen war und jetzt über ihm stand wie ein schnaubender Stier – oder so ähnlich. „Ich hätte dich fast verloren – mach darüber gefälligst keine Witze!“ Sam schluckte und wusste nicht, was er erwidern sollte. Er war nicht daran gewöhnt, dass Dean ihm gegenüber so deutlich seine Gefühle artikulierte; er kannte bisher nur eher raue Zuneigungsbeweise in Form von herzhaften Schlägen auf die Schulter, die zwar sicherlich liebevoll gemeint waren, sich aber mit Sicherheit nicht so anfühlten. „Tut mir leid…“, war alles, was ihm einfiel und Dean beruhigte sich schlagartig und seufzte. „Wollen wir den Job nun annehmen oder nicht?“ Sam legte den Kopf schief und fragte sich, wann genau Dean beschlossen hatte, ihn in solche Entscheidungen mit einzubeziehen. Für gewöhnlich stürmte Dean mit wehenden Fahnen voran und ihm blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Wieder so ein merkwürdiger Moment. Sam wurde sich bewusst, dass Dean noch immer auf seine Antwort wartete und nickte endlich. „Von mir aus können wir den Job annehmen – bin ja so gut wie neu.“ Dean nickte ebenfalls und wandte ihm dann den Rücken zu, um sich am Fenster zu positionieren. Sam musterte einen Moment lang seine Kehrseite, dann schnappte er sich die Zeitung und studierte die Schlagzeilen. „Du veräppelst mich.“ Dean wandte seinen Blick von der Straße ab, um Sam ansehen zu können und der bewahrte stoische Gelassenheit und zog die Augenbraue in die Höhe. „Nein, tu ich nicht und jetzt guck nach vorne. Bei einem Autounfall zu sterben wäre mir zu viel Ironie des Schicksals.“ Dean tat, wie ihm geheißen und konzentrierte sich wieder so gut es ging auf die Straße. „Wiederhol das Opferprofil.“, knurrte er und machte sich eine geistige Notiz, Bobby den Hals umzudrehen, wenn er ihm das nächste Mal begegnete. „Die Opfer sind allesamt männlich, zwischen zwanzig und dreißig und immer paarweise verschwunden. Offensichtlich handelte es sich um öffentlich bekennende Homosexuelle.“, spulte Sam seinen Text ab und Dean schlug gegen das Lenkrad. „Warum regst du dich so auf?“, fragte Sam verwundert und Dean warf ihm einen Blick aus dem Augenwinkel zu: „Bobby meinte, der Job wäre perfekt für uns – ich möchte nicht genauer darüber nachdenken, warum er davon so überzeugt ist.“ Sam gluckste und fing sich einen schmerzhaften Klaps ein. Dean hatte offensichtlich beschlossen, ihn nicht länger zu schonen. „Ich wüsste nicht, was es da zu lachen gibt…“, grummelte Dean ungehalten, „Wenn ihm irgendjemand Anlass zu merkwürdigen Gedanken gegeben hat, dann sicherlich nicht ich.“ Sam beschloss, dass es am vernünftigsten war, darauf nicht zu antworten. Sie erreichten Seattle, checkten in einem Hotel ein und machten sich an die Recherchen. Was sie herausfanden, war zwar aufschlussreich, aber nicht aufschlussreich genug. Seit mehr als zehn Jahren verschwanden in Seattle und Umgebung immer wieder Homosexuelle und das immer paarweise. Das Verschwinden ereignete sich zumeist in den Sommermonaten, manchmal jedoch auch schon im Frühling. Leichen oder sonstige Überreste waren nie gefunden worden. Jetzt mussten sie nur noch herausfinden, ob ein geisteskranker Homophober dahinter steckte, oder ob die Angelegenheit in ihr Metier fiel. Sie hatten sich in ihr Hotelzimmer zurückgezogen und überlegten nun, wie sie am Besten vorzugehen hätten. „Wir könnten-“, setzte Sam an und Dean warf ihm ein Kissen an den Kopf. „Bist du bekloppt?!“, empörte sich Sammy und Dean bedachte ihn mit einem strengen Blick: „Wir werden uns nicht als homosexuelles Paar ausgeben.“ „Wieso nicht?“ „Weil wir kein homosexuelles Paar sind.“, lautete die schlichte Antwort. „Du spinnst jawohl! Wir haben uns schon als Ärzte, Polizisten und sogar Priester ausgegeben!“ „Eben. Irgendwo muss man mal die Grenze ziehen.“ Sam zog eine spöttische Schnute und tippte Dean vor die Stirn. „Sei nicht albern. Dieser Job war deine Idee, jetzt stell dich gefälligst nicht an wie ein kleines Kind.“ Dean wollte irgendetwas dazu sagen, ihm fiel bloß nichts ein. „Gut, dann machen wir das so.“, beschloss Sam daraufhin eigenmächtig und nickte zufrieden. Dean fragte sich, was es da zufrieden zu nicken gab, das durfte doch alles nicht wahr sein. Erst war Sam nicht sein Bruder und jetzt waren sie schwul und zusammen?! Er fühlte sich, als wäre er im falschen Film. „Ich bin aber oben!“, platzte es aus ihm heraus und er war nicht wirklich überrascht, als Sam ihn musterte, als sei er endgültig übergeschnappt. „Ganz so gründlich wollte ich die Rolle eigentlich nicht spielen.“, bemerkte Sam spitz und Dean fiel gerade noch die rettende Retourkutsche ein: „So bekommst du aber keinen Oskar.“ „Haben Heath und Jake auch nicht.“ Mist verdammter aber auch. Hosted by Animexx e.V. 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